Vom Wigry zum Narew (Ulbricht 1978)

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Vom Wigry zum Narew


Ein Ruderertip für Kanuten


Als langjährig aktiver Wanderruderer bin ich seit Jahren auch Abonnent des "KANUSPORT", da man hier auch als Ruderer wertvolle Anregungen für neue Wandergebiete erhält. Ich möchte hier einmal von einer Route berichten, die wir 1977 in Ruderbooten befuhren, und von der ich im "KANUSPORT" bisher noch nichts zu lesen bekam.

Vielleicht dient dieser Bericht einigen Kanutouristen als "Krückstock", auf den sie sich bei der 1978er Urlaubsplanung stützen können. Unsere Wanderfahrt führte uns vom Wigry bis nach Warschau, aber nach Ansicht des Chronisten hört mit Erreichen des Narews der "Zauber" auf, so dass mein Bericht nur den interessanteren Teil der Trasse beschreiben wird.

Der Wigrysee, ein beinahe hufeisenförmig gekrümmter See im äußersten Nordosten Polens, etwa 35 km westlich der Grenze zur Litauischen SSR, war Ausgangspunkt unserer Fahrt. Günstiger Ausgangspunkt für eine gleichgeartete Wanderfahrt ist das Dorf Gawrych-Ruda (PTTK-Stützpunkt) am südwestlichen Zipfel des südlichen Wigry.

Mit der Bahn gelangt man dorthin, indem man auf der Fahrt nach SUWAŁKI auf der Bahnstation Płociczno (eine Station vor Endstation) aussteigt. Dann sind es zu Fuß oder per Bus noch etwa drei km bis zur PTTK-Station. Von Gawrych-Ruda schlängelt sich der Wigry fast wie ein Hufeisen in einer Breite von einigen Hundertmetern bis zu einer Breite von über 2000 m fast 30 km erst nach Osten, dann wieder nach Nordwesten, durch eine dünn besiedelte, wald- und wiesenreiche Landschaft, in der es noch Biber gibt. Obwohl eifrig nach diesen Tieren Ausschau gehalten wurde, bekamen wir sie nicht zu Gesicht - massenhaft angeknabberte Bäume gaben am Wigry und an der Czarna Hańcza jedoch Zeugnis von der Anwesenheit der Nager. Vom Ausgangspunkt Gawrych-Ruda fährt man bei westlichem Wind am besten mit Schiebewind quer über den See, bei östlichem Wind auf jedem Fall im Schutze der Inseln Ordów, Ostrów und Krowa und den sie umgebenden dichten Schilfgürtel am Südufer des südlichen Wigry entlang. Die am hohen Südufer gelegenen Orte Bryzgiel und Krusznik bieten dem Wasserwanderer ein hübsches Bild.

Beim Befahren des südlichen Wigry sollte man sich soviel Zeit lassen, dass man beide Trassen befährt und dass man die am Nordufer des südlichen Wigry abzweigenden, unberührten Seen Długie-See, Muliczne-See und Białe-See gleichfalls befährt.

Die Fahrt auf dem südlichen Wigry sollte mittags einen der wunderschönen Biwakplätze ansteuern, die mit in die Landschaft passenden Unterständen und Bänken sowie genügend Freiraum für Lagerfeuer und zum Abkochen ausgerüstet sind - gleiches gilt für die gesamte Trasse auf Hańcza und Biebrza. Hinter der dicht bewaldeten Halbinsel Węgieł biegt der See dann nach Nordwesten ab. Das Landschaftsbild des nördlichen Wigry wird von der Klosterkirche des ehemaligen Kamaldulenser-Klosters auf der Halbinsel Wigry geprägt. Bei günstigem Wind sollte man auf dem nördlichen Wigry entlang der Węgieł-Halbinsel fahren.

Am Ende der Fahrt gelangt man in den westlichen Teil des nördlichen Wigry, die Hańczanska-Bucht - hier mündet die Czarna Hańcza ein. Ein Befahren der oberen Hańcza war uns im Ruderboot nicht möglich - im Faltboot ist es stromab sicher schwierig, aber möglich - gleiches gilt für die am nördlichsten Ende des Wigry einmündende Kamionka. Nachdem man bis in nördlichsten Zipfel des Wigry vorgedrungen ist, sollte man zweierlei tun, per Bus nach Suwałki fahren und das alte Kamaldulenser-Kloster besuchen.

Hier oben ist auch das PTTK-Hotel Stary Folwark gelegen - Unterkunft wird man sicher finden, und dann können Stadt Suwałki und Kloster Wigry in Ruhe besichtigt werden.

Suwałki ist ein schmucklose Stadt mit engen Gassen und zumeist nur ein- bis zweistöckigen Häusern, die größtenteils von solider Zimmermannsarbeit zeugen, da sie aus Holzbalken gefügt sind. Aber den kleinen schmucklosen, alten Häusern ist scheinbar der Kampf angesagt, denn überall wird abgerissen und neu aufgebaut.

Eine Fahrt auf dem nördlichen Wigry sollte mit einem Abstecher zum Leszczewek-See führen und die Besichtigung des Klosters Wigry mit einschließen. Die Kamaldulenser, die dieses Kloster errichteten, waren geistliche Ordensleute mit polnisch-nationalem Einschlag.

Sie waren deshalb der hier wechselnden zaristischen und preußischen Besatzung gleichermaßen unbequem.

Zur Zeit preußischer Besatzung musste das Kloster von den Kamaldulensern geräumt werden, diente zeitweise als Soldatenunterkunft und wurde im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört.

Opferreich und mit viel Liebe wurde es danach wieder aufgebaut. Die alte Klosterkirche steht bereits wieder, innen ist man noch am Restaurieren. Am Aufbau der Unterkünfte der Ordensleute wird zur Zeit noch gearbeitet - fertiggestellt, sollen sie später als Ferienheim dienen. Die Klosterkirche dient der Gemeinde Wigry anscheinend als Pfarrkirche.

Wenn wir uns am Südufer der Wigry-Halbinsel auf unserer Fahrt östlich halten, gelangen wir zu zwei kleineren Seen. Hier am Ort Czerwony Folwark verlässt dann die Czarna Hańcza den Wigry-See. Wir müssen die Boote durch ein offenes Wehr schieben.

Irgendwo hinter dem Wehr steht die Kilometertafel 59, der Fluss strömt stark und ist recht breit - ein breiter Schilfgürtel an beiden Ufern lässt nur eine schmale Fahrrinne offen.

Nach dem Verlassen des Wigry führt der Fluss anfangs durch eine Wiesenlandschaft und durch mehrere Dörfer an vielen Höfen vorbei. Vom Namen her am sympathischsten war uns das Dorf Stara Żubrówka - hier sicher ist unsere Sympathie zum gleichnamigen Getränk mit uns durchgegangen.

Hinter dem Dorf Wysoki Most (km 41) fängt die Landschaft an, mehr wald- als wiesenreich zu sein. Starke Mäander, schnelle Strömung und das Schilf an den Ufern lassen keine einzige Minute zum Dösen. Steuern wird zum Job, wer döst, legt unfreiwillig an, bevor er ausgedöst hat.

Am Biwakplatz bei Wysoki Most sollte man rasten, wenn es die Zeit gestattet - wir konnten dort einen alten Biberbau besichtigen. Jetzt wird der Fluss etwas schmaler, in starken Mäandern schlängelt er sich oft durch feuchte Wiesen, meist aber durch Wald, dann und wann ein Hof oder ein Dorf. Elche und Wisente lassen sich nicht sehen, aber als Haustiere auffallend viele Pferde, und in der Vogelwelt wird sich wohl nur ein Ornithologe zurechtfinden.

Mitten im Wald wurde dann (etwa beim km 34) am rechten Ufer ein hübscher Biwakplatz gesichtet, der wie all' diese Plätze hier mit gut in die Landschaft passenden Bänken, "Pilzen" zum Unterstellen und Feuerstelle ausgerüstet ist. Die Ufer wurden zu beiden Seiten höher - zusätzlich zu Schilf, Kurven und Strömung nervten nun noch umgestürzte Bäume (Rache der Biber) und schwierige Brückendurchfahrten die Steuerleute. Zwischen der Straßenbrücke bei Głęboki-Bród und Fracki (km 27) und der PTTK-Wassersportlerherberge Fracki (km 24) liegt quer über den Fluss eine sehr flache Brücke (Bretter).

Nach diesem Hindernis erreichen wir dann die PTTK-Wassersportlerherberge Fracki, in einer Rechtskurve am linken Ufer hübsch auf einer Anhöhe gelegen. Kurz hinter dem PTTK-Platz überspannt eine hölzerne Brücke die Czarna Hańcza, vor der Brücke ist eine gefährliche Strömung - hier sollte man vorsichtig sein.

Hinter dem Ort Dworczysko (km 10) biegt der Fluss unter eine Brücke rechtwinklig nach Backbord ab. Hinter der Brücke am rechten Ufer ist wieder ein herrlicher Biwakplatz mitten im Wald. Die letzten zehn Kilometer auf der Czarna Hańcza sind schwierig. Die hohen Ufer stehen voll dichtem Wald, umgestürzte Bäume liegen boshafterweise fast immer in den Kurven, dazu die Strömung und diese verfluchten Haarnadelkurven. Wiesen findet man kaum noch, es geht nur noch durch einen herrlichen Wald.

Am km 02 in einer Steuerbordkurve steht auf einer Anhöhe nochmal eine PTTK-Herberge. Hier übernachten wir in Bungalows und nutzen ausgiebig die Sauna.

Nach 2000 m flotter Fahrt durch den Wald biegen wir bei km 00 der Czarna Hańcza nach Steuerbord in den einmündenden Kanał Augustowski. Die Czarna Hańcza verlässt nach etwa 12 km polnisches Gebiet, um in die Bjelorussische SSR zu fließen, wo sie dann in den Njemen münden wird. Unsere Boote erreichen aber nach 200 m die Schleuse Sosnówek (km 70,3), und gemeinsam mit polnischen Kanuten wird geschleust.

Die Fahrt auf dem Kanal bis zum Ort Żyliny (km 52,5) ist sehr abwechslungsreich, die Trasse ist ein einziger Wechsel von Kanalstücken und kleinen Seen - dann und wann von einer Schleuse unterbrochen. Vergleichbar ist die Strecke etwa mit einer Fahrt auf der Oberen Havel unterhalb Drewensee bis Stolpsee. Bis Żyliny sind fünf weitere Schleusen zu überwinden; es sind dies die Schleusen Mikaszówka (km 69,1), Perkuć (km 63), Doppelschleusen Paniewo (km 60,9) und Schleuse Gorczyca (km 57). Die Doppelschleuse Paniewo wird zur Zeit rekonstruiert. Wir mussten hier Boote und Gepäck umtragen. Direkt an der Schleuse ist eine Gaststätte mit Mittagstisch.

Hinter der Schleuse Gorczyca im Ort Płaska kann man wieder eine PTTK-Herberge ansteuern.

Da der Kanał Augustowski zwischen den Orten Płaska (km 55) und der Schleuse Swoboda (km 47,4) wenig Abwechslung bringt, falls nicht gerade Flöße bewegt oder an der Ablage bei Płaska Flöße zusammengestellt werden, sollte man vor Żyliny auf Steuerbord nach Norden abbiegen. Ein enges Fließ, mit leichter Gegenströmung führt zum Ort Sucha Rzeczka. Nach zwei Kilometern steht man dann vor einem Wehr. Beim Wehrmeister stehen mehrere Bootswagen zum Übersetzen bereit. Man setzt nun in den Serwy-See um. Es hat anfangs den Anschein, dass der See mit seiner Nord-Süd-Lage bei den häufigen Winden aus west-östlichen Richtungen nur gefahrvoll befahrbar ist.

Das einzig riskante Stück ist eigentlich nur die Überfahrt zur ersten Insel, dann kann man sich im entsprechenden Windschatten der Inselkette völlig ungefährdet weiter nach Norden vorwärts bewegen.

Der See mit seinen teilweise dicht verschilften, wald- und wiesenreichen Ufern ist sehr hübsch. Auf der dem Ort Serwy gegenüber liegenden Insel befindet sich eine herrlich gelegene PTTK-Wassersportlerherberge mit Bungalows, Zeltplatz und Lagerfeuerstellen.

Nördlich der Serwy-Insel wird der See dann schmaler, so dass die Fahrt gefahrlos bis Podmacharce fortgesetzt werden kann.

Nach diesem 24 km langen Abstecher setzen wir unsere Fahrt auf dem Kanal westlich des Ortes Źyliny fort.

Die fünf Kilometer von Żyliny zur Schleuse Swoboda (km 47,4) kosteten uns viel Zeit, denn auf dem Kanal wurde gerade eine kilometerlange Floßkette in Richtung der Schleuse bewegt, so dass daran kein Vorbeikommen war.

Am Ende der Floßkette wurden die Boote angebunden.

Mit polnischen Kanuten wurden Schokolade und Getränke ausgetauscht und die urwaldähnliche Landschaft beiderseits des Kanals genossen. Hinter der Schleuse ging es dann über Stuzieniczne- und Białe-See zum Necko-See. Hier fließt der Augustow-Kanal nach Süden ab. Die Strecke erinnert wieder an Mecklenburg zwischen Strasen und Diemitz. An der Einfahrt zum Białe-See musste geschleust werden (Schleuse Przewięź: km 43,5).

In Augustów (km 34) wurde nur kurzer Halt zum Einkaufen und Schleusen gemacht. Viel Sehenswertes bietet diese 20.000-Einwohner-Stadt nicht. Hinter der Schleuse Białobrzegi (km 29) bogen wir nach Backbord in die Netta ein und zelteten am Ausfluss aus dem Sajno-See.

Der Kanal führt dann auf seinem weiteren Lauf zur Biebrza durch drei Schleusen, bei Świderek (km 20), Schleuse Sosnowo (km 14) und kurz vor der Einmündung in die Biebrza (km 0,3).

Sieht man vor der Flößerei auf der Strecke von der Hańczamündung bis Augustów ab, so ist uns keinerlei Berufsschifffahrt auf dem Augustow-Kanal begegnet.

Da wir uns nicht vorstellen konnten, dass der Kanal vor über 150 Jahren nun wegen seines Freizeitwertes geschaffen wurde, erkundigten wir uns, wie er entstand.

Das Königreich Polen, nach dem Wiener Kongress des Zutritts zur Ostsee beraubt, war von den preußischen Häfen abhängig. Dem polnischen Export über preußische Häfen wurden von den Behörden Preußens hohe Zollgebühren auferlegt. Unter Leitung des polnischen Militäringenieurs Oberst Prądzyński wurde 1823 der Kanalbau begonnen. Der ganze Kanal, der von polnischen und russischen Ingenieuren gebaut wurde, sollte aus zwei Teilen bestehen: Aus dem Augustow-Kanal, als Verbindung von der Biebrza zum Njemen, und aus dem Windauer-Kanal, als Verbindung vom Njemen zur Ostsee bei Windau, da ja der Njemen (Memel) auf preußischem Gebiet in die Ostsee einmündete.

Aus dem Verkehr auf dem Augustow-Kanal und Njemen erwuchs den preußischen Häfen Konkurrenz, die den Betrieb stark rückläufig werden ließ. Preußen musste seine Zölle für polnischen Export senken. Der polnische Export lief wieder über die preußischen Ostseehäfen. Der Weiterbau des Windauer-Kanals wurde abgebrochen, und an Stelle eines Handelsweges zwischen Polen und Nordeuropa wurde der Augustow-Kanal zur Hauptflößtrasse von Holz und Waldproduktion.

Ab Schleuse Świderek führen Kanal und Biebrza durch ein Gebiet sumpfiger Wiesen, Wälder (die nie bis an die Wasserstraße treten) und Bruchlandschaft. An der Kanaleinmündung in die Biebrza (Kanal - km 0,0; Biebrza - km 89) hat diese Sumpflandschaft ihre größte Ost-West-Ausbreitung (ca. 40 km).

Die Biebrza führte uns nun durch diese Landschaft sumpfiger Wiesen. Auf der Fahrt zum Etappenort Dolistowo (km 78) war sie wesentlich breiter als in Czarna.

Die Kurven waren weiter. Der Blick auf das Land war überall offen. Auf den Wiesen wurde emsig Heu gemacht. Tags darauf ging es weiter durch diese Landschaft. Zwischen Wroceń (km 70) und Dawidowizna (km 62) könnte man am Westufer in eine Trasse abbiegen, die zum Rajgrod-See und weiter zum Großen-Selment-See führt.

Auf einer PTTK-Station in Goniądz (km 56), der einzigen Stadt an der Biebrza, legten wir infolge des stürmischen Gegenwindes an, um abzukochen und die Stadt zu besichtigen. Von oberhalb auf dem Fluss kommend, bietet diese Stadt ein hübsches Bild: eine große, auf einer Anhöhe stehende Kirche prägt die Silhouette. Wie es nun in der Stadt aussah, blieb dem Chronisten verborgen, da es in Goniądz seine Aufgabe war, für die Meute einen Pichelsteiner-Eintopf zu komponieren.

Der unangenehme Gegenwind legte sich wieder etwas, und unsere Fahrt ging weiter nach Süden. Die Wiesenlandschaft lag nicht mehr so offen vor unseren Augen.

Weidenbüsche an den Ufern versperrten die Sicht etwas. Die Kurven wurden enger, und es strömte stärker.

Die Straßen- und Eisenbahnbrücken bei Szafranki (km 52) und Osowiec (km 47) wurden durchfahren - alte Festungsanlagen wurden am westlichen Ufer sichtbar.

Ab Osowiec bis Chyliny (km 18) führte die Fahrt quer durch eine Sumpflandschaft, die 27 km lang zu durchfahren und etwa 15 km breit war. Der Lauf der Biebrza wurde nur von den Weidenbüschen markiert, innerhalb der Buschkette strömte es stark, Haarnadelkurven forderten Aufmerksamkeit. Außerhalb der Buschketten war die Landschaft weit von Wasser überflutet, keine menschliche Behausung, so weit das Auge blicken konnte. Hier, durch die Sümpfe Bagno Biebrzańskie und Bagno Podlaskie, fährt man tatsächlich 27 km, ohne die Möglichkeit zu haben, an eine menschliche Behausung zu gelangen.

In starken Mäandern, aber weit langsamer fließend als die Czarna Hańcza, schlängelt sich die Biebrza ab Chyliny (km 18) an der Westgrenze des Sumpfes Bagno Ławki entlang. Dörfer werden wieder sichtbar: Mocarze (km 15), Burzyn (km 11), Sieburczyn (km 3) und Sambory (km 2). All diese Orte liegen am höher gelegenen rechten Flussufer. Am Dorfe Ruś (Biebrza - km 0,0) mündet die Biebrza in den von Osten kommenden Narew.

Dort, wo Biebrza und Narew zusammenfließen, verbreitert sich der Lauf des Flusses auffallend. Nach wenigen Kilometern ist die kleine Stadt Wizna erreicht. Am steilen Westufer wird zur Mittagspause angelegt. Nach Westen wird die Landschaft hügelig, sogar leicht bergig; nach Osten streckt sich die flache Sumpflandschaft des Bagno Wizna.

Die Fahrt auf dem Narew fanden wir dann nicht so interessant, wie die auf Cz. Hańcza und Biebrza. Doch der Vollständigkeit halber noch einige Angaben über den Narew-Abschnitt: relativ kurze, landschaftlich schöne Abschnitte wechseln sich mit langen, uninteressanten ab. In Łomża (km 192) gibt es ein gutes Hotelrestaurant. Im Ruderklub kann man die Boote unter Aufsicht abstellen.

In Nowogród (km 180) mündet die von Masuren kommende Pisa in den Narew. Campinghäuser einer Łomżaer Firma kann man hier eventuell mieten (wir konnten!). Ein interessantes Freilandmuseum ist zu besichtigen. Sehr öde wird es dann bis Ostrołęka (km 147). Danach findet man dann wieder gute Biwakmöglichkeiten. Różan (km 117) sieht vom Wasser her weit interessanter aus als von Land. In Pułtusk (km 73) ist ein hübscher PTTK-Platz mit gutem Sporthafen. Von hier ab besteht Busverbindung nach Warschau. Etwa 10 km hinter der Stadt beginnt der Stausee, der 30 km lang ist. Am See liegen Serock (km 37) und die PTTK-Station Zegrzynek (km 33). Von beiden Orten besteht wiederum gute Busverbindung in die polnische Hauptstadt.

In Zegrzynek endete dann unsere knapp 14tägige Urlaubstour, bei der wir uns leider zu wenig Zeit für Czarna Hańcza, die Augustower Seen und die Biebrza ließen.

Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Polen anscheinend vom PTTK aus organisierte Wanderfahrten vom Wigry nach Augustów durchführen. Dabei besteht anscheinend folgende Etappeneinteilung: Gawrych-Ruda, Wysoki Most, Fracki, Jałowy Róg, Płaska, Przewięź und Augustów.


Quelle und Korrekturbericht

Dieser Artikel stammt von Heinz Ulbricht, Berlin, und erschien in der Zeitschrift "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 25. Jahrgang, Heft 3/1978, S. 2-4.

Der Text wurde aus der Zeitschrift übertragen, dabei die neue deutsche Rechtschreibung berücksichtigt und die Schreibweise der Ortsnamen dem polnischen Schriftbild angeglichen. Der wohl versehentlich bei der Beschreibung der Biwakplätze des südlichen Wigry erwähnte Fluss "San" wurde in "Biebrza" umgeändert. Weiterhin wurde im originalen Satz "Bei Żyliny sind fünf weitere Schleusen zu überwinden... " das erste Wort in das korrekte "Bis" verändert. Der Ort am Nordende des Serwy-Sees wurde von "Las Podsierski" in "Podmacharce" geändert (außerdem liegt auch das Dorf Suche Doly an der nördlichen Seespitze). Die Hervorhebungen entsprechen dem Original.

Eine Aktualisierung der Fakten auf heutigen Stand (Beschränkungen im Wigry-Nationalpark, neue Biwakplätze, geänderte Zugverbindungen usw.) wurde nicht durchgeführt. Neue Fahrtberichte der letzten Jahre werden gerne entgegengenommen!

Vielen Dank an Heinz Ulbricht für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki und für die Erzählung der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte und der Folgen des Berichts.


Weitere Artikel zu den beschriebenen Flüssen


Weblinks


Literatur

  • DKV-Auslandsführer Band 7: "Nordosteuropa" (Polen, Weißrussland, Estland, Lettland, Litauen). 3. Auflage. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH, Duisburg 2019, ISBN 978-3-937743-81-3 (Ausführliche Beschreibung des Narew, ein paar Seiten weiter Beschreibung des Kanal Zeranski Richtung Warschau, noch etwas weiter Beschreibung der Biebrza)


  • Eggers, Thomas, und Grabow, Oliver: Masurische Seen und Folgegewässer mit der "African Queen". ("Folgegewässer" sind Pisa, Narew, Stausee und die anschließende Weichsel bis Bydgoszcz.) In: Herbert Kropp (Hrsg.), "Binsenbummeln und Meeresrauschen", Internationales Jahrbuch des Faltbootsports 2003/2004, Faltenreich Verlag Oldenburg 2003, ISBN 3-8330-0067-8, S. 180 ff. (Erstveröffentlicht in "Paddelblatt" 1/1996, S. 13-15, Vereinszeitschrift der Kanu-Gruppe an der Neuen Oberschule e.V. Braunschweig)
  • v. Frankenstein, Norbert: Kanuführer Masurische Seenplatte. Die schönsten Touren im Land der tausend Seen. BLV-Verlag München 1997, ISBN 3-405-15157-0 (Beschreibungen der Krutynia, der Klosterroute von Mrągowo (Sensburg) bis Święta Lipka (Heiligelinde), der Czarna Hańcza und Kanał Augustowski, der Masuren-Warschau-Route über Pisa und Narew und der Seen um Ostróda mit Oberländischem Kanal (Kanał Elbląski). Das Buch ist hier nur der Vollständigkeit halber aufgenommen, da viele Details z.B. zur Czarna Hańcza unkorrekt sind. Rezensionen dazu hier.)
  • Hennemann, Michael: Kanutouren in Polen. Pollner Verlag Oberschleißheim 2006, ISBN 3-89961-003-2 (Krutynia, Rundtour bei Pisz, Rundtour auf den Großen Masurischen Seen, Nördliche Masurische Seen & Sapina, Ełk, Rospuda, Czarna Hańcza, Biebrza)
  • Kulczyk, Sylwia: Mazowsze. Wassertouristik. Selbstverwaltung der Woiwodschaft Masowien in Warschau 2008, ISBN 978-83-61281-14-6 (Beschreibungen masowischer Flüsse: Weichsel von Modlin bis zum Wloclawskie-Stausee, Bug ab der Grenze, Narew ab Nowogród einschl. des Stausees, aber ohne den Kanał Żerański), untere Wkra ab Joniec, Pilica ab Nowe Miasto; wahrsch. erhältlich über http://www.mazowia.pl)
  • Meyer-Fembach, Frank, und Marhoff, Lydia: Outdoor-Handbuch Polen: Czarna Hancza - Biebrza. Kanurouten. Der Weg ist das Ziel. Conrad Stein Verlag Welver 2000, ISBN 978-3-89392-196-6 (Das Standardbuch, NEUAUFGELEGT unter dem Titel "Polen: Czarna Hancza - Biebrza" im Conrad Stein Verlag Welver 2012, ISBN 978-3-86686-096-4. Czarna Hancza, Rospuda, polnischer Teil des Kanał Augustowski, Biebrza bis zur Mündung in den Narew mit ausgewählten Nebenflüssen.)
  • Marhoff, Lydia, und Meyer-Fembach, Frank: Polen - Pisa und Narew. Conrad Stein Verlag Welver 2001, ISBN 978-3893921782


Artikel in Paddelzeitschriften

Kanu-Sport

  • Jensen, Ulrike: Einsamkeit im Nordosten von Polen. Narewka und Narew. "Kanu-Sport" 5/2002, S. 8-11 (Podlasien/Nordostpolen. Schöner Erlebnisbericht, nur - sorry - ist der Narew im Polnischen wie im Deutschen ein männlicher Eigenname.)
  • van der Wall, Reinder: Besuch bei den Wisenten in Białowieża. Polens Nordosten, Natur und Kultur. "Kanu-Sport" 2/2006, S. 12-17, mit Leserbrief "Narew ist männlich" Heft 6/2006, S. 7 (Von den Großen Masurischen Seen über die Pisa zum Narew, und diesen weiter bis zum Stausee. Außerdem werden der Oberländische Kanal (hier in Übersetzung des polnischen Namens "Elbing-Kanal" genannt) und die Marienburg in Malbork besichtigt. Und die Wisente? Die waren zu Anfang des Urlaubs dran. Nur einsetzen konnte man nicht bei ihnen, weil das angepeilte Flüßchen Narewka Niedrigwasser hatte.)
  • Völk, Regina: Natur erleben auf masurischen Gewässern. "Kanu-Sport" 12/2009, S. 8-13 (Krutynia, Mikołajki, Czarna Hańcza, Augustowskikanal, Biebrza bis Wizna, Oberländischer Kanal)


Kanumagazin

  • Biebrza: Herbsttour auf der Biebrza. "Kanumagazin" 5/2000, S. 60


Kajak-Magazin

  • hier steht noch nichts



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