Die Luznice - ein Urlaubsfluss in der CSSR (Schimandl 1973)

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Die Lužnice, ein Fluss in Südböhmen, ČSSR, war das Ziel unserer Urlaubsfahrt 1972. Aus Berichten von tschechischen Kanusportlern war zu entnehmen, dass die Lužnice der beliebteste Urlaubsfluss der ČSSR ist. Dies wurde uns auch augenscheinlich bestätigt, als wir an einem Sonnabend früh in Suchdol, dem Ausgangspunkt für eine Lužnicefahrt, ankamen. Auf dem Bahnhofsgelände lagen zum Teil hoch übereinandergetürmt Kanadier-Boote in allen Ausführungen und Farben. Auf weit über 200 kamen wir, als wir sie zählten.

Ein bisschen enttäuscht dachten wir an die vielen Boote auf dem kleinen Fluss und sahen uns schon Boot an Boot die Lužnice hinunterfahren. Ein ähnliches Bild am Zeltplatz an der Brücke, die über den Fluss führt. Auch hier viele Boote und Zelte. Dazwischen emsige Kanuten bei den Vorbereitungen zur Abfahrt.

Aber welche Überraschung während der Fahrt: nichts von alledem. Wir waren mit unseren 5 Einern oft allein auf den übersehbaren Flussabschnitten. Gezeltet haben wir fast immer in kleinen Gruppen oder für uns alleine. Die Lužnice können wir in 2 Wochen, oder wenn wir uns viel Zeit nehmen, in 3 Wochen von Suchdol bis Týn an der Moldau befahren. Um nach Suchdol zu gelangen, fahren wir von Prag über Tábor bis Třeboň mit dem D-Zug und von Třeboň bis Suchdol mit dem Personenzug. Befahren wir die Luznice bis Týn in 2 Wochen, so haben wir von dort für die 3. Woche zwei Möglichkeiten der Weiterfahrt:

a) Wir setzen unsere Fahrt auf der Moldau-Talsperre Orlík, die bis Týn reicht, fort, um nach Prag zu paddeln, oder

b) wir unterbrechen in Týn die Flussfahrt, bauen unsere Boote ab und fahren mit der Eisenbahn von Týn über Prachatice - Volary nach Lenora an die obere Moldau. Von Lenora paddeln wir dann in einer Woche auf der Moldau bis Český Krumlov.

Die Bahnfahrt von Týn nach Lenora dauert, wenn wir früh mit dem ersten Zug fahren, bis etwa 13.00 Uhr und kostet ca. 20 Kronen.

Die folgende Beschreibung des Flusses, die unter Zuhilfenahme eines tschechischen Wasserwanderbuches entstand, soll als Anregung für eine Urlaubsfahrt auf der Lužnice dienen.

Die Lužnice entspringt in den Neuburger Bergen in Österreich und ist auf einigen Kilometern Grenzfluss zwischen der ČSSR und Österreich. Auf dem Gebiet der ČSSR ist der Flusslauf 149 km lang. Das Gefälle beträgt auf dieser Strecke nur 117 Meter. Im Hinblick auf dieses kleine Gefälle ist der Fluss auch bei geringem Wasserstand befahrbar. Die Lužnice ist einer der meistbefahrenen Flüsse der ČSSR. Am Oberlauf besteht der Waldbestand am Fluss meist aus Eichen und Birken, während am Unterlauf, bei Tábor, Fichten vorherrschen.

Das Wetter im Třeboňer Gebiet, beeinflusst durch die großen Wasserflächen der vielen Teiche, ist diesig und feucht. Das Gebiet um Tábor hat wärmeres und trockeneres Klima.

Im oberen Flusslauf sind zahlreiche Hindernisse, in Form von umgestürzten Bäumen und dichtem Gebüsch, an den Ufern und im Wasser. Bei Hochwasser ist deshalb die Fahrt mit einigen Schwierigkeiten verbunden. In ihrem oberen Verlauf durchfließt die Lužnice eine flache Gegend, allerdings mit viel Wald, Gruppen alter Bäume, schönen Wiesen und vielen Teichen. Die Gegend ist hier verhältnismäßig dünn besiedelt, und so fahren wir durch unzählige Flusswindungen inmitten von Wäldern und Wiesen, einem wahren Paradies für Wassersportler.

Unterhalb Majdalena teilt sich die Lužnice in den Alten und Neuen Fluss. Der "Neue Fluss" führt seine Wasser in die Nežárka ab. Der "Alte Fluss" fließt durch den Rosenberger Teich und dann weiter als sogenannte Kleine Lužnice nach Veselí, wo er sich mit der Nežárka vereint. Unterhalb Veselí ist die Fahrt nicht mehr so interessant wie am Oberlauf und an der Nežárka. Die Gegend ist eben und der Fluss teilweise reguliert. An den Ufern ist wenig Wald, und der Fluss hat eine friedliche Strömung. Aber unterhalb Soběslav nimmt der Wald wieder zu. Später werden auch die Hänge an den Ufern höher. Bei Tábor tritt die Lužnice in ein Tal mit bewaldeten Hängen ein. Das Flussgefälle wird größer, und wir bemerken einige Stromschnellen. In Tábor ändert die Lužnice ihren Lauf und wendet sich nach SW. Diese Richtung verfolgt sie bis zu ihrer Mündung in die Moldau.

Auf der Lužnice sind zahlreiche Wehre, besonders im Raum von Tábor. Da sie größtenteils niedrig sind, lassen sich die Boote verhältnismäßig gut übertragen. Die Wehre auf dem Neuen Fluss, der Nežárka und der unteren Lužnice haben Floßdurchgänge. Hier wurde in früheren Zeiten die Flößerei betrieben. Einige Wehre sind gebrochen und lassen sich gut durchfahren, auch einige Floßgassen sind gut befahrbar. Die Lužnice ist am oberen und am mittleren Flussabschnitt gut per Eisenbahn zu erreichen. Nur am unteren Flussabschnitt, ab Tábor, liegen die Siedlungen weiter vom Flusstal entfernt.

Am Oberlauf des Flusses gibt es eine Menge schöner Zeltplätze. Im Mittelabschnitt wurden in der letzten Zeit viele Wochenendhäuser gebaut. Die Lužnice, einer der fischreichsten Flüsse der ČSSR, und die Nežárka haben gleichbleibend reines Wasser und sind direkt mit den zahlreichen Teichen verbunden.

In Suchdol, am Fluss-km 125, beginnen wir mit unserer Fahrt. Der Bahnhof, ca. 1/2 km vom Fluss entfernt, liegt an der Eisenbahnlinie Nr. 22 g. Rechts unterhalb der Straßenbrücke ist ein beliebter Zeltplatz. Dort können wir unsere Boote aufbauen und zelten. In Suchdol versorgen wir uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage. Wichtig ist Trinkwasser, da es am Fluss nur wenig Wasserstellen mit genießbarem Wasser gibt. Es wird vor dem Genuss von unbekanntem Wasser gewarnt.

Das Wasser des Flusses ist rein, das Flussbett seicht und sandig. Sandbänke in den Flusskrümmungen verlocken uns immer wieder zum Baden. Der Fluss dreht sich in vielen Windungen durch die Wiesen und Wälder. Die Dörfer sind weit weg vom Fluss, es herrscht große Ruhe, nur die vielen Insekten stören uns früh und abends am Zeltplatz.

Den ersten Flussabschnitt hinter Suchdol sollten wir nur in kurzen Etappen fahren und einige Tage auf einem der kleinen Zeltplätze am rechten Ufer verbringen. Eine Wanderung zum Marktflecken Chlum, ca. eine Stunde Wegstrecke vom Fluss in östlicher Richtung, ist zu empfehlen. Chlum ist ein beliebtes Ausflugsziel. Das Barockschloss aus dem 18. Jhd. steht auf dem Platz der alten Befestigung und ist von einem schönen Park umgeben. Ein weiteres interessantes Barockbauwerk ist die Marienkirche. Nach dem Muster der Wallfahrtskirche in Mariazell 1745 erbaut. An der Straße liegt die Glasfabrik České Kříšťál, sie ist die einzige in der ČSSR, die Granatglas herstellt.

Das erste Wehr liegt 7 km hinter Suchdol, in Pilař. Es ist ein modernes Wehr mit Kettensteg und unbefahrbar. Wir übertragen die Boote auf der linken Seite. Ober- und unterhalb des Wehres ist der Flusslauf eine kurze Strecke reguliert. Am Pegel, 300 m links unterhalb des Wehres, können wir den Wasserstand ablesen. Der Stand 150 wird als Überschwemmungsstand angesehen.

Auch an den Ufern unterhalb von Pilař sind viele schöne Zeltplätze. Nach ca. 1/2 Stunde Fahrt kommen wir zu einigen kleinen Häusern am linken Ufer. Es ist Majdalena, km 115. Nahe am Wasser steht ein altes Kirchlein. Es stammt aus dem 14. Jhd. Die Rosenberger Rose am Gewölbe der Sakristei deutet auf den Erbauer hin. Im Dorf finden wir Lebensmittelgeschäft und Gasthaus. Unterhalb Majdalena ändert sich der Charakter der Landschaft nicht. Nur die Sandbänke nehmen ab, die Ufer sind mehr bewachsen und auch schlammiger.

Die Zeltplätze werden weniger. Wir kommen zu der Stelle, wo sich der Fluss teilt, km 110,7. Links über ein Wehr unterhalb der Brücke geht der ursprüngliche Fluss, der Alte Fluss (Stará řeka) zum Rosenberger Teich. Rechts zweigt der Neue Fluss (Nová řeka) ab. Das Flussbett des Neuen Flusses wurde im 16. Jhd. geschaffen, um die Hochwasser der Lužnice in die Nežárka abzuleiten. Damit ist der Rosenberger Teich (Rožmberk) gegen Hochwasser geschützt.

Der Alte Fluss durchfließt zuerst ein Waldgebiet. Der Flusslauf ist im natürlichen Zustand und hat viele Hindernisse in Form von umgestürzten Bäumen. Die Fahrt auf dem größten tschechischen Teich, dem Rosenberger Teich, hat einen besonderen Reiz.

Der Neue Fluss mündet unterhalb von Stráž in die Nežárka. Die untere Nežárka ist sehr schön. An den Ufern alte Baumgruppen, Wiesen und Wälder. Sie ist reizvoller als der Abschnitt der Lužnice unterhalb des Rosenberger Teiches, welcher schon an vielen Stellen reguliert ist. Die Entscheidung, welchen Flusslauf wir für die Weiterfahrt wählen, ist mit abhängig vom Wasserstand in beiden Flussläufen. Es ist auch zu bedenken, dass am Alten Fluss im Waldgebiet oberhalb des Rosenberger Teiches die Insektenplage besonders stark ist. Wollen wir beide Flussläufe fahren, so können wir von Veselí die Boote nach Pilař zurücktransportieren und den anderen Lauf fahren.

Eine Fahrt auf dem Alten Fluss bis zum Rosenberger Teich ist landschaftlich besonders reizvoll. Auf 10 km windet sich der Fluss durch hohen Laubwald. Das Flussbett ist eng, verhältnismäßig seicht, und am Boden ist feiner Sand. Die Ufer sind an vielen Stellen vom Hochwasser unterwaschen. Umgestürzte Bäume, zum Teil große Eichen, versperren an manchen Stellen den Fluss. Einige dieser Stämme liegen schon Jahrzehntelang im Wasser, andere wieder sind erst beim letzten Hochwasser gestürzt. Teilweise müssen wir die Boote über die Hindernisse schieben oder tragen. Vorsicht bei hohem Wasserstand! Es gibt dann zahlreiche Hindernisse unter Wasser.

Der Abschnitt des Alten Flusses bis zum Einödhof Holičky wurde im Jahre 1956 zum Naturschutzgebiet erklärt. Das Zelten ist dort deshalb verboten und die Durchfahrt nur tagsüber gestattet. Unterhalb des Einödhofes ist zwar ein Zeltplatz, dieser hat aber sehr feuchten Boden, so dass wir lieber weiterfahren. Diese feuchte Landschaft ist natürlich die Heimat zahlreicher Insekten, deren Schwärme besonders in den Abendstunden recht lästig werden.

Am km 103,7 sind zwei niedrige Staustufen. Nach links zweigt ein Wasserarm zum Teich Vítek ab. Die Staustufen können wir überfahren. Bei besonders niedrigem Wasser übertragen wir rechts. Bald unterhalb der Stufen verlassen wir den hohen Wald. Die Landschaft wird offener, Wiesen und Felder wechseln mit kleinen Wäldchen ab.

Nach kurzer Fahrt unterfahren wir eine lange gewölbte Brücke im Ort Stará Hlína, km 100,7. Unweit der Brücke sind es noch 2 km bis zum Rosenberger Teich, der mit fast 500 ha die Wasserfläche der größte Teich der ČSSR ist. An der Einfahrt zum Teich sind bei niedrigem Wasserstand große Sandbänke. Wir überqueren den Teich in NW-Richtung, dabei halten wir auf die von weitem sichtbaren Schützen zu. Auf der ausgedehnten Wasserfläche bilden sich bei Wind hohe Wellen. Große Schwärme von Wasservögeln bevölkern den Teich. Ein Befahren der Buchten und Uferzonen ist verboten. Bei den Schützen sind Treppen zum Anlegen für die Boote. Wir übertragen zum rechten Ufer der Lužnice, km 96,7. Das Umtragen über den mächtigen Damm nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch.

Den Teich baute ein Verwalter der Rosenbergs. Der Damm ist 2 600 m lang und 12 m hoch. Er wurde in den Jahren 1584 - 1589 von 700 - 800 Menschen erbaut. Der Damm ist auf hölzernen Pfählen gegründet. Als der Teich das erste Mal gefüllt wurde, riss der Damm und musste in der Mitte verstärkt werden. Dann wurde er mit Eichen bepflanzt, die heute noch stehen. Im 17. Jhd. wurde der Damm mit Steinen belegt, damit er dem Wasserdruck und den Witterungsunbilden besser widersteht. Unterhalb des Dammes steht eine Renaissance-Bastion aus der Zeit, als der Damm gebaut wurde. Die Stadt Třeboň liegt etwa eine Wegstunde südlich vom Rosenberger Teich. Sie ist eine der interessantesten südböhmischen Städte.

Die weitere Fahrt ist abhängig von der Wassermenge, die das E-Werk ablässt. Da Sonnabendnachmittag und Sonntag das Werk still liegt, müssen wir die Fahrt so einrichten, dass wir an einem Werktag ankommen. Vom Damm des Rosenberger Teiches bis zum Dorf Lužnice, km 94,7, finden wir mehrere Zeltplätze.

Die Kleine Lužnice so nennt man den Fluss unterhalb des Teiches, bis Vesely, km 75, ist nicht mehr so interessant wie der Oberlauf. Der Fluss ist meist reguliert. Wir durchfahren die Dörfer Klec, Frahelž und Vlkov. Die unmittelbar hintereinander liegenden Brücken der Straße und Eisenbahn zeigen uns an, dass wir bald in Veselí sind.

Der Neue Fluss ist ein 13,5 km langes, künstliches Flussbecken. Es wurde zum Ende des 16. Jhd. (1584) im Zusammenhang mit dem Bau des Rosenberger Teiches geschaffen. Bei Hochwasser wird der größte Teil des Wassers über den Neuen Fluss der Nežárka zugeleitet. Diese mündet nach 25 km bei Veselí in die Lužnice. Damit wird das Gebiet um den Rosenberger Teich umgangen. Bei Niedrigwasser ist dagegen der Neue Fluss durch Schützen abgesperrt, so dass das Wasser der Lužnice durch das E-Werk am Rosenberger Teich abfließt.

Führt der Neue Fluss genügend Wasser, so ist die Fahrt auf diesem zu empfehlen. Bis zum Wehr am km 4,6 hat der Fluss den Charakter eines Kanals. Linksseitig gesäumt von hohen Eichen- und Lindenbäumen ist die Fahrt sehr ruhig und bequem. Am Beginn des Neuen Flusses liegt ein schöner Zeltplatz. Die Wiesen am Fluss sind feucht und bis zum Wehr nicht zum Zelten geeignet. Einen Brunnen mit Trinkwasser finden wir am km 8,7 im Einödhof Leština. Das hohe Wehr an der Mühle St. Hamr, km 4,6, hat links eine Floßgasse, die kaum befahrbar ist. Wir übertragen von der linken Seite über den Laufsteg nach rechts oder bei Niedrigwasser an der Floßgasse direkt.

Unterhalb des Wehres wird das Flussbett steiniger, da es sich tief in das Gelände einschneidet. Hinter der Straßenbrücke, km 2,5, ändert der Fluss seine Richtung. Gegenüber dem Pionierlager "Nový Řadov" ist am rechten Ufer ein hoher Sandhang. Unmittelbar dahinter, an der Innenseite einer Nadelkurve, liegt ein schöner kleiner Zeltplatz.

Damit sind wir nur noch 1,5 km von der Mündung in die Nežárka entfernt. Die Nežárka entspringt bei Jarošov nad Nežárkou, fließt durch flaches Gelände und hat viele Wehre. Wir befahren sie ab km 25. Die Mündung in die Lužnice liegt bei km 0.

Wenn wir hier am Neuen Fluss zelten, so nehmen wir uns Zeit für eine Wanderung zum Ort Stráž. Dieser liegt etwa 3 km in östlicher Richtung und besitzt ein schönes Schloss aus dem 17. Jhd.

Von Stráž aus können wir bequem mit dem Autobus nach Jindřichův Hradec oder nach Třeboň fahren. Je ein Tagesausflug nach diesen beiden Städten sollten im Fahrtenplan vorgesehen werden, sind das doch zwei Perlen aus der Kette der südböhmischen historischen Städte.

Die Stadt Jindřichův Hradec, im 13. Jhd. erstmalig erwähnt, liegt am Fluss Nežárka, umgeben von tiefen Wäldern. Sie gehört zu den schönsten Städten der ČSSR. Die Baudenkmäler der Stadt, Kirchen, Klostergebäude und viele gut erhaltene altertümliche Häuser wurden zum größten Teil in den letzten Jahren renoviert. Der Hauptanziehungspunkt der Stadt ist das imposante Schloss, das früher eine Wasserburg war. Im 16. Jhd. von italienischen Künstlern in ein Renaissanceschloss umgewandelt, ist es heute ein Objekt, das den Ausflug von der Lužnice hierher bestimmt rechtfertigt.

Die Stadt Třeboň ist eine städtische Denkmalreservation wegen der zahlreichen erhaltenen historischen Bauten im alten Stadtkern. Die teilweise noch erhaltene Stadtbefestigung aus dem 16. Jhd. und vor allem der historische Marktplatz mit den ursprünglichen Giebeln aus der Renaissance und dem Barock sowie das Rathaus aus dem Jahre 1566 sind architektonische Kostbarkeiten. Ebenso sehenswert sind das Schloss und die alten Stadttore. Třeboň liegt mitten im südböhmischen Seengebiet. Wir sollten es nicht versäumen, uns diese beiden Städte anzusehen.

Das erste Wehr der Nežárka liegt am km 23,8. Es ist links an den Felsen gebaut, und wir tragen die Boote am rechten Ufer um. Unterhalb des Wehres ist der Fluss reguliert. Am km 23 ist eine niedrige Stufe, und unterhalb der Straßenbrücke sind nochmals mehrere Staustufen, die aber keine besonders schwierigen Hindernisse bedeuten. Bei hohem Wasser können sie immer befahren werden.

An beiden Flussufern liegen einzelne Höfe. Der Wald reicht oft bis zum Fluss. Schöne Zeltplätze sind hinter jeder Flusskrümmung. Das ist einer der schönsten Abschnitte der gesamten Flussfahrt.

Dort, wo sich die Wälder vom Fluss entfernen, nähern wir uns dem nächsten Wehr bei der Mühle Metel, km 11,4. Die Durchfahrt ist rechts, die Boote können wir am rechten oder am linken Ufer umtragen. Unterhalb des Wehres windet sich die Nežárka gegen das Dorf Hamr, das wir abwechselnd links oder rechts vor uns sehen. Das Wehr in der Flusskrümmung, gleich unterhalb der Brücke, ist neu gebaut. Es ist ziemlich spät zu sehen. Deshalb Vorsicht! Wir umtragen rechts. Im Dorf auf der linken Seite steht ein auffallend hohes Gebäude mit doppeltem Dach. Es ist eine alte Befestigung aus dem 16. Jhd. im ursprünglichen Zustand.

Das Wehr an der Mühle Krkavec, km 3,8, ist beschädigt. Wir umtragen leicht am linken Ufer.

Wir nähern uns der Stadt Veselí a. d. Lužnice (Veselí nad Lužnicí). Das neue Wehr kündigt sich schon weit vorher durch Stau an. Die Boote transportieren wir rechts um das Wehr und fahren am Stadtende hinter der Straßenbrücke aus der Nežárka in die Lužnice, km 74,5.

Veselí ist eine sehenswerte Kleinstadt mit einem schönen Rathaus aus dem 16. Jhd. Der Marktplatz ist umgeben von mittelalterlichen Häusern. Auf der folgenden Strecke zwischen Veselí und Tábor hat die Lužnice landschaftlich nichts Besonderes zu bieten. Die Kirche von Dráchov, km 96, am linken Ufer ist bemerkenswert. Die Stadt Soběslav, km 64, ist eine Bezirksstadt. Interessant ist der Marktplatz mit der gotischen Kirche aus dem 14. Jhd. Der schlanke Turm mit dem Rundgang wurde im Jahre 1487 beendet und hat eine zwiebelförmige Kuppel aus dem 18. Jhd. Von der alten Soběslaver Burg blieb nur ein runder Turm erhalten. Unterhalb Soběslav nehmen die Wochenendhäuser zu. Die Landschaft ist wieder waldreich und schön.

Planá am km 48, ein Dorf mit schöner Barockkirche, und Sezimovo Ústí, km 44, sind die beiden bis Tábor noch erwähnenswerten Orte.

Von Veselí bis Tábor haben wir auf 34 km Flusslänge 8 Wehre, die zum Teil durch Treideln zu überwinden sind. Diesen Abschnitt kann man in einem Tag durchfahren und dafür einen Tag mehr für die Besichtigung der Stadt Tábor aufwenden.

Zelten können wir am linken Ufer unmittelbar vor der Stadt.

Die Stadt Tábor, auf einem Höhenrücken über der Lužnice gelegen, wurde im Jahre 1420 von den Hussiten gegründet. Heute ist Tábor Kreisstadt und zählt 20.000 Einwohner. Maschinenbau, Holzverarbeitung und Lebensmittelindustrie herrschen vor.

Im historischen Teil der Stadt, die einen der wichtigsten Punkte der hussitischen Bewegung bildete, stehen zahlreiche wertvolle Baudenkmäler. Das Rathaus aus den Jahren 1440-1525 am Žižkaplatz beherbergt das Museum über die Geschichte der Hussiten. Vom Rathaus aus werden Führungen in die unterirdischen Gänge aus dem 15. Jhd. durchgeführt. Die gotische Hauptkirche aus dem 15. Jhd. mit einem 77 m hohen Turm, Barockgiebeln aus dem 16. Jhd. und einem reich gegliederten gotischen Gewölbe, Diamantgewölbe genannt, ist das dominierende Gebäude der Altstadt. Das Žižkadenkmal und ein Renaissancebrunnen aus dem 16. Jhd. verschönern den großen Platz vor dem Rathaus. Die Pražská ulica ist besonders reich an Häusern aus dem Mittelalter.

Von der ehemaligen Burganlage steht nur noch ein großer runder Turm, der sogenannte Kotnov. Von diesem hat man einen besonders schönen Blick auf die Stadt und das Tal der Lužnice. Die alte Stadtbefestigung ist am besten an der Nordseite erhalten.

Der Teich Jordan wurde 1492 durch Anstauen eines kleinen Baches zur Wasserversorgung der Stadt geschaffen. Unterhalb des Teiches können wir die größten künstlichen Hechtbrutteiche Mitteleuropas sehen. Ebenfalls hoch über dem Fluss liegt die barocke Wallfahrtskirche Klokoty aus dem 18. Jhd. Vor dem Bechyněr Tor, rechts über alte Treppen und dann durch das Bachtal, so erreichen wir das schöne Kloster nach einer halben Stunde Fußweg. Besonders schön ist es dort, wenn im Juli-August die unzähligen Rosen innerhalb der Mauern des Klosters blühen. Wollen wir uns noch etwas in der Neustadt von Tábor umsehen, so werden 2 Tage Aufenthalt bestimmt gerade ausreichen.

Von Tábor, km 40, bis zum Fluss-km 30 bei der Burgruine Přiběnice haben wir acht Wehre zu bewältigen. Je nach Wasserstand können wir zwei bis drei davon fahren. Einige sind zu treideln. Mindestens drei jedoch sind schwierig zu umtragen. Aus diesem Grund werden wir für den ersten Fahrtag nach der Besichtigung Tábor nur diese 10 km bis unterhalb der Burgruine Přiběnice einplanen.

Die Lužnice fließt in und unterhalb der Stadt Tábor in einem tiefen Taleinschnitt und hat beträchtliches Gefälle. Zwischen den Wehren sind bei niedrigem Wasserstand zahlreiche Stromschnellen. Nach dem siebenten Wehr fahren wir durch ein wahres Steinfeld, Stádo genannt. Nur 3 km nach dem achten Wehr, an der Mühle Matoušovský, ist rechts ein großes Pionierlager. Links im Flussbogen sehen wir eine kleine Gaststätte mit Bootsanlegesteg. Dahinter, am linken Ufer, sind Zeltplätze. Wir befinden uns unterhalb der Burgruine Přiběnice. Eine Besichtigung lohnt sich. Man hat vom Berg, auf dem die Ruine liegt, eine wunderbare Aussicht auf das Flusstal. Den Aufstieg von der Gaststätte aus bewältigen wir in einer knappen halben Stunde.

Auf den nächsten zehn Kilometern bis Dobronice liegen wiederum 5 Wehre. Diese sind aber meist leicht zu umtragen oder befahrbar.

In Dobronice, km 20, sehen wir rechts auf einem Felsen die Burgruine gleichen Namens mit einem gewaltigen runden Turm. Diese ehemalige Burganlage war bis zum Jahre 1727 bewohnt.

Zelten können wir unterhalb des Wehres am rechten Ufer. Das Dorf Dobronice liegt teilweise auf einer Anhöhe unterhalb der Burgruine. Es hat eine moderne Lebensmittelverkaufsstelle.

Der Besuch der Burgruine ist in den späten Nachmittagsstunden zu empfehlen. Der Blick auf den Fluss und die Landschaft ist bezaubernd.

Unterhalb Dobronice ist der Fluss auf 8 km ohne Wehr. Das Flusstal wird breiter und die Strömung schneller. Das linke Ufer ist waldreich, das rechte zum größten Teil kahl.

Zahlreiche Felsen am Ufer, die zum Teil bis zum Wasser reichen, verschönern die Landschaft. Im Flussbett liegen viele Steinblöcke meist glatt und flach unter Wasser.

Kurz vor Bechyně, ab km 14 bis 15, sind wieder beide Ufer dicht bewaldet. Vor uns sehen wir die hohe Brücke von Bechyně, km 10,7. Unterhalb befinden sich die Bootshäuser des Sportvereins Jiskra und das erste Wehr von Bechyně. Dieses Wehr umtragen wir auf der rechten Seite.

Direkt vor uns in Fahrtrichtung stehen auf hohem Felsen die Gebäude des Klosters, das bereits im Jahre 1333 erbaut wurde. Die Kirche wurde nach der Zerstörung in den Hussitenkriegen, Ende des 15. Jhd., neu erbaut. Über dem Fluss ragt auch das schöne Bechyněr Schloss auf. Das zweite Wehr in Bechyně, km 10,6, kann auf der rechten Seite durchfahren werden. Unterhalb des Wehres legen wir am linken Ufer an und unternehmen von hier aus eine Stadtbesichtigung.

Auf dem bergauf führenden Weg zur Stadt kommen wir an einem runden Turm vorbei, der zur Verteidigung des Weges erbaut wurde. Vom Marktplatz mit der Dekan-Kirche aus dem 17. Jhd., die einen Turm mit Rundgang hat, gelangen wir durch ein Tor in das Bechyněr Schloss. Ein Besuch des Schlossmuseums lohnt, besonders interessant ist eine ständige Ausstellung moderner Keramik.

Auf den letzten 10 km bis zur Mündung in die Moldau überwinden wir noch 2 Wehre. Das erste am km 7,1 wird zur Zeit erneuert. Das zweite in Koloděje, am km 4,2, ist nach dem Bau der Moldautalsperre Orlík neu gebaut worden. Es ist modern und sehr hoch. Links sind Treppen zum Umtragen der Boote. Unterhalb dieses Wehres liegt rechts ein Schloss aus dem 18. Jhd. mit einer schönen barocken Kapelle.

In der Ferne sehen wir schon die Berge der Moldau. Wenn der Stausee Orlík voll gestaut ist, fahren wir auf den letzten Lužnice-Kilometern schon auf gestautem Wasser.

Nach der Einfahrt in die Moldau paddeln wir ca. 1 km flussaufwärts, also nach links in Richtung zur Stadt Týn.

Rechtsseitig, gegenüber dem Steinbruch, liegt vor der Stadt Týn ein schöner Zeltplatz.

Hier beenden wir unsere Fahrt auf der Lužnice, einem Fluss, der ein lohnendes Urlaubsziel ist.


Quelle

Dieser Artikel stammt von Ferdi Schimandl, Altenburg, und erschien in zwei Teilen in der Zeitschrift "Der Kanusport. Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 20. Jahrgang, Teil 1 in Heft 2/1973, S. 18-22; Teil 2 in Heft 3/1973, S. 36-38.

Der Text wurde aus der Zeitschrift unverändert übertragen, lediglich die neue deutsche Rechtschreibung wurde berücksichtigt und die Schreibweise der Ortsnamen dem tschechischen Schriftbild angeglichen. Eine Aktualisierung der Fakten auf heutigen Stand wurde nicht durchgeführt. Neue Fahrtberichte der letzten Jahre werden gerne entgegengenommen!

Vielen Dank an Ferdinand Schimandl für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.



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