Oder, Gewässerbeschreibung

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"Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß die Oder im allgemeinen von den nicht stromangesessenen Wanderruderern nicht aufgesucht wird. Sehr mit Unrecht, denn für ausgedehnte Wanderfahrten ist sie sehr geeignet; sowohl für denjenigen, der mit Zelt und Kocher ein Freiluftleben führen will, als auch für diejenigen, die Hotelbett und -Küche vorziehen. Denn die zahlreichen Städte mit Rudervereinen, die ihre Bootshäuser herzlich gern ihren durchreisenden Sportskameraden zur Verfügung stellen, ermöglichen Zusammenstellungen von Tagesstrecken, die jeder Art von Anforderungen oder Länge gerecht werden.

Die Oder hat keinen Dichter gefunden, kein Lied klingt über die 'blitzende Welle', niemand aber wird unbefriedigt auf eine Oderfahrt zurückblicken; bietet sie doch an Wäldern und Hügeln, Städten und Schlössern Vielseitiges genug auch für den, der andere, bevorzugtere Ströme kennt." Bruno THOMAS im Vorwort des "Führers auf den deutschen Wasserstraßen Heft 5: Die Oder", Wassersport-Verlag Berlin ca. 1930


"Es ist nicht zu leugnen, daß für den Oderlauf eine gewisse Eintönigkeit der Uferszenerie charakteristisch ist. Bilder wie das Siebengebirge, die Sächsische Schweiz finden wir hier nicht, aber darum sollte man die Oderlandschaft nicht unterschätzen. Ihre Ufer sind auf dem größten Teil der Strecke bis Stettin mit prächtigem Laubwald bestanden, häufig von Hügelreihen anmutig durchbrochen. Zahlreiche größere Orte bieten Abwechslung genug, und eine Fahrt Breslau - Stettin oder, wenn man sie abkürzen will, bis Frankfurt a. O. kann mit gutem Gewissen empfohlen werden." Oskar RUPERTI, "Führer für Wanderruderer", Wassersport-Verlag Berlin 1910, S. 383


"Unser Fluß, man sieht nur Wasser in dir, deine Kraft kennt man nicht..." (Inschrift des Hochwassergedenksteins in Malczyce/Malschwitz, km 304.5)



Der Oderverlauf in Kilometertabellen:
Von der Quelle bis zur Mündung der Olše/Olza
Von der Mündung der Olše/Olza bis Opole
Von Opole über Wrocław bis zur Mündung der Widawa
Wrocław: Kanał Powodziowy und Kanał Żeglugowy
Wrocław: Kanał Miejski
Wrocław: Stara Odra
Von der Mündung der Widawa bis zur Mündung der Nysa Łużycka (Lausitzer Neiße)
Von der Mündung der Nysa Łużycka (Lausitzer Neiße) bis zur Mündung der Warta (Warthe)
Von der Mündung der Warta (Warthe) bis zum Marienhofer Wehr (Trennung in West- und Ostoder)
Die Ostoder/Odra Wschodnia
Die Westoder/Odra Zachodnia
Die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße (HoFriWa)
Przekop Mieleński (Oderfahrt)
Oderhaff
Gewässerbeschreibung - Natur entlang des Flusses, Pegel, Linksammlung, Literatur…
Einsetzstellen an der Oder



Inhaltsverzeichnis

Allgemeines und Interessantes

Die Oder (tschechisch und polnisch "Odra") ist ein 866 km langer Wanderfluß in Tschechien, Polen und Deutschland. Etwa 760 km davon sind Flachlandfluß und paddelbar. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß sie drei Doppelgängerinnen hat:

  • die niedersächsische Oder entspringt im Hochharz westlich des Brockens und mündet bei Katlenburg in die Rhume, die wiederum Northeim in die Leine mündet.
  • die kroatische Odra durchfließt - vom Sava-Odra-Kanal begleitet - südlich von Zagreb die Turopolje-Ebene und mündet kurz vor Sisak in die Kupa.
  • die spanische Odra fließt in der Region Kastilien und León, Provinz Burgos. Sie entspringt der Sierra de Ulana und fließt am Westrand der Provinz nach Süden, um bei Perdosa del Prinzípe in den Rio Pisuerga zu münden.


Hydrologisch wird die Oder in vier Abschnitte gegliedert:

  • die Quelloder reicht von der Quelle (tschech. km 127,5) bis zur Mündung der Olše/Olza (Olsa) (poln. km 0,0 = tschech. km 27,7) an der Grenze zwischen Tschechien und Polen
  • die Obere Oder geht von der Olzamündung bis zur Mündung der Widawa (Weide) unterhalb von Wrocław (Breslau) bei km 270
  • die Mittlere Oder umfaßt den Bereich zwischen Widawa-Mündung und der Mündung der Warta (Warthe)] bei Kostrzyń nad Odrą (Küstrin), km 617,6.
  • die Untere Oder reicht von der Warta bis zur Mündung in das Oderhaff/Stettiner Haff (Zalew Szczeciński), das die Oder in mehreren Mündungsarmen erreicht.

Zur Herkunft des Namens Oder gibt es mehrere Hypothesen. Eine interessante nennt Wolfgang Tschechne ("Große Oder, großer Strom", Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn 2006): danach hat das Wort eine indogermanische Wurzel (aus dem Sanskrit?) und bedeutet "Strom, der ständig seinen Lauf ändert". Eine feste Gewässerstruktur hat die Oder erst mit der Regulierung des 19. Jh. bekommen.

Das Einzugsgebiet der deutsch-polnischen Oder/Odra hat mit 118.861 km² etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands. Als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges wurde durch die Potsdamer Konferenz die Oder von der Einmündung der Neiße Lausitzer Neiße/Nysa Łużycka bis Mescherin (D) / Gryfino (Greifenhagen, PL) auf 162 km als "Oder-Neiße-Linie" bzw. "Oder-Neiße-Friedensgrenze" zur Grenze zwischen Polen und Deutschland (bis 1990 DDR). Die eigentliche Grenzlinie verläuft dabei auf der Mitte des Stromes.

Als Nullpunkt der Oder-Wasserstraße wurde um 1825 der Punkt festgelegt, an dem der Fluß beim damaligen Ellgoth-Ostrau vom österreichischen aufs preußische Gebiet übertrat. Heute liegt dieser Punkt - längst nicht mehr gekennzeichnet - tief in Tschechien an der Mündung der Opava (Oppa) im Stadtgebiet von Ostrava (Ostrau). Dazwischen liegen drei Kriege und fünf Staatssysteme - ein Punkt, der nachdenklich macht. Die Wasserstraße trägt eine Kilometrierung: ungerade Kilometerzahlen befinden sich am linken, gerade am rechten Ufer. Es wird in ganzen km-Zahlen (ohne 500-Meter-Tafeln) kilometriert. Der Stromstrich pendelt im Bett und ist mit den auch auf Elbe und Weichsel üblichen Markierungstonnen gekennzeichnet. Allerdings ist es nicht nötig, penibel den Markierungen zu folgen, da die Oder, anders als die Weichsel, keine Sandbänke im Strom führt.

1945 lag die Oder im Kampfgebiet der Ostfront. Während Ober- und Mittellauf von der Roten Armee rasch überwunden wurden, fanden am Unterlauf von Februar bis April 1945 erbitterte Kämpfe statt. Zahlreiche gesprengte Brücken, die nicht erneuert wurden, zeugen stumm von den furchtbaren Wochen. Außerdem hat sich kaum eine der Handels- und Schifferstädte über diese Zeit erhalten; Opole (Oppeln, km 150), Brzeg (Brieg, km 197), Głogów (Glogau, km 393), Frankfurt/Oder (km 584) und Schwedt bieten sich heute als Plattenbausiedlungen dar. Nur in Oława (Ohlau, km 213), Wrocław (Breslau,, km 250), Bytom Odrzański (Beuthen a. d. Oder, km 417), Krosno Odrzańskie (Crossen oder Krossen, km 514), Lebus (km 594) und Gryfino (Greifenhagen, km 718) kann man noch eine Altstadt finden. Allerdings sieht man in vielen Städten erfreuliche Bau-Aktivitäten zur Renovierung alter "Schätze", deren man sich bewußt ist, und auch Neubauten, die oft modern, aber durchaus passend die Baulücken füllen. Viele marode Brücken wurden/werden ersetzt, auch hier sieht man moderne Konstruktionen mit teils kühnen Schwüngen, das zeugt von jungen Ingenieuren und mutigen Lokalpolitikern.

Da die polnische Seite nach dem Krieg nur geringes Interesse an einer Neuerschließung der Grenzgebiete hatte (daß "die Deutschen", die neue Infrastruktur nutzend, wiederkommen würden, ist eine polnische Ur-Angst, die sich erst jetzt, nach Unterzeichnung des deutsch-polnischen Grenzvertrags, langsam legt), wurden Wirtschaft und Besiedlung dieses Abschnitts jahrelang auf Verschleiß betrieben. Dazu kam die fehlende Verkehrs- und Wasserbaukoordination beider Staaten im Grenzabschnitt, die auch heute die konstruktive Bewirtschaftung erschwert.

Seit 2005 aber scheint sich die Lage zu ändern: an der polnischen Oder werden Buhnen repariert, Betonschrägen eingerichtet usw. Es scheint, als wolle man den Wasserweg wieder beleben und gleichzeitig den Tourismus fördern. "Polen plant einen Ausbau der unteren Oder zwischen Frankfurt und Hohenwutzen, um die Schiffbarkeit zu verbessern. Ab 2023 soll auf der polnischen Flußseite mit den Baumaßnahmen begonnen werden. ... Die Maßnahmen seien Teil einer 'Hochwasserisikominimierungsstrategie'. Tolles Wort." (Friedhelm Wollner in "Kanu-Sport" 8/2020, S. 29) Vermutlich werden ab 2023 viele bisherige Angler- und Zeltstellen zugeschottert, die Kehrwässer zwischen den Buhnen ausgebaggert werden.

Dazu kommt jedoch eine völlig neue Dynamik im Denken: seit dem Abschluß des Zwei-plus-Vier-Vertrages 1990, der die deutsch-polnische Grenze als rechtsgültig erklärte, verliert die junge Generation die Angst vor Deutschland. Damit wird es ihr gleichzeitig möglich, die frühere deutsche Geschichte ihrer Wohnorte als ihre eigene anzuerkennen, und sie schlägt mit rasanter Geschwindigkeit Wurzeln in den Boden, den sie nun als Heimat ansehen kann. Besucher werden Zeugen einer Selbstfindung, die sich von Jahr zu Jahr verstärkt. Es gibt Begegnungen, Ausstellungen, zweisprachige Gedenksteine usw., die vor 1990 praktisch undenkbar waren. Daß dies nicht nur aus Höflichkeit dem Nachbarn gegenüber, sondern aus innerem Bedürfnis heraus geschieht, bezeugt der Hochwassergedenkstein an der Fährrampe von Malczyce (km 304.5), dessen Stil die Hand eines polnischen Steinmetzes verrät und der dennoch zweisprachig ist, und Gedenksteine in Chełm (km 358.7) an der Bushaltestelle der "Dorfumgehungsstraße" am Abzweig nach Orsk. Hier steht ein Denkmal für 16 Polen, meist Familien oder Ehepaare, die hier im Januar 1945, kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee, von der SS erschossen wurden (nur von 13 ist der Nachname bekannt). Ein paar Schritte weiter ragt ein Denkstein aus deutscher Zeit aus dem Gebüsch, dessen Inschrift zwar zugeteert wurde, aber unzerstört blieb. Im Juni 2014 stand vor beiden Steinen ein Ewiges Licht - eine neue Zeit ist angebrochen.
Daß Bewußt-werden nicht Vergessen heißt, machen die Gedenkstätten um Siekierki (km 652) deutlich.

Jahrzehntelang war die Grenze Polens zur DDR kaum zu passieren. In den ersten Jahren nach Kriegsende resultierte aus der polnischen Erwartung, die Deutschen würden wiederkommen, ein dichtes Sicherungssystem. Ab 1946 wurden am polnischen Ufer in kurzen Abständen Wachtürme erbaut, die jede Bewegung auf der Oder registrierten. Ein geharkter Sandstreifen entlang des polnischen Ufers sollte Eindringlinge verraten. Beschädigte Häuser der Uferdörfer und einzelnstehende Gehöfte wurden abgerissen, und zwar auch dann, wenn schon polnische Neusiedler in ihnen lebten; wer wohnen blieb, war Restriktionen unterworfen, die jenen in DDR-Grenzgebiet zu Westdeutschland glichen (Besuchsverbote Außenstehender, Passierscheinkontrollen, willkürliche Ausweisungen usw.)

Ab 1952 lockerte sich das polnische Grenzregime langsam. Zwar hatten die Uferbewohner bis in die 1960er Jahre nachts in den Häusern Verdunkelungspflicht, weil von der anderen, deutschen Seite des Flusses kein Licht zu sehen sein sollte, doch wurde der Kontrollstreifen durch ein 1 km breites Grenzgebiet ersetzt, das Nicht-Anwohner — wie an der DDR-Grenze zum "Westen" — nicht betreten durften. Während die polnische Berufsschifffahrt verkehren konnte, blieb polnischer wie deutscher Wassersport verboten: laut der Übersetzung dieser Seite brachten polnische Grenzer DDR-Kleinboote auf. (Vermutlich waren die Insassen nicht, wie beschrieben, feindliche Spione, sondern Vertriebene und "Umsiedler", die es in der Fremde nicht ausgehalten hatten und zurück in die Heimat wollten, die ihnen keine mehr war.) Auch die Brücken, die in dieser Phase wieder aufgebaut wurden, dienten (mit einer Ausnahme) nicht als Grenzübergang, sondern taktischen Zielen.

Daß die deutsche Seite in den 50ern nicht weniger neurotisch herrschte, bezeugt eine Meldung im "Berlin-Brandenburger Kurier", dem "Offiziellen Organ der Landsmannschaft Berlin - Mark Brandenburg", Folge Nr. 2, 2. Januar-Nummer 1955: "Frankfurt/Oder. In der Zeit zwischen dem 25.11. 1954 und dem 20.2. 1955 ist es den Bewohnern der Stadt verboten, das Vorgelände der Oder zwischen Damm und Flußufer zu betreten. Das Verbot haben die Ostzonenbehörden erlassen, um die 'Einschleusung westlicher Agenten nach Polen und der Sowjetunion' zu verhindern." Bis 1963 spähten sowohl deutsche als auch polnische Grenztruppen von hohen Wachtürmen (wie noch bei Reitwein einer steht) auf die jeweils andere Oderseite, und die deutsche Grenzpolizei hatte neben der Durchsetzung der Grenzordnung und Pflege der Grenzsäulen den Auftrag, "illegale Grenzübertritte" von Osten über die "Oder-Neiße-Friedensgrenze" zu verhindern. Erst 1963 wurden die deutschen Wachtürme abgebaut, die polnischen allerdings beibehalten [1]. Der Schriftsteller Joachim Seyppel erfuhr 1967, in Frankfurt die Oder entlanggehend, daß Ausflugsdampfer von Frankfurt nach Lebus verkehrten, aber: "Photographieren verboten ... die da drüben baden hier im Sommer, bei uns ist das verboten." [2]

Ab den 60er Jahren veranstalteten Schwedter Paddler erste Vereinsfahrten auf der Oder. Diese mußten anfangs von DDR-Seite her aufwendig genehmigt werden, was nur im Rahmen einer organisierten Vereinsfahrt möglich war und Monate vorher beantragt werden mußte ("Genehmigung PM 18"). Das Betreten des polnischen Ufers blieb untersagt. Mit der Einführung des paß- und visafreien Reiseverkehrs zwischen der DDR und Polen Anfang 1972 wurde schließlich Paddeln auf der "Friedensgrenze" möglich. Doch schon Ende Oktober 1980, noch vor der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, schlossen sich die Schranken erneut: die DDR-Regierung fürchtete das Übergreifen von Ideen der Gewerkschaft "Solidarność" aufs eigene Land. Erst mit dem Abkommen über Paß- und visafreien Reiseverkehr vom 9.4. 1991 hoben sich wieder die Schranken. "Im Mai '91 habe ich als erster 'Sportbootkapitän' überhaupt nach dem Krieg diese Grenze offiziell überpaddelt. Blankes Entsetzen auf der deutschen Seite über mein Anliegen, Ratlosigkeit bei den polnischen Kollegen gegenüber. Nach vielen Stunden zähen Wartens, telefonischen Behördenanfragen die Hierarchie hinauf bis ins Außenministerium nach Warschau, wurde ich letztendlich mit offiziellen Schiffspapieren versehen. Korrekt ausgefüllt mit Heimathafen, Tonnage, Tiefgang, Ladung, Besatzung und Kapitän, in dreifacher Ausfertigung von oben bis unten bestempelt, wofür ich mehrere Male zwischen polnischer und deutscher Seite den Strom queren mußte, durfte ich dann weiter." (Zitat Wolfgang Dinter: Im Faltboot rund um Wolin/Polen. In: "Seekajak" 59 (Juli 1997), S. 26-30) Seit dem Wegfall der Grenzkontrollen Ende 2007 ist die Oder endgültig ohne Hindernisse paddelbar. Nur der alte Wachturm des polnischen Ufers an der Fährstelle Reitwein - Górzyca (km 604) zeugt noch vom Kalten Krieg zwischen den "Bruderstaaten".

Kommerzielle Zeltplätze gibt es lediglich auf dem deutschen Abschnitt. Auf dem polnischen Teil existieren einige wenige Bootshäuser, in denen man übernachten kann (Wrocław / Breslau, km 250), Nowa Sól / Neusalz, km 430), und mehrere Biwakplätze ohne Service; ansonsten zeltet man an Anglerstellen. Die Ufer sind zwischen Opole (Oppeln, km 150) und Gozdowice (Güstebiese, km 645) mit mehr oder weniger gut erhaltenen Buhnen versehen, in deren Kehrwassern Jensen (2007) und DoH (2009) bei niedrigem Sommerpegel problemlos Sandbankzeltplätze fanden (Vorsicht vor erheblichen nächtlichen Pegelschwankungen!) Bei hohem Wasserstand sind diese überflutet, so daß man dann auf Anglerstellen und Viehweiden angewiesen ist. "Wer an der Oder unterwegs sein möchte, sollte in Erwägung ziehen, einige Sandheringe mitzunehmen. Man hat nicht immer das Glück, dass man sich an einer nahen Buhne mit Steinen ausstatten kann. Dabei kann es ganz ordentlich wehen!" (Zitat Flummi87 im Outdoorseitenforum vom 18.7. 2016) - Außerdem sollte man die Umgebung der Schiffahrtszeichen beachten, weil die regelmäßig freigemäht werden. In den Kilometertabellen wird nur auf wasserstandsunabhängige Biwak- und Rastplätze hingewiesen. Dazu sind Adressen von Bootshäusern oder paddlerfreundlichen Pensionen verzeichnet. In den Links zu den jeweiligen Einsetzstellen stehen weitere Unterkunftsadressen.

"Wenn ich nicht mehr konnte, habe ich mir eine passende Sandbank gesucht, darauf achtend, dass ich kein Gelege von Flussregenpfeifern (zer)störe. Wenn die da brüten, versuchen sie einen mit hängenden Flügeln und lautem Geschrei weg zu locken; dann sollte man sich sofort ein anderes Plätzchen suchen, da diese Vögel ihre super getarnten Eier ohne etwas auf bzw. zwischen Kieselsteine legen. Es hat nie jemand was gesagt, und solange man nicht in ausgewiesenen Naturschutzgebieten oder Biosphärenreservaten ist, selbstverständlich seinen Müll mitnimmt, bei Trockenheit kein Feuer macht und sich auch sonst zivilisiert benimmt, wird es für ein oder zwei Nächte geduldet. Schutz von Flora und Fauna geht natürlich immer vor. Angler stellen auch alle paar Meter ihre Zelte auf, das juckt in der Mehrzahl aller Fälle auch niemanden. Wenn ich ein paar Minuten Zeit habe, sammel ich Kronkorken oder Kippen von anderen Banausen auf und nehme sie auch mit - sollten wir vielleicht alle machen." (Zitat duesefix© im Faltbootforum vom 26.7. 2019, speziell mit Blick auf die Elbe.)

Es zählt zur Höflichkeit, in Polen mit Złoty zu zahlen. Geldwechselstellen (kantor) gab es im Mittel- und Unterlauf 2007/08 in folgenden Städten: Wrocław (Breslau, km 250), Głogów (Glogau, km 393), Krosno Odrzańskie (Crossen, km 514), Frankfurt/Oder, Słubice (Dammvorstadt, beide km 584), Kostrzyn (Küstrin, km 617), Osinów Dolny (Niederwutzen, km 662), Schwedt, Krajnik Dolny (Nieder Kränig, km 690,5), Gryfino (Greifenhagen, km 718) und Szczecin (Stettin, km 737). Kleinere Städte haben keine Wechselbüros, aber natürlich jede Menge Gelautomaten ("Bankomat"). In den großen grenznahen Einkaufszentren, die ja überwiegend für deutsche Schnäppchenjäger betrieben werden, ist man auch nicht beleidigt, wenn man mit Euro zahlt.

Zu den polnischen Geldautomaten: "Übrigens kann man dabei leicht in 'Kostenfallen' tappen. Der Automat bietet einen festen Umtauschkurs an, den man explizit abwählen muss, um günstig umzutauschen. Denn der garantierte Umtauschkurs ist satte 10 % schlechter als der gerade aktuell gültige amtliche Umtauschkurs, zu dem meine Bank abrechnet. Nachdem man das abgewählt hat, hakt der Automat nochmal nach und behauptet, dass die Mehrheit der Nutzer die Option 'garantierter Umtauschkurs' wählt. Nein, aber nicht mit mir ;-) " (Zitat Spartaner im Open-Canoe-Forum vom 15.5. 2016

Lebensmittel kann man in Deutschland nur in Städten und größeren Dörfern, in Polen aber in jedem großen und kleinen Ort kaufen. Dafür empfehlen sich einige Worte polnisch, da Fremdsprachenkenntnisse auf den Dörfern kaum vorhanden sind. In den Städten sprechen einige Menschen deutsch oder (häufiger) englisch. Ein Erstkontakt auf russisch sollte vermieden werden (gibt es dafür irgendeinen Beleg oder eigene Erfahrungen?) Ja, 2006 den Bahnhofsvorsteher von Santok, der Angehörige in Sibirien verlor, da er historische Aversionen weckt; erst nach längerem Radebrechen kann man vorsichtig fragen, ob der Gesprächspartner auch russisch versteht. Feindseligkeit gegen Deutsche gibt es vereinzelt im Grenzbereich, Diebstähle, insbesondere KFZ-Diebstähle, haben in den grenznahen deutschen Gebieten seit der Aufhebung der Grenzkontrollen deutlich zugenommen. Daß man das Feldspaten-WC nutzt und seinen Müll nach dem Lagern mitnimmt, braucht eigentlich nicht erwähnt zu werden.

Die Verhältnisse in Polen ändern sich derzeit deutlich rascher als in Deutschland. Wer die Oder vor einigen Jahren fuhr, wird heute neue Brücken, Häfen, Einsetzrampen, "Noclegi" (Nachtlager)... vorfinden. Alle Paddler werden herzlich um Mitteilung der Veränderungen gebeten, entweder direkt im Wiki oder im Faltbootforum!


Den Freunden des Aufbaubieres zur Beachtung: Die zulässige Blutalkoholkonzentration auf Land- und Wasserstraßen beträgt in Polen 0,2 mg/g. Die Strafen sind sehr hoch!

Hinweise zum Nahverkehr und zu Unterkünften stehen in den Artikeln Deutschland und Polen.

In trockenen Sommern sind die Waldbrandwarnstufen zu beachten.



Paddeln auf der Oder/Odra

Allgemeine Informationen

Paddeln auf der Grenze

Seit dem Beitritt Polens zum Schengen-Abkommen 2007 ist das Befahren der Oder-Neiße-Grenze problemlos geworden. Die noch im Jübermann 2005 verzeichnete telefonische Anmeldepflicht entfällt. Wie an jedem anderen Fluss kann man beliebig ein- und aussetzen und zwischen deutschem und polnischem Ufer hin- und herwechseln (vor allem dann, wenn am polnischen Ufer der bessere Schlafplatz liegt). Grenz- und Zollkontrollen entfallen. In der seit 2014 gültigen Fassung der Binnenschifffahrtsstraßenordnung ist sogar die Pflicht, die Nationalflagge zu führen, entfallen (obwohl man sich natürlich trotzdem nach der Tradition richten kann). Die amtliche Bestätigung dieser Regelung erfolgte 2015. Personalausweis oder Pass sind mitzuführen. Es darf nur in der Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang gepaddelt werden, Nachtfahrten sind - auch mit Beleuchtung - verboten.

Die vielen Berichte über Diebstähle in Grenznähe haben leider reale Grundlagen. Die fehlenden Grenzkontrollen und der fortwährende Abbau der deutschen Polizeipräsenz öffnen Autoschmugglern und Einbrechern ein weites Feld. Allerdings ist kaum einer der Kriminellen an Wassersportlern interessiert, da die kaum Wertsachen im Boot haben. (Auch Angler campieren ja an den Ufern, ohne sich gefährdet zu fühlen.) Einbrecher kommen nicht im Boot, sie fahren mit Autos über die Brücken (weshalb man die Nähe der Städte und der Grenzmärkte zum Zelten meiden sollte).

Die Wahrscheinlichkeit aber, dass ein abgestelltes Auto gestohlen wird, hat sich in der Grenzregion seit 2007 deutlich erhöht (Innenministerium Brandenburg, e110, Autobild, preisvergleich.de). In Brandenburgs Grenzregion liegt der Zuwachs 2007 bis 2011 bei 275 Prozent. Mittlerweile klauen Autodiebe mehr in Deutschland als in Polen. Besonders beliebt bei den bestens ausgerüsteten und technisch versierten Banden sind die Marken Audi, BMW und VW. Immer beliebter werden auch ausländische Marken wie Toyota und Skoda (PNN). Manchmal ist die in der Grenzregion besonders sensibilisierte Polizei sogar erfolgreich: Bild.de - meist aber nicht (FAZ).

Ebenso muß man darauf gefaßt sein, daß man beim Lagern oder beim Verpacken von Faltbooten von einem Kleintrupp in schwarzer Uniform angerufen und barsch gedrängt wird, sich auszuweisen. Vor allem, wenn in der Gruppe Ausländischsprecher oder "fehlfarbene" Paddelfreunde stecken, ist das denkbar (der Fachbegriff dafür lautet "Racial Profiling" - Kontrolle aufgrund der Hautfarbe). Wer da an Stasi und DDR-Willkür denkt, liegt richtig - und doch falsch. Denn anders als zu DDR-Zeiten beruht die Grenzbewachung nicht auf internen Dienstrichtlinien, sondern auf "streng" gesetzlicher Grundlage.

Zu Zeiten der EU-Außengrenze versuchten Flüchtlinge, auf verschiedenste Weise über Neiße und Oder nach Deutschland zu kommen. Um das zu verhindern, baute der damalige BGS in den 1990er Jahren an der deutschen Ostgrenze ein dichtes elektronisches Überwachungssystem auf. Neben Hubschrauberpatrouillen mit Nachtsichtgerät gab es Kontrollen mit Wärmebildkameras, Spürhunde und ein Netz von Spitzeln, das nicht vom MfS, sondern vom BGS übers Land gespannt wurde.

Mit der Verlegung der EU-Außengrenze nach Ostpolen 2007 ist auch das Personal des BGS verringert worden; die Regelungen des Bundespolizeigesetzes wurden aber nicht geändert. Ob die Oder noch so straff überwacht wird wie zuvor, ist nicht bekannt, aber nach § 27-29 Bundespolizeigesetz nicht illegal und somit denkbar.

Innerhalb einer 30-km-Zone entlang der Grenze ("Zollgrenzbezirk" oder "grenznaher Raum") ist die Bundespolizei nach § 21 ff. Bundespolizeigesetz berechtigt, Personenkontrollen vorzunehmen, und zwar - wie hier - auch ohne Anlaß und Verdachtsmoment. Es genügt, wenn den Beamten ein Anruf zugeht oder ihnen etwas ungewöhnlich, auffällig oder Flüchtlings-ähnlich vorkommt (DDR, ick hör dir trapsen). Im Extremfall ("Was wollnse denn - sie ham mir gar nichts zu sagen") sind nach § 24 Bundespolizeigesetz Erkennungsdienstliche Maßnahmen erlaubt (im DDR-Jargon: "Zuführung"). Weitere Paragraphen, die "Risikogruppen" kennen sollten, sind §§ 22 (für Zugreisende besonders Absatz 1a)!), 32, 32a, 33 (1) und (4), 34 (1) und 35 (1). Hier nachzulesen.

Der Fall wird selten eintreten. Die Bundespolizei konzentriert(e) ihre Kontrollen auf den Neiße-Grenzabschnitt, wo Zittauer Taxifahrern schon eine Lektion in Demokratie erteilt wurde. An der Oder dürfte die Wahrscheinlichkeit nur gegeben sein, wenn man z. B. in den (allgegenwärtigen) Naturschutzgebieten des linken Ufers zeltet. Falls aber Paddler ernstlich in Not geraten, und zwar nicht durch die Bundespolizei, sondern durch "die anderen", ist der schwarz (eigentlich dunkelblau) gekleidete Freund und Helfer Tag und Nacht unter 0800 / 6 888 000 erreichbar :) In der Grenzzone sollte man Ausweispapiere, Paß, Aufenthaltsgenehmigung usw. sowieso dabeihaben. Im Falle einer offenkundig auf der Hautfarbe begründeten Kontrolle ist eine Beschwerde bzw. Klage möglich; der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg sah im Februar 2018 in so einer Kontrolle einen Verstoß gegen das Europarecht, das Polizeikontrollen als Ersatz für Grenzkontrollen nicht zuläßt. Eine Neuregelung des Bundespolizeigesetzes ist aber bislang nicht erfolgt.

Die deutsche Oder ist Bundeswasserstraße. Deshalb gelten, wenn die Wasserschutzpolizei einen schlechten Tag hat, alle erdenklichen Vorschriften der Binnenschiffahrtsstraßen-Ordnung. Dazu zählt auch die Kennzeichnung von Paddelbooten, die mit 10 cm großen Buchstaben zu erfolgen hat. Namenlose Boote sollen den Namen oder Abkürzung der zugehörigen Organisation tragen, dazu kommen auf Außen- oder Innenseite Namen und Anschrift des Eigentümers. Näheres dazu im Artikel Kennzeichnungspflicht. - Auch nach polnischem Recht müssen Boote über 5 m Länge, die auf den polnischen Wasserstraßen unterwegs sind, einen Namen tragen.


Einsetzstellen

  • siehe auch die Oder-Einsetzstellen des deutsch-polnischen Grenzabschnitts bei flussinfo.net


Die Flußabschnitte


km 112,0 - km 0,0: Die tschechische Odra von der Quelle bis zur Olše

Die Odra entspringt am Fidlův Kopec (Lieselberg) im mährischen Odergebirge, einem östlichen Ausläufer der Sudety (Sudeten), auf 633 m ü. NN in einem Pavillon hinter einem Gitterrost und fließt als kleiner Bach die Hänge des Truppenübungsplatzes Libavá ("Vojenský prostor Libavá") hinab, daher ist schwer zu sagen, wie weit man das Gelände erkunden darf. Aber wenn man sieht, wie hier hemmungslos Motorsport betrieben wird... Als Wanderer kann man die junge Odra an Wochenenden vom Dorf Kozlov aus in 20 Minuten bis an die Quelle erkunden.

Das nach dem Fluß benannte Odergebirge (Oderské vrchy) ist ein liebliches Mittelgebirge, mit Eifel oder Sauerland vergleichbar. Hier lohnen sich auch Fußwanderungen, es gibt ein gut beschildertes Wanderwegenetz, und statt deutschen Touristen trifft man Wochenendausflügler aus Ostrava :) Wie auch die Gegend um Ostrava, ist das Gebirge nur für den nationalen Tourismus erschlossen. Daher sprechen nur wenige Menschen deutsch oder englisch. Ein paar Brocken Tschechisch erleichtern die Verständigung sehr.

"Die Oder entspringt mitten in einem großen Truppenübungsplatz - Vorteil: glasklar, Nachteil: für uns unerreichbar! Wir booteten an der höchstmöglichen Stelle ein und paddelten 10 km bis Odry, zunächst ein schöner leichter Wildbach, dann zunehmend reguliert und verbaut. Der Pegel in Svinov (an der Oder in Ostrava) zeigte 16 m³/s, bei uns waren das etwa 7 m³/s, gerade ausreichend. Für den schöneren Einstieg auf dem Nebenbach Budišovka sollte mindestens doppelt soviel fließen!" (Zitat aus der Seite des österreichischen Kajakclubs Gars von 2000, http://www.ktv-gars.at/kajak/2000.htm) Der junge, mäandrierende Bach hat sich im Oberlauf ein tiefes Mittelgebirgstal geschnitten, in dem er frei dahinpendelt; nur in Ortslagen ist er kanalisiert. Eindrücke der Quell-Oder erhält man auf der Fotoseite des Kanuclubs "Hadwaoo" in Kędzierzyn-Koźle, der im Frühjahr 2011 hier paddelte.

Nach den Erfahrungen polnischer Paddler ist der Abschnitt bis Odry nur im März/April zur Zeit der Schneeschmelze befahrbar, und im Sommer nur kurzzeitig nach starken Regenfällen. Die übliche Einsetzstelle der Wildwasserfahrer ist Spálovský Mlýn (die Sponauer Mühle) bzw. der angeschlossene Campingplatz "Maria ve skale". In trockenen Frühjahren reicht das Wasser auch nicht fürs Wildwasserfahren.

Die Erkundung wird dadurch erleichtert, daß Tschechien, anders als Deutschland und Polen, seine Nebenbahnen bisher erhalten hat. Von Suchdol nad Odrou, Haltepunkt der Ex-Züge zwischen Prag/Brno und Ostrava, fährt alle zwei Stunden ein Schienenbus nach Budišov nad Budišovkou hinauf. Für mich, an diesem Tag aus Mělník kommend, war es ein eigenes Erlebnis, aus einer südländisch-sonnigen Ebene ins 550 m hohe, ans Erzgebirge erinnernde Bergland zu fahren. Am Ortsausgang von Budišov nad Budišovkou gibt es einen Zeltplatz, der auch kleine Hütten vermietet. Viele Familien! Hundeverträgliche Zeltplatzkatze ("kočka"). Der Platz nimmt keine EC-Karten ("wir sind ein kleiner Platz und können uns das nicht leisten"). Von hier aus kann man, stellvertretend für die junge Oder, die Budišovka abwandern und erkunden (blau markierter Wanderweg nach Spálovský Mlýn). In Budišov gibt es ein Museum des Schieferabbaus ("Muzeum Břidlice").

Mit Erreichen der Stadt Odry (Odrau) verläßt die Oder das Gebirge und fließt nun, 10 m breit, in einem breiten, von Fischteichen durchsetzten Terrassental. Frühestens hier können Wanderpaddler ans Einsetzen denken, denn der Oberlauf bleibt den Wildwasserpaddlern vorbehalten (auf den 51 Kilometern von der Quelle bis Odry hat die junge Oder ein mittleres Gefälle von 7,5 m pro km). Die Oder ist nun ca. ~10 m breit, leidet im Sommer aber zunächst noch unter Niedrigwasser mit vielen Steinen, Treidelstellen und Baumhindernissen. War ihr Wasser in den Bergen noch klar, führt sie im Flachland anfangs naturtrübes, später auch verschmutztes Wasser. Zwischen Mankovice und der ][ der Straße 478 wird sie als "ChKO Poodří" (Landschaftsschutzgebiet Oderniederung) geschützt, u.a. wegen Vorkommens seltener Vögel wie der Beutelmeise. Etwaige Befahrbahrkeitsregeln ließen sich 2012 nicht einmal vor Ort recherchieren, aber nirgends gibt es Verbotsschilder, und immer wieder stehen Angler am Ufer.

Bis Ostrava wird die Oder langsam breiter. Mäanderte sie zunächst frei durch die Wiesen, so ist sie mit Erreichen der Stadt kanalisiert, begradigt und mit Staustufen versehen (und macht so die alte deutsche Kilometerzählung auf tschechischem Gebiet hinfällig). Die Autobahnumgehung von Ostrava, die im Stadtgebiet längs der Oder verläuft, mindert den Reiz der Landschaft drastisch; dazu begleiten schon ab der Opava-Mündung Deiche den Fluss. Leider ist bei keinem der tschechischen Oderwehre an Paddler gedacht worden. Wer oberhalb der Stadt einsetzt, kann das Stadtgebiet mit der Vorortbahn von Polanka bis Bohumin ohne Umsteigen umfahren.

Ab den Wehren in Ostrava ist die Oder immer und ohne Probleme zu paddeln. Die Bedingungen der ersten Kilometer ab Ostrava bezeichnet jedoch bereits Keller (1922) als "schlecht": "seichte Stellen, Sandbänke, Baumstämme mitten im Strom wechseln stetig ab." Nichtsdestotrotz hat die Regulierung "wesentlich dazu beigetragen, den Fluss fahrbar zu machen, obwohl Sandbänke auch hier noch in genügender Anzahl vorhanden sind ... Diese ... Strecke ist (für Kanus und Einskuller) nur befahrbar, wenn der Pegel in Ratibor 1,30 m zeigt. Bei niedrigem Wasserstande weist dieses Gebiet mehr Hindernisse als fahrbare Strecken auf." (Woran sich bis heute nichts geändert hat.)

"Zwischen Bohumín und der Mündung der Olše versuchte man im Jahre 1975 die Schubschifffahrt zu entwickeln, weil das Gefälle der Odra von Ostrava bis zur ersten Schleuse bei Kędzierzyn-Koźle (Kosel) nur noch annähernd 60 Zentimeter beträgt." (SPIEGELBERG 2001, S. 116) Den Test dokumentierten MOREIKE und POLLAK 1977: "Am 5. April 1975, einem Sonnabend, erlebte in Kopytov bei Ostrava eine stattliche Schar Schaulustiger die Premiere des 'Nördlichen Weges' auf dem Oberlauf der Oder. Akteure waren tschechische und polnische Binnenschiffer. Mit zwei mittleren Lastkähnen, dirigiert von einem Schubschiff und einem Motorboot, ging es auf die merkwürdige Reise. Zum ersten Male seit Menschengedenken trug die obere Oder eine Nutzlast: fünfzig Tonnen Rohre aus den 'Vítkovicer Eisenwerken', Bestimmungsort: Magdeburg. Die Fahrt verlief nicht ohne Schwierigkeiten, berichtete ein Mitreisender: 'Wir fahren langsam die Oder flußabwärts. Knirschen unter Deck. Wir streifen den Grund. Die Geschwindigkeit wird weiter verringert. Wieder ein Knirschen, diesmal stärker, so daß die gestapelten Rohre klirren. Maschine stopp! Wir gleiten seitlich von der Sandbank in tieferes Wasser ab. Die Olše wird passiert. Um deren Fluten bereichert, nimmt die Oder merklich an Tiefgang zu. Die Biegungen werden sanfter, die Passage wird leichter. Doch erst in Koźle, wo die ganze Fracht auf Tausend-Tonnen-Kähne verladen wird, können wir vom gelungenen Abschluß des Experiments sprechen.'" Der Schubverband startete somit in den letzten Krümmungen der Grenzmäander, unterhalb der schwierigen Stellen, und deutlich unterhalb des Kais von Bohumín, den hohen Frühjahrspegel nutzend. Verkehrsexperten haben den Schlußsatz des Mitreisenden: "'Eines aber ist schon jetzt klar: Die obere Oder ist schiffbar'", wohl schon damals nicht geglaubt.

Mit der Oderschifffahrt wollte die tschechische Wirtschaft das Industriegebiet Ostrava mit dem tschechischen Freihafen in Szczecin verbinden. Dies sollte der erste Schritt zu einer Kanalverbindung zwischen Donau, Oder und Elbe werden, die damals so hoch im Kurs stand, daß sie um 1970 sogar in den wasserwirtschaftlichen Generalplan der ČSSR aufgenommen wurde. Letztlich aber fehlten der ČSSR und Polen das Geld, die Grenzmäander des Flusses zu regulieren und deren Sandbänke und Schwälle durch eine Schleuse zu ersetzen. Hat es wirklich einmal eine Fahrrinne durch die Grenzmäander gegeben, so ist sie inzwischen längst versandet; nur die alte Kaimauer an der Grenzbrücke im tschechischen Bohumín und die ersten, schon zu deutscher Zeit begradigten Oder-Kilometer auf polnischem Territorium zeugen noch von diesem Plan.

Die grenznahen Mäander sind seit 2007 als polnisch-tschechisches Naturdenkmal geschützt. Auch dieses Schutzgebiet ist frei paddelbar; von Bohumin aus wird jedes Jahr die Gruppenfahrt Odemykání meandrů Odry ausgetragen.

Tschechien hat eine eigene Kilometrierung des Oberlaufs. Ihr Nullpunkt liegt merkwürdigerweise mitten in den Grenzmäandern bei Ostrava, dort, wo sich die Straße ul. Bajcůvka, die Zufahrtsstraße des Kieswerks von Ostrava, von Süden her die beiden großen Baggerseen voneinander trennend, auf den einen nach Süden weisenden Mäander stößt. Die Mündung der Olza befindet sich danach beim tschechischen Kilometer "km -3,6". (Auch eine Zählmethode...) Nach dieser Einteilung liegt die Oderquelle beim tschechischen km 127,8. Eine Grobeinteilung dieser "offiziellen" tschechischen Kilometerzählung (nach der z.B. die Wasserwirtschaft geht) ist den Links zu den Karten der tschechischen oberen und unteren Oder zu entnehmen. Andere Autoren beziffern die Oderquelle mit km 112, km 120,1 oder km 131,4. Wie schwierig genaue Angaben sind, sieht man daran, daß die hier verwendete, mit Gurgel-Erz erstellte Kilometrierung die Mündung der Čermná mit km 71.1 angibt, die tschechische Kilometrierung diesen Punkt aber mit etwa km 90 bezeichnet. In der folgenden Beschreibung wurden die Entfernungen in Google Earth vom Grenzpunkt-km 27,7 flussaufwärts gemessen. Wer die genauen "offiziellen" Angaben hat, trage sie bitte nach (hat zufällig jemand den tschechischen Wasserwanderführer zum Ergänzen?)

Die traditionelle, von Polen und Deutschland verwendete Kilometrierung zwischen der Mündung der Opava und der Olše/Olza folgt auch nicht der begradigten Schifffahrtsstraße, sondern dem alten, mäandrierenden Lauf vor der Kanalisierung. Die moderne tschechische Kilometrierung geht zwar darauf ein, aber nicht ohne Widersprüche, da z.B. die polnisch-tschechischen Grenzmäander in der alten Zählung 7,7 km lang sind, die tschechische Zählung aber nur 4 km Länge angibt. Diese Unstimmigkeiten beruhen z.T. darauf, dass die um 1825 festgelegte Kilometrierung im damaligen preußisch-österreichischen Grenzabschnitt mehrere Mäanderdurchstiche vorwegnahm, die später nicht ausgeführt wurden. Wie stark die Abweichungen sind, zeigt der Vergleich der Meßtischblätter von 1883 mit 1940.

Der Wasserstand der tschechischen Oder schwankt stark, so daß alle Benennungen von Sandbänken, ▄ und █ mit Vorsicht zu genießen sind.

Die Odra überquert hinter Bohumín (Oderberg) die tschechisch-polnische Grenze und fließt ab da in Polen.

Die tschechische online-Karte mapy.cz erweist sich als sehr hilfreich durch verschiedene Kartendarstellungen, aktuelle Verkehrssituationen, anklickbare Symbole (z.B. automatische Verbindungsanzeige, wenn man einen Bhf. anklickt) und viele hinterlegte Fotos. Dabei ist ein zweites Browser-Fenster mit http://translate.google.com/#cs/de/ ratsam.

Die beschriebene Oderstrecke ist ab Studenka mit nur wenigen Hindernissen mit Gepäckboot befahrbar, doch muß man bei dieser Planung das Umtragen der Stadtwehre von Ostrava in Kauf nehmen. Sinnvoller ist das Einsetzen am Grenzort Bohumin, was es erlaubt, die Grenzmäander zu erleben. Die meisten Langstreckenpaddler und -ruderer setzen am Beginn der Wasserstraße in der polnischen Stadt Kędzierzyn-Koźle ein, wo keine Hindernisse mehr auftreten. Damit verzichten sie aber auf den tschechischen Abschnitt, auf dem die Oder noch auf kurzen Strecken Kleinflußgefühl bietet. - Es gibt eine tschechische Oderpaddelseite: http://www.ostravskiraj.ic.cz (Tel. 774 843 197), in deren Rahmen die tschechische Oder in Gruppenfahrten gepaddelt wird.

Jeden März findet auf dem Oberlauf zwischen der Mündung der Budišovka und dem Ort Loučky die 12 km lange Gruppenfahrt "Odemykání Odry" (Oder-Eröffnung) statt, die bis 1990 vom Sportclub "TJ Vítkovice" organisiert wurde (der entsprechende Abschnitt hat WW I).


Orte auf diesem Abschnitt

Spálovský Mlýn (Sponauer Mühle), Klokočůvek (Klein Glockersdorf), Heřmánky (Klein Hermsdorf), Jakubčovice (Jogsdorf), Loučky (Lautsch), Odry (Odrau), Mankovice (Mankendorf), Vražné (Groß Petersdorf), Bernatice nad Odrou (Barnsdorf), Suchdol nad Odrou (Zauchtel), Butovice (Botenwald), Nová Horka (Neuhübel), Studénka (Stauding), Albrechtičky (Klein Olbersdorf), Petřvaldík (Klein Peterswald), Košatka (Groß Koschatka), Polanka nad Odrou (Polanka), Svinov (Schönbrunn), Nová Ves (Neudorf), Ostrava (Ostrau), Ostrava-Lhotka (Ellgoth-Hultschin), Přívoz (Priwoz, Prziwos, "Oderfurt"), Petřkovice (Petrzkowitz, "Petershofen"), Ostrava-Hrušov (Hruschau), Stary Bohumín (Oderberg), Chałupki (Preußisch Oderberg)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Bílovka, Lubina, Ondřejnice (Ondrejnitz), Opava (Oppa), Ostravice (Ostrawitza), Olše (poln. Olza, dt. Olsa)


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Die obere Odra von der Olše bis zur Widawa (Weide)

In einer Höhe von 195 oder (die Angaben differieren) 193 m ü. NN tritt die Oder an der Mündung der Olza auf polnisches Territorium über. Sie strömt zunächst frei und kräftig; ihr Wasserstand schwankt je nach Wetter und Jahreszeit stark.

Bis mindestens zur Mündung des Gleiwitzer Kanals in Kędzierzyn-Koźle trägt die Oder keine Kilometerschilder, auch wenn die Fahrrinne bereits von Racibórz an abgesteckt ist. Das erste eindeutige Kilometerschild fand ich im Sommer 2012 mit km 119 kurz oberhalb von Krapkowice. Von da an stehen die Schilder (weiß mit schwarzer Schrift) im Ein-Kilometer-Abstand am linken Ufer. Die Kilometrierungstafeln, am linken Ufer stehend, sind bis Wrocław wenig gepflegt, teilweise zugewachsen oder vom Hochwasser schief gedrückt. Die Kilometrierung folgt zwischen dem Hafen Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Kosel, km 98) und der Schleuse vor der Mündung der Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße, km 181) nicht der z.T. begradigten Schifffahrtsstraße, sondern dem alten Lauf vor der Kanalisierung. Deshalb ist auf diesem Abschnitt die Schifffahrtsstraße 6,4 km kürzer als die Kilometerzählung am Ufer (wichtig für GPS-Paddler).

Im Übrigen hat ein amtlicher Oder-Kilometer auf der staugeregelten Strecke bis Wrocław nicht immer die 1000 Meter in der Natur. Die Regulierung dieses Abschnitts um 1890 erfolgte erst, nachdem die Oder vermessen worden war; dabei erstellte Durchstiche und Kurvenbegradigungen verkürzten den Flußlauf so, daß man die Kilometrierung "anpassen" mußte: seitdem gibt es neben Oder-Kilometern, die in der Natur 1000 m lang sind, auch solche, die man vor Ort nur mit 750 m abschreitet; reicht die Zahlenglättung nicht aus, gibt es Brüche in der Zählung: so folgt auf den Oderkilometer 100 nahtlos Kilometer 103. Zwischen Kędzierzyn-Koźle (km 98,6) und der Mündung der Glatzer Neiße / Nysa Kłodzka (km 180,9) ist die tatsächlich zurückgelegte Strecke 6,4 km kürzer als die Kilometrierung! Die Eigenart der Zählung ist Oderschiffern seit altersher bekannt, ergibt aber beim Nachmessen per Karte und Gurgel-Örz Entfernungen, die den am Ufer aufgestellten Werten drastisch zuwiderlaufen. Die Beschreibung des Faltbootwiki basiert ab Kędzierzyn-Koźle (km 98,6) auf den traditionellen Werten, wie sie am Ufer stehen; markante Brüche in der Kilometerzählung sind vermerkt worden (km 100, km 110, km 130). Daß selbst die amtliche Kilometerzählung nicht einheitlich ist (siehe Schleuse Opatowice), zeigt, welchen Wert man dieser Wasserstraße beimißt. Dennoch orientiert sich diese Beschreibung an den amtlichen, entlang des Ufers stehenden Kilometertafeln. Mit GPS gemessene Entfernungen sind nicht aufgeführt worden.

Sind die Kilometerangaben dieser Beschreibung zwischen der tschechisch-polnischen Grenze und der Stadt Kędzierzyn-Koźle (km 27,70 - km 98,6) aus Friedrich Eduard Kellers Wasserwanderführer "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer II. Teil", Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube Berlin, 1. Auflage 1922, S. 78, sowie dem "Führer auf den deutschen Wasserstraßen Heft 5: Die Oder" des Deutschen Ruderverbandes 1932 entnommen und zusätzlich per Hand aus topographischen Karten nachgemessen, so folgen die Kilometerangaben ab Kędzierzyn-Koźle (km 98,6) dem amtlichen Wasserstraßenführer für die Oder ("Informator nawigacyjny dla górnej Odry skanalizowanej", hrsg. von der Wasserstraßenverwaltung Wrocław (Regionalny Zarząd Gospodarki Wodnej we Wrocławiu), Ausgabe 2011. Dieser Führer umfaßt in mehreren Bänden den ganzen Flußlauf zwischen Kędzierzyn-Koźle und Szczecin im Maßstab 1:25.000, wird jährlich herausgegeben, ist aber nicht verkäuflich und wird als "Arbeitsmaterial" an Schleusenwärter und Berufsschiffer ausgeteilt; die alten Exemplare sammelt die Verwaltung wieder ein.

Einen Paddel-Flußführer der polnischen Oder gibt es (abgesehen vom DKV-Führer Polen) derzeit nicht. In den 80er Jahren des 20. Jh. erschienen einige Paddelkarten der Oder, wie es sie auch für andere Flüsse (Biebrza, Narew) gibt; sie sind aber nach 1990 nicht wieder aufgelegt worden.

Der Yachtvermieter Jan Szefer aus Opole empfiehlt sinnvolles Paddeln erst ab Kędzierzyn-Koźle, denn oberhalb wird die Fahrrinne nicht (mehr) beräumt, so daß von vorangegangenen Überschwemmungen Hindernisse im Flußbett liegen. Stehen an der oberen Oder bis Wroclaw rote Markierungen rechts bzw. grüne Markierungen links, heißt das, daß das Fahrwasser in der Nähe des so bezeichneten Ufers verläuft. Man sollte es nutzen, weil in den Flachwasserstellen Steine, Baumstämme und ähnliches lauern können.

Nach Auskunft von Schleusenwärtern fahren jedes Jahr mehrere tschechische, polnische und deutsche Ruder- und (seltener) Paddlergruppen die obere Oder hinunter. Sie setzen meist am Beginn der Wasserstraße in Kędzierzyn-Koźle (km 98), einige auch schon in Racibórz, km 48, ein, doch war keine Gruppe bekannt, die ihre Tour schon im tschechischen Oberlauf begonnen hätte. Zwar fahren die Paddler aus Racibórz öfter Touren ab Ostrava auf diesem Abschnitt, allerdings als Tagestour mit leeren Festbooten.

Die staugeregelte obere Oder ist in die Landschaft eingetieft und in mehr oder weniger großem Abstand von Deichen gesäumt. Man darf sich die Oder aber nicht geradlinig und beräumt wie einen deutschen Kanal vorstellen. Aus Gründen des Hochwasserschutzes wurden der Oder im 19./20. Jh. nur wenige große Mäander abgeschnitten, größtenteils folgt der Fluß seinem alten, kurvenreichen Lauf. Die ungestört wachsende Ufervegetation und Reste alter Buhnen machen den Fluß abwechslungsreicher, als er der Karte nach aussieht, und erinnern im Landschaftsbild an die mittlere Havel oberhalb Berlins. Man stelle sich die Elbe bei Magdeburg vor, versehen mit den Schleusen der Mittelweser, dann hat man die Oder. Die Wunden der umfangreichen Bauarbeiten nach dem Hochwasser 1997 hat die Natur wieder geschlossen. Was fehlt, ist eine Wassersport-Infrastruktur (was nicht stört, weil man auf allen Dörfern Lebensmittel kaufen kann); sie wird erst seit 2008 langsam aufgebaut. Frachtschiffe fahren selten. Die vom freifließenden Unterlauf gewohnte starke Strömung wird im Oberlauf durch die zahlreichen Schleusen gebrochen und ist nur mäßig, weshalb dieser Abschnitt selten gepaddelt wird: man muß hier selber "arbeiten". Bei kräftigem Nordwestwind kann das Paddeln in der freien Landschaft beschwerlich werden.

"Ratsam ist es, da wir Wassersportler durch die bekannte Rücksichtslosigkeit vieler Schiffer gerade bei den Schleusen zu leiden haben und das viele Durchschleusen sehr zeitraubend ist, dass die Boote an den folgenden Staustufen (Schleusen) herumgetragen werden." (Keller, 1922) Dem ist nur hinzuzufügen, dass Schiffers Rücksichtslosigkeit heute selten geworden ist - es gibt nämlich kaum noch Schiffe. Ob Paddler deshalb heute solo-geschleust werden, war 2012 - vom Fahrrad steigend - nicht herauszufinden. Die Schleusen sind aber mit Personal besetzt. Berichten von Ruderern zufolge muss man ca. 3 km vor einer Schleuse mit dem Nachlassen der Strömung rechnen. Die Passage der zahlreichen Schleusen ist zeitraubend. Schleusengebühren mußten übrigens 2012 an jeder Schleuse und für jedes Boot einzeln gezahlt werden. Im Sommer 2012 gab es auf der oberen Oder kaum Frachtschiffverkehr (einem Schiff begegnete ich immerhin in der Schleuse Kąty Opolskie, km 137,3).

Die Wasserqualität der Oder zwischen Racibórz und Opole war 2012 mäßig, zwischen Opole und Wrocław schlecht. Auch hinter der Stadt Zdzieszowice war das Wasser einige Kilometer lang muffig riechend und trüb.

"Von Racibórz bis Rudyszwald, an der polnisch-tschechischen Grenze, werden seit rund hundert Jahren Baustoffe abgebaut. Der größte Teil dieser ehemaligen Tagebaue ist bereits überflutet. Seit längerer Zeit wird beabsichtigt, die überfluteten Tagebaue zu einem großen Staubecken zu vereinigen. - Zwischen Racibórz und Kędzierzyn-Koźle gibt es ebenfalls eine größere Anzahl überfluteter ehemaliger Tagebaue, die sich bei Einbeziehung der rechten Odra-Nebenflüsse wahrscheinlich auch zu Rückhaltebecken für Hochwasser gestalten lassen." (SPIEGELBERG 2001) Die Rückhaltebecken sollen dem Hochwasserschutz dienen und Schutz vor unerwarteten und nicht abgestimmten Flutungen aus den im tschechischen Teil der Odra gelegenen Staubecken bieten. Laut Zawadka (in SCHLÖGEL/HALICKA 2007) behindern aber unzureichende Finanzen ihren Bau.

Ab Opole (km 150) hat die Oder nur noch 35 cm pro km Gefälle, so daß der Rückstau der Hochwässer oft zur Überflutung der nur 1 bis 3 m über dem Oderspiegel liegenden schlesischen Ebene führt. Die schwere Überschwemmung 1997 (auf polnisch nur "Wielka Woda", Große Flut, genannt) setzte riesige Gebiete unter Wasser, weshalb in dieser Beschreibung oft darauf Bezug genommen wird. Das Ereignis war selbst für die Flut-Kummer gewöhnten Anwohner ein Unglück. Standen damals in Deutschland lediglich zwei Dörfer unter Wasser, so traf es in Polen mit 6660 km² ein Sechstel Schlesiens, was der doppelten Fläche des Saarlandes und dem Achtfachen des Oderbruches entspricht! Mehr als 100 Menschen starben, tausende mußten evakuiert werden, und viele Werte gingen unwiederbringlich verloren; die Beseitigung der Schäden dauerte Jahre. Das Hochwasser wurde für das Land zu einer nationalen Katastrophe und hinterließ ein Trauma. (Alte Bauern erzählen dem Reisenden gern die Wendepunkte ihres Lebens: wie ihre Familie den Krieg überlebte - und wie hoch die 97er Flut stand.) Überall findet der aufmerksame Paddler Spuren und Denksteine, und eine Beschreibung der Oder wäre unvollständig, würde sie nicht wenigstens einige erwähnen.

Bis etwa zur Mündung der Glatzer Neiße kann man hier und da auf den Dörfern die deutsche Sprache hören; die Stimmung zwischen Schlesiendeutschen und Polen hat sich in den letzten Jahren deutlich entspannt. Seit 2005 sind deutsch sprechende Einwohner in Polen keinen staatlichen Restriktionen mehr ausgesetzt, und da sich die deutsche Minderheit seit längerem zum polnischen Staat bekennt und konstruktiv an ihm mitarbeitet, verliert sich langsam eine Ur-Angst der Polen, "die Deutschen" seien lediglich die Speerspitze des großen Nachbarlandes westlich der Oder, das seine alten Ländereien wiederhaben wolle. In Oberschlesien lernen deutschstämmige Kinder in der Schule wieder deutsch, und Orte, in denen sich mehr als 20 % der Einwohner als Deutsche bekennen, können - vor 20 Jahren undenkbar - zweisprachige Ortsschilder führen. (Dabei werden meist nicht die in den 30er Jahren "eingedeutschten" Ortsnamen der Nazizeit benutzt, wie sie in Heimweh-Büchern stehen, sondern die zuvor gültigen alten Dorfnamen mit z.T. slawischen Wurzeln.) Wie entspannt das Verhältnis zwischen Polen und Schlesiendeutschen geworden ist, wird daran deutlich, daß sie untereinander bei der Flut 1997 keine Unterschiede bei Gewährung materieller und finanzieller Hilfe machten. (Daß zugleich von den deutschen Landsmannschaften kaum Hilfsleistungen kamen, ist von Polen wie Schlesiendeutschen enttäuscht registriert worden.)

Dennoch wird die Kenntnis des Deutschen in Oberschlesien langsam schwächer: 60 Jahre gegenseitiges Mißtrauen haben ihre Spuren hinterlassen. Auch für Wirtschaftsimpulse kommt die Regelung zu spät: die Generation, die noch deutsch als Muttersprache hatte, ging bis 2010 in Rente. Die Folgegeneration spricht schon viel seltener deutsch, und ihre Kinder, die in den Genuß deutschen Schulunterrichts kommen, gehen danach meist ins Ausland.

"Beim Aussteigen an Buhnen immer vorher Schuhe anziehen!!! Hab mir am privaten Rastplatz ... Leubus ... gleich mal einen Fuß schwer aufgeschnitten und bin später mit Schuhen immer wieder auf Glasscherben und halb kaputte Flaschen getreten. An Sandbänken eher wieder ungefährlicher." (Zitat vrtac in http://www.faltboot.org/forum/read.php?14,196767,198723#msg-198723 vom 26.8. 2012)

"Und immer schön die Angler grüßen mit 'Ahoiijj'!" (Zitat vrtac im Faltbootforum vom 26.8. 2012)


km 27,7 - km 150,0 Die Odra von der Olza bis Opole (Oppeln)

Orte auf diesem Abschnitt

Racibórz (Ratibor), Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Kosel), Krapkowice (Krappitz), Opole (Oppeln)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Olza (tschech. Olše, dt. Olsa), Kanał Gliwicki (Klodnitzkanal/Gleiwitzer Kanal)


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km 150,5 - km 270,5 Die Odra von Opole (Oppeln) bis zur Widawa (Weide)


Orte auf diesem Abschnitt

Brzeg (Brieg), Oława (Ohlau), Wrocław (Breslau)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Mała Panew (Malapane), Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße), Stobrawa (der Stober), Oława (Ohle), Śłęża (Lohe), Bystrzyca (Weistritz), Widawa (Weide)


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km 244,0 Wrocław (Breslau): Kanał Żeglugowy

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km 244,3 Wrocław (Breslau): Kanał Powodziowy

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km 249,4 Wrocław (Breslau): Stara Odra (Alte Oder)

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Wrocław (Breslau): Kanał Miejski

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Die mittlere Odra von der Widawa (Weide) bis zur Warta (Warthe)

Zunächst 2 Staustufen mit Schleusen in Brzeg Dolny (Dyhernfurth, km 281) und Malczyce. Ab Rzeczyca (Schleuse "Malczyce"/Maltsch, km 300) ist die Odra/Oder bis Szczecin (Stettin, km 737) schleusenlos befahrbar und fließt als von Buhnen regulierter Schifffahrtsweg durch die Auen. Dennoch hat sich ein Naturleben erhalten, wie es in Mittel- und Westeuropa nur noch an Loire, Elbe und Weichsel zu finden ist. Das zeigt sich z. B. in Eichenwäldern, die ab Brzeg Dolny am linken Ufer auftreten und ab Rzeczyca (km 300) beidseitig den Strom umschließen, um ihn 30 km zu begleiten. Mit 14.700 ha sind sie die größten zusammenhängenden Auenwälder Europas und haben nur stromabwärts im Abschnitt Siedlisko-Krosno (km 421-514) noch ein Gegenstück.

Wird der Wert des Oderlaufs oberhalb Wroclaws mehr durch architektonische Sehenswürdigkeiten bestimmt, so beeindruckt die freifließende Oder unterhalb der Stadt durch reiche Tier- und Pflanzenwelt. Hier kann man u.a. Wassernuss und Schwimmfarn, Muscheln und Schnecken finden. Neben Grasfrosch, Sumpfschildkröte, Singschwan, Stock- und Tafelente, Blässhuhn, Graureiher, Rot- und Schwarzmilan, Mittelspecht, Wespenbussard, Seeadler, Eisvogel, Flußregenpfeifer, Kormoran, Eichelhäher und Nebelkrähe kommen an alten Eichen der seltene Heldbock-Käfer und der Hirschkäfer vor, die an warmen Mai- und Juniabenden schwärmen.

Zur Beobachtung der Fauna ist dringend ein Fernglas anzuraten, dann kann man den großen Greifern direkt ins Auge sehen, so dicht ziehen sie über uns Paddlern ihre Runden, dabei ist der Rote Milan besonders häufig und als eleganter und geschickter Flieger schön zu beobachten. Der Ruf ist dem des Adlers ähnlich, aber man lernt schnell, sie auseinander zu halten.

Nachts sollte man seine Lebensmittel vor unberechtigtem Zugriff sichern; gern patrouilliert nachts der Fuchs, der Biber (seine abgeknabberten Zweige liegen überall und manches Mal protestiert er gegen unsere "Landnahme" in seinem Revier mit lautem Schwanzklatschen auf der Wasseroberfläche. Das ist aber leicht zu verwechseln mit den Geräuschen von Hecht und Zander, wenn sie abends im flachen Wasser kleine Weißfische jagen) und man sagt, auch der Fischotter kontrolliert, ob sich etwas Leckeres findet. Also nicht den abendlichen Abwasch bis zum Morgen stehen lassen!

Auf der Odra/Oder läßt sich noch ursprünglich flusswandern, wie man es vielleicht nur noch von alten Erzählungen und Berichten kennt - das "baldverlorene Paradies" ist für Paddler hier noch weitgehend erhalten. Auch wenn weitere Staustufen in Arbeit und in Planung sind, die Freiheit des Paddelns und Biwakierens, wo es einem beliebt, wird hoffentlich noch lange erhalten bleiben. Man ist umgeben von weiter Natur und scheinbar ursprünglicher Flußlandschaft. Man mag sich oft in einsamer Natur fühlen, ist es aber nicht wirklich: Überall jenseits des Deiches sind Dörfer, Städte und Industrieanlagen. Immer hört man nachts in einem nahen Dorf einen Hund kläffen, morgens die Hähne krähen, und zwischendurch rauscht irgendwo ein Zug oder brummt ein Auto entlang, aber selten erscheinen diese Geräusche als Störung, für alle scheint es Raum zu geben in den unendlich weit erscheinenden Flußauen.

Vor allem am Wochenende ab Freitag Nachmittag wird man auf nahezu jeder Buhne im Polnischen mindestens einen Angler treffen, der interessiert schaut, wer oder was da den Fluß hinab kommt. Die meisten Angler sind sehr nett, grüßen zum Teil als Erster oder grüßen nicht nur zurück, sondern winken fröhlich und fragen oft nach dem woher und wohin; manche sind genau so muffelig wie die deutschen Angler. Eine Besonderheit beim Grüßen: Nicht erst warten, bis man auf gleicher Höhe ist, sondern schon, wenn man "entdeckt" wurde oder Blickkontakt hat.

Leider ist das Umweltschutz-Bewußtsein noch nicht sehr weit vorgedrungen, und man findet eine Menge Unrat an Anglerplätzen: PET- und Glasflaschen (im Ganzen, quasi keine Scherben) und Verpackungen von Angelzubehör. Trampelpfade führen manchmal sehr weit ins Unterholz, zugesch... Plätze, wie oft in Deutschland zu beobachten, sind zum Glück eine absolute Ausnahme. Die Angler fahren mit dem Auto so weit es irgend geht ans Wasser, "Sportangeln" ist, wenn man mehr als 50 m vom Auto zum Fluß laufen muß.

Es kann also an Wochenenden in Ortsnähe knapp werden mit Biwakplätzen. Wer polnisch spricht, kann sich sicher mit den Anglern arrangieren, die meisten fahren abends heim. Allerdings sieht man auch Angler, die ihr Wochenendlager an den Buhnen errichtet haben; das reicht von der "Dackelgarage" über ein kleines Kuppelzelt bis zum Wohnwagen hinter der protzigen Allrad-Limousine. Allen gemeinsam ist aber der Grill und/oder Räucherofen. Viele Polen genießen also das Leben am Fluß genauso, wie wir Paddler.

Oft werden flotte Tagesetappen genannt, die auf der Odra zu schaffen sind. Der "Führer auf den deutschen Wasserstraßen Heft 5: Die Oder" des Deutschen Ruderverbandes (ca. 1931) gibt für den Abschnitt Wroclaw - Frankfurt/Oder bei Niedrigwasser eine mittlere Strömungsgeschwindigkeit von 3,2 km/h, bei Mittelwasserstand von 4,5 km/h, bei Hochwasser von 7 km/h an. Zu schaffen sind damit natürlich große Strecken, vor allem im Sommer, wenn die Tage lang sind. Aber wer auch ein wenig von der Umgebung sehen möchte, einen Regen- oder Faulenzertag einplant, ist gut beraten, einen Tagesdurchschnitt von ~30-40 km als Planungsgröße zu nehmen. Dann kann man alles ruhig angehen, auch mal in einem Altarm verweilen und "binsenbummeln", und ein ungeplanter Einkauf/Stadtbummel oder wind- und wetterbedingte geringere Tagesleistungen können problemlos ausgeglichen werden. Bei durchschnittlichen geplanten Tagesleistungen über 40 km wird man sich immer wieder unter Druck setzen müssen: "Kommt, Kinder, wir müssen noch was schaffen ..."

Beim Paddeln Richtung Nordwest ist in der weiten Ebene mit Gegenwind zu rechnen.

Vom Genuß des Leitungswassers als Trinkwasser wird dringend abgeraten! Überall ist Mineralwasser günstig (~20-30 ct/l) in PET-Flaschen unterschiedlicher Größe erhältlich, auch in für 2er sehr packfreundlichen 5-Liter-Flaschen. Den Wasserkanister kann man also getrost zu Hause lassen.

"Beim Aussteigen an Buhnen immer vorher Schuhe anziehen!!! Hab mir am privaten Rastplatz ... Leubus ... gleich mal einen Fuß schwer aufgeschnitten und bin später mit Schuhen immer wieder auf Glasscherben und halb kaputte Flaschen getreten. An Sandbänken eher wieder ungefährlicher." (Zitat vrtac in http://www.faltboot.org/forum/read.php?14,196767,198723#msg-198723 vom 26.8. 2012)

"In der Stromoder zu schwimmen, würde ich keinem empfehlen. ... Ich habe Respekt vor der Oder, denn ich weiß, daß sie in bestimmten Bereichen unberechenbar ist. Wenn man sie so dahinfließen sieht, kann man das leicht übersehen. Aber die Strömungsverhältnisse sind etwas Besonderes. Insbesondere im Randbereich zwischen den Buhnenfeldern können sich ganz schön starke Strömungen entwickeln, da hat man tiefe Auskolkungen, das ist nicht ungefährlich, dort ins Wasser zu gehen. Das kann man nur in alten Hafenbereichen oder an ähnlichen geschützten Stellen machen." (Siegfried Richter: Eine Kulturlandschaft muß ständig bewirtschaftet werden. In: "Wasser". Jahresthema 2017 (= Aufland Werkstattbuch 2). Hrsg. vom Oderbruchmuseum Altranft, Werkstatt für ländliche Kultur. Aufland Verlag, Oderaue 2017, ISBN 978-3-944249-20-9, S. 170)

"Und immer schön die Angler grüßen mit 'Ahoiijj'!" (Zitat vrtac im Faltbootforum vom 26.8. 2012)


km 270,5 - km 542,4
Die Odra von der Widawa (Weide) bis zur Lausitzer Neiße/Nysa Łużycka

Dieser Flussabschnitt wurde im September 2009 ab Brzeg Dolny (Dyhernfurth) bei starkem Niedrigwasser befahren und die Beschreibung aktualisiert. Im Juni 2014 wurde der Abschnitt Wroclaw - Hohensaaten von Land her abgefahren, Anlegestellen und Einkaufsmöglichkeiten erkundet und die Kilometrierung fixiert. Wie auch auf dem staugeregelten Abschnitt oberhalb Wroclaws, hat ein amtlicher Oder-Kilometer nicht immer die 1000 Meter in der Natur. Die Regulierung des Stroms erfolgte erst, nachdem die Oder vermessen worden war; dabei erstellte Durchstiche und Kurvenbegradigungen verkürzten den Flußlauf so, daß man die Kilometrierung "anpassen" mußte: seitdem gibt es neben Oder-Kilometern, die in der Natur 1000 m lang sind, auch solche, die man vor Ort nur mit 750 m abschreitet. Diese Beschreibung orientiert sich an den amtlichen, entlang des Ufers stehenden Kilometertafeln. Mit GPS gemessene Entfernungen sind nicht aufgeführt worden.

Hinweise auf Biwakplätze sind in der Praxis nicht hilfreich, denn die Möglichkeiten ändern sich mit schwankendem Wasserstand und jahreszeitlich wechselnder Vegetation. Daher wird im befahrenen Abschnitt nur auf "außergewöhnliche" Plätze verwiesen, die sich z.B. für Gruppen eignen und/oder bei jedem Wasserstand zu Verfügung stehen.
Biwak am Buhnenstrand. Immer auf genügend Abstand zum Wasser achten!
Meist führt ein Anglerpfad zu jeder Buhne.
Zur Oder zwischen Wroclaw (km 250) und der Obrzyca-Mündung (km 470) schreibt GELHAAR (1969): "Oder ähnelt auf der ganzen befahrenen Strecke ab Brzeg Dolny der mittleren Elbe zwischen Coswig und Saalemündung. Riesige Sandbänke zwischen den Buhnen. Zeltplätze in Hülle und Fülle. ... Man hat nicht den Eindruck, dass der Fluss nach 220 km viel breiter geworden ist." (Auf Odra, Obra und Obrzyca (Gelhaar 1969)) Die Buhnen haben auf der flussabwärts liegenden Seite meist kleine Sandstrände, an denen man problemlos anlanden, oft auch zelten kann. Praktisch auf jeder Buhne stand schon mal ein polnischer Angler, daher führt meist ein Trampelpfad oder eine Fahrspur ins "Hinterland". Spätestens hier wird sich eine Biwakmöglichkeit ergeben, kleine Gruppen werden immer Platz für 1-3 kleine Zelte finden. Für die Suche sollte man 30 Minuten vor Fahrtende einkalkulieren. Die Ufer der Odra (Altarme können anders beschaffen sein) sind oberhalb der Steinschüttungen angenehm sandig und trittfest, fast nie sumpfig, nur bei starkem NW gibt es Bereiche, in denen sich eine wenige Millimeter dicke Sedimentschicht abgesetzt hat, darunter ist Sand. Diese dünne Schlammschicht macht aber die Steine sehr glitschig.
Baumleichen am Ufergrund
An den Ufern wächst knie- bis hüfthohes Schilfgras, selten Brennesseln, wenn, dann nicht direkt am Wasser. Das Anlanden ist also recht angenehm und einfach. Vorsicht aber vor Baumleichen am Grund. Bei absolutem NW sieht man, wie es am Grund aussieht. Bei höherem Wasserstand ist da mit mancher Faltbootfalle zu rechnen.
Die Odra fließt flott, besonders unterhalb Brzeg Dolny (Dyhernfurth, km 284), wo sie teilweise schmal ist.
"Man ist überrascht, wie stark die Strömung wirklich ist, mit dem Canadier aufwärts paddeln ist dabei kaum möglich. Insofern fängt der Paddler also an, sehr vorausschauend zu paddeln, um nicht in die Situation zu kommen, noch einmal zu einer Stelle zurückpaddeln zu müssen." (flussinfo.net)

Zum Queren des Flusses muss man die "Seilfähre" beherrschen! Von beiden Ufern reichen Buhnen in den Fluss und engen ihn bei NW noch weiter ein, sodass sich Schwallstrecken und Widerwellen ergeben können, die man von Sohlschwellen auf Kleinflüssen kennt. Hinter den Buhnen bilden sich Verwirbelungen, Strudel und teils starke Kehrwasser. Einfahren ins Kehrwasser sollte man können, und Anlegen immer nur gegen den (Kehrwasser-)Strom! !!! Achtung: Das Wehr in Brzeg Dolny (Dyhernfurth) reguliert durch nächtliche Wasserablässe die Schiffbarkeit der Odra. Der Wasserstand kann daher bis ~20 km dahinter um bis zu 1 Meter schwanken! (Das sind bei einem flachen Strand etliche Meter Sicherheitsabstand!) Danach nehmen die Schwankungen stetig ab bis auf 20-30 cm. Flussschiffer können sich auch "ihre Welle" bestellen, es ist also immer mit derartigen Schwankungen bei Niedrig- und Mittelwasser zu rechnen! Im September 2009 nahm der Wasserstand stets am Abend bereits zu und erst am Vormittag wieder ab. Das Steigen des Wasserstandes geschieht unmerklich! Man nimmt nur Änderungen des leichten Plätscherns und Gurgelns an den Buhnenspitzen wahr (so leise ist es nachts), ansonsten steigt es geräuschlos! Im Zweifel immer Kontrollstöckchen in den Sand stecken und beobachten.
"Ich hatte immer den Eindruck, die Odra "atmet": Nachmittags beginnt sie, ganz langsam einzuatmen, dann steigt das Wasser und am Morgen atmet sie langsam wieder aus und das Wasser fällt." (DoH)
Anzeichen des schwankenden Wasserstandes.
"Gefährliche" Wellenmuster!
Bei der Wahl des Biwaksplatzes unbedingt auf Zeichen der Wasserstandsänderungen achten!
Wo z.B. typische Wellenmuster im Sand zu sehen sind, ist vor kurzem Wasser geflossen (sonst wären die Muster getrocknet und verweht) und wird es bald wieder tun!

!!! Achtung: Die Seilfähren ziehen im Betrieb ein stramm gespanntes Seil auf beiden Seiten der Fähre über den Fluß. Hinter der Fähre spannt es nur wenige cm über der Wasseroberfläche und ist je nach Lichtverhältnissen kaum zu sehen! Bei Kollision ist mit übelsten Unfällen zu rechnen! Die Strömung ist schneller, als man glaubt; ein Wendemanöver im Faltboot dauert verhältnismäßig lang und während dessen treibt man ungebremst auf das Seil zu. (Schiffe müssen 1.000 m (!) vorher Signal geben, um eine Kollision zu vermeiden.) Nach der Wende ist es nur mit dem Manöver "Seilfähre" möglich, ins rettende Kehrwasser zu fahren, gegen den Strom paddeln ist kaum möglich!
Also vorsichtig heranfahren und schauen, ob die Fähre in Bewegung ist, oder gleich ablegt. Wenn ja, im vorletzten Buhnenkehrwasser vor der Fähre "parken". Die Fährleute beobachten durchaus genau, was man da so treibt, haben aber keine Handlungsmöglichkeiten, wenn die Fähre in Betrieb ist. Nachdem die Fähre festgemacht hat, wird das Seil auf den Grund gesenkt und man bekommt vom Fährmann ein Hand-/Rufsignal zur Durchfahrt. Dann kann man fröhlich zurück winken und seine Fahrt fortsetzen.
Entlang der ganzen mittleren Odra, so auch hier, kann man ab und zu alte Bunkerreste sichten, die zur früheren deutschen "Oderstellung" gehören. Die "Oderstellung" war eine deutsche Befestigungslinie der Zwischenkriegszeit, die einen aus Osten befürchteten Angriff auf das Deutsche Reich abhalten sollte. Das sollte durch eine Girlande von Blockade- und Kampfbunkern ermöglicht werden, die sich von Breslau / Wrocław bis nach Crossen / Krosno Odrzańskie die Oder entlang zog. Schon 1929 begonnen, wurden die meisten Arbeiten nach 1933 durchgeführt und erst 1939, nach dem Überfall auf Polen, abgebrochen. Bis dahin waren von den rund 780 geplanten Bunkerbauten etwa 650 fertiggestellt. Da sich nach der Annexion Polens 1939 die deutsche Ostgrenze um 200-300 km nach Osten verschob, wähnte man Schlesien nun sicher und stellte die Bauarbeiten ein. Da rächte sich schon fünf Jahre später, als sich das Kriegsglück wendete und die Rote Armee vor den Toren Deutschlands stand. Die hastige Inbetriebnahme und Aufrüstung der Bunker nutzte nichts: dem Ansturm der Roten Armee widerstand die Oderstellung nur wenige Tage. Nach dem Krieg gesprengt, mahnen die Betonklötze am Ufer für alle Zeiten vor Selbstüberschätzung und Machtgeist. Da es recht viele sind, werden sie in der Beschreibung nur erwähnt, wenn sie sehr auffällig oder zur Besichtigung aufbereitet sind.

Die Altarme sind stark wasserstandsabhängig und in ihrer Ausprägung zu beobachten von einer größeren Buhnenbucht bis zur seenartigen Ausweitung im Hinterland. Beim Niedrigwasser im September 2009 waren viele Altarme trocken gefallen und verkrautet. Nur besonders große und bei fast allen Wasserständen befahrbahre Altarme werden in der Kilometertabelle erwähnt. Es lohnt sich durchaus, einmal durch diese Biotope zu gleiten, sich treiben zu lassen und die hier ganz anderen kleinen Welten zu beobachten. Diese reichen von Dorfteichatmosphäre über Waldseen bis zu verwunschenen Dschungelsümpfen mit jeweils angepasster Flora und Fauna.

"Die vielen toten Arme, die man überall als 'Alte Oder' bezeichnet, sind durch die Eigenart und Tücken des Stromes entstanden. Jedes Hochwasser, jede Eisversetzung vermochte den Lauf des Stromes abzuändern. Von den Baumriesen, die ihr Spiegelbild einst in der Wasserfläche fanden, ist so mancher im Laufe der Jahre unterspült worden und im Strom versunken; er bildete - erhöht durch Sandaufschüttung - so eine Schwelle, die den Flußarm abdämmte und ihn in eine andere Richtung wies. Das Oderbett barg eine Unzahl von solchen Baumleichen; binnen 60 Jahren (1816 - 1875) sind zwischen Breslau und Küstrin nicht weniger als 28.000 versunkene Baumstämme aus dem Stromsand gehoben worden, meist alte Eichen, die durch ihren hohen Wert die Förderungskosten weit überstiegen." (Führer auf den deutschen Wasserstraßen Heft 5: Die Oder, Wassersport-Verlag Berlin ca. 1931, S. 37 f.)

Es ist nicht einfach, seinen Müll zu entsorgen, daher werden Plätze mit Mülleimern in der Kilometertabelle erwähnt.


Orte auf diesem Abschnitt

Brzeg Dolny (Dyhernfurth), Malczyce (Maltsch), Lubiąż (Leubus), Ścinawa (Steinau), Chobienia (Köben), Wilków (Wilkau), Głogów (Glogau), Bytom Odrzański (Beuthen an der Oder), Siedlisko (Carolath), Stara Wieś (Altendorf), Nowa Sól (Neusalz), Cigacice (Tschicherzig), Brody (Groß Blumberg), Będów (Bindow), Radnica (Rädnitz), Gostchorze (Goskar), Krosno Odrzańskie (Crossen an der Oder), Osiecznica (Güntersberg), Połęcko (Pollenzig), Ratzdorf


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Kaczawa (die Katzbach), Jezierzyca (Iseritz), Barycz (die Bartsch), Czarna (Schwarzgraben), Kanal Kopalnica (Großer Landgraben), Stara Ochla (Alte Ochel), Kanał Obra (Obra-Kanal), Ołobok (Mühlbock), Gryzinka (Griesel), Zimna Woda (Kaltwasser), Stara Odra (Alte Oder), Bóbr (Bober), Biela, Lomianka (der Strieming), Lausitzer Neiße/Nysa Łużycka


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km 542,4 - km 617,6
Die Oder von der Lausitzer Neiße/Nysa Łużycka bis zur Warta (Warthe)

Weiter Himmel über der Oder bei Hohenwutzen.
Weite Landschaft an der Oder hinter Hohenwutzen, in der Ferne am Horizont wieder sanfte Hügel. Die Oder erscheint im Abendlicht wie ein See, aber die Strömung ist noch sehr deutlich merkbar.
Die Oder bildet nun die deutsch-polnische Grenze, das Fahrwasser ist mit Steuerbord- und Backbord-Tonnen gekennzeichnet, die zunächst nur abwechselnd gesetzt sind. Sie fließt jetzt sanft eine weite Ebene hinab, am Horizont immer wieder Hügelketten. Die Deiche sind jetzt oft sichtbar, ihre Basis mit Schotterschüttungen befestigt, auch die Buhnen auf deutscher Seite wurden im Herbst 2009 mit viel Schotter erneuert. Die Landschaft ist teilweise parkähnlich im deutschen Vordeichbereich, in Polen sieht man weite steppenähnliche Ebenen mit Weiden, vom Buschwerk bis zum stattlichen Baum. Es mischen sich zunächst vereinzelt Bereiche mit hohem Schilf in die verschiedenen Uferformen, der Wechsel zum Unterlauf kündigt sich an. Trotzdem treten immer wieder überraschend hohe Ufer und Wälder an die Oder, so daß die Fahrt nicht langweilig wird. Aber die Ebenen werden ausgedehnter, der Himmel weiter und die Breite der Oder wächst unmerklich, aber beständig.
Wenn man Glück mit der Windrichtung hat, kann man vorzüglich Segeln, beim Blick nach oben in den Mast wird man Adler und Milan teilweise erstaunlich nah über dem Boot kreisen sehen. Die ganze Szenerie ist teilweise grandios - unter der Voraussetzung, daß man weite Landschaften mag. Falls nicht, kann man sich schnell verloren vorkommen, wenn man dann noch gegen Wind und Wetter zu kämpfen hat, bleibt der Landschaftsgenuß schnell auf der Strecke. Aber als Faltbootfahrer sollte man da flexibel sein, Bus und Bahn sind an vielen Stellen erreichbar. Nur im Unterlauf muß man lange Etappen durchhalten.

Bis Hohensaaten begegnen uns nun die Spuren des letzten Krieges, der an den Ufern der Oder seine letzte große Schlacht in Europa schlug. Entlang der Oder tobten von Anfang Februar bis Mitte April 1945 schwere Kämpfe, die schließlich in die Schlacht um die Seelower Höhen mündeten, mit der die Befreiung Berlins begann. Wenn auch die Spuren des Krieges in der Landschaft kaum noch zu sehen sind, prägen sie das Gedächtnis der Alten nach wie vor. Eine Beschreibung der Oder kommt um das Benennen wichtiger Örtlichkeiten nicht herum.

In dem Abschnitt zwischen Gorzyca (km 604) und Neurüdnitz (km 654) bauten sowjetische Pioniertruppen im Frühjahr 1945 mehr als zwei Dutzend Ponton- und Holzbrücken. Sobald am Ufer nicht mehr geschossen wurde, wurde mit dem Bau begonnen; nach vier bis zehn Tagen und Nächten (je nach Bauart) war eine fertig und stark genug, Armeelaster und sogar (bei schweren Holzbrücken) Panzer zu tragen. Viele bestanden aus Pontons, doch dürften nach sowjetischen Quellen von den 26 Übergängen wenigstens 16 als Holzbrücken erstellt worden sein. Das nötige Holz schlug man in den nahen Wäldern und schnitt es mit transportablen Kreissägen zurecht. Belegt sind solche Holzbrückenbauten bei Górzyca / Göritz (km 603.8), dazu bei Zollbrücke (km 650.7) und bei Mescherin ( Westoder-Kilometer 14.8). Deutsche Artillerie- und Bombenangriffe forderten unter den sowjetischen Pioniersoldaten viele Opfer. Neben Artillerie setzten die deutschen Truppen Mistelflieger, nach manchen Quellen auch Kamikaze-Piloten ein. Als die Waffen schwiegen, spielten die Brücken ihre tragische Rolle weiter: auf ihnen wanderten tausende entlassene KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter nach Osten in ihre Heimat. Gleichzeitig wurden zehntausende deutsche Bewohner Ostbrandenburgs über sie Richtung Westen vertrieben, noch während die Potsdamer Konferenz die Modalitäten der Vertreibung / "Umsiedlung" erst aushandelte. Manche Brücken (wie die in Frankfurt/Oder) wurden überhaupt erst jetzt errichtet, um den Menschenaustausch zu ermöglichen. - Mit Errichtung der Odergrenze ab Spätsommer 1945 wurden alle Brücken abgebaut. Bei tiefem sommerlichem Niedrigwasser (wie im August 2015) kommen aber in Ufernähe ihre Pfahlstümpfe wieder zum Vorschein, als stumme Zeugen an eine schlimme Vergangenheit mahnend. Niedrigwasserpaddler sollten an folgenden Stellen die Augen aufhalten:

  • Frankfurt / Oder - Slubice, 200 m unterhalb der Stadtbrücke (km 584,3):
    Brückenreste in Frankfurt gegenüber der Konzerthalle beim Niedrigwasser Aug. 2015.
    200 m unterhalb der Stadtbrücke, direkt hinter dem weißen Spitzgiebel der Franziskanerkirche / Konzerthalle auf Höhe der zwei roten Fahrwassertonnen, tauchen am rechten (polnischen) Ufer bei Niedrigwasser Pfahlreste des Vorgängerbaues der heutigen Stadtbrücke auf, der von 1946 bis 1952 hier stand und die beiden, jetzt verschiedenen Staaten zugehörigen Stadthälften verband. Diese Holzbrücke ist vielen Menschen in Erinnerung, weil in der Nachkriegszeit zehntausende Vertriebene und entlassene Kriegsgefangene über sie in das zerstörte Frankfurt/Oder getrieben wurden; in die andere Richtung war Zivilisten das Passieren verboten. Die kniehohen Hölzer heben sich kaum ab und sind von der Fahrrinne aus durch die vorgelagerte Sanddüne verdeckt; vom polnischen Ufer sind sie besser zu sehen.
  • Reitwein - Gorzyca (km 604,2): von den beiden hölzernen Panzerbrücken (und der Manöverbrücke aus Kaisers Zeiten [3]) sind bei extremem Niedrigwasser geringe Pfahlreste im Kehrwasser vor und hinter der Fährbuhne zu sehen. Sie stehen unauffällig rechts neben dem alten Wachturm unten in der Schilfkante und ragen nur bei starkem Niedrigwasser (wie im Sommer 2015) aus dem Grün.
  • Küstrin-Kietz, ca. km 613: Im Vorflutkanal der Kietzer Oderinsel stehen zwischen den heutigen Bahn- und Straßenbrücken die Reste dreier alter "Russenbrücken", die auch bei "normalem" Niedrigwasser sichtbar sind. (An der eigentlichen Oder sind kaum alte Brückenspuren erhalten.)
  • Zollbrücke, km 650,7:
    Pfahlreste an der Rampe von Zollbrücke beim Niedrigwasser Sept. 2015.
    Die namengebende "Zollbrücke" gibts schon lang nicht mehr. Nur ganz kurze Zeit, bei Kriegsende 1945, wurde sie noch einmal wiederbelebt, als die 1. Polnische Armee in der Schlacht um Berlin ab dem 19. April 1945 in nur zwei Tagen hier eine Holzbrücke baute, die stark genug war, um LKW, Geschütze und Panzer zu tragen. Mit Errichtung der Odergrenze im Spätsommer 1945 ist sie wieder abgerissen worden. Bei Niedrigwasser sieht man am Fuß der Weidengruppe, die genau im Zuge der Deichscharte steht, vier alte Pfahlstümpfe aus dem Sand ragen; auch Reste der Rampenpflasterung aus Feldsteinen und Kalkstein sind noch erkennbar. Sie sind die letzten Spuren des Übergangs, der den polnischen Soldaten den Vormarsch nach Wriezen, Freienwalde, Oranienburg, Havelberg - und den Sturm auf Berlin ermöglichte.


Orte auf diesem Abschnitt

Ratzdorf, Kłopot (Kloppitz), Eisenhüttenstadt, Aurith, Urad, Kunitzer Loose, Kunice (Kunitz), Frankfurt/Oder, Słubice (Dammvorstadt), Lebus, Górzyca (Göritz), Küstrin-Kietz, Bleyen


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Lausitzer Neiße/Nysa Łużycka, Oder-Spree-Kanal, Pliszka (Pleiske), Brieskower See/Brieskowkanal, Iłanka (die Eilang), Warta (Warthe)


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Die untere Oder von der Warta (Warthe) bis zum Zalew Szczeciński ( Stettiner Haff)

Zwischen Lebus und Oderberg durchfließt die Oder das knapp 60 km lange und 12-20 km breite Oderbruch, bevor sie sich zwischen Schwedt und Gartz in zwei Arme teilt.


km 617,6 - km 704,1
Die Oder von der Warta (Warthe) bis zum Marienhofer Wehr

Mit der Mündung der Warta wird die Oder zum breiten Strom, die Strömung schwächt sich ab. Kein Wunder, hat der Fluss doch bei Küstrin noch eine Höhe von 11 m ü. NN, bei Hohensaaten aber nur noch von 3 m. Da er jetzt mehr Sedimente aufschüttet als welche erodiert (lt. Pressemitteilung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Eberswalde vom 10.9. 2007 transportiert die Oder zwischen 300.000 und 500.000 t Geschiebe pro Jahr, das sich je nach Wassermenge ca. 100 m monatlich talwärts bewegt), liegt sein mittlerer Wasserspiegel auf weiten Strecken 2-5 m über dem Niveau des Oderbruchs, was Deichbrüche besonders gefährlich macht. Winterhochwasser mit Eisbarrieren treten zwischen Ende November und Anfang April regelmäßig auf. Die letzte Überflutung des Oderbruchs im Frühjahr 1947 entstand durch eine Eisbarriere, die das Wasser aufstaute und den Deich bei Reitwein brechen ließ.

Die Oder fließt jetzt breit unter weitem Himmel. Die Seezeichen am anderen Ufer sind ohne Fernglas kaum auszumachen.
Wenn man dicht unter Land fährt, findet man auch an den Steilhängen Anlandemöglichkeiten mit herrlichen Biwakplätzen oben im Wald.
Das Fernglas, das auch hier dringend anzuraten ist, wird nicht nur zur Naturbeobachtung benötigt, sondern auch zur Navigation: manchmal braucht man das Glas, um das km-Schild am anderen Ufer lesen zu können, manchmal braucht man es, um voraus die Ufer nach Biwakplätzen abzusuchen. Oft kann man nicht mehr beide Ufer beobachten, sondern muß sich für eine Seite entscheiden. Auch wenn das deutsche Ufer meist flacher ist, bieten selbst Schilfgürtel oft genügend Windschutz. Dazu kommt, daß ab der Mündung der Rurzyca (km 695) am polnischen Ufer in 400-800 m Abstand ständig Stellnetze der Fischer in den Strom ragen, die man jedesmal umfahren muß. Ein strammer NW-Wind kann jetzt schon den Vortrieb durch die Strömung aufheben, Wind gegen Strom kann zu starker Wellenbildung führen und die Wasserstandsschwankungen werden immer mehr vom Wind bestimmt. So kann ein NW-Sturm in der Nacht den Pegel durchaus um einen halben Meter anheben.
Deiche treten jetzt öfter an die Oder heran.
Erst auf den zweiten Blick erkennt man den Deich auf der anderen Oderseite.
Immer häufiger ist die Oder in Deiche und Steinschüttungen gefaßt, aufgrund der Weite fühlt man sich aber nicht eingezwängt. Vor allem auf polnischer Seite gibt es immer wieder schöne Ufer, auch in diesem Teil mit Sandstränden. Die Suche nach einem schönen Biwakplatz wird jetzt mit jeder Etappe schwieriger, aus der Ferne ist oft kein geeigneter Platz auszumachen, aber wenn man dicht unter Land fährt, entdeckt man manch schönes Plätzchen.
Schilfufer werden jetzt häufiger.
Die Schilfgrasufer werden immer häufiger von hohem Schilf abgelöst; an diesen Schilfufern, zusammen mit Steinschüttungen, kann das Anlanden sehr schwierig (aber nicht unmöglich) werden. Solche Ufer können über mehrere Kilometer den Landgang behindern. Konnte man auf der mittleren Odra noch in den Tag hinein fahren mit der Gewißheit, sofort einen Biwakplatz zu finden, bedarf es hier zunehmend einer genauen Etappenplanung. Bei Widuchowa teilt sich die Oder in die Westoder (Odra Zachodnia) und die Ostoder (Odra Wschodnia). Die Kilometrierung läuft entlang der Ostoder weiter. Die direkte Durchfahrt von der Ost- zur Westoder bei Widuchowa trägt ein Wehr und ist durch Schifffahrtszeichen gesperrt. (Zwar ist das Wehr einen Großteil des Jahres befahrbar, was besonders von polnischen Angelbooten praktiziert wird. Bei unterschiedlichen Wasserständen in Ost- und Westoder kommt es aber zu einer lebensgefährlichen Walzenbildung, wodurch 2014 ein gekenterter Canadier durch die Feuerwehr geborgen werden mußte.) Daher werden Westoder und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße in eigenen Kapiteln beschrieben. "Von Mitte November bis Anfang April bildet die Stromoder zwischen Gartz und Hohenwutzen ... sehr oft eine starke geschlossene Eisdecke." (SPIEGELBERG, 2001)


Frühnebel an der Oder.
Frühstarter müssen im Frühjahr und mehr noch im Herbst mit Morgennebel rechnen. Beim Paddeln in der weiten Ebene ist mit Seiten- bzw. Gegenwind zu rechnen.

Entlang des Oderbruchabschnitts tobten von Anfang Februar bis Mitte April 1945 schwere Kämpfe, die schließlich in die Schlacht um die Seelower Höhen mündeten, die die Befreiung Berlins einleitete. Seitdem ist das Oderbruch das am stärksten munitionsverseuchte Gebiet Deutschlands (und die Wasser- und Tiefbau GmbH Frankfurt/Oder bietet wie selbstverständlich auch Munitionsbergung an). Wenn auch die Spuren des Krieges in der Landschaft kaum noch in der Landschaft zu sehen sind, prägen sie das Gedächtnis der Alten nach wie vor. Wer genauer hinschaut, findet auch Spuren am linken Ufer wie die Halbkirche von Kienitz (km 632). Eine Beschreibung der Oder kommt um das Benennen wichtiger Örtlichkeiten nicht herum.

Auch wenn in den Nachkriegsjahren viele Menschen durch Minen ums Leben kamen, müssen heutige Paddler keine Angst vor Fundmunition haben. Der oberflächlichen Nachkriegsberäumung folgte im Rahmen der Deicherneuerung 1997-2004 auf beiden Ufern eine Tiefendurchsuchung der Deichstandorte sowie eines 30 m breiten Streifens landeinwärts und einer 10 m breiten Zone zum Ufer hin, jeweils vom Deichfuß aus gerechnet. Von der Härte der damaligen Kämpfe zeugten auf den 120 Deichkilometern noch einmal fast 500.000 Granatfunde (und mehr als 300 verschüttete Kriegstote!) Jetzt dürfte der Uferstreifen, zumindest auf deutscher Seite, munitionsfrei sein; die Angler betreten das Ufer ohnehin von altersher. Zwei Ausnahmen gibt es aber: zum einen die Schwedter Querfahrt, die bis heute so voll Fundmunition steckt, daß man sie zwar befahren, aber nicht ihre Ufer betreten darf. Zum anderen 5 km an der Westoder zwischen Friedrichsthal und Garz, das letzte nach der Flut 1997 noch nicht sanierte Oderdeichstück. Als nach jahrelangen Vorarbeiten 2016 endlich begonnen werden sollte, wurde in Baugruben in direkter Nachbarschaft des Deiches so unerwartet viel Munition gefunden, daß der Bergungsdienst eine Umplanung und verschärfte Nachsuche forderte. Nun werden die Deicharbeiten wohl frühestens Ende 2017 beginnen - und so lange bleibt die latente Gefahr am Ufer.

Das Untere Odertal nördlich Hohensaaten rechnet man üblicherweise nicht mehr zum Oderbruch. Das Gebiet zwischen der Ostoder/Stromoder und der Ho-Fri-Wa/Westoder wird als "Zwischenstromland" bzw. "Zwischenoderland" bezeichnet und ist wegen seiner Eindeichung ein Poldergebiet. Es handelt sich dabei jedoch nicht um Sumpfgebiete, sondern um landwirtschaftlich nutzbare Wiesen und Feuchtwiesen. In die deutschen Polder kann man an keiner Stelle einfahren, bei den geführten Kanutouren müssen die Boote über den Deich umgesetzt werden. Geführte Kanutouren müssen bei der Touristinformation Schwedt gebucht werden. Die polnischen Polder nördlich und östlich der Westoder haben mehrere offenstehende ehem. Schleusen und Einlassbauwerke und bisher gibt es dort keine Einschränkungen für handgetriebene Boote.


Orte auf diesem Abschnitt

Kienitz, Groß Neuendorf, Czelin (Zellin), Stary Błeszyn (Alt Blessin), Gozdowice (Güstebiese), Zollbrücke, Neuglietzen, Hohenwutzen, Osinów Dolny (Niederwutzen), Hohensaaten, Bielinek (Bellinchen), Zatoń Dolna (Niedersaathen), Krajnik Dolny (Niederkränig), Ognica (Nipperwiese), Widuchowa (Fiddichow)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Warta (Warthe), Myśla (Mietzel), Słubia (Schlibbe), Alte Oder, Oder-Havel-Kanal, Rów Główny (Höhenrandkanal), Rurzyca (Röhricke), Schwedter Querfahrt, Westoder/Odra Zachodnia


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km 704,1 - km 741,6
Die Odra Wschodnia/Regalica (Ostoder/Reglitz) bis in den Jezioro Dąbie (Dammscher See)

Ab jetzt wird aus der "Oder" wieder die "Odra", die aber oft auch als "Regalica" (Reglitz) bezeichnet wird. (Ursprünglich meinte "Große Reglitz" den Hauptlauf der Oder vor der 1905-1932 erfolgten Regulierung des Unteren Odertales. Der war bis dahin in großen Mäandern zwischen den Talrändern hin- und hergeschwungen; erst seitdem gibt es eine klare Trennung der Schifffahrtsstraßen in HoFriWa/Westoder und Ostoder.) Teile dieses Oderlaufes sind gerade ein Jahrhundert alt: der Ostoder-Abschnitt zwischen dem heutigen Abzweig der Westoder (km 704) und Gryfino (km 718) ist erst im Zuge der großen Regulierung der Unteroder zwischen 1905 und 1914 gegraben worden. Bis dahin war die heutige Westoder als "Gesamt-Oder" bei Widuchowa nach Westen abgeschwenkt und hatte sich erst bei Gartz in West- und Ostoder geteilt. Was damals als Ostoderlauf nach Gryfino zurückschwenkte, ist heute ein abgedämmter, hinter Deichen verlandender Altarm; den ersten 14 km der heutigen Ostoder merkt man den künstlich-geradlinigen Lauf noch heute an.

Die Staatsgrenze schwenkt mit der Westoder nach Westen und beide Ufer sind nun polnisch, Anlandemöglichkeiten werden selten! Steinschüttungen, Deiche, ausgedehnte Schilfbestände herrschen vor. (Im Notfall wird man aber immer irgendwie anlegen können, Notplätze sind in der Tabelle genannt.)
Oderfischer bei der Arbeit an den typischen Stellnetzen.
Am Westufer sind bis vor Gryfino (Greifenhagen) alle 400-800 m Fischernetze aufgestellt, die bis weit in den Strom hineinreichen. Es ist nicht gewährleistet, daß man überall am Ufer passieren kann. Das ist dann ärgerlich, wenn man den Windschutz der hohen Schilfufer nutzen möchte. Das Befahren des polnischen Oderbruchs als Landschaftsschutzgebiet ist nur mit Booten ohne Motor gestattet, aber man sollte in den Ruhezeiten der Vögel (Balz, Brut, Erholung beim Durchzug) darauf verzichten. Wenn man doch durch das Oderbruch fährt, sollte man sich langsam und leise bewegen; Biwakieren, Feuer machen und die Mitnahme von Hunden sind nicht erlaubt. Eine detailreiche Beschreibung findet man bei flussinfo.net.


Orte auf diesem Abschnitt

Gryfino (Greifenhagen), Żabnica (Mönchkappe), Klucz (Klütz), Podjuchy (Podejuch), Szczecin- Dąbie (Stettin-Altdamm)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Westoder (Odra Zachodnia), Tywa (Thue), Kanał Klucki (Klützer Ding), Skośnica (Klützer Querfahrt), Kanał Ceglani (Ziegelkanal/Zeggelinstrom), Obnica (Wobnitz), Kanał Leśny / Kanał Odyńca (Goedhartkanal), Brynecki Nurt (Brünnkenstrom), Cegielinka, Dąbska Struga (Fährgraben), Parnica (Parnitz), Dąbski Nurt, Szczucza Głebia, Głebia Wola


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km 0,0 - km 40,6
Die Westoder/Odra Zachodnia bis zur Przekop Mieleński (Oderfahrt)

Die Westoder/Odra Zachodnia ist bis Mescherin Grenzfluss, ehe sie wie die Odra Wschodnia (Ostoder), die auch als Regalica (Große Reglitz) bezeichnet wird, beidseitig auf polnischem Territorium weiterfließt. Das Gefälle der letzten 30 km vor Szczecin (Stettin) beträgt nur noch wenige Zentimeter.
Während die deutschen Polder zwischen Odra Zachodnia und Odra Wschodnia (ein Trockenpolder zwischen Lünow und Stützkow sowie drei Naßpolder bei Criewen, Schwedt und Friedrichsthal) nach 1945 wieder instandgesetzt und als 4700 ha Grünland genutzt wurden, blieben die an Polen gefallenen 5600 ha Fläche als "Grenzschutzzone" unrepariert und verwilderten. Heute gelten sie als Naturparadies. Die deutschen Polder zwischen Odra Zachodnia (Westoder) und Odra Wschodnia (Ostoder) sind als Teil des

Blick vom Oderdeich ins Oderbruch. Vor den Hügeln im Hintergrund verläuft die HoFriWa.
heute Totalreservat und für Paddler gesperrt.
Im Schwedter Polder besteht eine Kormorankolonie mit ~200 Paaren.


Die polnischen Polder oberhalb Szczecins sind nicht speziell als Totalreservat ausgewiesen, aber als
Hinweisschild an einer verfallenen Schleuse: keine Motorboote, keine Hunde, kein Müll, ruhig verhalten, ...
geschützt. Ihre Wasserarme sind über mehrere defekte Schleusen oder Wehre hinweg befahrbar. Einzelne Paddler werden hier toleriert.
Da das Gebiet aber im Frühjahr und Herbst ein großer Kranichschlafplatz (15.000 Tiere) und im Sommer Brutgebiet ist, sollte auf eine Befahrung verzichtet werden (Kraniche haben eine Fluchtdistanz von 300 m und vermeiden es, über Menschen zu fliegen!)

Von der Stromteilung am Marienhofer Wehr (km 0) sind bis vor Mescherin (km 13) am rechten (Ost-)Ufer alle 400-800 m Fischernetze aufgestellt, die bis weit in den Strom hineinreichen. Es ist nicht gewährleistet, daß man überall am Ufer passieren kann.

Frühnebel an der Oder
Frühstarter müssen im Unteren Odertal im Frühjahr und mehr noch im Herbst mit Morgennebel rechnen.



In Szczecin (Stettin) liegen zwischen den beiden Hauptarmen des Flusses und den alten Querverbindungen

  • Parnica (Parnitz) und
  • Duńczyca (Dunzig) zahlreiche Flussinseln:
    • Łasztownia (Lastadie) gegenüber der Altstadt, verbunden mit der Brücke most Długi (Hansabrücke)
    • Wyspa Grodzka (Schlächterwiese) zwischen Odra Zachodnia (Westoder), Duńczyca und Kanał Grodzki
    • Kępa Parnicka (Silberwiese), umgeben von Odra Zachodnia (Westoder), Kanał Zielony (Grüner Graben) und Parnica (Parnitz)
    • Wyspa Zielona (Neue Silberwiese), entstand durch den Bau des Przekop Parnicki (Parnica-Durchstich)
    • Wyspa Pucka (Vorbruch) östlich des Przekop Parnicki (Parnica-Durchstich), östlich davon der See Jezioro Portowe (Hafensee), der über den Kanał Rybny mit der Parnica (Parnitz) verbunden ist
    • Wyspa Gryfia (Bredower Werder), umgeben im Westen von Odra Zachodnia (Westoder), im Osten vom Kanał Grabowski (Grabower Fahrt) und Przekop Mieleński (Oderfahrt)
    • Czarnołęka (Der Schwarze Ort) und Wyspa Dębina (Großer Oderbruch) liegen bereits im See Jezioro Dąbie.

Nicht alle Gewässer dürfen von Paddlern befahren werden. Für die Passage der Wasserarme Szczecins ist ein Stadtplan und/oder eine Seekarte ratsam.


Orte auf diesem Abschnitt

Gartz, Mescherin, Moczyły (Schillersdorf), Siadlo Dolne (Niederzahden), Kurow, Szczecin(Stettin)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Kanał Wezlowy, Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße, mehrere Polderzufahrten, Kanał Kurowski (Kurower Fahrt), Skośnica (Klützer Querfahrt), Kanał Leśny / Kanał Odyńca (Goedhartkanal), Regaliczka (Kleine Reglitz), Przekop Parnica (Panitz-Durchstich), Kanał Zielony (Grüner Graben), Duńczyca (Dunzig), Kanał Grabowski (Grabower Fahrt), Kanał Dębicki (Breslauer Fahrt)


>>> zur Kilometertabelle >>>



km 67,5 - km 36,0 Przekop Mieleński (Oderfahrt)

Die Odra Zachodnia (Westoder) endet offiziell bei der Einmündung in den Jezioro Dąbie (Dammscher See). Weiter zur Ostsee geht die Schiffahrtsroute durch den Przekop Mieleński (übersetzt etwa "Müllergraben", alter deutscher Name die Möllnfahrt, in seiner Gesamtheit auch "Oderfahrt" genannt). Diese führt aus dem Hafenviertel der Stadt über den Unterlauf der Westoder, die durch schmale Inseln vom flachen, wellengefährdeten See Jezioro Dąbie (Dammscher See) getrennt ist, ins Oderhaff. Sein Kernstück bildet der 5,3 km lange "Kanał Przekop Mieleński" nördlich des Szczeciner Stadtzentrums, die eigentliche "Möllnfahrt", der vom Massen- und Schüttguthafen geradlinig zur Westoder führt. Erst dieser Großkanal ermöglichte es, das 1917 neuerbaute Hafengelände ohne die bisherigen kurvigen Innenstadtkanäle zu erreichen. In den 30er Jahren des 20. Jh. entstanden, ist er nicht nur eine der jüngsten Wasserstraßen der Stadt, sondern auch als größte Wasserstraße Polens von Seeschiffen bis 3200 t Tonnage befahrbar.

Als Seewasserstraße hat die Oderfahrt eine eigene Kilometrierung, die, rückwärtszählend, mit km 67,5 an der Parnica (Parnitz) beginnt und bei km 0,0 an der Mole von Świnoujście (Swinemünde) in die Ostsee mündet.

Die Oderfahrt beginnt mit dem Kanal "Möllnfahrt" und fließt zunächst geradlinig durch grüne Ufer. Schon vor der Einmündung der Odra Zachodnia (Westoder) drängt von links wieder der Industriehafen mit seinen Kaianlagen und Werften an den Strom. Das rechte Ufer bleibt aber weiterhin grün und steht im Kontrast zum Westufer, an dem auch Industrieanlagen angesiedelt sind. Immer wieder ermöglichen Öffnungen und Durchfahrten die Verbindung zum Jezioro Dąbie (Dammscher See). Hinter Police (Pölitz) weitet sich der Fluß zum Roztoka Odrzańska (Papenwasser) auf, das sich erst bei Trzebież (Ziegenort) ganz zum Haff öffnet.

Das Paddeln auf der 90 m breiten und 10,5 m tiefen Seeschifffahrtsstraße ist nicht verboten, doch herrscht starker Schiffsverkehr, auch von Hochseefrachtern! Die Sätze KELLERS (1929) haben in ihrer Eindringlichkeit nichts verloren: "Für die untere Oder gilt die Ausweichordnung auf See (d. h. Alle Fahrzeuge sind gleichrangig, jeder hat jedem auszuweichen). Allein man darf sich nicht darauf steifen, daß die Dampfer ausweichen sollen, da sie vielfach gar nicht können, besonders die großen. Beim Kreuzen muß man daher immer so verfahren, daß man die großen Dampfer vorbeigehen läßt. ... Man muß auch nach hinten Ausschau halten, da man auch den von hinten kommenden großen Dampfern, die bei langsamer Fahrt und dem engen Fahrwasser nicht manövrierfähig sind, aus dem Wege gehen muß." (Friedrich Eduard KELLER: "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder", Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube Berlin 1929, S. 379 f.)

An zahlreichen Stellen gibt es Durchstiche zum östlich (rechts) gelegenen großen See Jezioro Dąbie. Während sein sumpfiges Westufer kaum Anlegemöglichkeiten bietet, findet man vielleicht eher welche am Ostufer, das durch einen Deich gesichert ist. Kaum Siedlungen in Ufernähe! Orientierungspunkt ist der 76 m hohe, neugotisch-verspitzte Ziegelturm der Kirche von Dąbie (Altdamm) am Südufer des Sees, der über den ganzen See zu sehen ist. Zahlreiche große Stellnetze stehen weithin im See verstreut und müssen ggf. umfahren werden. Bei Nordwest-, Nord- und Südwind wirft der flache See hohe Wellen!


Orte auf diesem Abschnitt

Szczecin (Stettin), Police (Pölitz), Trzebież (Ziegenort), Świnoujście (Swinemünde)


Nebenflüsse auf diesem Abschnitt

Duńczyca (Dunzig), Kanał Grabowski (Grabower Fahrt), Przesmyk Orli, Odra Zachodnia (Westoder), Swięte (Swante), Kanał Leśniczówka, Kanał Skolwinski (Königsfahrt), Babina (Babbinstrom), Kanał Inski Nurt (Kamelstrom), Wietlina (Enge Fetzling), Ciesnina (Enge Oder), Łarpia (Larpe), Kanał Policki (Pölitzer Kanal), Ina (Ihna), Roztoka Odrzańska (Papenwasser), Kanał Jasienicki (Jasenitzer Fahrt), Krępa (Krampe)


>>> zur Kilometertabelle >>>



Wo darf man paddeln in Szczecin?

Folgende Oderarme der Stadt sind für Paddler gesperrt:

  • Sämtliche Hafenbecken der Stadtteile
    • Grabowo (Werfthafen im Oderlauf zwischen dem Festland und der Insel Gryfia),
    • Łasztownia (Kanał Grodzki, Duńczyca-Abschnitt südlich der Insel Grodzka, Basen Zachodni, Basen Wschodni und Kanał Dębicki),
    • Basen Górniczy (Basen Kaszubski und Basen Górnośląski mit allen Nebenbecken).
    • Die Sümpfe und Wälder der Inseln zwischen der Odra und dem Jezioro Dąbie (Wielka Kępa, Czapli Ostrów, Wyspa Dębina, Mewia Wyspa usw.) sind als Vogel- und Laichschutzgebiet ebenfalls nicht betretbar. Dazu zählt auch das Nordufer des Wasserarms Babska Struga, der von dem Hauptstrom der Regalica zum PTTK-Zeltplatz am Südufer des Dąbie-Sees führt.

Paddlern, die von der Odra Zachodnia (Westoder) zum Jezioro Dąbie wollen, empfiehlt der PTTK folgende Strecken (Orientierung: Kirchturm Dąbie in der SO-Ecke des Sees):

  • Kanał Leśny/Odyńca südlich des Stadtrandes bis zur Odra Wschodnia (Ostoder), dort weiter bis zur Dąbska Struga, diese nach rechts zum See.
  • In der Innenstadt rechts in den Przekop Parnicki (Parnitz-Durchstich) einbiegen, dann weiter auf der Parnica (Parnitz) bis zur Odra Wschodnia (Ostoder), diese schräg querend in den Kanał Jacka (Dąbski Nurt) und weiter zum See.
    Vorsicht: Auf dieser Strecke passiert man mehrere Hafenbecken, es herrscht starker Frachtschiffverkehr.
  • Man kann auch in den Przekop Parnicki (Parnitz-Durchstich) einbiegen, dann weiter auf der Parnica (Parnitz) bis zum Kanał Wrocławski (Dunzig-Parnitz-Kanal), links einbiegen und an der nächsten Abzweigung die Duńczyca nach rechts. Die Przekop Mieleński (Möllnfahrt) querend, direkt auf den offenen See hinaus.
    Vorsicht: Auch auf dieser Strecke passiert man Hafenbecken und muss mit starkem Frachtschiffverkehr rechnen.
    Vorsicht: Der flache Jezioro Dąbie (Dammsche See) neigt bei Nord- und Südwind zu starker Wellenbildung.
    Der See wird durch zahlreiche Reusen gegliedert, die staffelweise quer zur Fahrtrichtung im Wasser stehen und sich jeweils über mehrere hundert Meter erstrecken. Sie stehen nicht nur auf offenem Wasser, sondern auch in Ufernähe. Die Enden der Netze sind mit rot-weißen Rauten markiert. Die weiße Spitze zeigt zum freien Wasser, die rote zum Netz. Ansteuerkarten des Haffs verzeichnen die Standorte der Reusen.

Das Durchpaddeln des Hafens erfordert die Erlaubnis des Hafenamtes. Jedoch haben "... zwei Kajaks noch nie irgendjemandes Aufmerksamkeit erregt, obwohl wir uns oft dort herumtreiben. Aber nur am Ufer halten und nicht den Großen in den Weg kriechen." (Zbigniew Szaniewski, 2005) [4]

Für die Passage der Wasserarme Szczecins ist ein Stadtplan und/oder eine Seekarte ratsam.
Polnische Paddler haben eine Karte entwickelt, die die Einsetzmöglichkeiten Szczecins festhält, der Text lautet übersetzt:

  • Im Kajak durch Szczecin
    Szczecin ist eine besondere Stadt. Auf der einen Seite vom einzigartigen Delta-See, auf der anderen vom unberührten indfrage umgeben, bildet sie ein richtiges Paradies für Wassersportler. Jedoch ist das Einsetzen und somit der Start ins Vergnügen schwierig. Die meisten Ufer der Stadt sind ungeeignet für kleine Boote, sei es, dass sie vermüllt sind oder man einfach nicht anlegen kann.
    Ziel dieser Seite ist es, Informationen über die Möglichkeiten des Wassersports in Szczecin und Umgebung zu sammeln.
    Die Karte unten enthält die meisten Orte, an denen man sicher und kostenfrei ein Kajak einsetzen kann. Darüber hinaus sind andere Punkte angesprochen - wichtig oder hilfreich aus Paddlersicht."

    Der Text der untersten Zeile neben dem Schalter "Zgłoś nowy punkt" (Melde einen neuen Punkt) lautet:
    "Wer in Szczecin paddelt und einen Platz entdeckt, der in der Karte fehlt, den bitte ich um Mitteilung."

    Die Symbole (Anker + Achtung) in der Karte lassen sich anklicken. Die Beschreibung, die sich dann öffnet, kopieren und in ein Übersetzungsprogramm (z.B. google.translate) einfügen. Die automatische Übersetzung wird sehr "holperig" sein, aber man versteht, was gemeint ist.

Eine weitere Kajakseite für Szczecin ist http://kajakowy.szczecin.pl/ , aber im September 2014 wegen Wartungsarbeiten auch nicht erreichbar. Hoffentlich geht sie bald wieder ans Netz!


Der Hafen von Stettin wird offenbar massiv aus-/umgebaut. Wer von der Oder ins Haff paddeln will, sollte sich dort informieren. Manches erkennt man nicht direkt, sondern kann sich "seinen Reim machen", wenn auf der Seite des Hydrographischen Dienstes der Polnischen Armee (in englisch) geschrieben wird, dass Hafentonnen und Pierbefeuerungen erloschen sind, gleichzeitig aber neue Tonnen einige hundert Meter weiter gemeldet werden. (Man muß selbst nachsuchen, es gibt keinen Newsletter.) Leider hilft der Blick auf Google Earth wenig, denn die Satellitenbilder sind bis zu 10 Jahre alt. Inzwischen wird aber das Aufnahmedatum am unteren Bildrand eingeblendet. – Auf der verlinkten Seite bekommt man auch weitere Ankündigungen über Sperrungen der Ostseeküste, der Seewasserstraßen usw. (Stand 2015; vielen Dank, Oller Hansen, für Deinen Hinweis!)


In Szczecin gibt es mehrere Kajakläden:

  • Fan Sport, ul. Wierzbowa 105: Laden für Kajaks, Zubehör und Paddelbekleidung (Kajaks (Prion, Necky, Eskimo, Hiko, Eckla, Banan, Ratex, Zodiak, Gumotex, Kwark u. a.)


Zalew Szczeciński (Stettiner Haff, Oderhaff)

Das Stettiner Haff ist eine Meeresbucht, daher sind die drei Verbindungsarme zum offenen Meer Meeresarme. Sie befördern zwar als Mündungsarme der Oder überwiegend Oderwasser nach Norden, haben aber auch einen nennenswerten Einstrom von Seewasser ins Haff, besonders bei starkem Nordwind. Abzulesen ist das an den haffseitigen Deltabildungen, besonders ausgeprägt bei der Swine. Lage dieser Meeresarme:

  • Peenestrom (bis zur Einmündung der "Der Strom") zwischen deutschem Festland und der Insel Usedom (Uznam)
  • Swina (Swine) zwischen den Inseln Usedom und Wolin (Wollin), mit dem Kanał Piastowski (Piasten-Kanal, früher "Kaiserfahrt")
  • Dziwna (Dievenow) zwischen der Insel Wolin und dem polnischen Festland



Kanalverbindungen

Kanał Gliwicki (Gleiwitzer Kanal) (früher: Klodnitzkanal)

"Der Klodnitz-Kanal wurde 1812 angelegt und stellt eine schiffbare Verbindung her zwischen der Oder und den Kohlen- und Eisenwerken bei Gleiwitz und Zabrze links der Klodnitz. Die Strecke oberhalb Gleiwitz, die bis zum Königs- und Hauptschlüsselstollen führt, hat nur 9 Meter Sohlenbreite und wird gegenwärtig nicht mehr befahren. Benutzt wird nur die Strecke von der Königl. Eisengiesserei zu Gleiwitz bis zur Oder bei Kosel, die 45,664 Kilometer lang ist, eine Sohlenbreite von 15 Meter hat und den Fahrzeugen einen Maximal-Tiefgang von 1,098 Meter gewährt. Die Maximal-Tragfähigkeit derselben beträgt 1200 Ctr. [5], doch haben den Kanal auch Schiffe mit 1700 Ctr. und einem Tiefgang von 1,274 Meter ungehindert benutzt, da die Grubenwässer den Wasserstand des Kanals zu Zeiten beträchtlich verstärken. Das Gefälle beträgt 49,019 Meter (von 214,601 auf 165,582 Meter Höhe über dem mittleren Ostsee-Spiegel), also 1:931, und wird durch 18 Schleusen überwunden. Die Schifffahrts-Periode dauerte 1874 vom 20. Februar bis zum 18. Dezember [6]. In diesem Jahre benutzten den Kanal:

  • zu Thal: 123 bel., 124 unbel., Summe 247 Schiffe mit 128.270 Ctr. und 201 bel. und 42 unbel. Flösse mit 116.337 Ctr. [7];
  • zu Berg: 172 bel., 128 unbel., Summe 300 Schiffe mit 240.970 Ctr. (meist Baumaterial und Eisen) [8]." (SCHUNKE 1877 [9])

Die bei SCHUNKE angegebenen Abmessungen des Klodnitzkanals wurden 1888-93 so erweitert, dass ihn auch 100-Tonnen-Schiffe mit 1,20 m Tiefgang passieren konnten. Doch auch dieser Zustand konnte mit den wachsenden Abmessungen der Frachtschiffe nicht Schritt halten. So wurde der alte Kanal 1934-39 als "Adolf-Hitler-Kanal", heute "Gleiwitzer Kanal" (poln. "Kanał Gliwicki"), für 1000-Tonnen-Schiffe mit einem Tiefgang bis 2,25 m vergrößert und die Zahl der Schleusen dabei auf sechs verringert.


"Der Kanal als kurze Verbindung von der Oder in die Industriegebiete von Gliwice. Landschaftlich nicht von großem Reiz. ... Nachdem die Industriestadt Gliwice an das Erdgas-Netz angebunden ist, hat der vor allem für den Kohletransport gebaute Kanal keine große Bedeutung mehr." (water-ways.net)


Die Ruderer von werow.com haben eine kurze Beschreibung eingestellt.


Oder-Spree-Kanal

"Der Oder-Spree-Kanal ist Bestandteil der Spree-Oder-Wasserstraße und der südlichere von zwei direkten Schiffahrtswegen von Berlin zur Oder. In seiner heutigen Form wurde er 1891 in Betrieb genommen und im Laufe der letzten 100 Jahre mehrfach ausgebaut und begradigt. Die Kilometrierung läuft von Berlin Richtung Oder ...

Der Oder-Spree-Kanal zweigt vom Seddinsee ab und hat bis zur Mündung in die Oder bei Eisenhüttenstadt vier Schleusen. ... Geschleust wird täglich zwischen 6:00 und 20:00 Uhr, mit Ausnahme von Eisenhüttenstadt von 7:00-18:00 Uhr.

Der Kanal führt eine leichte Strömung Richtung Berlin. Das Anlegen ist streckenweise aus Naturschutzgründen verboten, ansonsten aber an vielen Stellen möglich. Es führt keine Straße am Kanal entlang; der Kanal wird überwiegend von Mischwald begleitet. Der Schiffsverkehr hält sich in Grenzen." (gewaesser.rudern.de)


>>> zur Kilometertabelle des Oder-Spree-Kanals >>>



Kanał Bydgoski (Bromberger Kanal)

Länge: 26,3 km (Gesamtlänge der Wasserstraße zwischen Weichsel und Oder: 294,3 km)

Schleusen: 7 (Gesamtzahl zwischen Weichsel und Oder: 22)

"Friedrich der Große ließ diesen Kanal bauen, 1774 wurde er eingeweiht. Damit entstand eine Verbindung von der Odra (Oder) über den Unterlauf der Warta (Warthe), die Notec (Netze) zum Unterlauf der Brda (Brahe) und damit zur Wisła (Weichsel). Nach 1900 begann man, den Kanal auf das Finow-Maß zu erweitern, 1919 wurde der Kanal an Polen übergeben." (water-ways.net) "Etwas nordwärts von Küstrin vereint sich die Warthe mit der Oder, die von Osten kommend, bis dorthin schon eine längere Strecke als die Oder hinter sich hat, aber ihren Namen am Zusammenfluss beider Flüsse verliert. Auf fast demselben Breitengrad weiter östlich im Stadtgebiet von Bydgoszcz (Bromberg) mündet die Brahe in die Weichsel. Diese beiden Nebenflüsse von Oder und Weichsel haben gemeinsam, dass sie durch einen weiteren Fluss und ein kurzes Kanalstück eine direkte Verbindung zwischen beiden Strömen herstellen. Nur etwa 20 Kilometer weiter westlich von Bromberg erreicht die aus dem Süden kommende Netze die Sohle des Thorn-Eberswalder Urstromtals und wendet sich trotz ihrer Nähe zur Weichsel nach Westen, um letztendlich in der Nähe von Gorzòw (Landsberg an der Warthe) in die Warthe zu münden. Die Nähe der beiden Flussbetten im alten Urstromtal nutzten 1773/74 die friederizianischen Baumeister und schufen eine 26 Kilometer lange Verbindung von der Netze zur Brahe – den Bromberger Kanal." (Oderbruchpavillon)


Der Bromberger bildet zusammen mit dem "Netzekanal" eine schiffbare Verbindung zwischen Weichsel und Oder ("Weichsel-Oder-Wasserstraße"). Der Netzekanal ist eigentlich der ausgebaute Noteć (die Netze), der, mit Schleusen versehen, schnurgerade durch das Thorn-Eberswalder Urstromtal (Pradolina Toruńsko-Eberswaldzka) zur Oder führt.

Bis 1917 ausgebaut, wurde der Kanal bereits zwei Jahre später an den neuen polnischen Staat übergeben. Der Versailler Vertrag legte zwar fest, daß deutsche Schiffe im Verkehr mit Ostpreußen freie Fahrt auf polnischen Wasserstraßen hätten, doch wurde der Kanal wenig benutzt. Nach 1945 fiel auch diese Schifffahrt weg. Die Kultivierung, die zwischen 1763 und dem 2. Weltkrieg in mühevoller Arbeit das Netzebruch urbar machte, wurde ein Opfer des Krieges: die polnischen Behörden siedelten die verbliebenen Höfe aus und überließen das Moor der Natur. Bis heute wird die Wasserstraße betriebsfähig gehalten, doch herrscht lediglich geringer Touristenverkehr.

Von der Oder aus ist der Kanal nur über die Warta erreichbar, die eine starke, der Oder vergleichbare Strömung hat. Von Kostrzyn aus 68 km dagegen anzupaddeln, um in den strömungslosen Kanal zu kommen, ist unsinnig. Von der Weichsel aus ist die Strecke von "Heimfahrern" jedoch schon gepaddelt worden; auch Paddler, die von Gwda und Drawa kamen, nutzen ihn bereits.

Das Netzebruch, durch das der Kanal führt, galt schon zu deutscher Zeit als monoton und entlegen. Der Ruderer Achim Hill erlebte den Noteć 1984 so: "Weiter ging es den Noteć (Netze) stromab. Bald nimmt uns das Netzebruch auf, eine Landschaft, um in Melancholie zu verfallen. Einförmiges Moorland fast bis zum Horizont. Darüber völlige Stille, nur zuweilen unterbrochen vom Ruf des Brachvogels. Fern im Norden begleiten uns die Konturen des pommerschen Landrückens. Man kann sich kaum einsamere menschliche Behausungen vorstellen als die Schleusengehöfte im Netzebruch! Oft nur über einen Damm durch das Moor mit den weit entfernten Dörfern verbunden, sind durchreisende Schiffer die ersehnte Verbindung zur Außenwelt. " (Fahrtbericht "700 Meilen westwärts")

Erwähnt sei noch, daß mittels des Kanals eine lange Rundtour möglich ist ("Großpolen-Ring"): vom Mittellauf der Warta bei Konin (Bhf. der Strecke Berlin-Warschau; Warta-km 406,6) über Poznań 338 km bis zur Notećmündung bei Santok (Warta-km 68,2), dann den Netzekanal 187 km aufwärts bis Nakło nad Notecią (Nakel), dort den verbliebenen, ursprünglichen Lauf des Notec über mehrere Seenketten aufwärts, schließlich vom Gopło-See dem Kanał Ślesiński und Kanal Morzysławski über 12 Schleusen und 147 km nach Konin zurück. Diese 672 km lange Strecke führt durch ebene Landschaft, aber durch mehrere Städte, deren Kulturgut besser erhalten ist als an der Oder. Das Teilstück Nakło - Konin (Warthe-Bromberger Kanal) bietet Zugang zu mehreren Seenketten der Gnesener Seenplatte/Pojezierze Gnieźnieńskie, die in Deutschland kaum bekannt sind: die Seen rund um Żnin mit der berühmten, vom Wasser aus erreichbaren Ausgrabungsstätte Biskupin; die Rinnenseen zwischen Mogilno und Pakość; die Arme des Gopło-Sees und der südlich anschließenden Seen; mit Umtragen auch die Quellseen der Wełna um Rogowo, von wo aus der Fluß 85 km weit bis zur Mündung in die Warta bei Oborniki befahrbar ist (Warta-km 205,7). Eine Beschreibung dieser Strecke kann man sich aus den Artikeln Warta und Notec zusammenstellen. Fahrtberichte sind gern gesehen!


>>> zur Kilometertabelle von Notec und Kanał Bydgoski >>>



Havel-Oder-Wasserstraße

Der Name Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) ist ein Sammelbegriff mehrerer Flüsse und Kanäle als Verbindung von Oder und Havel. Sie beginnt an der Spreemündung in Berlin-Spandau unterhalb der Schleuse Spandau und verläuft zunächst über die Havel nach Oranienburg zur Schleuse Lehnitz, südlich von Liebenwalde trennen sich Havel (Obere Havel-Wasserstraße) und Kanal, und der Oder-Havel-Kanal beginnt. Es folgt:

  • Ruderer und Paddler sollten statt des eintönigen Oder-Havel-Kanals den reizvollen alten Finowkanal nutzen.

Die HOW endet nach ~135 Kilometern nördlich von Friedrichsthal an der Mündung in die Westoder.


>>> zur Kilometertabelle des Oder-Havel-Kanals >>>


>>> zur Kilometertabelle des Finowkanals >>> (Informationen auch bei flussinfo.net)


>>> zur Kilometertabelle der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße >>>


Organisierte Gruppenfahrten auf der Oder

  • "Freundschafts-Oder-Fahrt" des Wassersportvereins PCK Schwedt im Juni/Juli, seit mehr als 40 Jahren durchgeführt! 2014 auf der Strecke von Wrocław nach Szczecin-Dąbie.
  • Die "Internationale Integrationsfahrt" (Integracyjny Spływ Kajakowy) im Juni von Wrocław (Breslau) bis Głogów (Glogau), organisiert vom Kajakclub "Kapok", ul. Wita Stwosza 16, 50-950 Wrocław, +48-71 / 344 70 91, bohdan.krakowski@neostrada.pl
  • Die "Internationale Oderfahrt" (Międzynarodowy Spływ Kajakowy) im August, ebenfalls organisiert vom Kajakclub KAPOK, mit polnischen und deutschen Teilnehmern
  • "Oderflis / Flis Odrzański", die Regatta der polnischen Meeres- und Flußliga Brzeg-Wrocław-Szczecin (Juni/Juli), Anmelde-Webseite in polnisch


Schlafen im Bootshaus

Einige Wassersportvereine stehen müden Wasserwanderern, die sich anmelden, offen; DKV-Mitgliedern (mit Ausweis) wird Rabatt gewährt. Näheres bietet die Info-Seite des DKV. Hakt man bei der Vereinssuche unten das Kästchen "DKV-Kanustation" an und gibt unter "PLZ" die ersten zwei Ziffern der Postleitzahl des gewünschten Gebietes ein, werden alle Vereine des Postleitzahlgebietes mit Übernachtungsangebot gezeigt. Noch leichter sucht man in der Kartendarstellung der Vereine und Kanustationen (die allerdings weder alle Vereine noch alle Kanustationen zeigt).

Da diese Übernachtungen ehrenamtlich und freiwillig angeboten werden, geht bitte verantwortungsvoll damit um.


Hinweise für Bahnfahrer

Zwischen Berlin-Gesundbrunnen und Stettin fährt (Stand Fahrplan 2015/16) dreimal täglich (freitags viermal) ein Regionalexpreß durchgehend in beiden Richtungen - sonst muss in Angermünde umgestiegen werden. Nach Stettin gelten alle Nahverkehrstickets der DB wie Länderticket und Schönes-Wochenende-Ticket, aber auch Tickets des VBB. So kostet die Fahrt von Berlin nach Stettin für eine Person 10 € (mit Bahn-Card 25 oder 50 nur 7,50 €), Stand: 2016. Der Zug besteht aus drei aneinander gekoppelten Triebwagen mit je einem Fahrradabteil. An Werktagen dürften Gepäck und Boot einen Platz finden, am Wochenende nehmen viele Radfahrer den Zug. Mit den Tickets können am Ankunftstag auch die Busse und Straßenbahnen Stettins genutzt werden. - mehr siehe: VBB Infoseite Stettin. Im Hauptbahnhof in Stettin (günstig) das Anschlussticket kaufen zu ca. 5 €/Person oder im Zug für gut 1 € mehr oder schon vorab online (Biletyregionale.pl, auch in deutsch, aber nur mit Registrierung). Hinweis: In Polen wird zwischen Regional- und Fernverkehrszügen strikt unterschieden, Tickets sind nicht austauschbar. Viel Gepäck und Hunde kosten je 4,50 PLN (ca. 1 €) extra. (Zitat nach Christian vA im Artikel Pommersche Seenplatte 2013/14)


Eine gute Nachricht für sächsische Oderpaddler: der zwischendurch eingestellte Zug zwischen Dresden und Wroclaw fährt 2018 wieder! Allerdings wurde aus dem früheren Regionalexpreß eine Regionalbahn, die auf polnischem Gebiet an jedem Bahnhof hält. Nachteil: Man fährt von Dresden fast vier Stunden. Vorteil: der Zug hält (für Boberfahrer) in Boleslawiec und außerdem wieder am Bhf. Malzyce am Oder-Kilometer 304!

Der Zug verkehrt dreimal täglich. Auszugsweise Fahrzeiten bis mindestens 9. Juni 2018:


HINFAHRT:

Dresden Hbf. ab 6:08 Uhr, Dresden Neustadt ab 6:15 Uhr, Bautzen ab 6:57 Uhr, Görlitz ab 7:33 Uhr, Boleslawiec an 8:22 Uhr, Malczyce an 9:08 Uhr, Wroclaw Glowny 9:49 Uhr; nur Mo-Sa und nicht am 10. 5. und 21. 5.

Dresden Hbf. ab 12:08 Uhr, Dresden Neustadt ab 12:15 Uhr, Bautzen ab 12:57 Uhr, Görlitz ab 13:33 Uhr, Boleslawiec an 14:25 Uhr, Malczyce an 15:24 Uhr, Wroclaw Glowny an 16:02 Uhr; bis mindestens 11. Juni 2018 täglich.

Dresden Hbf. ab 18:08 Uhr, Dresden Neustadt ab 18:15 Uhr, Bautzen ab 18:57 Uhr, Görlitz ab 19:33 Uhr, Boleslawiec an 20:22 Uhr, Malczyce an 21:10 Uhr, Wroclaw Glowny an 21:50 Uhr; bis mindestens 11. Juni 2018 täglich außer 7.-25. Mai.


RÜCKFAHRT:

Wroclaw Glowny ab 6:06 Uhr, Malczyce ab 6:42 Uhr, Boleslawiec ab 7:39 Uhr, Görlitz an 8:34 Uhr, Bautzen an 9:09 Uhr, Dresden Neustadt an 9:50 Uhr, Dresden Hbf. an 9:56 Uhr; fährt täglich.

Wroclaw Glowny ab 12:18 Uhr, Malczyce ab 12:56 Uhr, Boleslawiec ab 13:45 Uhr, Görlitz an 14:34 Uhr, Bautzen an 15:10 Uhr, Dresden Neustadt an 15:51 Uhr, Dresden Hbf. an 15:56 Uhr; fährt bis mindestens 11. Juni 2018 täglich.

Wroclaw Glowny ab 18:19 Uhr, Malczyce ab 18:55 Uhr, Boleslawiec ab 19:45 Uhr, Görlitz an 20:34 Uhr, Bautzen an 21:09 Uhr, Dresden Neustadt an 21:50 Uhr, Dresden Hbf. an 21:56 Uhr; fährt bis mindestens 11. Juni 2018 täglich.

Der Zug soll bis wenigstens Ende 2019 weiter fahren. Hoffen wirs: er ist dringend nötig!

Allerdings sollte man nicht zu hohe Erwartungen hegen: Es handelt sich um einen Schienenbus mit begrenzter Stellfläche, die v. a. an Wochenenden stark von Radfahrern genutzt wird. Wer kann, sollte mit einem früheren Zug von Dresden nach Görlitz vorfahren und dort in den Zug nach Wroclaw einsteigen: erfahrungsgemäß steigen in Görlitz alle aus, der Zug rollt fast leer über die Brücke, um sich in Zgorzelec, spätestens in Legnica in gleicher Dichte wieder zu füllen.

Wochenend-Rückfahrer aus Wroclaw sollten einen möglichst frühen Zug und nicht den letzten anpeilen, sie haben Platzprobleme! 2012 bestand der Zug aus zwei aneinandergekoppelten Triebwagen, d.h. dreieinhalb Sitzplatz-Waggons und einem Fahrradabteil von 3x3 m Grundfläche. An einem Sonnabend im August 2012 fuhr ich mit dem Nachmittagszug von Wroclaw Richtung Dresden. Es war jeder Sitzplatz besetzt, die Leute standen gedrängt in den Gängen. Auf dem Bahnsteig vor dem Fahrradabteil stand eine große Menge Radfahrer, die alle verzweifelt hineinwollten. Die Szenen erinnerten an jene, die sich sechs Jahrzehnte früher hier abspielten: wir stapelten auf 9 m² Fläche dreizehn Fahrräder und einen Kinderwagen bis in die Höhe der Gepäckablage; ich saß zwischen den Rädern auf dem Satteltaschenberg. Es half nichts: drei Radfahrer mußten zurückbleiben.


Auch zwischen Berlin und Wroclaw fährt an Wochenenden bis mindestens Dezember 2018 ein Zug! Näheres unter http://www.vbb.de/de/article/wissenswertes/vbbland-und-polen/kulturzug-nach-breslau-wroc-aw/689252.html Die Fahrkarte dieses Zuges gilt an dem jeweiligen Wochenende auch in den Bussen und Straßenbahnen des Breslau/Wroclawer Stadtverkehrs.

Ab Dezember 2018 soll nach jahrelanger Pause endlich wieder ein IC von Berlin über Frankfurt/Oder nach Wroclaw und Krakow fahren. Nach bisherigen Informationen entsprechen seine Fahrzeiten allerdings mehr den Bedürfnissen der polnischen Zugfahrer.


Städte am Ufer - eine kurze Übersicht

Die nachstehende Auflistung soll der Entfernungsabschätzung zwischen einzelnen Städten bzw. Flußmündungen dienen. Eine detailgenaue Beschreibung ist in den einzelnen Kilometertabellen der Oder zu finden.

km 27,7

Olza (Olsa, tschech. Olše); tschech.-poln. Grenze

km 50,0

Racibórz (Ratibor)

km 95,0

Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Kosel)

km 97,5

Kanał Gliwicki (Gleiwitzer Kanal / Klodnitzkanal)

km 123,0

Krapkowice (Krappitz), dazu Osobłoga (die Hotzenplotz)

km 151,0

Opole (Oppeln)

km 158,5

Mała Panew (Malapane)

km 181,3

Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße)

km 188,8

Stobrawa (des Stober)

km 198,0

Brzeg (Brieg)

km 213,0

Oława (Ohlau)

km 248,0 - km 257,0

Wrocław (Breslau), mehrere Nebenarme

Oława (Ohle)

km 261,6

Śłęża (Lohe)

km 266,5

Bystrzyca (Weistritz)

km 266,9

Widawa (Weide)

km 284,8

Brzeg Dolny (Dyhernfurth)

km 300,0

Staustufe Malczyce (Maltsch) als letzte Oderschleuse 2018 eröffnet

km 304,5

Malczyce (Maltsch)

km 311,9

Lubiąż (Leubus)

km 317,0

Kaczawa (die Katzbach)

km 332,1

Ścinawa (Steinau)

km 378,1

Barycz (die Bartsch)

km 393,0

Głogów (Glogau)

km 416,5

Bytom Odrzański (Beuthen a.d. Oder)

km 430,0

Nowa Sól (Neusalz)

km 469,5

Kanał Obra (Obra-Kanal)

km 471,0

Cigacice (Tschicherzig, 1936-45 "Odereck")

km 514,0

Krosno Odrzańskie (Crossen)

km 516,1

Bóbr (der Bober)

km 542,5

Lausitzer Neiße; Beginn der deutsch-polnischen Grenze

km 553,4

Eisenhüttenstadt

Oder-Spree-Kanal

km 567,0

Pliszka (Pleiske)

km 576,7

Brieskowkanal

km 578,7

Iłanka (die Eilang)

km 582,0 - km 586,0

Frankfurt/Oder

Słubice

km 593,1

Lebus

km 617,6

Küstrin

Kostrzyn

Warta (Warthe)

km 629,3

Myśla (Mietzel)

km 652,5

Słubia (Schlibbe)

km 667,0

Oder-Havel-Kanal und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße



Übersicht zur Ostoder

km 667,0

Oder-Havel-Kanal und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße

km 695,2

Rurzyca (Röhricke)

km 703,0

Widuchowa (Fiddichow)

km 704,1

◄►

  • Ostoder
  • Westoder
km 718,2

Gryfino (Greifenhagen)

km 737,0

Szczecin (Stettin)

km 737,8

Seitenarm "Dąbska Struga" zum Jezioro Dąbie (Dammscher See)



Übersicht zur Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und Westoder

km 667,1 = km 93,0

der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße (HoFriWa bzw. HFW) und des Oder-Havel-Kanals

km 120,6

Schwedt

km 125,8

Welse

km 135,3 = km 3,0

Westoder (Odra Zachodnia)

km 7,6

Gartz

km 14,0

Mescherin

km 33,0

Beginn von Szczecin (Stettin)

km 35,3

< Hauptbahnhof Szczecin (Szczecin Glówny)

km 36,54

Brücke der Umgehungsstraße "Trasa Zamkowa", Grenze zwischen Binnen- und Seegewässern



Hydrologie und Schifffahrt

Nach ersten Projekten ab 1750, die einige Mäander durchstachen, wurde die Oder zwischen 1819 und 1885 von Szczecin (Stettin) bis zur Mündung der Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße, km 181) mit Buhnen versehen, die eine Fahrrinne formten. Oberhalb der Glatzer Neiße bis Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Kosel, km 90) kanalisierte man 1888-1897 die Oder mittels Staustufen, was einen durchgehenden Schiffsverkehr von Oberschlesien bis zur Ostsee erlaubte; der Abschnitt zwischen Breslau und der Glatzer Neiße folgte 1905-1912, die Untere Oder zwischen Hohensaaten und Stettin 1905-1928 (die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße wurde erst 1932 fertiggestellt). Nach dem Krieg setzte Polen die kostspielige Regulierung nicht fort; es folgten lediglich 1958 das Kraftwerk Brzeg Dolny (Dyhernfurth, km 281) und 2018 die Staustufe in Malczyce (Maltsch, km 300). Eine weitere ist in Lubiąż (Leubus, km 310) geplant (siehe dazu UHLMANN (1999) und SCHLÖGEL/HALICKA (2007)).

Seitdem begleitet den Paddler ein System von Buhnen, Deichen, Poldern und oberhalb Malczyce (Maltsch, km 300) auch Schleusen, z.T. versehen mit Wasserkraftwerken. Im Unterlauf, z.B. bei Osinów Dolny (km 662), gehen die polnischen Wasserbauer neuerdings dazu über, die Buhnenköpfe untereinander mit einer Art Vordeich zu verbinden ("Hakenbuhne"). (Das Vorgehen ist bei deutschen Wasserbauern umstritten, da es zwar die Strudelbildung verringert und die Fließgeschwindigkeit erhöht, aber Sand und Schlamm, die sich bisher im Totwasser zwischen den Buhnen absetzten, in den schwach strömenden Unterlauf mitführen läßt. Die Fahrrinne setzt sich also nicht mehr "oben", sondern im Unterlauf zu.) All diese Maßnahmen konnten keine ganzjährige Befahrbarkeit garantieren, so daß sich der Transport auf die parallel laufenden Eisenbahnstrecken bzw. die "Kohlenbahn" Katowice - Gdynia (Kattowitz-Gdingen) verlagerte: 1910 wurden 5.135.000 t Fracht verschifft, was nur 7% der Gesamtmenge deutscher Binnenschiffgüter entsprach. Die Oderschifffahrt hat nie die Bedeutung der Elb- und Rheinschifffahrt gewonnen; auch heute werden schlesische Güter lieber per Zug als per Schiff zum Empfänger gebracht.

Oberhalb Wrocławs (Breslau, km 250) hat die Oder, bedingt durch die Staustufen, auf weiten Strecken kaum Strömung. Im Mittellauf unterhalb Malczyce (Maltsch, km 300) beträgt die Strömungsgeschwindigkeit bei Normalpegel 4-5 km/h. BONDYR maß zwischen Krosno Odrzańskie (Crossen, km 514) und Kostrzyn (Küstrin, km 617) eine mittlere Paddelgeschwindigkeit von 8-10 km/h, zwischen Kostrzyn (Küstrin) und Sikierki (Zäckerick, km 653) noch von 7 km/h. "Im RZ 85 paddelten wir auf dem Mittellauf bei Mittelwasser untrainiert 40 km, trainiert 60 km pro Tag" (Palmström, 2007). Den Mittellauf stromaufwärts paddeln ist nicht sinnvoll. Vorsicht vor den Strudeln an Buhnen und Brücken! Ab Hohensaaten (km 664) sinkt die Geschwindigkeit des Flusses stark ab: bei Gryfino (Greifenhagen, km 718) strömt die Ostoder nur noch mit 0,4 km/h.

Die mittlere Abflußmenge der Oder beträgt im Oberlauf an der polnisch-tschechischen Grenze oberhalb der Olše/Olza-Mündung 43,3 m³/s, unterhalb 55,8 m³/s, am Pegel Gozdowice (Güstebiese, km 645) 509 m³/s, an der Mündung ins Oderhaff aber 610 m³/s, wobei der geringste gemessene Abfluß 156 m³/s betrug, der größte 1830 m³/s (Zeitreihe 1951-70). Das Hochwasser 1997, das am Pegel Hohensaaten (km 665) 2.700-3.000 m³/s lieferte, zeigt, was möglich ist - das Technische Hilfswerk maß beim Höchststand in Frankfurt/Oder eine Fließgeschwindigkeit von 60 km/h!

"Also, sich bei diesem Hochwasser auf die Oder zu begeben, man oh man, schneidig! Ich kann mich noch gut an 97 erinnern, da wär mir jede Art von Suizid-Methode eingefallen, aber nicht diese. Bei der Strömung entstehen Strudel und Scherwasser in jeder Menge, und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, treibt mit immenser Wucht im Wasser, oft riesige Baumstämme knapp unter der Wasseroberfläche. Das Risiko, von Treibgut mitten auf dem Strom zusammengefaltet zu werden, ist doch überhaupt nicht einzuschätzen. Hindernisse wie Stacheldraht unter Wasser sieht man nicht. Das ist ja auch der Hauptgrund für die Sperrung. Und beim Bauer über die Wiesen zu fahren... naja, wenn man dann irgendwo anlandet und die Menschen dort panikartig versuchen, Sandsäcke aufzustapeln... die sind dann bestimmt begeistert, wenn einer dort mit dem Paddelboot ankommt. Anno 97 ham'se ein Reporterteam samt Kameraausrüstung ins Wasser geschmissen, die wollten Sensationsbilder machen und beim Stapeln nicht mithelfen." Zitat Stab HF in http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,165034,165306#msg-165306 vom 27.05. 2010. Baumstämme können auch sonst immer mal im Wasser treiben, wenn nach längerem Tiefstand der Pegel steigt und "umgebiberte" Uferbäume mitnimmt.

Die unstete Wasserführung ist ein Grundzug der Oder ("westlichster Steppenfluß Europas"), der sie von Strömen wie dem Rhein unterscheidet ("heute leer - morgen voll"). Der Abfluß schwankt so stark, daß die mittleren Werte von Autor zu Autor differieren. "In Ścinawa (Steinau a. O., km 332) wurde uns erzählt, daß der Stadthafen bei der Flut 1997 komplett überflutet war, man ein Jahr später aber zur gleichen Zeit das Fahrwasser durchwaten konnte." (Palmström, 2007) Im Trockenjahr 1993 konnten zwischen Wrocław (Breslau, km 250) und Szczecin (Stettin, km 737) fast ganzjährig keine Frachter fahren! Im Frühjahr sorgt die Schneeschmelze der Sudeten und Beskiden für Hochwasser, während der Pegel im Sommer meist sinkt; im September und Oktober (oft auch schon im Spätsommer) ist er so niedrig, daß die Frachtschifffahrt mehrere Wochen lang stillstehen muß. Unterbrochen wird dies durch Sommerhochwasser, die u.a. für die weite schlesische Ebene, die kaum über dem Spiegel des Flusses liegt, gefährlich sind. Ihre Überschwemmung durch die Deichbrüche 1997 erregte die Aufmerksamkeit ganz Mitteleuropas; Gedenksteine und Peilmarken zeigen weitere Katastrophen wie 1736, 1813, 1854, 1903. Ursache der Sommerhochwasser ist eine spezielle Wetterlage, die als Vb-Lage bezeichnet wird und auch das schwere Hochwasser 1997 verursachte. (Diese Flut wurde zum Trauma der Anwohner. Bauern und Angler erzählen dem Gast gern von den Zäsuren ihres Lebens: wie ihre Familie den Krieg überlebte - und wie hoch die 97er Flut stand.)
Hinzu kommt der Eisgang, der die Schifffahrt im Winter für mehrere Wochen lahmlegt. Da die Oder im Süden eher aufbricht als im Norden, neigen Mittel- und Unterlauf im Spätwinter zur Bildung von Eisbarrieren, deren Wasserstau zu Deichbrüchen führt. Letztmalig geschah dies im März 1947, als ein Eisstau den Deich bei Reitwein (km 608) brechen ließ und das Oderbruch für mehrere Wochen unter Wasser setzte. Dem sommerlichen Paddler ist kaum vorstellbar, daß die Eisabweiser, die ab Głogów (Glogau, km 392) barrikadengleich Pfeiler und Ufermasten schützen, tatsächlich lebenswichtig sind. Im langjährigen Mittel ist die Oder unterhalb der Staustufe Malczyce (Maltsch, km 300) nur acht Monate im Jahr schiffbar.

Ein so unberechenbarer Fluß wird von der Schifffahrt gemieden. Wer einmal die mittlere Oder bei Hochwasser sah und wenige Wochen später von einem Ufer zum anderen durch die Fahrrinne watete, kann den Wunsch der Schifffahrtsverwaltung, im Fluß durch weitere Staustufen ein gewisses Mindestmaß an Fahrwasser zu halten, nachvollziehen. Die Oder ist der klassische Fall eines Interessenkonfliktes, in dem zwischen Naturreichtum und Verkehrsnutzung gründlich abgewogen werden muß.

Bis 1990 in mäßigem Umfang durchgeführt, kam die Oderschiffahrt seitdem zum Erliegen. "Auf der frei fließenden Oder ... findet kaum noch Binnenschiffahrt statt, der Wasserstand erlaubt es nicht" (Arkadiusz Förster, Kommunikationschef der Reederei "Odratrans", in RADA, 2005). ZAWADKA (in SCHLÖGEL/HALICKA 2007) nennt lediglich die obere Oder vom Kohlehafen Kędzierzyn-Koźle bis zum Heizkraftwerk Wrocław am Kanał Żeglugowy (1 bis 2 Schiffe pro Stunde) und den Unterlauf von Hohensaaten bis zur Odermündung als befahren. "Wir trafen im September 2007 zwischen Głogów und Küstrin ein bis zwei Schiffe pro Tag und waren für die Käptns eine ebenso große Attraktion wie sie für uns. Im Mai 2008 erlebten wir gar in fünf Tagen nur einen Schubverband! Außer einem Ruder-, Kajak- und Drachenbootverein in Nowa Sól sahen wir auch keine Anzeichen dafür, daß die Oder bepaddelt würde. Da die Dörfer oft abseits der Überschwemmungsfläche liegen, stehen meist nur Angler am Ufer; man paddelt einen einsamen Fluß." (Palmström, 2007) 2014 hatte der Binnenschiffsverkehr (lt. SCHWERS) am polnischen Transportvolumen nur noch einen Anteil von 0,3 %! Da die Schiffsschrauben indirekt auch die Fahrrinne "pflegen", indem ihre Wasserwirbel die Sedimente vom Grund hochwirbeln und dem Strom ihren Abtransport erleichtern, bilden sich ohne Schiffsverkehr zunehmend Flachstellen im Strom, die den Wasserabfluß verringern und von Deichbauern mit Sorge betrachtet werden: nicht nur fließen Hochwasser schlechter ab, auch winterliche Eisstaue, die die Deiche gefährden, bilden sich dort schneller [10].

Der Pegel der mittleren Oder kann 10-100 cm in einer Nacht schwanken: "In dem Zusammenhang auch ein Wort zum Wasserstand. Der war in unserem Fall wirklich niedrig, so niedrig, dass man sich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass auf diesem Fluss Frachtschiffe fahren könnten. Des Rätsels Lösung ist, dass wohl bei Befahrung durch größere Schiffe die Kapitäne in Brzeg Dolny am Wehr Zuschusswasser anfordern. Im Fall der beiden Schiffe stieg der Wasserstand der Oder Stunden zuvor um 1 1/2 Meter." (Zitat Stab HF im Faltbootforum 2012) Bei Nordwinden in der Oderbucht kann die Oder im Unterlauf sogar rückwärts fließen und ihr Pegel wie bei einer "normalen" Überschwemmung steigen. Spiegelberg (2001) verweist darauf, "daß am Pegelstand in Gozdowice (km 645) der durch stärkeren auflandigen Wind verursachte Rückstau in der Oder auch heute noch nachweisbar ist."

In normalen Wintern friert die Oder zu. Am Pegel Hohensaaten (km 665) herrscht im Mittel 44 Tage im Jahr Flußeis, davon 30 Tage "Eisstand" (Zeitreihe 1901-90). D.h. zwischen Mitte Januar und Mitte Februar ist die Oder meist gefroren, davor und danach gibt es eine Woche Treibeis. Sich langsam drehend und aneinander reibend, mit einem Grollen, das bis in die Dörfer zu hören ist, schleifen sich die Schollen rund, wie auf diesem Bild zu sehen. Dieses sog. "Pfannkucheneis" wird an der Oder nach der heute polnischen Stadt "Brieger Gänse" genannt. Wenn sie auftauchen, ist die Paddel- und Rudersaison unwiderruflich vorbei. - Ähnliche Verhältnisse herrschen im Mittellauf.

Das Wasser der Oder war zu sozialistischen Zeiten stark verschmutzt. Laut Halicka (in SCHLÖGEL/HALICKA) war sie im polnischen Abschnitt in den 70er Jahren nicht einmal als Brauchwasser nutzbar; den Anteil der DDR kann man daran ermessen, daß die Stadt Frankfurt (Oder), 1989 mit 87.000 Einwohnern, erst 1996 ein dreistufiges Klärwerk (mechanisch, biologisch und chemisch) erhielt - bis dahin waren die Abwässer der Stadt nur mechanisch geklärt worden! Im Unterlauf verhinderten die warmen Abwässer des Petrolchemischen Kombinats Schwedt und der Papierfabrik sowie die warmen Kühlwässer der Kraftwerke Finkenheerd (km 576, bis 1992) und Dolna Odra (km 713) winterliches Zufrieren. (Die früher hier stehende Behauptung, vom Petrolchemischen Kombinat eingeleitete Phenole wären schuld gewesen, wurde nach Rücksprache mit Hilmar Schmidt, dem früheren Leiter der Wasserwirtschaft des PCK, gelöscht. Nach ihm besaß dieser Betrieb, anders als die Firmen um Halle/Leipzig, schon zu DDR-Zeiten eine große Kläranlage und achtete darauf, daß der vorgeschriebene Grenzwert von 0,3 mg pro Liter nicht erreicht oder überschritten wurde. Die Oder blieb nicht durch Phenole, sondern wegen der Temperatur des eingeleiteten Wassers offen, ähnlich der Wirkung der Kraftwerke Grohnde, Hameln und Petershagen auf die Unterweser.)

Mit dem Zusammenbruch der Industrie Ostdeutschlands und Polens sowie dem Bau vieler Kläranlagen ist das Wasser deutlich sauberer geworden. Nur im Winterhalbjahr, wenn die Wassertemperatur unter 8 °C sinkt, soll (so wurde es 2014 erzählt) eine chemische Fabrik bei Wrocław noch so viel Phenole in die Oder lassen, daß sie bis Küstrin im Wasser zu riechen sind. "Obwohl es im Sept. 2007 aufgrund der vorangegangenen Überschwemmung viele Schwebteilchen mit sich führte und einer von uns den feinen, glitschigen Schlamm einmal der Länge nach auskostete, hielt sich die Verschmutzung in Grenzen. Lediglich unterhalb von Głogów und von Nowa Sól roch das Wasser nach chemischen und (schlimmer) organischen Hinterlassenschaften." (Palmström, 2007) Unterhalb dieser Städte sollte man (nach eigener Erfahrung) nicht baden!! Ab der Mündung der Warta sinkt lt. den Erfahrungen des Frankfurter Ruderclubs von 1882 (2001) die Wasserqualität noch einmal; die Ruderer berichten von bläulichen Verfärbungen im Ufersand beim Gehen, die sie als Altöl und Schmutz beschrieben. Die Selbstreinigung des Flusses verringert aber in der Folge den organischen Dreck. Daß mehrere Uferstreifen lebende Muscheln im Schlamm bergen, zeigt, daß die Verschmutzung der Oder so stark nicht (mehr) sein kann. Im deutsch-polnischen Grenzbereich schwankte die Wasserqualität 2005 zwischen den deutschen Güteklassen II-III und III und ist damit vergleichbar mit Havel, Unterelbe und Weser.

"Die Odra, zweitgrößter Fluß in Polen, ist für polnische Wassersportler fast unbekannt. Die wichtigste, fehlerhafte, aber am meisten verbreitete Ursache dafür ist die Meinung, daß die Odra so schmutzig ist, daß man sie als eventuelle Route für Kajakflußfahrten außer Betracht lassen soll. In Wirklichkeit mit ihrer Sauberkeitsklasse III (auf der Strecke zwischen Nowa Sól bis zur Mündung) kommt es sehr oft vor, daß sie sauberer als die vielen anderen polnischen Flüsse, auf denen die Kajakflußfahrten stattfinden, ist." (BONDYR 1997)


Tier- und Pflanzenwelt

Ober- und Mittellauf

Aufgrund der Kämpfe zwischen Januar und April 1945 hat die Oder kaum architektonische Höhepunkte, dafür bietet sie ein weites Feld für Naturfreunde. Die Auen längs des Flusses werden kaum bewirtschaftet. An Vögeln beobachtete Palmström im September 2007 (ohne besonders danach zu suchen) zwischen Głogów (Glogau, km 393) und Kostrzyn nad Odrą (Küstrin, km 617) Kraniche, Eisvögel, Schwärme von Schwalben (allerdings mangels Lehmhängen keine Uferschwalben), ein Rotmilanpärchen, mehrere Fischadler und im deutsch-polnischen Grenzbereich Kormorane und einen Seeadler; "... im Mai 2008 trafen wir zwischen Brzeg Dolny und Ścinawa deren vier. Die Krönung bildeten Wiedehopfe, deren Rufe im Mai 2008 bei Nowa Sól mehrere Kilometer lang aus den Feldern hallten. Einmal scheuchte ich am Ufer einen Grünspecht auf, dessen lachende Rufe weithin den Wald durchdrangen. Immer wieder trafen wir Höckerschwäne, bei Głogów schwamm Anfang Mai 2008 in einer Höckerschwangruppe ein Singschwan, vermutlich ein später Durchzügler." (Palmström, 2008) Makatsch (1953) läßt an den Altarmen auch Schwarzmilan, dazu den Wespenbussard, den seltenen Mittelspecht und auf den Wiesen Bekassinen und Rotschenkel vorkommen, die wir aber nicht gesehen haben.

In den Auenwäldern hört man bis Mitte Juni die Nachtigall flöten. Erklingen die Strophen ohne das zu Herzen gehende Schluchzen, dürfte man stattdessen einem Sprosser zuhören, der sich zwischen Frankfurt/Oder und dem Nationalpark "Unteres Odertal" unter die Nachtigallen mischt. Zwischen Głogów (Glogau, km 393) und Krosno Odrzańskie (Crossen, km 514) wollen Paddler sogar einem Schwarzstorch begegnet sein. Nehmt unbedingt einen Feldstecher mit!

Daß alle Wasservögel einschließlich Enten, Reihern und Schwänen vor uns aufflogen, zeigt, wie wenige Menschen hier vorüberpaddeln. Am Schönsten ist eine Oderfahrt im Mai, wenn die Wälder vom Rufen der Vögel widerhallen; im September packen sie alle ihre Koffer.

Mit der verbesserten Wasserqualität ist der früher berühmte Fischreichtum der Oder wieder im Kommen: im polnischen Mittellauf leben Plötzen, Karpfen, Ukelei, Zander, Hechte und Graskarpfen. Und es könnten noch viel mehr sein, hätten die Sandmassen des Rekordhochwassers von 1997 nicht die früheren Laichgründe und Kolke zugeschwemmt, so daß sie heute vielen Fischarten zu flach sind. (Anglers Leid ist Paddlers Freud: bei Niedrigwasser bilden die Sandbänke in den Kehrwassern der Buhnen herrliche Rast- und Zeltplätze.) 2007 wurden im deutsch-polnischen Grenzbereich zweitausend junge Störe ausgesetzt in der Hoffnung, daß einige von ihnen hier später laichen würden. Nachts wacht man vom Springen der Fische auf, dessen Klatschen nicht wie ein Fischlein heimischer Gewässer, sondern wie der Wurf faustgroßer Steine klingt. "In der Wasserstraßendirektion Brzeg Dolny zeigte uns der Direktor zwei präparierte Welsköpfe, in deren Maul man die Faust und den Unterarm schieben konnte, ohne anzustoßen; dazu kam ein Hecht, dessen geöffneter Rachen die Größe einer Männerhand hatte." (Palmström) Paddler beteuerten 2015, an der Einfahrt nach Stary Kostrzynek (km 661) Angler im Kampf mit einem Wels erlebt zu haben, bei dem nicht etwa das Boot den Fisch hinter sich herzog, sondern umgekehrt! Der erlegte Wels soll letztlich eine Länge von etwa 2 m gehabt haben. Ein Stück stromauf, bei Lebus (km 593), brauchten zwei Angler im Frühjahr 2020 eine Dreiviertelstunde, um einen 2,27 m langen und 70 kg schweren Wels zur Strecke zu bringen. Daß die Buhnen einer Perlenkette gleich von Anglern gesäumt werden, hat also mehr jagdliche als existentielle Gründe.

Biber sieht man selten. Die wenigen Fraßspuren an ufernahen Ästen können auch von Bisamratten herrühren. Sollten sie dennoch vom Biber stammen, dürfte es sich nicht um Elbebiber, sondern um Weichselbiber handeln (auch Osteuropäische oder, nach der russischen Stadt am Don, Woroneshbiber genannt), die ein schwarzes statt des gewohnten braunen Fells haben. Auffallend ist die geringe Zahl von Kühen und Schafen auf den Deichen, obwohl dies sowohl das Durchwurzeln durch Jungbäume als auch das Durchlöchern durch Mäusebaue verhindert: Schafe fressen Sämlinge ab und treten Mauslöcher zu. Die heutige Agrarwirtschaft macht Schafhaltung aber nicht mehr lukrativ, so daß die Deiche maschinell gemäht werden müssen. (Dem Deichschutz dienen auch die hölzernen Sitzkruken, die alle 200 Meter auf dem deutschen Deich stehen und den Mäusebussard anlocken sollen. Der sitzt aber lieber paddlerfreundlich im Geäst der Uferbäume, wo ihn kein Radler stört.)

Die merkwürdigen, seltenen Schwimmfarne, die eigentlich nur in den Poldern südlich Szczecins vorkommen sollten, treiben auch auf der Oder. "Die Wassernuß, die an der Grenzoder vorkommen soll, haben wir nicht entdeckt - vielleicht versteckt sie sich in Altarmen hinter dem Deich." (Palmström) FUHRMANN (2009) fand 1972 in den von der Warta gespeisten Gräben der ehem. Festung Küstrin (km 617) noch die seltene Wassernuß, die heute dort verschwunden ist.

Krönung des Flusses sind die Hartholzauen, die an mehreren Stellen, zwischen Malczyce (Maltsch, km 305) und Ścinawa (Steinau a. O., km 332), um Siedlisko (Carolath, km 421) und bei Cigacice (Tschicherzig, km 471), kilometerweit das Ufer säumen. Manche der Alteichenbestände scheinen seit mindestens 1945 nicht mehr bewirtschaftet worden zu sein. Botaniker und Zoologen finden hier ein reiches Betätigungsfeld! "Dreimal in ihrem Lauf fließt die Oder lange durch Wälder hin. Bis zu den Sandstreifen der weidenbestandenen Buhnen hinunter zieht sich die tiefe Wirrnis uralter Bäume. Eichen, Linden, Buchen, Ahorn und Kastanien schließen ihre Äste zu machtvollen Bögen über wildem Beerengesträuch und stillen, tiefen Seen von unheimlichem glattem Schwarz zusammen. Oderwaldblumen - leuchtender, größer, fremder als die Blumen des Landes - sind mit Schilfen und Binsen gemengt. Blätterranken umwinden die Stämme, ziehen sich schwebend von Krone zu Krone und schwanken lange, wenn der tiefe Flug eines Flußreihers sie streifte oder ein Storchenpaar aus der Weite niederstieß zu einem übersonnten Sumpf, den tausend und aber tausend kleine Blüten von Wasserschlinggewächsen dunkelgrün wie mit Moos und Silber bedecken." (Jochen Klepper 1933) Den Kontrast dazu bilden pontische Trockenrasen an den Hängen des Unterlaufs, die bei Lebus (km 591), bei Bielinek (Bellinchen, km 674) und an der Autobahnbrücke südlich Szczecins (Ostoder-km 25) geschützt sind.

Diese Aufzählung bezieht sich auf die freifließende Oder unterhalb der Staustufe Malczyce (Maltsch, km 300). Der staugeregelte Oberlauf läßt aufgrund fehlender Fischpässe und der Wasserverschmutzung große Fischbestände vermissen; das Vogelleben dürfte hier infolge intensiver Landwirtschaft weitaus eintöniger sein.


Mittel- und Unterlauf der Oder führen durch Zeckenbefallsgebiet. Näheres zum Erkrankungsrisiko durch Zeckenbiß und zum Schutz davor im Artikel Zecken.

Zwischen Opole (Oppeln, km 150) und Szczecin (Stettin, km 737) treten April-Juni mancher Jahre massenhaft kleine, schwarze Kriebelmücken auf, deren Stiche schmerzende Entzündungen hervorrufen (siehe Faltbootforum (2006)). Menschen mit süßem Blut können im Artikel Mücken Gegenmittel finden.


Unterlauf

Der Unterlauf ab Hohensaaten (km 665) bildet ein Refugium anderer Art. Er wird durch eine breite Talwanne geprägt, die 40-50 m tief in die Moränenlandschaft eingesenkt ist. Im Gegensatz zu den umliegenden Sand- und Lehmhöhen besteht ihr Grund aus Moor und wird von zahlreichen Altarmen durchzogen. Da die Moorebene links und rechts von den breiten Armen der West- und der Ostoder begrenzt wird, trägt sie im Polnischen die Bezeichnung "Międzyodrze" (Zwischenoderland).

Der deutsche Teil der Niederung wird als Nationalpark "Unteres Odertal", der polnische als Naturschutzpark "Doliny Dolnej Odry" (Unteres Odertal) geschützt. Die Auen bilden im Frühjahr und Herbst den Rastplatz für tausende Zugvögel (Saatgänse, Pfeifenten, Krickenten, Spießenten, Kiebitze, Bekassinen, Rotschenkel) und im Sommer ein Brutgebiet für Wiesenbrüter, die weite, ungestörte Flächen benötigen (Graugänse, Kraniche, Uferschnepfen, Trauerseeschwalben und seltene Kleinvögel). Mit etwas Glück trifft man neben den bekannten Stockenten auch den ähnlichen, aber größeren Gänsesäger, dessen rund 50 Brutpaare ein Viertel des ostdeutschen Bestandes darstellen. Charaktervögel sind die Weißstörche, die auf den Dächern der umliegenden Dörfer ihre Nester haben. Die steilen Talhänge tragen teils Trockenrasen, teils wärmeliebenden Hangwald, in dem Schwarzspecht, Seeadler, Fischadler und Schwarzstorch nisten. (Der Bearbeiter scheuchte im Mai 2016 unterhalb von Güstebiese / Gozdowice, km 646.5, einen Schwarzstorch vom deutschen Ufer auf.) Das enge Nebeneinander der Biotope an der unteren Oder macht es möglich, Vögel verschiedenster Lebensgemeinschaften, wie Trauerseeschwalben, Kormorane, Kiebitze, Goldammern und Kolkraben, zusammen an einem Fleck zu beobachten.

Neben der Elbe ist die Oder der einzige deutsche Strom, in dessen Auenbereich noch Rotbauchunken vorkommen. Die in den Altarmen lebenden, im Mai/Juni rufenden Tiere sind in Westdeutschland fast ausgestorben. Im Mai 2017 klangen aus den hinter dem Deich liegenden, frühjahrsüberschwemmten Weiden zwischen km 647,5 und 648,0 (hinter der Fähre von Gozdowice) die leise-melodischen Unkenrufe in einer Lautstärke, daß man glauben konnte, wie die Sagen von den läutenden Glocken im See entstanden. Der Westwind trug sie deutlich übers Wasser – so still ist es an der Oder!

Auch Fischottern bietet die Bruchlandschaft Lebensraum (obwohl Paddler die scheuen Tiere kaum zu Gesicht bekommen dürften). Ende der 80er Jahre wanderten über den Finowkanal wieder Elbebiber ein und vermehrten sich rasch, so daß sie heute die Bestandsdichte von Havel und Peene erreicht haben. Derzeit breiten sie sich in Richtung Oderhaff aus. Gleichzeitig kamen von der Warthe her die schwarzfelligen Osteuropäischen ("Weichsel"-) Biber an, weshalb im Oderbruch jetzt beide Unterarten nebeneinander wohnen.

Ähnlich wie über Biber können Paddler auch über größere Säuger staunen. Es klingt wie eine Sage, wurde aber von mehreren polnischen Paddlern und Anglern steif und fest behauptet: Seehunde tummeln sich nicht nur im Oderhaff, sie wandern flußauf bis Hohensaaten! Die großen Kies-Seen bei Bielinek (km 676) haben recht klares Wasser und geben zahlreichen Hechten und Welsen Lebensraum. Da sie von Sportbooten nicht befahren werden dürfen, haben die Tiere hier Ruhe. So etwas spricht sich unter Seehunden offenbar herum.

Am 8. April 2000 wurden am Lunower Oderdeich junge Störe ausgesetzt [11], und 2007 noch einmal. Vielleicht schaffen einige von ihnen die mühsame Wanderung in die Ostsee, überleben die Netze der Fischer und kommen in die Oder zurück, um in den Buhnenfeldern zu laichen und eine neue Störpopulation aufzubauen.

Das Poldersystem wurde zwischen 1906 und 1928 im Rahmen der Kultivierung der Oderniederung angelegt, wobei man auf holländische Vorbilder zurückgriff. Seitdem regelt es den Wasserstand des deutschen Niederungsteils. Die Polder des polnischen Teils gingen 1945 in achtwöchigem Geschoßhagel unter, wurden aber im Gegensatz zu den deutschen nicht wieder aufgebaut - die jetzt hier Siedelnden, aus Ostpolen vertrieben, hatten keinerlei Erfahrung mit der komplizierten Prozedur der Be- und Entwässerung und nutzten die Moore als verwilderten "Grenzstreifen" gegen die Deutschen. So erlebt man heute zwei grundverschiedene Landschaftstypen: den südlichen, zu DDR-Zeiten als Grünland bewirtschafteten Teil, und den nördlichen, in dem sich zwei Generationen lang die ursprüngliche Auenwildnis wieder ausbreiten konnte. Beide Teile werden vom Fluß regelmäßig überflutet und bilden somit eine Landschaft, die in Mitteleuropa selten geworden ist.

Die Polderfließe des deutschen Teils sind für Paddler gesperrt. Den Reichtum der Vogelwelt können Interessenten auf einer vom Nationalpark angebotenen "geführten Paddeltour" durch die Polder erleben; ansonsten sollten sie auf der Ost- und der Westoder die Augen aufhalten.

Der polnische Teil ist für Motorboote gesperrt, aber (abgesehen von einigen Totalreservaten) nicht ausdrücklich für Paddler. Die offizielle Sprachregelung lautet, daß "einzelne Kajaker toleriert werden". Es gibt vier Naturschutzgebiete im polnischen Teil:

  • Kurowskie Błota (Kurower Sümpfe): 1965 gegründet, 31 ha groß. Umfaßt den feuchten Erlenbruchwald im Nordteil des Zwischenoderlandes zwischen Kurów und Klucz. Ursprünglich eine Kormorankolonie schützend, doch mittlerweile auch von 600 Graureiherpaaren, Schwarzmilanen und Mäusebussarden bewohnt.
  • Kanał Kwiatowy (Blumenkanal): 1976 gegründet, 3 ha groß. Altarm der Westoder im Zwischenoderland an der Nordseite der Autobahn A6/A11 Berlin-Szczecin. Schützt seltene Sumpf- und Wasserpflanzen (Schwimmfarn, Seekanne, Süßwasserschwämme).
  • Klucki Ostrów (Insel bei Klütz): 1994 gegründet, 50 ha groß. Gemeint ist die Insel, die das Dorf Klucz von der Ostoder trennt und vom "Kanał Klucki" (Klützer Ding) umflossen wird. Weist neben einer natürlichen, regelmäßig überfluteten Auenvegetation eine Lachmöwenkolonie und Brutplätze von Enten auf. Der Altarm "Kanał Klucki" darf befahren werden.
  • Wzgórze Widokowe nad Międzyodrzem (Aussichtsberg am Oderbruch): 1973 gegründet, 4 ha groß. Ein 35 m hoher Moränenhügel an der Westseite der Autobahnbrücke über die Westoder; ein Stichkanal führt kurz vor der Brücke dorthin. An der Stelle des früheren deutschen Gehöftes "Wilhelmshöhe" hat man jetzt eine weite Aussicht übers Oderland. Das NSG schützt die Hänge des Hügels, die weiträumigen Trockenrasen mit Steppenvegetation tragen.
  • Dazu kommt der 72 ha große sog. Naturlandschaftskomplex "Zaleskie Łęgi", die Nordostecke des früheren Stettiner Stadtforstes gegenüber von Szczecin-Zdroje, die im Westen von der Eisenbahntrasse und im Osten von der Ostoder begrenzt wird. Das seit 2001 geschützte Torfmoor trägt Johannisbeer-Erlenbruchwald und Erlen-Eschen-Auenwald mit seltenen Pflanzen und Sumpfvögeln. Ob die den Bruchwald durchziehende Brunecki Nurt (Brünnken-Strom) befahren werden darf, ist nicht bekannt.

Der Szczeciner Kajakclub PŁONIA veranstaltet Paddeltouren in den polnischen Bruchteil; da dieser aber von weitaus mehr seltenen Arten bevölkert wird als der deutsche, sollte man sich im Interesse der Natur eine "Freiwillige Fahrtbeschränkung" für das Polderinnere auferlegen (zumal weite Bereiche nicht munitionsberäumt sein dürften). Ost- und v.a. Westoder mit ihren Talhängen und der Uferwildnis bieten ausreichend Gelegenheit, sich ein Bild der Landschaft zu machen.


Die Naturschutzgebiete des deutschen Oderufers

Die Naturbelassenheit der Oder ist im Vergleich zur Rhein oder Elbe enorm. Deshalb sind große Teile des deutschen Oderufers unter Schutz gestellt worden. Von 161,8 km deutschem Oderufer sind 108,6 km = 67 % (zwei Drittel) mit NSG oder Nationalpark belegt, in denen ein Betreten des Ufers außerhalb öffentlicher Wege sowie Biwakieren außerhalb geschlossener Ortschaften verboten ist! Diese Schutzgebiete sind gleichzeitig FFH-Gebiete; mit der Nachmeldung FFH-Nr. 607 wurde das gesamte deutsche Oderufer (außerhalb der Ortslagen) FFH-Gebiet, woraus weitere Schutzmaßnahmen zu erwarten sind. Schwarzzelten wird am deutschen Oderufer streng bestraft!

Die NSG des deutschen Oderufers sind in dieser Karte (Maßstab 1:25.000) gut ersichtlich.

Im Folgenden sind die Schutzgebiete aufgeführt, die direkt ans Oderufer grenzen.


Naturschutzgebiete am deutschen Oderufer (Stand 2015)
ISN-Nr. Art Name Beginn (Oder-km) Ende (Oder-km) Uferlänge
1416 NSG Oder-Neiße Ratzdorf (km 542,4) Ortseingang Eisenhüttenstadt - Mündung des
Oder-Spree-Kanals (km 553,4)
11,0 km
1410 NSG Mittlere Oder Kraftwerk Vogelsang hinter
Eisenhüttenstadt (km 556,7)
"Steile Wand" bei Lossow (km 576,8) 20,1 km
1187 NSG Eichwald und Buschmühle "Steile Wand" bei Lossow (km 576,8) Waldkante hinter der
Eisenbahnbrücke Frankfurt/Oder
(km 581,5)
4,7 km
1172 NSG Oderwiesen nördlich Frankfurt/Oder Kläranlage Ortsausgang Frankfurt/Oder
(km 586,9)
Rechtsbogen vorm Ortseingang Lebus
(km 589,8)
2,9 km
1168 NSG Oderberge Lebus Erste Hänge vorm Ortseingang Lebus
(km 590,5)
Ortseingang Lebus
(km 592,2)
1,7 km
  NSG Oderinsel Küstrin-Kietz Abzweig Vorflutkanal (km 611,9) Mündung Vorflutkanal (km 616,3) 4,4 km
1106 NSG Oderaue Genschmar Ende Ortslage Szumiłowo (km 621,9) 2 km hinter Ortslage Kaleńsko
(km 625,6)
3,7 km
1088 NSG Odervorland Gieshof Ortsausgang Groß Neuendorf (km 636,6) Altarmabzweig Richtung
Stary Błeszyn (km 644,7)
8,1 km
  NSG Oderwiesen Neurüdnitz Altarmabzweig Richtung
Stary Błeszyn (km 644,7)
Ortseingang Neuglietzen (km 661,5) 16,8 km
3001 NP Unteres Odertal Ortsausgang Hohensaaten (km 669,0) Abzweig der Westoder (km 704,2) 35,2 km


Der Vogelkalender der Unteren Oder

Im Folgenden wird an einigen Beispielen aufgezählt, wann man welche Vögel im Nationalpark beobachten kann. Für den polnischen Teil der Niederung gilt die Liste sinngemäß.

  • Januar: GELEGENTLICH: Blässgans, Eisvogel, Graureiher, Seeadler; HÄUFIG: Gänsesäger, Höckerschwan, Singschwan, Saatgans, Stockente.
  • Februar: GELEGENTLICH: Blässgans, Eisvogel, Graureiher, Seeadler; HÄUFIG: Gänsesäger, Höckerschwan, Singschwan, Saatgans, Stockente.
  • März: GELEGENTLICH: Blässgans, Brandgans, Eisvogel, Großer Brachvogel, Graureiher, Kranich, Seeadler, Singschwan, Bekassine, Weißstorch; HÄUFIG: Gänsesäger, Höckerschwan, Saatgans, Stockente, Kiebitz, Kormoran, Schwarzstorch (sofern man beim Schwarzstorch überhaupt von "häufig" sprechen kann).
  • April: GELEGENTLICH: Blässgans, Saatgans, Eisvogel, Gänsesäger, Graureiher, Kranich, Höckerschwan, Bekassine, Seeadler, Rohrweihe, Weißstorch; HÄUFIG: Stockente, Brandgans, Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Blaukehlchen, Kormoran, Schafstelze, Schwarzstorch.
  • Mai: GELEGENTLICH: Eisvogel, Großer Brachvogel, Gänsesäger, Graureiher, Kranich, Bekassine, Seeadler, Stockente, Kiebitz, Kormoran, Braunkehlchen, Weißstorch, Schwarzstorch; HÄUFIG: Höckerschwan, Brandgans, Bekassine, Blaukehlchen, Schafstelze, Trauer- und Flussseeschwalbe, Rohrweihe.
  • Juni: GELEGENTLICH: Eisvogel, Großer Brachvogel, Gänsesäger, Graureiher, Kranich, Bekassine, Seeadler, Stockente, Kiebitz, Kormoran, Braunkehlchen, Brandgans, Weißstorch, Schwarzstorch; HÄUFIG: Höckerschwan, Bekassine, Blaukehlchen, Schafstelze, Trauer- und Flussseeschwalbe, Rohrweihe.
  • Juli: GELEGENTLICH: Eisvogel, Gänsesäger, Graureiher, Kranich, Bekassine, Seeadler, Stockente, Brandgans, Kormoran, Braunkehlchen; HÄUFIG: Höckerschwan, Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Blaukehlchen, Schafstelze, Trauer- und Flussseeschwalbe, Weißstorch, Schwarzstorch, Rohrweihe.
  • August: GELEGENTLICH: Eisvogel, Gänsesäger, Graureiher, Kranich, Bekassine, Seeadler, Stockente, Brandgans, Kormoran, Braunkehlchen; HÄUFIG: Höckerschwan, Großer Brachvogel, Kiebitz, Bekassine, Blaukehlchen, Schafstelze, Trauer- und Flussseeschwalbe, Weißstorch, Schwarzstorch, Rohrweihe.
  • September: GELEGENTLICH: Blässgans, Brandgans, Saatgans, Eisvogel, Gänsesäger, Bekassine, Seeadler, Rohrweihe, Kormoran, Weißstorch, Schwarzstorch; HÄUFIG: Höckerschwan, Graureiher, Kranich, Stockente, Großer Brachvogel, Kiebitz, Schafstelze, Trauer- und Flussseeschwalbe.
  • Oktober: GELEGENTLICH: Blässgans, Brandgans, Saatgans, Eisvogel, Gänsesäger, Bekassine, Seeadler; HÄUFIG: Höckerschwan, Graureiher, Kranich, Stockente, Großer Brachvogel, Kiebitz, Kormoran, Trauerseeschwalbe.
  • November: GELEGENTLICH: Eisvogel, Seeadler, Singschwan, Silberreiher; HÄUFIG: Blässgans, Saatgans, Gänsesäger, Graureiher, Höckerschwan, Stockente, Kiebitz, Kormoran.
  • Dezember: GELEGENTLICH: Eisvogel, Graureiher, Seeadler, Silberreiher; HÄUFIG: Blässgans, Saatgans, Gänsesäger, Höckerschwan, Singschwan, Stockente.


Juckreiz durch Eichen?

Paddler, die sich unter alten Eichen entlang des deutschen Oberabschnitts bewegen, sollten Bäume mit auffällig lückigem Blattwerk meiden. Sie können von den Raupen des Eichenprozessionsspinners befallen sein, dessen Population in Deutschland seit 2007 zunimmt. Die Ende April/Anfang Mai schlüpfenden Raupen leben in kopfgroßen Kokons am Stamm der Eichen und kriechen abends in einer langen, einer Prozession ähnelnden Kolonne ins Laub hinauf (Name!) Morgens kehren sie auf dem gleichen Weg zurück.

Ab Ende Mai überzieht sich der Körper dieser Raupen mit feinen Haaren, die ein Nesselgift in sich tragen. Auf der Haut verursachen sie Entzündungen ähnlich dutzender Mückenstiche, die ein bis zwei Wochen lang anhalten; reibt man sich mit einer befallenen Hand die Augen, führt das zu Bindehautentzündung. Bei feuchtwarmem Wetter jucken betroffene Stellen sehr schmerzhaft (im warmen Schlafsack juckt es unerträglich), während kühle Morgenluft Linderung verschafft. Kratzen oder Spülen mit Wasser verstärken den Juckreiz noch, während Betupfen mit Alkohol lindernd wirken soll.

Da sich die Raupen mehrmals häuten, muß man nicht direkt mit ihnen in Berührung kommen: in Schnackenburg/Elbe traf es 2009 eine Frau, die ihren eichenumstandenen Hof gefegt hatte. - Ab Mitte Juli verpuppen sich die Raupen, so daß die unmittelbare Gefahr nachläßt; die Kokons bleiben aber an der Rinde hängen und bergen die Nesselhaare noch lange in sich. Normalerweise brechen die Populationen nach einigen Jahren durch Krankheiten zusammen, doch ist dies bisher in Deutschland noch nicht eingetreten. (In stark befallenen Gebieten half der Mensch bereits durch Ausstreuen von Erregern nach.)

Bisher wurde kein Fall bekannt, bei dem Paddler betroffen wurden. Trotzdem kann das passieren, wenn man z.B. ein Geschäft erledigen will. Paddler sollten folgende Regeln beachten:

  • Eichenbestände in der Aue meiden, vor allem einzelnstehende, ältere Bäume (sie werden von den Faltern bevorzugt). Tragen Bäume nur schütteres Laub, kann das ein Zeichen kräftigen Spinnerbefalls sein.
  • Lange Kleidung tragen und nicht auf den Boden setzen. Sieht man einen großen, bräunlichen Kokon oder gar die Prozession der Raupen, sollte man nicht näher treten und aus dem Wind gehen. Der Juckreiz setzt erst nach mehreren Stunden ein; hat man die Möglichkeit, dusche man sich rasch gründlich (Waschlotion!) und stecke die Kleidung in die Waschmaschine (60 °C).
  • Alles Wissenswerte zu Verbreitung und Symptomen steht schön zusammengefaßt in diesem Merkblatt.

Als Gegenmittel empfehlen sich juckreizstillende Medikamente (Antihistamine). "Nicht nur kortisonhaltige Salben oder Cremes auf die Haut schmieren... Allergiegefährdete Paddler sollten Cetirizin oder Loratadin in geeigneter Darreichungsform bei sich haben. Die meisten bevorzugen zwar Tabletten (die sind ja auch wasserdicht verpackt), schneller wirken im Ernstfall aber die (zugegebenermaßen selten gutschmeckenden) Tropfen aus der etwas empfindlicheren und schwereren Glasflasche." Zitat seb in http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,164876,164924#msg-164924 vom 20.05. 2010

Auch in anderen Gebieten Deutschlands ist der Falter verbreitet, die Ausbreitung 2012 zeigt die Karte im unteren Teil dieses Faltblatts. Zum Glück sind die Tierchen ein begehrtes Fressen für Fledermäuse und Kuckucke. Also freut euch, wenn Ihr beides seht :-)


Pegel

  • Wasserstände polnischer Flüsse, die beste Übersicht, die ich bisher gefunden habe, mit 7-Tage Rückschau auf die Stundenwerte. Nur die grafische Darstellung ist etwas flach.
  • Karte der [hhttps://hydro.imgw.pl/#/map?riv=true&ts=2024-03-29%2006:00&zo=7&lo=19.2&la=52 Wasserstände polnischer Flüsse] mit Pegel-Ganglinien (Wasserstände und Durchflüsse) über die letzten 3 Tage. Für Verlaufsdarstellungen auf die jeweiligen Pegelsymbole in der Karte klicken. In der Karte bedeutet die Farbe der Dreiecke: schwarz - Niedrigwasser; blau - Mittelwasser; gelb - Hochwasser; orange - Überschreitung der normalen Hochwasserwerte; rot - Hochwasseralarm.


  • Die Pegelseite der Bundesanstalt für Gewässerkunde (Die Pegel erscheinen nach ca. einer Sekunde Wartezeit auf der Karte. Man kann die Karte auch vergrößern; wenn man dann mit der Maus über die Pegelpunkte fährt, erscheint die Pegelhöhe und eine farbliche Einteilung, "wie hoch das ist".)
  • (Hochwasserpegel sind bundesweit zum Ortstarif abrufbar mit der Telefonnummer 19429. Es werden der aktuelle Pegel des nächstgelegenen Großflusses und (zur Abschätzung der Tendenz) die drei vorhergehenden Pegelstände angesagt.)



pChart

Der mittlere jährliche Durchfluß am tschechischen Pegel Bohumín beträgt 55,8 m³/s. Die maximale Durchflußmenge wurde (vor der Flut 1997) mit 1600 m³/s beziffert, die minimale Menge mit 3,8 m³/s.

Quelle: DEMEK (1975)



pChart

Die mittlere jährliche Durchflußmenge der Oder am Pegel Gozdowice beträgt mit 547 m³/s nur zwei Drittel der Menge der Elbe und ein Viertel von der des Rheines. Obwohl tief im Binnenland, gilt der Pegel von Gozdowice als repräsentativ für den Unterlauf, weil dieser auch "von außen" beeinflußt werden kann: Bei Nordoststurm werden große Mengen Meerwasser ins Oderhaff gedrückt, so daß die untere Oder rückwärts fließen und ihr Spiegel auch ohne eigentliches Hochwasser steigen kann. Der Pegelanstieg macht sich bis Stützkow und Piasek (km 681), bei starkem winterlichem Rückstau bis hinauf nach Gozdowice/Güstebiese (km 645) bemerkbar (SPIEGELBERG 2001). Gozdowice ist der erste bzw. letzte Pegel, der von diesem Effekt sonst nicht mehr erfaßt wird.

Quelle: Oder-Artikel der tschechischen Wikipedia


Für die beiden Diagramme wurden bewußt verschiedene Größenklassen gewählt, weil Paddler nicht die absolute Menge des Durchflusses, sondern der Jahresgang von Hoch- und Niedrigwasser interessiert. Natürlich beträgt der Durchfluß in Bohumín nur ein Zehntel der Menge von Gozdowice :)


Für die Einschätzung des Pegels der Unteren Oder liegen langjährige, von UHLEMANN (1987) mitgeteilte Meßreihen des Pegels Hohensaaten (km 665) vor. Sein Nullpunkt befindet sich bei 1,60 m, der mittlere Spiegel der Oder bei etwa 3,00 m ü. NN. Das mittlere Niedrigwasser liegt bei 1,84 m, Mittelwasser bei 3,12 m, mittleres Hochwasser bei 5,21 m (Zeitreihe 1956-1965); die Extremwerte waren 0,84 m für Niedrig- und 7,78 m für Hochwasser. Die Abflußmengen betrugen bei mittlerem Niedrigwasser 237 m³/s, bei Mittelwasser 526 m³/s, bei mittlerem Hochwasser 1.320 m³/s (Zeitreihe 1921-1965); der geringste Wert betrug 111 m³/s, der höchste 2.580 m³/s.


Was "Durchfluß" und "Pegelstand" sind und was ein Paddler aus ihnen ablesen kann, steht im Artikel Durchfluss und Pegel.


Der Pegel des Mittellaufes kann in einer Nacht um 10-100 cm schwanken! Die bisher größte Durchflußmenge der Oder wurde beim Hochwasser im Juli 1997 in Wrocław mit 3600 m³/s gemessen.


Vereisung

FREYDANK (1986) stellte folgende Regeln auf:

Das erste Treibeis kann schon in den ersten Novembertagen entstehen. Ab der ersten Dezemberdekade muß man auf dem deutschen Oderabschnitt generell mit Treibeis rechnen. Die Festeisbildung schreitet vom Jezioro Dąbie (Dammschen See) bei Szczecin stromaufwärts voran. Dagegen bricht das Eis im Frühling stromabwärts auf, so daß die Eisbrecher jedes Frühjahr starke Eisversetzungen zerbrechen müssen, um Hochwasser zu verhindern. (Deshalb arbeiten sich die Eisbrecher immer stromauf voran, damit die Schollen abfließen können.) Im Grenzabschnitt ist der Fluß bei den Orten Reitwein (km 604.6 - km 605.5 und km 609), Gozdowice (km 647), Hohenwutzen (km 662), Bielinek (km 674), Krajnik Dolny (km 688) und Widuchowa (km 699) für Eisversetzungen und Eisstau besonders anfällig.

Im Laufe des März bricht das Odereis auf. Spätestens bis 1. April ist es auf dem deutschen Oderabschnitt verschwunden.

Treib- und Festeis führt die Oder auf ihrem deutschen Abschnitt bei Eisenhüttenstadt im Mittel 37 Tage, bei Frankfurt/Oder 39 Tage, bei Hohensaaten 47 Tage lang (Reihe 1900/01 bis 1970/71). In diesem Zeitraum gab es keinen Winter, im dem die Oder völlig eisfrei geblieben wäre.

Nach derselben Reihe erscheint das erste Treibeis im Mittel in Eisenhüttenstadt und Frankfurt am 19.12., in Hohensaaten bereits am 17.12. Eisstand setzt im Mittel in Eisenhüttenstadt am 5.1., in Frankfurt am 4.1., in Hohensaaten am 2.1. ein. Der endgültige Eisaufbruch erfolgt in Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder am 20.2., in Hohensaaten am 25.2. Das letzte Treibeis verschwindet in Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder am 20.2., in Hohensaaten am 25.2. Von diesen statistischen Mittelwerten treten je nach Witterungsverlauf große Abweichungen auf.

Nach einer Schrift von 2016 ist zum Zufrieren der Oder eine "kumulative Temperatur" (wohl die Kältesumme, d. h. die Aufsummierung der negativen Tagesmitteltemperaturen) von -81 °C erforderlich. Wenn als 9 Tage lang aufeinander eine Tagesmitteltemperatur von -9 °C oder 27 Tage lang eine Tagesmitteltemperatur von -3 °C herrschte, bildet sich dauerhaft flächenhaftes Eis [12].



Weiterführende Informationen

Notrufnummern

Tschechien

  • Polizei: 158
  • Feuerwehr: 150
  • Notarzt: 155
  • Stadtpolizei/Ordnungsamt: 156 (z.B. um ein abgeschlepptes Auto wieder zu finden oder bei Gepäckdiebstählen)
  • Pannenhilfe: 154
    • Hilfsdienst des "ÚAMK", des Partnerclubs des ADAC: 0123
    • Pannenhilfe des ABA (Automobilklub Bohemia Assistance): 0124


Polen

  • Polizei: 997
  • Feuerwehr: 998
  • Taxiruf: 919
  • Wasserrettungsdienst "Nad wodą" auf dem Abschnitt Schleuse Wrocław-Rędzin - Schleuse Brzeg Dolny-Wały: +0048-60 / 110 01 00
  • Wasserschutzpolizei Wrocław: +0048-71 / 328 41 04
  • der "Wassernotruf" von Wrocław: 0 601 100 100


Deutschland

  • Polizei: 112 oder 110
  • Feuerwehr und Notarzt: 112


Amtliche Adressen



Weitere Streckenbeschreibungen


Es gibt bereits einige Kilometrierungen der Oder im Netz:


Fahrtberichte

  • "Driften im Grenzland – eine Oder-Neiße-Erfahrung", Sendung von Kai-Uwe Kohlschmidt im Deutschlandfunk 2014 (Das Reporterteam startet in drei Canadiern (später in zwei Schlauchbooten, noch später in Delphin-Faltbooten) am Gasthaus in Rosenthal (bei Hirschfelde) an der oberen Neiße, um die ganze deutsch-polnische Wassergrenze bis Mescherin an der Oder abzufahren. Als "Grenzerfahrung". Solche Erfahrungen machen sie einige: zunächst beim Kentern, dann entlang von (deutschen) Truppenübungsplätzen, im geteilten Park von Muskau, bei einem geflohenen Iraner in Eisenhüttenstadt, der bleiben möchte, in den Ruinen der Festung Küstrin, später (diskret, aber säuberlich vom Grenzschutz registriert) beim Pendeln zwischen deutschem und polnischem Oderufer und endlich im heute polnischen Haus, in dem der Großvater einer Teilnehmerin lebte. Verlinkt ist das Manuskript, aber man kann die Sendung auch hören.)


Historische Beschreibungen vor 1945

  • Rudern in der Uckermark (Karl Prahl 1910-12) – Historische Fahrtberichte Prenzlauer Schüler von den Templiner Seen, der Kleinseenplatte, von Tollense, Peene und Haff, sowie vom Finowkanal, der unteren Oder, dem Haff und natürlich der Uecker!


Paddelfilme

  • "Hochzeitsreise: Faltbootfahrt auf der Oder", 22:02 Minuten, Amateur-Farbfilm vom August 1939. Die frisch Verheirateten starten in ihrem Faltbootzweier in Ratibor und erreichen am 31. August, dem letzten Friedenstag, Stettin. Viele Aufnahmen damals noch unzerstörter Städte. Was mag dem Mann, was seiner Frau widerfahren sein?


Weblinks

  • "Sichtzeichen und Schallsignale Binnen", Zusammenstellung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung für die Freizeitschifffahrt (Ausdrucken, laminieren und mitführen! - Man laminiert in Folie mit matter Oberfläche, um Knicke und Reflexe zu vermeiden und Bleistiftnotizen machen zu können (wer das Blatt sauber wischen möchte, nimmt besser glänzende Folie). Damit sie dicht hält, sollte man vom Rand des Papiers vorher 2 mm rundherum abschneiden. Feste Folie bekommt kaum Knicke und bleibt im Detail besser lesbar, dafür läßt sich dünne Folie neben den Sitz knautschen - jeder wie ers mag.)
  • Wer wissen will, auf welchem Fluß er eigentlich paddelt, sollte sich in Wroclaw das Odrarium anschauen!
  • "Die Oder", Fr. Dipl.-Ing. Vollbrecht auf der Grundlage eines Aufsatzes von Herrn Dipl.-Ing. Meier in der Festschrift zum 250jährigen Bestehen des Wasser- und Schiffahrtsamtes in Eberswalde
  • Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) - Regionalverkehr in Berlin und im Bundesland rundrum (Allerdings fahren viele Busse im Berliner Umland und gerade am Wochenende nicht immer mindestens stündlich. Die Fahrplanauskunft ermöglicht unter dem Button "Vorgaben fürs Umsteigen" verschiedene Umsteigegeschwindigkeiten. Die Standardeinstellung ist "normal" und kann z.B. auf min. 5 Min. gewechselt werden. Dies ist aber nur im Berliner Stadtgebiet sinnvoll, da die selteneren Anschlussverbindungen im Umland oft gut aufeinander abgestimmt sind (und man sonst 1 h oder mehr auf den Anschlusszug/-bus warten müsste). Die Fahrplanauskunft berücksichtigt auch alle Baustellen oder Ersatzverkehre sowie evtl. Verspätungen. Die VBB-Apps können hier heruntergeladen werden: VBB App für iPhone, Android, Windows. Tipps zur Faltbootmitnahme in Bahn und Bus hier. – Die Bahncard wird in Regionalzügen im VBB-Bereich zu 25 % Ermäßigung anerkannt.)
  • grobe Übersetzungen sind möglich mit diesem und jenem Programm.


Forumsdiskussionen


Hinweise zur Kennzeichnungspflicht der Boote

Die Oder ist Bundeswasserstraße. Deshalb gelten, wenn die Wasserschutzpolizei einen schlechten Tag hat, alle erdenklichen Vorschriften der Binnenschiffahrtsstraßen-Ordnung. Unabhängig vom Wortlaut der Verordnung über die Kennzeichnung von auf Binnenschiffahrtsstraßen verkehrenden Kleinfahrzeugen (Binnenschiffahrts-Kennzeichnungsverordnung - KlFzKV-BinSch.) vom 21.2.1995, die mit Muskelkraft betriebene Wasserfahrzeuge von der amtlichen Kennzeichnung ausschließt, gilt § 2.02 der Binnenschiffahrtsstraßenordnung weiter, wonach diese Boote zwar nicht amtlich zu registrieren, aber dennoch mit mindestens 10 cm großen lateinischen Buchstaben zu benennen sind. Namenlose Boote sollen den Namen oder Abkürzung der zugehörigen Organisation tragen, dazu kommen in jedem Fall auf Außen- oder Innenseite Namen und Anschrift des Eigentümers. Zu der Problematik siehe auch den Artikel Kennzeichnungspflicht.

Auch nach polnischem Recht müssen Boote über 5 m Länge, die auf den polnischen Wasserstraßen unterwegs sind, einen Namen tragen.


Literatur

  • Das Standardwerk für die Bevölkerungs- und Vertreibungsgeschichte Polens und des früheren Deutschlands östlich der Oder ist: Grzegorz Hryciuk / Małgorzata Ruchniewicz / Bożena Szaynok / Andrzej Żbikowski: Umsiedlungen, Vertreibungen und Fluchtbewegungen 1939-1959. Atlas zur Geschichte Ostmitteleuropas. Bundeszentrale für Politische Bildung Bonn 2013, ISBN 978-3-8389-0324-8. Eine Fundgrube für Interessierte an deutscher und polnischer Geschichte und Gegenwart!
  • Schlögel, Karl / Halicka, Beata: Oder - Odra. Blicke auf einen europäischen Strom. Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt/Main 2007, ISBN 978-3-631-56149-2 (Geschichte, Natur, und Nachbarn am Fluß: die Oder wird aus vielen Blickwinkeln beleuchtet.)
  • Spiegelberg, Karl: Das Oderstromsystem. Kulturlandschaft in Mitteleuropa. Eine Bibliographie. N.o.-Agentur "neue odersche" Verlags- und Medien GmbH Frankfurt/Oder 2001, ISBN 3-932756-86-X, S. 145 (Detaillierte Natur- und Kulturgeschichte der Oder. Ein Standardwerk!)
  • Uhlemann, Hans-Joachim: Historisches vom Strom: Die Oder. Ihre Entwicklung vom Natur- zum schiffbaren Strom. Verlag Dr. Neufang KG Gelsenkirchen 1999, ISBN 3-924999-20-1 (Umfassende Bau- und Verkehrsgeschichte der Oder. Was Spiegelberg für Hydrologie und Rada für Kulturgeschichte, ist dieses Buch für den Wasserbau!)


Streckenbeschreibungen

  • DKV-Auslandsführer Band 7: "Nordosteuropa" (Polen, Weißrussland, Estland, Lettland, Litauen). 3. Auflage. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH, Duisburg 2019, ISBN 978-3-937743-81-3 (Die Beschreibungen für Tschechien, Slowakei und Russland, die bislang im DKV-Führer "Nordosteuropa" enthalten waren, erscheinen künftig in einem anderen Band.)
  • DKV-Gewässerführer für Ostdeutschland, hrsg. von Günter Eck. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 6. Auflage 2021, ISBN 978-3-96806-006-4 (sehr detaillierte Beschreibung des Grenzabschnitts der Oder)


  • Bondyr, Narcyz: Kajakrouten der Woiwodschaft Gorzow: Odra, Myśła, Paklica, Obra. SPIN Gorzów Wielkopolski o.J. (ca. 1997), ISBN 83-87184-00-4 (Beschreibung des Mittellaufes von Krosno bis zur Myśła-Mündung in blumigem Deutsch.)
  • Jaath, Kristine: Oder von der Neißemündung bis zum Stettiner Haff. Mit Neuzelle, Frankfurt (Oder), Kostrzyn, Szczecin, Wolin und Usedom. Trescher Verlag Berlin, 1. Auflage 2022, ISBN 978-3-89794-480-0 (Daß sich der Führer vorrangig an Fahrrad- und Autofahrer richtet, muß nicht schlecht sein. Viele beschriebene Fußwanderungen links und rechts des Ufers sind auch für Paddler erreichbar, und dazu gibt’s viele Hintergrundinfos.)
  • Jankowski, Angela: Kanutouren in der Mark Brandenburg. Pollner Verlag Oberschleißheim 1999, ISBN 3-925660-76-0 (Enthält auch eine Odertour)
  • Hennemann, Michael: Kanuwandern in Ostdeutschland. BLV Verlagsgesellschaft 2004, ISBN 3-405-16662-4
  • Hennemann, Michael: Kanu Kompass Brandenburg-Berlin. Das Reisehandbuch zum Kanuwandern. Thomas Kettler Verlag Hamburg 2013, ISBN 978-3-934014-17-6 (Tourensammlung. Beschrieben werden Stepenitz, Kyritzer Untersee, Großer Stechlinsee, Rheinsberger Rhin, Ruppiner Gewässer, Rhinluch, Lychener und Templiner Seen, der Wentowsee und der Lange Trödel (letzterer ist seitdem schiffbar gemacht worden), Alte Oder, Finowkanal, die "Strom"-Oder auf dem deutschen Grenzabschnitt, Wannsee, Potsdamer und Brandenburger Havelseen, Wublitz, die Treptower Spree, der Landwehrkanal, die Löcknitz, der Müggelsee und die "Große Umfahrt" um die Müggelberge, die "Märkische Umfahrt" über Spree, Dahme und Spree-Dahme-Umflutkanal, die Teupitzer Seen sowie Unter- und Oberspreewald. So ganz legal sind einige der beschriebenen Touren aber nicht: die Befahrungsregeln des DKV weisen für die Stepenitz Beschränkungen aus, und eine Tour auf dem Großen Stechlinsee wird für Individualpaddler teuer: hier hat nur der Bootsverleiher Fahrtrecht.)
  • Hennemann, Michael: Deutschland zu Fluss. Die 50 schönsten Kanurouten von List bis Oberstdorf und Selfkant bis Görlitz. Bruckmann Verlag München 2014, ISBN 978-3-7654-8735-4 (Oder von Frankfurt/Oder nach Schwedt)
  • Kettler, Thomas / Hillmann, Carola: Kanu Kompass Deutschland Ost. Thomas Kettler Verlag 2000, ISBN 3-934014-02-X
  • Lityński, Marek, und Żółciński, Paweł: Górna Odra. Przewodnik Kajakowy. Verlag UM Kędzierzyn-Koźle 2011, ISBN = ? (Mit EU-Mitteln gedruckter Führer zweier polnischer Paddelautoren in 5000 polnischen und 2000 tschechischen Exemplaren.)
  • Lüderitz, Jörg: Entdeckungen östlich der Oder. Unterwegs zwischen Frankfurt, Skwierzyna und Zary. Trescher Verlag Berlin 2005, ISBN 978-3-928409-82-6 (Kleine und große touristische Informationen entlang des Oder-Mittellaufs im ehem. "Sternberger Land"; bis jetzt gibt’s nichts Besseres.)
  • Lüderitz, Jörg: Neumark. Durch die alte Kulturlandschaft östlich der Oder. Trescher Verlag Berlin 2008, ISBN 978-3-89794-122-9 (Kleine und große touristische Informationen entlang des polnischen Unterlaufes zwischen Kostrzyn und Widuchowa.)
  • Lüderitz, Jörg: Wandern und Radfahren östlich der Oder. Touren durch das Sternberger Land. Trescher Verlag Berlin 2000, ISBN 3-89794-002-7 (Wander- und Radtouren entlang des Oder-Mittellaufs und kleinerer Nebenflüsse, geschrieben von einem Landeskenner - der leider seit Jahren nicht mehr ins Faltboot steigt.)
  • Pauli, Ernst: Mit dem Boot nach Polen. Oder/Odra. Im Selbstverlag Berlin 2009, erhältlich über http://www.oderskipper.de (Erfahrungen und Beschreibungen eines Motorbootfahrers, der Polen bereist. Viele Hintergründe zum Land und zur Oder, allerdings aus der Sicht des Motorbootfahrers; Paddler auf Strecke sehen manchmal mehr.)
  • Schröder, Manfred: Die schönsten Kanutouren in Berlin und Brandenburg. 41 Ein- und Mehrtagestouren zum Kanuwandern zwischen Ruppiner See und Spreewald. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg 2017, ISBN 978-3-937743-51-6, mit Rezension in "Kanu-Sport" 8/2017, S. 47 (Paddeln auf dem 180 km langen Grenzabschnitt der Oder)
  • Tschechne, Wolfgang: Große Oder, großer Strom. Reisen zu einem verschwiegenen Fluß. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Würzburg 2006, ISBN 3-87057-270-1 (Der Autor, Jahrgang 1924, wuchs in Breslau auf und bekam mit 15 Jahren sein erstes Paddelboot geschenkt, in dem er sich die Oder ausgiebig eroberte. Nach Jahren journalistischer Tätigkeit widmet er sich nun dem Fluß seiner Kindheit und beschreibt die kleinen und großen Städte an seinen Ufern. Ein schönes Buch zur Vor- und Nachbereitung einer Tour.)


Fahrtberichte

  • Bunsen, Marie von: Im Ruderboot durch Deutschland. Havel, Werra, Weser und Oder. Verlag S. Fischer Berlin 1914 (Nachauflage in den 1930er Jahren, verändert neu aufgelegt mit dem Untertitel "Auf Flüssen und Kanälen in den Jahren 1905 bis 1915" (= Frauenfahrten-Reihe) beim Promedia Verlag Wien 1994, ISBN 3-900478-78-3; 2014 auch als Hörbuch erschienen.) (Die Frau aus gutem Hause konnte sich nicht nur die Ausbildung zur Künstlerin leisten - sie konnte selbständig reisen und: selbständig leben! Das Beben, das sie mit ihren Solo-Ruderfahrten im Deutschland der Kaiserzeit auslöste, zittert noch hundert Jahre später in den Reaktionen aus Schwerin, aus Parchim und in Thomas Theisingers "Kanu-Sport"-Artikel, Heft 1/2013, S. 26-29, nach: eine einzelne Frau war in die Domäne von Männerbünden eingebrochen! Die Havel fuhr sie von Potsdam bis Havelberg; dazu kommt eine Fahrt von Schwerin über die Müritz-Elde-Wasserstraße, die Kleinseenplatte, Rheinsberg, Neuruppin nach Spandau; außerdem eine Werra-Weser-Tour mit Abstecher ans Steinhuder Meer und eine Oderfahrt von Brieg (Brzeg) bis Frankfurt/Oder, jeweils unterbrochen durch ausgiebige Besichtigungsgänge. Rittlinger hielt ihre Fahrtenbücher Fontanes "Wanderungen" ebenbürtig. Die "wissende Reisende" (wie sie sich nannte) wanderte auch gern zu Fuß, durchzog fremde Länder und stand, wie ihre Biographie zeigt, bis ins hohe Alter hellwach in Leben und Gesellschaft. Wassersportlerinnen, ans Werk!)
  • Glade, Heinz: Zwischen Rebenhängen und Haff. Reiseskizzen aus dem Odergebiet. Brockhaus Verlag Leipzig 1976
  • Hein, Reinhard: Mit Kajak und Kamera flussabwärts auf Elbe, Saale, Neiße, Oder, Trave und Eider. Selbstverlag Reinhard Hein, Ratzeburg, ca. 2004, ISBN = ?
  • Rada, Uwe: Die Oder. Lebenslauf eines Flusses. Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin 2005, ISBN 3-378-01079-7 ((Eine literarische Reise entlang der Oder mit vielen Stationen bei alten und neuen Anwohnern.)
  • Raven-Hart, R.: Canoe Errant. John Murray, London 1935 (Der irisch-britische Major, Paddler und Reiseschriftsteller (1889-1971), nach dem Ersten Weltkrieg aus Gesundheitsgründen demobilisiert, konnte mit seiner kleinen Pension nicht die Reisen unternehmen, die er gern gemacht hätte. Da sah er 1929 ein Faltboot - und mit ihm die Lösung! Schon im Jahr darauf begann er im Hart-Zweier die Gewässer Europas zu befahren. 1935 veröffentlichte er in seinem Erstlingsbuch die Fahrtberichte mit sachdienlichen Hinweisen am Schluß. Sein knapper, lebendiger Stil, Kreuzung von Fahrtbericht mit Reportage, sollte bis zum Beginn des 2. Weltkrieges britischen Paddlern den Weg weisen (das Exemplar des Rezensenten ist recht zerlesen).
    In Deutschland wurden es Aller, Bodensee (= Lake of Constance) mit Hochrhein, die deutsche Donau, Drage (= Drawa) mit Weiterfahrt auf unterer Netze (= Noteć) und unterer Warthe (= Warta), Elbe, Fulda mit Weiterfahrt auf der Weser, Havel, Inn, Lahn, Lesum und Wümme, Main, die untere Mulde, Neckar, Oertze, Oder von Breslau bis Frankfurt (S. 153 ff. und 269), Saar mit Weiterfahrt auf Mosel und Rhein, Spreewald mit Weiterfahrt auf Dahme und Teupitzer Seen, Trave, Unstrut mit Weiterfahrt auf Saale und Elbe, Wakenitz, Werbellinsee mit Weiterfahrt auf unterer Oder, Werra mit Weiterfahrt auf der Weser. In Frankreich und der Schweiz fuhr er Charente, den Canal du Midi, Genfer See (= Lake Geneva) mit Weiterfahrt auf der Rhone, Loire, Maas (= Meuse) und die nordwestfranzösischen Kanäle, Marne, Oise, Rhône mit Delta, Saône mit nordwestfranzösischen Kanälen, Sarthe, Seine, und die Flüsse und Seen rund um Bordeaux (Vezere, Dordogne, die Etangs, Garonne, Petite Leyre). In Österreich die Donau, Salzach mit Weiterfahrt auf Inn und Donau, in der Tschechoslowakei Moldau und tschechische Elbe, den Váh (= die Waag), in Ungarn die Donau bis nach Budapest sowie den Balaton, in Jugoslawien die Drava (= Drau) und die dalmatinische Küste.
    Das Buch ist ein Zeitdokument, weil es Städte und Kanuheime vor der Kriegszerstörung zeigt - und die Art der jeweiligen Reisegefährten, die Raven-Hart für seinen Zweier immer wieder suchte und fand. Wer mehr über den "irischen Rittlinger" wissen will, lese Thomas Theisingers Raven-Hart - Biographie im Faltbootjahrbuch "Binsenbummeln und Meeresrauschen V", (März 2010), Faltenreich Verlag Oldenburg 2010, ISBN 978-3-9811182-6-1, S. 81-98, sowie seinen Artikel "Raven-Hart – kein einfacher Fall" in "Kanu-Sport" 10/2015, S. 20-25!
    )
  • Scholz, Hans: Wanderungen und Fahrten in der Mark Brandenburg. 10 Bände, erschienen im Stapp Verlag Berlin (West) zwischen 1973 und 1984 (Wer seinen Horizont erweitern will, sollte Bücher "der anderen Seite" lesen. Westdeutsche können sich an Landolf Scherzer proben, und Ostdeutschen ist Hans Scholz (1911-1988) fast unbekannt. Welch Jammer! Der Maler, Schriftsteller und Drehbuchautor war jahrelang Feuilletonchef des (West)Berliner "Tagesspiegel" und fuhr in dieser Eigenschaft, sobald das Viermächteabkommen 1972 Bundesbürgern und Westberlinern "Blicke hinter die Mauer" erlaubte, regelmäßig in Dörfer des DDR-Umlandes, um den Spuren Fontanes, alten Adelsfamilien, nach Westberlin geflohenen Bekannten, der eigenen Kriegsvergangenheit usw. nachzuspüren. Seit Errichtung der Grenzsperren 1952 waren kaum Nachrichten vom Umland zu den Eingemauerten gedrungen! Getreu dem Vorbild Fontanes reiste Scholz per Bahn, Bus oder zu Fuß, in dem Radius, der (einschließlich Rückfahrt) von Westberlin mit einem Tagesvisum zu erreichen war; der Mittsechziger wanderte dabei bis zu 25 km am Tag. Ein ostdeutsch Sozialisierter staunt, was Scholz alles wahrnahm (und gleichzeitig, was er alles nicht sah). Anfangs Pilger auf den Wegen der Kindheit, weitet Scholz schnell den Blick. Geschichts- und kunstbewußt, mit Blick für Details und Menschen am Wege, taucht er ein in die sonderbare Doppelwelt der zwei deutschen Staaten, verknüpft Geschichte mit Gegenwart, testet viele Sorten Mitropa-Kaffee, folgt den Spuren alter sächsisch-preußischer Rivalität und lauscht auf Mythen, die bis in unsere Tage reichen und oder gar erst heute tradiert werden (!) Genüßlich registriert der "Wanderer zwischen den Welten", wie unter der sozialistischen Tünche die alten Dorfstrukturen weiterwuchern, und spart nachdenkliche und düstere Töne nicht aus; gleichzeitig schwelgt er mit allen Sinnen in Leben und Landschaft. Am Ende trifft er sogar den märkischen Urtypus, Gerda Böldicke - so wie Heinz Knobloch mit Rosi Nante loszog!
    Die Texte aus dem "Tagesspiegel" sammelte Scholz unter dem Namen "Wanderungen und Fahrten in der Mark Brandenburg" zwischen 1973 und 1984 in insgesamt zehn Bänden, dazu erschien ein Stichwortverzeichnis für die ersten acht Bände. Wer sie liest, genießt nicht nur den Feuilletonstil, der, Fontane ebenbürtig, von Band zu Band brillanter wird, sondern lernt dreifach dazu: über das konservative Denken Westberlins der 70er Jahre, über die eigene Heimat und über Zeitgeschichte, die diese Texte inzwischen selbst geworden sind. Der Reiz aber liegt im steten "Palaver mit den Lesern", die Scholz' Reportagen vom Land jenseits der Mauer durch die Jahre hindurch ergänzten, korrigierten und Denkanstöße gaben, was "Berliner und abgenabelte Märker" halt so übers Umland wußten - die Alten wußten manchmal gar nicht so wenig. (Beileibe nicht nur Westberliner. Wie mögen z. B. die Ostler an die Artikel gekommen sein? Empfang von Westzeitungen und -artikeln war ihnen offiziell verboten!)
    Scholz polarisierte, indem er ein Thema ansprach, das im alten Westberlin stark ideologisch belegt war, und zwar in einer Weise, die ihn zwischen alle Stühle setzte. Es war die Zeit, in der sich Ideologien der Halbstadt danach definierten, ob sie das Umland "SBZ", "Zone", "Mitteldeutschland" oder "DDR in Anführungsstrichen" nannten. Die Angst von Scholz' Generation, als "Insel im Roten Meer" vom nächsten Wirbelsturm weggefegt zu werden, ist in manchen Zuschriften mit Händen zu greifen. In den scharf getrennten, aufgeheizten politischen Lagern gab es viele, die gegen sein Thema polemisierten (die "taz" z. B. kennt ihn bis heute nicht und schrieb auch keinen Nachruf). Der Grundstock seiner Leserschaft wuchs aus dem Westberliner Bildungsbürgertum. – Hans Scholz hat den Mauerfall nicht mehr erlebt. Ihn, der am Wolziger See aufwuchs, würde er gefreut haben.
    Scholz' Denkart ist nicht die des Rezensenten, doch da er keine Polemik startet und sich mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, kann man sich auch mit ihm auseinandersetzen. Für Wassersportler sind folgende Kapitel interessant:
    • zu Eisenhüttenstadt Band 2, S. 122-136; Frankfurt und der Odergrenze Band 2, S. 54-108 und S. 113-121; Zu Lebus Band 8, S. 139-148; Küstrin-Kietz an der Oder Band 8, S. 17 f., Band 9, S. 7-21, und Band 10, S. 174 f.; Schwedt Band 8, S. 97-101, und Band 9, S. 159 f.;
    • zum Oberspreewald und den Sorben Band 2, S. 166-178; zu Straupitz (Oberspreewald) Band 3, S. 26-37 und Band 10, S. 183 f.; zu Leipe (Oberspreewald) Band 10, S. 183-186; zu Schlepzig (Unterspreewald), Lübben und dem Weg dorthin Band 9, S. 22-36 und S. 58-64; zur Wotschofska Band 4, S. 99-102; zu Lübbenau und Lehde Band 4, S. 102-108;
    • die Dahme von Prieros aufwärts bis Golßen (durch die gerade entstehenden Truppenübungsplätze) Band 3, S. 104-112;
    • zu Lehnin Band 4, S. 163-183; zur Unterhavel zwischen Brandenburg und Rathenow mitsamt dem eigentlichen Rathenow Band 5, S. 68-90; zu Havelberg mit Pferdemarkt und Strodehne Band 6, S. 50-63;
    • zu Tangermünde Band 6, S. 151-186;
    • zu Lindow, Großzerlang und auch Rheinsberg Band 7, S. 126-152;
    • zu Prenzlau an der Ucker Band 8, S. 107-122 und S. 132-136;
    • zum Kloster Chorin Band 8, S. 56-65; zu Niederfinow und Liepe Band 8, S. 66-74; zum Pehlitzwerder am Parsteiner See Band 10, S. 156-159;
    • zu Oderberg Band 7, S. 56 f., und Band 10, S. 149-154;
    • zu Schiffmühle im Oderbruch Band 8, S. 175-183.)
  • Stiege, Rudolf: Streifzüge durch die Mark Brandenburg. Hrsg. von der Berliner Morgenpost, Band 1 (1982), Band 2 (1894), Band 3 (1986), Band 4 (1989) (Eines Abends vor vielen Jahren kam der Pfarrer zu uns gelangweilten Konfirmanden zu spät. Er bitte um Entschuldigung, zu all dem Trubel sei vorhin noch ein "Herr aus Westberlin" gekommen, der Friedhof und Kirche sehen und alles genau wissen wollte, weil er über die Mark Brandenburg ein Buch schreibe usw. Heute danke ich dem Pfarrer für die Aufregung: ohne ihn wäre ich nie auf Rudolf Stiege (1924-2004) gestoßen.
    Als das Viermächteabkommen 1972 Westberliner Journalisten (und Berlinern mit Wohnsitz in der BRD) Einreisen in die DDR erlaubte, war Hans Scholz der erste, der regelmäßig in die Mark Brandenburg gefahren und Feuilletons darüber im "Tagesspiegel" geschrieben hatte. Die zweite große Zeitung, "Berliner Morgenpost", wollte nicht zurückstehen und bat Rudolf Stiege, das Gleiche zu tun. Seine Streifzüge veröffentlichte er in vier Büchern. (Man achte darauf, daß die Karte der besuchten Orte dem Band 4 beiliegt! Sie ist zwar nachlässig erstellt (manche Orte fehlen), gibt aber einen guten Überblick.) Den letzten Band beendete Stiege im Oktober 1989; er ahnte sicher nicht, was die "Märker" bald für ihn öffnen sollten.
    Wo Hans Scholz viel Eigenes einfügt, geht Rudolf Stiege auf die Tradition zurück. Das macht die eingängigen Texte zeitlos: weder betonen sie Konservatives, noch lobhudeln sie die DDR. Uns Heutigen decken sie interessante Zusammenhänge auf, Mosaiksteine unserer Heimatgeschichte. Man taucht ein in die Welt des Großstädters, der, ohne je dort gelebt zu haben, sein Weltbild aus der Geschichte des (abgetrennten) Umlandes bezieht. Die Hingabe, mit der die Fotografen Pappelreihen, Fachwerk und Schilfbüschel ablichten, zeugt von der Sehnsucht der Eingemauerten nach jedem Stück Natur. Die Bilder dokumentieren den sozialistisch-stillen, "eingefrorenen" Zustand der Mark, bevor Treuhand, Restitution und Tourismuskommerz alles durcheinanderwirbeln und manche Orte nach oben, andere auf den Hund bringen sollten. Der Witz liegt im Kontrast der freundlichen Texte zur illusionslosen Abbildung verwilderter Grabstätten, abgeplatztem Putz und blinder Fensterscheiben - der Autor brachte die Botschaft mit Augenzwinkern an den Mann. Steht man heute an der gleichen Stelle der Dorfstraße, sieht man, wie viel sich seitdem ereignet hat.
    Für Wassersportler sind folgende Kapitel interessant:
    • Frankfurt/Oder (Band 2, S. 100-107)
    • Niederfinow und Hohenfinow (Band 2, S. 120-125)
    • Schwedt (Band 2, S. 198-205)
    • Lebus (Band 3, S. 24-29)
    • Guben (Band 3, S. 48-53)
    • Eisenhüttenstadt (Band 3, S. 54-57).)


Artikel in Paddelzeitschriften

Siehe auch


Kanu-Sport

  • Hein, Reinhard: Frühling an Oder und Neiße. Mit dem Paddelboot von Zittau bis Stettin im Mai 1992 (Teil 1). "Kanu-Sport" 12/1992, S. 527-531 (Bericht über die von der Kurzmitteilung in Heft 1/1992 angeregte erstmalige Komplettbefahrung der "Oder-Neiße-Friedensgrenze" nach dem Krieg - vorbei an Anwohnern und Grenzern, die darauf nicht gefasst waren...)
  • Hein, Reinhard: Frühling an Oder und Neiße. Mit dem Paddelboot von Zittau bis Stettin im Mai 1992 (Teil 2). "Kanu-Sport" 1/1993, S. 9-11
  • Pardy, Edgar, und Hoffmeister, Günter: Auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße. DKV-Tourenvorschlag. "Kanu-Sport" 3/1995, S. 124 f.
  • Schuck, Karl: 25. Freundschafts-Oder-Fahrt. Das Jubiläum auf der Oder. "Kanu-Sport" 5/1996, S. 208 f.
  • Fuchs, Erich: Die Oder lockt. (Vom Spreewald nach Mecklenburg, 5. Teil.) "Kanu-Sport" 10/1996, S. 458 f. (Von der Spree auf dem nur kurz erwähnten Oder-Spree-Kanal nach Eisenhüttenstadt und auf der Oder weiter bis Schwedt.)
  • Günther, Ronny: Zwei alte Hasen und zwei Grünschnäbel auf Havel und Oder. "Kanu-Sport" 2/1997, S. 62 f. (Von Fürstenberg die Havel abwärts bis zum im Bericht "Havelkanal" getauften Oder-Havel-Kanal, dann auf Finowkanal und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße zur Westoder und nach Szczecin. Leider sagt der Autor nicht, wo genau die beiden Bootsbesatzungen dort Station machten. Von der Großstadt über den Dammschen See / Jezioro Dabie aufs Oderhaff, wo polnische Grenzer den beiden Booten so einen Schrecken einjagen, daß sie in Altwarp an Ort und Stelle abbrechen. Das wäre heute nicht mehr nötig - seit Wegfall der Grenzkontrollen könnte man unbelästigt den ursprünglich geplanten Endpunkt Ueckermünde anfahren.)
  • Schwendy, Gottfried: Zweimal Oder ... und dazwischen ein Paddlerleben. "Kanu-Sport" 12/1997, S. 546-548 (1941 lernte der Autor mit 11 Jahren von seinem Vater in Breslau das Paddeln. 51 Jahre später kehrt er noch einmal an die Stelle seiner Jugend zurück, um in Rahmen der 1. Internationalen Freundschafts-Oder-Fahrt von Wroclaw nach Szczecin zu sehen, was von der Landschaft übrig ist.)
  • van der Wall, Reinder: Grenzerfahrungen auf Neiße und Oder. "Kanu-Sport" 11/1998, S. 500-502 (Fahrt von Forst bis Schwedt. Die Grenzregelungen sind 2007 aufgehoben worden.)
  • Schagen, Carlo, und Klemm, Conny: Zum Froschkonzert ins wilde Odertal. "Kanu-Sport" 1/2001, S. 16-21 (Die Autoren fahren den polnischen Teil des Unteren Odertals ab.)
  • Kumm, Sigrid, und Schmidt, Hilmar: Czas na Odre - Zeit für die Oder. Internationale Sommer-Oder-Fahrt von Breslau bis Stettin vom 28.6. - 14.7. 2002. "Kanu-Sport" 1/2003, S. 20-23 (Mit Leserbriefen "Verschiedene Ansichten" in Heft 2/2003, S. 43, sowie "Deutsche Schreibweise korrekt" und "Gryphius kein Barockdichter" in Heft 3/2003, S. 38, und Berichtigung "Falsches Jahr" in Heft 4/2003, S. 42)
  • Burmeister, Heidrun und Bernd: Schöne Tage auf der Oder. "Kanu-Sport" 3/2005, S. 28-31 (Abschnitt Eisenhüttenstadt - Hohensaaten)
  • Reinhold, Horst: Auf der Oder - ganz allein. Wanderfahrt von Breslau nach Frankfurt. "Kanu-Sport" 5/2006, S. 18-21 (Na ja, ganz allein nicht - die beiden fahren immerhin in einem Klepperzweier. Aber ohne weitere Mitpaddler.)
  • DKV-Praxistip: Vorsicht bei Hochwasser! "Kanu-Sport" 3/2007, S. 18 f.
  • Ullrich, Hans-Werner, und Sternal, Sonja: Oder mal die Oder? "Kanu-Sport" 6/2007, S. 18-21 (Eisenhüttenstadt - Schwedt)
  • Rohde, Walter: Auf der Oder von Raciborz nach Schwedt. "Kanu-Sport" 3/2009, S. 26-27
  • Reinhold, Horst: Brandenburg im Mai. Wanderfahrt von Frankfurt/Oder nach Berlin. "Kanu-Sport" 5/2009, S. 16-19 (Frankfurt - Oderberg - Finowkanal - Oberhavel - Berlin)
  • Meier, Enno: Auf der Stromoder gegen Wind und Wellen. "Kanu-Sport" 3/2013, S. 8-10 (Wie schön, daß die meisten Interessenten (wie hier) nur den deutschen Grenzabschnitt fahren! Da bleibt der wirklich interessierte Paddler in den Wäldern der polnischen Mitteloder ungestört...)
  • Meier, Enno: Herbstliche Odertour im Nebel. "Kanu-Sport" 10/2013, S. 14-17 (Stolzenhagen-Schwedt-Widuchowa-Mescherin)
  • Wagner, Hans-Peter, und Stolle, Peter: Oder-Fahrer paddelten in memoriam Hilmar Schmidt. "Kanu-Sport" 10/2018, S. 14-17 (Sommer-Oder-Fahrt 2017 von Raciborz nach Szczecin-Dabie.)
  • Klöppel, Klaus: Naturerlebnisse entlang von Oder und Spree. Per Kajak unterwegs auf einer Öko-Tour von Wrocław nach Berlin. "Kanu-Sport" 9/2020, S. 12-15 (Eine deutsch-polnische Paddlergruppe startet an der riesighohen Brücke der Umgehungsstraße von Wrocław, der most Rędziński, die am Nordostende der Stadt die Schleuse Śluza Rędzin überspannt (Oder-km 261). In elf Tagen und 400 km paddeln sie über den Oder-Spree-Kanal und die Müggelspree nach Berlin-Köpenick. Wenn sie die Tour im nächsten Jahr wiederholen, fahren sie vielleicht über Havel und Elbe weiter nach Hamburg, wer weiß?)
  • Görlitz, Antje: Die Oder – ein Fluß, der verbindet. "Kanu-Sport" 9/2023, S. 22 f. (Bericht von der 14. Internationalen Sommer-Oderfahrt "Hilmar Schmidt" von Raciborz bis Szczecin – 638 km in 19 Tagen.)


Kanumagazin

  • Tourentip Untere Oder. Im Zickzack durch den Nationalpark Unteres Odertal. "Kanumagazin" 5/2012, S. 54 (Kurztips, im Netz hier zu lesen.)
  • Gebrüder Hoffmann: Oder die Oder. Auf der Oder Richtung Ostsee. "Kanumagazin" 3/2013, S. 74 ff. (Von Eberswalde bis Stettin im Canadier)
  • Klatt, Jens: Die gute Linie. Boxenstop im Kehrwasser. "Kanumagazin" 5/2016, S. 46 f. (Kehrwasserfahren in Buhnenfeldern.)
  • Für die gute Sache: Von Breslau nach Berlin. "Kanumagazin" 1/2021


Kajak-Magazin

  • Hennemann, Michael: Kurs Ost - Auf Neiße und Oder von Görlitz nach Stettin. "Kajak-Magazin" 6/2011
  • Stöcker, Detlef: Strom der Zeit. Voller Geschichte(n) von der Warthe auf die Oder. "Kajak-Magazin" 3/2013, S. 28-33 (Von Küstrin / Kostrzyn bis Mescherin auf Oder und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße.)


Seekajak

  • Albrecht, L.: Richtung Osten. Eine Herrentagstour von Grambin (Oderhaff) nach Schwedt/Oder. "Seekajak" 77/2000, S. 34
  • Staude, Hans-Jürgen: Stettin - Usedom: dem Meer entgegen. "Seekajak" 107 (Juli 2007), S. 20 f. (Im Faltbootzweier von Hamburg per Zug nach Stettin / Szczecin und, am dortigen Hauptbahnhof in die Oder einsetzend, die Seewasserstraße bis ins Oderhaff. Dort paddelt man entlang der polnischen Küste und in Swinemünde / Swinoujscie durch die 2007 noch existierenden Grenzkontrollen. Auch heute noch kommt man von Lübeck ohne Umsteigen und von Hamburg mit einmal Umsteigen direkt nach Szczecin. Paddler, ans Werk!)


Rudersport

  • Rudern auf der Oder. Corona wirbelte Planung und Durchführung dieser Fahrt mächtig durcheinander. "Rudersport" 10/2020


Weitere Zeitschriften

  • Z Czech do Bałtyku. Odra 2016 (= Von Tschechien zur Ostsee. Oder 2016). Artikel im polnischen Kajakmagazin "Wiosło" Nr. 2/2017 (Wer hat die Ausgabe und kann sie mir scannen?)


Karten

  • TourenAtlas Wasserwandern TA5 "Berlin-Brandenburg", Maßstab 1:75.000, mit Detailkarten im Maßstab 1:25.000, Jübermann Kartographie und Verlag Uelzen, 7. Aufl. 2021, ISBN 978-3-929540-73-4, mit Aktualisierung (Oder von Ratzdorf bis zur Mündung und die südöstliche Haffküste von Polen bis Ueckermünde)
  • Wasserwanderatlas "Berlin und Brandenburg - Märkische Gewässer", Kompass-Karten GmbH Rum/Innsbruck, 7. Auflage 2012, ISBN 978-3-85026-742-7
  • Informator nawigacyjny dla górnej Odry skanalizowanej. Hrsg. vom Regionalna Zarząd Gospodarki Wodnej we Wrocławiu 2011, http://www.wroclaw.rzgw.gov.pl (Der polnische Schifffahrtsatlas der oberen Oder. Karten des Abschnitts Kędzierzyn-Koźle bis Brzeg Dolny 1:25.000 mit Kilometrierung und vielen Hinweisen in polnisch. Wird jährlich von der Wasserstraßenverwaltung Wrocław an Schiffer und Schleusenwärter herausgegeben und bei Erscheinen der Neuauflage im Jahr darauf wieder eingesammelt.)


Kleine Hilfen

  • Ordish, Bob: Polnisch Wort für Wort. Mit Wörterliste Polnisch-Deutsch, Deutsch-Polnisch. Peter Rump Verlag Bielefeld, ISBN 3-89416-527-8 (Für einfache Vokabeln und Wendungen sehr hilfreich. Wichtig ist die Sprach-CD dazu, da das Polnische z.T. anders gesprochen als geschrieben wird.)


Zitierte Originaltexte in Polnisch

  1. Nadine Schmid und Jana Kotte: Neue Reitweiner Merkwürdigkeiten. Ein Begleiter durch Reitwein anläßlich des 700jährigen Jubiläums. Terra press GmbH Berlin 2016, ISBN 978-3-942917-27-8, S. 40, 77 und 82.
  2. Joachim Seyppel: Ein Yankee in der Mark. Limes Verlag Wiesbaden 1970, S. 114 und S. 120.
  3. "Die Yacht" 18/1911, S. 456 und S. 457.
  4. "Przez teren portu przepłynięcie wymaga zgody Kapitanatu Portu, ale na dwa kajaki, nikt nigdy nie zwrócił uwagi choć nasi często tam się szwendają. Aby tylko trzymać się brzegów i nie włazić 'dużym' w drogę." Zitat Zbigniew Szaniewski in http://kajak.org.pl/pl.rec.kajaki/index.php?group=1&id=27411&highlight=nagminne vom 21. Juli 2005
  5. 1 Zentner = 50 Kilogramm. 1200 Zentner = 60 t; 1700 Zentner = 85 t.
  6. Wie an anderen Stellen des Textes deutlich wird, war 1874 ein warmes Jahr mit wenig winterlichen Einschränkungen.
  7. 116.337 Zentner = 12.048 t.
  8. 240.970 Zentner = 5817 t.
  9. Th. H. Schunke, "Die Schifffahrts-Kanäle im Deutschen Reiche", in "Petermanns Geographische Mitteilungen" 1877, S. 285-293 (hier: S. 291), im Netz unter https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=mdp.39015035583213&view=1up&seq=9 .
  10. Kai Herrmann: Wir leben in einer künstlichen Landschaft. In: "Wasser". Jahresthema 2017 (= Aufland Werkstattbuch 2). Hrsg. vom Oderbruchmuseum Altranft, Werkstatt für ländliche Kultur. Aufland Verlag, Oderaue 2017, ISBN 978-3-944249-20-9, S. 90.
  11. Eberswalder Jahrbuch 2014, Ausgabe Barnim, hrsg. im Selbstverlag des Vereins für Heimatkunde zu Eberswalde e. V., S. 9.
  12. Nadine Schmid und Jana Kotte: Neue Reitweiner Merkwürdigkeiten. Ein Begleiter durch Reitwein anläßlich des 700jährigen Jubiläums. Terra press GmbH Berlin 2016, ISBN 978-3-942917-27-8, S. 81.


Quellen



  • Geograficzny Atlas Polski dla klasy 8 i szkół średnich. Verlag PPWK Warszawa-Wrocław 1995, ISBN 83-7000-245-5


  • 54 Tage Oder - wir konnten helfen. Hrsg. von der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Der Landesbeauftragte für Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Berlin 1997, o. ISBN, S. 6 (zur Zahl der Opfer der Oderüberschwemmung 1997) und S. 25 (zur Fließgeschwindigkeit der Oder in Frankfurt bei der Überschwemmung 1997)
  • Deutscher Ruderverband: Führer auf den deutschen Wasserstraßen Heft 5: Die Oder. Wassersport-Verlag Berlin, ca. 1931 (zu Details der Streckenbeschreibung)
  • Bondyr, Narcyz: Kajakrouten der Woiwodschaft Gorzow: Odra, Myśła, Paklica, Obra. SPIN Gorzów Wielkopolski o.J. (ca. 1997), ISBN 83-87184-00-4, S. 6 (Zitat zur Meinung polnischer Paddler über die Oder)
  • Demek, Jaromír: Die ČSSR. Eine Information über unseren Nachbarn. (= Geographische Bausteine Heft 15). Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha/Leipzig 1975, S. 23-25 (zur Wasserführung der tschechischen Oder)
  • Die Grenze - Flüchtlingsjagd in Schengenland. Hrsg. von der Forschungsgesellschaft Flucht und Migration e. V. Berlin in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft PRO ASYL, Berlin 1998 (= "Flüchtlingsrat, Zeitschrift für Flüchtlingspolitik in Niedersachsen", Ausgabe 5/1998 (Heft 55, Juli 1998)), im Netz unter http://www.ffm-berlin.de/grenze.pdf , S. 79-99 (Zur Situation der Grenzüberwachung und zur rechtlichen Lage von Flüchtlingen vor Aufhebung der EU-Außengrenze an Neiße und Oder 2007) und S. 101-110 (Zu den "Taxifahrerprozessen" in Zittau, in denen Taxifahrer als "Schleuser" = "Fluchthelfer" verurteilt wurden, weil sie illegal eingereiste Ausländer befördert hatten)
  • Fiebelkorn, Saskia: Menschen der Grenzregion - Zbigniew Bogdanowicz: Die Grenze war für mich das Ende der Welt. In: "Oddera - Biuletyn informacyjny/Informationsblatt" zum 3. und 4. Deutsch-Polnischen Festival rund um Cedynia (30.9. 2017 und 29.9. 2018), S. 10 f. (zum Grenzregime am polnischen Oderufer in den 1950er und 1960er Jahren)
  • Freydank, Eberhard: Berechnung und Prognose der Eisverhältnisse auf der Oder. (= Abhandlungen des Meteorologischen Dienstes der Deutschen Demokratischen Republik Nr. 135 (Band XVIII)). Akademie-Verlag Berlin (Ost) 1986, S. 14-17, 21 (Zu den Vereisungsdaten des deutschen Oderabschnitts)
  • Gäbler, Hellmuth: Prozessionsspinner. A. Ziemsen Verlag Wittenberg 1954 (= Die Neue Brehm-Bücherei Band 137) (Zum Eichenprozessionsspinner)
  • Guz-Vetter, Marzena: "Wir sind praktische Leute." Wie die deutsche Minderheit in Oberschlesien mit der Katastrophe umgeht. In: "Dialog" 3-4/1997, S. 38 f. (zu den Hilfen zwischen Polen und Schlesiendeutschen und den Landsmannschaften während der Flutwelle 1997)
  • Herrmann, Gerd-Ulrich, und Klar, Uwe: Die Berliner Operation. Eine Bilanz der Sieger. (= Seelower Hefte 7). Gedenkstätte / Museum Seelower Höhen 2011 (Zum Bau der Kriegsbrücken durch sowjetische Truppen (S. 54 f.), speziell der Brücke bei Gorzyca / Göritz, km 603.8, im Frühjahr 1945 (S. 62). Die angenommene Zahl der Holzbrücken rekonstruierte der Bearbeiter aus dem Hinweis, daß diese ausdrücklich von den Straßenbautruppenteilen, also nicht von den Pontonbataillonen, erbaut wurden (S. 62).)
  • Keller, Friedrich Eduard: Hip Hip Hurra! Straube´s Führer für Wasser-Wanderer auf den Wasserstraßen Deutschlands, II. Teil. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1922, S. 111 ff. (Viele Details zu den Orten am Fluß)
  • Klepper, Jochen: Der Kahn der fröhlichen Leute. Roman. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2003, ISBN 337402050X (Zitat zu den Hartholzauen)
  • Lakowski, Richard: "Oderland ist abgebrannt." Die Kämpfe an der mittleren Oder im Frühjahr 1945 in Brandenburg. (= Seelower Hefte 2) Frankfurter Oder-Editionen 1999, ISBN 3-930842-73-4 (zu den Kämpfen um Küstrin, km 614, im März 1945)
  • Leszczyńska, Małgorzata: Międzyodrze. Przewodnik - Mapa - Szlak wodny - Przepisy - Rady - Adresy. Verlag OFICYNA IN PLUS Szczecin, o. J. (erschienen zwischen 2005 und 2007) (Paddelführer in polnisch für das Międzyodrze (Zwischenoderland) genannte Gebiet zwischen Ost- und Westoder von Widuchowa bis Police einschl. Hafen Szczecin und dem Dąbie-See. Text leider nur in polnisch, aber mit einer Paddel- und Ansteuerkarte des ganzen Gebietes in etwa 1:50.000.)
  • Makatsch, Wolfgang: Der Schwarze Milan. (Die neue Brehm-Bücherei 100). Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig KG Leipzig 1953 (zum Vorkommen des Schwarzen Milans)
  • Matecki, Ryszard, u.a.: Spaziergang durchs Tal der Liebe. Federacja Zielonych GARA Szczecin 2013, ISBN 978-83-61233-35-0, S. 83-85 (zum Grenzregime der Grenze Polen-DDR nach 1945 aus polnischer Sicht)
  • Moreike, Hartmut, und Pollak, Hans: Impressionen an der Oder. F.A. Brockhaus Verlag Leipzig 1977, S. 65 f. (Zitat zur Test-Schifffahrt auf der oberen Oder 1975)
  • Natur Westpommerns. Verlag OFICYNA IN PLUS Szczecin 2004, ISBN 83-89402-00-9, S. 430 (zur Abflußmenge der Oder 1951-70 und zu den Naturschutzgebieten des polnischen Unterlaufs)
  • Rada, Uwe: Die Oder. Lebenslauf eines Flusses. Gustav Kiepenheuer Verlag Berlin 2005, ISBN 3-378-01079-7, S. 198 (Zitat von Arkadiusz Förster, Reederei "Odratrans")
  • Ruperti, Oskar: Führer für Wanderruderer. "Wassersport"-Verlag Berlin 1910, S. 383 ff. (historische Streckenbeschreibung der Oder)
  • Schlögel, Karl, und Halicka, Beata: Oder - Odra. Blicke auf einen europäischen Strom. Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56149-2 (Viele Details zu den Orten am Fluß)
  • Schwers, Oliver: Wasserwege mit Hindernissen. Wachsender Druck der Wirtschaft auf Ausbau der Transportwege zwischen Stettin und Berlin. In: "Märkische Oderzeitung", Regionalteil "Uckermark Anzeiger", 2./3. 10. 2014, S. 14 (zum Anteil des Binnenschiffsverkehrs am polnischen Transportvolumen 2014)
  • Schuh, Alfred: Eishochwasser an Oder und Elbe aus historischen und meteorologischen Gesichtspunkten und im Hinblick auf mögliche Gefährdungen. Dissertation an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus 2011, im Netz unter http://d-nb.info/1021334863/34, S. 102-104 und S. 155 (zu den Orten mit besonderer Gefährdung durch Eiversetzungen und Eisstau)
  • Spiegelberg, Karl: Das Oderstromsystem. Kulturlandschaft in Mitteleuropa. Eine Bibliographie. N.o.-Agentur "neue odersche" Verlags- und Medien GmbH Frankfurt/Oder 2001, S.145 ISBN 3-932756-86-X (Das Standardwerk zur Oder)
  • TourenAtlas Wasserwandern TA5 (Berlin-Brandenburg). Jübermann Kartographie und Verlag Uelzen, 3. Auflage 2005, ISBN 978-3-929540-58-1
  • Uhlemann, Hans-Joachim: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. Transpress Verlag für Verkehrswesen Berlin (Ost) 1987, ISBN 3-344-00115-9, S. 12 (Meßreihen des Pegels Hohensaaten)
  • Uhlemann, Hans-Joachim: Historisches vom Strom: Die Oder. Ihre Entwicklung vom Natur- zum schiffbaren Strom. Verlag Dr. Neufang KG Gelsenkirchen 1999, ISBN 3-924999-20-1 (zu Einzelheiten der Kilometrierung und der Schleusen)
  • Viering, Kerstin: Hungrig, haarig - und sehr häufig. Die Raupen des Prozessionsspinners setzen nicht nur Bäumen zu, sie sind auch für Menschen gefährlich. In: Berliner Zeitung, 16./17. 6. 2007 (Zur Verbreitung des Eichenprozessionsspinners)
  • Vogelbeobachtungskalender Frühjahr und Sommer / ganzjährig oder Winter. Hrsg. von der Landesanstalt für Großschutzgebiete Brandenburg, Criewen 1998 (Zur Häufigkeit ausgewählter Vogelarten im Unteren Odertal)
  • Wein, Hanns-Ulrich (Hrsg.): Wanderungen durch Südostbrandenburg an und jenseits der Oder-Neiße-Grenze. Crossener und Sternberger Land - Sommerfeld / Niederlausitz - Frankfurt (Oder). Jahrbuch 1996/97. W. Carstens OHG Schneverdingen 1996, ISBN 3-9802338-2-0, S. 99 (Zum Klärwerk in Frankfurt (Oder))


Danksagung

Ulrike Jensen teilte mir die Erfahrungen ihrer Odertour mit, was uns auf unseren eigenen Fahrten nützte und in diesen Artikel einfloß.

Der Verwalter des "Hotele Pracowiczne" in Zdzieszowice schenkte mir Landkarten der Umgebung und kopierte mir seine eigene topographische Karte der oberen Oder.

Jan Szefer, Opole, schenkte mir mehrere Oderkarten, gewährte mir Einblick in den Stromatlas der Wasserstraßenverwaltung Wrocław und half mir mit vielen Tips zur oberen Oder oberhalb Wrocław.

Drei freundliche Bedienstete der polnischen Schifffahrtsverwaltung schenkten mir ihre Ausgaben des polnischen Oder-Stromatlas, die die Grundlage der Kilometrierung des Flußlaufes bilden. Da die Exemplare nummeriert sind, möchte ich ihre Namen nicht nennen, bedanke mich aber besonders herzlich bei ihnen.

Paweł Łazik, Brzeg Dolny, schenkte mir Karten, die es ermöglichten, die Stadtdurchfahrt von Wrocław zu beschreiben.

Die Paddler des Wrocławer Ruder- und Kajakclubs "Pegaz" erklärten mir mit Wort und Karte das Wassernetz der Innenstadt.

Józef M. Rosa, Wrocław, schilderte mir die derzeitige Situation des Ein- und Aussetzens in Wrocław.

Der Jäger Paweł bot mir ohne viel Umstände sein Haus für eine Nacht, half mir mit Sicherheitsnadeln und ermöglichte damit einen Teil der Beschreibung, der sonst hätte wegfallen müssen. Dein Garten ist grüne Architektur, Paweł. Wenn Du mal wieder in Berlin bist, melde Dich!

Dem PTTK-Büro in Szczecin verdanke ich Hinweise zum Paddeln im Hafengelände der Stadt und zu den Unterkünften rundherum.

Dem Sportmuseum Frankfurt/Oder, Slubicer Straße 7/8, danke ich für die Geschichte der alten Regattastrecke im Brieskower See.

Hilmar Schmidt, Schwedt, gab mir Tips zum Aussetzen in Szczecin und stellte mir die Unterlagen der Internationalen Sommer-Oderfahrt 2002 der Schwedter Kanuten zur Verfügung. Außerdem ergänzte er viele nützliche Einzelheiten entlang der Strecke (u. a. zur Fundmunition in der Schwedter Querfahrt, zum "Zwischenoderland" und zur Befahrbarkeit des Marienhofer Wehres), korrigierte die bis 2015 hier stehenden Angaben über die Abwässer des Petrolchemischen Kombinats Schwedt und übermittelte dem Faltbootwiki die Aufstellung der Naturschutzgebiete entlang des deutschen Ufers.

Jan Ramajzl stellte mir die aktuelle Oder-Kilometrierung des DKV-Führers "Nordosteuropa" zur Verfügung.

Besonderen Dank schulde ich Herrn Dr. Karl Spiegelberg, Berlin, der mich mit Detailwissen hydrologischer Eigenheiten der Oder unterstützte.

Ohne diese freundlichen Hilfen wären dieser Artikel und mehr noch die einzelnen Kilometerbeschreibungen der Oder nicht in dieser Form entstanden. Ihnen allen sei für ihre Unterstützung und für die Unterlagen, die sie mir zur zur Verfügung stellten, herzlich gedankt.

Zum Schluß möchte ich Holger Trapp und Katja Lagansky danken, mit denen ich den Mittellauf einmal im September und einmal im Mai erleben durfte.

Gernot / Palmström


Übersichtskarten

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Verteilung von evangelischer und katholischer Christen in Schlesien zur deutschen Kaiserzeit (1899). Die Oder floß in Schlesien auf weiten Strecken durch katholische Dörfer, nur wenige Landstriche hatten auch evangelische Gemeinden. An der Gestalt der alten Dorfkirchen ist das heute noch zu sehen.