Desna

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Allgemeines

Die Desna (russ. Десна, ukr. Десна) ist ein 1.180 km langer Wanderfluß und längster Nebenfluß des Dnjeper in Russland und der Nordost-Ukraine (Oblast Tschernigow). Am Pegel Tschernigow hat sie eine mittlere jährliche Wasserführung von 329 m³ pro Sekunde, wobei dieser Wert im Jahreslauf weniger schwankt als bei Flüssen der Südukraine. 593 km des Flusses liegen auf ukrainischem Territorium. Da die Befahrung der Desna wird meist zusammen mit der des Sejm empfohlen.


Aufgrund dessen, daß die ukrainischen Ortsnamen nicht allgemein verbreitet sind, deren offizielle lateinische Umschrift manchmal sprachliche Verrenkungen erfordert (wie spricht man "Khmel’nyts‘kyi" deutsch aus?) und es mehrere Umschrift-Varianten gibt, habe ich in diesem Artikel die Umschriften der althergebrachten russischen Namen verwendet (in diesem Fall "Chmelnizki"). Diese dürften zumindest in Karten der UdSSR überall dieselben sein.


Kurzbeschreibung

Desna mit Sejm, schematische Karte

Die Desna entspringt in der russischen Oblast Smolensk in den Smolensker Höhen. Ihr Ursprung liegt in einem meliorierten ehemaligen Sumpfgebiet 7km östlich der Stadt Jelnja nördlich der Bahnstation Kaloshino. Ihr Wasser fließt in südliche Richtung nach Brjansk (ab hier war sie vor dem Krieg Wasserstraße) und weiter zur russisch-ukrainischen Grenze, die mit dem Paddelboot nicht zu passieren sein dürfte. Etwa 4 km hinter der Grenze mündet von rechts die Sudost. Die nächste größere Stadt, ca. 50 km flußabwärts, heißt Nowgorod-Sewerskij (km 535). Das linke Ufer oberhalb der Stadt gehört zum Nationalpark "Desnjansko-Starogutskij" (im Fluß Sterletvorkommen, am Fluß Fischadler, Schwarzstörche, brütende Kraniche, (Woronesh)biber, Fischotter; im Stara-Guta-Wald Wisentreservat. Die Flussauen im Nationalpark, die einen ungestörten Überflutungsrhythmus haben, sind RAMSAR-Feuchtgebiet).


Laut DKV-Führer hatte die Desna zu sowjetischen Zeiten regen Frachtverkehr, doch soll er laut untenstehendem Reisebericht heute zusammengebrochen sein. Das hat zur Folge, daß manche Dörfer nicht nur Seilfähren, sondern auch Pontonbrücken aufs andere Ufer nutzen, die umtragen werden müssen.


Unterhalb Nowgorod-Sewerskij (Hafen; Altstadt auf dem Hochufer; mehrere große Kirchen, Triumphbogen (1786) für den Besuch der Zarin Katharina II., alte Kaufmannshäuser mit Arkaden am Markt; Christi-Verklärungs-Kloster flußabwärts mit Festungscharakter, schöner Rundblick vom Klosterberg) hat der Fluß auf etwa 80 km ein ausgeprägtes Berg- und Wiesenufer. Weiden und Kiefernwälder säumen ihn, und zwischen den Dörfern Rosloti und Gorodischtsche stehen Eichen und ein echtes russisches Birkenwäldchen an den Balkas der Hänge. Allerdings dürften Paddler eher Schilfufer und Datschas als Hangwälder zu sehen bekommen.


Noch vor der Mündung des Sejm tritt die Desna in die Tiefebene ein und windet sich nun in zahllosen Schlingen dem Dnepr entgegen. Teile der Desna-Niederung sollen melioriert worden sein, andere Teile haben Steilufer. Es wird von vielen Sandbänken berichtet, die problemloses Zelten zulassen. (Der Unterlauf soll jedoch über weite Strecken Schilfufer tragen.) Etwa drei Tagereisen unterhalb Nowgorod-Sewerskij passiert man am rechten Ufer das Dörfchen Wischenki mit einem großen Schloß eines Günstlings der Zarin Katharina II. am Ufer (1787), heute Erholungsheim (Hotel?); riesiger ehem. Tanzsaal im Innern. Etwa 12 km weiter folgt am linken Ufer, allerdings 4 km abseits, die Stadt Korop (festungsartige Himmelfahrts- und Eliaskirche aus der Zeit der Kosakenkämpfe des 18. Jh. mit 2 m starken Mauern; nahe des Zentrums die Dreifaltigkeitskirche (19. Jh). mit dem örtlichen Landeskundemuseum).


Etwa 175 km unterhalb Nowgorod-Sewerskij fließt der Desna der Sejm (siehe unten) zu. Nach weiteren ca. 155 km folgt von rechts die Mündung des kleineren Snow (253 km lang, davon einschl. Grenzabschnitt 200 km ukrainisch), weitere 20 km später die nächste größere Stadt Tschernihiw (russ. Tschernigow = Чернигов; stark kriegszerstört, heute Neubaustadt, aber mehrere alte Kathedralen erhalten. Expreßbus nach Kiew). Die Desna wendet ihren Lauf jetzt südwestwärts und fließt nach etwa 105 km an der Stadt Oster vorbei (Ruine der Michaelskirche (1098), älteste Kirche der Landschaft, durch Blitzschlag zerstört; klassizistische Auferstehungskirche (1845), auf ihrem Friedhof unübliche Kreuze in Form von Baumstämmen, die zeigen, daß hier einst Freimaurer lebten). Schließlich trifft man ca. 80 km unterhalb Oster auf Kiew, dessen Datschensiedlungen den Paddler schon kilometerweit vorher begrüßen. Am nördlichen Rand der Millionenstadt mündet die Desna in den Dnepr.


Das Wassersportzentrum von Kiew (Wodnosportiwni stanzii) liegt am Südwestende der Truchanow-Insel am Spartak-Hafen, etwa 11 km unterhalb der Desna-Mündung. Man erreicht es vom Land aus über die Hängebrücke (Parkowii peschechodnii most) unterhalb des Kreschtschatik (Station "Potschtowaja ploschad" der blauen Metrolinie). Bevor man dort anlandet, sollte man das Stadtzentrum abfahren und das Hochufer mit dem Dneprpark, die Kirchenkuppeln im Grün und die sanft geschwungenen Hängebrücken genießen.


Die Desna friert im langjährigen Mittel oberhalb Tschernigow mitsamt der Desna in der 3. November- bis 1. Dezemberdekade zu. Unterhalb Tschernigow bildet sich das Eis in der 1. bis 2. Dezemberdekade. Der Eisaufbruch erfolgt unterhalb der Mündung des Sejm in der 2. bis 3. Märzdekade, oberhalb der Mündung mitsamt dem Sejm selbst in der 3. März- bis 1. Aprildekade. Er ist mit einer Überschwemmung verbunden, deren Pegel oberhalb der Sejm-Mündung 5 bis 10 m über dem Normalwasserstand liegen kann.


Gernot / Palmström


Desna Kilometrierung


Streckenbeschreibungen


Fahrtberichte




Pegel


pChart


Die mittlere jährliche Durchflußmenge am Pegel Tschernigow beträgt 321 m³/s. Der geringste monatliche Durchfluß im genannten Zeitraum wurde im Januar 1922 mit 36,6 m³/s registriert, der höchste im April 1970 mit 3730 m³/s - das ist mehr als der mittlere jährliche Durchfluß des Rheines an der Mündung (2278 m³/s)!

Quelle: http://www.grdc.sr.unh.edu/html/Polygons/P6979600.html

Aktuelle Pegelstände in der Ukraine, darunter 6 Desna-Pegel


Was "Durchfluß" (in m³/sec) und "Pegelstand" (in cm) sind und was ein Paddler aus ihnen ablesen kann, steht im Artikel Durchfluss und Pegel.


Weblinks


Weitere Weblinks sind im Artikel Ukraine zu finden.


Landkarten



Sicherheit, Telefonnummern

Große Teile der Ukraine sind Zeckenbefallsgebiet. Näheres zum Erkrankungsrisiko durch Zeckenbiß und zum Schutz davor im Artikel Zecken. Insektengeplagte seien auch auf die Artikel Mücken und Bremsen verwiesen. Weitere Informationen zum Land stehen im Artikel Ukraine. Siehe auch den Artikel Ukrainische Landeskunde für Paddler; Wissenswertes über Tschernobyl!

  • Schnelle medizinische Hilfe (skoraja pomoschtsch): 03, 118
  • Polizei (polizia): 02
  • Feuerwehr (poscheschna komanda): 01
  • Eisenbahnauskunft: 005
  • Eisenbahnticketreservierung: 050
  • Flugticketreservierung: 056
  • Taxiruf: 058


Literatur

  • Wodnyje Marschruty Ukrainy. Po rodnym prostoram. (Водные мaршруты Украины. По рoдным прoсторам.) Verlag Fiskultura i sport (Физкултурa и cпoрт) Moskau, ca. 1969 (Der erste Paddelführer ukrainischer Flüsse. Mehr als 20 der größeren Flüsse werden auf russisch mitsamt Charakter, Anreisemöglichkeiten, Landschaft und Sehenswürdigkeiten, dazu mit Fotos und Kartenskizzen beschrieben. Am Schluß eine Übersicht der Flüsse mit Angaben ihrer Länge, ihres Gefälles und der WW-Einstufung.)
  • DKV-Auslandsführer Band 5: "Südosteuropa". DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 4. Auflage 2012, ISBN 978-3-937743-26-4, S. 610 f. (Kurzbeschreibung)
  • Gerlach, Thomas, und Schmidt, Gert: Ukraine. Zwischen den Karpaten und dem Schwarzen Meer. Trescher Verlag Berlin, 11. Auflage 2011, ISBN 978-3-89794-192-2
  • Remmer, Asmus, und Brunkert, Peter: Abseits der Rollbahn. Russische Impressionen 1942/43. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft mbH u. Co. KG, Husum 1986, ISBN 3-88042-335-0 (Daß deutsche Soldaten an und hinter der Front fotografierten, ist bekannt. Daß manche auch das junge Medium der Farbfotografie wählten, ist selten! Der Obergefreite Remmer kam, als Melder eingesetzt, herum und wendete an, was er sich daheim an Fotokünsten angeeignet hatte. Der Schriftsteller Brunkert faßte Remmers Erinnerungen vier Jahrzehnte später in Worte. Viele der Dörfer im "Kirower Wald" 90 km nördlich von Brjansk, im Einzugsgebiet von Bolwa und oberer Desna, sind schnell auf der Karte zu finden. Was bewegt, sind die Farbaufnahmen, die dem fotografischen Schwarz-Weiß-Gedächtnis von Kriegsbildern widersprechen und einem Landschaft, Dörfer, Gesichter beunruhigend nahebringen. Lebt das eine oder andere abgebildete Kind noch? Ist es Hunger und Trommelfeuer entkommen? Wer an den russischen Teil der Desna fährt, sollte dieses Buch zur Hand haben.)
  • Scheer, Evelyn, und Serdyuk, Irina: Kulturschock Ukraine. Reise Know How Peter Rump GmbH Bielefeld 2007, ISBN 978-3-8317-1626-5 (Wer, wenn nicht Paddler, lernt Menschen am Wegrand kennen? Ukrainer sind Fremden gegenüber aufgeschlossen und gastfreundlich - wenn man ihre Lebensart versteht.)
  • Ukraine Tourist Map 1:1.250.000, National tourist organisazion Kyiv 2004



Quellen

Um den Artikel nicht weiter zu verlängern, wurden die Quellen in der Diskussionsseite aufgeführt.