Schwarzer Graben und Weinske (Krüger 1985)

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Der "Schwarze Graben" ist in Verbindung mit der Weinske bei entsprechendem Wasserstand ein durchgehend befahrbares Gewässer, das vom Großen Teich in Torgau bis zur Mündung in die Elbe bei Dommitzsch befahren werden kann.

Die Sportfreunde von Lok Torgau nutzen diese Strecke zumeist für ihr Sektions-Abpaddeln. Seit 1980 haben sie sich auch die Sportfreunde der BSG Stahl Brandis erschlossen und inzwischen gemeinsam mit Sportfreunden von Aufbau Böhlitz-Ehrenberg, Leipziger Verkehrsbetriebe und Lok Altenburg befahren.

Der Große Teich wird meist ab der zweiten Septemberhälfte von der Binnenfischerei Wermsdorf für das Abfischen vorbereitet. Für ca. drei bis vier Wochen besteht dann die Möglichkeit, sogar mit Zweier-Faltbooten, bei optimalem Wasserstand dieses reizvolle Gewässer zu befahren. Wir nutzten bisher mit Erfolg den Zeitraum von Ende September bis zum 7. Oktober. Sicherheitshalber ist aber eine Rückfrage bei der Binnenfischerei Wermsdorf, BT Torgau, angebracht.

Bei Anreise mit der Eisenbahn bietet sich eine Einsetzstelle unmittelbar am Bahnhof Torgau an. Bedingt durch das Zuschusswasser, geht es zunächst in zügiger Fahrt an den Parkanlagen mit dem Terrassencafe und an dem ausgedehnten Komplex des Flachglaskombinates vorbei. Dann öffnet sich vor uns eine Wiesenlandschaft mit einzelnem Baumbestand. Ab Döbern müssen wir uns etwas umstellen. Der Bach, der sich bisher in weiten Schleifen durch die Elbaue schlängelte, verbreitert sich seenartig, ein Zeichen, dass wir jetzt auf der Weinske paddeln. Hier habe ich mir schon nasse Füße geholt, weil Biber den Wasserlauf angestaut hatten und ich ihre Kunstwerke und die Stauhöhe unterschätzte.

1982 konnte ich zusammen mit meiner Tochter die kleinen Baumeister vom Boot aus in voller Aktion beobachten. Schade, dass sie wahrscheinlich nun von hier vertrieben werden, denn um ein ungefährdetes Ablaufen des Wassers aus dem Großen Teich zu gewährleisten, soll das Gewässer beräumt werden. Die seenartigen Ausbuchtungen der Weinske sowie die schmalen Durchfahrten sind stark verschilft, und wir kamen uns manchmal vor wie im tiefsten Mecklenburg, wenn wir uns eine Weiterfahrt durch das Schilf regelrecht erkämpfen mussten. Ab und zu bekommen auch mit kleinen Hindernissen zu tun, die zum Teil umtragen werden müssen: mal ist es ein niedriger Steg, mal ein umgestürzter Baum, dann wieder eine Barriere aus angeschwemmtem Treibgut.

Pferdekoppeln und Weidelandschaften mit Schafen und Kühen wechseln sich ab mit herbstlich bunten Waldstücken, aus denen knallig rot die Früchte des Weißdorns leuchten. Wildenten und Reiher schrecken wir auf, und immer wieder streichen von den kleinen Seen flügelklatschend Schwäne ab. Schon sind wir an den verträumten Dörfern Neiden und Elsnig vorbeigepaddelt, da treffen wir auf ein richtiges Hindernis, ein kleines Wehr. Wir haben es schon mit Faltbooten befahren, jetzt ist es allerdings neu mit Steinen geschüttet, so dass wir diesmal vorsichtshalber die Boote treideln.

Nachdem wir den Ort Drebligar passiert und den Kirchturm von Polbitz hinter uns gelassen haben, kommen wir an ein kleines Wiesenwehr. Es kann selbst mit Faltbooten befahren werden, allerdings muss man rechtzeitig an dem unmittelbar dahinter liegenden Steg den Kopf einziehen. Nach diesem Wehr ist es nicht weit bis zur Mündung. Bei niedrigem Wasserstand der Elbe legt man diese letzte Strecke bei plötzlich ungewöhnlich schneller Strömung zurück. Dann heißt es aufzupassen, etwa 50 m vor der Mündung liegen Steine! Aber bei einem mittleren Wasserstand der Elbe stören sie kaum.

Für die Strecke vom Bahnhof Torgau bis zur Mündung benötigten wir im Durchschnitt vier Stunden. Dabei war jedesmal eine Mittagsrast inbegriffen. Die Fahrt kann in Dommitzsch beendet werden, aber wegen der besseren Verkehrsverbindungen fuhren wir Leipziger bisher stets noch die 13 Elbe-km bis zur Fähre Pretzsch. Uns blieb meist etwas Zeit, im "Fährhaus" das Unternehmen zünftig zu beenden, um dann mit dem sogenannten "Heideexpress", einem durchgehenden Zug bis Leipzig, die Heimfahrt anzutreten.


Kilometerangaben laut Messtischblatt:

  • Auslauf Großer Teich km 0,0
  • links Bahnhof Torgau km 2,0
  • rechts Döbern (kürzeste Entfernung zur Straße) km 8,7
  • links Neiden, Straßenbrücke km 12,5
  • links Elsnig, Straßenbrücke km 16,5
  • links Drebligar, Straßenbrücke km 18,2
  • rechts Polbitz km 18,8
  • Mündung in die Elbe bei km 171,8: km 21,0


Quelle

Dieser Artikel stammt von Rolf Krüger, Leipzig, und erschien in der Zeitschrift "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 32. Jahrgang Nr. 1/Januar 1985, S. 8 f.

Der Text wurde aus der Zeitschrift unverändert übertragen, lediglich die neue deutsche Rechtschreibung wurde berücksichtigt. Eine Aktualisierung der Fakten auf heutigen Stand (neue Besitzverhältnisse, Schließung der Zuglinie Pretzsch-Leipzig (nur noch Pretzsch-Wittenberg wird befahren) usw.) wurde nicht durchgeführt.

Vielen Dank an Rolf Krüger für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.


Weitere Fahrtberichte


Weitere Artikel in Paddelzeitschriften

  • Chrastek, Inge und Björn, BSG Motor Leipzig-West: Magnet Schwarzer Graben und Weinske. In: "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 34. Jahrgang 2/1987, S. 15 f. (Mit Zuschußwasser von Torgau bis zur Mündung in die Elbe und auf dieser weiter bis Pretzsch: "Auf der Elbe waren wir völlig ernüchtert. Nach der herrlichen Landschaft bis Dommitzsch umgab uns nun Einöde." Nochmalige Beschreibungen liefert Albrecht Karthäuser in der DKV-Zeitschrift "Kanu-Sport" 12/1991, S. 564, und 2/1992, S. 88. ("Auf der Weinske"))


  • Karthäuser, Albrecht: Auf der Weinske. "Kanu-Sport" 12/1991, S. 564
  • Karthäuser, Albrecht: Auf der Weinske. "Kanu-Sport" 2/1992, S. 88 (Nochmaliger Abdruck des Artikels aus Heft 12/1991.)


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