Pommersche Seenplatte

Aus Faltbootwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Pommersche Seenplatte (poln. Pojezierze Pomorskie) liegt im früheren deutschen Hinterpommern, der heutigen polnischen Woiwodschaft Westpommern (Województwo zachodniopomorskie) in Nordwestpolen. Die Seenplatte ist in den Baltischen Landrücken eingebettet, der sich von Schleswig-Holstein über Mecklenburg und Nordpolen bis ins Baltikum zieht. Dieser Artikel behandelt die Seen und Moränen um die heutigen Städte Połczyn Zdrój (Bad Polzin), Drawsko Pomorskie (Dramburg), Złocieniec (Falkenburg) und Czaplinek (Tempelburg), die deutscher Zeit "Pommersche Schweiz" genannt wurden, im Polnischen "Pojezierze Drawskie" (Seenplatte von Drawsko) heißen. Mit einer Fläche von 1900 km² ist sie etwa so groß wie die Mecklenburgische Kleinseenplatte (genau genommen etwas größer).

Das Relief der Pommerschen Seenplatte entstand im Zuge des letzten Vorstoßes der Weichseleiszeit vor etwa 18.000 Jahren. Die eigentlichen Seebecken wurden allerdings vom schmelzenden Gletscherwasser vor etwa 14.000 Jahren ausgespült und füllten sich in der heutigen Gestalt gar erst vor 5000 bis 4000 Jahren, als das Eiszeitklima durch ein dem heutigen ähnliches Klima abgelöst wurde.

Charakteristisch ist das lebhaft bewegte Relief mit Moränenzügen, Tälern und verschieden geformten Seen. An deutschen Landschaften kommen ihm am ehesten die Seen um Plön, die Hügel um Krakow am See und die Moränen um Feldberg/Mecklenburg nahe, die alle zur gleichen Zeit entstanden sind. Bei der Pommerschen Seenplatte aber kommt dazu, daß in ihrem Kerngebiet zwei Gletschervorstöße nacheinander auf engstem Raum erfolgten, was die Hügelwelt besonders bewegt macht. Daher kommt auch die zerklüftete Form der Seen: teils füllen sie die Mulden alter, geschmolzener Toteisblöcke (Jezioro Wierzchowo / Virchowsee und Jezioro Wielimie / Vilmsee), was ihre rundliche Form und geringe Tiefe erklärt, teils zeichnen sie tiefe Schmelzwasserrinnen nach, die sich unter dem Eis entlanggruben (die Seenkette vom Jedzioro Pile / Großen Lübbesee bis zum Jezioro Wilczkowo / Völzkowsee und das nachfolgende Drawatal bis zum Jezioro Lubie / Großen Lübbesee ist eine einzige Schmelzwasserrinne). So hat der größte See der Seenplatte, der Dratzigsee / Jezioro Drawsko (18,7 km²), eine Tiefe von 79,7 m (zum Vergleich: der tiefste See Brandenburgs, der Große Stechlinsee, ist "nur" 69,5 m tief). Und dabei ist der Spiegel des Dratzigsees im 19. Jh. schon um 2,50 m abgesenkt worden! Seine Ufer fallen steil in die Tiefe ab, so verschwand 1790 durch eine Rutschung eine ganze Halbinsel mit Exerzierplatz im See. Auch die verwickelte Geologie demonstriert der See gut: in ihm kreuzen sich jüngere, nord-südlich verlaufende Schmelzwasserrinnen mit älteren, ost-westlich verlaufenden, die beide zu verschiedenen Zeiten unter dem Eis verlaufen sein müssen.

Der größte See ist der Jezioro Drawsko (Dratzigsee; 18,66 km²), durch den der bedeutendste Fluss der Landschaft, die Drage (poln. Drawa), fließt. Die wichtigsten Orte sind Czaplinek (Tempelburg), Szczecinek (Neustettin) und Połczyn Zdrój (Bad Polzin). Weil die Pommersche Seenplatte wesentlich unbekannter als die Masurische Seenplatte ist, gilt sie (auch wenn seit einigen Jahren die Infrastruktur ausgebaut wird) als touristisch noch wenig erschlossen. Den Anwohnern hilft das wenig: fünf Monate Tourismusgeschäft reichen nicht als Grundlage für alle. Viele Menschen sind arm; bei einer Arbeitslosenquote um und über 20 % verlassen immer mehr Junge ihre heimatlichen Orte.

Durch die geringe Bevölkerungsdichte (mit rund 20 Einwohnern pro km² gilt die Pommersche Seenplatte auch für polnische Verhältnisse als dünn bewohnt) sind die Gewässer oft noch relativ sauber. Hinzu kommt, daß die Verbindungsfließe zwischen den Seen für Motorboote nicht befahrbar sind, der Motorbootverkehr also gering ist. Manche der größeren Seen sind inzwischen durch Abwässer und Landwirtschaft mesotroph (= nährstoffhaltig-trübe) geworden (Jezioro Drawsko, Jezioro Trzesiecko, Jezioro Wielimie, Jezioro Wierzchowo), andere sind nach wie vor oligotroph (= nährstoffarm und klar), wie Jezioro Komorze, Jezioro Lubie, Jezioro Siecino, Jezioro Wilczkowo und Jezioro Żerdno.

Hier gibt es nicht nur die selten gewordenen, im Fischrestaurant Stare Drawsko erhältlichen Maränen; im Großen Lübbesee / Jezioro Lubie und im Sarebensee / Jezioro Żerdno schwimmen nach wie vor die 2-3 cm langen Kleinkrebse, die ursprünglich im Eismeer lebten und nach tausenden von Jahren noch immer hier vorkommen (Mysis oculata v. relicta und Pallasea quadrispinosa). Daß diese "Schwebgarnelen" oder "Reliktkrebse" zum Leben am kalten Seegrund sauerstoffreiches, sauberes Tiefenwasser benötigen, spricht für die Trinkwasserqualität dieser Seen, auch an der Oberfläche. In Polen haben diese Süßwassergarnelen sonst nur noch im See jezioro Mamry (Mauersee) in Masuren, in (Nord)Deutschland nur im Breiten Luzin in Feldberg/Mecklenburg überlebt.

Die Gewässer sind von weiten Kiefern- und (seltener) Buchenwaldungen umgeben, größere Städte fehlen. "Der Boden des Landrückens ist meist nur von geringem Werte. Fast der ganze pommersche Landrücken hat armen Boden, der dem Landmann selbst bei guter Bewirtschaftung nur geringe Erträge gibt. Ja, weite Strecken sind überdeckt mit Sand und nur zur Waldkultur zu benutzen. Früher war auch ein viel bedeutenderer Teil dieser Sandländereien mit Wald bestanden, später aber sind weite Strecken besonders in den höchsten Teilen des Landrückens an der pommernschen Grenze in der gewissenlosesten Weise entwaldet worden, ohne dass für Wiederaufforstung Sorge getragen worden ist, so dass jetzt auf dem ehemals mit mächtigen Kiefern, ja Buchen und Eichen bestandenen Boden nur noch spärliches Kieferngestrüpp oder Wacholdersträucher wachsen. Ganze Strecken leichten Flugsandes aber werden, aller Grasabdeckung bar, vom Winde auch über bessere Ländereien geführt und haben diese bedeckt und entwertet. Große Staatsforsten bestehen zwar, und der Staat kauft auch solche abgeholzte Strecken, welche für ihre Umgebung wegen ihres Flugsandes besonders gefährlich sind, zur Aufforstung an, oder gibt die Mittel zu derselben her; aber dennoch erreicht der Waldbestand... nicht ganz den Durchschnitt des im ganzen preußischen Staate vorhandenen." (HOLTZ 1890) Es gibt auch heute noch kaum Industrie, das Land wird in bäuerlichen Großbetrieben bewirtschaftet. Diese entspringen nicht alten pommerschen Gutshöfen, sondern wurden nach 1945 gebildet, indem man Brachflächen der Höfe, die nicht mit polnischen Siedlern besetzt waren und verkamen, aufforstete, und die übrigen Äcker als Intensivwirtschaft betrieb. So sind sowohl Landwirtschaftsertrag und als auch Waldfläche heute größer als zu deutscher Zeit. Die Intensivlandwirtschaft hat dieselben Folgen wie auf deutschen Äckern: Artenverarmung, Bodenverdichtung usw. Dennoch hat die moderne Wirtschaftsform der Umwelt nach 1945 auch Gutes gebracht: vollständig von Wald umrahmte Seen erlitten keinen Nährstoffeintrag durch Kunstdünger und haben bis heute die Trinkwasserqualität behalten.

Die schweren Kämpfe im Februar/März 1945 hinterließen auch an der Pommerschen Seenplatte ihre Spuren. Die Innenstädte von Drawsko/Dramburg und von Złocieniec/Falkenburg fielen Kämpfen und Brandstiftungen zum Opfer und mußten in der Nachkriegszeit neu aufgebaut werden. Fußwanderer sollten sich die gesprengten Bunker des deutschen Pommernwalls ansehen, die an den Ausfallstraßen von Szczecinek stehen: in den 30er Jahren mit ungeheurem Menschen- und Materialaufwand erbaut, hielten sie dem Ansturm der 1. Polnischen Armee, die im Verband der Sowjetarmee hier ihre Feuertaufe hatte, nur zwei Wochen stand. Pullover und Taschenlampe mitnehmen! In der Stadt Mirosławiec, 220 km südlich von Złocieniec, gibt es ein Museum dazu, und in Zdbice, einem Dorf 12 km nördlich von Wałcz, um das damals schwer gekämpft wurde, ein (allerdings vandalisiertes) Freilichtmuseum. Der militärischen Nachkriegsgeschichte können Nagelstiefelfreunde in Borne-Sulinowo nachspüren, einer 9000-Einwohner-Stadt, deren Existenz erst 1993 bekannt wurde.


Spezielle Infos für Paddler:

Die großen freien Wasserflächen bieten zusammen mit den schmalen, gewundenen Buchten, den verschiedenen Inseln und den Hügelzügen des Umlandes immer neue Perspektiven und machen das Paddeln auf den Seen so reizvoll. Der DKV-Flussführer von 1939 meint, in landschaftlicher Schönheit durchaus Masuren und Mecklenburg ebenbürtig, mit Steigerung von Ost nach West. "Sehr lohnende Fahrt!" (S. 197)

Mit Abstecher über den Kleinen und Großen Lubowsee, sonst aber auf direktem Weg, sind es von Eulenburg (Silnowo) nach Tempelburg (Czaplinek) 26 km, weiter bis Falkenburg (Zlocieniec) 40 km. An vielen Seen wurden Biwakplätze angelegt, manche auch mit Trockentoilette, auf denen eine einmalige Übernachtung geduldet wird.

Die Pommersche Seenplatte speist drei schöne Flüsse zum Kanufahren: Drage (Drawa), Pilow (Pilawa) und Küddow (Gwda).

Eine Wasserverbindung zwischen den Seen um Neustettin (Szczecinek) und dem Großen Pielburger See (Jezioro Pile) besteht nicht, ein Besuch des unzerstört gebliebenen Neustettin lohnt aber (direkte Bahnverbindung).

Allgemeine Infos auch im Faltboot-Wiki-Artikel Polen.


Anfahrt mit dem Zug

Zur Seenplatte gelangt man von Berlin aus mit umsteigen in Stettin. Von Stettin fährt mehrmals am Tag ein moderner Regionalzug mit Fahrrad- und Rollstuhlstellplätzen, der die Seenplatte einmal "durchfährt". Von Falkenburg (Zlocieniec) im Westen über Eulenburg (Silnowo) bis nach Neustettin (Szczecinek). Berlin - Eulenburg etwa 4:30 h.

Zwischen Berlin-Gesundbrunnen und Stettin fährt (Stand Fahrplan 2015/16) dreimal täglich (freitags viermal) ein Regionalexpreß durchgehend in beiden Richtungen - sonst muss in Angermünde umgestiegen werden. Nach Stettin gelten alle Nahverkehrstickets der DB wie Länderticket und Schönes-Wochenende-Ticket, aber auch Tickets des VBB. So kostet die Fahrt von Berlin nach Stettin für eine Person 10 € (mit Bahn-Card 25 oder 50 nur 7,50 €), Stand: 2016. Der Zug besteht aus drei aneinander gekoppelten Triebwagen mit je einem Fahrradabteil. An Werktagen dürften Gepäck und Boot einen Platz finden, am Wochenende nehmen viele Radfahrer den Zug. Mit den Tickets können am Ankunftstag auch die Busse und Straßenbahnen Stettins genutzt werden. - mehr siehe: VBB Infoseite Stettin. Im Hauptbahnhof in Stettin (günstig) das Anschlussticket kaufen zu ca. 5 €/Person oder im Zug für gut 1 € mehr oder schon vorab online (Biletyregionale.pl, auch in deutsch, aber nur mit Registrierung). Hinweis: In Polen wird zwischen Regional- und Fernverkehrszügen strikt unterschieden, Tickets sind nicht austauschbar. Viel Gepäck und Hunde kosten je 4,50 PLN (ca. 1 €) extra. (Zitat nach Christian vA im Artikel Pommersche Seenplatte 2013/14).

Bei einer Befahrung der Seenplatte von Ost (Großer Pielburger See (Jezioro Pile)) nach West (Dratzigsee (Jezioro Drawsko)) ist der Startbahnhof Eulenburg (Silnowo - google map) - gut 2 km entfernt vom Großen Pielburger See (über geteerte Straßen). Dazu den Bahnhof in südlicher Richtung verlassen. Nach 600 m nach rechts auf die Landstraße 20 einbiegen und nach 400 m leicht links von der Hauptstraße abbiegen. Nach 200 m erneut nach links abbiegen. Dieser Weg führt direkt zur Einsetzstelle an einer öffentl. zugänglichen Wiese mit kleinem Strand (hier kann evtl. auch eine Nacht gezeltet werden).

Wer nicht so weit gehen möchte, dem sei der Bahnhof Lubow (Lubowo) - direkt am Großen Lubowsee (Jezioro Lubicko Wielkie) - empfohlen. Allerdings wird dadurch der Große Pielburger See wie drei kleine weitere Seen ausgelassen.

Der Bahnhof Tempelburg (Czaplinek) liegt gut 2 km vom Dratzigsee (Jezioro Drawsko) entfernt - Straße vom Bahnhof geradeaus nach Norden gehen, s. Streckenbeschreibung - und ist von Berlin in gut 4 h über Stettin zu erreichen (etwa 4 Verbindungen pro Tag).

Wer eine Fahrt auf der Drage anschließen möchte, kann noch in den Zug einsteigen in Falkenburg (Zlocieniec) - Bahnhof ca. 1 km entfernt, Grünberg (Rzęśnica) - ca. 600 m entfernt, Dramburg (Drawsko Pomorskie) - ca. 1 km entfernt, Janikow (Jankowo Pomorskie) - ca. 600 m entfernt. Darüber hinaus kommt der nächste Bahnhof an der Drage erst 57 Flusskilometer später (und nach dem Militärischen Sperrgebiet) in Wildforth (Prostynia).

  • Nicht off-Topic: Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) - Regionalverkehr in Berlin und im Bundesland rundrum (Allerdings fahren viele Busse im Berliner Umland und gerade am Wochenende nicht immer mindestens stündlich. Die Fahrplanauskunft ermöglicht unter dem Button "Vorgaben fürs Umsteigen" verschiedene Umsteigegeschwindigkeiten. Die Standardeinstellung ist "normal" und kann z.B. auf min. 5 Min. gewechselt werden. Dies ist aber nur im Berliner Stadtgebiet sinnvoll, da die selteneren Anschlussverbindungen im Umland oft gut aufeinander abgestimmt sind (und man sonst 1 h oder mehr auf den Anschlusszug/-bus warten müsste). Die Fahrplanauskunft berücksichtigt auch alle Baustellen oder Ersatzverkehre sowie evtl. Verspätungen. Die VBB-Apps können hier heruntergeladen werden: VBB App für iPhone, Android, Windows. Tipps zur Faltbootmitnahme in Bahn und Bus hier. - Im VBB wird die Bahn Card 25 und 50 anerkannt und berechtigt zum Kauf eines ermäßigten (Kinder-) Fahrausweises. Diese Regelung gilt nicht im reinen Binnenverkehr in den Berliner A-, B- und C-Zonen.)


Streckenbeschreibung

Von der Einsetzstelle in Eulenburg (Silnowo) (google map) am nördlichen Ufer etwa 3 km entlang des Großen Pielburger Sees, am Örtchen Pielburg (Pile) vorbei (dort gibt es auch einen kleinen Strand, der sich zum Einsetzen eignet - google map) bis zum Straßen- und Eisenbahndamm und zum Ausfluss - der eigentlich eine Mündung ist, die Paddelrichtung verläuft entgegengesetzt der schwachen Fließrichtung.

Es lohnt sich aber auch in umgekehrter Richtung zu starten und den von viel Wald umstandenen See einmal ganz auszufahren (etwa 15 km mehr). Unter anderem kommt man dann an der Geisterstadt Westfalenhof (Kłomino) von Groß Born (Borne Sulinowo) vorbei. In Groß Born gibt es mehrere Supermärkte, s. google map. Am westlichsten Seeende und am Südufer ist der Ausfluss der Pilow (Pilawa). Eine Befahrung der Pilow lohnt (allerdings nicht bei allzu trockenen Sommern, wegen dem dann niedrigen Wasserstand) und ist vor allem für die, die es sehr einsam mögen und keine Angst vor viel Wald haben, sicher ein Erlebnis. Es sind etwa 74 km bis zur Mündung in die Küddow (Gwda), die ebenfalls der Pommerschen Seenplatte entspringt (in der Nähe von Neustettin (Szczecinek)) und auch ein lohnender Kanufluss ist.

Unter dem Straßen- und Eisenbahndamm geht es ganz links (südlich) dunkel und etwas gespenstisch hindurch (evtl. muss getreidelt werden - google map). Dahinter rechtshaltend öffnet sich der liebliche und nur 700 m lange Jezioro Lakie. Die direkte Route schneidet jedoch den See komplett ab. Dafür nach den Brücken links halten und entlang der Eisenbahntrasse geht es auf den ebenfalls recht kleinen und komplett von Wald umstandenen Kattsee (Jezioro Kocie). Der Ausfluss und Übergang zum Bärbaumsee ist grob geradeaus haltend am südwestlichen Ende des Sees. Von diesem kleinsten See der Tour geht es in nördlicher Richtung über einen "Kanal" zum sehr viel größeren Stressinsee (Jezioro Strzeszyn). Am westlichen Ufer liegt das Örtchen Stressin (Strzeszyn) mit 30 Einwohnern, durch das es mitten hindurch geht (am Ende kann evtl. gezeltet werden - google map). Der dahinter liegende Brudersee (Jezioro Brody) ist mit großer Einsamkeit und einer lieblichen Landschaft gesegnet. Es geht einmal direkt über den See (gut 1,5 km), am Ende sich am linken (südlichen) Ufer halten und in das Fließ Richtung Rackower See fahren.

Nach 200 m zweigt links das Fließ zum Kleinen und Großen Lubowsee ab. Die beiden Seen sollten nicht ausgelassen werden (etwa plus 8 km). Über den nur 400 m langen Kleinen Lubowsee geht es durch einen engen Durchlass (evtl. im Sommer viel Schilf) zum Großen Lubowsee (Jezioro Lubicko Wielkie), mit einer 25 ha großen Insel und am äußersten südlichen Ende dem Ort Lubow (Lubowo) mit 1300 Einwohnern, Campingplatz, Bahnhof und Einkaufsmöglichkeit. Die Kirche besitzt ein Triptychon von 1510, das die Jungfrau Maria zeigt (google map).

Zurück zum Fließ und der Normalroute, die nach gut einem Kilometer zum Rackower See führt. Entlang des rechten (nördlichen) Ufers paddeln, um den Ausfluss kurz vor Ende dieses Kleinods nicht zu verpassen (google map). Der Große Kämmerersee (Jezioro Komorze) ist sicher einer der Höhepunkte der Fahrt, mit seinen vielen (Halb-) Inseln und seiner langgestreckten Form umgeben von dichtem Wald. Am Ende des 7,5 km langen Sees am rechten (nördlichen) Ufer bleiben und an Strand und dahinter liegendem Biwakplatz aussetzen (google map).

Über den Feldweg bis zur Landstraße 171 und an dieser nach links und in den Ort Zicker (Sikory) karren. Im Ort bis zum Wegweiser, der nach Zerdno weißt, und diesem folgend nach rechts abbiegen. Noch 1 km immer geradeaus bis zum Sareben See (Zerdno). Wegstrecke insg. knapp 3 km.

Einmal über den See (gut 3 km) und am westlichen Ende in das Fließ (die Drage) bei Alt Draheim (Stare Drawsko) paddeln, mit sehenswerter Burgruine einst vom Johanniterorden im 14. Jh. erbaut. Direkt am Fließ steht links die Kirche von 1870, die hauptsächlich aus Granitsteinen der dahinter liegenden Burgruine erbaut wurde. Nach der Brücke auf der linke und rechten Seite befinden sich Biwakplätze und es öffnet sich der größte See der Pommerschen Seenplatte, der Dratzigsee (Drawsko), der im 18. und 19. Jh. um insgesamt fast 4 m abgesenkt wurde, um Ackerland und Wiesen zu schaffen. Wer direkt zur Drage (Drawa) weiterfahren möchte, überquert den See einmal und an der Südspitze der größten Insel des Sees vorbei, an Kalkwerder (Bielawa), auf der eine 200 Jahre alte vierstämmige Buche mit 10 m Stammumfang steht, und findet den Ausfluss ganz im Westen (google map). Eine Weiterfahrt bis Falkenburg (Zlocieniec), über Reppower- und Krössinsee (Jezioro Krosino), mit Abstecher zum Völzkowsee, lohnt sehr (plus 16 km).

Zum Hauptort Tempelburg (Czaplinek) geht es jedoch nach Süden. Gegenüber der Insel Kalkwerder liegt ein Biwakplatz (am westl. Ufer), ansonsten befinden sich kurz vor erreichen von Tempelburg am östl. Ufer mehrere Campingplätze. Die öffentliche Aussetzstelle ist leicht westlich der Stadt (google map), von hier ist auch der kürzeste Weg zum Bahnhof (knapp 3 km, siehe: google map). Und von hier stach 1955 der junge Priester Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II., zum Paddeln über die Drage mit einem Faltboot in See.

Das kleine vom Templerorden gegründete Städtchen, welches im Zweiten Weltkrieg unzerstört und von Plattenbauten verschont blieb - die Innenstadt steht unter Denkmalschutz, ist in einem schmucken Zustand. Vorläufer der Stadt war eine wendische Siedlung, Czaplin (siehe Nachbau beim südlichsten Campingplatz bzw. an der nördlichen Stadteinfahrt), bevor Templer hier eine Burg errichteten (vor 1291). Sehenswert ist die ehemals evangelische Kreuzkirche (1829) von Schinkel am Marktplatz, in Form eines griechischen Kreuzes und mit ersetzter Inneneinrichtung nach 1945, das Rathaus von 1845 (ebenfalls am Marktplatz), die Stadtkirche St. Trinitatis (aus dem 13. Jh., umgebaut 1725) mit separat stehendem hölzernem Glockenturm aus dem 18. Jh. (in der ul. Moniuszki) und der ehemalige Jüdische Friedhof von 1820.


Links zu weiteren Beschreibungen


Literatur

  • Reiseführer über die Pommersche Seenplatte. Beispielsweise bei: amazon.de
  • Kanuführer über die Drage ab Tempelburg (jedoch bedingt empfehlenswert, weil sehr knapp beschrieben und vereinzelt fehlerhaft). Beispielsweise bei: amazon.de
  • Straßenkarte, die die Pommersche Seenplatte und den Beginn der Drage bis Falkenburg abdeckt (die eingezeichnete Kanutour zwischen Neustettin und Großer Pielburger See ist nicht möglich). Beispielsweise bei: amazon.de
  • Ellwart, Jaroslaw: Mittleres Hinterpommern. Touristisches Handbuch. Verlag Region Gdynia 2006, ISBN 83-89178-52-4; Neuauflage war für Juni 2009 geplant, E-Mail Kontakt über Jaroslaw Ellwart [jaroslaw.ellwartETTjerk.pl] (Eher für Fußwanderer gedacht, aber mit detaillierten Beschreibungen und Tips für die Pommersche Seenplatte.)
  • Galiński, Zbigniew: Rzeki Pojezierza Drawskiego. Przewodnik kajakowy. Verlag Verlag Pascal Bielsko-Biała 2008, ISBN 978-83-7513-204-5 (Paddelatlas 1:50.000 mit polnischen Erläuterungen von Drawa, Piława, Gwda und Rurzyca.)
  • Marhoff, Lydia, und Meyer-Fembach, Frank: Polen - Kanutouren in Pommern. Drawa, Brda, Wda. Conrad Stein Verlag Welver 2005, ISBN 978-3-89392-356-4 mit Aktualisierungen und Präzisierungen im Internet! (Ausführliche Streckenbeschreibung mit vielen Tips. Die zur Drawa führenden Seen werden ab Czaplinek beschrieben, einschl. Jezioro Drawsko / Dratzigsee.)


Artikel in Paddelzeitschriften

Siehe auch


Kanu-Sport

  • Neumann, Hans-Joachim: Die Drawa - einer der schönsten Flüsse Polens. "Kanu-Sport" 10/1997, S. 448-452 (Ausführlicher Fahrtbericht vom Jezioro Drawsko / Dratzigsee über die Seenplatte bis zur Mündung in den Notec /die Netze. Achtung bei manchen Ortsnamen - der Setzkasten des Verlages gab die polnischen Sonderzeichen nicht her.)
  • Schröder, Manfred: Ein guter Rat. Pommersche Seenplatte. "Kanu-Sport" 7/2006, S. 8-12, mit Leserbrief in Heft 9/2006, S. 6 (Pommern/Nordwestpolen: Der Rakoń taugt nur für Sägepaddler, und der Schlamm der Kokna stinkt schrecklich - aber immerhin gibt’s noch die Drawa. Zumindest, wenn man polnische Ortsnamen richtig ausspricht... Hübsche Paddelerzählung. Und so ganz nebenbei: Die Seen (die der Autor nicht paddelte) sind eine herrliche Landschaft.)


Kanumagazin

  • hier steht noch nichts


Kajak-Magazin

  • hier steht noch nichts


Weblinks


Quellen

  • Jarosz, Stefan: Die polnische Landschaft und ihre Urfragmente. Zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Budownictwo i Architektura Warszawa ca. 1956, S. 47-50 und 54 f. (Zur Landschaftsnatur der Seenplatte)
  • Natur Westpommerns. Verlag OFICYNA IN PLUS Szczecin 2004, ISBN 83-89402-00-9, S. 29-31 (Zu Entstehung und Landschaftsnatur der Seenplatte), S. 96 und 157 (Zum Alter der Seenplatte), S. 207 f. (Zum Landwirtschaftsbetrieb)
  • Schmidt, Werner, und Krausch, Heinz-Dieter: Das Feldberger Seengebiet. Ergebnisse der landeskundlichen Bestandsaufnahme in den Gebieten Feldberg, Fürstenwerder, Thomsdorf und Boitzenburg (Werte der Deutschen Heimat Band 57). Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1997, ISBN 3-7400-0936-5, S. 56 (Zum Vorkommen eiszeitlicher Reliktkrebse im Breiten Luzin)




Grenzen und Ortsnamen entlang der Rega, der Parsęta (deutsch: Persante) und an der Pommerschen Seenplatte zur deutschen Kaiserzeit (1899). Rosa ist die Provinz Brandenburg, violett die Provinz Westpreußen, orange die Provinz Hinterpommern und grün die Provinz Posen dargestellt. - Zur Nazizeit (um 1936) wurden zahlreiche slawisch klingende Ortsnamen "aufgenordet", d. h. in deutsch klingende Namen umbenannt. Auf Karten mit dem Bearbeitungsstand 1944 tragen daher viele Orte andere Namen.