Nemunas: Unterschied zwischen den Versionen

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(Ist eine spannende Geschichte mit Klein-Litauen! So was weitet den Horizont und macht die Würze aus. Ich habe mal den Bobrowski-Link auf die deutsche Wikipedia gesetzt.)
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=== Mündungsdelta ===
 
=== Mündungsdelta ===
  
Die Memel verzweigt sich bereits kurz hinter Tilsit, noch 50 km vor dem Haff, ein erstes Mal. Hier verläßt sie südwestlich der in das Kaliningrader Gebiet fließende [http://wiki-de.genealogy.net/Gilge_%28Fluss%29 Gilgestrom] (heute [https://de.wikipedia.org/wiki/Matrossowka Matrossowka]). Auf diesem wäre es (theoretisch) möglich, über zwei Kanalstücke entlang der Haffküste, über Deime und Pregel bis nach Königsberg/Kaliningrad und ins Frische Haff zu gelangen.<br>
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Die Memel verzweigt sich bereits kurz hinter Tilsit, noch 50 km vor dem Haff, ein erstes Mal. Hier verläßt sie südwestlich der in das Kaliningrader Gebiet fließende [http://wiki-de.genealogy.net/Gilge_%28Fluss%29 Gilgestrom] (heute Матросовка/[https://de.wikipedia.org/wiki/Matrossowka Matrossowka]). Auf diesem wäre es (theoretisch) möglich, über zwei Kanalstücke entlang der Haffküste, über Deime und Pregel bis nach Königsberg/Kaliningrad und ins Frische Haff zu gelangen.<br>
Der Hauptstrom hieß von hier an früher Ruß-Strom, wird aber heute im weiteren Verlauf weiter als Nemunas bzw. Memel bezeichnet. (Früher bezog sich die Kilometrierung der Memel wohl auf diesen Fixpunkt - was glaubhaft erscheint, da das Delta bis heute in das Haff ''hineinwächst''. Evtl. grobe Unstimmigkeiten bei alten Angaben haben womöglich hierin eine Begründung.)<br>
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Der Hauptstrom hieß von hier ab früher Ruß-Strom, wird aber heute auch im weiteren Verlauf als Nemunas/Memel bezeichnet. (Früher bezog sich die Kilometrierung der Memel wohl auf diesen ''End''- bzw. Fixpunkt - was insofern glaubhaft erscheint, da das Delta ja bis heute stetig in das Haff ''hineinwächst''. Evtl. grobe Unstimmigkeiten bei alten Angaben haben womöglich hierin eine Begründung.)<br>
  
 
Bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Rusn%C4%97 Rusnė]/[http://wiki-de.genealogy.net/Ru%C3%9F Ruß] verzweigt sich die Memel dann in 3 Hauptarme, die das eigentliche Delta aufspannen. (Der südlichste Arm, die Skirvytė, definiert weiterhin den Grenzverlauf, so daß sich das gesamte Delta auf litauischem Territorium befindet.) Wahrscheinlich ist es reizvoll, dieses Delta, welches vor allem auch Vogelschutzgebiet ist, zu "erforschen"; allerdings besteht das Problem, daß zumindest die Hauptarme eine nicht unerhebliche Strömung aufweisen. Stromab gibt es keine weiteren Orte mehr, aus denen man auf eine Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bauen kann. Der letzte richtige Ort ist Rusnė. [https://de.wikipedia.org/wiki/Min%C4%97 Minė] (dt. [http://wiki-de.genealogy.net/Minge_%28Ort%29 Minge]), obwohl als Tourismusort bekannt, ist zumindest verkehrstechnisch eher unbedeutend (und die Titulierung als ''"litauisches Venedig"'' in jedem Fall reichlich übertrieben!).
 
Bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Rusn%C4%97 Rusnė]/[http://wiki-de.genealogy.net/Ru%C3%9F Ruß] verzweigt sich die Memel dann in 3 Hauptarme, die das eigentliche Delta aufspannen. (Der südlichste Arm, die Skirvytė, definiert weiterhin den Grenzverlauf, so daß sich das gesamte Delta auf litauischem Territorium befindet.) Wahrscheinlich ist es reizvoll, dieses Delta, welches vor allem auch Vogelschutzgebiet ist, zu "erforschen"; allerdings besteht das Problem, daß zumindest die Hauptarme eine nicht unerhebliche Strömung aufweisen. Stromab gibt es keine weiteren Orte mehr, aus denen man auf eine Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bauen kann. Der letzte richtige Ort ist Rusnė. [https://de.wikipedia.org/wiki/Min%C4%97 Minė] (dt. [http://wiki-de.genealogy.net/Minge_%28Ort%29 Minge]), obwohl als Tourismusort bekannt, ist zumindest verkehrstechnisch eher unbedeutend (und die Titulierung als ''"litauisches Venedig"'' in jedem Fall reichlich übertrieben!).
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Weiterhin gehört zum Delta der große, flache, teilweise vermoorte See Krokų Lanka (''das Krakerorter Lank''), der einst durch Verlandung vom Haff abgetrennt wurde. Nördlich davon befindet sich ein großes Moor, dessen östlicher Teil heute ein riesiger Torfabbau ist (beides zwar interessant, aber wohl nicht mit dem Boot besuchbar).
 
Weiterhin gehört zum Delta der große, flache, teilweise vermoorte See Krokų Lanka (''das Krakerorter Lank''), der einst durch Verlandung vom Haff abgetrennt wurde. Nördlich davon befindet sich ein großes Moor, dessen östlicher Teil heute ein riesiger Torfabbau ist (beides zwar interessant, aber wohl nicht mit dem Boot besuchbar).
  
[http://www.nemunodelta.lt/modules/download.php?file_id=617 Karte des Deltas] - allerdings in schlechter Auflösung. In den örtlichen Tourismusinformationen (Rusnė, Šilutė) liegen jedoch recht brauchbare Exemplare aus! Für ambitionierte Fahrten im Delta sollte man sich Thomaschkys Wasserwanderführer "Nördliches Ostpreußen und Memelland" (siehe [[Nemunas#Literatur | Literatur]]) besorgen, da er die einzelnen Arme des Deltas sowie die Kanäle detailliert behandelt.   
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[http://www.lbs.lt/image/Nemuno%20deltos%20zemelapis.jpg Übersichtskarte des Deltas] - in mittlerer Auflösung.<br>
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In den örtlichen Tourismusinformationen (Rusnė, Šilutė) liegen jedoch recht brauchbare Exemplare aus! Für ambitionierte Fahrten im Delta sollte man sich Thomaschkys Wasserwanderführer "Nördliches Ostpreußen und Memelland" (siehe [[Nemunas#Literatur | Literatur]]) besorgen, da er die einzelnen Arme des Deltas sowie die Kanäle detailliert behandelt.   
  
 
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Version vom 20:34, 17. Sep 2014

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Die Memel (litauisch Nemunas, weißrussisch Нёман (Njoman), russisch Неман (Neman), polnisch Niemen) ist ein 937 km langer Strom, der von Weißrussland über Litauen fließt und sich dort in ein Delta verzweigt und in das Kurische Haff mündet.

Der litauische Teil ist derzeit ab Birštonas, oberhalb von Kaunas, schiffbar - allerdings ist der gesamte Flußverlauf nicht (oder nur sehr wenig) ausgebaut und Schiffsverkehr findet nicht in relevantem Ausmaß statt. Auch im litauischen Oberlauf verkehren teilweise größere Schiffe; hauptsächlich ist wohl in Touristenzentren mit Ausflugsbooten zu rechnen. Von Kaunas besteht eine Schiffsverbindung zur Kurischen Nehrung.

In Kaunas wird der Nemunas in einem 25 km langen See aufgestaut, dem "Kauno marios" bzw. Kaunasser Meer. Der Rückstau soll sich lt. Wikipedia aber bis zu 80 km erstrecken. Der Stausee wird auch als Segelgewässer genutzt.

Die durchgängige Faltboottauglichkeit ab km 89 gilt als gesichert, wie der 2002er Fahrtbericht von Stritzky / de Pree (Teil 1 - Weißrussland, Teil 2 - Litauen) belegt - kann aber schon einiges flußauf vermutet werden.

Die weißrussisch-litauische Grenze kann - anders als in obigem Bericht geschildert - mittlerweile möglicherweise befahren werden (es gibt Hinweise, daß es die Möglichkeit der Befahrung Czarna Hańcza / Augustow-Kanal - Memel von Polen über Weißrußland nach Litauen gibt - somit müßte die Möglichkeit der Grenzüberschreitung auf dem Wasserweg also grundsätzlich existieren). Dies wird in jedem Fall mit einem größeren administrativen Aufwand verbunden sein.


Paddeln auf dem Gewässer

Der Fluß wurde vom Verfasser nicht befahren. Hier sollen nur einige Hinweise bzw. Ansichten zusammengetragen werden, die teilweise aus Erfahrungen und Einschätzungen vor Ort entstammen, bzw. solche, die aus entsprechendem Info-Material entnommen wurden. Diese beziehen sich ausschließlich auf Litauen!

Eine Gesamtbefahrung ist - außer, daß man eben die Memel vollständig befahren hätte - möglicherweise weniger attraktiv, vor allem in Bezug auf andere litauische Wanderflüsse (wobei dies natürlich jeder selbst entscheiden kann und soll!). Da einige dieser Flüsse jedoch in die Memel münden, bietet es sich aber evtl. doch an, zumindest Teilabschnitte in eine Tourenplanung einzubeziehen.

Es kann davon ausgegangen werden, daß der Fluß touristisch kaum (hinsichtlich einer Nutzung als Paddelgewässer eher gar nicht) genutzt wird. Von daher ist auch keinerlei paddeltaugliche Infrastruktur zu erwarten.


Weißrussischer Abschnitt

Der Nemunas galt zu sowjetischen Zeiten bereits ab Orja, einer Ortschaft ca. 30 km östlich der Stadt Mosty, als schiffbar.

Vielleicht ist es interessant zu wissen, daß es über den Nemunas einen Wasserweg von der Ostsee zum Schwarzen Meer gibt: von der Schtschara, einem östlich der Stadt Mosty mündenden Nemunas-Nebenfluß, zweigt aus dem Oberlauf der Oginski-Kanal nach Süden ab, quert den 7 × 5 km großen See oзepo Выгoнощaнcкoe und die folgenden Pripjatsümpfe, tangiert das Städtchen Telechany / Teлexaны und erreicht nach insgesamt 55 km die Jasselda, die über Pripjat und Dnepr die Verbindung zum Schwarzen Meer herstellt. Die 14. Auflage des Brockhaus-Lexikons (1894-1896) schreibt dazu: "Nach dem Fürsten Michael Kasimir Oginskij (1731-99), Großhetman von Litauen (der ihn anlegte), benannter Kanal im Kreis Pinsk des russ. Gouvernements Minsk, verbindet die Schara (Nebenfluß des Njeman [Niemen]) mit der Jazolda (durch den Pripet zum Dnjepr gehend) und ist 55 km lang. Der ganze dadurch hergestellte Wasserweg von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer beträgt 2566 km. Den O. K. passierten (1892) 257 Kähne und Barken und 12 937 Flöße." Die 4. Auflage von Meyers Konservationslexikon (1885-1892) ergänzt: "Das System hat 20 Schleusen; es wird nur im Frühjahr von flachen Booten befahren." Verkehrspolitische Bedeutung jenseits der Flößerei hat der 1768-1804 entstandene Kanal aber lt. WEISE (1981) nie erhalten.

Der Oginski-Kanal ist nicht identisch mit dem Dnepr-Bug-Kanal, der Weichsel und Dnepr verbindet und bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion der Verkehrsweg ukraninischen Eisenerzes für das Stahlwerk in Eisenhüttenstadt war.


Litauischer Abschnitt

Der ganze Fluß ist sehr naturnah. Hauptsächlich wird eine recht einsame Landschaft durchfahren. Nur wenige Orte bzw. Städte liegen tatsächlich so am Fluß, als daß sie diesen in die Stadt direkt einbeziehen würden und man "durch die Stadt" fährt. Lediglich Kaunas erstreckt sich direkt zu beiden Flußufern, aber auch hier befinden sich in direkter Flußnähe hauptsächlich Verkehrswege.

Womöglich aufgrund des geringen Schiffsverkehrs befinden sich wohl auch keine größeren Hafenanlagen oder Industriekomplexe am Wasser.

Das Flußbett ist bis Smalininkai mehrfach mit Grundschwellen durchsetzt, die aus zähem Ton mit eingebetteten Steinen und Findlingen bestehen (wie bei km 417.8); die beiden größten sind durch das "Kaunasser Meer" überstaut. Dagegen besteht das Bett des Unterlaufs ab Smalininkai aus Sand mit einzelnen Kiesadern; nur bei den km 38 und km 28 ziehen sich noch einmal solche "Riffe" durch den Strom, die aber nur bei starkem Niedrigwasser für die Schifffahrt gefährlich sind. Die Ufer des Unterlaufs bestehen aus Sand- und Tonboden und waren in deutscher Zeit meist künstlich befestigt.

Die Wasserqualität der Memel ist ausreichend gut. Man kann wahrscheinlich im gesamten Verlauf baden (ich habe dies an verschiedenen Stellen getan - kann die Aussage aber nicht sicher verallgemeinern). Über eine evtl. (Alt-)Belastung des Gewässers ist mir nichts bekannt. Wer z.B. in der Elbe badet, wird jedenfalls auch dort seinen Spaß daran haben.


Oberlauf

Memel kurz unterhalb der weißrussisch-litauischen Grenze.

Kurz hinter der Grenze befindet sich Druskinikai, ein Kurort, der nicht ganz zu Unrecht auch als "Stadt im Wald" bezeichnet wird (und in dessen Umgebung es sehr viele Pilze geben soll). Der litauische Oberlauf durchfließt hauptsächlich eine bewaldete Landschaft - ein gutes Stück durch den Dzūkija Nationalpark, durch den ebenfalls Ula und Merkys fließen - der seinerseits dann bei Merkinė in den Nemunas mündet.

Etwa zwischen Alytus und Birštonas durchfließt sie den Memelschleifen Regionalpark, wobei man gleich zweimal durch Birštonas kommt - in einer großen Schleife liegt zwischendurch Prienai. Weiterhin dominieren Natur und große Waldgebiete, die teilweise bis an den Fluß reichen.

Dundak beschwerte sich 2002 über die schlechte Wasserqualität in diesem Abschnitt: der Dreck der Großstadt Grodno hinterließ den Fluß noch weit hinter der Mündung des Merkys "nur auf dem Niveau von Elbe oder Loire".

THOMASCHKY (1933) gibt die Strömungsgeschwindigkeit des litauischen Oberlaufes mit 3,6 km/h bei Mittelwasser an. "Strömung ist kräftig, nur in der äußersten Mündung schwächer. Tagesleistung eines Vierers mit Strom etwa 80 km, gegenan ca. 40 km." (RUPERTI 1910)


Kaunasser Meer / Kaunas

Das Kaunasser Meer ist ziemlich groß, vor allem lang. Allerdings "schlängelt" sich der Verlauf etwas und es gibt einige größere Buchten, so daß man nicht die ganze Zeit eine "endlose" Wasserfläche vor sich hat. Zudem ist es landschaftlich recht schön gelegen; teilweise mit Hochufern und viel Wald. Man braucht also nicht 25 km stumpf durch Ödnis paddeln.

Sofern man das Kaunasser Meer befährt, sollte man sich unbedingt das ethnographische Freilichtmuseum in Rumšiškės anschauen - und hierfür ruhig auch mindestens einen halben Tag einplanen (vor allem auch, weil das Gelände recht weitläufig ist).

Sehenswert ist auch das Kloster Pažaislis rechts, kurz vor der Staumauer.

Den Bereich direkt um Kaunas ist vielleicht weniger einladend; evtl. sollte man bei einer Teilbefahrung diesen Bereich auch meiden. Die Ortsdurchfahrt ist relativ lang (lt. Kilometrierung ca. 20 km), was in Kombination mit Stausee davor (lang und ohne Strömung) und dem notwendigen Umtragen ungünstig erscheint. (Die Wasserqualität, bei Stritzky / de Pree noch als mögliches Ausschlußkriterium genannt, hat sich hingegen anscheinend verbessert.) Das Umtragen selbst sollte jedoch (aus der Erinnerung heraus behauptet) nicht allzu problematisch sein.

Anderseits ist Kaunas natürlich ein Verkehrsknotenpunkt, so daß gewichtige Gründe dafür sprächen, gerade hier die Fahrt zu beenden. Der Hauptbahnhof liegt recht nahe am Wasser. Der Bahnhof "Palemonas" liegt ebenfalls günstig, zudem vor! dem Stauwehr.

Die Stadtdurchfahrt ist möglicherweise anfangs nicht besonders reizvoll. Im letzten Abschnitt, vor dem Zusammenfluß mit der Neris, dominiert dann aber Grün und man kommt recht nahe der Altstadt vorbei - evtl. ist dieser auch vom Wasser aus attraktiv. Zumindest linksseitig wird der urbane Bereich dann recht schnell verlassen. (Aus der Erinnerung heraus sollte nach der letzten Brücke recht schnell wieder "relative" Ruhe einkehren - wir waren dort mal mit dem Rad unterwegs. Dort sollte sich bald ein Rastplatz finden lassen.)


Unterlauf

Im Verlauf ab Kaunas wird die Landschaft weiter; Wälder treten zurück und es gibt öfter Wiesen bzw. landwirtschaftlich genutzte Flächen. Trotzdem ist der Fluß weiterhin sehr naturnah. Allerdings folgt nach Kaunas auf der rechten Seite eine recht stark befahrene Straße, die teilweise die Romantik etwas stören mag. (Diese folgt zwar bis Jurbarkas mehr oder weniger dem Flußverlauf, tritt aber bald etwas zurück und der Verkehr nimmt auch spürbar ab.)

Es gibt sehr viele Sandstrände und somit attraktive Rastmöglichkeiten. Vielleicht erinnert der Fluß selbst manchmal an die Elbe in Sachsen-Anhalt. Allerdings ist er insgesamt etwas tiefer in die Landschaft hineingeschnitten und es befinden sich hin und wieder beachtliche Höhenzüge oder Berge am Ufer.

Es werden weiterhin interessante Orte bzw. Sehenswürdigkeiten gestreift. Diese liegen aber teilweise in einiger Entfernung zum Strom - z.B. zwischen Kaunas und Jurbarkas rechts die "Burgenroute" (Raudondvaris, Vilkija, Raudonė, Panemunė) - oder aber auf der russischen Seite (wie Ragnit und Tilsit).

Trotzdem gibt es auch "flußnah" einiges zu sehen. Nicht verpassen sollte man, z.B. die Burghügel von Sudargas oder den Rambynas zu erklimmen - allein schon wegen der Aussicht. Ebenfalls keinesfalls! die Storchen-Kolonie von Bitėnai (die dort - eher "untypisch" - im Wald auf Bäumen leben).

Ab Tilsit wird das Gelände dann recht flach.


Für geschichtlich Interessierte ist es ggf. von Bedeutung, daß man ab Smalininkai (dt. Schmalleningken) - dort, wo die Memel heute die Grenze zur Kaliningrader Oblast markiert - durch einen Kulturkreis fährt, der früher (je nach Betrachtungsrichtung) als Preußisch Litauen bzw. als Kleinlitauen bezeichnet wurde. Unter dem litauischen Namen Mažoji Lietuva lebt diese Bezeichnung bis heute fort.
Obwohl dieses Gebiet lange Zeit unter deutscher bzw. preußischer Verwaltung stand, war es trotzdem zu einem nicht unerheblichen Teil von Litauern bzw. zuvor von baltischen Volksstämmen bewohnt. Kleinlitauen war auch für die litauische Kulturgeschichte äußerst bedeutsam - u.a. wurden hier Impulse zur Fixierung der Schriftsprache und Grammatik gelegt sowie erste litauische Bücher gedruckt. (Dies ist umso erstaunlicher, als natürlich auch in Preußen die Rechte der Ursprungsbevölkerung eingeengt und Kultur und Sprache weitgehend aus dem öffentlichen Leben verdrängt wurden - was u.a. bereits im 17. Jh. zum Aussterben der "preußischen Sprache" führte.)
Nach dem I. WK wurde der Teil rechts des Flusses vom Deutschen Reich abgetrennt und als "Memelgebiet" dem Völkerbund unterstellt, 1923 von Litauen besetzt und im Verlauf des II. WK's endgültig (der damaligen Sowjetrepublik) Litauen zugeordnet.

Obwohl man aufgrund der langen preußischen Vorherrschaft hier tatsächlich bspw. architektonische Besonderheiten ausmachen kann, wird dies im Rahmen einer Befahrung wohl eher aufmerksamen Beobachtern auffallen - zumal größere Ortschaften ja nicht direkt besucht werden. In Smalininkai und Rusnė sind solche Zeugnisse der Geschichte jedoch sichtbar. Ggf. lohnt sich unter diesem Aspekt auch der beschriebene "Einkaufs-Abstecher" bei km 38 nach Plaškiai (dt. Plaschken) oder ein Besuch der Stadt Šilutė/Heydekrug, die man ebenfalls auf dem Wasserweg erreichen könnte; ebenfalls sehenswert wäre Šereitlaukis Nahe der Mündung der Jūra. (In dem Gebiet, z.B. in Rusnė, leben auch heute noch einige deutschsprachige Ostpreußen - allerdings werden solche überraschenden, durchaus amüsanten Treffen aufgrund fortschreitenden Lebensalters leider sehr selten.)


Auf dem litauisch-russischen Grenzabschnitt wurde STRITZKY (2002) übrigens durch Schmuggler gestört, die beileibe nicht nur nachts tätig waren (sein Bericht ist überhaupt lesenswert!) Da die Grenze heute als EU-Außengrenze sehr gut (zumindest auf litauischer Seite auch mit modernen, ferngesteuerten Beobachtungs- bzw. Kamera-Türmen) überwacht wird, werden solche Erlebnisse wohl eher der Vergangenheit angehören. Wahrscheinlicher ist da, daß die Nachtruhe durch eine motorisierte Grenz-Patrouille gestört wird.
(Nebenbei: Aufgrund der wohl beidseitig guten und vermutlich lückenlosen Überwachung und Aufzeichnung sollte man in Erwägung ziehen, zumindest in diesem Bereich in jedem Fall bekleidet zu baden.)


Gegenwind und schwankender Pegel:
"Oft ist starker Gegenwind auf der Memel. Sie ist halt recht breit und fließt gen Norden. 1994 war ich mit dem Rad im Baltikum (übrigens Ende Oktober!) Wir hätten fast für 50 Mark ein russisches Schlauchboot gekauft, aber der Wind hat uns diese Entscheidung zurücknehmen lassen. Die Memel ist zwar nicht eintönig, aber etwas gleichförmig. Kleinere Flüsse sind vielseitiger." (Zitat Peter Sc. im Faltbootforum vom 11.6. 2001) Schon THOMASCHKY (1933) erwähnt bei Westwind mittlerer Stärke starke Wellenbildung, "die ein Befahren des Stromes in offenen Ruderbooten nicht mehr ratsam erscheinen läßt" (S. 22).

"Die Strömung ist abhängig von der Wasserabgabe des Staudamms oberhalb Kaunas. Dessen Wasserabgabe kann - kraftwerksbedingt - stark und schnell schwanken: Mein Mitfahrer fand seine Füße unerwartet im Memelwasser und mußte sein Zelt mitten in der Nacht höher aufbauen. Als Paddler hatte ich unbewußt einen höheren Platz gewählt." (Zitat Peter Sczy im Faltbootforum vom 29.11. 2010)


Mündungsdelta

Die Memel verzweigt sich bereits kurz hinter Tilsit, noch 50 km vor dem Haff, ein erstes Mal. Hier verläßt sie südwestlich der in das Kaliningrader Gebiet fließende Gilgestrom (heute Матросовка/Matrossowka). Auf diesem wäre es (theoretisch) möglich, über zwei Kanalstücke entlang der Haffküste, über Deime und Pregel bis nach Königsberg/Kaliningrad und ins Frische Haff zu gelangen.
Der Hauptstrom hieß von hier ab früher Ruß-Strom, wird aber heute auch im weiteren Verlauf als Nemunas/Memel bezeichnet. (Früher bezog sich die Kilometrierung der Memel wohl auf diesen End- bzw. Fixpunkt - was insofern glaubhaft erscheint, da das Delta ja bis heute stetig in das Haff hineinwächst. Evtl. grobe Unstimmigkeiten bei alten Angaben haben womöglich hierin eine Begründung.)

Bei Rusnė/Ruß verzweigt sich die Memel dann in 3 Hauptarme, die das eigentliche Delta aufspannen. (Der südlichste Arm, die Skirvytė, definiert weiterhin den Grenzverlauf, so daß sich das gesamte Delta auf litauischem Territorium befindet.) Wahrscheinlich ist es reizvoll, dieses Delta, welches vor allem auch Vogelschutzgebiet ist, zu "erforschen"; allerdings besteht das Problem, daß zumindest die Hauptarme eine nicht unerhebliche Strömung aufweisen. Stromab gibt es keine weiteren Orte mehr, aus denen man auf eine Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bauen kann. Der letzte richtige Ort ist Rusnė. Minė (dt. Minge), obwohl als Tourismusort bekannt, ist zumindest verkehrstechnisch eher unbedeutend (und die Titulierung als "litauisches Venedig" in jedem Fall reichlich übertrieben!).

Wer also die Memel bis zum Ende fahren will, muß sich wohl auch auf's Haff hinauswagen!
Problematisch ist hier wohl die Umrundung des legendären Windenburger Ecks - eine Stelle, die in vergangenen Tagen für Windumsprünge und tödliche Unfälle berüchtigt war (was sogar in die Literatur Eingang fand, s.u.). Hier zieht sich eine Moräne weit ins Haff hinein. Bei Süd- und Südwestwind lief man Gefahr, auf die unter Wasser lauernde Stein- und Schotterbank geworfen zu werden; bei Nordwest- und Nordwind konnte man im Schutz der Landzunge aufs Haff fahren, geriet dann aber auf Höhe des Leuchtturms in den Seegang des offenen Wassers, der sich über 20 - 30 km Windweg aufbauen konnte. Dies betraf nicht nur die alten typischen Segelkähne, sondern auch die seinerzeit bedeutende Holzflößerei, bei der es hier zu teilweise erheblichen Verlusten kam. Nur Ostwind galt als ungefährlich, weil er durchs Ufer gebrochen wird. Zudem besteht die Küste im Bereich des Deltas aus sumpfigem, teilweise stark verlandetem Ufer mit Schilf, das wenig Schutz bietet.
Sollten Paddler aber, statt sich bei Ost die Küste entlang zu tasten, eine Querung wagen, müssen sie damit rechnen, daß an den der Nehrung vorgelagerten Sandbänken hoher Seegang aufläuft. THOMASCHKY warnt vor einer Querung von der Windenburger Ecke zur Kurischen Nehrung hin, "die für Ruderboote stets bedenklich und auch für Faltboote schon bei mäßigem, besonders ablandigem Wind gefährlich ist" (S. 65).

Hier eine schematische Karte der Untiefe.
Weitergehende Informationen finden sich im Artikel Kurisches Haff.

In jedem Fall sollte man genau auf das Wettergeschehen achten und ggf. einen alternativen Plan bereit halten.

Es wäre jedenfalls möglich, nahe unter Land zu fahren, und Ventė (dt. Windenburg) auch quasi "von hinten" anzufahren (wie dies auch Stritzky / de Pree berichten) - trotzdem bestünde weiterhin das Problem, daß man entweder ins Haff übersetzen müßte, oder aber auf eine Verkehrsverbindung angewiesen wäre.


Das Memeldelta ist Naturschutzgebiet bzw. Regionalpark (schon zu deutscher Zeit lebten hier Elche). Es gab dort früher die Möglichkeit, an vorbereiteten Plätzen zu übernachten. Dies scheint aber zunehmend eingeschränkt zu werden. (Am Atmata-Strom gibt es jedenfalls genügend Möglichkeiten zum freien Zelten! In der inneren Kernzone ist es vermutlich schwieriger.) Ebenfalls gibt es laut Aussage des Tourismus-Büros in Šilutė zunehmend Restriktionen hinsichtlich der Befahrbarkeit einzelner Abschnitte - welche voraussichtlich zukünftig eher zunehmen. Ein Paddler hatte 2013 noch wenig Schwierigkeiten: "In Naturschutzgebieten darf man paddeln und auch anlanden, aber nicht wild zelten. Dafür sind Zeltplätze ausgeschildert am Wasser. Die Motorboote fahren auch rein und raus." (Zitat Blume im Seekajakforum vom 26.6. 2013) Bei längerem auflandigem Wind (also West) kann das Wasser im Delta rückstauen.

Auch die Landschaft außerhalb des Deltas ist interessant. Hier befand sich früher ein riesiges Moor - und eine riesige Moorkolonie (von der heute zumindest noch Reste zu sehen sind). Dies ist heute von unzähligen, teils mächtigen Gräben durchzogen, die teilweise mit Schöpfwerken in den Hauptstrom entwässern. Etliche dieser Gräben wären fahrbar. Dieses Grabensystem zieht sich sehr weit in die Landschaft hinein. (Inwieweit etwa auch Teile der Moorkolonie tatsächlich per Boot erreichbar, oder ob so eine Fahrt überhaupt lohnend wäre, ist nicht bekannt.)

Zudem münden auch weitere Flüsse in das Delta; wie etwa die Šyša (dt. Sziesze), auf der man bis Šilutė/Heydekrug fahren kann, oder die Minija, die ebenfalls ein Wanderfluß ist.

Weiterhin gehört zum Delta der große, flache, teilweise vermoorte See Krokų Lanka (das Krakerorter Lank), der einst durch Verlandung vom Haff abgetrennt wurde. Nördlich davon befindet sich ein großes Moor, dessen östlicher Teil heute ein riesiger Torfabbau ist (beides zwar interessant, aber wohl nicht mit dem Boot besuchbar).

Übersichtskarte des Deltas - in mittlerer Auflösung.
In den örtlichen Tourismusinformationen (Rusnė, Šilutė) liegen jedoch recht brauchbare Exemplare aus! Für ambitionierte Fahrten im Delta sollte man sich Thomaschkys Wasserwanderführer "Nördliches Ostpreußen und Memelland" (siehe Literatur) besorgen, da er die einzelnen Arme des Deltas sowie die Kanäle detailliert behandelt.


König-Wilhelm-Kanal

Eine evtl. denkbare Alternative zur Fahrt ums Windenburger Eck wäre, die Minija hinauf zu fahren und bei Lankupai in den König-Wilhelm-Kanal abzubiegen - gerade zu diesem Zweck wurde er damals nämlich extra erbaut! Allerdings wären dies dann ca. 17 km gegen die Strömung.

Der Kanal (lit. "Karaliaus Vilhelmo kanalas" oder "Klaipėdos kanalas") führt dann einerseits direkt bis Klaipėda (22,3 km), hat aber bei km 13,3 eine Abzweigung in die Dreverna (die Drawöhne), welche nach weiteren 2,2 km beim gleichnamigen Ort an einer wesentlich günstigeren Stelle in das Haff mündet. (Dieses ist hier zwar ebenfalls noch relativ breit, verjüngt sich aber ab hier in nördlicher Richtung kontinuierlich.) In Dreverna gibt es ein kleines, sehenswertes Museum über Kahnbau und die Schifffahrt am Haff.

Bei Lankuppen, am Beginn des Kanals, befindet sich die wohl einzige Schleuse Litauens - die allerdings nicht mehr in Betrieb ist. Im Sommer 2014 stand sie offen - sie soll nur das Frühjahrshochwasser der Minija vom Kanal fernhalten. Bei Klaipėda ist der Kanal wohl durch einen Damm abgesperrt, so daß die Schleuse nicht mehr notwendig ist (obwohl über die Dreverna ja eigentlich ebenfalls ein Abfluß ins Haff existiert, hier scheint es keine Barriere zu geben; ihre Mündung war lt. THOMASCHKY früher versandet, heute befindet sich dort ein Hafen). Glaubt man der tschechischen Wikipedia (in lustiges Deutsch gebracht) führt der Nordteil des Kanals durch einen Truppenübungsplatz, dazu gibt es noch ein Naturschutzgebiet. Wie weit man also nach Klaipėda paddeln kann, müßte erprobt werden (lt. OpenStreetMap verläuft das Sperrgebiet entlang des Kanals).
Die Durchfahrt bis Dreverna ist aber in jedem Fall möglich!

Über die Strömung der Minija kann nichts Verlässliches gesagt werden; angeblich ist sie mäßig - trotzdem ist zu vermuten, daß dies beim Hinaufpaddeln nicht unerheblich ist.


Kilometrierung

Die folgende Tabelle stellt den Versuch einer Kilometrierung des litauischen Abschnitts dar (der weißrussische ist bereits im DKV-Führer "Nordosteuropa" kilometriert worden). Sie basiert auf den bei THOMASCHKY (1933) angegebenen Entfernungen, da anzunehmen ist, daß diesem Autor Schifffahrtsunterlagen zur Verfügung standen. Die Angaben wurden mit heutigen litauischen Atlanten, mit dem "Deutschen Fluß- und Zeltwanderbuch" von 1939 und der litauischen Liste der Nebenflüsse verglichen. Im Delta folgt die Kilometrierung nach THOMASCHKY dem auf litauischem Territorium liegenden Atmata-Arm (die Atmath oder der Atmath-Strom).

Da die Entfernungen aus verschiedenen Karten "zusammengemessen" und aus den Angaben mehrerer Führer errechnet wurden, sind sie nicht als absolute Werte, sondern als Orientierung zur Distanzabschätzung zu sehen. Wahrscheinlich tragen die Ufer des Nemunas auch keine Kilometertafeln. Nach der litauischen Liste der Nemunas-Nebenflüsse scheint die offizielle Kilometrierung von der Mündung des Atmata-Arms aufwärts zur Quelle zu laufen. Wer die gültigen Werte der Wasserstraße erhält, wird um Veröffentlichung gebeten!


  • km 937,4: Quelle des Nemunas.

...

  • km 475,0: Mündung der Igara von links, Beginn des weißrussisch-litauischen Grenzabschnittes. Das weißrussische Ufer liegt rechts, das litauische links.
  • km 457,7: Ende des weißrussisch-litauischen Grenzabschnittes, der Fluß fließt nun durch Litauen.
  • km 447,7: Mündung der Ratnyčia (oder auch Ratnyčėlė) von rechts.
  • km 446,2: Stadt Druskininkai mit Heilquellen (Natrium-Kalzium-Chloride).
  • km 439,6: Dorf Liškiava links auf dem Hochufer. Barocke Trinitatiskirche (18. Jh.) mit prächtiger Kuppelmalerei im früheren Dominikanerkloster.
    Zwischen Liškiava und der Höhe des Dorfes Krikštonys (ca. km 390) durchfließt der Nemunas den Dzūkija-Nationalpark (Dzūkijos nacionalinis parkas), der die einsamen Nadelwälder und Moore schützt.
  • km 433: Dorf Žeimiai links, gefolgt vom Dorf Žiogeliai rechts 500 m stromabwärts.
  • km 417,8: Mündung des Merkys von rechts, gefolgt von einer Lehmschwelle mit Steinen vor und nach der Brücke; im Stromstrich fahren, Steuer hochziehen!
    An der Mündung die Stadt Merkynė mit Brücke der Fernstraße Grodno - Vilnius. Im Zentrum der Stadt befindet sich eine relativ große Russisch-Orthodoxe Kirche, die heute das Litauische Genozidmuseum birgt. Vom Wallburg-Hügel an der Straßenbrücke Aussicht auf das Tal.
  • km 416,6: Mündung der Strauja von rechts.
  • km 379,4: beidseitig das Dorf Nemunaitis. An der auf dem rechten Ufer stehenden Marienkirche (1904) ein 1990, also noch zu Sowjetzeiten (!), enthülltes Denkmal für die Opfer der Unabhängigkeitskämpfe im und nach dem 2.Weltkrieg (der hier nach dem "deutschen" Kriegsende als Bürgerkrieg jahrelang weiterging). Von den Klippen des rechten Ufers Aussicht.
    Nahe der großen Nemunasschleife vor Alytus, ca. bei km 365, liegt der Wald von Vidzgiris. Neben seinem Wert als botanisches Reservat birgt die Stätte grausige Vergangenheit: hier erschossen deutsche Besatzungstruppen und litauische Freiwillige zwischen 1941 und 1944 geschätzte 30.000 sowjetische Kriegsgefangene, Zwangsevakuierte und Juden.
  • km 360: beidseitig die Industriestadt Alytus. Bis 1914 war diese Stadt generationenlang ein Grenzort zwischen Polen (linkes Ufer) und Rußland (rechtes Ufer), was sich noch heute am Bild der beiden Stadthälften ablesen läßt. Im Stadtpark Sammlung von z.T. beweglichen Metallskulpturen.
    Der Nemunas ist auf den folgenden Kilometern schmutzig.
  • km 343,5: rechts das Städtchen Punia mit der schon von weitem sichtbaren Jacobikirche (1863) und dem Schloß (15./18. Jh.).
    Beginn der großen, dreifach gewundenen Schleife, die bis km 289 reicht.
  • km 324,8: rechts das Dorf Vanagai.
  • km 321,9: Mündung der Peršėkė von links, am Ufer das Städtchen Balbieriškis. Vom rechts an der Straße nach Prienai liegenden Hügel ein schöner Rundumblick auf das weite Land. Vom 40 m hohen Steilhang des Nemunasbogens gleichfalls weiter Blick: der geologische Aufschluß am Hang zeigt einen Schnitt durch das litauische Pleistozän.
  • km 310,0: rechts das Dorf Žiegždžiai.
  • km 302: rechts auf dem Hochufer der Ort Kernuvės, ein Ortsteil der Stadt Birštonas.
  • km 298,3: links die Stadt Prienai.
  • km 290,5: rechts der Kurort Birštonas. In der Stadt die Direktion des "Memelschleifen-Regionalparks" (Nemuno kilpų regioninis parkas), der die (Pilz)Wälder der drei großen Mäander zwischen Punia und Birštonas schützt.
  • km 284,7: Mündung der Verknė von rechts
  • km 278,0: links das Dorf Kalviai.
  • km 262,0: rechts der Ort Darsūniškis. Langsam beginnt der Rückstau des Kaunasser Meeres.
  • km 223,4: Damm des Kaunasser Meeres (Lit.: Kauno Marios)
  • km 214,5: Mündung der Jiesia von links im Kaunasser Stadtgebiet.
  • km 207,7: Mündung der Neris von rechts, das Stadtgebiet tritt von nun an in den Hintergrund.
    linksseitig herrscht sehr bald wieder Natur vor, auch rechts tritt die Bebauung deutlich vom Ufer zurück.
  • km 199,5: Mündung der Nevėžis von rechts.
  • km 194,0: rechts die Stadt Kulautuva, links die Stadt Zapyškis. In Zapyškis eine turmlose Kapelle der Backsteingotik (1566).
  • km 178,5: rechts die Stadt Vilkija mit der weithin sichtbaren Georgskirche.
  • km 167,5: Mündung der Dubysa von rechts. Oben auf dem rechten Hochufer das Städtchen Seredžius, am linken das Städtchen Kriūkai.
  • km 161: links das Dorf Ilguva mit Holzkirche von 1814 und einem klassizistischen Gutshausensemble des 19. Jh.
  • km 157,7: rechts das Städtchen Veliuona. Renaissancekirche Maria Himmelfahrt (17. Jh., im 19. Jh. umgebaut). Im Herrenhaus heute das Heimatmuseum, umgeben vom Park mit seltenen ausländischen Bäumen.
  • km 147,4: rechts auf den Hochuferterrassen das Städtchen Raudonė mit neogotischem Schloß (um 1870, heute Schule) und dendrologisch wertvollem Landschaftspark (ausländische Gehölze, Alteichen).
  • km 140,7: rechts das Schloß Panemunė (eines der bedeutendsten Renaissanceschlösser Litauens aus dem 17. Jh., im Sommer Besichtigung möglich. In der Umgebung befindet sich ein Landschaftspark.
  • km 132,0: Mündung der Mietuva von rechts, am Ufer die Stadt Jurbarkas. Die Dreieinigkeitskirche ist die mit den zwei Türmen; die frühere Russisch-Orthodoxe Kirche dient heute als Konzertsaal.
  • km 117.0: links Mündung Juodkupis. links Sudargas. Hier mehrere imposante Wallburg-Hügel.
    (Oberhalb der Badestelle befindet sich ein Rastplatz, der sich aufgrund überdachter Sitzplätze gut für einen Regenstop eignen würde. Im Ort zudem kleinere Einkaufsmöglichkeiten.)
  • km 111,9: Mündung der Šventoji von rechts, in der Folge am rechten Ufer die Stadt Smalininkai (dt.: Schmalleningken) mit altem Hafenbecken und Pegelstation. Die katholische Kirche entstand nach der Übernahme des Memellandes durch Litauen 1935. Der Nemunas ist auf den folgenden Kilometern schmutzig.
    Am linken Ufer beginnt die zur Rußland gehörende Kaliningrader Oblast, ab jetzt bildet der Nemunas die russisch-litauische Grenze. Der Fluß wechselt hier auch die Kulturlandschaften: bis 1914 kreuzte an dieser Stelle die Grenze zwischen Rußland und Deutschland (Ostpreußen) den Fluß. Hier Karten der Grenze ohne und mit Ausland.
  • km 98: am linken Ufer das Dorf Неманское / Nemanskoje (RUS, dt.: Trappönen, 1938-46 "Trappen"). Am rechten Ufer in einiger Entfernung das Städtchen Viešvilė (LT, dt.: Wischwill).
  • km 81,2: Mündung der Jūra von rechts.
  • km 76,5: Im großen Rechtsbogen des Nemunas der "Memeldurchbruch bei Ragnit" durch die Moränen des Willkischker Höhenzuges (lit: Vilkyškių kalvagūbris). Der von Tälchen durchzogene Prallhang des linken Ufers beim Dorf Большое Село / Bolschoje Selo (dt.: Unter Eißeln) war zu deutscher Zeit für seine landschaftliche Schönheit ("Litauische Schweiz") bekannt, hier in zwei Meßtischblättern, und hier das rechte Ufer.
  • km 72,4: links die Stadt Неман / Neman (RUS, dt.: Ragnit) mit einer Russisch-Orthodoxen Kirsche von 1995. Von der alten Ordensburg (um 1400) sind nach den Kämpfen 1945 nur die Umfassungsmauern geblieben. Die Abwässer der Papierfabrik verschmutzen den weiteren Lauf des Nemunas.
  • km 69: rechts das Dorf Bitėnai (dt.: Bittehnen) mit der größten Storchenkolonie des Memellandes; Kennzeichen: Hochspannungsleitung quert den Fluß.
  • km 67: im Linksbogen des Flusses der Berg Rambynas (dt. Rombinus), ein altes Heiligtum, das auch heute noch für Litauen eine hohe symbolische Bedeutung hat und in einem Regionalpark geschützt ist. Auf dem Gipfel ein symbolischer Altar; auf dem nahen Waldfriedhof liegen die Gräber bedeutender litauischer Intellektueller. Auf dem Berg wird u. a. das Mittsommer- bzw. Johannisfest (lit. Rasos/Joninės) gefeiert, was der Schriftsteller Johannes Bobrowski in seinem Roman "Litauische Claviere" beschreibt. Der 45 m über den Fluß ragende Berg wird bei starken Überschwemmungen regelmäßig "angeknabbert". So verlor der Berg 1835 und 1878 durch Rutschungen viel von seinem Umfang.
    Es gibt dort einige Berge, der Rambynas ist aufgrund seiner Größe (und der Treppe) nicht zu verfehlen, unterhalb kann problemlos angelandet werden.
  • km 59,2: Mündung der тыльжа / Tylsha (lit.: Tilžė oder Tilžėle, dt.: Tilse) von links; am Ufer die Industriestadt Советск / Sowjetsk (RUS, dt.: Tilsit), deren früheres deutsches Stadtzentrum (bis auf die Kirchen) einigermaßen erhalten ist. Am rechten Ufer der Grenzort Panemunė (der nicht mit dem gleichnamigen Schloß bei km 140 zu verwechseln ist)
  • km 48,1: Abzweig der Матросовка = Matrossowka (lit. Gilija, dt. Gilgestrom) nach links in die Oblast Kaliningrad; zu deutscher Zeit hieß der Hauptstrom (auf dem wir geradeaus weiterfahren) von hier ab Rußstrom (lit.: Rusnė, russ.: Русне = Rusne). Auf heutigen Karten wird der Hauptstrom weiter Nemunas (lit.) oder Неман = Neman (russ.) genannt. Da die Matrossowka und die weiteren in die Oblast Kaliningrad abzweigenden Arme von Litauen aus nicht visafrei erreichbar sind, wird nicht weiter auf sie eingegangen.
  • km 38,0: Mündung der Gėgė (russ. Гёге = Gjoge, dt.: Jäge (wurde "Jehje" ausgesprochen)), eines Niederungs-Altarms, von rechts.
    Im Flußbett eine steinige Lehmbank, die sich aber nur bei Niedrigwasser durch Wirbel bemerkbar macht.
  • km 28: Im Flußbett eine steinige Lehmbank, die sich aber nur bei Niedrigwasser durch Wirbel bemerkbar macht.
  • km 13,2: Ort Rusnė (russ. Русне = Rusne, dt.: Ruß), Eingang zum litauischen Teil des Deltas. Flußteilung des Rußstroms / Nemunas in die nach Südwesten abgehende, 9 km lange Skirvytė (russ. Северная = Sewernaja, d.h. (von Kaliningrad aus gesehen) "die Nördliche", dt.: Skirwieth) und die nach Nordwesten führende, 13.2 km lange Atmata (russ. Атмaтa, dt.: Atmath). Die russisch-litauische Grenze läuft auf der Skirvytė / Северная weiter ins Haff, die Atmata fließt vollständig in Litauen. Die Kilometrierung der Schifffahrtsstraße verläuft entlang der Atmata.
    Alte Karten der Skirvytė: Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Alte Karten der Atmata: Teil 1, Teil 2, Teil 3 und das Windenburger Eck.
  • km 3,2: Mündung der Minija in die Atmata.
  • km 0,0: Mündung des Atmata-Arms in das Kurische Haff. Zum Windenburger Eck (Leuchtturm) 4 km Wasserweg, von dort zur Kurischen Nehrung auf kürzester Strecke 8,5 km. Nach Klaipeda entlang des Ostufers 44 km. Wer in diese Stadt will, fährt sinnvoller in die Mündung der Minija hinein und auf dieser aufwärts bis zum Abzweig des Klaipėdos kanalas (dt.: König-Wilhelm-Kanals) in Richtung Klaipėda: man umgeht die gefahrvolle Küstenfahrt.


Einkaufsmöglichkeiten

Normalerweise gibt es (zumindest entlang des litauischen Verlaufs) Einkaufsmöglichkeiten in nicht gar zu großen Abständen. Problematischer könnte der Umstand sein, daß nur wenige Orte direkt am Fluß liegen - diese also ggf. nicht immer leicht auszumachen sind und der Einkauf evtl. auch weitere Wege erfordern kann. Hier orientiere man sich vor allem anhand von Kartenmaterial (und anhand von ggf. vorhandenen Brücken).

Achtung:
Ab Jurbarkas bzw. ab Beginn des litauisch-russischen Grenzgebiets ist die Versorgungslage dann aber für ca. 100 km wohl eher als dünn einzuschätzen! - größere Orte befinden sich nur auf russischer Seite:

In Jurbarkas gibt es noch einmal zwei größere Supermärkte, zahlreiche weitere Einkaufsmöglichkeiten und einen großen Markt (Samstag); in Smalininkai zwei kleinere Supermärkte (kurz darauf in Viešvilė ebenfalls, allerdings liegt dies etwas vom Fluß entfernt). In Rusnė gibt es dann wieder mehrere kleinere, jedoch völlig ausreichende Einkaufsmöglichkeiten. Dazwischen jedoch möglicherweise nichts! (In Panemunė, gegenüber Tilsit, gibt es keine Einkaufsmöglichkeit!)

Dies ist z.B. auch zu beachten, wenn man von der Jūra kommend auf dem Nemunas weiterfahren wollte!

Da es keine Umtragestellen gibt, kann man aber eigentlich genügend Vorräte einbunkern. Wegen Trinkwasser muß man ggf. fragen.

Eine Möglichkeit wäre, evtl. bei km 38 die Gėgė ca. 5 km bis Plaškiai hinaufzufahren. Unweit der Brücke befindet sich ein kleinerer Lebensmittelladen. Die Strömung ist wahrscheinlich nicht sehr stark. Ganz sicher ist dieser Abstecher auch touristisch lohnend!


Verkehrsanbindung

Da direkt am Nemunas auch recht große Städte liegen, dürfte es kein Problem darstellen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen bzw. den PKW nachzuholen. Außer in Kaunas verkehrt keine Bahn in Flußnähe, aber der Transport von umfangreicherem Gepäck per Bus läßt (zumindest in großen Überlandbussen auf Hauptstrecken) keinerlei Probleme erwarten.

Zwar gibt (oder gab) es eine Bahnverbindung von Weißrussland nach Druskininkai - diese ist aber mittlerweile demontiert; der Grenzübertritt (sofern er nicht auf dem Wasser möglich ist) müßte also ebenfalls im Bus stattfinden.

Ähnlich problematisch wie die Einkaufs- ist auch die Verkehrssituation am Unterlauf. Da am Fluß (auf litauischer Seite) nur noch recht kleine Orte liegen, läßt sich im Internet keine entsprechende Verbindung heraussuchen. Es ist zu vermuten, daß man von Bitėnai oder Panemunė (an der Brücke nach Tilsit) Verbindungen zumindest nach Pagėgiai oder Lumpėnai existieren, von wo aus man dann Anschluß an den Überlandverkehr hätte. Im Notfall ließe sich Pagėgiai von Panemunė aus auch zu Fuß erreichen (auf der Straße ca. 8 km). (Der Bahnanschluß in Pagėgiai scheint nicht mehr bedient zu werden.)

Als nächste Möglichkeit böte sich dann erst wieder Rusnė an. Zwar findet man auch hier keine Verbindung in der Online-Suche, allerdings verkehren von hier in jedem Fall Busse nach Šilutė.


Pegel

pChart


Quelle: französische Wikipedia



Mittel- und Extremwerte des Durchflusses an verschiedenen Pegeln in m³/s
  Столбцы (= Stolbzy, BY) Белица (= Beliza, BY) Мосты (= Mosty, BY) Druskininkai (LT) Nemajūnai
(bei Birštonas, LT)
Smalininkai (LT)
langjähriger Durchschnitt
in m³/s
18,4 112 154 213 268 540
Maximalwert in m³/s
(mit Jahr)
652
(1958)
2360
(1958)
2800
(1958)
3180
(1958)
3460
(1958)
6820
(1829)


Quelle: litauische Wikipedia



Die mittlere jährliche Durchflußmenge am Pegel Smalininkai beträgt 538 m³/s. Die Frühjahrsüberschwemmung kann den Pegel im Oberlauf bis 1.30 m, im Unterlauf bis 5.30 m über den Sommerpegel steigen lassen. Welche Gewalt die Frühjahrshochwässer haben, kann man ermessen, wenn man bedenkt, daß die höchste bisher gemessene Durchflußmenge des Pegels Smalininkai dem mittleren Durchfluß der Donau kurz vorm Delta entspricht!

Während des Eisaufbruchs ab Ende März steigt der Pegel des Nemunas / Neman im Oberlauf oberhalb der Ortschaft Beliza (BY, 90 km östlich von Grodno) bis zu 5 Meter, zwischen Beliza und dem Kaunasser Meer (LT) auch höher an. Litauische Atlanten vermerken im litauischen Abschnitt oberhalb der Merkysmündung 3-4 Meter, vom Merkys bis zum Kaunasser Meer sogar zwischen 4 und 5 Meter Pegelanstieg. Das Kaunasser Meer dämpft die Hochwasserwelle etwas, so daß zwischen Kaunas und der Mietuvamündung bei Jubarkas nur noch 3-4 Meter Pegelanstieg herrschen. Die Zuflüsse von Šešupė und Jūra lassen die Frühjahrsüberschwemmung im litauisch-russischen Grenzabschnitt erneut um 4-5 Meter anschwellen. Erst Ende Mai ist das Hochwasser endgültig zurückgegangen.

In normalen Wintern trägt der Nemunas ab Dezember eine Eisdecke.

Das Delta ist auch heute noch im Frühjahr ziemlich regelmäßig überschwemmt (und oftmals vom Festland regelrecht abgeschnitten, da die einzige Zufahrtsstraße ebenfalls überschwemmt wird). Im Delta kann der Pegel sogar zwischen 5 und 6 Meter höher stehen als im Sommer. Verstärkend auf das Hochwasser wirkt sich aus, daß Vereisung und Wasserstand im Haff den Abfluß ggf. erschweren. (Nach Angaben von Anwohnern spielen neben der Vereisung dabei ebenfalls Windverhältnisse eine Rolle, da sich bei bestimmten Winden sowohl beim Abfluß zur Ostsee durchs "Memeler Tief" ein Rückstau ergibt, als auch gleichzeitig das Wasser ins Delta hineingedrückt wird. Aufgrund der weniger strengen Winter ist die Häufigkeit extremer Ereignisse wohl rückläufig.)


weitere Pegelstände:
Druskininkai - Birštonas - Darsūniškis - Kaunas - Rusnė (Atmata)


Fahrtberichte

  • Die "Memelfahrt" des Ratzeburger Kanuclubs 2002: http://www.ratzeburgerkc.de/memelfahrt-2002/ (Die Truppe fuhr im Juli 2002 nicht nur den ganzen litauischen Nemunas-Abschnitt ab, sondern querte auch vom Delta aus das Haff Richtung Nida, wobei aber zur Sicherheit ein Kutter nebenher fuhr. Den Rest der Strecke nach Klaipeda fuhren die Paddler im Windschutz der Nehrung.)


Gewässerführer und Karten

Es wird wohl eine einigermaßen detailreiche Karte notwendig sein, um sich auf dem Fluß zu orientieren - vor allem eben, um die Orte zu finden, in denen man Einkaufsmöglichkeiten vermuten kann.

Prinzipiell ist als Kartenmaterial auch hier die preiswerte und recht gut erhältliche Kartereihe "Lietuvos regionai" im Maßstab 1:130.000 von www.BRIEDIS.eu geeignet. Die Karten sind auch nützlich, weil darauf auch einige Rastplätze und Sehenswürdigkeiten verzeichnet sind. Allerdings bräuchte man für die Gesamtbefahrung wohl vier dieser Karten - vielleicht bekäme man dann auch schon einen Atlas von ganz Litauen...

Die Karten sind normalerweise in Supermärkten oder Buchläden gut erhältlich - oftmals aber bevorzugt solche geographischer Nähe. Daher ist es eher unwahrscheinlich, etwa in Druskinikai alle benötigten zu bekommen. Ggf. sollte man überlegen, diese vorher zu bestellen.

Teilweise gut und geeignet ist aber auch das Kartenmaterial, welches in den Touristeninformationen ausliegt. Allerdings deckt dieses meist jeweils nur kleine Bereiche ab und man kann sich natürlich nicht darauf verlassen, daß die jeweils notwendigen auch ausliegen (oder überhaupt existieren) - als Lückenfüller und Zusatzinformation tut es aber seinen Dienst! (Zumal in eher lokalen Informationsblättern natürlich auch Dinge verzeichnet sind, die es in große Karten oder Führer nicht unbedingt hineinschaffen.)

Es gibt einen recht informativen, deutschsprachigen Flußführer über den Nemunas, der oftmals ebenfalls in Touristen-Informationen ausliegt. Dieser enthält vor allem touristisch wertvolle Hinweise zu Orten und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke (weniger ist er ein Führer im Sinne einer Kilometrierung). Leider ist dieser z.Zt. unauffindbar - wenn sich das ändert, werden noch einige dieser Informationen eingefügt... Möglicherweise wäre er auch online einsehbar - falls sich dies bestätigt, wird das ergänzt!

Auch kann es sinnvoll sein, bereits vorher (und auch entlang der Strecke immer mal wieder) in die jeweiligen Touristen-Informationen hineinzuschauen und allgemeines Info-Material mitzunehmen, welches Orte am Streckenverlauf beschreibt. Zum einen liest man das abends doch recht gern mal nach - zum anderen findet man dort auch recht viele interessante Dinge, die der Reiseführer wohl ausklammern würde.

Von der Kaliningrader Oblast gibt es einen kleinen "Autoatlas" aus topographischen Karten 1:200.000 in russischer Sprache, den man in Buchhandlungen z. B. in Kaliningrad bekommt. Die Qualität der Karten ist gut und vermutlich auch zum Paddeln geeignet.


  • Sowjetische Generalstabskarten der 70er/80er Jahre in 1:100.000 bei vlasenko.net
  • für Liebhaber I: die alten deutschen Meßtischblätter 1:25.000 des früheren Ostpreußen auf einer Seite der Uni Greifswald: http://www.unsere-ahnen.de/digi_buecher/ (entstanden z.T. vor 1884, da oft noch nach dem Ferro-Meridian orientiert) mit Legende - auf den Link zur "Übersichtskarte Ost" klicken


Besonders zu beachten

Befahrungsregeln

Es sind keine Einschränkungen bekannt.


Befahrung des Grenzgebiets

Weißrussisch-litauisches Grenzgebiet

Hier muß eine EU-Außengrenze überfahren werden. Es ist nicht bekannt, ob dies möglich ist! (Es gibt Hinweise, daß im Rahmen einer Tour auf der Czarna Hańcza die grundsätzlich Möglichkeit eines Grenzübertritts auf dem Wasserweg besteht. Inwieweit dies dann aber auch auf eine alleinige Befahrung des Nemunas übertragbar wäre, ist nicht bekannt.)
Die gültigen Regelungen sind in jedem Fall vor Grenzüberschreitung in Erfahrung zu bringen! - diese sollten möglichst an dieser Stelle veröffentlicht werden.

Ein kurzes Stück bildet der Flußverlauf die Grenze. Es ist anzunehmen, daß für diesen Anschnitt eine Genehmigung relativ unkompliziert zu erhalten ist (s.u.) - allerdings gäbe es (außer der Befahrung der Baltoji Ančia) kaum einen triftigen Grund für eine solche Befahrung. Die litauische Wasserwander-Broschüre meint, das Mitführen eines Ausweises wäre in diesem Abschnitt bereits ausreichend.


Litauisch-russisches Grenzgebiet

Für das Befahren des litauisch-russischen Grenzabschnitts braucht man unbedingt ein Permit.
Diesbzgl. besteht Erfahrung hinsichtlich einer Befahrung der Šešupė. Hierfür war dieses relativ problemlos in der jeweiligen Grenzpolizei-Station zu bekommen. (Eine Vor-Anmeldung o.ä. war nicht erforderlich - man spricht also vor und bekommt das Permit.)
Wohin man sich da wenden muß, wird noch eingefügt...

In jedem Fall ist es untersagt, am russischen Ufer anzulegen!

Ob es weitere Einschränkungen gibt (Fahrt bei Nacht/Dämmerung, Übernachten, evtl. nur rechte Flußhälfte benutzen) ist unbedingt vor Ort zu erfragen.

Für die Situation im russischen Grenzgebiet der Oblast Kaliningrad sei Wikitravel zitiert: "Seit Juli 2009 sind die Grenzbehörden dazu übergegangen, eine 5-7 km breite Sicherheitszone an den Grenzen zur EU einzurichten. Dies betrifft auch weite Teile des Haffs. Diese kann nur mit einem besonderen Passierschein betreten werden, der an Kontrollpunkten vorzuzeigen ist. Die Erteilung des Passierscheines kann bis zu 60 Tagen dauern." - "Wer die Grenze [...] (auch nur für wenige Meter) illegal überschreitet, muss mit der Festnahme durch die russische Grenzpolizei und mehrjähriger Haftstrafe rechnen." (Quelle: http://www.visumexpress.de/russland-reisen/russland.htm)


Forumsdiskussionen


Weblinks

Weblinks wurden, sofern sie sich hauptsächlich dazu dienen, nähere Informationen zu den genannten Orten zu liefern, bereits im Text eingebaut. Oft wurden einfach entsprechende Wikipedia-Artikel verlinkt, teilweise aber auch andere Seiten, wenn dies zweckmäßiger erschien.
Oftmals wurden als Ziel, vor allem am unteren Flußabschnitt, Einträge des GenWikis verlinkt, die teilweise neben ausführlicheren Informationen oftmals auch Bilder und Karten liefern - obwohl die dortigen Informationen teilweise als veraltet gelten können (andererseits scheinen sie ihrerseits oft ohnehin als Quelle der jeweiligen Wikipedia-Artikel zu dienen). Es wurde versucht derart zu verlinken, daß bei beidsprachig angeführten Flurnamen der litauische Name eher auf den Wikipedia-, der deutsche Name auf den GenWiki-Artikel verweist.

  • Kilometrierung auf litauisch: Teil 1 und Teil 2 (aufgrund der verwendeten Piktogramme relativ gut verständlich)
  • Seiten des VALSTYBĖS SIENOS APSAUGOS TARNYBA - der litauischen Grenzbehörde;
    leider aber hinsichtlich Hinweisen zur Befahrung von Grenzflüssen eher wenig informativ (dafür in engl. und mit Möglichkeit der Kontaktaufnahme)
  • Weitere Hinweise zu Land, Leuten und Verkehr finden sich in den Artikeln Belarus und Litauen.


Literatur

  • DKV-Auslandsführer Band 7: "Nordosteuropa" (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Russland, Slowakei, Tschechien, Weißrussland). DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-937743-14-1
  • Obelienius, Juozas: Lietuvos TSR vandens turistų keliai (= Wasserwanderwege in Litauen). Mintis Verlag Vilnius 1982, die online-Übertragung ist im Netz einsehbar (zwar litauisch, aber interessant, da sie einige Skizzen enthält); eine (allerdings oft knappe) Übertragung ins Englische ist unter http://www.upese.lt/index.php/en ebenfalls einsehbar
  • Stritzky, Otto v., und de Pree, Marja de: Faltbootfahrt Neman - Nemunas - Memel. Weißrussland und Litauen. Verlag Otto v. Stritzky Kelkheim-Eppenhain 2005, ISBN 3-9808142-2-X (Faltbootfahrt auf der Memel durch drei Länder und ein zusammengebrochenes System. Siehe auch unter Links!)


Historisch:

  • Prof. Steponas Kolupaila, MŪSŲ VANDENS KELIAI, II leidimas SKAUTŲ AIDO LEIDINYS, Kaunas 1938 (in etwa: "Unsere Wasserwege", Pfadfinder-Verlag)
    Da litauisch, wohl am ehesten wegen Bildern und Skizzen interessant - allerdings wird ersichtlich, daß die Memel früher sowohl als "Faltboot-Gewässer" als auch als "Wasserstraße" interessant war. Online einsehbar: Teil 1, 2 und 3.
  • Thomaschky, Ernst: Nördliches Ostpreußen und Memelland. Wasserwanderführer im Selbstverlag 1933, Reprint beim Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1989 (Nachdruck 1993), ISBN 3-7921-0420-2 (Das Buch bietet die umfassende Beschreibung des Vorkriegszustandes der Gewässer der Nordhälfte Ostpreußens. Heute liegen die Flüsse und Kanäle in der Oblast Kaliningrad und im südwestlichen Litauen, zu einem kleinen Teil auch in Polen (nördliches Masuren). Der Fluß und das Delta werden mit allen Nebenarmen - mit deutschen Ortsnamen - ausführlich beschrieben. Altdeutsche Schrift.)


Belletristik:

  • Im Kulturgebiet Preußisch Litauen sind etliche Werke Hermann Sudermanns verwurzelt. Unmittelbar in der Umgebung von Haff und Delta spielen seine "Litauischen Geschichten" - wobei für uns vor allem "Die Reise nach Tilsit" interessant ist, da sie u. a. auch eine Kahnfahrt auf der Memel und eindrückliche Gefahrenhinweise hinsichtlich des Windenburger Ecks thematisiert. Als Taschenbuch, Verlag Hofenberg 2013, ISBN 3-8430-2552-5 (auch als online-Version)
    Vielleicht als Einstimmung zum unteren Flußabschnitt oder für Regentage im Zelt...


Artikel in Paddelzeitschriften:

  • Neumann, Hans-Joachim: Kurisches Haff. Paddeln in Polen. "Kanu-Sport" 11/1994, S. 498-499 (Paddeln auf dem südlichen, russischen Teil des Kurischen Haffs - nur ist den Redakteuren etwas durcheinandergeraten, denn das "Kurische Haff" liegt an der Grenze Rußland-Litauen. In Polen ist der Autor nicht gewesen.)
  • Neumann, Hans-Joachim: Auf den Spuren der Kuren. "Kanu-Sport", 6/1996, S. 260-263 (Paddeln in der Oblast Kaliningrad, der Nordhälfte des früheren Ostpreußen, rund um Matrosowo / Матросово im Mündungsdelta der Gilge bzw. Matrosowka / Матросовка und auf dem Kurischen Haff / Куршский залив.)
  • Völkerverständigung zwischen Haff und Memel. "Kanu-Sport" 4/2003, S. 20 (Es geht um das teilweise zu Litauen gehörende Kurische Haff und die heute Klaipėda¹ heißende litauische Stadt. So richtig sicher waren sich die Autoren ihrer Sache aber nicht: die Befahrung des Nemunas / Memel bereiteten sie zwei Jahre lang vor, ließen sich dann an Land von einem Wohnmobil begleiten und zelteten auf eingezäunten Grundstücken... Daß es wesentlich unkomplizierter geht, haben Stritzky / de Pree ja schon 2002 gezeigt...)
    ¹Wobei der deutsche Name der Stadt, "Memel", einer Legende nach auf einen Irrtum zurückgeht, da die Kreuzritter seinerzeit die Dange, an deren Mündung Klaipėda liegt, mit der Memel verwechselten...


Quellen

  • Aтлac CCCP. Глaвноe yпрaвлeниe при Сoвeтe Mиниcтpoв CCCP, Моcквa 1969, S. 68 (zur Höhe des Frühjahrshochwassers)
  • Durch Litauen und ehemaliges Ostpreußen. Reiseführer. Verlag "Mokslas" Vilnius 1990, ISBN 5-420-01025-9 (zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke)
  • Eckoldt, Martin (Hrsg.): Flüsse und Kanäle. Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag Hamburg 1998, ISBN 3-88412-243-6, S. 490 f. (zur Bau- und Verkehrsgeschichte der Memel zu deutscher Zeit)
  • Lietuva pasaulio atlasas (= Weltatlas von Litauen). Verlag pradai Vilnius 1996, ISBN 9986-776-15-5, S. 18 (zu Eigenheiten des Haffs) und S. 26 (zur Schiffbarkeit des Nemunas)
  • Lietuvos Geografijos Atlasas IX klasei. Leidykla Briedis, Vilnius 1997, ISBN 9986-508-60-6, S. 12 (zur Höhe des Frühjahrshochwassers)
  • Ruperti, Oskar: Führer für Wanderruderer. "Wassersport"-Verlag Berlin 1910, S. 453-460 (Details zur Memel)
  • Thomaschky, Ernst: Nördliches Ostpreußen und Memelland. Wasserwanderführer im Selbstverlag 1933, Reprint beim Verlag Gerhard Rautenberg, Leer 1989 (Nachdruck 1993), ISBN 3-7921-0420-2 (Das Buch bietet die umfassende Beschreibung des Vorkriegszustandes der Gewässer der Nordhälfte Ostpreußens. Für Paddler im Memeldelta und auf dem Kurischen Haff dringend zu empfehlen. Altdeutsche Schrift.)
  • Укpaїнa. Іcтopичний aтлac 9. Клacc. TOB Bидaвництвo "Maпa" 2004 (Ukraina. Istoritschni Atlas 9. klass. TOW Widawniztwo "Mapa" 2004), ISBN 966-7620-61-1, S. 4 f. (Zum Verlauf des Oginski-Kanals)
  • Weise, Erich (Hrsg.): Handbuch der Historischen Stätten Ost- und Westpreußen. Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 143 f. (zum Oginski-Kanal)