Kocher Pro&Contra

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Über die Wahl von Kochern ist schon viel geschrieben worden - darum soll hier im Wesentlichen auf jene Aspekte eingehen, welche im Zusammenhang mit dem Tourenpaddeln von Relevanz sind.


Inhaltsverzeichnis

Grundsätzliche Überlegungen

Zwar sind auch aus "Wasserperspektive" Packmaß und Gewicht (Kocher und Brennstoff) wichtig, aber verglichen mit Rucksackwanderern ist dieser Aspekt eher zweitrangig. Bedenkenswert sind der Preis sowie die problemlose Beschaffbarkeit von Brennstoff (auch von Brennstoffnachschub!).
Darüber hinaus sollte der Kocher möglichst zuverlässig arbeiten.

Ganz angenehm ist, wenn der Kocher das Kochgeschirr nicht unnötig verrußt. Hier macht es einen großer Unterschied, ob man nach einem Lagerfeuer mal etwas länger abwäscht - oder ob man praktisch bei jedem Kochvorgang schmutzige Finger... Kleider... Bettzeug usw. bekommt.

Sehr wichtig ist auch ein sicherer Stand des Kochers - also ein niedriger Schwerpunkt. Auf der Sand- oder Kiesbank steht ein Kocher immer wackeliger als auf dem Ladentisch. Ein großer Topf auf einem kipplingen Kocher ist ein Balanceakt, der schlimmstenfalls zu Verbrühungen führen kann.
Unter diesem Aspekt sind Modelle günstiger, deren Brennstoffbehälter mit dem Kocher über einen längeren Schlauch verbunden ist - der Kocher selbst ist dadurch weniger hoch und dadurch kippstabiler. Bei Spiritus ist der Trangia eindeutig das Gerät mit den besten Standeigenschaften.

Von großer praktischer Bedeutung ist auch der Windschutz!
Von Ausnahmen abgesehen betreibt man den Kocher immer draußen - dort ist es jedoch kaum jemals wirklich windstill. Sehr viele an und für sich leistungsstarke Brenner können schon bei mittleren Winden nur mehr einen geringen Teil ihrer Energieleistung an das Kochgut abgeben. Bei Wind haben in der Praxis selbst vergleichsweise "schwächere" Brenner die Nase vorne, wenn sie mit einem eingebauten wirksamen Windschutz einen übermäßigen Energieverlust vermeiden können. Hier sei neben dem Trangia noch der Stormy von Markill zu erwähnt.
Weiterhin gibt es manchmal noch die Möglichkeit, unter dem Brenner eine Art Hitzereflektor (meist einfach ein Art passend zugeschnittener, dicker Alufolie) anzubringen. Sofern dieser nah an der Flamme ist kann das, auch als Kombination mit dem Windschutz, durchaus wirkungsvoll sein.


Die Bewertung der jeweiligen Kochertypen unterliegt natürlich vor allem auch individuellen Vorlieben. Deswegen sollte man anhand der geschilderten Vor- und Nachteile abwägen, welches System für einen selbst wohl am ehesten in Frage kommt!
Die günstigen Brennstoffkosten des Benzinkochers spielen bei nur gelegentlichen Kurztrips keine allzu wesentliche Rolle - wenn man jährlich mehrere Wochen im Freien kocht, dann schon. Wer hauptsächlich Teewasser kocht, freut sich über einen leistungsfähigen Brenner - auf einer gut regelbaren Flamme können Fischsuppe oder Pilzpfanne langsam vor sich hin simmern...
(Und da die Informationen hier durchaus von eigenen Vorlieben gefärbt sein können, liest man vielleicht auch noch Einschätzungen auf anderen Seiten, z.B. hier.)

Die Heizleistung eines Systems darf nicht mit dessen potentiellen Brennstoffbedarf verwechselt werden. (Gerade Gaskocher gibt es in verschiedenen Leistungsklassen.) Kocht man mit höherer Leistung, geht es natürlich schneller, man verbraucht aber letztlich etwa die selbe Menge Brennstoff - um einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen, muß man diesem ja die gleiche Energiemenge zuführen.
Für die verbrauchte Brennstoffmenge ist in erster Linie der spezifische Energiegehalt des benutzten Brennstoffs entscheidend (in gewissen Grenzen ist es also eine Systemkonstante) - auf der gleichen Tour käme man also immer mit einer wesentlich kleineren Menge Benzin aus, als wenn man stattdessen auf Spiritus kocht. Der Wirkungsgrad selbst wird dann weniger durch die Brennerkonstruktion als eher durch den Aufbau des Gesamtsystems bestimmt (z.B. sehr durch einen effektiven Windschutz). Mittlerweile gibt es auch Töpfe bzw. Kochsysteme mit speziellen Wärmetauschern.
Man könnte nun Energiegehalt und Wirkungsgrad in Relation zu Größe und Gewicht des Kochersystems betrachten - aber auf einer Bootstour spielt dies wohl eher eine untergeordnete Rolle. Überlegenswerter wäre da schon eher die Relation von Energiegehalt und Brennstoffpreis (die bei Benzin und Diesel wohl am günstigsten ausfällt) - dies ggf. dann aber auch in Relation zum Preis des Kochers.


Einteilung nach Brenstofftypen

Flüssigbrennstoffe

Flüssige Brennstoffe verbrennen eigentlich relativ schlecht - es brennt hauptsächlich der Anteil, der aus ihnen ausgast. Zudem rußt eine solche Verbrennung sehr stark, da aufgrund der unzureichenden Vermischung mit Luft teilweise eine nur unvollständige Verbrennung stattfindet. Aus diesem Grund wird der Brennstoff in einer Vergasereinheit durch Erhitzen "verdampft" und der austretende Gasstrom dann so geleitet, daß er sich möglichst optimal mit Luft vermischt. (Dieses gezielte Verwirbeln ist wohl der Hauptgrund für den höheren Geräuschpegel der Kocher. Obwohl dies oft als Nachteil genannt wird, stört dies in der Praxis doch relativ selten - wer sich zu nachtschlafender Zeit schon Tee kocht, macht allgemein weniger Lärm als wenn er noch Bier trinkt...)
Der Verdampfer wird im Betrieb vom Brenner selbst beheizt - zum Vorheizen wird eine kleine Menge des flüssigen Brennstoffs verbrannt, um ihn auf Betriebstemperatur zu erhitzen. Um den Brennstoff aus dem Vorratsbehälter zu fördern, wird normalerweise eine Pumpe benötigt.


Benzin

Der Hauptvorteil von Benzin (oder Diesel) ist die allgemeine Verfügbarkeit - Notfalls kann man den Brennstoff aus einem Reservekanister "abzweigen". Das nutzt dem Paddler zwar in der Praxis eher wenig, da man sich die erforderliche Brennstoffmenge wohl vor der Tour besorgen wird, ist aber dann von Vorteil, wenn man den Brennstoff wegen einer Flugreise o.ä. erst vor Ort besorgen kann - Benzin gibt es immer; und zwar an Tankstellen, und Tankstellen gibt es überall!

Benzin als Brennstoff ist relativ preiswert - die Kocher selbst dagegen sind unverschämt teuer.
(Allerdings, wenn man viel kocht und ihn jahrelang benutzt, dann relativiert sich das auch wieder.)

Der Hauptnachteil von Benzinern ist deren Anfälligkeit für Betriebsstörungen (hauptsächlich verstopfte Düsen). Das läßt sich zwar vor Ort beheben, macht aber schwarze Finger und tritt immer dann ein, wenn es mal schnell gehen soll! (Andererseits ist es aber genauso gut möglich, daß so ein Kocher auch mal wochenlang ohne Verstopfung läuft.)
Wenn man zur Schonung der Düsen, wie von den Herstellerfirmen vorgeschlagen, Reinbenzin verwendet, wird die Beschaffung aber wieder anstrengend und teuer. In jedem Fall sollte man aber bleifreies Benzin benutzen; hat man die Wahl, dann das mit der niedrigeren Oktanzahl.

Zudem ist der Umgang mit Benzin nicht ganz unproblematisch. Benzin riecht (bzw.stinkt) und ist giftig (Benzol). Benachbartes Gepäck und Nahrungsmittel könnten bei undichten Vorratsbehältern oder verdunstenden Benzinresten am Kocher einen unangenehmen Geruch oder Geschmack annehmen - dies ist zu bedenken und entsprechend Vorsorge zu treffen!
(Es gibt Kochermodelle, bei denen kann man das Benzin aus der Zuleitung sowie dann auch aus dem Brennstoffbehälter den Druck ablassen - die Gefahr eines ungewollten Austritts ist dann eher gering. Dies geht wohl hauptsächlich bei solchen Modellen, die aus einer extra Brennstoffflasche betrieben werden. Diese kann man dann so drehen, daß kein Benzin mehr gefördert wird, sondern Luft. Somit leert sich also die Leitung und der Kocher geht dann aus; dreht man nun nicht gleich zu, verbraucht sich der Überdruck in der Brennstoffflasche sehr rasch. Auf diese Möglichkeit sollte man beim Kauf achten bzw. gezielt danach fragen.
Dieses Leerbrennen der Leitung soll auch Düsenverstopfungen vorbeugen.)

Mit einem Benzinkocher muß man sich ein wenig beschäftigen - dann kocht er relativ zuverlässig. So sollte man versuchen zu vermeiden, daß es stark rußt (vor allem beim Anheizen: mit dem Anheizbenzin nicht zu sehr knausern, dieses dann aber nicht ausbrennen lassen, sondern schon starten, sobald die Vergasung funktioniert; nicht zu viel Druck aufpumpen: zwar erhöht das die Leistung, scheint aber auch zu mehr Verstopfung zu führen; nach dem Leerbrennen die kleine Flamme auspusten, die evtl. noch weiter kokelt).

Die Kochleistung von Benzinkochern ist sehr gut, allerdings sind sie nicht besonders gut regelbar - das Kochen auf "kleiner Flamme" ist nicht ihre Stärke. Der Energiegehalt des Brennstoffs ist hoch - um viel zu kochen kommt man also mit relativ wenig Brennstoff aus.
Rußen tun sie hauptsächlich beim Anheizen: Von daher sind vor allem innere Teile des Kochers selbst rußig (mit denen man hauptsächlich dann in Berührung kommt, wenn man ihn auseinanderbaut) - es bildet sich beim Anheizen aber auch Flugruß, weswegen man besser nicht in Zelten oder Zimmern vorheizt. Wenn sie richtig laufen, rußen sie nicht mehr! Töpfe werden mit der Zeit zwar schwarz, diese Farbe geht aber kaum ab - macht also auch keine dreckigen Finger. Das Kochen selbst könnte also auch im Innern stattfinden.

Fazit: Wer oft im Freien kocht, für den ist ein Benzinkocher eine gute Wahl. Umso mehr, wenn man Brennstoff vor Ort (nach-)kaufen will oder muß.


Petroleum / Diesel / Mehrstoffkocher

Vom technischen Prinzip unterscheiden sich diese nicht grundlegend vom Benzinkocher. Entscheidender Unterschied ist letztlich vor allem die Größe der Düse. Prinzipiell kann man durch Tauschen der Düse den Kocher auf einen anderen Brennstoff umrüsten (und bei einigen Kochermodellen wird dies auch in der Praxis so gemacht). Allerdings ist dies nicht generell möglich - es kommt wohl u.a. darauf an, inwieweit die Materialien (z.B. die Dichtungen) den jeweiligen Brennstoff vertragen. (Hierin liegt wohl auch der Hauptgrund, warum als Alternativbrennstoff Spiritus nicht zum Einsatz kommt.)

Von der Sache her ist es praktisch, wenn man bei Bedarf auch andere Brennstoffe verheizen kann - wirklich notwendig ist es kaum einmal. (In Nepal war es z.B. mal einfacher, Kerosin zu bekommen, da dort Kerosinkocher quasi Standard sind.)

Einen relevanten Vorteil bieten andere Brennstoffe indes kaum. Zudem stellt sich bei schwereren Brennstoffen das Problem, daß diese auch schwerer entzündlich sind - das Vorheizen mit dem jeweiligen Brennstoff ist dann schwieriger oder gar unmöglich. (Man müßte also noch extra Vorheizbrennstoff mitführen, z.B. Spiritus - dies wird aber auch manchmal für Benzinkocher empfohlen, um das Rußen beim Anheizen zu vermeiden.) Außerdem neigen Diesel&Co. weit eher zum Rußen.

Fazit: Praktisch, aber nur bedingt relevant. Kostet ein entsprechendes Mehrstoffmodell nur unwesentlich mehr, kann man überlegen, ob man lieber dieses wählt...


Vielstoffkocher (Flüssigbrennstoff + Gas)

Noch eine Stufe weiter geht der Vielstoffkocher. Neben allerlei Flüssigbrennstoffen kann man diesen auch mit Gas betreiben - und kann so theoretisch je nach Situation die Vorteile der jeweiligen Kochertypen gezielt zum Einsatz bringen.
Ein plausibles Szenario wäre, daß man den Kocher im gleichen Urlaub öfter sowohl Out- als auch Indoor (z.B. Schiffspassage, Hotelzimmer) nutzen will - ein evtl. weniger relevantes (trotzdem gern bemühtes) Beispiel, daß man im Hochgebirge Gas im Basislager, Benzin für den Gipfelsturm verwendet...

In der Praxis muß man sich also fragen, inwieweit man dies wirklich nutzt. Wer einen (ja ohnehin schon teuren) Benzin- oder Mehrstoffkocher kauft, macht das wohl vor allem deswegen, weil für ihn, trotz einiger Nachteile, bei Flüssigbrennstoffen die Vorteile überwiegen - von daher wird man dann wohl auch vorwiegend auf diesen Brennstoff zurückgreifen wollen. Zudem sind die jeweiligen Gaskartuschen systemeigen, womit man sich eine gewisse Abhängigkeit begibt (und sich eines der Hauptprobleme der Gaskocher, die Beschaffungsproblematik, eher erhöht).

Fazit: Wer tatsächlich ab und an mit Gas kochen möchte, kann auch überlegen, ob er sich hierfür evtl. lieber zusätzlich einen preiswerteren Gaskocher mit Standardkartusche kauft... (preislich dürfte dies etwa auf das Selbe hinauslaufen)


Gas

Verflüssigtes Gas wird in Kartuschen oder Gasflaschen transportiert. Läßt man es entweichen, wird es unter normalen Umgebungsbedingungen von selbst wieder gasförmig. Daher sind Gaskocher relativ einfach aufgebaut.

Für Gas spricht die hohe Leistung bei einfacher Bedienung, guter Regelbarkeit und geringer Störungsanfälligkeit, allerdings muß man, wie auch bei Benzin, bestimmte Regeln beachten, damit die Kartusche kein Flammenwerfer wird. (Gaskocher brauchen allerdings nach einem "Vollbad" meist mehr Zuwendung als andere Geräte, bis sie wieder einsatzfähig sind.)

Hauptvorteil ist, daß Gaskocher prinzipiell sofort einsatzbereit sind!
Dinge wie Vorheizen, Düsen reinigen oder Leerbrennen entfallen. Dies ist auch dann von Vorteil, wenn in kürzeren Abständen immer mal wieder kocht. Modelle, bei denen der Kocher direkt auf die Kartusche montiert wird, werden normalerweise auch im Aufbauzustand transportiert. Gaskocher sind zudem sehr gut regelbar - wer mehr als nur heißes Wasser braucht, also auch beim Campen gerne mal aufwendiger köchelt, ist damit gut beraten.

Gas ist in kleinen Stech- oder Schraubkartuschen mitunter unterwegs relativ schwierig zu beschaffen und obendrein pro kw/h gerechnet ziemlich teuer. Zudem sind Gaskocher nichts für eine kalte Umgebung: Bei niedrigen Temperaturen nimmt die Leistung schnell ab - das flüssige Gas aus dem Behälter wird nicht mehr gasförmig. Dies ist nicht nur im Winter relevant, sondern ggf. auch bei Gebirgstouren oder nach kalten Nächten (zur Not nimmt man die Kartusche mit in den Schlafsack).
Nachteilig ist zudem der Müll leerer Kartuschen.

Fazit: Vom Preis/Leistungsverhältnis gut bei eher gelegentlichem Einsatz; auch für Kurztouren. Wohl der flexibelste Kochertyp - je nach Einsatzzweck gewisse Vor- und Nachteile.


Festbrennstoffe

Esbit gehört vielleicht in diese Kategorie, ist aber zu teuer und bietet zudem kaum Leistung. Andererseits bietet es den Vorteil, daß man im Prinzip keinen Kocher braucht, sondern sich irgend etwas improvisieren kann. Trotzdem - für die ernsthafte Campingküche ist es vollkommen ungeeignet.


Offenes Feuer

Theoretisch wäre es natürlich denkbar, immer auf einem offenen Feuer zu kochen - dies ist aber wenig praktikabel (Verbote, nasses Holz, evtl. Beschaffungsprobleme). Zudem dauert es recht lange, bis ein Lagerfeuer erst mal soweit ist, daß man darauf kochen kann.
Trotzdem - als zusätzliche Koch- und vor allem Grillgelegenheit kann das Lagerfeuer durchaus eine gewichtige Rolle spielen. Und wenn man sowieso eins betreibt, dann spricht wenig dagegen, dies auch zum Kochen oder Warmhalten zu gebrauchen. Vor allem, wenn man darauf Gerichte zubereitet, für die der Campingkocher vielleicht eher ungeeignet ist (z.B. weil sie eine sehr lange Garzeit haben und somit viel vom mitgeführten Brennstoff gespart werden kann).

Ein Holzfeuer hat auch gewichtige Vorteile: Der Brennstoff ist fast überall kostenlos vor Ort verfügbar; kein Mitschleppen, keine Bevorratung nötig. Die Heizleistung liegt deutlich über den meisten Gas- oder Petroleumkochern. Allerdings verrußt das Kochgeschirr.

Weitere Tips fürs Holzfeuer findet man unter 1.000 kleine Tricks#Feuer.


Hobokocher

Wenn man gänzlich am "Feuer" kochen will, eignet sich ein Hobokocher besser - er ist wesentlich schneller einsatzbereit und hat zudem einen bescheideneren Brennstoffbedarf. Selbst bei feuchter Witterung oder in manchen gehölzarmen Gegenden gibt es mit der Beschaffung kaum Probleme. Das Holz kann für die benötigte kleine Stückelung meist mit der Hand gebrochen werden. Die kleine Stückelung ist auch an vielbesuchten Lagerplätzen noch zu finden, ganz im Gegensatz zu lagerfeuergeeignetem Holz. Der eine findet das Nachlegen nervig, der andere freut sich am kleinen Lagerfeuerersatz, besonders im Alter unter 13. Im Gegensatz zum Lagerfeuer muss Papa viel weniger Holz heranschleppen. Fürs Kochen unterm Vorzelt eher nicht geeignet. Da der Brennstoff in etlichen Paddelrevieren billig und in Massen zur Verfügung steht, könnte man das benötigte Trinkwasser sogar oft vor Ort aus dem Fluss oder See schöpfen und 15 Minuten abkochen. Das spart dann im Vergleich zu anderen Kochertypen nicht nur das Organisieren und Mitschleppen von gekauftem Brennstoff, sondern auch von schweren Trinkwasservorräten.
(Zu beachten ist aber, daß so ein "offenes Feuer" ggf. verboten sein könnte.)

Fazit: Ideal für Touren ohne die Möglichkeiten (oder den Willen), Brennstoff nachzukaufen.


Spiritus

Spiritus wird, obwohl er ja ebenfalls ein Flüssigbrennstoff ist, meist ohne vorheriges Vergasen in relativ einfachen Brennern verbrannt (eigentlich in einer Art Schale, dem Rechaud). Es gibt (oder gab) auch Modelle, die als Vergasermodelle aufgebaut sind - diese sind vor allem besser regelbar und haben auch eine höhere Heizleistung. Sie spielen aber als mobile Geräte keine wesentliche Rolle; das liegt vor allem daran, daß sie eher sperrig und undicht sind (der Spiritus muß ohne Pumpe zum Brenner laufen, deswegen braucht der Tank ein Lüftungsloch - das könnte man natürlich verhindern, aber es ist nun mal nicht ihr Einsatzzweck).

Das Handling ist unkompliziert, der Brennstoff je nach Region und Reiseland aber unterschiedlich gut zu beschaffen; zudem ist er relativ teuer.

Nachteilig ist evtl. die nachlassende Leistung bei niedrigen Temperaturen oder in größerer Höhe sowie die schlechte Regulierbarkeit - was aber je nach Einsatzzweck nicht unbedingt ein größeres Manko darstellt.

Als ideales System kann vielleicht das System Trangia gelten. Windschutz und Töpfe bilden auch beim Transport eine prima aufeinander abgestimmte Einheit (siehe dazu auch den Sturmkocher-Artikel im Outdoorseiten-Wiki). Von Esbit gibt es ähnliche Sets mit Wärmetauschern an den Töpfen, die die Energieausbeute verbessern und die Kochzeit verkürzen. Außerdem kann das Meta-50 Kochset der Schweizer Armee mit einem Spiritusbrenner von Trangia oder Esbit verwendet werden.

Aus einem persönlichen Erfahrungsbericht:

Nachteil: Das Braten von Fischen geht relativ schlecht - allerdings habe ich diesen Nachteil stets als akademisches Problem kennen gelernt. (Wenn ich angle, dann habe ich meist auch die Muße und die Möglichkeit am Ufer, ein richtiges Lagerfeuer für die Gusspfanne bzw. den Rost zu entfachen.)
Einwurf: Dieses sicher eher akademische Problem scheint aber trotzdem auf eine insgesamt doch eher geringere Heizleistung hinzuweisen.

Für Spiritus im Zusammenhang mit dem Wasserwandern spricht evtl. auch dessen relative Ungefährlichkeit für die Umwelt. Ausgelaufener Brennstoff (oder ein verlorenes Brennstoffgebinde) ist anders als z.B. bei Benzin oder Petroleum keine ökologische Zeitbombe (- obwohl verlorene Brennstoffgebinde im Alltagseinsatz doch wohl eher selten vorkommen).

Die während der Reise anfallenden Plastikflaschen lassen sich zudem leichter als Gaskartuschen "platzsparend verkleinern".

Fazit: Rein für den sommerlichen Paddelausflug ist Spiritus wohl ein idealer Brennstoff. Für "harten" oder langen Outdooreinsatz aber eher weniger geeignet.


System Trangia

"Der 'Trangia' ist für mich die 'Jakobs Krönung' unter den mobilen Kochgeräten. Er ist platzsparend und robust, preiswert ist er leider nicht (aber das kann ein Gaskocher auch nicht von sich behaupten), standfest und leicht zu handhaben. Warum Gas ungefährlicher als Spiritus sein sollte, ist mir ein Rätsel ... wer den Spiritus mit etwas Wasser verdünnt, vermeidet übrigens die eklige Rußkruste unter den Töpfen ... Einfach den Trangia mit Spiritus voll machen, und dann einen Esslöffel Wasser dazu.
Und noch ein Tip: Man sollte es unbedingt vermeiden, Spiritus an das Essgeschirr kommen zu lassen. Spiritus ist nämlich vergällt, der winzigste Tropfen reicht aus, um die Mahlzeit zu einer der widerlichsten (geschmacklichen) Erfahrungen eurer Tour werden zu lassen!
Beim Nachfüllen des Brenners sollte man vorsichtig sein. Die Spiritusflamme ist nicht immer zu sehen. Insbesondere wenn man während des Kochens Spiritus nachfüllt, kann es zu gefährlichen Stichflammen kommen. Also vor dem Nachfüllen immer erst den geschlossenen Regler für die Flamme eine Zeit lang auf den Brenner legen (nicht den Schraubverschluss benutzen, da sonst der Dichtungsring durch den heißen Brenner Schaden nimmt und so beim späteren Transport Spiritus aus dem Brenner austreten kann), damit wirklich nichts mehr brennt.
Ein brennendes Teelicht, das man unter den Brenner gestellt hat, verkürzt die Kochzeit immens. Dies liegt daran, dass mehr Spiritus durch die zusätzliche Wärme verdampft und somit auch die Flamme des Kochers intensiver (größer) wird."
(Zitat aus den Outdoor-Tips des Scout-o-Wiki)

Anmerkung: Das "in jedem Laden zu bekommen" ist im Ausland nicht unbedingt der Fall. In Ungarn z.B. wurde ich erst im Baumarkt fündig, Supermärkte, Tankstellen und Drogerien führen keinen Spiritus. Sich die Bezeichnung in der Landessprache vorher raussuchen hilft übrigens ungemein.

Spiritus hat einen deutlich geringeren Brennwert als Benzin oder Gas (27MJ/kg im Gegensatz zu 40MJ/kg und mehr), wer auf jedes Gramm achtet, sollte das bedenken.

Für die Sets von Trangia ist ein Gasbrenner erhältlich (passt auch im großen esbit-Set).

"Den Trangia-Gasbrenner von Primus sollte man alle Jahre mal aufschrauben und innen säubern. Da kann sich eine gummiartig schwarze Kohlenstoffablagerung bilden, die einem (wie bei mir schon geschehen) den ganzen Brenner verstopft. Resultat ist eine immer schlechter werdende Brennleistung. Die Herkunft dieser Ablagerung ist mysteriös, wahrscheinlich eine Art "Kondensat" oder Verunreinigungen aus den Kartuschen. Nach dem (recht einfachen Entfernen) dieses 'Pfropfens' hat man dann wieder volle Power." (Zitata Stab HF im Faltbootforum vom 4.11. 2019)


Weiteres

Kochen im Zelt

ACHTUNG: Wer Kocher im Zelt betreibt, muß einer Kohlengasvergiftung vorbeugen! Dazu muß verbrauchte Luft nach oben abziehen und Frischluft von unter her ins Zelt nachströmen können (ggf. auch umgekehrt), sprich: die Luftlöcher müssen offen sein. Wer mit dem Kocher heizen will und, um die Kälte draußenzulassen, jeden Durchzug verstopft, riskiert, nach einer Weile Kopfschmerzen und Schwindelgefühle zu bekommen. In diesem Fall rasch aus dem Zelt treten und gründlich lüften! Anderenfalls wird man müde und nickt ein. Das bei der Verbrennung entstehende, geruchlose Kohlenmonoxid tötet die Zeltler im Schlaf. Ein solcher tragischer Fall ereignete sich im Oktober 2012.


Links zur Kocherproblematik

  • Das Survival-Wiki vergleicht Feststoff-, Gas-, Spiritus-, Benzin- und Petroleumkocher
  • Brennstoffe und ihre Eigenschaften im Outdoorseiten-Wiki


Forumsdiskussionen


Tricks

  • Um das Rußen eines Spirituskochers zu reduzieren, kann man den Spiritus mit etwas Wasser verdünnen. Auch gut: Tenol - Mischung aus Ethanol und Methanol.
  • Trangia Kaltstart: Zum Anzünden des Trangia bei Kälte gebe ich einen winzigen Schuss Spiritus in den Brennerring und zünde es an. Wenn er verbrannt ist, hat auch der Brenner die nötige Startwärme. Bei großer Kälte ist es sinnvoll, den Brennstoffbehälter mit in den Schlafsack zu nehmen. Kein Problem, wenn der Behälter absolut dicht ist.
  • Beim Starten vom Benzinkocher im Zelt eine Pfanne/Topf über den Kocher halten, um evtl. Stichflammen abzuschirmen.
  • Eine verstopfte Kocherdüse kann man auch mit der ausgerissenen Borste einer Zahnbürste reinigen. Noch besser geht es mit der Borste einer Drahtbürste.
  • Für alle MSRler: Eine Büroklammer (blank) hilft den Windschutz zu fixieren, dann spart man sich das ewige Gedrücke...

(Aus dem Artikel Tipps und Tricks für Outdoorer aus dem Outdoor-Wiki)


Literatur

  • Hertweck, Carl: Reisen ohne Hotel. Das Leben draußen, im Freien und in der Wildnis, mit Zelten und Wohnwagen. Verlag Richard Carl Schmidt & Co. Braunschweig-Berlin, 1959 (Wer den kraftvollen Stil Rittlingers liebt, wird auch dieses Buch gern lesen - vorausgesetzt, er ergattert es! Der Stil lohnt Geld und Aufwand. Der Autor des "Kupferwurms" (1905-1971) hatte als Paddler und Zeltler begonnen, doch da er 1959 schon jahrelang Chefredakteur der Zeitschrift "Das Motorrad" war, konnte er das Zelten aus der Wasser- wie aus der Straßensicht beschreiben. Umfassende Tips fürs Zelt und das Drumherum, u. a. zur Kocherproblematik (obwohl er als alter Faltbootler vorrangig am Feuer kochte). "Nach Holding ('Handbuch des Zeltlagerlebens', 1908/1925) das klassische Zeltbuch." (Zitat Rainer Söntgen im Faltbootforum vom 17.12. 2007) Lesenswert!)


Artikel in Paddelzeitschriften

Siehe auch


Kanu-Sport

  • hier steht noch nichts


Kanumagazin

  • Schröer, Frank: Kaufberatung Kanucamping. "Kanumagazin" 2/2015, S. 52-60


Kajak-Magazin

  • hier steht noch nichts


Seekajak

  • Schütt, D.: Trangia & Co - Ernährungs- und Kochworkshop. In: "Seekajak" 96/2005, S. 30-34


Sea Kayaker

  • Cunnigham, Christopher, et al.: Sea Kayaker 2005 Reader’s Choice Awards - Best Camp Stove: The WhisperLite from MSR. "Sea Kayaker", Vol. 22 No. 5, December 2005, S. 34 (Der Kocher wurde von den Lesern des "Sea Kayaker" zum "Ausrüstungsstück des Jahres 2005" gewählt. Der Rezensent hat leise Zweifel: sein Whisperlite war wirklich gut - solange er funktionierte... Hinweis von Hans Memminger ("In Sturm und Eis"): Will man in einem sehr kalten Topf Eis schmelzen, kühlt die Düse so stark ab, daß sie ständig verrußt und gesäubert werden muß. Ist das Eis geschmolzen (und der Topf damit warm), arbeitet der Whisperlite anstandslos.)
  • MSR Reactor by MSR (Mountain Safety Research). "Sea Kayaker", Vol. 23 No. 6, February 2007, S. 25 (Vorstellung des 2007 neu auf den Markt gekommenen MSR-Kochers.)