Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer (Protzen 1917)

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Historische Gewässerbeschreibungen von Friedrich Eduard Keller (zwischen 1919 und 1929):
Friedrich Eduard Keller (1859-1929), Autor des ersten deutschen Wassersportführers
Von Berlin zur Löcknitz (1929)
Berlin und seine Wasserstraßen bis Spandau plus Teltowkanal (1929)
Nordberliner und Oranienburger Havel - OderHavelKanal - Finowkanal (1925/1929)
Unterhavel: Spandau - Potsdam - Brandenburg - Havelmündung (1929)
Müggelspree (1929)
Spreewald (1929)
Wallensteingraben (1929)
Rhein mit Nebenflüssen (1922)
Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer (Protzen 1917)
Der Inn als Kajakfluss (Keller 1922)
Dange ( = Dangė / Akmena) (Keller 1922)



Inhaltsverzeichnis

"Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer" (Otto Protzen 1917)



"Nachstehende Beschreibung verdanke ich meinem alten Klubkameraden und 'Tourenruderer' Herrn Otto Protzen. An seiner Arbeit ändere ich nichts und bringe sie wortgetreu zum Abdruck."

(Friedrich Eduard Keller 1922)



Abkürzungen

  • r. = rechtes Ufer
  • l. = linkes Ufer
  • K. K. priv. D. D. S. G. = Kaiserlich-Königlich privilegierte Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft
  • K. M. K. = Kaiserliches Motorboots-Korps
  • Mdg. = Mündung
  • Pilako = Pionier-Landungskompagnie
  • Rebeka = Reserve-Eisenbahnbaukompagnie
  • Sba. = Schifffahrtsbeauftragter (beim Chef des Feldeisenbahnwesens)
  • Z. E. G. = Zentral-Einkaufsgesellschaft


Literatur

Die Donau zwischen Donaueschingen und Wien, sogar bis nach Budapest, ist schon mehrmals von Sportbooten befahren worden.

Der   "F ü h r e r   f ü r   W a n d e r r u d e r e r",   Wassersportverlag Berlin SW 48, welcher genaue Angaben über die in Betracht kommenden deutschen Wasserstraßen enthält, bringt auch über die Donau bis Wien sehr schätzenswerte Angaben, die für meine Reise von großem Nutzen waren. Ich fühle mich aber verpflichtet, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Ueberwindung der 28 Wehre der Strecke zwischen Donaueschingen und Ulm durch   U e b e r f a h r e n   mit den allgemein üblichen, zartgebauten   S p o r t b o o t e n   n i c h t   m ö g l i c h   ist. Es ist dies nur ausführbar mit sehr kräftigen, eigens zu diesem Zweck erbauten Fahrzeugen.

Ferner sind an Reisewerken und Fremdenführern zu empfehlen:

1.   A l e x   F.   H e k s c h:   "Die Donau von ihrem Ursprung bis zur Mündung". (Mit Karten im Maßstab von 1 : 300.000.)
Eine Schilderung von Land und Leuten des Donaugebietes. Verlag: A. Hartleben, Wien, Pest, Leipzig 1881.

2.   A.   v.   S c h w e i g e r - L e r c h e n f e l d :   "Donaufahrt I": Von Passau nach Budapest.
"Donaufahrt II": Von Budapest nach Sulina – Konstantinopel.
Verlag: A. Hartleben, Wien, Pest, Leipzig.

Vorstehende Werke sind aber in vieler Beziehung veraltet.

3.   "D i e   D o n a u   v o n   P a s s a u   b i s   z u m   S c h w a r z e n   M e e r e"   (Broschüre), herausgegeben von der Ersten K. K. priv. Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft, Wien 1914.

4.   "K i l o m e t e r a n z e i g e r"   für die Betriebslinien der K. K. privilegierten D. D. S. G., Wien 1909.

5.   "F ü h r e r   d u r c h   d a s   D o n a u t a l".   Von Tuttlingen bis Sigmaringen. Verlag von Gebr. Metz, Tübingen.

6.   "F ü h r e r   v o n   S i g m a r i n g e n   u n d   U m g e b u n g".   Herausgegeben von dem Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs, Sigmaringen.

7.   J.   F i n k,   Kgl. Konrektor:   "R e g e n s b u r g   i n   s e i n e r   V o r z e i t   u n d   G e g e n w a r t".   Verlag von Herm. Bauhof, Regensburg 1913.

8. Bädeckers   "S ü d d e u t s c h l a n d". [1]

9. Meyers Reisebücher:   "B a l k a n s t a a t e n   u n d   K o n s t a n t i n o p e l".


Landkarten

10.   "K a r t e   d e r   D o n a u   v o n   i h r e m   U r s p r u n g   b i s   a n   d i e   M ü n d u n g".   (In Buchform.) Maßstab 1 : 300.000. Verlag: A. Hartleben, Wien, Pest, Leipzig. Diese Karte ist auch in dem unter 1. aufgeführten Werk enthalten.

11. Karten des k. u. k. Militärgeographischen Instituts 1 : 200.000.

12. Karten des Deutschen Reiches 1: 100.000.

13. Topographische Spezialkarten von Mittel-Europa 1 : 200.000.

Die in Betracht kommenden Einzelblätter der unter 11-13 aufgeführten Ausgaben sind zu beziehen durch alle Vertriebshandlungen der Preußischen Landesaufnahme.



Die Fahrt


Periplus, ein Wegweiser für die Donau


(Auszug aus meinem Fahrtenbuch)

                                            km              
  7. Mai 1917 ab Wannsee [2] Kajak als Eilgut in Lattenverschlag nach  
     
11. Mai 1917 Donaueschingen. 677 m über Meer. Fünf Minuten vom Bahnhof auf Handwagen zum Hotel Schützenhof gefahren   0,0
     
13. Mai 1917 ab Donaueschingen. Im Schlosspark am rechten Ufer der Brigach zu Wasser gebracht auf Handwagen (Erlaubnis bei Herrn Hofr. Würth eingeholt.)  
  Neidingen r.   Erstes Wehr. Kajak rechts Floßstufe gezogen. (Besser links Wiese schleifen!)  
  Geisingen l.   Zweites Wehr. Bei der Mühle links 30 m über Wiese schleifen.  
  Immendingen. Kajak im Fabrikhof des Eisenwerks zur Nacht. Hot. Falke. 19,3
     
14. Mai 1917 Immendingen. Drittes Wehr. Kajak auf Handwagen hint. der Brücke unterhalb der Stromschnellen (3 Min.) am recht. Ufer zu Wasser gebracht.  
  Donauversickerung. Im Juni bis August meist ganz trocken bis hinter Möhringen (3 km weit). Das Wasser fließt unterirdisch in die Aach (Schweiz).  
  Möhringen l.   Viertes Wehr, Kajak in der Mitte d. Wehrs über die Steine gezogen; dann mehrere schwere und lange Stromschnellen.  
  Tuttlingen r.   Fünftes Wehr; war niedergelegt, konnte daher darüber hinwegpaddeln, Hot. z. Post am Markt.  
  Tuttlingen r.   Sechstes Wehr; auf Handwagen des Hot. am r. Ufer herumgefahren.  
  Eisenwerk Neudingen. Siebentes Wehr. Kajak l. über die Wiese geschleift. Achtes Wehr unter der Brücke war niedergelegt. Starke Stromschnelle.  
  Stetten. l.   Neuntes Wehr. Bei dem Versuch, darüber hinwegzufahren, leckgestoßen und gesunken. Rechts od. links herumschleifen. Gasthaus z. Schlüssel. 17,1
     
15. Mai 1917 Mühlheim r.   Kajak rechts bei Uhrenfabrik festgemacht. Gasth. zum Röss'l.   2,0
     
16. Mai 1917 Mühlheim. Zehntes Wehr, links 200 m weit über die Wiese geschleift. Gleich dahinter starke Stromschnelle mit Felsen. Vorher aussteigen und ansehen. Dann Jura-Durchbruch.  
  Mühle Bronnen r.   Elftes Wehr; links 30 m durch Bäume über Wiese geschleift.  
  Jägerhaus r.   unterhalb Schloss Bronnen Gastwirtsch. und Wohngelegenheit.  
  Kloster Beuron. Kajak unter der verdeckten Brücke versteckt. Hotel Klosterhof und andere.   8,4
     
17. Mai 1917 Pumpwerk. Zwölftes Wehr; rechts herum geschleift.  
  Tiergarten l.   Dreizehntes Wehr; rechts herum geschleift.  
  Gutenstein r.   Vierzehntes Wehr; rechts herumgetragen mit drei Einwohn.  
  Dietfurt l.   Fünfzehntes Wehr; rechts herumgeschleift.  
  Laiz l.   Sechzehntes Wehr. Hart rechts an Leine heruntergelassen.  
  Sigmaringen. 531 m über Meer. Links beim ersten Haus Kajak festgemacht. Hotel Deutsches Haus und andere. 15,7
     
18. Mai 1917 Sigmaringen. In der Stadt starke Stromschnelle.  
  Sigmaringen. Siebzehntes Wehr. Kajak links vom Garten der Oberförsterei mit zwei Leinen zwischen den Steinen heruntergelassen. Planke eingedrückt.  
  Scheer. Achtzehntes und neunzehntes Wehr; rechts bei der Papierfabrik gelandet. Kajak mit Handwagen durch den Ort gefahren über Brücke und links unterhalb zu Wasser gebracht.  
  Binswangen. Zwanzigstes Wehr; rechts über die Wiese geschleift.
21. Wehr; links über die Wiese geschleift.
 
  Riedlingen l.   Kajak rechts bei Wasserbauarbeitern festgemacht. Gasthaus zur Post. 31,0
     
19. Mai 1917 22. Wehr. Kajak rechts herumgetragen mit Wasserbauarbeitern, 100 m weit.  
  Rechtenstein. 23. Wehr. Kajak rechts herumgetragen mit 3 Müllerbursch.  
  Obermarchtal r.   24. Wehr. Kajak links über die Wiese geschleift.  
  Munderkingen r.   25. Wehr. Kajak links hinter dem ersten Wehr mit 20 Jungen über die Wiese geschleift.  
  Rottenacker l.   26. Wehr. Kajak rechts herumgeschleift. Dahinter die Hälfte eines Wehres. Vorsicht! Rechts halten!  
  Berg r.   Kajak unter der Brücke versteckt. Konnte kein Quartier im Ort bekommen. Daher zu Fuß (1/2 Std.) nach Ehingen, Gasth. zur Krone. 33,0
     
20. Mai 1917 Opfingen l.   27. Wehr. Kajak rechts herumgeschleift mit Fischermeister (schwierig!) Gastwirtschaft an der Brücke. Hinter der Wieblinger Steinbrücke rechts oberhalb des Wehrs durch Schleusentor in den schmalen Umflutgraben fahren. Beim Elektrizitätswerk mit 3 badenden Jungen um 28. Wehr ungefähr 20 m herumgetragen.  
  Ulm r. u. l.   469 m über Meer. Rudervereine rechts. Kajak bei Flussbauverwaltung rechts hinter Brücke festgemacht. Bahnhofshotel u. and. 27,5
     
22. Mai 1917 Günzburg r.   Kajak an Badeanstalt festgemacht. Gasthaus zur Glocke bei der Fähre.  
  Lauingen l.   Kajak rechts 200 m hinter Brücke bei verfallener Badeanstalt versteckt. Hotel zu den drei Mohren. 41,5
     
23. Mai 1917 Donauwörth l.   kurz oberhalb der Steinbrücke links in die Wörnitz fahren. Kajak an einem Garten auf der Insel Wörth festgemacht. Hotel Krone. 33,5
     
24. Mai 1917 Neuburg r.   oberhalb der Stadt (links ein Wehr); den rechten Flussarm fahren! Starke Stromschnelle. Lande hinter der Brücke an einem Prahm der Flussbau-Verwaltung. (Links bei der Wiedervereinigung der beiden Flussarme im toten Flussarm bei der Flussbau-Verwaltung bessere Landungsmöglichkeit). Hotel zur Krone. 33,0
     
25. Mai 1917 Ingolstadt l.   Ruderklub "Donau". Hotel Adler, Theresienstr. 22. 20,0
     
26. Mai 1917 Stausacker l.   Kajak bei Fährkähnen festgemacht. Tafernwirtschaft von Josef Eisenschenk. [3] 34,2
     
27. Mai 1917 Kelheim l.   Kajak bei Fischer Seidel im Hafen festgemacht. Gasthaus Ehrnthaller und andere. 10,5
     
28. Mai 1917 Abbach r.   rechts in Donauarm fahren bis zur Brauerei. 12,7
     
29. Mai 1917 Maria-Ort   Mündung der Naab und des Regen hinter der Eisenbahnbrücke links. Dann rechtes Ufer halten.  
  Regensburg r.   Oberhalb der eisernen Fußgängerbrücke links Regensburger Ruderklub. Hotel Grüner Kranz und andere. 21,5
     
  3. Juni 1917 Stromschnelle unter der Regensburger Brücke; zweites Joch von rechts nehmen! –  
  3. Juni 1917 Straubing r.   rechten Flussarm fahren. 300 Meter unterhalb der eisern. Brücke links Straubinger Ruderklub. Gasthaus Neumeyer. 58,0
     
  4. Juni 1917 Deggendorf l.   links vor der zweiten Brücke Kajak am Landungsplatz des Bayrischen Lloyd festgemacht. Auch Ruderklub in der Nähe. Wohne Poststall zum Schwarzen Adler. 37,0
     
  5. Juni 1917 Vilshofen r.   500 m rechts hinter der Brücke in die Vils einbiegen. Kajak an Badeanstalt festgemacht. Auch Ruderklub am Orte. Gasthaus am Bahnhof (Bayr. Hof). 35,0
     
  6. Juni 1917 Sandbach   "Kachlet"-Stromschnelle! – links ein Wehr, rechts ein Steindamm, davon 20 m entfernt halten wegen Felsen und Strudel.  
  Passau. Kajak links oberhalb der ersten Br. bei der Badeanstalt festgemacht. Dicht dabei Ruderverein Hotel Bayerischer Hof und andere. Rechts Mündung des Inn, links Mündung der Ilz. 23,0
     
  8. Juni 1917 Engelhardszell r.   Oesterreichische Grenze.  
  Nieder-Ronna l.   Kajak an der Landebrücke der D. D. S. G. Peheims Gasthof. 37,0
     
  9. Juni 1917 Schlögen r.   Gasthof v. Michael Gugler. Post Hartkirchen b. Aschbach a. D.  
  Obermühl l.   Mündung der Mühl. Gasthof zur Post.  
  Aschach r.   Gasthaus zum Kreuz, bei der Kirche, gut rechts am Ufer halten, dann in der Mitte. Starke Stromschnelle. Rote Boje links lassen! – Lange Steindämme beiderseits.  
  Linz. Strömung 12 km in der Stunde
rechts oberhalb der Brücke R.-Cl. "Ister", Kajak an Frachtkahn der D. D. S. G. festgemacht.
58,0
     
11. Juni 1917 Nieder-Wallsee r.   Kajak bei Fischerkähnen oberhalb der Fähre festgemacht. Wirtshaus Sengsbraten, und andere. 40,0
  Grein l.   Starke Stromschnelle.  
     
12. Juni 1917 Ibbs r.   Kajak bei Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. Gasthaus zum weißen Rössl. 36,6
  Marbach l.   Hotel Schwarzer Adler an der Landebrücke der D. D. S. G.  
  Gr. Pöchlam r.   Kajak an Waschzille festgemacht vor dem Gasth. zum Schiff.  
  Melk r.   Rechten schmalen Flussarm fahren.  
     
13. Juni 1917 Spitz l.   Kajak am Floßholz vor einer Holzhandlung festgemacht. Hotel Wachauer Hof. 37,6
     
15. Juni 1917 Tulln r.   Kajak dicht hinter der Brücke rechts an der Landebrücke der D. S. D. G. festgemacht. Hotel Brenner. 56,7
  Greifenstein r.   Kajak an Landebrücke der D. S. D. G. festgemacht.  
  Klosterneuburg r.   Viele Rudervereine ebenso an der Mündung des Donau-Kanals. 39,2
     
16. Juni 1917 Wien, 155 m über Meer. Rundfahrt in der alten Donau mit dem Ruder-Verein "Die Gothen" 15,0
  Deutsch-Altenburg r.   Kajak an Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht.  
     
21. Juni 1917 Hainburg r.   Kajak an Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn. 45,0
     
22. Juni 1917 Theben l.   In die Mündung der March einfahren. Kajak rechts beim Fährmann festgemacht. Dicht dabei ein Gasthaus, aber nichts zu essen, ebenso wie sonst nirgends im Ort. [4]  
  Pressburg, l.   Rechts vor der ersten Brücke Floß des Ruderklubs. 16,0
     
23. Juni 1917 Komorn l.   Links unterhalb der Eisenbahnbrücke in den toten Arm einfahren. Hinter der höchsten Brücke links ein Ruderklub mit schwimmendem Bootshaus. Hotel König v. Ungarn [5] war besetzt; daher im Hotel Hirsch eingekehrt.  
     
24. Juni 1917 Gran r. [6]   Gleich rechts unterhalb der Eisenbahnbrücke in den schmalen Seitenarm einbiegen. 5 Minuten oberhalb am rechten Ufer hinter einer Br. Steg des Ruderklubs. Hotel König von Ungarn und andere. 48,0
     
25. Juni 1917 Nagy-Maros l.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel Hungaria Szálloda von Ozv Kopczinowits. 24,0
  Visegrad r.   Kajak bei Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. (Hotel Popp?)  
     
27. Juni 1917 Waitzen l. [7]   Landungsgelegenheit bei Badeanstalt in der Nähe der Kirchen. Linker Stromarm.  
  Ofen-Pest. Rechts oberhalb Margitabrücke vier schwimmende Ruderklubhäuser. Wohnte im Ruderklub "Neptun". 48,0
     
  2. Juli 1917 Ráczahnás r.   Kajak bei den Fischerkähnen festgemacht. Gasth.: Kosponli Vendeglo. 62,0
     
  3. Juli 1917 Dunaföldwar r.   (Hotel Stephania?).  
  Paks r.   (Hotel Erzherzog?).  
  Bajar l.   Dicht unterhalb der Eisenbahnbrücke links in die Sugovicza, hinauf bis rechts zum Rudervereinshaus. Hotel: Nemzeti Szálloda. 108,0
     
  4. Juli 1917 Mohacs r.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel Korona. 35,0
     
  5. Juli 1917 Apatin l.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. 47,0
     
  6. Juli 1917 r. Mündung der Drau. 75 m über Meer.  
  Gombos l.   csárda-Gasthaus links oberhalb Brücke.  
  Vukovar r.   Kajak bei Z.E.G. Elevator festgemacht [8] (besser wäre bei D. D. S. G. Landungsbrücke), Grandhotel (vielleicht besser Hotel Lav (Löwe)), r. Einmündung der Vuka; rechts der Veslaki Klub Vukovar (Ruderklub). 65,0
     
  8. Juli 1917 Ilok r.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Name des Gasthauses vergessen. 35,0
     
  9. Juli 1917 Neusatz l. [9]   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel Elisabeth und mehrere andere Gasth. 43,0
  Peterwardein r. [10]   Hotel Elisabeth und mehrere andere Gasth.  
     
11. Juli 1917 Links Mündung des Franzenkanals. Mündung der Theiß.  
  Semlin r. [11]   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Grand-Hotel und Hotel Central. 84,0
     
12. Juli 1917 Belgrad r.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G festgemacht.   5,0
     
14. Juli 1917 Links Mündung der Temes. 20,0
  Paucsova [12] Links a. Temes. Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. Hotel Continovic. Speisehaus in der Seitenstraße gegenüber.   3,0
     
15. Juli 1917 Mündung in die Donau. [13]   3,0
  Semendria r. [14]   Kajak an ungarischem Schleppkahn festgemacht. Wohnung bei einem Freunde, Verpflegung in der deutschen Hafenkommandantur. 60,0
     
19. Juli 1917 Bazias l.   Kajak bei Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. Wohnung im Bahnhofshotel. 43,0
     
20. Juli 1917 O'Moldova l.   Kajak bei Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel Stadt Budapest. 25,0
     
21. Juli 1917 Unterhalb Bersarka von Kozla Aelep bis Dojke Stromschnelle, linkes Ufer halten! – Schwarze Schwemmer rechts lassen. Auf einer Insel links bei Naszádor kampiert [15]. 73,0
     
22. Juli 1917 Orsova l.   Kajak am Schwimmsteg der k. u. k. Hafenkommandantur festgemacht; dann auf Speicher der Z. E. G. gelegt. Hotel König von Ungarn. Hotel Occeanic. Dann Privatwohnung. [16] 24,0
     
10. Aug. 1917 Turn-Severin l.   Kajak an Deutscher Schiffswerft festgemacht. Wohnung im Deutschen Soldatenheim. 25,0
     
13. Aug. 1917 Ostrovulmare l.   Genächtigt in Motorboot Nr. 42 des K. M. K. Führer Mulder. 57,0
     
14. Aug. 1917 Calafahn l.   Kajak an ungarischem Frachtschiff festgemacht. Wohnung von der Deutschen Etappen-Kommandantur angewiesen. [17] 78,0
     
16. Aug. 1917 Vidin r.   Kajak an der Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hot. Bohlevard gegenüber.   4,0
     
17. Aug. 1917 Lom Palanke r.   Kajak bei Station des K. M. K. Hotel: Name vergessen. 51,0
     
18. Aug. 1917 Kozlodui r.   Gegenüber auf rumänischer Seite bei Garla Nedeia kampiert. 46,0
     
19. Aug. 1917 Rahovo r. 69,0
  Ostrow r.  
  Korabia l.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Wohnung in d. Deutsch. Hafenkommandantur.  
     
27. Aug. 1917 Nicopol r. 32,0
  Turnti-Maguscli l.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Quartier in der Stadt von der Hafenkommandantur angewiesen.  
     
28. Aug. 1917 Nikopol r.   Kajak bei Landungsbrücke der D. D. S. G. festgemacht. Hotel gegenüber.   2,0
  Belene r.   In Belene Kanal eingefahren. [18] Kajak bei bulgarischem Pionierlager angelegt. [19] Kampierte im Lager. 25,0
     
29. Aug. 1917 Sistovo r.   Kajak bei ungarischem Frachtkahn festgemacht. Wohnung: Hot. Germania. Verpflegung im Kasino des K. M. K. 27,0
     
30. Aug. 1917 Zimnicca l.   Kajak bei Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht.  
  Pietrosani l.   Kajak bei Frachtschiff der Getreide-Verladungsstelle festgemacht. Gewohnt beim Gutsverwalter Herrn von Kholen des Fürsten Stirbey. 30,0
     
31. Aug. 1917 Carna Dinu r.   (Bulgarische Insel) kampiert. 19,0
     
  1. Spt. 1917 Rustschuk r.   Kajak bei Motorboot des K. M. K. Nr. 22, Führer Kux, Maschinist Töpfer, festgemacht [20]. Wohne an Bord. 11,0
     
  2. Spt. Giurgiu l.   Wohne beim Deutschen Schifffahrtsbeauftragten Kap. Peus. Mit der Eisenbahn nach  
     
  3. Spt. 1917 Bukarest. Wohne Hotel Splendid. Gast des Platzmajors Freiherr v. d. Horst.  
  Zurück nach  
     
  6. Spt. 1917 Rustschuk r.  
  Tutrakan r.  
  Oltenitza l.   Kajak an der Landebrücke der D. D. S. G. festgemacht. Quartier in der deutschen Hafenkommandantur, Hauptmann Melchior; mit Motorboot nach 65,0
     
  7. Spt. 1917 Tutrakan r. und zurück nach   2,0
  Oltenita l.   2,0
     
  8. Spt. 1917 Mündung der Borcea. 58,0
  Calarasi l.   Kajak bei der Deutschen Hafenkommandantur festgemacht. Quartier in der Stadt angewiesen.   7,0
     
  9. Spt. 1917 Rasova r.   Gegenüber kampiert. 65,0
     
10. Spt. 1917 Cernadova r. [21]   Kajak bei Landebrücke des K. M. K. Bootsführer Kanein. Quartier im Deutschen Offiziersheim (Primera). Verpflegung im Casino der Deutschen Etappenkommandantur. 14,0
     
11. Spt. 1917 Harsova r.   Kajak an ungarischem Frachtschiff festgemacht. Wohnung bei der Deutschen Hafenkommandantur, Major Duhme. [22] 48,0
     
12. Spt. 1917 Lacului Ghetan kampiert. 53,0
     
13. Spt. 1917 Braila l.   Kajak bei Pionier-Landungskompagnie an Land untergebracht. Einquartiert im Hotel Splendid. Verpflegung in d. Offiziersspeiseanstalt und im Casino der Pilako. [23] 28,0
     
    km 2572,0
     
17. Spt. 1917 Rechts in die Dunarea vecche nach Scurtu in die Filipoi Gârla, Maçin und Turcovia zurück nach Braila. [24] 74,0
     
20. Spt. 1917 mit Motorboot "Matz", K. M. K., Führer Moll, Kommandant Kapitän Hoffmann von Lammohrt, Edler v. Waffenstein als Gast des Admirals Wilbrand [25] nach  
  Harsova r.   Wohnung bei Major Duhme. 129,0
     
21. Spt. 1917 Cernadova. In Kraftwagen des Brigadestabs mit Hauptmann Mützlitz nach 48,0
  Konstanza. Wohnung im Soldatenheim.  
    km 2823,0
     
24. Spt. 1917 Tutzla. Minensprengung.  
     
25. Spt. 1917 Cernadova. Mit Eisenbahn. Gewohnt im Offiziersheim (Primera). [26]  
     
26. Spt. 1917 Mit Militärdampfer nach  
     
28. Spt. 1917 Orsova, Wohnung beim Mitglied des K. M. K., Dr. Frenkel.  
     
30. Spt. 1917 Semlin. Wohnung im Centralhotel.  
     
  1. Okt. 1917 Semlin ab mit Dampfer "Franz Joseph I."  
     
  3. Okt. 1917 Budapest.  
     
  4. Okt. 1917 Wannsee.  



Zu dieser Reise


"Sogar zum Totgeschossenwerden schien ich der Militärbehörde untauglich. Daher setzte ich mich in ein Boot und fuhr die Donau hinab bis zum Schwarzen Meer; damals im großen Kriege, als wir uns einbildeten, es ginge uns schlecht." (Vierzig Jahre auf dem Wasser. Aus den Logbüchern und Studienmappen von Otto Protzen. Quick Maritim Medien Rechlin 2011, ISBN 978-3-9808910-4-2, S. 9)


Otto Protzen (1868-1925) war ein Maler und Grafiker aus Berlin und daneben ein Pionier des deutschen Wassersports, der leidenschaftlich gern ruderte und ein berühmter Regattasegler war. Im Ruderboot unternahm er viele Reisen, malte oder zeichnete dabei. Er entwarf und konstruierte auch eigene Ruderboote, um sie auf seinen Reisen zu testen.

Nachdem deutsche Truppen während des Ersten Weltkrieges im Herbst 1916 Rumänien besetzt hatten und die Donau damit auf fast der gesamten Länge von den Mittelmächten kontrolliert wurde, startete Protzen in seinem selbst entworfenen Boot "Kiekindewelt", das Eigenschaften eines Canadiers und eines Kajaks vereinte, als "Kriegsberichterstatter für die Arbeit hinter der Front" [27] zu einer Donaufahrt. Sie begann im Frühsommer 1917 in Donaueschingen und endete vier Monate später in der rumänischen Stadt Brăila (das nahe Donaudelta blieb ihm verschlossen, weil hier die Front verlief). Neben den Balkanländern erlebte Protzen auch das alte Österreich-Ungarn, ein Jahr bevor es auseinanderbrechen sollte.

Seine Erlebnisse beschrieb und illustrierte er in der Reportage "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer: Eine Kriegsfahrt im Kayak donauabwärts" (mit einer Übersichtskarte und einer Kajak-Bauzeichnung; Georg Westermann Verlag Braunschweig/Hamburg 1922), deren parallele Lektüre unbedingt lohnt! Das Buch erschien im gleichen Jahr, in dem Friedrich Eduard Keller seinen erstmals alle Wassersportgewässer Deutschlands erfassenden Gewässerführer auflegte; es ist zu vermuten, dass Protzen, im Schreiben des Buches steckend, seinem Vereinskollegen Keller (beide waren im "Verein der Touren-Ruderer Berlin") das Fahrtenprotokoll zur Verfügung stellte.

Protzen war nicht der erste: Schon 1891 fuhren der amerikanische Maler und Schriftsteller Francis Davis Millet, der amerikanische Schriftsteller Poultney Bigelow und der britische Maler Alfred Parsons in drei Einern vom Rob-Roy-Typ John MacGregors von Donaueschingen zum Schwarzen Meer, worüber Bigelow 1892 Jahr den Bericht "Paddles and Politics down the Danube" und Millet im Jahr darauf "The Danube, from the Black Forest to the Black Sea" schrieb. [28] Es kann noch weitere Vorläufer gegeben haben, da die Donau schon 1858 internationalisiert worden war. Daneben waren schon im "Wassersport" 1883, S. 385, 408 und 433 ein erster Ruderfahrtbericht der Strecke Donaueschingen - Pressburg, im "Wassersport" 1888/89, S. 2 und 15, der Bericht einer Tour von Ulm bis Budapest, im "Wassersport" 1904, S. 729, 742 und 755, eine Ruderfahrt Ulm - Belgrad und schließlich in "Fluss und See" 1911, S. 4, 11, 20, 25, 38, 45, 54, 60, 69, 77, 86, 94, 97, 110 und 113 der erste Tourbericht der Strecke von Wien zum Schwarzen Meer erschienen. Ungeachtet dessen nahm Protzen im Vorwort "Vom Schwarzwand zum Schwarzen Meer", stolz für sich in Anspruch, die Donau für die Deutschen "entdeckt" zu haben: "Im Gegensatz zu unserm vielgepriesenen Vater Rhein hat die schöne blaue Donau Wiens ... bei uns in Deutschland weder in der Malerei noch in der Dichtkunst eine Rolle gespielt; wenn man von den wenigen Episoden im alten Nibelungensang absieht. Sehr mit Unrecht! – Daher wohl auch die völlige Unkenntnis, besonders im nördlichen Deutschland, über diesen Strom." Immerhin kommt ihm das Verdienst zu, mitten im Ersten Weltkrieg gefahren zu sein und den späteren "Fernpaddlern", die der Nachkriegsnot im Faltboot zu entfliehen versuchten, literarisch den Weg gewiesen zu haben[29], auf welchen wiederum die Idee der 1956 von slowakischen Paddlern ins Leben gerufenen TID wurzelt.


Protzens Boot "Kiekindewelt"

Eigens für diese Fahrt hatte sich Protzen, der auch Segel- und Ruderboote entwarf, ein Boot bauen lassen, das leicht und klein war und stabil im Wasser lag, "ein Mittelding zwischen einem kanadischen Kanu, welches für unschiffbare, raschfließende Gewässer am geeignetsten ist, und einem Eskimo-Kajak, dessen beste Eigenschaften sich bei Wind und Seegang zeigen." Im Anhang seines Buches ist sein Bauplan enthalten.


Er hat es genau beschrieben:

"Seine Länge ist 4,5 Meter, ein Maß, welches gerade noch erlaubt, das Boot in einem verdeckten Eisenbahnfrachtwagen als Reisegepäck mit sich zu führen.

Seine Breite ist achtzig Zentimeter, das äußerste Maß, mit dem es noch mit dem Paddel bequem fortbewegt werden kann. Sein Tiefgang im vollbeladenen Zustand beträgt nur ungefähr 15 Zentimeter, und zum Schutz der nur sechs Millimeter starken Zedernholzplanken beim Überlandschleifen (...) brachte ich in einiger Entfernung vom eisenbeschlagenen Hauptkiel zwei gleichlaufende Nebenkiele an. (...)

Die Hauptspantform ist völlig und flachbodig, um Steifigkeit zu erzielen und den Tiefgang zu verringern. Das Überwasserschiff ist vorn und hinten möglichst tragfähig geformt, um das Unterschneiden zu verhüten und viel Stauraum zu gewähren, während die Wasser- und Bodenlinien scharf und schlank sind zur Erzielung größtmöglicher Geschwindigkeit.

Das den größten Teil des Fahrzeugs schützende Verdeck besteht aus nur drei Millimeter starkem Zedernholz. Die Öffnung des Sitzraums, welcher im ganzen knapp zwei Meter zwischen den abschließenden, wasserdichten Schottwänden misst, ist nur gerade so groß, dass ich trotz meines steifen Beins bequem ein- und aussteigen kann, und ist mit einer dicht an den Körper anschließenden Schutzdecke vollkommen gegen Regen und überkommende Wellen abzusperren. Die beiden Spitzen des Bootes vor und hinter dem Sitzraum sind durch zwei verschließbare Deckluken zugänglich und dienen zur trocknen und schattigen Aufbewahrung des Proviants und meiner vielseitigen Ausrüstung, die ein Gewicht von nicht weniger als siebzig Kilo hat.

Die Fortbewegung geschieht mit dem 'Paddel'. (...) Wenn der Wind günstig und die Bahn frei, kann ich ein oder auch zwei kleine Segel setzen. Die Masten stehen knapp vor und hinter den beiden Schotten im Sitzraum und sind, ebenso wie die Bambusrahen und -bäume der Segel, nur 1,75 Meter lang, um sie unter Deck verstauen zu können. (...) Sie sind auf die denkbar einfachste Weise während der Fahrt zu setzen und zu bergen, und das hintere Segel, der 'Besan', kann auch während des Paddelns die Fortbewegung unterstützen.

Um mich bei der sommerlichen Wanderfahrt gegen die unbarmherzigen Gluten der südeuropäischen Sonne zu schützen, ließ ich mir aus demselben roten Segelstoff ein kleines Zeltdach anfertigen, befestigt durch zwei Karabinerhaken zwischen beiden Masten, und auseinandergespreizt durch den Bootshaken aus Bambusrohr. Seine Form ist derartig, dass es beim Paddeln nicht hindert; und auch bei Dauerregen und Windstille tat es nützliche Dienste. Ja sogar, wenn ich meinen Schlafsack im Sitzraum zur Nachtruhe in dem aufs Land gezogenen Kajak ausgebreitet hatte, diente es mir, tief bis aufs Deck heruntergesenkt, noch als Wind und Kälte abhaltendes Dach.

Gesteuert wird mit den Füßen durch ein verstellbares Joch, das mit dem Steuerruder durch dünne Drahtseile in Verbindung steht (...)

Das ganze Gefährt ist fabelhaft leicht, jedes überflüssige Gramm ist vermieden; es wiegt noch nicht einmal ganz hundert Pfund, und dieselbe Sparsamkeit ist beobachtet bei der Auswahl des Gepäcks. (...) Die leichte Schlafdecke aus Kamelhaaren liegt unter mir, als Polstersitz zusammengefaltet, ein Kapockschwimmkissen dient mir als Rückenlehne. Kompass, Uhr und Barometer, Zeltlaterne, Thermometer, Entfernungsmesser und Fernglas, alle die nötigen Kleinigkeiten sind an ihren ganz bestimmten Plätzen längs der hinteren Schottwand aufgehängt. Generalstabskartentasche, Skizzenblöcke und Tagebuch, der Lichtbildapparat, die Miniaturausgabe eines Handwerkskastens, Reisehandbuch und sogar das Nibelungenlied in winziger Ausgabe, als einziger Lesestoff für etwaige untätige Regentage, sind in peinlicher Ordnung rings um mich herum irgendwo trocken und sicher verstaut, so dass ich alles, ohne mich vom Platz zu rühren, bequem mit den Händen erreichen kann. Auch zwei lange Leinen sind bereit, zum Festmachen, zum Schleppen und zum Herablassen des Bootes an steilen Ufern. Sie werden mit Karabinerhaken in die beiden stark verbolzten Ringe am Vor- und Achtersteven eingehakt. Es ist geradezu unglaublich, was noch außer der Ausrüstung an Kleidung und Mundvorrat in so einem winzigen Boot Platz findet bei sachgemäßer Verpackung und strengster Beschränkung auf das Notwendigste. So haben, um ein Beispiel anzuführen, Kiekindewelt und sein Eigner gemeinschaftlich nur einen einzigen Schwamm zum Waschen."

Aus: Otto Protzen, "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer. Eine Kriegsfahrt im Kayak donauabwärts. Mit einer Übersichtskarte und einer Kajak-Bauzeichnung." Georg Westermann Verlag Braunschweig/Hamburg 1922, S. 2 - 4. Die Risszeichnung des Bootes befindet sich im Buchanhang.


"Die Länge des Sitzraums unter Deck zwischen den beiden wasserdichten Schottwänden ist so bemessen, dass ein Mann sich in dem Kajak zum Schlaf ausstrecken kann, wenn er an Land gezogen und gegen Umfallen auf beiden Seiten an verschiedenen Stellen gut abgestützt ist. Mein Boot ruhte bei solchen Gelegenheiten sicher auf den beiden rechts und links vom Kiel angebrachten 'Schlingerkielen', welche die zarten Zedernholzplanken beim Überlandschleifen gegen Steine und Wehrbauten schützen sollten. Auch wirkten sie wie ein Schwert gegen Abdrift beim Segeln; sie erschweren aber den Fortgang beim Paddeln. Im allgemeinen möchte ich daher von dieser Bauart abraten, falls Wert auf Schnelligkeit beim Paddeln gelegt wird. (...) 'Kiekindewelt' ist für diese besondere Reise mit sehr viel Stauraum für Gepäck und Proviant ausgerüstet. Auch auf der Ostsee haben sich seine nach derselben Zeichnung entstandenen Brüder und Schwestern vorzüglich bewährt. Durchschnittlich aber würde ein etwas geringerer Freibord von nur 4,20 anstatt 4,50 m Länge genügen; denn von anspruchsloseren Kajakfahrern als ich es bin, welche sich mit einem einzigen Anzug und einer Zahnbürste begnügen, sind schon fast ebenso große Fahrten in viel schmächtigeren Booten gemacht worden; binnen und auf See. Ob aber mit demselben Genuss und mit derselben Ausbeute fürs Leben, kann ich nicht beurteilen."

Aus: "Der Rudersport" vom Robert Rauscher / "Wanderrudern und Paddeln" von Otto Protzen (verlegt in einem Band), Verlag von Georg Westermann, Braunschweig und Hamburg 1923, S. 117 f.


Für den 49-jährigen Maler war die Fahrt der Höhepunkt seines Lebens. Auch wenn er in seiner Autobiographie "Vierzig Jahre auf dem Wasser - Aus den Logbüchern und Studienmappen von Otto Protzen" (Georg Westermann Verlag Braunschweig/Hamburg 1924, neu aufgelegt von Quick Maritim Medien Rechlin 2011, ISBN 978-3-9808910-4-2) die Fahrt nur zweimal kurz erwähnt, zeugt das Donaubuch von 1922 eindrucksvoll von diesem Abenteuer.


An dieser Stelle wird das Fahrtenbuch Protzens neu veröffentlicht, wie es Friedrich Eduard Keller "wortgetreu zum Abdruck" brachte.


Anmerkungen

  1. Er schrieb "Baedeker" wirklich so.
  2. Gemeint ist der Fernbahnhof Berlin-Wannsee, in dessen Nähe Protzen wohnte.
  3. Den Blick aus dem Biergarten der Tafernwirtschaft hat Protzen in seinem Buch auf S. 27 festgehalten.
  4. Die Lebensmittelversorgung Österreich-Ungarns wurde, je länger sich der Erste Weltkrieg hinzog, desto schlechter. Einer weiteren Missernte im nasskalten Sommer 1916 war der eisige, bis in den April dauernde Kohlrübenwinter 1916/17 gefolgt, in dem es nichts anderes mehr zu essen gab; waren die Reallöhne in Wien schon 1916 auf die Hälfte gesunken, wurden sie 1917 noch einmal halbiert, so dass die ärmere Bevölkerung zu hungern begann. Verschärfend kam hinzu, dass 60 % der männlichen Familienoberhäupter an der Front standen, ihre Familien aber nur eine kärgliche Unterstützung erhielten, für die man Ende 1917 nicht einmal zwei Brotlaibe pro Tag kaufen konnte (John Keegan: Der Erste Weltkrieg, eine europäische Tragödie. Rowohlt Taschenbuch 2001, S. 443) Schon Anfang 1917 hatte es in Wien erste Streiks aus Hungersnot gegeben. Ein Vierteljahr nach Protzens Rückkehr sollte der große, durch Hunger ausgelöste Jännerstreik 1918 den Zerfall der Monarchie beschleunigen.
  5. Der merkwürdig anmutende Herrschertitel (gemeint ist ja der Regent in Wien) rührt aus dem System der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Für die Ungarn galt der Wiener Kaiser zugleich als König von Ungarn (k.u.k. = "kaiserlich und königlich"); "sie konnten sich jeden König wählen, vorausgesetzt, dass er Franz Joseph hieß".
  6. Deutscher Name der Stadt Esztergom.
  7. Deutscher Name der Stadt Vác.
  8. Gemeint ist der Kornspeicher am Hafen, der erst 1915/16 von der deutschen Zentral-Einkaufsgesellschaft erbaut worden war, um die Getreideüberschüsse der k.u.k. ungarischen Provinz Slawonien zu sammeln und sie an das hungernde Österreich und nach Deutschland zu verfrachten. Siehe dazu ausführlich "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer", S. 90 f.
  9. Deutscher Name der Stadt Novi Sad.
  10. Deutscher Name der Stadt Petrovaradin, heute ein Stadtteil von Novi Sad.
  11. Deutscher Name der Stadt Zemun, heute ein Stadtteil von Belgrad.
  12. Damit ist Pancsova, die heute serbische Stadt Pančevo/Панчево, gemeint.
  13. Da Pancsova "links a. Temes" liegt, fuhr Protzen die 3 km die Theiß stromauf zur Stadt. Auf dem Rückweg am nächsten Tag kam er wieder zur "Mündung in die Donau".
  14. Deutscher Name der Stadt Smederevo.
  15. Das am linken Ufer etwa bei km 978 gelegene, damals österreich-ungarische, später rumänische Dorf Plavişeviţa trug 1911-1918 den ungarischen Namen "Naszádos". Ende der 60er Jahre des 20. Jh. versank es im Stausee des Eisernen Tores.
  16. Die heute tief in Rumänien liegende Stadt Orşova war bis 1918 die österreich-ungarische Grenzstadt zu Rumänien.
  17. "Wir haben einen Spion gefasst, vertraute unser Bootsmann den auf dem Kai zusammengelaufenen Landsleuten mit wichtiger Miene. ... Kaum hatte ich den Kopf aus dem Luk gesteckt, als ich aus der Volksversammlung mit meinem Namen begrüßt wurde. Es war der Maschinist eines bei Potsdam beheimateten Motorbootes, der mein Inkognito so rücksichtslos lüftete." ("Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer", S. 181) Über das deutsche Motorboot-Korps schreibt Protzen ausführlich in seinem Buch; dazu gibt eine Artikelserie in der Zeitschrift "Die Yacht" 29/1926, S. 359 f., Heft 30/1916, S. 373 f., Heft 31/1916, S. 383 f., Heft 32/1916, S. 395 f., Heft 33/ 1916, S. 408 f. Heft 34/1916, S. 421 f., Heft 35/1916, S. 432 f. und Heft 36/1916, S. 448 interessante Aufschlüsse.
  18. "Ein feldgrau gestrichenes Boot mit der Flagge des Kaiserlichen Korps kam mir entgegen und stoppte. ... Der Bootsmann des Herrn v. S. aus Nedlitz war der erste, der mich erkannte." ("Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer", S. 205) Der "Herr v. S." war Carl Friedrich v. Siemens, der sich um 1910 nördlich von Potsdam das luxuriöse Anwesen "Heinenhof" mit Hafen, Park und Anlegestelle bauen ließ und natürlich eine eigene Motoryacht besaß.
  19. Das war kein Ferienlager für Kinder - sondern ein Männerlager für Stiefel und Befehle!
  20. Weshalb Protzen hier neben dem Bootsführer auch den Maschinisten namentlich nennt, erklärt sich in "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer", S. 217: "Hier befand sich auch das Kommando der Kaiserlich deutschen Motorbootflottille auf der Donau; daher lagen mehrere unsrer Motorboote im Hafen; darunter auch das eines Freundes aus meinem Heimatsorte, welches hier als Polizeiboot Dienst tat. In seiner behaglichen Kajüte fand ich Obdach während der Tage meines Aufenthalts, behütet von einem Maschinisten, mit dem ich schon so manche Fahrt auf den Flüssen und Seen unsrer fernen Heimat und über die grünen Fluten der Ostsee gemacht hatte." Es handelt sich wahrscheinlich um den Maschinisten des Hausboots "Thea", das Protzen selbst entworfen und ca. 1906 hatte bauen lassen. Er beschreibt Hausboot und Fahrten in seiner Autobiographie "Vierzig Jahre auf dem Wasser", S. 200 ff., ausführlich, nennt aber dort den Maschinisten nicht mit Namen.
  21. Das kann nur ein Schreibfehler sein - Protzen meinte natürlich "Cernavodă". – Im Jahrbuch der Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes 1918 ist auf S. 46 ein Walter Kanein aus Dresden, Walderseeplatz 9 (heute ein Wohnblock am Stresemannplatz) als Mitglied verzeichnet. Dem K. M. K. wurden lt. Protzen vorrangig Männer zugeordnet, die sich im Zivilleben schon Wassersporterfahrung erworben hatten; ob der Dresdener der nachfolgend genannte "Bootsführer Kanein" war?
  22. Vermutlich konnte Protzen nirgendwo anders unterkommen, weil Hârsova in den Kämpfen im November/Dezember 1916 zu großen Teilen niedergebrannt war; Protzen erblickte ein Ruinenfeld.
  23. Brăila war die letzte Stadt, die Protzen erreichen konnte: nur 15 km weiter flussabwärts, vor Galaţi an der Mündung des Sereth, verlief die Front zur rumänischen/russischen Armee. (Obwohl nämlich die deutsche Armee fast ganz Rumänien besetzt hatte, blieb u. a. das Donaudelta bis Kriegsende in der Hand der Entente-Truppen.) Im Schlusswort "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer" erwähnt Protzen sogar, dass er vorgedrungen sei "bis an die Flusssperre (halbwegs) zwischen Braila und Galatz (...), eine starke Balkensperre, quer über die Donau gelegt und mit Reihen von schweren Flussminen gegen jeden Überraschungsversuch gesichert", dass er "dem Kanonendonner in der Serethebene gelauscht und das grellblitzende Mündungsfeuer der kämpfenden Geschütze seine Fahrt erhellt hatte" (S. 244 und 252). Sein ersehntes Ziel, das Schwarze Meer, hat Protzen nur in Constanţa (s.u.) sehen können.
  24. Protzen paddelte in den Folgetagen einen Ausflug in die riesige Sumpfaue der Donau ("Balta Brăilei" = "Brăilaer Donaubalta"), die sich oberhalb des Deltas zwischen den Städten Călăraşi und Brăila erstreckt und damals noch nicht trockengelegt war. Schon ein halbes Jahr zuvor war, ohne voneinander zu wissen, der deutsche Biologe Kurt Floericke (1869-1934) hier gerudert, um - wie auch Protzen - die Gunst der Stunde zu nutzen und mit Paddel, Flinte und Notizbuch vogelkundliche Forschungen zu betreiben. Wie dort, wo sich heute weithin Acker dehnt, die Landschaft damals aussah, zeigen Floerickes "Forscherfahrt in Feindesland" (Franckh'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1918) und auch Protzen in "Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer", S. 239, in begeisterten Worten und Bildern.
    Nach den 1963 begonnenen Meliorationen sind nur noch im Parcul Natural Balta Mică a Brăilei kümmerliche Reste des Sumpfurwaldes erlebbar.
  25. Vielleicht der deutsche Vizeadmiral Karl Wilbrandt (1864-1928)
  26. Der Hinweis "mit Eisenbahn" bezieht sich vielleicht darauf, dass Protzen in Cernavodă den Hofzug des Königs von Bulgarien mitsamt Besitzer bewundern konnte, der hier einen anderen hochgestellten Gast erwartete. Wer dies (zur Überraschung Protzens) war, kann man im Buch auf Seite 246 nachlesen.
  27. so nach: Vierzig Jahre auf dem Wasser. Aus den Logbüchern und Studienmappen von Otto Protzen. Quick Maritim Medien Rechlin 2011, ISBN 978-3-9808910-4-2, S. 344
  28. Siehe dazu auch Thomas Theisinger: Tod auf der Titanic. Kanu-Schriftsteller Francis Davis Millet. "Kanu-Sport" 5/2012, S. 32 f.
  29. Welchen Bekanntheitsgrad Protzens Leistung erreichte, erkennt man daran, dass noch Artur Nicolaus 1953 einen Paddler am Lagerfeuer erzählen lässt, er habe "den Einzelgänger Otto Protzen noch gekannt, der 1916 (sic!) die Donau von der Quelle bis ins Frontgebiet am Schwarzen Meer befuhr. Dann erzählt er von der Zeit der abenteuerlichen Fahrten, die alle auf der Donau begannen." (A. Nikolaus: Wasserwandern für jedermann. Ein Ratgeber für große und kleine Fahrt, Binsenbummeln, Zelt und Nachtlager. Franck'hsche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1953, S. 114)



Quellenvermerk und Bearbeitungsbericht

Dieser Text wurde von Otto Protzen verfasst und erschien 1922 in Friedrich Eduard Kellers Wasserwanderführer "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer II. Teil" (für Deutschland außerhalb Brandenburgs und Mecklenburgs), Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube Berlin, 1. Auflage, S. 398 - 410. Der Text wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung aus dem Werk übertragen. Orts- und Eigennamen entsprechen der Schreibweise Protzens (auch wenn manche bulgarische und rumänische Namen in der späteren Buchausgabe anders geschrieben wurden). Vereinzelte offenkundige Rechtschreib- und Kommafehler wurden stillschweigend korrigiert (z.B. "Schiffahrstbeauftragter" in "Schifffahrtsbeauftragter", "csàrda" in "csárda" geändert). Die Gliederung, die Hervorhebungen und die   S p e r r u n g e n   im Text folgen dem Original.

Links wurden nur dort eingefügt, wo die Erläuterung eines Sachverhaltes aus heutiger Sicht unumgänglich schien. "Moderne" Anmerkungen sind nur dort ergänzt worden, wo es zum Verständnis des Textes notwendig war.

Sämtliche Namen und Beschreibungen der Verhältnisse entsprechen dem Originaltext von 1922. Eine Aktualisierung des Textes und der Ortsnamen auf heutigen Stand wurde nicht durchgeführt.


Danksagung

Vielen Dank an Rainer aus KA und Herbert Kropp, Brake, für ihre Hinweise zu frühen Wassersport-Fahrten auf der Donau.



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