Auf Moldau und Elbe von Prag nach Schmilka (Schimandl 1975)

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Mit dem nachfolgenden Beitrag setzen wir die Reihe der Flussbeschreibungen böhmischer Flüsse - Moldau - Lužnice - Otava - Elbe fort.

Die Moldau unterhalb von Prag ist ein schiffbarer Fluss. Schon im Mittelalter, zur Zeit Kaiser Karl IV., war auf Fluss reger Schiffsverkehr. In neuerer Zeit wurde die Befahrbarkeit des Flusses durch den Bau einer Reihe von Schleusen für Schiffe bis zu 1000 t Tragfähigkeit ermöglicht.

Jährlich werden auf diesem Wasserwege über eine Million t Waren transportiert. Vor allem Kohle und Kies. Von Prag fahren Schiffe bis in die Häfen der Nord- und Ostsee.

In den letzten Jahren wurden die meisten Wehre und Schleusen umgebaut bzw. modernisiert. Durch diese Wehre weist die Flussstrecke zwischen Prag und Mělník meist eine geringe Strömung auf. Auf den letzten Kilometern vor Mělník kommen wir jedoch gut voran, denn der Fluss hat hier wieder bessere Strömung.

Im teilweise felsigen Tal der Moldau unterhalb von Prag sind die Hänge der Ufer mit Laubwäldern bedeckt. An einigen Stellen verbreitert sich das Flusstal.

Dort liegen, meist am linken Ufer, verschiedene Dörfer. Unterhalb Kralupy wird die Landschaft flacher, und in ihrem letzten Abschnitt durchfließt die Moldau eine breite Ebene. Durch die Abwässer der Stadt Prag und einiger Industriebetriebe am unteren Flusslauf ist das Wasser der Moldau verunreinigt und zum Baden weniger geeignet.

Für Wanderfahrer, die den mittleren Flussabschnitt der Moldau befahren haben und weiter flussabwärts wollen, beginnt die Flussbeschreibung ab Prag-Braník, km 60 (siehe "Der Kanusport" Heft 4/1972).

Kommen wir mit unseren Booten die Moldau abwärts nach Prag, so haben wir zwei Möglichkeiten zum Zelten. Einmal in Prag-Braník am Autocampingplatz und zum anderen unterhalb der Stadt, vor oder nach dem Wehr in Prag-Troja.

Ist in unserem Fahrtenplan ein längerer Aufenthalt in der Stadt vorgesehen, so empfiehlt sich Prag-Braník, trotz Autocamping, als Zeltplatz. Von hier aus erreicht man mit der Straßenbahn gut und schnell die Stadt.

Unterhalb der Brücke in Prag-Braník befinden sich an der Moldau zahlreiche Bootshäuser und Werften sowie Liegeplätze für Motor- und Segelboote.

Der Podoler Hafen unterhalb des Vyšehrad-Felsens auf der rechten Seite ist der Sportboothafen. Auf der linken Seite ist der Smíchover Hafen, der ehemalige Flößerhafen. Heute dient er als Schutz- und Winterhafen. Das Wasser der Moldau wird in Prag durch drei feste Wehre gestaut, welche bis heute die Namen von alten Mühlen tragen. Der dadurch über alle Jahreszeiten hinweg fast gleichmäßige Wasserspiegel der Moldau wirkt sich sehr zum Vorteil für das Stadtbild aus.

Wir beginnen die Fahrt am Zeltplatz in Prag-Braník (km 59,5). Die Moldau wird hier durch einen langen Damm geteilt. Die Strömung ist mäßig, es wirkt schon der Stau des ersten Prager Wehres. Dieses erste Wehr ist das Štítkovský-Wehr, unterhalb der Jiráskův-Brücke (km 54,1). Die Floßgasse ist in der Mitte. Übertragen können wir auf der linken Seite, und zwar an der Schleuse. Diese Schleuse überbrückt das erste und das zweite Wehr. Das zweite Wehr ist das Altstädter (km 53,2), mit der Floßgasse in der Mitte.

Übertragen können wir auch hier an der linken Seite, über Treppen an der Statue der "Moldau" in den Kanal unterhalb der Schleusenkammer. Besser ist es natürlich, wenn wir schleusen. Die Schleusenzeiten kann man beim Stadtbummel erfragen. Beide Floßgassen können gefahren werden. Jedoch bekommen wir mit vollgepacktem Boot sehr viel Wasser über.

Die Statue am rechten unteren Ende der Schleusenkammer ist eine allegorische Darstellung der Moldau mit ihren vier größeren Nebenflüssen, Lužnice, Otava, Sázava und Berounka. Jedes Jahr im November versammeln sich hier Prager Wassersportler und legen an der Statue Blumen nieder. Sie ehren damit die in der Vergangenheit auf dem Wasser tödlich verunglückten Sportfreunde.

Wir befinden uns nun unterhalb des Altstädter Wehres vor der historischen Karlsbrücke. Paddeln wir hinüber auf die rechte Flussseite, so haben wir einen wunderschönen Blick auf die Karlsbrücke mit den Kleinseitner Brückentürmen, überragt vom Hradschin mit dem Veitsdom. Die Karlsbrücke wurde 1357 bis 1380 vom Dombaumeister Peter Parler im Auftrage Kaiser Karl IV. erbaut. Sie ist 250 m lang, hat 16 Bogen, vor den Brückenpfeilern stehen große Eisbrecher aus Holz. Die 30 Heiligen-Plastiken, die auf der Brücke stehen, stammen aus dem 18. Jahrhundert. In den Jahren 1970 bis 1974 wurden an der Brücke umfangreiche Erhaltungsarbeiten durchgeführt.

Unterhalb der Karlsbrücke mündet von links das Bächlein Čertovka in die Moldau. An ihm finden wir mitten in der Großstadt noch eine alte Mühle mit Wasserrad. Auf diesem Bächlein befindet sich auch eine Trainingsstrecke für Slalom.

Das dritte Wehr in der Stadt ist das Helmovský-Wehr an der Insel Štvanice (km 51,0). Es hat eine Floßgasse am linken Ufer, die sehr lang ist. Sie ist fast immer geschlossen. Die Schleusen sind im rechten Moldauarm an der Insel unterhalb der Hlávkův-Brücke. Umtragen können wir unsere Boote über die Insel von rechts nach links. Auf der linken Seite der Insel, unterhalb des hohen Wehres, führen Stufen zum Fluss hinunter.

Beginnen wir mit der Befahrung der Moldau in Prag, so haben wir die Möglichkeit, unsere Boote auf dieser Insel aufzubauen. Der Zugang zur Insel ist von der Hlávkův-Brücke aus. In der Mitte der Brücke ist eine Straßenbahnhaltestelle. Auf der Insel liegen ein Elektrizitätswerk, das alte Wintersportstadion und einige Tennisplätze.

Wir fahren nun an den Hafenanlagen von Holešovice und Libeň vorbei. Am linken Ufer liegt der historische Baumgarten, der heute dem bekannten Fučík-Park angegliedert ist.

Das nächste Wehr ist in Troja (km 45,6). Zum Übertragen fahren wir in den Kanal und tragen von hier die Boote unterhalb des Wehres. Im Bereich des Wehres sind zur Zeit sehr umfangreiche Bauarbeiten im Gange. Auch die nächsten Wehre werden alle modernisiert und umgebaut. Das Umtragen ist meist recht beschwerlich. Daher ist es am besten, wir benutzen die Schleusen. Schleusenzeiten immer an der vorhergehenden Schleuse erfragen oder gemeinsam mit der Schifffahrt schleusen.

Unterhalb des Wehres ist größeres Gefälle, bei höherem Wasserstand sind besonders nach der Fähre schöne Stromschnellen. Die Fähre führt zum Prager Zoo und zum Schloss Troja. Beides sind beliebte Ausflugsziele der Prager Bevölkerung (Sportfreunde aus Elster/Elbe haben übrigens direkt an der Fähre gezeltet).

Auf der Weiterfahrt verlassen wir das Stadtgebiet von Prag. Das schmale Flusstal ist eingerahmt von hohen Felsen, die allmählich in eine Hügellandschaft übergehen.

Das nächste Wehr in Klecany (km 37,8), Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 175,10 m über NN, Wehrhöhe 2,70 m. Übertragen vom Schleusenkanal links, in den Fluss nach rechts. Der Damm zum Fluss ist sehr steil. Am rechten Ufer sehen wir die Gebäude einer Kern-Physik-Anstalt. Unterhalb Libčice (km 28,8) ist das nächste Wehr (km 27,2). Kammerschleuse rechts, Floßgasse links, 172,00 m über NN, Wehrhöhe 3,56 m. Wir umfahren am besten links mit einem Bootswagen.

Im Dorf Chvatěruby (km 24,7) am rechten Ufer steht eine Schlossruine. Dieser Bau wurde im 18. Jahrhundert begonnen und nicht fertiggestellt.

In Kralupy (km 23,8) sind drei Brücken. Am linken Ufer, unterhalb der letzten Brücke, ist eine Sportbootswerft. Der hohe Kamin am rechten Ufer gehört zur Gummifabrik. Am linken Ufer, wo Sandsteinfelsen aufsteigen, können wir gelegentlich Eisenbahntunnel sehen. Unterhalb Nelahozeves sind Umladeplätze für Kies. Hoch am linken Ufer steht das Renaissance-Schloss Nelahozeves (1553-1613) mit einem weithin sichtbaren Sgraffito an der Stirnwand und am Giebel. In der Gemeinde (km 19,7) gegenüber der Kirche steht das Haus Nr. 12, in dem 1841 der berühmte Komponist Antonín Dvořák geboren wurde.

Unmittelbar vor dem Dorf, auf der linken Seite am Rande einer Wiese, gibt es einen günstigen Platz zum Zelten. Das Dorf bietet gute Einkaufsmöglichkeiten.

Auf der rechten Flussseite, etwas unterhalb von Nelahozeves, liegt das reizende Barockschloss Veltrusy. Es stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert und ist von einem ausgedehnten Landschaftspark umgeben.

In Miřejovice (km 18,0) kommt das nächste Wehr, Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 168,10 m über NN, Wehrhöhe 3,80 m. Übertragen können wir auf der rechten Seite.

Die Landschaft geht nun in eine Ebene über. Die schönen Uferwiesen sind von Laubwäldchen unterbrochen. Dazwischen Flächen mit reihenweise aufgestellten Holzmasten. Dies ist das typische Bild der Hopfengärten in der böhmischen Ebene.

Beim Dorf Dušníky (km 13,0) beginnt ein langer, meist überschwemmter Damm, der bis zum Wehr bei Vraňany (km 11,5) reicht. Vor diesem Wehr fahren wir links in den Schleusenkanal und übertragen am Ende der Mauer nach rechts in den Fluss. Die Fahrt auf dem Kanal, der fast 12 Kilometer lang ist, verläuft recht eintönig.

Dazu ein Ausschnitt aus einem Fahrtbericht des Sportfreundes Günther Noack aus Bad Elster: "Hier fuhren wir links ab in den Schifffahrtskanal bis zur Schleuse in Mělník. Dieser Kanal ist ungefähr 12 Kilometer lang und vollkommen aufgestaut. Er führt schnurgerade bis auf eine leichte Krümmung bis Mělník. Die Wasseroberfläche ist pechschwarz, und man merkt erst, wenn man die Paddel eintaucht, dass das Wasser trotzdem klar ist. Wir waren froh, als wir dieses völlig leblos erscheinende Gewässer hinter uns gebracht hatten und die Schleuse in Mělník in Sicht kam. In Mělník schlugen wir im Bereich der Schleuse unsere Zelte auf. Zwei freundliche Schleusenwärter waren uns in jeder Beziehung behilflich. Einer mähte Gras, damit unsere Zelte auf einer Wiese Platz fanden. Der andere bot mir sogar seinen elektrischen Rasierapparat an. Dann war er für uns Fremdenführer in Mělník."

Auf der eigentlichen Moldau ist die Fahrt für uns interessanter. Das Wehr in Vraňany ist das letzte auf der Strecke Prag - Mělník. Die Fahrt von hier bis zur Mündung in die Elbe ist sehr schön. Kleine Wäldchen und Baumgruppen wechseln sich an den Ufern ab. Außer Lužec (km 8,1) auf der linken Seite sind die Dörfer weit weg vom Fluss. Wir finden hier schöne Zeltplätze, die sonst am unteren Lauf der Moldau recht selten sind. Die Landzunge vor dem Zusammenfluss von Moldau und Elbe ist Naturschutzgebiet.

Vom Fluss aus sehen wir auf hohem Felsen den Turm der Mělníker Kirche. Hier endet der 450 Kilometer lange Lauf der Moldau. Die Moldau ist an ihrer Mündung größer, wasserreicher und wesentlich sauberer als die Elbe.

Erhöht am rechten Ufer liegt die Stadt Mělník. Am flachen Ufer, gegenüber der Stadt, ist ein beliebter Zeltplatz. Trotz des regen Betriebes schlagen wir dort unsere Zelte auf. Vor der Weiterfahrt auf der Elbe lohnt auf jeden Fall eine Stadtbesichtigung.

Die Bezirksstadt Mělník (13.000 Einwohner) ist dank ihrer sonnigen Lage ein Zentrum des böhmischen Weinbaues. Beliebt und bekannt ist die Weinmarke "Ludmila".

Die Stadt erwuchs aus einer frühen slawischen Burgstätte. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die gotische Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. Das Schloss beherbergt ein bekanntes Weinrestaurant und wertvolle Sammlungen.

Von der Schlossterrasse aus genießen wir einen prachtvollen Ausblick auf die Vereinigung der Moldau mit der Elbe und auf die umliegenden Weinberge. Die beim Schloss stehende Probsteikirche entstand in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Wer Interesse hat, sollte sich in der Krypta der Kirche die aus vielen Tausenden menschlichen Gebeinen und Totenköpfen errichtete Kapelle ansehen. In der Stadt finden wir Reste der mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Der Marktplatz, einer der typischen Plätze böhmischer Städte, ist von restaurierten Häusern mit Laubengängen umgeben. Das Rathaus erhielt seine Barockgestalt in den Jahren 1765 bis 1773.

Sehen wir uns also Mělník an und genießen den Blick von oben, wie auch ein Glas vom Mělníker Wein der Marke "Ludmila".

Die Elbe ist ab Mělník ein ein international rege befahrener Fluss. Nach dem Zusammenfluss mit der Moldau ist sie mächtiger und breiter geworden.

Das Wasser der Elbe ist sehr stark verschmutzt, und unser Geruchsempfinden wird arg strapaziert. Die Kilometrierung beginnt in Mělník mit Kilometer 0. Bis Grenze nach Dolní Žleb (Niedergrund) sind es 109,2 km. Auf der Strecke bis Ústí hat der Fluss noch sechs Wehre, die gleich denen an der Moldau alle umgebaut werden.

Geschleust werden Sportboote nur mit der Berufsschifffahrt. Für größere Gruppen von Sportbooten gibt es eventuell Ausnahmen. Bis Litoměřice durchfließt die Elbe eine flache Landschaft, die ab und zu von kegeligen Bergkuppen unterbrochen wird.

Am rechten Ufer beginnt nahe Litoměřice das Böhmische Mittelgebirge. Bei Lovosice fahren wir in ein mächtiges Flusstal ein, das uns mit seinen Schönheiten bis zur Grenze bei Hřensko begleitet. Vom Schreckenstein bei Ústí bis zur Grenze beträgt das Gefälle des Flusses 16 Meter. Dadurch gibt es eine sehr gute Strömung, die uns nach so vielem gestautem Wasser willkommen ist.

Die Weiterfahrt auf der Elbe ab Mělník ist also noch interessant genug. Lassen wir uns nicht durch den Schmutz und den schlechten Geruch des Wassers von der Weiterfahrt abhalten. Das rechte Ufer unterhalb Mělník ist wesentlich höher als das linke.

An den Hängen gibt es zahlreiche Weingärten. Das erste Wehr ist in Dolní Beřkovice (km 6,7), Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 155,30 m über NN, Wehrhöhe 2,48 m. Dieses Wehr ist neu gebaut. Umtragen können wir links bei der Schleuse über Betontreppen. Das zweite Wehr (km 18,0) ist bei Račice (km 16,0), Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 152,60 m über NN, Wehrhöhe 2,30 m. Die Schleuse links ist ebenfalls neu gebaut. Wir setzen rechts aus und umfahren etwa 250 m mit dem Bootswagen.

Von diesem Flussabschnitt aus sehen wir links den Berg Říp. Diese 459 m hohe glockenförmige Bergkuppe ist mit der Legende von der Landnahme der Tschechen durch den Urvater Čech verbunden. Auf dem Gipfel steht die romanische Georgs-Rotunde aus dem 12. Jahrhundert.

In der Stadt Roudnice (km 27,4) sind wir vor dem nächsten Wehr, Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 149,80 m über NN, Wehrhöhe 1,94 m. Zum Umtragen fahren wir links in den Schleusenkanal bis zu einem kleinen Häuschen auf dem Damm. Von dort tragen wir die Boote nach rechts in den Fluss. Ungefähr 100 Meter rechts vor dem Wehr befindet sich eine moderne Speisegaststätte.

Roudnice ist eine mittlere Stadt mit einem auffallend großem Schlossgebäude, das wir vom Fluss aus gut sehen können.

Beim Wehr in Litoměřice (km 41,2), Kammerschleuse links, Floßgasse rechts, 146,90 m über NN, Wehrhöhe 2,70 m, fahren wir zum Umtragen links in den Schleusenkanal bis an das Schleusentor und um tragen nach rechts in den Fluss.

Auf der rechten Seite, kurz vor der Brücke, gehört das Gelände einem Ruderverein. Dort können wir uns die Erlaubnis zum Zelten auf dem Gebiet des Bootshauses holen.

Litoměřice, rechts an der Elbe oberhalb des Zuflusses der Ohře (Eger) gelegen, ist eine sehr alte Stadt. Bereits 1227 wurde die damalige Siedlung zur Stadt erhoben. Die Stadt hat heute noch viele historisch und architektonisch wertvolle Gebäude aufzuweisen. Sie steht deshalb unter Denkmalschutz. Neben den schönen alten Häusern am Marktplatz ist besonders der Bischofsdom aus dem 17. Jahrhundert zu erwähnen.

Das in der Nähe gelegene Terezín (Theresienstadt) war eines der vielen Konzentrationslager der Nazis. In den Kasematten der ehemaligen Festung ist eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Faschismus eingerichtet. Wir werden auf jeden Fall diese Stätte besuchen. Auf fast stehendem Wasser paddeln wir nun durch eine recht reizvolle Landschaft. Das Böhmische Mittelgebirge nimmt hier seinen Anfang. Das Wehr in Lovosice (km 49,3) kann rechts umfahren werden. Ein etwa 600 Meter langer Weg führt um das Wehr. Die Kammerschleuse ist links, Floßgasse rechts, 143,70 m über NN, Wehrhöhe 2,15 m. Bei Lovosice (km 50,5) kommen die relativ hohen Berge Lovoš (572 m) und Milešovka (835 m) in Sicht.

Das Elbtal ist hier sehr schön. Bewaldete Hänge, unterbrochen von kleinen Dörfern mit zahlreichen Obstgärten, säumen den Fluss. Im Hintergrund immer wieder die Kulisse des nahen Mittelgebirges.

Die seenartig gestaute Wasserfläche kündet schon von weitem die Schleuse in Ústí an. Etwa 1,5 km vor der Schleuse am Thermalbad gibt es beim dortigen Segelklub Zeltmöglichkeiten. Auch hierzu ein Ausschnitt aus dem Fahrtbericht des Sportfreundes Noack: "Wir haben vor der Schleuse festgemacht, die zur Zeit umgebaut wird. Daher dauerte es auch fast eine Stunde, ehe wir geschleust wurden. Rechts vor uns der Schreckenstein. Ein gigantischer Anblick, dieser schmutzig, grauschwarze Felsbrocken, der seinen Namen wohl zu Recht trägt.

Es ist immer wieder ein aufregendes Schauspiel, wenn man geschleust wird. Aber diese Schleuse am Schreckenstein mit ihren riesigen Ausmaßen hinterlässt einen kolossalen Eindruck auf uns. Wir fahren in die geflutete Schleusenkammer ein, die Tore schließen sich. Langsam geht es tiefer, man hat das Gefühl, im Faltboot sitzend in eine tiefe Gruft herabgelassen zu werden. Erleichtert und sichtlich beeindruckt verlassen wir die Schleusenkammer."

Ústí nad Labem ist mit 64.000 Einwohnern die Hauptstadt des Bezirkes Nordböhmen. Es liegt an beiden Ufern der Elbe. Außer der Erzdekanatskirche aus dem 15. Jahrhundert und der Adalberts-Kirche aus dem 13. Jahrhundert (im 18. Jahrhundert umgebaut) sind keine weiteren historischen Sehenswürdigkeiten vorhanden. Es gibt aber eine Reihe von Neubauten, die unsere Aufmerksamkeit verdienen. Ústí ist eine wirtschaftlich bedeutende Stadt der ČSSR.

Mit guter Strömung sind wir schnell in Děčín. Es ist die letzte große Stadt an der Elbe auf dem Gebiet der ČSSR. Die Stadt zählt 40.000 Einwohner. Das Schloss auf einem 50 Meter hohen Felsen auf der rechten Flussseite ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Interessant ist unter anderem eine alte Brücke unterhalb des Schlosses aus dem Jahre 1567. Von Děčín aus können wir anspruchsvolle Wanderungen in eine schöne Umgebung unternehmen.

Nochmals Sportfreund Noack: "Hier machten wir Mittag im Hotel 'Atlantic'. Dieses Hotel ist hauptsächlich auf Touristen mit entsprechendem Geldbeutel eingestellt. Es ist von uns nicht zu empfehlen, dort Rast zu machen. Wir haben während unserer Fahrt in Erfahrung gebracht, dass man in einfachen Gaststätten hier zu Lande viel netter bedient und auch billiger beköstigt wird."

Wir werden unsere Fahrtetappen so einteilen, dass wir in Dolní Žleb das letzte Mal auf ČSSR-Gebiet zelten. Das bietet zwei Vorteile: erstens können wir nochmals ein Lagerfeuer abbrennen und dabei ein gutes tschechisches Bier trinken. Zweitens erreichen wir von Hřensko aus bequem die Felsenwelt der Böhmischen Schweiz. Es seien nur das Prebischtor, die Edmunds- und die Wilde-Klamm erwähnt.

Nach Dolní Žleb halten wir uns bei der Weiterfahrt immer rechtsseitig, da am linken Ufer schon das Gebiet der DDR beginnt. Wir müssen erst die Grenzkontrolle vor Schmilka passieren, bevor wir wieder auf der linken Seite paddeln dürfen.

Die Kontrolle an der Grenze ist unkompliziert, da man meist im Boot sitzen bleiben darf.

Zum Schluss noch einmal Sportfreund Noack: "Zu bemerken wäre noch, dass man uns überall bereitwillig geschleust hat. Wir mussten in Klecany übertragen, da ein Schleusentor defekt war. Uns wird die stets freundliche Aufnahme, die wir überall in der ČSSR fanden, immer in guter Erinnerung bleiben."

Damit endet unsere Fahrt von Prag nach Schmilka. Trotz mancher Erschwernisse und weniger gutem Wasser lohnt es sich doch, diese Tour einmal mit in unser Fahrtenprogramm aufzunehmen.


Quelle

Dieser Artikel stammt von Ferdi Schimandl, Altenburg, und erschien in der Zeitschrift "Der Kanusport. Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 22. Jahrgang, Heft 4/1975, S. 55-25.

Der Text wurde aus der Zeitschrift unverändert übertragen, lediglich die neue deutsche Rechtschreibung wurde berücksichtigt und die Schreibweise der Ortsnamen dem tschechischen Schriftbild angeglichen. Eine Aktualisierung der Fakten auf heutigen Stand (neue Zeltplätze, Umtragemöglichkeiten, Änderungen nach dem Hochwasser 2002) wurde nicht durchgeführt. Neue Fahrtberichte der letzten Jahre werden gerne entgegengenommen!

Vielen Dank an Ferdinand Schimandl für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.



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