Reizvolle Brda (Ulbricht 1979)

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Inhaltsverzeichnis

Reizvolle Brda


Ruderfahrt über Kaszubische Seen und durch die Tucholer Heide in der VR Polen


Den vorliegenden Artikel verfasste Heinz Ulbricht, Berlin, im Jahre 1979. Er ist in der Zeitschrift "Rudersport der DDR" erschienen.


Knapp 250 km hinter der polnischen Grenze beginnt ein Wasserwanderrevier, das Masuren in nichts nachsteht, Wanderruderern aber fast völlig unbekannt ist. Es ist jedoch eine der beliebtesten Trassen der Kanuten. Für Fahrten im Doppelvierer ist die Strecke auf ihrer gesamten Länge zwar wenig geeignet, Teilstrecken sind jedoch auch im Doppelvierer gut zu befahren - und für geübte Wanderruderer ist die gesamte Trasse in Bootsklassen bis zum Doppelzweier beinahe risikolos befahrbar.

An einem Sonnabendmorgen im Juli gegen fünf Uhr brachen wir in. Berlin auf. Wir, das sind: Klaus Lorenscheit (Luftfahrt Berlin), ich, der eigene Doppelzweier GORROSCHOA, unser Fahrer und sein Wagen. Mit dem Auto ging es über Frankfurt (Oder), Gorzów, Wałcz in Richtung Chojnice, von dort zu der mitten im Wald gelegenen Waldarbeitersiedlung NOWA BRDA, um hier gleich rechts hinter der Eisenbahnbrücke (km 208) unser Boot aufzuriggern, zu beladen und gleichen Tags gegen 13.00 Uhr unsere Ruderfahrt zu beginnen.

Die BRDA ist anfangs so schmal, dass wir nur als Einer mit rudern werden. Die ersten 1000 m werden teilweise auch mit dem Stechpaddel bewältigt - landschaftlich erinnert alles etwas an die Obere Havel unterhalb Bredereiche, nur dass der Fluss ein knappes Viertel der Havelbreite aufweist. Nach 1500 m das erste Hindernis: Zwei armdicke Erlen liegen quer über dem Fluss und versperren die Durchfahrt.

Nun entschließen wir uns endgültig, die heutige Tagesetappe als Einer mit zu rudern. Während Klaus die GORROSCHOA umrüstet, stehe ich bis über den Bauch im Wasser und gehe mit der Axt den beiden Erlen zu Leibe - nachdem die Durchfahrt frei ist, kann die Fahrt fortgesetzt werden. Nach weiteren 2000 m verbreitert und verflacht sich der Fluss derart, dass die nötige "Handbreit Wasser unter'm Kiel" ausbleibt.

Wir nehmen die GORROSCHOA wie einen Hund an die (Steuer-) Leine und laufen ihr auf dem sandigen Flussboden einige Hundert Meter nach - viel mehr als unsere Knöchel werden nicht nass.

Nachdem es wieder tief genug ist, ändert sich auch das Landschaftsbild, der Wald tritt bis an das Flussufer - das rechte Ufer steigt bis zu 15 m an. An einem hübschen Biwakplatz mitten im Buchenwald, direkt an der Chausseebrücke SUSZKA - LIPCZYNEK (km 202.5), beschließen wir, unsere Mittagsrast zu machen. Am bereits lodernden Lagerfeuer werden Schinkenstullen, Kaffee und ungarischer Rotwein verzehrt. Dann geht die Fahrt ohne Hast weiter - es muss getreidelt werden. Unter einer kleinen Brücke ist das Gefälle stärker und bildet eine Stromschnelle, ich lasse die GORROSCHOA an der Treidelleine durch das Hindernis, Klaus fängt sie unten ab. Die Fahrt führt uns dann teilweise rudernd, im Fluss watend, das Boot dabei treidelnd, hindurch unter umgestürzten Bäumen oder auch darüber hinweg, beziehungsweise an ihnen vorbei. Beidseitig steigen die buchenbewachsenen Ufer bis über 20 m an. Der Fluss ist in diesem Durchbruch sehr breit und flach, die Landschaft gleicht dem Binenbach in der Ruppiner Schweiz. In diesem herrlichen Buchenwald fallen uns über 300jährige Kiefern auf - in den Jagen 215/216 sollen Kormorane und Reiher nisten.

Nach Austritt der Brda aus dem Wald kann wieder gerudert werden, die Straßenbrücke BIELSKO - PRZECHLEWO (km 200) wird durchrudert, und ab hier ist der Fluss problemlos im Doppelvierer befahrbar. Zur Rechten noch einmal hübscher Wald bis ans Flussufer, links Wiesen. Dann durchfahren wir die Straßenbrücke PRZECHLEWO - PAKOTULSKO (km 196) und erreichen den Großen Szczytno-See, das Ziel unserer ersten Tagesetappe. Beim Durchfahren der Brücke ist auf Pfähle unter der Brücke zu achten. Der nördliche Teil des Großen Szczytno-Sees ist an seinen Ufern bewaldet, drei Inseln liegen im See. Am Westufer bei RZEWNICA ist ein riesiger Campingplatz (km 190) - 1.500 m weiter südlich, gegenüber der Einfahrt zum Kleinen Szczytno-See, errichten wir kurz vor Sonnenuntergang unser Lager.

Sehr zeitig am anderen Morgen bereitet Klaus das Frühstück, ich mache aus der GORROSCHOA wieder einen Zweier ohne, und dann wird der südliche Teil des Großen Szczytno-Sees erkundet - alles ist hier ähnlich wie in Masuren, nur die Seen sind eine Nummer kleiner, für offene Ruderboote geeigneter. Teilweise sind beide Ufer bewaldet, zum Teil haben wir Wiesenlandschaft - während das westliche Ufer flach ist, steigt das östliche teilweise steil an. Vor der Brücke der Fernstraße Nr. 25 stehen Pfähle alter Stege im Wasser, unter der Brücke strömt es uns stark entgegen, und zwei Drittel der östlichen Durchfahrt sind mit unter Wasser liegenden Betonbrocken versperrt, aus ihnen ragen Rundeisen wie Stachel heraus, die nur darauf warten, sich in einen Bootskörper zu bohren - wir schieben das Boot direkt am westlichen Brückenpfeiler hindurch. Unsere Mühe wird belohnt, der Krępsko-See mit seinen bewaldeten Höhen und Buchten ist ein lohnenswerter Abstecher - kein anderes Boot weit und breit, am Ufer ein einsamer Angler und über uns Kormorane.

Nach dem Abstecher zum Krępsko-See bauen wir unser Zelt ab, durchrudern den Kleinen Szczytno-See und sitzen an seinem Ostende, unter der Straßenbrücke ZAWADA - SZCZYTNO (km 185) fest! Unter der neuen Betonbrücke mit nur einem Mittelpfeiler stehen 10 cm unter der Wasseroberfläche die Pfahlstumpfreihen der abgesägten vier Brückenpfeiler einer alten Holzbrücke. Wir waren vorgewarnt und ließen uns daher ohne Fahrt, nur von der Strömung durch die Brücke treiben - und saßen trotzdem auf einer Pfahlreihe fest. Nun, da stand ich wieder bis zum Hals im Wasser, um die GORROSCHOA von dem alten Brückenpfeiler zu zerren. Dem Boot war nichts geschehen. Nach 50 m ist links ein Fischwehr zu durchfahren, Probleme gibt es hier keine - steuern muss man könne, 200 m hinter dem Fischwehr steht mitten im Fluss ein armdicker Pfahl, den man sich merken sollte!


Fast wie auf der Havel

Nach dem Abfluss der Brda aus dem Końskie-See (km 182,5) durchrudern wir eine neue Straßenbrücke (Abstand von den Pfeilern halten!!) und erreichen eine verschilfte, beidseitig bewaldete Flusserweiterung - fast alles ist jetzt wie auf der Oberen Havel, nur das Wasser der Brda ist so glasklar, dass man bis auf den Grund sehen kann. Die Landschaft ändert sich bis zur Straßenbrücke PŁASZCZYCA (km 176) wenig. Vor der Brücke mussten wir links anlegen, da unter der Brücke Steine liegen, und es darunter abenteuerlich brodelte. Beim Anlegen achte man auf Pfähle der ehemaligen Uferbefestigung, denn die einst zwischen den Pfählen eingeflochtenen Faschinen sind nicht mehr. Es lauern in regelmäßigem Meter-Abstand die Stümpfe der abgefaulten Pfähle auf anlegewillige Holzboote.


Erinnert an Unstrut

Nach Durchtreideln der Brücke geht die Fahrt bei flotter Strömung wieder in ein Waldgebiet. Nach Passieren einer Eisenbahnbrücke säumen Höhenzüge den Fluss - sieht man von fehlenden Weinbergen ab, so erinnert hier vieles an eine Unstrutfahrt. Später kommt eine Holzbrücke, vor deren linkem und mittlerem Joch Pfähle eingerammt sind, rechts in der Innenkurve ist die Durchfahrt frei, dann folgt eine neue Betonbrücke - beide Brücken sind in Karten noch nicht eingetragen.

Unter der Straßenbrücke CIECHOLEWY (km 165) muss rechts wieder hindurchgetreidelt werden, da es darunter flach und steinig ist - vor und hinter der Brücke ist es jedoch ausreichend tief. Aber hier gibt es beiderseits des Flusses nur noch Wald, teils steile Außenkurven und flache Innenkurven - über 120 km fließt die Brda jetzt durch die Wälder der Tucholer Heide. Eine in der Karte nicht verzeichnete Holzbrücke (km 162) wird passiert. Bei nachlassender Strömung geht unsere Fahrt noch einige Kilometer durch diese bewaldete Flusslandschaft. Bei km 159 mündet der Fluss dann in den 10 km langen, bis 2.500 m breiten, bis 30 m tiefen und völlig von Wald umgebenen Charzykowy-See. Eine einsame Insel gegenüber dem Dorf Bachorze ist unser Etappenort. Nachdem das Gepäck fünf Meter hoch auf ein geeignetes Plateau geschleppt wurde, wird das Zelt errichtet, GORROSCHOA und die Rotweinkiste gut verstaut und Lagerfeuerholz gesammelt. Am Feuer wird dann gegessen und bei einer Flasche Rotwein Tagebuch geführt und der Plan des nächsten Tages geschmiedet.


Herrliche Seen und romantischer Flusslauf

Im ersten Teil seines Berichtes (RUDERSPORT DER DDR Nr. 1/79) schilderte Sportfreund Heinz U l b r i c h t den Beginn der Brda-Fahrt bei der Waldarbeitersiedlung Nowa Brda zum Szczytno-See bis Rzewnica und weiter die Brda durch die Tucholer Heide zum Rastpunkt in der Nähe des Dorfes Bachorze.

Ohne Gepäck geht es am Tage darauf bei herrlichem Schiebewind zum Südzipfel des Sees nach Charzykowy. Ansichtskarten werden verschickt, die Frauen des Ruderclubs "WANDA" beim Training beobachtet, dann geht es bei strammem Gegenwind zurück zur Insel.

Nachdem Wind und Wellen unseren ersten Versuch, als vollbeladener Zweier ohne die Insel zu verlassen, abwehrten, wird in einer windgeschützten Bucht die GORROSCHA gelenzt, hinten so voll gepackt, dass "die Nase hoch kommt", die Bug-Persenning dicht gezogen und der zweite Angriff eingeleitet. Diesmal klappt es besser - alles wird aus der Wanderruder-Trickkiste hervorgezaubert: Erst wird Zweier ohne, dann Einer mit gefahren, der Steuermann hat nicht zu steuern, sondern das Boot leer zu lenzen - trotzdem sind die Hacken wieder nass, als die windgeschützte Nordost- Bucht des Charzykowy-Sees erreicht ist.

Unseren Plan, hier die Seenkette vom Płęsno-See zum Ostrowite-See zu erkunden, müssen wir aufgeben, im Schutzgebiet für Wasservögel ist das Befahren der Seen verboten.

Nachdem wir interessierte Kanuten aus Sopot über unser Woher und Wohin in radebrechendem polnisch, deutsch und englisch unterrichtet hatten, ging die Fahrt dann weiter über den Langen See zum Karsińskie-See. Die steilen Süd- und Ostufer des Sees sind bewaldet. Am hohen Nordufer erkennt man die ersten Häuser von Swornegacie - wir bleiben am flachen Westufer und versuchen die Chocina ein Stück stromauf zu rudern. Der schmale Fluss mit seinen engen Kurven und der Gegenströmung zwingt uns bald zur Aufgabe unseres Planes - abwärts mag die Chocina befahrbar sein, aufwärts ging es jedoch nicht.

Bei einer Siesta an der Chocina-Mündung (km 154.5) wird dann abgekocht und gegessen. Wir rudern dann durch den hübschen Ort Swornegacie, werden auf der Brücke von den Sopoter Kanuten gegrüßt und erreichen den Witoczno-See. An seinem Nordufer suchen und finden wir die durch Flöße gekennzeichnete Einmündung der Zbrzyca (km 150). Die ersten 200 m der Zbrzyca werden durch eine am linken Flussufer "geparkte" Floßkette eingeengt - man muss sich an der Floßkette entlang tasten. Uns blieb dabei genügend Zeit, uns in einem der das rechte Ufer säumenden, blitzsauberen Bauernhöfe zu erkundigen, wohin es hier wohl ginge. "Śluza", teilte uns ein alter Herr mit. Da Śluza nun im Deutschen "Schleuse" bedeutet, stand unser heutiger Etappenort damit eigentlich bereits fest - bis zur Schleuse noch und keinen Schlag weiter!

Von Bauernhöfen und Flößen war schon lange nichts mehr zu sehen, die bewaldeten, steilen Ufer luden immer weniger zum Zelten ein, die stramme Gegenströmung gönnte uns keine Ruhepause - nach 5 km war noch immer keine Schleuse in Sicht, statt dessen durchruderten wir eine Brücke, hielten ein Fischerboot am Ufer und zum Trocknen aufgespannte Netze nun als untrügliche Vorboten der Schleuse. Nach einer Backbordkurve blickten wir dann statt auf Schleusentore auf einen herrlichen, nur von steilen, bewaldeten Ufern umsäumten See - ein Blick auf die Karte: Wir waren auf dem Śluza-See. Am Westufer war auch bald eine Bucht mit Steg, Feuerstelle und Platz zum Zeltaufbau gefunden. Nach erfrischendem Bad ließen wir uns am Lagerfeuer das Abendessen, Rotwein, im Feuer gegarte Kartoffeln schmecken.


Abstecher nach Laska

Am anderen Morgen trieb es uns bereits um 5.00 Uhr aus dem Zelt, die GORROSCHA wurde klar gemacht, und dann ging es über die spiegelglatten Seen: Parszczenica-See, Księże-See nach Laska (km 14) am Laska-See. Die Zbrzyca ist ab Laska noch weitere zwanzig Kilometer befahrbar, fünf Hindernisse sind dabei zu überwinden. Man gelangt dann auf die Seen bei Kruszyn und Sominy. Die Czarna Woda (Schwarzwasser) ist von dort erreichbar. Sicher sind auch die bei Laska einmündenden Flüsse Kulawa und Kłoniecznica befahrbar. Da wir nicht wussten, was uns auf der Brda noch erwarten würde, haben wir uns in Laskia zur Rückfahrt entschlossen. Auf der Rückfahrt kamen wir mit Aal-Fischern ins Gespräch - nichts von ihrem Fang wollten sie uns verkaufen. Nach ergebnislosem Feilschen ging es dann zum Zelt zurück, hier wurde gefrühstückt, das Lagerfeuer noch einmal gezündet und das Terrain um unseren Zeltplatz erkundet. Ein malerischer Binnensee wurde in einer Senke entdeckt. Rückblickend muss gesagt werden, dass wir hier ruhig noch einige Tage hätten bleiben sollen. Schweren Herzens ging es dann zurück zur Brda, wobei die Strömung der Zbrzyca ein so ausgezeichneter Motor war, dass genügend Zeit zum Fotografieren blieb.

Den Ausfluss der Brda am Ostufer des Witoczno-Sees (km 150) erkennt man gut an einer neu errichteten Holzbrücke. Ab hier strömt der Fluss wieder beachtlich, beiderseits des Flusses liegen Höfe. Der Fluss verbreitert sich etwas, die bewaldeten Ufer steigen wieder an. Eine lange Insel teilt den Fluss - wir lassen sie backbord liegen. Das Kraut im Fluss dringt bis an die Wasseroberfläche, so dass die Fahrt etwas gebremst wird.


Malerischer Płęsno-See

Die Brda mündet in den Małołącko-See ein (km 147), und hier verlassen wir kurz die Brda, um nach Norden in den malerischen Płęsno-See zu gelangen. Auf Pfähle und im Wasser liegende Bäume ist hier zu achten, dann gelangt man an eine kleine Brücke, durch die es nur gebückt und mit langgemachten Skulls geht.

Der etwa 3 km lange See ist völlig von Wald umgeben, die Ufer steigen zum größten Teil steil an. An seinem Nord-West-Zipfel legen wir an, um im Wald einer Bäuerin frisch gepflückte Blaubeeren preiswert abzukaufen. Wir stellen dabei fest, dass man ab diesen Punkt in eine Kette hintereinander liegender Waldseen (Garaliczno-, Nawionek- und Zmarłe-See) umsetzen könnte, hätte man einen Bootswagen bei sich. Mit vier Mal Umsetzen gelänge man hier wieder zur Zbrzyca, oberhalb von Laska. Alle vier Seen sind völlig im Wald eingebettet, jeder einzelne liegt immer etwas höher, Biwakplätze sind überall vorhanden. Da wir keinen Bootswagen bei uns haben, können wir die erste Umsetzstelle nur zu Fuß begutachten - es ist bestimmt lohnenswert, diese Sache eines Tages in Angriff zu nehmen.


Brda-Seenplatte

Wir rudern zurück zur Brda, fahren auf dem Łąckie-See (km 145), bei Drzewicz (km 143) durch eine Straßenbrücke und auf dem Dybrzk-See. An den Ufern beider Seen grenzt fast überall Wald, alles wird etwas flacher, erinnert an eine Mecklenburg-Fahrt zwischen Müritz und Havel. An beiden Ufern der östlichen Bucht des Łąckie-Sees und am linken Ufer des Dybrzk-Sees findet man genügend Platz zum Aufbau der Zelte. Ein recht starker Nord-West-Wind pfeift längs über den 4,5 km langen Dybrzk-See, rudern ist nicht möglich. Mit aufgedrehten Blättern und der Bug-Persenning als Segel gelangen wir schnell zu dem sich anschließenden Kosobudno-See (km 140). Vor der Halbinsel, die beide Seen trennt, haben sich die Wellen bereits zu beachtlicher Höhe aufgetürmt, so dass wir froh waren, endlich hinter der Halbinsel auf dem Kosobudno-See zu sein - hier an der Halbinsel sind wieder prächtige Biwakplätze.

Mit dem Ausfluss der Brda aus dem Kosobudno-See verlässt er nun endgültig die herrliche Kette der Brda-Seen, wir biegen am Ende des Sees mit der Brda nach Süden ab. Eine Eisenbahnbrücke, die Brücke der Fernstraße Nr. 235, anfangs noch Wiesen, dann auch Felder künden wieder von der Zivilisation - der Ort Męcikał (km 136) ist erreicht. Da der Laden des Ortes geschlossen ist, kaufen wir bei einer Bäuerin unser Brot. Da unser Blaubeer-Topf noch bis zum Rand voll ist, lehnen wir angebotene Erdbeeren ab. Nach kurzer Siesta bei frischem Brot mit Butter und Blaubeeren geht unsere Fahrt auf der nun seenartig erweiterten Brda weiter - von Strömung ist kaum etwas zu merken.

Die Landschaft ist etwas verändert, beide Ufer sind zum größten Teil wieder stark ansteigend, während das rechte Ufer überwiegend bewaldet ist, sehen wir am linken Ufer Felder. Die Orte Turowiec und Klonia ziehen rechts und links an uns vorbei. Nach sieben Kilometern ist dann das Wehr bei Mylof erreicht (km 129). Vor dem Wehr, hinter einem alten Schuppen am rechten Brda-Ufer, gehen wir an Land und entladen das Boot. Am gleichen Ufer, direkt neben dem Wehr, auf der Anhöhe wird auf dem Biwakplatz das Zelt aufgebaut. Geht man über die Wehrbrücke und Kanalbrücke, dann kann man sich auf dem zweiten oder dritten Gehöft rechts an der Straße Bootswagen ausleihen. Mit dem geliehenen Wagen wird die GORROSCHA ans rechte Ufer unterhalb des Wehres geschafft.

Hat man nicht die Absicht, in Mylof zu zelten, dann legt man besser am rechten Ufer des links der Brda parallel ausfließenden Kanals an. Von hier hat man es näher zum Hof mit den Bootswagen. Vom Anlegeplatz am Kanalufer führt dann ein betonierter Weg an eine Einsetzstelle am linken Brda-Ufer. Wegen der unmittelbar danebenliegenden Forellenaufzucht-Anlage ist dort dann allerdings das Zelten verboten - man fährt dann weiter, um unterhalb des Wehres zu zelten. Hat man nach Ankunft in Mylof dazu noch genügend Zeit, dann sind die Plätze unterhalb Mylof empfehlenswerter als der direkt neben dem Wehr.

Oberhalb des Wehres ist dann der Teil der Brda zu Ende, der gefahrlos (wenn man die erwähnten Hindernisse unter den Brücken berücksichtigt und sich dementsprechend verhält: Treideln, Hindernis vorher ansehen usw.) mit Vierern befahrbar ist. Bei günstiger Etappeneinteilung ist eine 200 km lange Wanderfahrt durchführbar - von den Kilometern her ausreichend für eine einwöchige Fahrt.

Mit Zweiern kann man dann unterhalb Mylof noch weiterrudern, doch nun wird es streckenweise haarig.

Als wir am anderen Morgen die zum Einer mit umgerüstete GORROSCHA bestiegen, wurde die starke Strömung anfangs durch die Verkrautung des Flusses gemildert. Um die querliegenden, den Fluss zu zwei Drittel versperrenden Bäume kamen wir noch recht elegant herum. Größere Schwierigkeiten bereiteten uns von links, 1.5 m über dem Wasserspiegel, einmündende vier Rohrpaare (à. 800 mm Ø Rohr), die jeweils 100 m Abstand von einander hatten. Aus diesen Rohrpaaren schoss das von der "Forellenfabrik" verbrauchte Wasser des Kanals zur Brda zurück und verursachte eine starke Querströmung. Die Wasserstrahlen platschten erst in Flussmitte in die Brda, so dass die Durchfahrt teilweise nur noch einem Drittel der Flussbreite entsprach. Die verbleibende Durchfahrt war dann teilweise noch verschilft. Drei der vier Rohrpaare wurden von uns rudernd gemeistert, beim vierten Rohrpaar war die verbleibende Durchfahrt fast völlig verschilft. Direkt dahinter lagen vom rechten Ufer her umgestürzte Bäume quer im Fluss. Hier war mit Rudern nichts zu machen. Kanuten, die diese Stelle paddelnd passierten, wären um ein Haar gekentert. Wir gingen am linken Ufer an Land, die Bäume des Waldes gehen hier bis hinunter an den Fluss, und wir schoben unser Boot unter dem Wasserstrahl hindurch - das ging ausgezeichnet, brachte aber nasse Füße.


Einmalige Landschaft

Weiter ging dann die Fahrt als Einer mit, um die einmalige Landschaft des heutigen Tages genießen zu können. Starke Mäander, die Außenkurven bis zu über 30 m steil ansteigend, die flachen Innenkurven grasbewachsen. Dort, wo keine Wiesen sind, tritt der Wald, anfangs überwiegend Nadelhölzer, später Laubbäume, direkt bis an den Fluss heran. Die von den steilen Außenkurven abgestürzten Bäume fallen in den Fluss und bleiben dort liegen, um zu verrotten - niemand nimmt sie heraus. Es strömt meist so stark, wie wir es bei Hochwasser im Unterspreewald kennen. Der Fluss ist so breit wie die Alte Spree bei Berlin.

Die Abfahrt ist eigentlich problemlos, nur in den Kurven muss man sich rechtzeitig entscheiden, wo man um im Wasser liegende Baumreste herumsteuert. Das Wasser ist glasklar, bis auf den sandigen Grund kann man überall sehen, Fische können in ihrem Element direkt vom Boot aus beobachtet werden. Eisvögel, verschiedene Arten von Greifvögeln beobachten wir.

So erleben wir an den nächsten beiden Tagen die Brda, eine einfach einmalige Flusslandschaft. Für Motorbootfahrer (Gott sei Dank) unpassierbar.

Ungefähr 2 km hinter Mylof wird am linken Ufer ein neues Treppenwehr gebaut, wir nehmen an, dass das Wehr eines Tages die vier Rohrpaare ersetzen wird. (Das geschah nicht: 2006 gabs noch Rohrpaare, aber kein Treppenwehr. d. Abtipper) Dann wäre die Brda-Abfahrt auch bis Rytel im Vierer möglich.

An einem Sägewerk fahren wir vorbei, vor der Eisenbahnbrücke (km 123,5) bei Rytel legen wir rechts an, um das Boot durch das rechte Brückenjoch zu treideln. Bei höherem Wasserstand kann man diese Brücke jedoch durchrudern, dann halte man sich aber rechtzeitig vom Mittelpfeiler weg, da vor dem Pfeiler noch der Sockel einer ehemaligen Brücke steht. Rytel bietet sich dann noch für die letzten Einkäufe an, dann geht die Fahrt rudernd durch die Brücke der Fernstraße Nr. 22 (km 121.5). Hinter Rytel wird die Landschaft dann so richtig wild. 1000 m hinter dem Dorf teilt sich der Fluss - geradeaus führt ein Arm zu einem verrotteten Holzwehr, scharf nach rechts wendet sich dann der eigentliche Lauf der Brda. Die Kurve dahinter ist völlig von quer liegenden Bäumen versperrt. An der Innenkurve, dicht am Ufer im Wasser stehend, schieben wir die GORROSCHOA durch eine schmale Durchfahrt. Der Bestand des Waldes an Laubbäumen nimmt zu - neben Nadelhölzern, Wacholder, Erlen nun auch des Öfteren Eichen am Flussufer. Bei Uboga (km 116) verbreitert sich der Fluss wieder durchbruchartig, wird flach und am Grund steinig - etwas schabt an der Kielleiste. Bald wird es jedoch wieder tiefer, die Brda tritt aus dem Wald heraus. Die Dörfer Lutom (links) und Brda (rechts) werden durchfahren. Die Holzbrücke in Brda (km 110) wird mit Vorsicht durchrudert, doch hier gibt es kein Problem. Bei Lutom und Brda erinnert die Brda wieder kurzzeitig an die Alte Spree hinter Hangelsberg, bevor sie hinter der Holzbrücke wieder in den Wald fließt. Die Strömung scheint nun noch schneller zu werden, zu beiden Seiten tritt der Wald bis an das Ufer heran. Am Forsthaus Woziwoda (km 101.5) wird die von Tuchola kommende Chaussee unterquert. Prächtige alte Eichen, eine Spirituosenbrennerei sehen wir im Vorbeifahren, und gegenüber einer Steilkurve auf einer Wiese an der Einmündung der Bielska Struga (km 96) ist für uns die Ruderfahrt dieses Tages beendet.

Nach dem Feuerholzsammeln, Aufbauen des Zeltes wird vor dem Abendessen noch ein Spaziergang in diesem prächtigen Wald unternommen. Als wir den ersten Wildschweinen begegnen, beschließen wir, zum Zelt zurückzukehren.


Proviant eingekauft

Am nächsten Tag legen wir hinter der zweiten Kurve bereits wieder an. Mit einem Kanuten-Ehepaar aus Erfurt wird die vorletzte Flasche Rotwein geteilt und ein wenig geschwatzt, dann geht unsere Fahrt weiter. Das Tal wird jetzt breiter, der Fluss fließt nun durch große Wiesen, jedoch der Wald im Hintergrund ist immer noch zu sehen. Nach vier Kilometern geht es dann wieder durch Laubwald. Die Brda nimmt stellenweise durchbruchartigen Charakter an - dort, wo der Fluss breiter wird, ist es auch stellenweise verdammt flach.

An der Straßenbrücke Płaskosz (km 87.5) legen wir an, um beim Bauern Eier einzukaufen, ehe es weitergeht. Am linken Ufer stehen die Bäume unverändert direkt bis am Wasserrand, rechts versorgen Schöpfräder dahinter liegende Fischteiche mit Wasser. Ein kurzes Stück des Brda-Laufes wird nun noch einmal beidseitig von Wald eingezäunt, eine Eisenbahnbrücke wird unterquert, dann wird in Rudzki Most (km 81,5) angelegt, um einzukaufen. Hier, direkt an der Fernstraße Nr. 240 nach Tuchola (4 km Fußweg), kann man auch in einer Gaststätte essen.


Fahrt durch die "Hölle"

Nachdem wir unseren Proviant verstaut haben, geht unsere Reise weiter. Nach 1000 m sind wir dann in einem völlig von Laubwald umgebenen Talkessel, den die Brda stark strömend durchfließt. Erst liegt ein Baum völlig quer im Fluss, dass man wieder bis zum Bauch ins Wasser muss, um das Boot hindurchzuschieben. In der nächsten Kurve liegen gleich drei Bäume quer im Wasser. Da sie flach auf der Wasseroberfläche liegen, wird das Boot mit Hilfe eines Anglers über das Hindernis hinweggeschoben. Ausgerechnet an dem Ufer, wo es sich bequem über drei Bäume schieben lässt, liegt 100 m dahinter ein zweiter Baum. Dieser liegt nur bis zur Flussmitte im Wasser. Aber um weiterzukommen, muss man nun erst einmal ans andere Ufer, zur Innenkurve. (Auch 2006 noch eine böse Stelle. d. Abtipper) Ständig muss man auf der Hut sein, um die im Wasser liegenden Bäume richtig zu umsteuern. Diese zehn wildromantischen Kilometer, die wir jetzt durchrudern, durchtreideln, wo wir uns teilweise rückwärts treibend stromab bewegen, um an Gefahrenstellen den Hindernissen mit einigen Schlägen gegen den Strom ausweichen zu können, diese zehn Kilometer heißen seit alters her im Volksmund "Die Hölle". Ein erstes Mal beenden wir unsere "Höllenfahrt" am Forsthaus Świt. Klaus holt beim Förster Trinkwasser, ich treidle das Boot unter der gesperrten Brücke hindurch, uralte Eichen säumen das Forsthaus und die Chaussee dorthin. Hinter der Brücke sieht man zu beiden Seiten kurz nacheinander Wiesen. Dann eine Linkskurve, eine Rechtskurve und wir schießen durch eine mehrere hundert Meter lange Stromschnelle, die Ufer zu beiden Seiten sind über 30 m hoch, das Glück verlässt uns nicht - an den unzähligen Hindernissen führt immer ein Weg vorbei. Teilweise haben wir den Eindruck, durch einen Tunnel zu rudern, da die sich oben fast vereinigenden Baumkronen immer weniger Licht in den Talkessel lassen. Als die Strömung etwas nachlässt, wird nach einem geeigneten Biwakplatz geschaut - nichts zu machen, die Ufer sind überall zu steil.

In einer völlig mit Bäumen versperrten Kurve sitzen wir nun fest. Obwohl ich heute bestimmt nicht mehr baden wollte, schwimme ich wieder in der Brda. Unbeschadet zerre ich die GORROSCHA von einem unter Wasser quer liegenden Baum und habe rechte Mühe, selbst ans Ufer zu gelangen. Klaus rudert das Boot einige Schläge gegen den Strom, um am rechten Ufer anzulegen. Das Boot kommt am Ufer direkt auf einer Wurzel zum Stehen, ein daumengroßes Stück der Wurzel "grinst" danach durch eine der unteren Planken. Offenbar an einer Wildschweinsuhle, 100 m unterhalb der Stelle, die wir vor 40 Minuten als Biwakplatz einstimmig abgelehnt hatten, stehen wir nun und entladen in fieberhafter Eile die GORROSCHA, in der der Wasserstand ständig steigt. Seit der Ausfahrt aus dem Szczytno-See wissen wir, dass beim Anlegen besondere Vorsicht gefragt ist - wir hatten es nur mal kurz vergessen!

Die GORROSCHA wird unten am Fluss in der "Suhle" abgelegt, Einzelteile unter dem Boot verstaut, das daumengroße Loch abgedeckt, dann geht die Plackerei los: Das Gepäck ist den steilen, über 30 m hohen Hang hinaufzutragen. Im dichten Laubwald wird eine geeignete Stelle für das Zelt gefunden, eine Feuerstelle wird angelegt, um Wildschweine abzuschrecken, nasse Sachen werden zum Trocknen aufgehangen. Nach heißem Eintopf und der letzten Flasche Rotwein können wir wieder lachen.


Viele Wildschweinspuren

Am anderen Morgen bereitet Klaus das Frühstück, ich repariere die GORROSCHOA. Da der Kleber noch zwei Stunden trocknen muss, haben wir genügend Zeit, um diesen herrlichen Wald vom Land her zu erkunden - Menschen treffen wir nicht, aber genügend Wildschweinspuren. Durch dichtes Gebüsch und die Kronen darunterliegender Baumpartien ist der im Tal dahinfließende Fluss kaum zu erkennen.

Nachdem die GORROSCHA wieder beladen ist, wird die "Höllenfahrt" fortgesetzt - auch mit der Treidelleine ist am Hindernis vom Vorabend kein Vorbeikommen. Während Klaus am rechten Ufer wieder die Leine aufwickelt, rudere ich stromauf ans links Ufer, um das Boot in der Innenkurve am Hindernis vorbeizuschieben. Nun könnte es weitergehen, Klaus steht jedoch am falschen Ufer. Rückwärts lasse ich mich stromab treiben, bis eine geeignete Anlegestelle am rechten Ufer gefunden ist. Dann geht es weiter als Einer mit. Die "Hölle" erscheint immer noch wie ein Tunnel, neben umgestürzten Bäumen liegen riesige Findlinge im Fluss. Vor der Brücke Piła-Młyn (km 73) künden Wiesen davon, dass die "Hölle" hinter uns liegt. Durch die Brücke, unter der es beängstigend brodelt, geht es durch das Mitteljoch - vor der Brücke ist auf zwei Pfähle zu achten!

Unter der Brücke wird Mittag gekocht, etwas später treffen auch unsere Erfurter Kanuten ein, die sofort zu Kaffee und anderen Getränken eingeladen werden - es stellt sich heraus, dass auch sie an den gleichen Hindernissen in ähnlicher Weise zu kämpfen hatten.

Die Strömung lässt jetzt merklich nach, bewaldete Ufer beiderseits der Brda - hier soll ein Stausee entstehen, der sich bis hinter Koronowo erstrecken wird. Da der See noch nicht voll angestaut ist (ist inzwischen geschehen, d. Abtipper), müssen wir auf Stümpfe abgesägter Bäume achten, die einst den Flusslauf umsäumten. Diese Stümpfe zwingen zur Vorsicht. Da der Fluss immer noch glasklar ist, kann man sie jedoch unter Wasser erkennen. Im Stausee liegen auch Bäume, deren kahle Äste wie Reusen aus dem Wasser ragen - Vorsicht ist geboten!


Snak am Lagerfeuer

An der Einmündung der Brda in den Stausee (km 70) zelten wir gemeinsam mit den Erfurtern. Am Feuer wird über zurückliegende Fahrten geschwatzt. Wir berichten über Polen, uns wird über Rumänien berichtet.

Tags darauf nach dem Frühstück trennen wir uns von den Kanuten, um das Umfeld des Stausees zu erkunden - die Erfurter riggern in Koronowo ab. Es geht einige Kilometer die Kamionka stromauf, zum Krzywe- und Kolano-See, über den Stoczek-See, Piaseczno-See zum Kadzionka-See bei Buszkowo - überall Wald, Wald, Wald. Gespenstisch sehen die aus dem Wasser ragenden Äste der umgesägten Bäume aus. Zwischen Piaseczno-See und Plotwickie-See ist hinter der Brücke ein altes Wehr zu überfahren. Die Wassertiefe ist ausreichend, trotzdem vorsichtig fahren!

Abends am Lagerfeuer verstehen wir den Förster anfangs falsch, nachdem wir das Feuer wieder ausgemacht haben, bleibt er solange, bis ein neues brennt - nur etwas kleiner.

Am folgenden Tag führt uns die Fahrt dann vorbei an Sokole-Kuźnica (km 57), Różanna (km 53) nach Pieczyska zur ersten Staumauer - hier kann man nicht in die Brda umsetzen! Wir fahren weiter zum Lipkusz-See (km 48), durchfahren die Brücke bei Tuszyny, werden von leichtsinnigen "Seglerlehrlingen" zu einer Regatta herausgefordert, die uns für einen "Kajak" hielten, und erreichen mit dem Białe-See das Ende der Seenkette.

An der zweiten Staumauer bei Samociążek kann man auch nicht in die Brda umsetzen (geht inzwischen, d. Abtipper). Wir rudern zurück zum Czarne-See, legen in einer Bucht am Westufer an und suchen den Bauern, der mit Pferd und Wagen hier Boote umsetzt. Einen Kilometer Landtransport, dann sind wir am linken Ufer der Brda, direkt am Wehr von Okole.


Gespräch mit Bauer Franz

Abends besucht uns hier Bauer Franz, er erzählt uns, wie stark die Brda früher hier strömte, ehe der Stausee da war, dass die Gleise in der Nähe zum Umsetzen der Flöße bestimmt sind und sonst noch interessante Dinge.

Tags darauf setzen wir ohne Gepäck oberhalb des Wehres ein, um nach Koronowo zu rudern. Wald und steile Ufer wie immer, die 40 m hohe Brücke einer Schmalspurbahn wird unterquert und in Koronowo, einer kleinen, sehenswerten Stadt, wird eingekauft. Am Wehr bei Okole wird umgesetzt, das Boot beladen und weiter geht unsere Flussfahrt. Ab Stauwerk Samociążek (km 35) strömt es wieder, hohe Ufer beiderseits, Wälder und Wiesen und Felder wechseln sich ab. Am Stauwerk Bożenkowo (km 29) kann man dann an der "Floßschurre" gut umsetzen. Dahinter erweitert sich die Brda wieder seeartig bis zum nächsten Stauwerk bei Smukała (km 20.5). Hier lässt sich ebenfalls an der "Floßschurre" wieder gut umsetzen. Dann ist der Fluss wieder so stark strömend wie oberhalb der "Hölle". Statt Wald sieht man jetzt teilweise Felder, meist jedoch kleine Gärten. Hier sollte man sich nicht so dicht am Ufer halten, da es viele Stege gibt, die bei entsprechendem Wasserstand teilweise knapp unter der Wasseroberfläche sind.

Wir haben die Bezirkshauptstadt Bydgoszcz erreicht. Nach Westen (km 13) geht der Bydgoszczer Kanal ab, die letzten 13 km der Brda führen durch die Stadt hindurch nach Osten (zwei Schleusen) zur Wisła.

Uns führt die Fahrt auf der Wisła zum 64 km entfernten Grudziądz. Von dort fahren wir per Bahn über Malbork, Gdańsk nach Hause zurück. Mit Hilfe eines Sopoter Ruderkameraden werden bei einem Aufenthalt in Sopot per Wagen noch die Wasserwanderreviere der Radunia-Seenkette in der Kaszubischen Schweiz erkundet - eine einmalig hübsche Seenkette.

Von Bydgoszcz gibt es jedoch auch zwei Wasserwege direkt in die Heimat zurück, falls man die Fahrt auf der Wisła nicht weiterführen möchte. Man kann über den Kanal, der unteren Noteć und unteren Warta zur Oder gelangen (280 km/18 Schleusen) oder über obere Noteć, Gopło-See, Warta (500 km/14 Schleusen) gleichfalls zur Oder gelangen.


Quelle und Korrekturbericht

Dieser Artikel stammt von Heinz Ulbricht, Berlin, und erschien in der Zeitschrift "Rudersport der DDR, Organ des Deutschen Ruder-Sport-Verbandes der DDR" 25. Jahrgang 1979, in zwei Teilen in Heft 1/1979, S. 9-11, und Heft 2/1979, S. 7-11.

Der Text wurde (ohne die Karte) aus der Zeitschrift übertragen und dabei die neue deutsche Rechtschreibung berücksichtigt, die Schreibweise der Orte und Begriffe dem polnischen Schriftbild angeglichen und die Nummerierung der Fernstraßen auf den heutigen Stand gebracht. Offenkundige Schreibfehler wurden stillschweigend berichtigt, der Name des Stauwerkes km 29 vom damaligen Namen Łącznica in den heutigen Namen Bożenkowo geändert. Die Kilometerangaben wurden auf jene der 1:60.000-Paddelkarte "Brda - Szlak kajakowy" (2004) umgestellt, die seit dem Anstau des Koronowskie-Stausees gelten.

Die für heutige Leser ungewohnten Mischschreibungen polnischer Ortsnamen (Kaszubische Schweiz, Tucholer Heide) sind ein DDR-Typikum, das aus der vielschichtigen und noch heute nicht widerspruchsfreien Vergangenheitssicht herrührt. Sie wurden beibehalten. Die Gliederung und die Hervorhebungen im Text entsprechen dem Original.

Eine weitere Aktualisierung der Fakten auf heutigen Stand (Anstau und Uferbebauung des Koronowskie-Stausees, neue Zeltplätze usw.) wurde nicht durchgeführt. Neue Fahrtberichte der letzten Jahre werden gerne entgegengenommen!

Vielen Dank an Heinz Ulbricht für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.


Siehe auch die Artikel

  • Brda, eine Info-Sammlung für Paddler


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