Piave

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Allgemeines

Der Piave (auch: die Piave, deutsch "Ploden") ist ein 220 km langer Fluß in Nordostitalien (Venetien). Er entspringt in den Dolomiten nahe der italienisch-österreichischen Grenze, fließt in einem breiten, von vielen Armen durchzogenen Tal in die norditalienische Ebene und mündet bei Jesolo in die Adria. Sein Einzugsgebiet beträgt 4127 km². Ab der Brücke Fae - Provagna (8 km nördlich von Ponte n. Alpi, 16 km nördlich von Belluno) geben der DKV-Führer und die italienische Wassersportkarte WWI und Zahmwasser an. An manchen Wochenenden wird der Wasserablaß aus den Stauseen des Oberlaufs gesperrt, so daß die Arme des faltbootfähigen Abschnitts trockenfallen können.

Naturfreunde sollten die Augen aufhalten: in den Auenwäldern um Belluno bestand in den 1970er Jahren auf 5-6 km Länge eine Population ausgesetzter Sibirischer Streifenhörnchen (Bunduruk) (in Amerika sind die neugierigen, eichhörnchenartigen Tiere als "Chipmunk" bekannt). Schaut mal herum: leben da noch welche?

Wie bei vielen Südalpenflüssen schwankt die Wasserführung des Piave stark. Zur Zeit der Schneeschmelze Mai/Juni führt der Fluß Hochwasser und wälzt sich in vielen, sich jährlich ändernden Armen ins Meer. Im trockenen Hoch- und Spätsommer Italiens fallen diese Arme trocken und bleiben als Schotterbetten zurück. Dann führen nur noch die Hauptarme Wasser. Diese Trockenzeit wird aber jäh unterbrochen, wenn an den Alpen Südstau herrscht oder sog. V-b-Tiefs (sprich: fünf-beh-Tief) vom Golf v. Genua über die Poebene nach Ungarn ziehen. Sie sorgen für überraschende, starke Hochwasser, nach deren Ablaufen die Betten wieder trockenfallen. Die unstete Wasserführung sorgt dafür, daß sogar die Mittelwerte von Autor zu Autor schwanken: die deutsche Wikipedia gibt eine mittlere Wasserführung von 98 m³/s an, die venetische 100 m³/s, die italienische 125 m³/s. Letzlich sind dies statistische Daten, die nichts über den tatsächlich zu erwartenden Pegel aussagen.

"Wir waren vor Pfingsten 2003 erst am Tagliamento (ging mühsam auf 7 km vor Austritt in die Ebene, darüber und darunter war meistens gar kein Wasser im Bett) und dann frustiert zum Piave. Oberhalb Belluno war zu wenig Wasser, unterhalb war er gut fahrbar bis zur Ableitung bei Fener. Dann haben wir noch drei Kilometer getreidelt und schließlich mangels Wasser aufgegeben. Der Piave kann auch oberhalb der Versickerung austrocknen, weil alles Wasser in die Felder geleitet wird. Der Rest des Urlaubs war dann halt Bergwandern in den Belluneser Dolomiten, was auch schön war, aber nicht das, wofür wir dahin gefahren sind. Eine langfristige Planung, diese Flüsse fahren zu wollen, mache ich nicht mehr. Kurzfristig nach dem Pegel und dem Wetterbericht schauen und dann los, im Zweifel ein Alternativziel mit sichereren Bedingungen ansteuern." (Zitat klabauter im Outdoorseitenforum vom 27.10. 2018)

"Gemäß neuesten Berichten soll die Piave wegen diverser Verbauungen für Kanufahrten nicht mehr unbedingt zu empfehlen sein. Eine gute Alternative dazu bietet der weiter östlich gelegene Tagliamento." (Zitat aus http://www.libellen.li/piave.html )


Piave von Longarone bis zur Adria

Wir sind den Piave Anfang Mai 99 mit drei Faltboot-Einern von Longarone bis zur Adria gefahren. Anfang Mai 2001 von Belluno bis Bocca Callalta zu zweit noch einmal.


Piave Mittellauf

Er ist im Mittellauf ein naturbelassener Wanderfluss mit breitem Schotterbett, sauberem klarem Wasser, vielen Kiesbankschwällen und guten Zeltmöglichkeiten. Zwischen Belluno und der Mündung sind nur 4 Wehre. Der Schwierigkeitsgrad ist WW 1-2. Mit ausreichender Paddelerfahrung ist man auf diesem Fluss mit einem beladenen Wanderboot-Einer weder gelangweilt noch überfordert. Bei manchen Stellen wird es jedoch spannend. Mit einem Zweierkajak würde ich die Strecke nicht fahren.

Zwischen Longarone und Belluno sind drei Wehre (inklusive Brückenwehr in Belluno). Außerdem mussten wir oft aussteigen, weil bei den Kiesbankschwällen zu wenig Wasser war. Obwohl der Bahnhof in Longarone etwas näher am Fluss liegt, ist es besser, erst in Belluno linksufrig bei der Brücke einzusetzen.

Zwischen Belluno und dem Wehr Busche - Cesana hat bei uns das Wasser zum Fahren gereicht. Auch bei den Kiesbankschwällen, die dicht aufeinander folgen. Es ist eine herrliche Strecke!

Bei Busche ist ein Wehr mit Wasserableitungen, das man links mit Bootswagen umtragen kann. Die 1999 vorhandene Restwassermenge war so klein, dass wir einen Abbruch der Fahrt ernsthaft in Erwägung gezogen haben. Wir haben uns zum Glück jedoch entschlossen, etwa 3 km im Rinnsal die Boote nachzuziehen, bzw. stellenweise sogar zu tragen, und wurden mit einer langsam größer werdenden Wassermenge und einer schönen Schluchtstrecke belohnt. In der Schluchtstrecke gibt es leicht verblockte Stellen, bei Vas einen wunderschönen Badeplatz. Dank der Straßen an beiden Ufern gibt es jedoch keinen ruhigen Zeltplatz.


Nach dem Wehr in Fener-S.Vito (Wasserableitung für die Landwirtschaft) treten die Berge zurück und der Fluss gabelt sich wieder in seinem breiten Bett. Auch hier gibt es wieder schöne Kiesbankschwälle. Die Steinblöcke sind in diesem Bereich jedoch aus Konglomerat und daher für die Bootshaut gefährlicher. Wir haben deshalb einige Schwälle getreidelt. Der letzte Kiesbankschwall vor Nervesa di Battáglia überraschte uns in seiner Schwierigkeit. Mit Rückwärtseilfähre zum Bremsen und Seitversetzen blieb es jedoch nur bei ein paar Rumplern.

In Nervesa di Battáglia ist ein großes Wehr zur Wasserableitung. 1999 haben wir rechts durch das Betriebsgelände umgetragen. Ausstiegsstelle rechts ganz knapp vor dem Wehr. Der Schleusenwärter war zu uns sehr freundlich und hilfsbereit. Da man aber nicht wissen kann, ob gerade er Dienst hat, ist das Umtragen links sicherer. Man kann es auch gut mit einem Einkauf in Colfosco verbinden.

Der folgende letzte Teil des Mittellaufs wird im Sommer wegen der Ableitung wahrscheinlich zu wenig Wasser haben. Anfang Mai hatten wir jedoch beide Male gute Wasserstände. Die beiden Brückenwehre (aus großen Steinen) müssen umtragen werden. Zeit einplanen! Auch dieser letzte Teil des Mittellaufs hat ein Schotterbett und bietet herrliche Zelt- und Badeplätze.

Die beiden Brücken (Eisenbahn und Straße) zwischen den Ortschaften Ponte di Piave und Bocca Callalta markieren den Übergang vom Mittel- zum Unterlauf. Beim Unterlauf merkten wir 1999 sofort, wie schön doch der Mittellauf war. 2001 haben wir deshalb die Fahrt hier beendet und sind von Bocca Callalta mit der Bahn über Treviso und Venezia wieder heim nach Wien gefahren.


Piave Unterlauf

Der Unterlauf ab Ponte di Piave ist im alten Flussbett etwa 50 km lang und mündet bei Lido di Jesolo in die Adria (Porto di Piave Vecchia). Der neue Piave-Kanal ist kürzer. Er leitet den Piave direkt in die Adria und verhindert, dass die Lagune durch das Geschiebe des Flusses verlandet. Unterhalb von S.Dona di Piave zweigt der alte Flusslauf über eine Schleuse rechts vom neuen Flusslauf ab. Im Unterlauf sind die Ufer steil und schlammig und trotz Hochwasser war die Strömung praktisch weg. Es gibt fast keine Zeltplätze. Wir haben zwar nach langem Suchen einen netten Platz beim Strandbad von Fossalta di Piave gefunden. Im Sommer wird das wahrscheinlich nicht möglich sein. Wir sind den alten Flusslauf durch Jesolo gefahren.


Adria-Küste bis Venedig

An der Küste von Cavallino zwischen der alten Piavemündung und der Einfahrt nach Venedig reiht sich ein Kampingplatz an den anderen. Wir haben beim ersten oder zweiten übernachtet. Es sind große durchorganisiertere Plätze, die in der Hochsaison voll und teuer sind. Bei Venedig haben wir auf dem relativ kleinen Kampingplatz in Punto Sabbioni übernachtet. In Punto Sabbioni legen die Schiffe der Venezianischen Verkehrsbetriebe an. Mit dem Boot sind es 10 km bis zum Markusplatz.


Lagune von Venedig

Wem der Unterlauf des Piave noch nicht gereicht hat, kann noch die Lagune bis Chióggia abfahren und in der "Kanalisation" von Venedig herumpaddeln. Einer von uns dreien war so unersättlich, während die anderen zu Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Venedig und die Nachbarinseln erkundet haben.


Brenta-Kanal

Wir sind dann noch zu zweit (einer musste früher heim) den Brentakanal hinauf und wieder zurückgefahren. Jetzt weiß ich: Es lohnt sich nicht! Der Brentakanal ist halt ein Kanal, an dem es einige alte Villen gibt, zu denen die Besucher mit Ausflugsschiffen hingebracht werden. Weiters gibt es alte Schleusenanlagen, die auch für Kanus betrieben werden, wenn man den Schleusenwärter aufstöbert. Besser wäre es stattdessen, zwei- oder dreimal den Mittellauf des Piave oder den Ticino zwischen dem Lago Maggiore und Pavia fahren. Da auch beim Ticino Wasserableitungen in großem Stil stattfinden, ist es fraglich, ob im Hochsommer der Wasserstand reicht. Wir haben 1997 sogar Anfang Mai zuwenig Wasser gehabt!


Venedig

Gut ist hingegen der Bahnhof von Venedig! Er ist wie für Faltbootfahrer gemacht. Anlegen und Boot über Stufen hinaufheben. Links vorm Bahnhof ist eine kleine Grünfläche, wo man das Boot in aller Ruhe zerlegen und einpacken kann. Bei Regen steht dafür der Platz unter dem Vordach des Bahnhofs zur Verfügung. Wenn man das Boot kieloben hinlegt und z.B. mit einem Stahlseil gegen Forttragen sichert, kann man in Ruhe spazieren gehen und das Boot erst vor der Abfahrt zerlegen. Man spart sich dadurch die Gepäckaufbewahrung.


Zusammenfassung

Der Piave ist im Mittellauf ein traumhafter Wanderfluß mit sauberem Wasser, dessen Befahrbarkeit jedoch sehr von Niederschlag und Wasserableitung abhängt. Der Unterlauf bis zur Mündung sowie Meer und Lagune sind nur etwas für Flachwasserfanatiker mit gutem Sitzfleisch und energiesparenden Zweierbooten. Zweier sind jedoch wiederum für den Mittellauf kaum geeignet.


Empfohlene Karte: Friaul-Venetien, M 1:200.000, Kümmerly + Frey. Von der Lagune gibt es auch Karten im Maßstab 1:50.000, die auf den Kampingplätzen erhältlich sind.

Eisenbahnfahrpläne gibt's im Weltnetz bei der ÖBB und bei der italienischen Zugauskunft.


Diese Fahrtbeschreibung stammt von Roman Riedel (Faltbootfreunde Wien) und wurde 16.03. 2002 unter http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,17390,17408#msg-17408 sowie am 22.09. 2004 unter http://4-paddlers.com/323/766fd380-0692-9843-c745-f809cbc00c74/Wer_hat_Informationen_zur_Befahrung_des_Piave_von_Belluno_nach_Venedig__mit_Kanadier.html veröffentlicht. Vielen Dank an Roman Riedel für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.


Roman Riedel, Faltbootfreunde Wien

Faltbootfreunde[DINGSBUMS]chello.at

Stand 2001


Weitere Fahrtberichte

  • Piave, Beschreibung bei 4-paddlers.com


Flussbeschreibungen


Forumsdiskussionen


Videos


Pegel


pChart


Die mittlere jährliche Durchflußmenge am Pegel Nervesa della Battaglia beträgt 137 m³/s. Die im Diagramm dargestellten Werte beziehen sich auf den Durchfluß ohne Wasserentnahmen der Landwirtschaft.

Der stärkste Hochwasserscheitel ereignete sich im genannten Zeitraum im November 1966 mit geschätzten 5000 m³/s - das sind drei Viertel der mittleren Wassermenge der Donau!

Quelle: Piave-Artikel der italienischen Wikipedia



Weblinks


Literatur

  • Frentz, Walter: In den Schluchten Europas. Pionier- und Wanderfahrten im Kajak auf europäischen Berg- und Wildflüssen – Erstbefahrungen und Erlebnisse der Faltbootpioniere. Kreuz Verlag Stuttgart 1952 und 1954 (überarbeitete Neuauflage im Pollner Verlag Oberschleißheim 1995, ISBN 3-925660-48-8) ("Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust!" Bei aller zwielichtigen politischen Haltung war Frentz zugleich ein genialer Autor, Fotograf und Filmer, der von beiden Seiten gesehen werden muß, ohne eine davon zu unterschlagen. Neben seinen berühmt gewordenen Paddelfilmen hat ihn dieses Buch populär gemacht. Die Neuauflage von 1995 zeigt neben Grußworten des alten Frentz noch das originale Vorwort Carl Diems, des alten Paddlers und Sportfunktionärs (was den in Berlin wohnenden Rezensenten frösteln macht, war es doch Diem, der 1945 die Berliner Hitlerjungen so begeisterte, daß sie das Olympiastadion bis zum letzten Blutstropfen verteidigten. Was hätten die Jugendlichen für den Nachkriegssport leisten können! Stattdessen liegen sie in Massengräbern des Berliner Westens.) Die Flüsse selbst sind hinreißend bebildert und beschrieben und führten junge Menschen der Nachkriegszeit (wie Wolfgang Half) zum Paddeln: Donaudurchbruch, Altmühl, Pegnitz, Wiesent, Iller, Lech, Ammer, Kössener Ache (Österreich), Enns (Österreich), Steyr-Durchbruch (Österreich), Piave (Italien), Brenta (Italien), Vorderrhein (Schweiz), Höllental bei Wien, Rhonedurchbruch (Frankreich), Salzachöfen (Österreich), Noce (Italien), Walchen, Krka (Kroatien / Dalmatien), Narenta / Neretva (Bosnien-Herzegowina), Schwarzer und Großer Drin (Albanien), Tara (Montenegro), Drina (Bosnien-Herzegowina / Serbien), Lim (Montenegro / Bosnien-Herzegowina / Serbien), Vrbas (Bosnien-Herzegowina), Verdonschlucht (Frankreich), Duero (spanischer Abschnitt bis zur portugiesischen Grenze), Tajo (spanischer Abschnitt) und die Schlucht Torrente Pareys auf Mallorca. Stefan Andreas Schmidt schrieb zu den Flüssen kurze Texte über den heutigen Zustand, der meist mit Kraftwerken verbaut wurde.)
  • Ramajzl, Jan: DKV-Auslandsführer Band 2: "Südwesteuropa". DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 5.Auflage 2007, ISBN 978-3937743066 (brauchbare Beschreibung, Schwerpunkt allerdings auf dem Wildwasser-Oberlauf)
  • Zaunhuber, Alfons: Die 50 schönsten Kanutouren in Italien. Kanuwandern auf Flüssen, Seen, Lagunen und am Meer. Pollner Verlag Oberschleißheim 2011, ISBN 978-3899610253


Artikel in Paddelzeitschriften

Siehe auch


Kanu-Sport

  • hier steht noch nichts


Kanumagazin

  • Zaunhuber, Alfons: Italiens Flußgötter. "Kanumagazin" 2/2020, S. 12-21 (Ticino, Adige/Etsch, Piave, Tagliamento.)


Kajak-Magazin

  • hier steht noch nichts


Quellen

  • Grimm, Frankdieter: Das Abflußregime europäischer Flüsse als Ausdruck des Klimas. In: Zeitschrift für Meteorologie Band 17 Heft 9-12 (1963-65), S. 311 ff. (Zur Wasserführung des Piave)
  • Italia. Navigabilità delle Acque interne - Porti e Approdi. (= Italien. Schiffbarkeit der Binnengewässer - Anlegestellen.) Landkarte 1:800.000. Istituto Geografico Adriatico, Longiano (FO) 1988 (Zur Befahrbarkeit des Piave)