Nähen mit der Nähahle

Aus Faltbootwiki

Wechseln zu: Navigation, Suche

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

In dem Leder verarbeitenden Handwerk werden zum Nähen des Leders die Stechahle und die Nähahle verwendet. Der Unterschied zwischen diesen beiden Ahlen ist in der Funktion zu finden.
Mit der Stechahle wird in das Material ein Loch gestochen, durch welches dann der Nähfaden mit einer Sattlernadel gezogen wird. Durch den Holzgriff hat man mehr Kraft zum Durchstechen des zu nähenden Materials, als mit einer dünnen Nadel. Hier kann dann mit einem Faden oder auch mit zwei Fäden gearbeitet werden.
Die Nähahle funktioniert wie das Nähen mit einer Nähmaschine. Mit der Nähnadel, die in der Spitze, wie bei einer Nähmaschinennadel, das Nadelöhr hat, wird durch das zu nähende Material gestochen (wie bei der Stechahle). Durch die dann entstehende Schlaufe wird der Unterfaden gezogen und die Nadel wieder aus dem Material zurückgezogen. Der Ober- und Unterfaden werden anschließend angezogen, bis die Verschlingung mittig im zu vernähenden Material ist. Genauer wird dies weiter unten in der Bilderserie erläutert.
Auch für Arbeiten an den Bootshautstoffen eignet sich das Nähen mit der Nähahle. Gerade für kleine und dauerhafte Reparaturen ist die Nähahle sehr gut geeignet.


Übersicht an Ahlen und Zubehör

Naehahle-W1.jpg
Von oben links nach rechts: 1. Stechahle mit Klemmhülse zum Festklemmen der Ahlennadel; 2. Stechahle mit geteiltem Griff, zum Festklemmen der Ahlennadel; 3. Gerade Ahlennadel für die Stechahle; 4. Zwei gekröpfte Ahlennadeln für die Stechahle; 5. Zubehör für die Handhabung des Unterfadens (der Faden wird dort eingeklemmt und kann leichter gehändelt werden); 6. oben: Nähahle mit geteiltem Holzgriff und innen liegende Garnspule (hier auseinander genommen); 7. darunter: Nähahle aus Aluminium, ebenfalls mit innen liegender Garnspule; 8. daneben (links) zwei Nähnadeln verschiedener Stärken; 9. unten Mitte: Nähahle Holz mit außen liegender Spule (Griff zum Öffnen für das Aufbewahren von Nähnadeln); 10 unten Links und Rechts: Gewachster Faden für Lederarbeiten.


Beschreibung des Nähens mit der Nähahle

Bevor man mit der Nähahle zu nähen beginnt, muss man die Spule mit dem entsprechenden Faden bestücken und die Nähahle mit der zum Faden passenden Nadel bestücken. Hierfür werden dieselben Nadeln benutzt wie für eine Schusternähmaschine.
Nun folgt eine Bilderbeschreibung für das Nähen mit einer Nähahle.

Naehahle-W2.jpg Naehahle-W3.jpg
Die Nadel wird durch das zu vernähende Material
gestochen
Anschließend das lose Ende des Nähfadens
durch das Material ziehen
Naehahle-W4.jpg Naehahle-W5.jpg
Dieses Ende, das beim Nähen dann den Unterfaden
bildet, muss lang genug sein, um für die Naht
ausreichend zu sein (Nahtlänge, plus genügend
Garnzuschlag). Hier wurde von mir die Fädelhilfe für
den Unterfaden angebracht
Jetzt im gewünschten Abstand mit der Nähahle
wieder durch das Material stechen
Naehahle-W6.jpg Naehahle-W7.jpg
Den Unterfaden durch die Schlaufe des Oberfadens
einfädeln. Dies soll auf der Nahtseite und nicht auf
der Seite des Fadens geschehen, der zur Spule führt
Hier ist der Faden durchgeführt
Naehahle-W8.jpg Naehahle-W9.jpg
Nun den Unter- und Oberfaden stramm ziehen, bis
die Verschlingung sich im vernähenden Material
befindet
So sieht dies nach vier Stichen aus
Naehahle-W10.jpg Naehahle-W11.jpg
Ist der Anfang erst mal gemacht, dann geht es
einfacher. Im richtigen Abstand durchs Material
stechen
Schlaufe bilden, Faden durchziehen und festziehen
Naehahle-W12.jpg Naehahle-W13.jpg
Hier sieht man die Naht nach ca. 10 cm Länge.
Deutlich ist zu sehen, wie die vier Lagen des
PVC-Gewebes zusammen genäht sind
Zum Schluss wird ein Fadenende durchgezogen
Naehahle-W14.jpg Naehahle-W15.jpg
Nun sind die Fäden auf einer Seite der Naht
(am besten die Unterseite)
Die Enden miteinander verknoten und eventuell mit
Nahtkleber fixieren

(Bilder sind durch Anklicken vergrößerbar)


Garn

Den Nähfaden Ackermann Rasant 25 stellt die Fa. Amann her. Auf Anfrage wird der nächstliegende Einzelhändler genannt. Die passenden Farben für den Rasant 25 sind: mintgrün 5222, rot (Marlbororot) 1800, blau 3622 (Einprägung schlecht lesbar). Von den 500 m Kreuzwickeln sind noch Restbestände im Handel, neue Verpackungsgröße ist 2000 m Cone.

Eine große Auswahl von Garnen gibt es beim Fadenversand.


Weiterführende Informationen

  • Für das Nähen per Hand an schwer zugänglichen Stellen eignet sich die "halbrunde" Nadel.


Bezugsquellen:

  • Die Firma Hackmayer in Rinteln hat sich auf Schneidereibedarf und Nähmaschinenersatzteile spezialisiert und wird mehrfach von Paddlern gelobt!
  • Richard Simonski Polsterbedarf in Berlin-Kreuzberg hat Garne, Nadeln, Planenstoff und ggf. Persenning (Reichenberger Str. 37-39 (Ecke Manteuffelstraße), U-Bhf. Görlitzer Bahnhof; mittwochs geschlossen)



Forumsdiskussionen zu Nadel und Faden

Nähen mit der Hand


Nähen mit Maschine


TIPS   ZU   EINZELNEN   MASCHINENMARKEN:


Tricks

  • Für kleinere Näharbeiten kann man einfach eine Rolle Zahnseide mitnehmen, sie ist sehr stabil und haltbar.
  • Nähzeug, also Nadeln, Sicherheitsnadeln und Angelschnur/Drachenschnur, kann man in einer Filmdose aufbewaren.
  • Sehnengarn bzw. Angelsehne (z.b. Fastflite) aus dem Bogensportgeschäft ersetzt Nähgarn und Wäscheleine. Und superleicht und extrem reißfest ist es außerdem (ein einziger Faden reicht aus, um 15 m Wäscheleine zu ziehen und Klamotten dran aufzuhängen). Sehr zu empfehlen für das Nähen von Trageriemen und anderen hochbelasteten Teilen.
  • Als Schnur taugt Drachenschnur. Sie ist preiswert und haltbar.


Literatur

  • Mayr, Lorenz: Eskimokajaks auf Gebirgsflüssen. Ein Lesebuch zum Selbstbau von Faltbooten. Ergänzte Neuauflage des Originalmanuskripts durch Steffen Kiesner-Barth in zwei Bänden, 2. erweiterte Auflage 2016, Band 1 (Mayr's Originalmanuskript) ISBN 978-3739-2226-77, Band 2 (Praxisband) ISBN 978-3739-2482-88 ("Der beschreibt den Bau von Eskimokajaks als Faltboot, wobei viele Hinweise auch für normale Faltboote anwendbar sind, vor allem zum Hautnähen." Zitat Wolfgang aus Köln in http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,92378,92708#msg-92708 vom 22.6. 2006) - "Nach 'einhelliger' Meinung im Forum wohl eines der geeignetsten Bücher für den Selbstbauer ... finde ich auch. Wenn Du nur ein oder zwei Faltboote bauen willst, würde ich hiermit arbeiten, eventuell in Ergänzung mit dem Locher [Selbstbau eines Faltbootes, 1925/1961]." (Zitat besugo im Faltbootforum vom 4.2. 2004) - "Bd. 1 ist eher an der Geschichte des Kajaksports und der frühen Kajaksportler/Innen orientiert, Bd. 2 gibt eher praktische Tips zum Selbstbau. Aber beide Themen tauchen in beiden Bänden auf." (Zitat f.b. im Seekajakforum vom 22.8. 2020) - "Zum Bau eines Faltkajaks gehören beide Bücher: Geschichte und Kultur und die eigentliche Anleitung... Ich habe nach dem 'Rezept' von Mayr Lenz auch in abgewandelter Form ca. 20 Falter (mit-)gebaut." Zitat Hakola Dippel im Seekajakforum vom 23.8. 2020) - "Auf Seite 389, wo steht: Maßtabelle 3-Senten Kajak 'Möll', Herbert Slanar, sind die Zahlen vom Drau angegeben. Die obere Maßtabelle auf der Seite 389 - ohne Überschrift -, wo alle annehmen, dass das der Drau ist, stehen aber die Zahlen vom Möll. Wer die Angaben vom Spant 6 in halber Breite zur Bordleiste anschaut und dem die allgemeinen Breitenangaben vom Drau (48 cm) und Möll (60 cm) bekannt sind, wie sie GESA baute, wird schnell den Fehler finden. Leider wurde dieser Fehler erst 1-2 Jahre später entdeckt, als das Buch im Handel und eine Korrektur im Buchblock nicht mehr möglich war. Auf den großen Rissen, die Mayr akribisch gezeichnet hat, sind die Angaben im mm natürlich richtig." (Zitat steffenkb im Faltbootforum vom 1.11. 2021)
  • Renters, Wilhelm: Der Nähmaschinen-Fachmann. Der praktische Nähmaschinen-Reparateur. Band I - III. Bielefelder Verlagsanstalt. 8. Auflage Bielefeld 1957 ("Für alle, die ihre Nähmaschine selbst warten und einstellen wollen oder auch nur mal zu wissen begehren, wie so ein Dingens denn funktioniert. [...] Da sind sämtliche Systeme beschrieben die es so bei Nähmaschinens jibt, und auch aufgeführt, wie sich die denn einstellen lassen. Alle die in diesem Thread erwähnten Maschinen, sind halt alle schon was älter, sind im Renters zu finden. Wichtig ist das mit der 8. Auflage. Ab da ist der Renters dreibändig und da stehen dann auch die 'modernen' Maschinen ab 1955 drin. (Die erste Auflage, einbändig, stammmt übrigens von 1922.) Zu kaufen gibt es das gute Stück manchmal antiquarisch. So ab 100,00 € aufwärts..." Zitat Rainer Söntgen / Bonn in http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,112435,115198#msg-115198 vom 30.8. 2007)
  • Wiggering, Renate, und Bühler, Bernhard: Ohne Falten zur neuen Faltboothaut. So erneuern Sie die Haut Ihres Faltboots. "Kajak-Magazin" 6/2018, S. 52-56 (Arbeitsschritte in Wort und Bild am Beispiel eines T9.)


Paddelartikel in DDR-Zeitschriften

  • Hauch: Beim Faltbootdoktor. In: "Wassersport. Zeitschrift für Wassersport der Deutschen Demokratischen Republik", 2. Jahrgang, April 1953, S. 13 (Reparaturen von Haut und Paddel)
  • Jordan, Hans: Tips für Faltbootfreunde: Häute im Winterlager. In: "Der Kanusport. Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 22. Jahrgang, 10/1975, S. 155 f. (Vermutlich Übernahme eines Artikels aus dem "Neuen Deutschland". Nach der Saison wird die Faltboothaut gereinigt und abseits direkter Sonneneinstrahlung luftig gelagert. Dazu Hinweise, wie man Lecks in PVC- und Gummihaut flickt.)