Klarälven

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Allgemeines

Der Klarälven ist einer der wenigen großen, noch kaum verbauten Weitwanderflüsse Schwedens, in Svealand gelegen. Er entspringt auf schwedischer Seite dem See Rogen in der Region Härjedalen, mündet auf norwegischer Seite in den Femund-See (Provinz Hedmark) und verlässt diesen wieder als "Trysilelva" (teilweise auch Femundselva genannt). Der Trysilelva bietet leichtes bis mittelschweres Wildwasser in einem dünn besiedelten, einsamen Tal. Mit seinem erneuten Wechsel auf schwedisches Gebiet (Värmland) ändert der Fluss seinen Namen in Klarälven und wandelt sich (nach einer kurzen WW-Strecke zwischen Höljes und Sysslebäck) in einen 'strömenden See in Flussform'. Auf der folgenden Strecke bis Edebäck bietet der Klarälven auf 116 km keine besonderen Schwierigkeiten und ist auch mit Kindern paddelbar. Hier fahren - als besondere Touristenattraktion - selbstgebaute Holzflöße (bis in die 1990er Jahre flößte man Holz noch gewerblich!). Übernachten ist auf Sandbänken möglich. Die sonst in Schweden übliche Ruhe wird etwas dadurch gestört, daß eine Straße am Fluß parallel läuft, doch hält sich der Verkehr in Grenzen. Der folgende Unterlauf ab Edebäck ist durch Kraftwerke nahezu vollständig verbaut. Nach einer gesamten Fließstrecke von 478 km mündet der Klarälven bei Karlstad in den See Vänern, welcher über den Fluss Göta älv in Richtung Ostsee/Kattegat entwässert.

Bei Normalpegel harmlos, ist der Klarälven bei Hochwasser, wie es im Sommer 2015 auftrat, ein Wildwasserfluß mit eiskaltem Wasser, der für Ungeübte lebensgefährlich werden kann. Erfahrene Tourenpaddler, die ein Leihboot mieteten, kenterten in diesem Hochwasser und überlebten nur durch glückliche Umstände. Der Bericht Reiner Brummes "Två föll ur kanot - Nahtod auf schwedisch: Klarälven extrem" mahnt auf dem Klarälven zur Vorsicht!

Der Klarälven liegt zwischen 59 und 61° N. Auf dieser Breite kann man zwischen dem 5. Juni und dem 5. Juli mit "Weißen Nächten" rechnen, die so hell bleiben, daß man um Mitternacht noch im Freien Zeitung lesen kann. (Allerdings differieren die Angaben zur Dauer, je nachdem, ob der Autor Astronom oder Reiseveranstalter ist. Obige Daten sind mehr "astronomisch" zu sehen.) Die maximale Tageslänge beträgt am 21. Juni (Sommersonnenwende) 19 Stunden.

Auf der Breite des Klarälven tritt in 20-30 % aller Nächte Polarlicht auf, am stärksten nach Mitternacht. Sommerpaddler haben jedoch kaum die Chance, eines zu erleben, da die starke Dämmerung von Mitte Mai bis Ende Juli ein Nordlicht überstrahlt. Am besten sind sie zwischen Ende August und Ende April März zu sehen.

Der Klarälven "liegt zwar nicht ganz so einsam, ist aber wildwassertechnisch überschaubar (WW I und ein paar IIer Stellen, die man umtragen kann)." Zitat André Bleicher in http://www.faltboot.org/forum/read.php?1,4838,4871#msg-4871 vom 19.3. 2001

"Die Mitternachtsonne in Lappland ist eine eindrucksvolle Naturerscheinung, nur sieht man sie leider nicht. Am Laisälv jedenfalls mußten wir immer mit der Faust ein Loch in die Luft schlagen, dann kam die Sonne kurz durch, bis sich die Mücken wieder zu einer homogenen Wolke zusammengeschlossen hatten. Das ist wirklich wahr. Jedenfalls beinahe." 1977 befuhr der Autor mit einem Freund den schwersten Teil des Trysilelv und mußte dabei zur Vorbesichtigung der Stromschnellen lange Strecken am Ufer entlanglaufen. Am Abend war für seinen Freund die Bootsfahrt zu Ende: "seine Füße waren von Mückenstichen so geschwollen, daß er sie nicht mehr in seinen engen Wildwasserkajak hineinbekam." Seine Folgerung: "Wer einen Canadier oder einen großen Wildwasserkajak fährt, sollte Gummistiefel mitnehmen, die sind sehr praktisch im Gelände und stützen auch die Fußgelenke ein bißchen. ... Dr. Heinrich Maas aus Bremen, ganz gewiegter Lapplandkenner, gibt für die nichtgebirgigen Teile Finnisch- als wohl auch Schwedisch-Lapplands die folgende Empfehlung: Bei Fahrten ab etwa 10. Juni hat man den Vorteil, daß man in den Flüssen ausreichend Wasser vorfindet. Auch beginnt die Mückenplage erst etwa Ende Juni, so daß man vorher einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen hat, in dem das Eis geschmolzen ist, der temperaturmäßig meist (!) erträglich ist und nahezu mückenfrei." (LERKE 1980)

"Mein bester Tip: praktisch alle Schweden haben im Juli Urlaub, deshalb regnet es auch ständig in diesem Monat. Wer es sich leisten kann, fahre im Juni oder August nach Schweden!" (LERKE 1980)


Im Folgenden einige Erfahrungen:

  • "Schweden und Finnland sind die für große Kanu-Wanderfahrten bestgeeigneten Länder Europas. Reine Zahmwasserströme wie in Mitteleuropa gibt es dort aber nicht. Der 102 km lange Mäanderlauf des Klarälv vom kleinen See Vingängsjön bis Edebäk ist das längste Zahmwasser mit noch deutlich wahrnehmbarer Strömung." (Wolfgang Lerke in "Kanu-Sport" 11/1980, S. 211)
  • "Der Klarälven bietet schon eine eher 'komfortable' Fließgeschwindigkeit. Das heißt, wirklich viel paddeln werdet ihr da nicht müssen. Deshalb bietet der Reiseveranstalter Vildmark i Värmland dort u.a. auch Floßtouren an. Deshalb ist der Fluß für schwedische Verhältnisse auch relativ befahren. Vorteil ist natürlich, dass es reichlich Schutzhütten und Lagerplätze gibt, die in der Saison auch schon mal besetzt sind. - Es kommt darauf an, was ihr wirklich vorhabt. Wenn ihr durch die Wildnis Schwedens paddeln wollt, sucht euch besser einen anderen Fluß." Zitat Wildsmoerf in http://www.trekkingforum.com/forum/showthread.php?t=7185 vom 29.10. 2009
  • "Also wir sind die Tour ab Sysslebäck gefahren. Wenn ihr sechs Tage einplant, dürft ihr euch aber nur treiben lassen, sonst seid ihr zu schnell am Ziel. Die Tour sonst ist wunderschön. Plätze zum Übernachten finden sich überall: Camping, Biwak oder wild. Angelkarten bekommst du auf jeden Campingplatz. Kannst du dir aber total knicken. Wir haben es versucht und uns mit Anderen unterhalten. Man fängt NICHTS. Es gibt ein oder zwei Forellenzuchtanlagen direkt am Fluß, und da kann man sich gegen Gebür sein Abendessen fangen. - Zu sagen bleibt nur noch: immer gut aufpassen, der Fluß ist streckenweise extrem flach. Bis Karlstad zu fahren geht, glaube ich, auch nur mit umtragen, denn hinter Munkfors ist der Fluß komplett mit so einer Art Wehr gesperrt, und da ist auch der schönste Teil vorbei." Zitat Baikal in http://www.trekkingforum.com/forum/showthread.php?t=7185&page=2 vom 04.07. 2010
  • "Von der Staumauer am Höljesjön bis kurz vor Höljes fließt der Klarälven unterirdisch. Die nächsten (etwa 2 km) ist es ein Kanal, mit mäßig Strömung (Gegenrichtung bin ick mal gerudert, ist schon etwas Strömung). Am Zusammenfluss Klaraelven-Höljan ist (je nach Wasserstand) schon recht heftiges Wasser, allerdings manchmal auch nur knietief. In Höljes unter der Brücke ist eine kleine extreme Schnelle (ohne Kanuerfahrung, daher weiß ick nicht, ob man das so nennt). Stromhoch gehts nur über die rechte Kiesbank zu Fuß, oder mit Motor. Nach den folgenden zwei mäßig schnellen Verbreiterungen gehts bis knapp an die Brücke vor Batstat schon richtig heftig zur Sache. Ist nicht so irre weit, aber die Strömung ist schon (zumindest für mich) recht heftig." Zitat McBundy in http://forum.outdoorseiten.net/showthread.php?t=36762 vom 30.09. 2009
  • Das Tragen von Schwimmwesten ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, wird aber wegen des kalten Wassers dringend empfohlen. Das gilt auch für Kinder und ggf. für Hunde im Boot. Viele Verleiher verpflichten zum Tragen der Weste. Man wird nur mit angelegter Schwimmweste geschleust; Paddler müssen Schwimmkenntnisse haben. Feststoffwesten kann man in vielen Größen leihen (z.B. in Feuerwachen) oder im Supermarkt kaufen. Bei eventuellen Unfällen ermitteln die Versicherungen auch, ob eine Schwimmweste getragen wurde.


Weitere paddeltechnische Infos zu den Ländern sind in den Artikeln Norwegen, Schweden und Svealand zu finden. Hinweise zum öffentlichen Verkehrssystem findet man im Artikel Mit Bahn und Bus in Schweden.


Empfohlene Strecken

  • Trysilelva (Elvbrua - Jordet/Trysil) WW I-II+ (3), wahrscheinlich nicht faltbootfähig
  • Klarälven (Höljes - Sysslebäck) WW II
  • Klarälven (Ransby – Edebäck) WW I


Anreise mit Zug und Bus

Der nahegelegenste Bahnhof zum Klarälven ist der in Torsby. Von dort fahren mehrmals am Tag direkte Busse nach Sysslebäck am Klarälven (Bushaltestelle: Sysslebäcks Centrum - Dauer 1:50 h. Wer am Angelcampingplatz zelten will, steigt schon an der Haltestelle: Kvistbergsvä, aus). Von Sysslebäck fährt ein weiterer Bus nach Höljes, das direkt unterhalb der Staumauer liegt (Dauer 25 Min., Bushaltestelle: Höljes Handel, liegt direkt am Campingplatz von Höljes).

Von Berlin: Im Sommerhalbjahr wie auch zu Ostern und Himmelfahrt fährt der Nachtzug Berlin-Malmö (und weiter nach Stockholm). Abfahrten von Berlin am Mi., Fr. und So. Wer am Freitagabend von Berlin losfährt, schafft es in einem Rutsch zum Klarälven (mit umsteigen in Malmö, Göteborg, Kil und in Torsby zum letzten Bus nach Sysslebäck und Höljes - jeweils mit großzügiger Umsteigezeit).

Von Hamburg gelangt man im Sommerhalbjahr in rund 14 h nach Torsby. Es muss nur 3x umgestiegen werden mit je ausreichend langen Aufenthalten. Der Campingplatz von Torsby liegt jedoch 6 km vom Bahnhof entfernt. Wer nicht das Jedermannsrecht beanspruchen möchte (durchaus möglich) und sein Zelt irgendwo am See aufbauen will, der kann im preiswerten Hotell Björnidet, das kaum 500 m vom Bahnhof entfernt liegt, ein Zimmer nehmen. Am nächsten Tag geht es dann mit dem Bus weiter zum Klarälven.

Die Rückreise vom Bahnhof in Karlstad ist ideal. Die Ausstiegsstelle 1 wie die Ausstiegsstelle 2 sind je nur 300 m vom Bahnhof entfernt, von dem die Züge bis Hamburg etwa 11 h benötigen, mit nur 2x umsteigen mit je genügend Aufenthalt. Nach Berlin entweder erneut den Nachtzug in Malmö wählen oder von Hamburg noch den ICE in die Hauptstadt (in einem Tag zu schaffen).

Verbindungen von Deutschland nach Torsby findet auch die Fahrplanauskunft von bahn.de. Alle Busverbindungen ab Torsby finden sich hier: Resrobot (in Deutsch).

Weitere Tipps zur Bahnanreise nach Schweden finden sich im Artikel Mit Bahn und Bus in Schweden.


Zeltplätze


Versatz und Transport von Booten

Eigener PKW notwendig, Umsetzen mit Fahrrad möglich.


Streckenbeschreibungen


Fahrtberichte


Forumsdiskussionen


Weblinks

  • Das gibt’s wirklich: die "Paddelvorhersage" des Schwedischen Wetterdienstes (auf der Auswahlseite links auf "Kanotväder" (Kanuwetter) oder "Kustväder" (Küstenwetter) klicken): http://www.smhi.se/vadret/hav-och-kust/kust


Notrufnummern

NORWEGEN:


SCHWEDEN:

  • Notarzt, Polizei und Feuerwehr: 112


Literatur

  • DKV-Auslandsführer Band 4: "Skandinavien". DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg, 6. Auflage 2020, ISBN 978-3-937743-96-7


  • Höh, Rainer: Sicherheit in Bärengebieten. Reise Know How Peter Rump GmbH Bielefeld 2003, ISBN 978-3831710935
  • Kettler, Thomas, und Hillmann, Carola: Kanu Kompass Südschweden. Thomas Kettler Verlag Hamburg 2002, ISBN 3-934014-05-4
  • Rennermalm, Bo / Larsson, Arne v.: Kanuwandern in Südschweden. Regenbogen Verlag Zürich 1997, ISBN 3-85862-377-6
  • Schneider, Lars, und Hillmann, Carola: Outdoor Kompaß Südnorwegen. Die schönsten Wander-, Kanu-, Rad- und Wintertouren. Thomas Kettler Verlag Hamburg 2014, ISBN 978-3-934014-23-7 (Kanutouren: Lysefjord, Telemarkkanal, Femundsee, Isterensee, Trysilelva. Wandertouren: Hardangerjökul, Jotunheimen, Rondane, Kjeragbolten, Prekestolen, Hardangervidda, Trollheimen, Femundsmarka. Radtouren: Die Südküste nach Osten, Fjordland, Rallervegen, Südwest-Norwegen. Wintertouren: Dovrefjell, Rondane, Hardangervidda, Jotunheimen. Als kurze Stadtschau: Bergen, Oslo, Kristiansand, Stavanger, Trondheim, Ålesund.)


Artikel in Paddelzeitschriften

Siehe auch


Kanu-Sport

  • Mast, Rolf-H.: Kalmar län - Hälsingland - Värmland. Kanu-Urlaub in Schweden. "Kanu-Sport" 4/1995, S. 252-255 (Stangan, Voxnan, Gryckan und Klarälv in Kurzbeschreibungen.)
  • Zeller, Bem: Begrabt mein Herz an der Biegung des Trysilelva... Leichtes bis mittleres Wildwasser für die ganze Familie in Norwegen. "Kanusport" 10/2000, S. 462-465
  • Allemannsrätten. "Kanu-Sport" 9/2005, S. 37


Kanumagazin

  • Tourentip Femundselva. "Kanumagazin" 5/1995
  • Klarälven - Schweden zu Fluß. "Kanumagazin" 1/2005


Kajak-Magazin

  • Hennemann, Michael: Seen-Sucht nach Schweden. "Kajak-Magazin" 1/2021, S. 54-61 (Rönne Å in Schonen; Rund um die Insel Tjörn in den Westschären (Bohuslän); Klarälven; Glaskogen; Värendsleden im südlichen Småland. Mit Informationen.)


Sea Kayaker

  • Brundell, Johan: A Race Against Time. A training run for two world-class adventure racers turns into a struggle for survival. "Sea Kayaker" Vol. 25 No. 1, April 2008, S. 15-21, mit Leserbrief in Heft June 2008, S. 6 f., und Korrektur der Rettungs-Telefonnummer für Schweden in Heft August 2008, S. 5; siehe auch die Übersetzung "Tödliche Kenterung - Chronik einer vorhersehbaren Tragödie" im "Kanumagazin" 4/2008, S. 42-46 (Zwei Sportpaddler trainieren auf dem schwedischen Vänernsee, als einer von ihnen im Sturm im frühjahrskalten Wasser kentert. Beim Wiedereinstieg kentert er erneut. Den verklammenden Mitpaddler auf dem Verdeck in Richtung Küste paddelnd, kentert auch der zweite. Unterkühlt auf einer Schäre landend, gelingt einem der beiden noch der Notruf auf der Nummer 112. Und nun beginnt ein Wettlauf der Rettungskräfte gegen die Zeit...)


Quellen

  • Friedemann, Christian: Leben wir unter kosmischen Einflüssen? Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin (Ost) 1978, S. 92 (zur Häufigkeit des Polarlichts)
  • Heyer, Ernst: Witterung und Klima. Eine allgemeine Klimatologie. B.G.Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1984 (zu den Tageslängen)
  • Lerke, Wolfgang: "Kanusport per Reisekatalog?" Betrachtungen zu obigem Thema. "Kanu-Sport" 8/1980, S. 148 (Zum Zusammenhang zwischen der Urlaubszeit der Schweden und dem Sommerregen)
  • Lerke, Wolfgang: Kanuinformationen über Norwegen, Schweden und Finnland. "Kanusport" 11/1980, S. 211-215 (Zu den Mücken in Lappland und zur Natur des Klarälv)
  • Schlegel, Kristian: Vom Regenbogen zum Polarlicht. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg-Berlin-Oxford 1995, ISBN 3-86025-259-9, S. 147 (zur Häufigkeit des Polarlichts; übrigens ein lesenswertes Sachbuch zu allem, was am Himmel leuchtet!)


Water-Web.jpeg Der Text dieses Artikels basiert auf der Beschreibung Klarälven aus dem Wiki WaterWeb, der unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation steht. Im Wiki WaterWeb ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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