Friedrich Eduard Keller (1859-1929), Autor des ersten deutschen Wassersportführers

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Historische Gewässerbeschreibungen von Friedrich Eduard Keller (zwischen 1919 und 1929):
Friedrich Eduard Keller (1859-1929), Autor des ersten deutschen Wassersportführers
Von Berlin zur Löcknitz (1929)
Berlin und seine Wasserstraßen bis Spandau plus Teltowkanal (1929)
Nordberliner und Oranienburger Havel - OderHavelKanal - Finowkanal (1925/1929)
Unterhavel: Spandau - Potsdam - Brandenburg - Havelmündung (1929)
Müggelspree (1929)
Spreewald (1929)
Wallensteingraben (1929)
Rhein mit Nebenflüssen (1922)
Donau vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer (Protzen 1917)
Der Inn als Kajakfluss (Keller 1922)
Dange ( = Dangė / Akmena) (Keller 1922)




Inhaltsverzeichnis

Friedrich Eduard Keller


"Bei meiner Lebensarbeit setzte ich den Stolz ein, etwas Gründliches und Sorgfältiges zu leisten. Wer statistische Arbeiten kennt, wird einigermaßen diese Aufgabe beurteilen können."


Friedrich Eduard Keller in den Vorworten zur ersten und zur letzten Auflage von "Hip Hip Hurra" (1897 / 1929)



Leben

Friedrich Eduard Keller (* 10. Juli 1859 in Petershagen, † 7. August 1929 in Hain im Riesengebirge, heute Przesieka) war ein deutscher Schriftsteller und Pionier des Wassersports. Keller ist der Verfasser des ersten deutschen Flussführers.

Er ist nicht identisch mit dem Geographen Friedrich Eduard Keller ("Der preußische Staat, ein Handbuch der Vaterlandskunde" 1864; "Handbuch der Erdbeschreibung und Staatenkunde" 1877 und 1889), der sein Vater ist. Vater und Sohn trugen nämlich die gleichen Vornamen.


Der 52jährige im Jahre 1912.

Friedrich Eduard Keller wurde am 10. Juli 1859 in Petershagen (Kreis Minden-Lübbecke, Nordrhein-Westfalen) geboren. Sein Vater Eduard Keller (1824-1886) war bis 1854 Lehrer an den Franckeschen Stiftungen in Halle / Saale gewesen und bildete dann als "hauptamtlicher Seminarlehrer" am Lehrerseminar in Petershagen selbst Lehrer aus [1]. Dieses Städtchen liegt im äußersten Nordosten Nordrhein-Westfalens am Ufer der Weser, dort, wo sie aus dem Gebirgsdurchbruch der Porta Westfalica heraus in langen Schlingen in die Norddeutsche Ebene strömt. Vielleicht liegt hier die Wurzel für Kellers Sehnsucht nach der Weite offener Landschaft, die sich in seiner Beschreibung der Unterhavel so begeistert Bahn bricht. Vielleicht haben auch Ereignisse wie das Niedrigwasser der Weser während des trockenheißen Sommers 1868 und die großen Fluten 1871, die er in Petershagen miterlebte, den Jungen mitgeprägt [2].

Seinen ersten Unterricht erhielt der kleine Friedrich Eduard in der Bürgerschule seiner Geburtsstadt. Als sein Vater zur Gründung der "Deutschen Schulzeitung" nach Berlin berufen wurde, zog die Familie aus der stillen Weserniederung in das Zentrum des Deutschen Reiches.

Vater Friedrich Eduard Keller muss für eine einheitliche deutsche Volksschule eingetreten sein (ein Gedanke, der ja auch heute umstürzlerisch revolutionär ist). Aus seiner Feder stammt eine "Geschichte des preußischen Volksschulwesens", die 1873 in Berlin erschien. Schon vorher muss er Adalbert Falk aufgefallen sein, der 1872 preußischer Kultusminister geworden war. Er berief Kellers Vater nach Berlin. [3]

Falks weltanschauliches Wirken (er war in Bismarcks Kirchenkampf verstrickt) wird in Kirchenkreisen noch heute kontrovers beurteilt. Dabei wird sein Wirken für das Volksschulwesen übersehen, das auf eine für alle erlangbare und gleichmäßige Bildung hinzielte. Auch die ersten Schritte zu einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung verdanken wir Falk. Bezeichnend ist, dass er die Erhebung in den Adelsstand, in seiner Stellung obligatorisch, für die Armeekarriere seines Sohnes erbat, für sich selbst aber dankend ausschlug - ein seltenes Zeichen von Bürgerstolz! Durch die Ideologie aus dem Amt getrieben, konnte Falk sein Schulwerk nicht vollenden. Als er 1879 zurücktreten musste, wird auch Kellers Vater die hohe Stellung losgeworden sein. Sein Amt als Redakteur der von ihm mitbegründeten "Deutschen Schulzeitung" hat er noch bis ins Alter beibehalten.

Vielleicht gehen Kellers klassenübergreifendes Denken und seine spätere Zurückhaltung in Glaubensfragen (obwohl er evangelische Religion unterrichtete) auf den freisinnigen Geist seines Vaters zurück. Was der ihm noch vermittelte, zeigt eine Bemerkung in der letzten Auflage von "Hip Hip Hurra", in der der 70jährige, schon schwerkrank, gegen die Waldverwüstung durch Zeltler wettert: "Die Achtung vor Gottes Werk ist mir von meinem Vater, einem begeisterten Naturschwärmer, so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mit Entrüstung auf alle Schändungen blicke." (S. 407).

Das Berliner Adressbuch von 1873 verzeichnet "Keller, E., Seminarlehrer a. D. u. Redacteur der Deutschen Schulzeitung und der Deutschen Schulgesetz-Sammlung, Michaelkirchplatz 6. II. 3-4" [4]. Im Jahre 1878 wird die Familie im Nachbarhaus verzeichnet [5] und wohnt hier bis wenigstens 1880 [6]. Ein letztes mal taucht die Adresse des Vaters 1884 auf, jetzt wieder im Michaelkirchplatz 6. [7] Da war sein Sohn schon dabei, eigene Wege zu gehen.

Die Familie zog also aus der stillen Weserniederung in die quirlige Innenstadt Berlins. Die Gegend um die Sankt-Michael-Kirche ist heute durch die Kanalzuschüttung in den 1920er Jahren, durch Bombenkrieg und Mauerbau bis zur Unkenntlichkeit verändert. Damals war es ein dicht bebautes Wohngebiet des unteren Mittelstandes. Der Schorfheideförster Johannes Sieber (1874-1946), der "Wildmeister der Eichheide", wuchs am heutigen Alfred-Döblin-Platz auf, wenige Jahre nach Keller und in dessen Nachbarschaft. Im Alter erinnerte er sich: "Das Straßenbild des damaligen Berlin war grundverschieden vom heutigen. Ausgenommen die großen Geschäftsviertel um Leipziger und Friedrichstraße und Alexanderplatz, herrschte Kleinstadtruhe. Ein paar Pferdebahnen, die auf Schienen liefen, waren die Vorläufer der gewaltigen Verkehrsmittel von heute. Die elektrischen Straßenbahnen, die Hoch- und Untergrundbahn, die Unzahl der motorisierten Fahrzeuge müssen wir uns wegdenken. Das Pferd besorgte den gesamten Transport von Mensch und Waren. ... Fernsprecher, Gas und Elektrizität, Fahrrad, Motor, Flugzeug und Radio sind Dinge, die oft die Jüngsten von euch schon beherrschen, weil sie in diese Wunder hineingeboren sind. Uns lag das alles fern. Eine Eisenbahnfahrt oder ein Ausflug mit dem Dampfer auf der Spree waren Ereignisse für uns. ... In meiner Kindheit war schon die Hasenheide 'draußen'. Fahrten nach 'ganz weit draußen', nach Schmargendorf, Wilmersdorf, Charlottenburg waren schon Landpartien, die wegen des Mitschleppens von Kuchen und ungezählten belegten Stullen nur einmal im Jahre vor sich gingen." [8]

Luisenstädtischer Kanal mit Engelbecken um 1900, Blick von der Sankt-Michael-Kirche nach Süden. In dieser Atmosphäre wuchs Keller auf und verbrachte zwei Jahrzehnte seines Lebens.

Mag die Berufung nach Berlin für den Vater eine Ehre gewesen sein - der Sohn hat es anders empfunden. In die Weserbeschreibung der 1. Auflage seines "Hip Hip Hurra"-Führers (1897) flicht er Erinnerungen ein: "Bei Minden, oder besser kurz vor dem unterhalb liegenden Petershagen, tritt die Weser in die Ebene, die sie von jetzt ab bis zur Mündung in langem, gewundenem Laufe durchmisst. Alte Jugend- und Heimatserinnerungen treten vor unsere Seele. Die heimischen Plätze in Petershagen werden wieder begrüßt, wo wir - in Mutters Backtroge oder Waschfasse - heimlich die ersten Ruderstudien unternahmen, welche uns natürlich stets eine ganz gehörige Tracht Prügel verschafften, aber durch sie auch die Liebe zu unserem schönen Sporte uns einbläuen ließen. Ade, schöne Jugendzeit und lieber Heimatsort!" (S. 272) Solche Sätze erwartet man von alten Menschen - Keller aber war 37 Jahre alt, als er sie niederschrieb. Zum Glück für Friedrich zog sich wenige Schritte von seiner neuen Wohnung entfernt ein Kanal entlang, unter dessen Uferlinden man Kähne zählen konnte und in dessen "Engelbecken" sich die St.-Michael-Kirche spiegelte. Noch heute zeigen Bilder des Engelbeckens die reizvolle Atmosphäre, die dem zwölfjährigen Jungen das Heimweh gelindert haben mag.

Von Oktober 1871 bis Ostern 1876 hat Keller die M. C. Luther'sche Knabenschule in Berlin besucht; Ostern 1876 wurde er in die "hiesige Präparandenanstalt" und im Jahr darauf in das Berliner Seminar für Stadtschullehrer aufgenommen. Ostern 1880 bestand der 20-jährige dort die 1. Lehrerprüfung und unterrichtete danach bis Juli 1881 an der C. Henze'schen höheren Knabenschule. 1883 legte er die 2. Prüfung zum Stadtschullehrer ab und wurde am 1. Januar 1885 (wo eigentlich?) als Gemeindeschullehrer von der Stadt Berlin angestellt (in Berlin wurden die Volksschulen "Gemeindeschulen" genannt). Jetzt konnte er eine Familie gründen: 1886 heiratete er seine Frau Hermine [9], die er noch in hohem Alter seine "Ruderkameradin" nennen sollte. Die erste Wohnung bezog das junge Paar im ersten Stock des Hauses Köpenicker Straße 146, wenige Fußminuten vom Elternhaus entfernt [10].

Der Michaelkirchplatz, heute auf der Grenze der Berliner Stadtbezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg gelegen, auf einem Stadtplan von 1902. Der lila Pfeil weist auf den Michaelkirchplatz, an dem Keller seine Jugend verbrachte; rechts davon, auf der Höhe des Pfarrhauses am Mariannenufer, wohnte er als junger Lehrer. Bombenkrieg und Mauerbau haben diese Gegend völlig verändert.

Nur zwei Jahre später zogen die Kellers von der verkehrsreichen Ausfallstraße an das ruhigere Mariannenufer 1a), gleich neben das Pfarrhaus der (evangelischen) Thomaskirche (vielleicht das heutige Grundstück Bethaniendamm 23). Das war das Vorderhaus der Gemeindeschule 37, die wie auch das Pfarrhaus ein Opfer des Krieges werden sollte. Keller hat also zumindest zeitweilig an der Berliner Gemeindeschule 37 unterrichtet [11]. Auch dieses Haus stand gleich am Luisenstädtischen Kanal! Die wenigen hundert Meter seitwärts bedeuteten aber schon ein deutlich ärmeres Viertel (das traurig-berühmte "SO 36"), wo die Familie bis 1910 wohnte. Familie Keller scheint sich hier trotzdem wohl gefühlt zu haben, denn die Umzüge in den folgenden Jahren in das Haus Mariannenufer 6, dann in den dritten Stock des Hauses Mariannenufer 3 führten stets nur wenige Schritte weiter. Während Mariannenufer 3, das heutige Haus Bethaniendamm 19, stark verändert erhalten ist, fiel Mariannenufer 6 dem Krieg zum Opfer; an seiner Stelle, der heutigen Ecke Bethaniendamm / Köpenicker Straße, steht jetzt eine Autowerkstatt.

Schon damals brachte sich Friedrich Eduard Keller in das Leben seines Umfelds ein: Das Adressbuch 1903 verzeichnet ihn als "Städt. Lehrer, Vors. d. Steuer-U. C. 99, Schriftf. d. lib. Parochial-V. v. St. Thomas" [12], und im Adressbuch 1905 bezeichnet Keller sich als "Städt. Lehrer, Vors. d. Steuer-U C. 99, Schiedsmannstellvertr." Der Arbeitsaufwand muss beträchtlich gewesen sein, denn neben seiner Tätigkeit im eigenen Ruderverein verdiente er ja noch sein Geld als wissenschaftlicher Hilfslehrer an der VII. Realschule [13].

Es fällt aber auf, dass die Adressbücher zwischen 1894 und 1896 Kellers Namen nicht verzeichnen. Stattdessen benennt Keller in der 1. Auflage des "Hip Hip Hurra"-Führers 1897 seinen Wohnort mit "Neu-Rahnsdorf (Berlin-Erkner)" (heute wohl das Viertel um den Püttbergeweg in Berlin-Rahnsdorf), weit weg von Arbeit und Ruderverein. Hat er sich dort ein Haus gebaut? Gehörte er einer Lebensreformbewegung an, wie es damals so viele im Umland gab [14]? Oder wollte die junge Familie einfach nur raus aus dem Trubel der Stadt? Uns bleiben nur Vermutungen. Die Umorientierung muss gründlich gewesen sein, denn in der 1. Auflage seines "Hip Hip Hurra"-Führers (1897) schreibt Keller stolz: "wir vom Ruder-Club Erkner", den er am 22. Mai 1894 mit begründet hatte [15], und spricht später gar von "uns alten Erknerianern".

Als Sohn eines Schriftstellers fühlte sich Keller dem Bildungsbürgertum verbunden. Zur Zeit seiner Examen erlebte dieses gerade eine geistige Umwälzung: mit dem Berliner Bürgertum war Ende des 19. Jh. eine Gesellschaftsschicht entstanden, die nicht mehr den ganzen Tag schuften musste, um einen Kanten Brot zu verdienen. Es lebte finanziell gesichert und hatte Zeit, sich körperlich und geistig zu bewegen. Bis heute kann das Echo, das Fontanes "Wanderungen" in diesem Kreis hervorriefen, kaum überschätzt werden. Wer seine geistigen Wurzeln suchte, konnte sie jetzt finden - und zwar vor der eigenen Haustür. Man musste nur auf die Suche gehen! All die Berliner Wander-, Ruder- und Paddelvereine bis hin zu den Werken Hans Scholz' (1911-1988), Heinz Knoblochs (1926-2003) und Heinz Kinzelmanns (1923-2005) [16] gehen auf diese Anregung zurück. Auch Keller zitiert in den ersten Auflagen seines Ruderführers Fontane, der ihm in der Jugend den entscheidenden Anstoß gab.

Stadtplan "Berlin und Umgegend" von 1873, noch vor seiner explosionsartigen Ausdehnung ins Umland. Von dieser 850.000-Einwohner-Stadt aus startete der junge Keller seine Entdecker-Ruderfahrten in das noch völlig unberührte Umland von Spandau, Potsdam und Werder.

Erst wenige Monate in Berlin, war schon der noch nicht 13-jährige im Frühjahr 1872 von der heutigen Brücke am Treptower Park auf die Spree hinausgerudert, zunächst noch mit Leihbooten. Viele Jugendliche zogen damals im Leihboot übern See; neu war, dass dieser Junge sich fragte, was denn wohl hinter der letzten Seebiegung läge [17]. Noch keine 15 Jahre alt, saß er 1874 zusammen mit seinen Brüdern stolz im eigenen Ruderboot. Die Sportlegende will, daß ihr Vater den Jungen auf Anraten des Berliner Hofrates C. Willisch, des ersten Tourenruderers Berlins (wenn nicht gar Deutschlands), der zwei Jahre zuvor erstmals mit einem Ruderboot von Berlin nach Breslau gefahren war, ein eigenes Boot spendierte [18]. Die Jungen eroberten sich von Stralau aus Dahme, Spree und Havel: zuerst Pfingsten 1875 eine Zweitagesfahrt durch den Gosener Graben, Pfingsten 1876 die erste Viertagesfahrt, immer den Obstkähnen hinterher, nach Werder/Havel, im Sommer 1877 eine weitere Viertagesfahrt nach Potsdam und Umgebung [19]. Das Abenteuer darin zeigt sich vor dem Hintergrund, dass das Lebensumfeld der Menschen vor dem Ersten Weltkrieg viel kleiner geschnitten war als heute. Obwohl Potsdam lang schon mit der Eisenbahn erreichbar war, sah Fontane seine Fahrten dorthin als "Reisen". (Seine in den "Wanderungen" beschriebene Segeltour nach Teupitz, die die dortigen Seen erst bekannt machen sollte, unternahm er übrigens im gleichen Jahr 1874!) 1876 waren Fontanes "Havelland"-Wanderungen gerade drei Jahre auf dem Markt, der Sacrow-Paretzer Kanal erst im Bau, und in Berlin goss man noch Abwässer und Nachttöpfe auf die offene Straße! Selbst der erste Wanderführer der Berliner Umgebung erschien erst 1878, und als das Freundestrio Hartung-Grünebaum-Bischof, das für Keller noch bedeutungsvoll werden sollte, 1878 nach Potsdam und Erkner aufbrach, wurde dies als "damals nur selten unternommene Fahrten" gerühmt [20].

Lob dem Vater, der den Jungen vertraute und sie ihres Weges ziehen ließ! Damals gab es lockere Freundeskreise, aber noch keine Bootsvereine, jenseits von Schloss Charlottenburg und Stralau statt Häuserblocks nur Landschaft, und nirgends Zeltplätze, Kocher und Zelte. Die Jugendlichen fuhren auf Wasserstraßen, zu denen sie weder Information noch Ausrüstung hatten, einfach der Nase nach! Die "Expeditionen" prägten Keller für sein ganzes Leben: "Ich habe am 10. April 1924 auf ein fünfzigjähriges Bootsbesitzerjubiläum zurückblicken können; auch nicht der kleinste Unfall ist mir begegnet; trotzdem alle Ströme und Flüsse und jede Pfütze, wo nur ein Kahn (Faltboote gab es noch nicht) schwimmen kann, aufgesucht wurde. Zuerst allein, später mit Frau und zwei Kindern. Und wir hatten keine Lehrer, die uns anwiesen. Wir haben uns alles aus eigener Kraft angeeignet." [21] Noch im Alter sollte er, wenn von ihm anonym die Rede sein sollte, "einer unserer ältesten Tourenfahrer" betitelt werden.

Breite Wasserstraßen schienen dem Jugendlichen aber nicht romantisch genug. In den folgenden Jahren unternahm er Erstbefahrungen von Kleinflüssen des Berliner Umlandes (Stobber 1878, Wuhle 1881, Wallensteingraben 1890/92 zusammen mit dem Maler, Sportsegler und Wanderruderer Otto Protzen), wie auch Fontane in unbekanntes Land vorstoßend. Einige Reisen unternahm er gemeinsam mit seiner Frau, was für die damalige Zeit äußerst ungewöhnlich und nicht gesellschaftskonform war (die ersten weiblichen Ruderer gab es offiziell erst 1892 [22]). Die Hochzeitsreise des jungen Paares im Sommer 1886 führte im gedeckten Einskuller über die Müritz-Elde-Wasserstraße und die Mecklenburgischen Großseen, schließlich über die "Portage" von Jabel nach Dahmen zur Peene und über Achterwasser und Greifswalder Bodden nach Stralsund. Noch im gleichen Jahr (oder 1888? Die Angaben differieren) folgte die gemeinsame Erstbefahrung der Stremme und des Oberlaufs der Dosse, beides im Ruderboot, 1896 die der oberen Dahme ab Krossen zu zweit im Holzkanu [23]. Welche Abenteuer das junge Paar dabei bestand, gab Keller erst vier Jahrzehnte später zu: in der 5. Auflage 1925 schreibt er in seinem Führer zum Oberlauf der Dosse, den die beiden von den Seen südlich der Müritz per Pferdefuhrwerk erreicht hatten, verschämt: "Keller und Gemahlin 1886 im Einskuller nicht durchgekommen."

Ruderer treiben gemeinsam Sport; zu dieser Zeit entstanden in Berlin zahlreiche Ruderclubs, "die den Reiz der Neuzeit für sich hatten" [24]. Ein Grund mag gewesen sein, dass viele junge Gleichgesinnte (und, auch sehr wichtig: dem gleichen Milieu entstammende) in der Stadt lebten: Berlin war um 1875, demographisch gesehen, extrem jung. Allein 26 % seiner Einwohner (die meisten zugezogen) waren zwischen 20 und 30 Jahre alt, im Alter zwischen 30 und 40 stand der immer noch hohe Prozentsatz von 17 % [25]! Unter den jungen Männern des Bürgertums fiel das Motto "Lasst uns gemeinsam bewegen, und zwar in der Natur" auf fruchtbaren Boden.

Einer der vielen Rudervereine war die Berliner Ruder-Gesellschaft "Borussia", 1878 von einem früheren Schüler des Berliner Andreas-Realgymnasiums gegründet, dem wir hier zum erstenmal begegnen. Keller war nachweislich Mitglied des Vereins und nahm unter seiner Flagge 1880 im Vierer an der "Ersten Berliner Ruderregatta" in Grünau teil [26], bevor sich der Verein 1882 wieder auflöste und die meisten Mitglieder, unter ihnen auch Keller, zum "Berliner Ruderverein von 1876", dem ältesten Ruderverein Berlins, dem Einführer des Rollsitzes, des Ruderkastens und Förderer des Schülerruderns in der Hauptstadt, übertraten [27]. Vom "Berliner Ruderverein von 1876" hatte sich - nach Auseinandersetzungen in der Frage des Rennsports - schon 1880 der noch heute existierende "Berliner Ruder-Club" abgespalten [28], und es ist verlockend, anzunehmen, dass auch Keller diesen Schritt ging. Zwar haben sich weder er noch die Festschrift "75 Jahre Berliner Ruder-Club 1880-1955" dazu geäußert, und auch die 20 Mark Eintrittsgeld - damals eine hohe Summe - sprechen dagegen [29]. Andererseits ließ Keller noch nach Jahren eigener Vereinsleitung die Bootstouren der ersten Auflage seines Führers vom Haus des "Berliner Ruder-Clubs" und nicht von dem des "Berliner Rudervereins von 1876" (auch nicht von seinem eigenen) beginnen; die 1. Auflage des "Hip Hip Hurra" 1897 beginnt geradezu mit einem Hymnus auf den "Berliner Ruder-Club." Das Haus dieses Clubs lag damals noch nicht am Wannsee, sondern auf dem Gelände des heutigen Osthafens.

Es wäre spannend zu erfahren, welche Verbindungen Keller in der 1876er und vielleicht in der 1880er Runde knüpfen konnte, begegnete er ja in beiden Vereinen Ruderkamerad Büxenstein, späterer Druckerei-Millionär, Begründer, dann Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes und ein Günstling Wilhelm II., der den 1880er Ruder-Club aufgebaute, jahrelang leitete und, obwohl selbst Rennruderer, auch fürs Wanderrudern eintrat; dem Stralauer Wilhelm Rettig, einem der renommiertesten Sportbootbauer, der Aufträge aus ganz Deutschland bekam und auch Kellers Ruderboote bauen sollte; und traf vielleicht im 1880er Verein den Direktor der Städtischen Wasserwerke Oberbaurat Eduard Beer, der später Vorsitzender sowohl des Deutschen Ruderverbandes als auch des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches werden und 1888 zusammen mit dem Chemiefabrikanten und Kommerzienrat Johannes Kahlbaum, "diesem reichen, stillen Mann mit dem goldenen Herzen, der in seiner Schlichtheit mit seinen Kameraden auf Wanderfahrten vollkommen anspruchslos von Brot und Wurst aus seinem braunen Beutel gelebt hat" [30], von Ulm nach Budapest rudern sollte. Wie mag sich Keller in dieser Creme des deutschen Großbürgertums zurechtgefunden, wen mag er gekannt haben? Es fällt jedenfalls auf, dass der Stadtbaurat Otto Stahn nicht nur mit Keller auf den Tag genau gleichaltrig war, sondern auch das Haus von Kellers "Touren-Ruderern" erbaute [31].

Auch im Berliner RC "Germania" betrieb Keller vorübergehend Rennrudern: "Nur zweimal hat er als ... als Ersatzmann im Rennboot gesessen und auch diese beiden Rennen ... siegreich für die 'Germania' gelandet." [32]. Ungeklärt bleibt die Frage, weshalb Keller nicht dem 1895 wieder begründeten Ruderverein des Andreas-Realgymnasiums beitrat, als er dort Lehrer war. [33] Ob ihn inzwischen das Wettkampfstreben abstieß? War er bereits ausgelastet? Gab es interne Antipathien? Wir wissen es nicht. Im Adressbuch 1908 steht unter "Keller" nämlich die stolze Erläuterung "Vorschullehrer a. Andreas Real-Gymnas. ... Dienst. u. Freit. 2-3" [34]. Ostern 1907 war der 47-jährige zum Vorschullehrer am Andreas-Realgymnasium berufen worden, wo er sein weiteres Leben wirken sollte. Zu dieser Zeit fuhr Keller schon längst in seinem eigenen Verein.

Bootstaufe bei Kellers Verein (aus der Zeitschrift Rudersport 1912).jpg

Nach wiederholten Aufrufen 1885, 1886 und 1887 in der Zeitschrift "Wassersport" hatte er am 25. Juli 1887 die "Freie Vereinigung der Tourenbootbesitzer" gegründet, die fünf Wochen später in "Verein der Touren-Ruderer" umgetauft und mit diesem Namen bekannt werden sollte [35]. Was ihn von anderen Vereinen unterschied, war die Eigenständigkeit seiner Mitglieder: wo sonst zunächst ein Bestand von Vereinsbooten aufgebaut wird, der der Gemeinschaft zur Verfügung steht, fuhren Kellers "Touren-Ruderer" ausschließlich in ihren eigenen Booten, ähnlich, wie es heutige Paddelvereine tun (erst nach 23 Jahren schaffte man Vereinsboote an, "um junge Kräfte heranzuziehen".) 1891 entstand ein Bootshaus am Spreeufer im heutigen Treptower Park unweit der S-Bahn-Brücke (Treptower Chaussee 17), gleich neben dem prachtvollen Haus des B. R. C. Hellas, "dem langjährigen friedlichen Nachbarn". Zur Vorgeschichte des Geländes berichtet Theodor Kirsten in "Die Yacht" 17/1906, S. 507 und S. 508: "Es fehlt Berlin an schönen Ufern, und seine Oberspree (das Gelände des späteren Osthafens) gewährt keinen schönen Anblick. Als dieser früher noch trauriger und verwilderter war, sind es die zahlreichen grossen und kleinen Rudervereine gewesen, die mit ihrem lebhaften Treiben frische, helle Farben in dieses unschöne Bild brachten. An der Eisenbahnbrücke hatten zahlreiche Vereine, Ruderer und Segler, ihr Heim aufgeschlagen, aber ihr zufriedenes Dasein wurde mit einem Schlage zerstört, als der Magistrat von Berlin den Platz kaufte und allen Ansiedlern mit Aufgabe zur sofortigen Räumung kündigte. Die weite Uferfläche (der heutige Ausflugsdampferhafen) wurde dann dazu benutzt, um Pflastersteine darauf zu lagern. Alle Gesuche und Vorstellungen, an dieser, für Ruderhäuser idealen Stelle eine Pachtung zu bewilligen, wurden kurz abgewiesen; nur 'Hellas' und dem 'Verein der Tourenruderer' war es vergönnt, sich weiter unten, im Grün des Treptower Parks, niederzulassen." Über die Vorgänge, die den zwei Vereinen diese Sonderstellung sicherten, gibt es wohl kein Schriftstück (mehr).

1897 hatte "Ede" Keller im Verein schon mehrere Jahre die Funktion des Schriftführers inne [36], 1907 wurde er zum 1. Vorsitzenden gewählt, 1909 übernahm er die Funktion des "Berichterstatters" und des Bibliothekars [37], zum 25. Vereinsjubiläum 1912 ernannte man ihn zum Ehrenmitglied. Im Kreis der Kameraden unternahm Keller zahlreiche Ruderreisen, darunter Erstbefahrungen bis dahin nicht touristisch erschlossener Flüsse. Weitere "Erstbefahrer" waren seine Klubkameraden Ernst Hartung (der zusammen mit Keller vom "Berliner Ruder-Club" gekommen war [38]) und Paul Salbach, die lang schon miteinander befreundet waren. "Herr Salbach kann als der erste Canoefahrer Deutschlands angesehen werden. Seit dem Jahre 1892 hat er in jedem Jahre ununterbrochen eine längere Bootsreise unternommen; gewiss eine seltene Leistung." [39] Weiteres prominentes Mitglied war der bereits genannte Otto Protzen (1868-1925), Sohn eines Teppichfabrikanten auf der Halbinsel Stralau, dessen Fabrik noch heute dem früheren Standort des Bootshauses gegenüber steht. Protzen hatte Malerei studiert und war auf ähnlichem Weg wie Keller zum Rudern gekommen. Malen und Wassersport haben ihn nie mehr losgelassen: die Bücher "Eine Ostseereise im Einskuller" (1894) und "Eine Studien-Fahrt, Drei Monate im Ruderboot auf Deutschlands Gewässern" (1900) sind noch heute ein Lese- und Bildgenuss, und sein Werk "Von Schwarzwald zum Schwarzen Meer" über eine Donaufahrt 1917 steht am Anfang des heutigen Donau-Wassersports und machte ihn weit über seinen Tod hinaus populär. Doch scheint die Verbindung Keller - Protzen eher einseitig gewesen zu sein: während Keller in der 2. Auflage von "Hip Hip Hurra" (1909) Protzens Deutschlandfahrten preist ("O Glücklicher!") und in der 1922er Auflage Protzens Donaufahrtprotokoll wortgetreu zum Abdruck bringt, erwähnt Protzen Keller und Verein nur indirekt in seinen Memoiren. Als Herausgeber der seit 1904 erscheinenden Zeitschrift "Die Yacht" hat Protzen den Anliegen Kellers, von Kurznotizen bis zu Fahrtberichten, immer wieder Raum geboten, doch gibt es keine Zeichen einer engeren Zusammenarbeit. Ein Artikel in "Die Yacht" 16/1907, S. 435 und S. 436, deutet an, dass Protzen zunächst wohl gemeinsam mit Keller die Berliner Gigsegelei emporbrachte, dann aber "durch ein körperliches Leiden veranlasst (er hatte ein steifes Bein) sich nicht mehr den Unbequemlichkeiten eines kleinen Fahrzeuges unterziehen konnte und zum Segelsporte überging, um die im Gigsegelsport so unvergleichlich begonnene Laufbahn dort in weit glanzvollerer Weise fortzusetzen." Zum Unterschied der Sportkarrieren mag die unterschiedliche Herkunft gekommen sein. Vielleicht waren die Klassenschranken zwischen dem Fabrikantensohn, der Segelpreise in Amerika gewann, mit Wilhelm II. Trinkgelage abhielt und eine Villa am Wannsee bezog, und dem Stadtschullehrer, der nie studieren konnte und im Armenviertel unterrichtete, höher, als es heute scheinen mag.

Wanderrudern war der Schwerpunkt des Vereins; der oben genannte Artikel in "Die Yacht" 16/1907 (mit Entgegnung in 17/1907, S. 462) deutet sogar eine gewisses Bestreben an, nichts als Wanderrudern im Blick zu haben. Wie man sich das vorzustellen hat, verrät ein Artikel im ersten Jahrgang von "Die Yacht", Heft 21/1904, S. 503-505, und 22/1904, S. 526, unter dem Titel "Der Sonntag eines Tourenruderers" [40]. Um urheberrechtliche Streitigkeiten zu vermeiden, wird der Artikel an dieser Stelle nur verlinkt (Teil 1), (Teil 2), (Teil 3), (Teil 4). Damit stand Kellers Verein nicht allein: um 1907 gab es "allein in und bei Berlin und Umgebung ... mehr als 40 Rudervereine, welche nur Wanderruderei betreiben", was die Organisation des Ruderns vor Aufgaben stellte, "deren Erfüllung der nur auf den Rennsport zugeschnittene Deutsche Ruder-Verband nicht in seinem Programm aufgenommen hat" [41]. Möglicherweise war nicht nur die Spezialisierung aufs Paddeln, sondern auch das Festhalten am Althergebrachten die Ursache, dass sich aus dem Kreis der Touren-Ruderer 1907 der "Berliner Canoe-Club" abspaltete, wovon ein Artikel in "Die Yacht" 20/1907, S. 542, zeugt; Keller und Hartung waren Mitglieder [42]. Dennoch scheint die Verbindung zwischen beiden Vereinen bestehen geblieben zu sein [43]. Allzu konservativ dürfte die Stimmung in Kellers Verein auch nicht gewesen sein, denn dem Biographen ist bislang kein anderer Verein der Kaiserzeit begegnet, der nicht eines verdienten Vereinsmitgliedes, sondern dessen Ehefrau mit einer Todesanzeige gedenkt [44].

Dennoch erprobte Keller seine Kondition auch auf Regatten. "Trotz seiner Eigenschaft als 'Touren-Ruderer' ging er bis zum Schlusse des Jahres 1911 50mal an den Start und konnte dabei sein Boot 43mal siegreich durchs Ziel bringen, indem er 31 erste, 10 zweite und 2 vierte Preise errang. ... Auch in den vom 'Verein der Touren-Ruderer' zuerst ausgeschriebenen Distanzfahrten gewann Ed. Keller, meist im schwersten Boote seiner Klasse, alle Rennen, an denen er sich beteiligte, ganz gleich, ob die Strecke über 44 km oder sogar später über 58 km ging. Wie gross seine Ausdauer war, beweist der Umstand, dass er noch 1903, also in einem Alter von über 45 Jahren, im Einskuller mit seiner Tochter am Steuer den vom 'Verein der Touren-Ruderer' ausgesetzten Preis für die grösste Tagesleistung erhielt. Er legte auf einer Fahrt am 4. Oktober des genannten Jahres noch 113 km an einem Tage zurück." [45] Es scheint aber, als hätte Keller mit zunehmender Arbeit für Flussführer, Ruder- und Segelverein keine Regatten mehr gefahren.

Bootshaus des "Vereins der Touren-Ruderer" im Treptower Park Berlin, Vignette in der 1. Auflage des Hip-Hip-Hurra-Führers (1897)

Schon damals zeigte sich Kellers Charakter, der nicht, wie damals üblich, innerhalb von Klassen- und Gesellschaftsgrenzen blieb, sondern allen Sparten des Wassersports gleiches Interesse entgegenbrachte. Bereits 1881 (noch ohne feste Anstellung!) hatte sich Keller eine eigene Segeljolle gekauft und war dem seit einem Jahr bestehenden "Stralauer Segel-Verein" (ab 1883 "Berliner Seglerverein", 1885 mit dem gleichfalls in Stralau ansässigen "Berliner Segler-Club" zum "Berliner Yacht-Club" vereinigt [46]) beigetreten, war dort zeitweilig sogar Schriftführer, verließ ihn aber nach einigen Jahren wieder, weil ihm mehr am Rudern lag [47]. Außerdem gehörte Keller seit spätestens 1907 dem Segelclub "Frithjof" in Tegel-Valentinswerder und 1909 der 1919 dem Deutschen Segler-Verband beigetretenen "Wettfahrtvereinigung Berliner Gigsegler" an, machte in ersterem den Regatta-Schiedsrichter und war in letzterer sogar zeitweise 2. Vorsitzender [48]. Hier nahm er auch an Regatten teil: bei der II. offenen Regatta der "Wettfahrtvereinigung Berliner Gigsegler" am 30. September 1906 z. B. errang sein Boot "Hermine" in seiner Klasse den IV. Preis, "eine Leistung, die besonders bei letzterem Boote sehr hoch anzuschlagen ist und wohl in erster Linie auf Rechnung der Mannschaft kommt" [49]. ("Die Gig ist ... in erster Linie ein Ruderboot, und die Bezeichnung 'Gigsegeln' bedeutet demnach nichts anderes, als: sportgerechtes Segeln im Ruderboot!" [50] "Die Gig ist ein echt Berliner Kind. Sie ist dazu bestimmt, Segelfahrten auf den Gewässern in der Umgegend von Berlin wie überhaupt in der Mark Brandenburg und in Mecklenburg zu ermöglichen und, falls der Wind aufhört oder die Seenkette durch schmale Fließe oder Kanäle verbunden wird, rudernd oder paddelnd fortbewegt zu werden." [51]). 1910 trat er auch der im Jahr zuvor gegründeten "Wettfahrtvereinigung Berliner Jollensegler", der Konkurrenz der Gigsegler, bei [52], offenbar ohne sich in Leitungsfunktionen einzubinden. Seine (siegreiche) Teilnahme mit der Jolle "Luchs" an Wettfahrten ist belegt [53]. Als Mitglied des Segelclubs Ahoi, dessen Bootshaus in Köpenick-Wendenschloss stand, war Keller auch Eigner einer klassischen Yacht, die er demonstrativ "Hip Hip Hurra" benannte [54].

Als ihn ein hartnäckiges Augenleiden 1912 zur Aufgabe seiner Bootswanderungen zwang, war er bereits Mitglied im ein Jahr zuvor gegründeten "Deutschen Kreuzer-Yacht-Verband", der sich im Gegensatz zum Deutschen Segler-Verband nicht Regatten, sondern dem Tourensegeln verschrieben hatte. Er wurde zunächst in den Ausschuss für Seefahrten gewählt [55] und übernahm bald den Vorsitz im "Binnenausschuss" des Verbandes [56]. Bis zum Zusammenschluss mit dem Deutschen Segler-Verband 1917 fungierte er als Kassenwart. Bei der Vereinigung beider Verbände wurde er 1917 als Beisitzer in den Vorstand des Deutschen Segler-Verbandes gewählt. Der 34. Deutsche Seglertag 1920 bestätigte seinen Platz im Vorstand des Deutschen Segler-Verbandes sowie auch im Vorstand der Kreuzer-Abteilung. Bei seinem Ausscheiden wurde Keller zum Ehrenmitglied des Verbandes ernannt [57]. "Unter der stattlichen Anzahl seiner Preise befindet sich auch der am 1. August 1909 in Berg-Dievenow (heute Dziwnów, polnische Ostseeküste) beim Gigsegeln gewonnene Ehrenpreis Sr. Durchlaucht des Fürsten Christian zu Stolberg-Wernigerode." [58] Auch im Winter war Keller auf dem Wasser: im Wassersportmuseum Berlin-Grünau hängt ein Bild, das Keller beim winterlichen Eissegeln zeigt. Für eine Mitgliedschaft im 1912 entstandenen Eissegel-Verband gibt es keine Belege, aber "er gehörte zu den ersten Eisseglern Berlins. ... Auch das Gigsegeln verdankt seine Einführung Herrn Kellers Initiative." [59] (Wobei er sich letzeren Ruhm mit seinem Vereinskollegen Hartung teilt, denn beide kamen gleichzeitig drauf, und es ist nie geklärt worden, wer genau anfing und wer wem was abguckte). Die "Erste Berliner Regatta für Touren- oder Gigboote" am 19. September 1886 auf 2500 m Dahme von Wendenschloss bis Bammelecke, die hinzu gegen den Wind gerudert und zurück gesegelt werden musste, geht auf Kellers Initiative zurück.

Gleichzeitig gehörte Keller dem "Bund Deutscher Wanderpaddler" an, einem der vielen Paddelsportverbände im damaligen Deutschland. 1919 bezeichnete er sich noch als Mitglied des Deutschen Kanuverbandes (Artur Nikolaus zitierte 1964 sogar einen Artikel aus dem Jahre 1939, wonach an der Gründungsversammlung des DKV am 15. März 1914 in Hamburg "Hartung, Keller und Salbach" teilnahmen! [60]). 1925 jedoch nicht mehr: in diesem Jahr hatte sich der "Bund Deutscher Wanderpaddler" vom DKV abgespalten, da der ihm zu wettkampforientiert war (es gibt nichts Neues unter der Sonne). Keller ging mit. Erst 1929, in Kellers Todesjahr, sollten beide Verbände die Wiedervereinigung feiern. [61] [62] 1926 ist seine Erstbefahrung des Schwansees zwei Kilometer östlich von Jamlitz im "Klepperfaltboot" dokumentiert [63]. Zu den Auszeichnungen, die er erhielt, zählt auch die Ehrenmitgliedschaft des "Vereins für Kanusport Berlin" und sogar die Ehrennadel und Ehrenflagge des Österreichischen Kajakverbandes. [64].

Obwohl er sich in den letzten Jahren mehr dem Paddeln zugewandt zu haben scheint, schrieb Keller im Verbandsblatt "Der Wanderpaddler" Artikel, die sich sowohl an Wanderpaddler als auch an Wanderruderer richten. Indem er Wassersportler über Spartengrenzen hinweg ansprach, brach Keller mit den Konventionen, denn bis Anfang der 1930er Jahre war jede dieser Sportarten aus einem eigenen Gesellschaftsmilieu erwachsen und hütete sorgsam ihr Revier: Während Segeln als "Herrensport" Großbürgertum und Adel vorbehalten war, galt Rudern als der Sport des Bürgertums (der Deutsche Ruderverband verbot Arbeitern im "Amateurparagraphen" die Teilnahme an Regatten), so dass den Arbeitern nur das preiswerte und leicht verstaubare Faltboot blieb. Wenn Keller sich in seinen Artikeln an Segler, Ruderer und Paddler zugleich richtete, schrieb er bewusst über Klassengrenzen hinweg. Vielleicht liegt ein Schlüssel zu seinem Wesen in den Sätzen, die im Glückwunsch zu seinem 60. Geburtstag (1919) stehen: "Trotz seiner Erfolge und aufopfernden Tätigkeit ist er stets der bescheiden-zurückhaltende Mann geblieben, der sich nie in den Vordergrund gedrängt hat. Alle, die mit ihm arbeiten, schätzen ihn seiner Arbeitskraft und seines offenen, umsichtigen Urteils wegen." [65]

Das Andreas-Realgymnasium, 1972-92 die EOS "Friedrich Engels", in der Koppenstraße 76 in Berlin-Friedrichshain, Wirkungsstätte Friedrich Eduard Kellers. Der heutige Haupteingang liegt auf dem Schulhof; zu Kellers Zeiten betrat man das Haus von der anderen Seite von der Andreasstraße aus.

Ob das mit seiner Tätigkeit am Andreas-Realgymnasium zusammenhing? Das Andreas-Realgymnasium, 1972-92 die EOS "Friedrich Engels", befindet sich in Berlin-Friedrichshain, Koppenstraße 76. Seit 1907 hatte Keller hier die Vorschulklasse (heutigen Grundschülern mit Zielrichtung Gymnasium entsprechend) in Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen und Turnen unterrichtet. 1913 jedoch wurde der Lehrer von einem Augenleiden heimgesucht, das fortan sein Leben begleiten sollte. Er konnte keinen Unterricht mehr halten; schließlich meldet der Schuljahresbericht 1914/15 nüchtern: "Am 30. September (1914) schied Herr Vorschullehrer Keller nach 34jähriger Dienstzeit aus dem Amte, um in den Ruhestand überzutreten. Er hat dem Andreas-Realgymnasium 7 1/2 Jahr angehört. Durch ein schweres Augenleiden, das ihn zu unserm Bedauern fast völlig der Sehkraft beraubt hat, wurde er seit längerer Zeit an der Ausübung seines Dienstes verhindert. Bei seiner Entlassung verlieh ihm Seine Majestät der Kaiser in Anerkennung seiner treuen Dienste, für die ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt sei, den Kronenorden 4. Klasse."

Der Kronen-Orden IV. Klasse entspricht etwa der niedrigsten Stufe des heutigen Bundesverdienstkreuzes, dem "Verdienstorden", bzw. dem "Vaterländischen Verdienstorden" der DDR. Unabhängig davon war seine Verleihung für den Geehrten eine besondere Auszeichnung, erfolgte sie doch durch Kaiser Wilhelm II. persönlich im Berliner Stadtschloss. Kellers Ehrung, vielleicht "für besondere Verdienste" im vom Kaiser sehr geschätzten Wassersport durchgeführt, dürfte zum Abschluss seiner Lehrerlaufbahn im September 1914 erfolgt sein. "Die Yacht", 41/1914 vom 9. Oktober 1914, veröffentlicht auf S. 928 eine Kurznotiz: "Deutscher Kreuzer-Yacht-Verband. Unserem Kassenführer, Herrn Eduard Keller, ist der Kronen-Orden IV. Klasse verliehen worden. Herr Keller ist Ehrenmitglied des Vereins der Touren-Ruderer und Mitglied des Segelclubs Ahoi. Auf dem Gebiete der Wanderruderei ist er Pionier gewesen und heute noch Autorität. Unseren Lesern ist er durch verschiedene Artikel bekannt und hat sich namentlich mit der Herausgabe des 'Hip! Hip! Hurra!' weit über die Grenzen Deutschlands einen Namen gemacht."

Das Andreas-Realgymnasium lag in einer Gegend, deren damalige Atmosphäre heute vom Nachkriegs-Aufbau verwischt und vom Szenetrubel überdeckt wird: die Straßen um den Ostbahnhof, dem früheren "Schlesischen Bahnhof", zählten zu den ärmsten und rauesten Berlins, das "böseste Viertel der Arbeiter" [66]! Alfred Döblin ("Pardon wird nicht gegeben" 1960), in diesem Viertel aufgewachsen und hier als Arzt tätig, beschrieb vier- und fünfstöckige Mietskasernen mit engen, finsteren Höfen, die sich kilometerweit an den Straßen hinzogen, bewohnt von Fabrikarbeitern, kleinen Angestellten, Kleinhändlern und ihren Familien. Das Stadtviertel voll Armut und Knochenarbeit fiel restlos dem Krieg zum Opfer, so dass man heute kaum noch nachvollziehen kann, wie hier tausende Arbeiterfamilien in engen, dunklen Wohnungen hausten, grau, trist und ohne Straßengrün. Während 1927 in Wilmersdorf schon 66 % der Wohnungen ein Bad hatten, waren es im Friedrichshain nur 10 %; 41 % der Wohnungen hatten keine eigene Toilette, d. h. bestenfalls "halbe Treppe", sonst auf dem Hof, 5 % sogar kein fließendes Wasser. Dazu drängten sich im Friedrichshain damals 2-3 Personen pro Wohnraum (nicht pro Wohnung)! [67] "Ich sehe noch immer - in einer erbärmlichen Stube, wo sieben Menschen hausten - sich das Porträt des alten Kaiser Wilhelm I. leise bewegen - - - so viel Wanzen krabbelten hinter dem Bild", erinnert sich Heinrich Zille, Zeitgenosse Kellers, der seine Jugend in einer Kellerwohnung in der Kleinen Andreasstraße verbrachte [68]. Vielleicht hat Keller unmittelbar erleben können, welchen Anstoß es gab, als in den 1920er Jahren die Idee des Faltbootfahrens den Arbeitern die Möglichkeit schuf, am Wochenende "Sonne und Natur zu sehen". "Zum menschlichen Dasein, wie es der Schöpfer geschaffen hat - er gab dem Menschen doch alles Lebende auf der Erde, in der Luft, im Wasser, zum Beherrschen und damit es ihm diene -, gehört Behagen, Sonne, Natur, Freundschaft und jenes Ausruhen und Besinnen, das einem Menschen ermöglicht, sich innerlich einzurichten, um zu wissen, wo er in der Welt steht." (Döblin) [69]

Der bedeutendste Schüler der Anstalt, Gustav Stresemann (1878-1929), der als Reichskanzler und Außenminister der große Entspannungspolitiker der Weimarer Republik wurde, hat nicht vor Kellers Katheder gesessen: er bestand sein Abitur bereits 1897. Dafür befand sich kurzzeitig der Geschichts-, Latein- und Deutschlehrer Prof. Andreas Wolff (1885-1917) in Kellers Kollegium, der ab Ostern 1909 hier sein Seminarjahr absolvierte, während er daheim an der Geistesgeschichte des deutschen Judentums forschte.

Berlin-Köpenick, Wendenschlossstraße Nr. 453. Wohnte Friedrich Eduard Keller in seinen letzten Jahren hier?

Hermine und Friedrich Eduard hatten gemeinsam zwei Kinder. In einer Gefallenenanzeige in "Die Yacht" 48/1915, S. 586, wird als Witwe des Gefallenen Kellers Tochter Else genannt. Ihr Gatte Walter Schlegel, "ehemals Lehrer in Passow, später in Berlin" [70], war in die Großstadt gezogen und erscheint erstmals im Berliner Adressbuch 1911 in der Oldenburger Straße 22 in Moabit. (Oder kannten sie sich schon vorher? Stammte Schlegel vielleicht aus Berlin und war nur nach dem Examen "aufs Dorf" versetzt worden?) Handwerklich begabt und wassersportbegeistert, dürfte er, nachdem ihn sein Bruder Adolf in den Segelclub "Frithjof" geholt hatte, Vereinskamerad Keller und dessen Tochter begegnet sein. "Die Yacht" Nr. 11/1913 veröffentlichte seinen damals vielbeachteten Bericht "Wie ich mir meinen Kreuzer dachte, baute und welche Erfahrungen ich mit ihm machte" [71], aus dem hervorgeht, dass Schlegel 1912 schon verheiratet war. Daraus erschließt sich das Geburtsjahr Elses im Zeitraum zwischen 1886 (der Heirat der Eltern) und 1890, spätestens 1891. Schlegel zählte wohl, wie Keller, zu jenen Sportlern der Jahrhundertwende, die, sich in allen Booten wohlfühlend, Wassersport nicht als klar umgrenztes Statussymbol sahen, sondern aus Freude an Bewegung in der Natur betrieben: noch in Passow war er (als Erster überhaupt) im Ruderkahn auf dem Oderzufluss Welse unterwegs gewesen. Zwischen Vater, Tochter und Schwiegersohn muss ein herzliches Verhältnis bestanden haben, denn im Gegensatz zu anderen Gefallenen widmet "Die Yacht" 48/1915, S. 579 und S. 581, dem Toten eine schmerzliche Würdigung im Schreibstil Kellers, und noch in der letzten Auflage des "Hip Hip Hurra" erwähnt der schwerkranke, von Else gepflegte Keller als Erstbefahrer der von Passow zur Oder fließenden Welse Walter Schlegel, "1915 an der Wersoka gefallen". Kein anderer Name in dem Buch hat solchen biographischen Zusatz. - Else ging schon als Kind mit den Eltern auf Fahrt; in "Hip Hip Hurra" 1929, Band I, schreibt Keller von einer Fahrt auf der Pleiske "mit Frau und Töchterchen". Vom Vater ans Rudern und Segeln geführt, trieb die junge Frau jahrelang Wassersport. Bis 1914 in der Oldenburger Straße 22 verzeichnet [72], scheint das junge Paar noch vor Kriegsausbruch in den zweiten Stock des Hauses Unionstraße 8 umgezogen zu sein, wenige Schritte um die Ecke [73]. Nachdem ihr Mann gefallen war, zogen ihre Eltern eine Etage tiefer ein; noch zwei Jahre später wohnten Eltern und Tochter in einem Haus [74]. Dann verlieren sich die Spuren Elses. Die Adressbücher 1920 und 1921 verzeichnen eine "Schlegel, Else, Lehrerww., Niederschönhausen, Friedrich-Wilhelm-Straße 1" die heutige Stille Straße am Majakowskiring) - die einzige Else Schlegel, die vielleicht in Frage kommen könnte [75]. Nach 1922 verliert sich jede Spur im Adressbuch.

Vielleicht hat Else erneut geheiratet, denn sie pflegte später die alten Eltern im Riesengebirge; dass sie mit der kargen Lehrerwitwenpension allein in der Lage gewesen wäre, sich dort ein Haus zu kaufen, ist unwahrscheinlich. Oder führen ältere Spuren dorthin? Vater Keller betrieb gern Wintersport, übte sich in Eis- und Schlittschuhsegeln; er hätte auch in Thüringen skilaufen können, von dessen Waldtälern er im "Hip Hip Hurra" schwärmt [76], doch schreiben Gratulanten zu Vater Kellers 60. Geburtstag (1919), dass "das Riesengebirge ... ihn als eifrigen Rodler und Schneeschuhfahrer" kenne. Elses Haus, die letzte Wohnstatt der alten Eltern, stand (nach einem alten Ortsplan) in Hain im Riesengebirge, Nr. 130, und dürfte das heutige Gehöft 36 des polnischen Dorfes Przesieka sein, im Winkel zwischen den Straßen ul. Karkonoska und ul. Sloneczna / ul. Krótka gelegen, wo sich im Südwestteil des Ortes die Einzelhöfe den Hang hinauf ziehen. Es war in den 1920er Jahren eins der wenigen Häuser, die keine Pensionswohnung anboten. Über Elses weiteres Schicksal, speziell in der Weltwirtschaftskrise und 1945, ist nichts bekannt.

Weniger Spuren als zu Else führen zu Kellers Sohn Eduard, der immer nur "Keller jr." genannt wird. Während der Vater an vielen Stellen Erlebnisse mit "Frau und Töchterchen" aufblitzen lässt, erschließen sich Daten zu seinem Sohn fast nur aus dessen eigenen Artikeln. Aus Vater Kellers Artikel "Der Sonntag eines Tourenruderers" (siehe oben; der erste Teil erschien lt. Titelseite des Heftes am 20.5. 1905) geht hervor, dass Eduard damals ein französische Vokabeln paukender "Tertianer" war; das entspricht der heutigen 8. oder 9. Klasse und somit einem Geburtsjahr zwischen 1890 und 1892; von den Geschwistern ist er wohl der Jüngere gewesen. Im Alter war der Vater stolz darauf, dass sein Sohn seit seinem sechsten Lebensjahr ruderte, und bis auch dato unfallfrei [77]. Das Berliner Adressbuch 1914 verzeichnet einen Eduard Keller, "Gymnasiallehrer, SO 26, Bethanienufer 5" - die elterliche Familie lebte im gleichen Haus im ersten Stock! Immerhin war Eduard alt genug, um wie Walter Schlegel in den Krieg zu ziehen und am 18. Dezember 1914 "an der Bzura in Russland", dem heute in Zentralpolen gelegenen Weichselzufluss, so schwer verwundet zu werden, dass er am 20. Mai 1915 als "dauernd untauglich" aus dem Heer entlassen wurde. Er ließ sich nach eigenen Entwürfen einen Flossenkiel-Segler bauen, "da ich bei meinem Schwager Walter Schlegel bei den Konstruktionen seiner verschiedenen 'Walküren' geholfen und dabei viel von ihm gelernt hatte" [78]. Im Namen seiner Yacht, "Der Feldgraue", schwingt dem Biographen etwas vom hilflos-trotzigen Soldatenethos Remarques mit. - Offenbar ist der auch junge Eduard vom Vater angeleitet worden und dürfte auf den Sieg der in "Die Yacht" 12/1909, S. 30, beschriebenen Regatta stolz gewesen sein: "Besonders zeichneten sich in der Einskullerklasse 'Hip Hip Hurra' des Herrn Ed. Keller (Mannschaft: Keller und Sohn) ... aus. 'Hip Hip Hurra' wurde besonders schneidig, zum 1. Male mit Fock, gesegelt, und holte sich mit 9 Min. Vorsprung den 1. Preis." Es gibt aber bisher keinen Hinweis darauf, dass auch der erwachsene Sohn noch bei Vaters "Touren-Ruderern" ruderte; er wurde 1917 zwar wie sein Vater Mitglied der späteren "Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes" [79], trat jedoch nicht dem väterlichen Tegeler Segelclub "Frithjof", sondern der in Wannsee sitzenden "Seglervereinigung 1903 Berlin" bei. Es scheint aber, als wären Vater und Sohn zwar eigene Wege gegangen, doch nicht auf Kriegsfuß miteinander gestanden; sonst würden in der Beschreibung des Halbwüchsigen in obigem "Sonntagsruderer"-Artikel entsprechende Konflikte durchschimmern. Otto Protzen z. B. verpasste seinem Sohn Hans in gleicher Lage den Zunamen "Huckebein"; solche Bloßstellungen fehlen bei Keller. - Weitere Recherchen zu Eduard Keller jr. sind noch im Gange.

In den Jahren zwischen 1910 und 1917 herrschten für die Familie unstete Zeiten. Während man sonst in bürgerlichen Kreisen einen einmal bezogenen Ort möglichst lange beibehielt (der nachfolgend beschriebene Emil Albrecht lebte zwei Jahrzehnte im gleichen Haus), wechselte Kellers Familie alle ein, zwei Jahre die Wohnung, ohne dass wir den Grund dafür kennen. Nach bald vier Jahrzehnten am Luisenstädtischen Kanal finden wir Keller 1910/11 plötzlich "janz weit draußen" im ersten Stock des Hauses Sedanstraße 57, dem heutigen Bruno-Bürgel-Weg in Niederschöneweide [80], schräg gegenüber dem früheren Ausflugscafé "Sedan", das er noch Jahre nach dessen Erlöschen in "Hip Hip Hurra"-Führer benennt. Auf dem Weg zur Arbeit fuhr seine Straßenbahn auch am "Schülerbootshaus Niederschöneweide" vorbei, in dem der Ruderverein seiner Schule beheimatet war. Ob er dort einmal vorbeigeschaut hat, bleibt ungewiss; es gibt keinen Hinweis darauf, dass er sich um die Schülermannschaft seines Gymnasiums gekümmert hätte.

Bereits 1913 ging das Ehepaar Keller wieder zurück, jetzt ins Haus Bethanienufer 5 [81], wieder gleich am Engelbecken, in dem zu der Zeit auch ihr Sohn lebte. Wäre der Umzug nicht schon 1913 erfolgt, könnte man meinen, der pensionierte Vater wolle der Familie des einberufenen Sohnes beistehen - die Hinterbliebenen in der Heimat erhielten nämlich im Ersten Weltkrieg wenig Sold und kaum Unterstützung. Zwei Jahre später, 1915, zog Keller, nun als "Lehrer a. D.", nach Moabit, Unionstr. 8, erste Etage, um [82]. Wollte er seiner verwitweten Tochter näher sein, die mit ihrem Mann Walter Schlegel im gleichen Haus ein Stockwerk höher gewohnt hatte und jetzt, nach seinem Frontentod, Witwe war? Noch im Adressbuch 1917 ist er im gleichen Haus, jetzt für die 3. Etage, genannt [83]. Die Angaben des Buches beziehen sich offenbar aufs Vorjahr, denn ab Mitte März 1917 ist Keller in der Lessingstr. 18/19 im Köpenicker Villenviertel Wendenschloss (seit 1939 Ostendorfstraße, wohl die jetzige Nr. 43 oder 44) ansässig [84]. Wie klein und abgelegen die Villenkolonie damals war, erschließt sich daraus, dass Keller in der Zeitschrift "Die Yacht" bis 1920 nur "Eduard Keller, Köpenick-Wendenschloss, Fernsprecher Cöpenick 96" angab - die Nennung des Straßennamens war nicht nötig! Ab 1922 gab Keller als Adresse "Cöpenick / Wendenschloss, Rückertstraße 31, 2. Etage" an, die heutige Wendenschlossstraße Nr. 453 oder 454; der letzte Eintrag im Berliner Adressbuch 1930 lautet auf "Friedrich Edmund Keller", nachdem er die Jahre zuvor mal unter Eduard, mal unter Friedrich verzeichnet war. [85] In diesem Haus sollte er endlich für längere Zeit Ruhe finden. Während das Mehrfamilienhaus in der Wendenschlossstraße Nr. 453 im Stil der Jahrhundertwende erhalten ist, steht auf dem Grundstück Ostendorfstraße 43 ein Haus im Stil der 20er Jahre; die restlichen zwei Grundstücke tragen Häuser jüngeren Datums.

Interessanterweise schreibt Keller oft und ausgiebig in der Zeitschrift "Die Yacht" übers Segeln wie übers Rudern; dafür spielt der Name Keller in der vom Ruder- und vom Seglerverband gemeinsam herausgegebenen Zeitschrift "Wassersport" kaum eine Rolle. Während dort im Jahrgang 1919 (ohne Nennung seines Namens) für die 3. Auflage von "Straube's Hip Hip Hurra" geworben wird, gratulieren weder Ruder- noch Seglerverband dem Autor zum 60. Geburtstag. Demgegenüber wird im Jahrgang 1920 der 70. Geburtstag von Ernst Hartung, dem Vorsitzenden der "Touren-Ruderer", ausgiebig gewürdigt. Ob das dem Zeitgeist entspricht (der 70. galt damals noch als "seltenes Jubiläum"), ob sich hier Vereinsreibereien ausdrücken oder ob der Volksschullehrer im Kreis der "Herrensegler" kaum etwas galt, muss weiteren Recherchen vorbehalten bleiben. Den Berliner Wasserwanderern war sein Wirken wohlbekannt: Zeitschriften der 1920er Jahre nennen ihn respektvoll "Altmeister" und den "Vater des Wasserwanderns in der Mark" [86].

Friedrich Eduard Keller in seinem letzten Lebensjahr

Im Alter konnte der Ruderschriftsteller es noch erleben, dass der Spreewald, eins seiner Lieblingsziele, ein Haus für Wassersportler bekam: das Lübbenauer Bootshaus "Gorroschoa", das von 1926 bis in die 1960er Jahre bestand und von den Alten ausgiebig gewürdigt worden ist. Es war die erste Unterkunft im Spreewald speziell für Wassersportler und stellte sich zum Ziel, "allen Sportsleuten, gleichgültig, ob dieselben einem Verein, Verband angehören oder mit Privatbooten kommen, den Besuch des Spreewalds zu billigen Preisen zu ermöglichen." Die Initiative für den Bau ging von Keller aus [87]. Seine Bücher lassen den Schluss zu, dass Keller zu Pfingsten 1928 nochmals durch den Spreewald fuhr; im Sommer dieses Jahres, als er schon sehr krank war und sein Umzug aus Berlin in die pflegenden Hände seiner Tochter im Riesengebirge bevorstand, "revidierte" der 69jährige noch einmal vom Boot aus die Müritz-Elde-Wasserstraße und die Mecklenburger Großen Seen, über die 42 Jahre zuvor seine Hochzeitsreise geführt hatte [88].

Keller waren zu dieser Zeit durch "die überreiche Berufstätigkeit und die mit vieler Sorge und Mühe verknüpfte Arbeit am Ausbau des 'Hip hip Hurra' ... gesundheitlich in den letzten Jahren mancherlei Fesseln auferlegt" [89]. Schon 1922 hatte er krankheitshalber die Kassenführung der Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes abgeben müssen [90]. Seine letzten Monate verlebte der schwerkranke Keller mit seiner Frau bei seiner Tochter in Hain im Riesengebirge (heute Przesieka in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen) [91]; zu der Sehschwäche hatte sich inzwischen auch ein Nervenleiden eingestellt. In Hain starb Friedrich Eduard Keller nur wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag am 7. August 1929.

Kellers Nachlass ging beim Kriegsende 1945 unter. Von den Innenstadt-Wohnhäusern Kellers haben nur Bethaniendamm 19 und 61 sowie die beiden Moabiter Häuser den Krieg überstanden. Das Bootshaus des "Vereins der Touren-Ruderer" fiel einem Bombenangriff zum Opfer [92]; das Amtsgericht Charlottenburg verzeichnet den Verein 1954 als aufgelöst [93]. Das Haus des "Ruderclubs Erkner", neben der Bechstein-Villa in Erkner (dem heutigen Rathaus) gelegen, fiel dem Bombenangriff auf Erkner am 8. März 1944 zum Opfer. Die Straßenfassade des Andreas-Realgymnasiums, an dem Keller lehrte, ist von Granateinschlägen zernarbt. "Die Zeit wird auch hier, wie überall, ungeachtet einstiger Worte und Taten, ihren Weg gehen und dichte Maschen über die Welt der Vergangenheit ziehen." (Fritz Baldus in Kellers Nachruf [94].)


Schriftstellerisches Wirken

So fing Wasserwandern an: Spreewaldkarte aus der 1. Auflage von "Hip Hip Hurra" 1897, Maßstab 1:100.000.
Spreewaldkarte aus der 6. und letzten Auflage von "Hip Hip Hurra" 1929, Maßstab 1:100.000. Viele Fließe tragen noch traditionelle "wendische" Namen; nur wenige Jahre später gaben die Nazis den Fließen neue, deutschsprachige Namen, die bis heute gelten.

Kellers Leben fiel in die Zeit des aufblühenden Wassersports und des beginnenden Heimatbewusstseins in Deutschland. In den 70er bis 90er Jahren des 19. Jh. entstanden im wasserreichen Berlin viele Ruder- und Segelvereine, deren Mitglieder am Sonnabendnachmittag und Sonntag Ausflüge in das gerade erst von Fontane beschriebene und von Leistikow gemalte Umland unternahmen.

Für seine Vereinskameraden verfasste Keller 1890 einen ersten Führer "Wasserentfernungen" [95], der als Richtschnur für Touren im Umland dienen sollte, denn "in keiner anderen deutschen Großstadt wird so leidenschaftlich gerudert und gesegelt wie in Berlin" [96]. Die Idee eines eigenen Führers für Wassersportler war neu, die bisherigen hatten nur auf Fußwanderer gezielt. Kellers Werk schloss eine Lücke und war bald vergriffen. 1897 entstand daraus unter dem Titel "Hip Hip Hurra! Führer für Ruderer, Segler und Dampferbesitzer auf den Gewässern Deutschlands" der erste deutsche Wassersportführer, der "erste und einzige seiner Art" [97].

Ab der 4. Auflage 1922 nur noch "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer" betitelt, erlebte das Buch bis 1929 sechs jedesmal überarbeitete und erweiterte Auflagen. (Der größte Sprung ist der von der ersten Auflage 1897 zur zweiten 1909, für die fast jeder Absatz umgeschrieben wurde: merkt man der Erstausgabe, dem "Taschenfahrplan für Wasserratten" [98], noch die Herkunft aus "Wasserentfernungs"-Tabellen an, fand Keller in der 2. Auflage seinen Stil.) Seinen Wert erhielt das Werk daraus, dass Keller, in allen Wassersportarten zu Hause, für Ruderer, Paddler und Segler gleichermaßen schreiben konnte. Ab 1922 zeichnete der Führer ein vollständiges Bild der wassersportlich nutzbaren Gewässer Brandenburgs und Mecklenburgs, dazu kam im gleichen Jahr ein Teilband zu den anderen deutschen Stromgebieten (Ostpreußen, Oder, Elbe, Weser und Rhein). Der Flussführer "ist sowohl nach dem textlichen wie dem beigefügten Kartenmaterial nach das in seiner Art wohl vollkommenste, was der Öffentlichkeit im Laufe der Jahre übermittelt wurde" [99]. Keller selbst bezeichnete "Hip Hip Hurra!" als seine Lebensarbeit [100]. Die meisten Recherchen übernahm er selbst, denn "die Mitarbeit der Kanufahrer und des D.K.V. als des größten deutschen Wassersportverbandes ist leider noch nicht so gewesen, wie es zu wünschen wäre." [101] Die Abneigung war gegenseitig: Noch sechs Jahrzehnte später widmet Heinz A. Oehring ("Kanuwandern in Deutschland. 75 Jahre Kanuwandersport im Deutschen Kanuverband e. V.", Duisburg 1989, ISBN 3-924-580-17-0) der Geschichte der DKV-Führer 20 Seiten, Kellers Werk dagegen ganze sechs Zeilen mit dem Nachsatz: "Aus unbekannten Gründen ist er im Kanusport nicht populär geworden." (S. 174 f.) Die Gründe dürften sein, dass die beschriebenen Gewässer in der DDR und damit jenseits von Oehrings Horizont lagen, und dass Keller auch für Segler, Ruderer und "Wanderpaddler" tätig war, Fremde und "Abtrünnige" also, mit denen ein DKV-Funktionär nichts zu tun hat(te). Ob Keller schon zu Lebzeiten zwischen allen Stühlen saß? Es fällt auf, dass auch der Deutsche Ruderverband, als er 1908 daran ging, einen Ruderführer für Deutschland zu erstellen, diese Aufgabe nicht Keller, sondern Oskar Ruperti übertrug. In ihren jeweiligen Büchern zitiert keiner des anderen Arbeit.

Einzelne Paddler und Ruderer schickten dennoch Fahrtberichte ein, u. a. Gerichtsassessor Dr. jur. Rudolf Stelzer aus Berlin-Pankow, Wollankstraße 1, der Leiter der Faltbootgruppe der "Vereinigung Märkische Wanderpaddler" Berlin [102], und der oben genannte Otto Protzen. Keller unternahm selbst zahlreiche Kontrollfahrten, u.a. noch 1928 auf der Müritz-Elde-Wasserstraße, und überarbeitete die Texte entsprechend. (Von der "überreichen Arbeit", die Keller akribisch erledigte, kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man weiß, dass der Sehbehinderte während des 1. Weltkriegs die Kasse des Deutschen Kreuzer-Yacht-Verbandes führte, mit den 267 zur Front einberufenen Verbandsmitgliedern laufend Verbindung hielt, indem er sich die ihnen zugedachten Frontpaket-"Liebesgaben" in seine Wohnung schicken ließ und von dort weitervermittelte, ihnen insgesamt etwa 8000 (!) Briefe mit Grüßen, Zeitschriften, Verbandsmitteilungen usw. nachschickte, die Jahrbücher 1918 und 1919 der nunmehrigen "Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes" einzeln an die Interessenten versandte [103] und dazu noch den Flussführer redigierte - was selbst den preußischen Staat dazu brachte, Keller das Verdienstkreuz für Kriegshilfe zu verleihen!) [104] Da während des Ersten Weltkriegs in Mitteilungen "seiner" Vereine kaum einmal Kellers Name auftaucht, scheint es, als hätte der Frühpensionierte seine Kraft letztlich nur noch auf den Kreuzer-Yacht-Verband konzentriert - und auf seinen Führer. Mitten in den wirren Wochen, die der Novemberrevolution 1918 folgten, erschien im Mai 1919 die 3. Auflage von "Hip Hip Hurra!" - im Verhältnis zur 2. Auflage "aus Friedenszeiten" noch um ein Fünftel dicker.

Die erreichte Genauigkeit sicherte dem Werk unter den Wassersportlern Berlins, Brandenburgs und Mecklenburgs eine weite Verbreitung. "Einen wie grossen Anklang 'Hip Hip Hurra' selbst im Auslande gefunden hat, geht daraus hervor, dass der bekannte amerikanische Canoeist Poultney Bigelow ihm sein Buch 'Paddles and Politics, Down the Danube' 1897 mit folgender Widmung verehrte: 'To my fellow sportsman and fellow craftsman of the pen as well as paddle Ed. Keller your Poultrey Bigelow.'" [105]

Das Echo, das "Hip Hip Hurra" bei deutschen Wassersportlern fand, kann der Biograph - rein subjektiv - an wenigen Indizien abschätzen:

  • Die 1. Auflage 1897 kam erst nach langer Suche in den Besitz des Biographen. Das Exemplar lag offenbar gründlich im Wasser: der Einband ist ausgewaschen, die Rückwand gelöst, die Seiten aufgequollen und rissig. Der erste Teil (mit den Touren um Erkner, Dahme und Spreewald) trägt besonderen Schaden, die Heftung ist aufgelöst und einige Seiten verschwunden. Verschmierte Bleistiftnotizen lassen erkennen, dass der Besitzer das Buch auf vielen Fahrten mitnahm, laufend revidierte und es griffbereit vor sich im Boot zu liegen hatte, als die Welle kam.
  • Der Berliner Maler und Profi-Wassersportler Otto Protzen (1868-1925) beschreibt in seiner Autobiographie "Vierzig Jahre auf dem Wasser" die Abenteuer seiner ersten Wanderruderfahrten (um 1888) vor dem Hintergrund: "Damals gab es noch keine Wasserreiseführer, wie 'Hip, Hip, Hurra!', noch keinen 'Führer für Wanderruderer', die jedermann haarklein erzählen, welches Wasser befahrbar, wie viele Kilometer die Entfernungen, wo Schleusen oder Wehre, besonders, wo die besten Gasthöfe zu finden sind. Außer der Generalstabskarte gab es noch kein Kartenmaterial für unseren Sport." (Quick Maritim Medien, Rechlin 2011, ISBN 978-9808910-4-2, S. 45) Generalstabskarten waren aber nur für Vermögende erschwinglich und bedeckten jeweils nur das Areal von zwei, drei Tagereisen! Kellers Führer dagegen beschrieb das ganze weite Umfeld Berlins und der Mark Brandenburg. [106] Wie stark der Ruf nach Unterlagen war, zeigt ein Artikel in "Die Yacht" 1907, als die Erstauflage von "Hip Hip Hurra" zehn Jahre vorlag (und lang schon vergriffen war). Zu den Punkten, "deren Erledigung dringend nottut", zählt der Autor die "Herausgabe von guten brauchbaren Wassersportkarten über die Wasserläufe zwischen Elbe und Oder" [107]. Keller, der schon die nächste Auflage vorbereitete, dürfte sich beim Lesen ins Fäustchen gelacht haben.
  • Der Berliner Lehrer Bernhard Kuhse suchte, als er 1906 mit seinen Schülern von Berlin zum Nord-Ostsee-Kanal ruderte, in Spandau lange ein bestimmtes Bootshaus umsonst; er hatte dessen Lage dem "Führer auf deutschen Gewässern von Keller" entnommen, "der allerdings noch aus dem Jahre 1897 stammt". Der ärgerliche Unterton des Satzes verrät zweierlei: er hatte dem Buch und seinen Karten blind vertraut, und er hatte keine andere Informationsquelle mit auf Fahrt genommen (wozu er als Lehrer und Vereinschef sicher in der Lage gewesen wäre).
  • Der Biograph hatte das Glück, ein Exemplar der 6. Auflage 1929 einsehen zu können, in dessen Vorsatz eine handgemalte Urkunde geklebt war. Danach wurde der Sieger einer 1939 ausgetragenen Ruderregatta mit diesem Buch ausgezeichnet. Das lässt zwei Schlüsse zu: einmal galt "Hip Hip Hurra" noch zehn Jahre nach dem letzten Erscheinen als erstrebenswertes Werk. Zudem scheint es bis 1939 keine weitere Neuauflage gegeben zu haben (und danach, in Krieg und Rationierung, sicher auch nicht mehr).
  • Der Gründer des Grünauer Wassersportmuseums in Berlin, Werner Philipp, schrieb 2003 aus eigenem Erleben zur Situation in Nachkriegs-Ostdeutschland: "Zwischen 1946 und ungefähr 1953 erlebte der Wassersport noch einmal eine Dominanz, wie sie heute nicht mehr vorhanden ist. Das Fahren mit dem Boot war damals die einzige Form der Mobilität, bei der man mit einer Freundestruppe die nahe weite Welt erobern konnte. Fahrten in den Spreewald und nach Mecklenburg wurden organisiert." [108] Philipps Grundlage bestand aus einem über den Krieg geretteten Boot – und einem gleichfalls geretteten "Hip Hip Hurra"-Führer!
  • Ein Berliner Antiquar erzählte dem Biographen 2016, dass ihm die Wassersportler des alten Westberlin in der ersten Zeit nach der Maueröffnung, als Ostdeutschland frei zugänglich, aber ohne jede Anleitung war, Ausgaben des "Hip Hip Hurra" förmlich aus den Händen rissen. Die Qualität des Führers war den "alten Hasen" noch gut in Erinnerung.

Während sich der 1910 entstandene "Führer für Wanderruderer" [109] und der erstmals 1927 [110] erschienene Flussführer des Deutschen Kanuverbandes, das "Deutsche Flusswanderbuch", auf Gewässerinformationen in Listenform konzentrieren, schrieb Keller Essays über die Gewässer, die neben wassersportlicher Genauigkeit auch Sehenswürdigkeiten, Landschaftseindrücke, Kulturgeschichte, Fontanes "Wanderungen" u. a. beleuchten.

Kellers Stil merkt man den Schriftsteller-Vater und tiefes Naturempfinden an. Die Havel unterhalb Berlins sieht er so: "Hinter Ketzin wendet sich die Havel westlich nach Brandenburg zu, indem sie sich bald zu Seen ausdehnt, bald sich teilt und mit ihren Armen Inseln umspannt. Stets ist sie auf beiden Seiten von grünem, üppigem Wiesenbruche begleitet. Diese Strecke bis Brandenburg ist von ganz eigenartigem Reiz für den, der gewohnt ist, dem Konzert der Grillen zu lauschen, dem das Säuseln und Weben des hohen Schilfes und das Flüstern und Rascheln der Riedgräser eine himmlisch-beruhigende Melodie ist. ... Bald erweitert sich die Havel zu einer ziemlich bedeutenden Fläche, bald ist sie wieder schmal wie ein Kanal; an den Durchstichen hemmen hohe, mit Weiden bestandene Böschungen den Blick; doch gleich darauf zeigen sich uns weitgedehnte Wiesenflächen, auf denen die Landleute die reiche Heuernte einheimsen. Hügelketten mit fruchtbaren Feldern und Waldungen in angenehmem Wechsel säumen die Ufer, und zahlreiche Ziegeleien geben dem Ganzen einen belebteren Ausdruck." In den Spreewald einfahrend, jubelt das Herz des Wassersportlers: "Im Vorfrühling, wenn die märkischen Seen noch halb im Winterschlafe liegen, ist der Frühling bereits in den Spreewald eingezogen. An den Ufern ist die Hasel bereits im Verblühen und das Geisblatt hat schon seit Wochen seine grünen Blätter entfaltet. Überall an allen Fließen, Kanälen und Gräben glühen in wunderbarer Pracht die Weidenkätzchen, und die bisher überschwemmten Wiesen sind von unzähligen Sumpfdotterblumen besät, so dass das Boot dann durch ein goldenes Calta-Meer fährt. Auch in die Vogelwelt kommt Leben, die Spechtmeise lässt ihren hellen Ruf erklingen, sehnsüchtig singt der Baumläufer sein einfaches Lied und in den aufspringenden Knospen der Schwarzpappeln flöten zu Tausenden die Stare. Einen seltenen Naturgenuss bietet um diese Zeit der Spreewald mit seinen rauschenden Silberfließen, dem blühenden Waldteppich, wo Anemonen und Leberblümchen ihre zarten Kelche öffnen. Dann, Wanderruderer, lenke deinen Kahn zum Spreewald und genieße diese Frühlingswunder. Immer schöner schmückt sich der Wald, von Woche zu Woche nimmt die Pracht zu. Wer irgend Zeit hat, verlebe hier den Frühling." Wie viele mögen bei der Warnung beim Befahren des Ragösetunnels unter dem Oder-Havel-Kanal geschmunzelt haben: "Fließtunnel 157 m lang, 4,30 m breit, am Ende langsam fahren, Wehr. Kahnfähre durch Tunnel. Gegen Fährmann höflich sein, Zigarre!"

Als Literaturfreund, der er als Deutschlehrer war, leitete Keller seine Texte mit Versen von Landschafts- und Ruderdichtern ein. Mit dem Beschreiben zeitgeschichtlicher Details (Befahrungsregelungen, Grundeigentümer am Ufer, Stadtbilder vor der Kriegszerstörung usw.) zwischen 1900 und 1930 bildet "Hip Hip Hurra!" ein Zeitdokument aus der Frühzeit des deutschen Wassersports [111]. Seine Bücher sind nicht nur beliebte "Wasserbädecker" [112], sie sind "Heimatkunde" im besten Sinne.

Mehr noch: sie sind lebendig! Da war man als Ruderer dem nassen Element verbunden; was tat's also, mal hineinzuspringen? Nun galt aber Körperlichkeit um 1900 als anstößig, das Zeigen von "Haut" jenseits von Kopf und Händen bereits als unsittlich. Baden war bis Anfang des 20. Jh. nur in fest umbauten, gegen unbefugte Blicke geschützten und streng nach Geschlecht getrennten Anstalten erlaubt und in freier Natur als "Grober Unfug" verboten. Im Freien Badende konnten wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" belangt werden, was damals sehr schnell ging. Es wird berichtet, dass jeden Sommer hunderte berittene Schutzleute damit beschäftigt waren, die zunehmende Zahl der Badenden von den Ufern der Berliner Umlandseen zu vertreiben [113].

Nun hatte die Polizei zwar Pferde, aber keine Boote. Welcher Ruderer sollte sich an heißen Sommertagen an preußisches Gesetz halten? Keller grinste sich eins und schrieb in der 2. Auflage seines Führers (1909) zur Insel Baumwerder im Tegeler See: "Ein Freibad im wahren Sonne des Wortes. Kein Gebäude, keine Badezelle! Nur Bäume und dichtes Gesträuch dienen als Räume zum Aus- und Ankleiden. Das Sonnenbad wird auf dem freien Rasenplatz mitten auf der Insel genommen. Auf der Nordostseite der Insel mit dem Ausblick auf den Tegeler See ist der schöne Badestrand. Trotz Verbotes und eifrigen Bemühens seitens der Polizei haben sich erholungsuchende Wasserfreunde dieses Eiland als Freibad nicht nehmen lassen." (S. 197) Nordostseite und Inselinneres sind vom Ufer nämlich nicht einsehbar. Was für eine Werbung! Des Autors einziges Pech: als die Passage erschien, hatte die Staatsgewalt schon kapituliert. 1907 genehmigte der Landrat des Kreises Teltow v. Stubenrauch, der "Vater des Teltowkanals", als Erster das Baden im Wannsee. In späteren Auflagen strich Keller den Aufruf zum Ungehorsam. Wie mag er, werktags Religionslehrer, seinen Schülern 1. Mose 2,25, Markus 12,17 und Römer 13,1-2 ausgelegt haben? [114]

Aus solchen Texten spricht nicht nur der Wassersport vor 100 Jahren zu uns, sondern auch der Mensch Keller: die Liebe zu seiner Frau Hermine, die er noch in der letzten Auflage als Ruderkameradin nennt; sein Humor; seine Kaisertreue noch in der Weimarer Republik; und seine Liebe zu den "Wanderungen" Fontanes, die ihn in jungen Jahren prägten. Nicht umsonst gründete Keller keinen Renn-, sondern einen Tourenruderverein.

Bis Mitte der 50er Jahre des 20. Jh. bildete "Hip Hip Hurra!" (obwohl es schon seit 1952 das "Wasserwanderbuch der DDR" gab) die Grundlage für Artikel der DDR-Zeitschrift "Der Kanu-Sport". [115] [116]. Noch 1977 listete Herbert Rittlinger das Werk in seiner "Neuen Schule des Kanusports" als relevant für den Wassersport auf [117].

Neben diesem Führer schrieb Keller zahlreiche Artikel für die deutschen Wassersportzeitschriften "Fluss und Zelt" und "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", "Der Wanderpaddler" und 1927 für "Der Märkische Wanderer", ein Jahr später "Der Märkische Wanderer und der Wanderpaddler" genannt.


Zu den Texten im Faltbootwiki

Standort des Bootshauses des "Vereins der Touren-Ruderer" heute, am Rande des Hafens der Stern und Kreisschifffahrt im Treptower Park, Berlin. Das Haus stand etwa dort, wo jetzt ein kleiner dunkler Denkstein (unscheinbar in der Bildmitte) an die bei einem Schiffsunglück 1951 verunglückten Kinder erinnert.


Die hier wiederveröffentlichten Texte Kellers zu ostdeutschen Gewässern entstammen dem Führer "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder, 2. Teil: Mecklenburg", Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, 6. Auflage, Berlin 1929.

Diese Auflage erschien im Frühjahr 1929, drei Monate vor Kellers Tod. Er wird gespürt haben, dass seine Zeit zur Neige ging, denn immer wieder finden sich persönliche Notizen im Text eingestreut, die in den Vorauflagen noch fehlten (Hinweise auf eigene Erstbefahrungen in Jugendjahren, auf entdeckte Lagerplätze, Fahrterlebnisse usw.). Die in den früheren Auflagen zahlreich vorhandenen Schleusenzeichnungen entfielen in der 6. Auflage. Dafür sind Blickpunkte und Sehenswürdigkeiten Brandenburgs in einer Farbigkeit ausgebreitet, als würde der Autor im Geiste noch einmal die Landschaft durchwandern und Abschied nehmen. Er hat nicht erfahren müssen, dass Berlin, Potsdam und die Orte Fontanes nur noch 15 Jahre unzerstört bestehen sollten.

Jede Auflage des Führers ist von Keller grundlegend überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht worden. An ausgewählten Stellen der Brandenburger und Mecklenburger Beschreibungen sind daher Textpassagen früherer Auflagen eingefügt, die 1929 oder schon früher aus tagesaktuellen oder politischen Gründen entfallen mussten. Sie ergänzen und vertiefen das Bild der Wasserstraßen in der Rückschau. Diese Passagen sind zur Unterscheidung zum Originaltext kursiv gesetzt. Die Anmerkungen von 1929 wurden sämtlich übernommen; sie sind nach Wikipedia-Manier als anklickbare Ziffern gestaltet und leiten zu den Referenzen am Schluss des Textes.

1929 erschienen zwei Teilbände zu Brandenburg und Mecklenburg; ein Band für die restlichen Gewässer Deutschlands, wie noch zur vorigen Auflage 1925, scheint 1929 nicht mehr erstellt worden zu sein.


Die Texte zu Gewässern in Westdeutschland entstammen dem Führer "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer", Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin, 4. Auflage 1922, zweiter Band. Die folgende Auflage des zweiten Bandes von 1925 war leider nicht aufzutreiben (für ein Leihexemplar ist der Biograph dankbar!)

Im Unterschied zu den Brandenburgischen und Mecklenburgischen Gewässern scheint Keller die westdeutschen kaum selbst befahren zu haben. Stilistische Brüche und die auffallend selten erwähnten historischen Bezüge sprechen für briefliche Mitteilungen anderer Wassersportler. Nichtsdestotrotz haben die Texte von 1922 als zweitälteste Wassersportbeschreibungen des Rhein- und Wesergebietes – nach den Tabellen des 1910 erschienenen "Führers für Wanderruderer" von Oskar Ruperti – einen hohen historischen Wert.


Einige wenige Texte zu Gewässern des heutigen Polen wurden aus dem Führer "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer auf den Wasserstrassen zwischen Elbe und Weichsel", Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin, 3. Auflage 1919, übernommen. Zu diesem Zeitpunkt gehörten weite Teile des Einzugsgebiets der Warta noch zu Deutschland, bis sie 1919/20 im Zuge des Versailler Vertrags an Polen kamen. Daher entfielen in späteren Auflagen einige 1919 noch enthaltene Gewässerbeschreibungen.


Aus den Werken wurden verschiedene Texte für das Wiki ausgewählt und aufbereitet. Im Brandenburger und Mecklenburger Raum konzentriert sich die Auswahl zunächst auf Gewässer, deren Bild sich seitdem stark verändert hat und die ein großes Maß an Heimatgeschichte bergen. Beschreibungen, die im Vergleich zum heutigen Bild nur wenig Unterschiede zeigen, wurden zurückgestellt. Texte über Kleinflüsse, die heute für den Wassersport gesperrt sind, sind nicht mit aufgenommen; die Auslassungen sind an den betreffenden Stellen genannt.

Von den im heutigen Litauen und Polen liegenden Flüssen wurden jene ausgewählt, von denen 1919 bzw. 1922 bereits längere Beschreibungen vorlagen (es hat den Anschein, als würde die Revierkenntnis mit zunehmender Entfernung von Berlin immer dünner) sowie jene, die so weit im Osten liegen, dass heute nur wenig Informationen über sie verfügbar sind. Auch hier wurden Beschreibungen, deren Inhalt zur heutigen Situation nur geringe Änderungen aufweist, nicht berücksichtigt.

Die Beschreibungen der Flussgebiete von Rhein und Weser mitsamt ihren Nebenflüssen wurden vollständig übernommen.


Die Texte wurden unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung aus dem Werk übertragen. Offenkundige Rechtschreib- und Kommafehler wurden dabei stillschweigend korrigiert. Die Gliederung, die Hervorhebungen und die Sperrungen im Text folgen dem Original. Links wurden nur dort eingefügt, wo die Erläuterung eines Sachverhaltes aus heutiger Sicht unumgänglich schien. Ebenso sind "moderne" Anmerkungen nur dort ergänzt worden, wo es unbedingt notwendig war (z. B. zu heutigen Gewässersperrungen).

Sämtliche Namen und Beschreibungen der Verhältnisse entsprechen den Originaltexten von 1919, 1922 bzw. 1929. Eine Aktualisierung der Texte auf heutigen Stand wurde nicht durchgeführt.


Werke von Friedrich Eduard Keller

Das schöne Titelbild der ersten Auflage von Friedrich Eduard Kellers "Hip Hip Hurra" 1897. Die Bindfäden am oberen und unteren Ende des Rückens dienen der Befestigung des lose einliegenden Textbuches (das herausgenommen werden konnte) am Rücken.
Ansichten der 2. Auflage 1909, der 3. Auflage 1919 und der 6. Auflage 1929 von Friedrich Eduard Kellers "Hip Hip Hurra". Bis etwa 1920 wurde jede Auflage in mehreren verschiedenen Einband-Varianten hergestellt. So existieren z. B. von der 3. Auflage 1919 sowohl in Karton als auch in Leder gebundene Exemplare.
  • "Straube's Wanderruderführer Hip Hip Hurra! Führer für Ruderer, Segler und Dampferbesitzer auf den Gewässern Deutschlands." Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1897, mit Rezension in "Die Yacht" 12/1904, S. 293
  • "Geschichte des Vereins der Touren-Ruderer", erschienen ca. 1907, in "Die Yacht" 16/1907, S. 436, erwähnt
  • "Straube's Wanderruderführer Hip Hip Hurra! Wegweiser für Ruderer, Segler, Motor- und Dampfbootfahrer auf den märkischen, mecklenburgischen und angrenzenden Gewässern." 2. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1909
  • "Straube's Hip Hip Hurra! Führer für Wasser-Wanderer auf den Wasserstraßen zwischen Elbe und Weichsel." 3. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1919, mit Rezension in "Die Yacht" 29/1919, S. 441 und S. 442
  • "50 Wasser-Wanderfahrten im Gebiete der Elbe und Oder." Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1921, mit Rezension in "Die Yacht" 36/1921, S. 722
  • "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer." 4. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1922 (Zwei Bände: "Auf den Wasserstraßen zwischen Elbe und Weichsel" und "Auf den Wasserstraßen Deutschlands")
  • "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer." 5. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1925 (Zwei Bände: 1. Teil: "Märkische und Mecklenburgische Gewässer nebst Anhang: Fahrtanweisungen für Faltbootgewässer in der Mark Brandenburg" sowie 2. Teil über das restliche Deutschland (ohne besonderen Titel))
  • "Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder; 2. Teil: Mecklenburg." (Zwei Bände) Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929


 



Literatur über Friedrich Eduard Keller

  • "25 Jahre Geschichte des Vereins der Touren-Ruderer e.V. Berlin 1887-1912." Leipzig 1912
  • Fritz Baldus († 1935): "Friedrich Eduard Keller 70 Jahre." In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728
  • Fritz Baldus: "Nachruf auf Friedrich Eduard Keller." In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 35, S. 908
  • Fritz Baldus: "Friedrich Eduard Keller 70 Jahre." In: "Kanu-Sport und Faltbootsport" 10. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 308
  • Nachruf auf Friedrich Eduard Keller. In: "Kanu-Sport und Faltbootsport" 10. Jahrg. 1929, Nr. 35, S. 392
  • Noack, Gerald: Hip Hip Hurra! Mit Straube und Keller unterwegs auf märkischen Wasserstraßen. In: Gerd Heinemann und Andreas Matschenz (Hrsg.): "Die Pläne mit der Berolina. Kartographische Exkursionen mit Julius Straube." Verlag Bein & Giersch Berlin 2015, ISBN 978-3-938753-47-7, S. 49-51 (Beschreibung der Wechselbeziehungen zwischen Kellers Beschreibungen und den Wasserstraßenkarten seines Verlegers Straube. Der Autor nutzt für die Biographie Kellers allerdings den Wikipedia-Artikel, dessen Angaben inzwischen überholt sind.)


Weblinks



Exkurs: Der Wanderbuchautor Emil Albrecht (1856-1920)

Emil-Albrecht, Berliner Wanderbuchautor der Gründerzeit


"Fontane empfiehlt im Vorwort zur 2. Auflage seiner Wanderungen (1864) den märkischen Wanderern: 1.) Liebe zu Land und Leuten; — 2.) Natur- und Landschaftssinn; — 3.) Kenntnis der Geschichte des Landes; — 4.) Bescheidenheit in den Ansprüchen hinsichtlich des Komforts; — 5. Mitnahme von nicht zu wenig Geld; alles noch immer sehr beherzigenswerte Ratschläge."

Emil Albrecht



In den verflossenen Jahrzehnten haben Bombenkrieg, Endkampf, sozialistische Umgestaltung und "Aufschwung Ost" die Landschaft Kellers stark verändert; wer anlegt, findet teils völlig andere Verhältnisse vor. Um zu zeigen, welche Bilder Keller beim Landgang vor Augen standen, sind in die Artikel des Faltbootwiki Textpassagen aus den "Wanderbüchern für die Mark Brandenburg" des Alexius Kießling Verlages eingebaut, die ein Zeitgenosse Kellers, der Berliner Gymnasiallehrer Emil Albrecht, verfasste.

Emil Albrecht wurde am 17. Mai 1856 im Städtchen Wreschen (heute Września, Wojewodschaft Wielkopolska, Polen) geboren; von seiner Familie wissen wir nur, dass er evangelisch getauft wurde, seine Mutter Hermine (oder Arminia?) geb. Tischler hieß und sein Vater Robert starb, als der kleine Emil zehn Jahre alt war. Da Albrecht in der Kurzvita seiner Dissertation betont, evangelisch zu sein, Wreschen aber polnisch-katholisch geprägt war, ist es denkbar, dass Emils Vater als preußischer Beamter in der kleinen Kreisstadt wirkte. Die pedantische Genauigkeit der Werke Emil Albrechts könnte in solch "preußischer Prägung" ihre Wurzeln haben.

Warum aber besuchte Albrecht 9 Jahre lang eine Schule in Meseritz/Międzyrzecz, entfernt von seinem Geburtsort? 140 km waren damals eine Tagesreise! War es ein Familienumzug, lebte er bei Verwandten, bei Pflegeeltern, in einem Internat? Wir wissen es leider nicht.

Der junge Mann durchlief ab 1865-1874 diese 1868 zum Gymnasium ernannte Schule. Im Lebenslauf seiner Dissertation dankt er u. a. den Lehrern Polte und Marg, wohl nicht nur, weil sie Direktoren waren - sie unterrichteten zugleich in Deutsch und Griechisch und verstanden die Sprachbegabung des Jungen zu wecken. Vielleicht auch die Naturliebe, denn Prof. Herrmann Polte war in jungen Jahren als Erzieher der Kinder eines Försters und kurzzeitig sogar als Forstinspector tätig gewesen [118].

Noch 1874 ging Albrecht zum Studium der alten Sprachen und Deutsch an die heutige Humboldt-Universität in Berlin, das er vier Jahre später abschloss [119]. Von 1880 an war er vierzig Jahre als Griechisch-, Deutsch- und Lateinlehrer am Berliner Friedrichsgymnasium tätig, das er schon im Referendariat, dem "Probejahr", kennengelernt hatte. (Das alte Schulgebäude in der Friedrichstraße 126, am U-Bhf. Oranienburger Tor, ist heute Sitz der Ullstein Buchverlage). Sein Schwerpunkt lag auf dem Griechischen [120]. Ihm wurde der Rang eines Studienrates und 1898 der eines Professors verliehen.

Nach mehreren Wohnungswechseln nahe seiner Schule (zuerst 1883 als "Dr. phil. Gymn. Lehrer" in Berlin N, Chausseestr. 76; 1885 und 1886 mit der gleichen Bezeichnung in Berlin N, Eichendorffstr. 7; 1890 wie auch 1895 als "Dr. phil. Ob. Lehrer" in Berlin N, Schlegelstraße 10; ebenfalls 1895 in Berlin N, Tieckstraße 29 [121]; 1897 als "Dr. Ob. Lehrer" in Pankow, Schönholzer Str. 8a) zog Albrecht spätestens 1900 als "Dr. phil. Prof." in den ersten Stock der Spandauer Straße 3 (heute Wilhelm-Kuhr-Straße) in Pankow, wo er die folgenden zwei Jahrzehnte bis zu seinem Tode leben sollte.

Den Anstoß für Albrechts Freizeitwirken hatte Fontane mit seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" gegeben, deren Einzelbände seit 1862 im Abstand von mehreren Jahren erschienen und die Aufmerksamkeit der Großstädter auf das zuvor kaum wahrgenommene Umland richteten [122]. Auf den Spuren Fontanes hatten sich bereits 1884 der "Touristenklub für die Mark Brandenburg", der Vorläufer der "Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg", in dem Fontane Ehrenmitglied war, und 1887 der "Berliner Touristenverein (Klub der Wanderfreunde)", dessen Wurzeln bis 1880 zurückreichen, gegründet [123] ("Tourist" hat nichts mit Reisebüro zu tun, sondern damit, dass man mit dem Begriff "wandern" die Gesellenwanderschaft verband. Wer aus Spaß und Freude loslief, "machte Touren", war mithin ein "Tourist".) Fontanes Bücher waren aber mehr zum Lesen als zum Wandern gedacht und behandelten bei aller Tiefgründigkeit nur ausgewählte Gebiete. Es fehlte ein handhabbarer und flächendeckender Routenführer für die Provinz Brandenburg, mit dem Fontane-Angeregte eigene Entdeckungen machen konnten. "Mit meinem Amtsgenossen Dr. Graupe", schreibt Albrecht, "hatte ich schon manche Wanderungen in der Mark gemacht, als in uns Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts [also um 1888] der Gedanke auftauchte, diesen Wanderungen auch ein praktisches Ergebnis folgen zu lassen. ... Sogleich nach Neujahr 1890 machten wir uns an die planmäßige Arbeit des Sammelns." [124]

Von vornherein bestand diese Arbeit nicht aus dem Abschreiben anderer Autoren, sondern aus der Besichtigung vor Ort. "Zunächst galt sie natürlich der näheren Umgebung. Viele Ausflüge, mindestens in jeder Woche einer, wurden noch während des Winters teils gemeinsam, teils getrennt unternommen. Immer brachten wir bestimmte Bemerkungen über die Beschaffenheit der Gegend, der Wege und besonders der Entfernungen mit, an deren sorgfältiger Angabe es in den früheren Büchern sehr gefehlt hatte. So ging es das ganze Jahr hindurch. Doch erfolgten auch schon mehrtägige Wanderungen in die Ferne von einem der beiden Wanderer, nämlich Dr. Graupe, für die wir freilich anfangs nur mit dürftigem Kartenmaterial ausgestattet waren. Den ersten großen, eine Woche dauernden Ausflug machten wir gemeinsam Ostern (April) 1891. Wir wanderten von Löwenberg über Hoppenrade bei ungemütlichstem Schneegestöber nach Lindow und Rheinsberg; am folgenden Tage ging es nach Zechlin und von dort den öden Weg über Schweinrich nach Wittstock. Dann kamen an die Reihe: Heiligengrabe, Pritzwalk, Meyenburg und Freyenstein, Putlitz, Perleberg, Wittenberge, Lanz, Lenzen, Lenzer Wische, endlich Wilsnack mit der gesamten Umgegend. Mit reicher Beute kehrten wir heim. Für das ganze Sommerhalbjahr hatten wir uns jeden Montag vom Dienste freihalten können. War das eine Lust! Jeden Sonnabend-Mittag zogen wir aus, wieder vereint oder getrennt, und brauchten erst Montagabend wieder zu Hause zu sein; dazu wurden die langen Sommerferien voll ausgenutzt. So war ein großes Gebiet nach allen Seiten durchstreift worden." [125] Bedenkt man, dass neben dem Recherchepensum noch Tagesstrecken von 30 bis 35 km zurückgelegt wurden, spricht das für die gute Kondition der beiden Mittdreißiger.

Nach zweijähriger Vorarbeit veröffentlichte Albrecht 1892 – fünf Jahre vor Kellers "Hip Hip Hurra" – im Alexius Kießling Verlag sein "Wanderbuch für die Mark Brandenburg", das zunächst in zwei Bänden "Nähere" und "Weitere Umgegend Berlins" erschien. Schon ein Jahr später folgte eine erweiterte Nachauflage des ersten Bandes. Für die ab 1895 erscheinenden Auflagen wurde der "Weitere-Umgegend"-Band in die Teilbände "Westliche" und "Östliche Hälfte" gegliedert. Diese Dreiteilung sollte bis zum Tode Albrechts bestehen bleiben [126].

Das ehemalige Friedrichsgymnasium in der Friedrichstraße 126 in Berlin-Mitte (am U-Bhf. Oranienburger Tor), jetzt die Zentrale der Ullstein Buchverlage. Hier unterrichtete Emil Albrecht vier Jahrzehnte lang Griechisch, Deutsch und Latein.

Aus der ab etwa 1890 anschwellenden Flut der Wanderbücher fürs Berliner Umland ragt Albrechts Arbeit durch Informationsreichtum und die Präzision der Recherchen heraus. Albrecht hatte sich den Baedeker zum Vorbild genommen, dessen Prinzip er auf einer Finnlandreise schätzen gelernt [127] und an dessen Griechenland-Band er (als Griechischlehrer) nach einer Reise durch Italien und Griechenland im Frühjahr 1892 mitgewirkt hatte [128]. Wie vor ihm Karl Baedeker erzielte Albrecht Qualität durch eigene Anschauung. "Um einen unbedingt zuverlässigen Führer zu schaffen, hat er seit 1890 jahrein jahraus bis über die Grenzen der Mark hinaus ungezählte Meilen am Wanderstabe durchmessen. Mit zäher Ausdauer war bei ihm die peinlichste Sorgfalt des gründlichen Forschers verbunden; jede Zeile in den drei Bänden zeugt von redlicher Arbeit und strenger Sachlichkeit." [129] Es wurde "lediglich aufgenommen, was mit eigenen Augen geprüft und mit eigenen Beinen durchmessen war". [130] Die Routen waren so beschrieben, dass man sie ohne Zuhilfenahme einer zusätzlichen Karte abgehen konnte (mit manchen klappt das heute noch). Getreu Fontanes Motto "Verschmähe nicht den Strohsack neben dem Kutscher, lass dir erzählen von ihm" fragte der Wanderer die Anwohner nach Tipps und besah sich diese an Ort und Stelle. Man muss sich das so vorstellen, wie es der Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Wolfgang Seidel (1876-1945) erlebte, der 1902, als Vikar im heutigen Ferienort Boitzenburg eingesetzt, alles nach Hause berichtete, was sich in dem uckermärkischen Dorf zutrug. Am 20. April 1902 schrieb er aufgeregt: "Ein Tourist mit einem Käsegesicht und einem Nasenzwicker hat heute den Gottesdienst besucht und nachher die Kirche besehen." [131]

Albrechts Erfahrungen sind zeitlos aktuell. "Vor Verbotstafeln bei einem Parke oder hübschem Waldwege braucht der einzelne Tourist nicht sehr zu erschrecken; sucht er in geeigneter Form die Erlaubnis im Herrenhause oder beim Förster nach, so wird er selten abgewiesen werden. Überdies sind manche Waldwege nur für Fuhrwerke verboten, ohne dass dies ausdrücklich gesagt ist; doch gebietet es die Vorsicht, Forstbeamte bei der ersten Gelegenheit nachträglich um Erlaubnis oder Entschuldigung zu bitten. Ganz sicher vor unangenehmen Erfahrungen wird man allerdings nie sein. [132]... Auf Dörfern machen sich meistens die Lehrer ein Vergnügen daraus, ihre Kirchen zu zeigen; haben sie selbst keine Zeit, so führt der Vorschlag, ein Kind mit dem Schlüssel mitzuschicken, wohl immer zum Ziele. ... Namentlich bei starkem Verkehr ist Nachsicht mit der Bedienung, die nicht die Schulung eines Berliner Kellners besitzt, sehr am Platze. Etwaige Grobheiten der Wirte weist man am besten mit Humor zurück; nicht selten sind es Originale, die bei richtiger Behandlung sich recht willfährig zeigen. Wer mit der Örtlichkeit näher bekannt zu werden oder einen Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse zu gewinnen wünscht, wird Gespräche mit den Einheimischen im Lokale oder unterwegs gern aufsuchen; allerdings ist es nicht ganz leicht, dabei den richtigen Ton zu treffen. Von den Hausdienern erfährt man oft mehr als von den häufig wechselnden Wirten. ... Die Angaben über Fahrgelegenheiten beruhen auf den Plänen. Da sich dergleichen manchmal ändert, so ziehe man das neueste Reichskursbuch zu Rate; doch frage man auch am Orte selbst möglichst bald nach Zeit und Stelle der Abfahrt. Die Landposten fallen sonntags oft aus oder fahren nach einem andern Plane als wochentags. Angetreten wird die Tour am zweckmäßigsten auf der Bahnstation, wo weniger Züge halten, beendet da, wo sich eine größere Auswahl bietet. ... Mit den unterwegs begegnenden Fuhrwerken können oft beträchtliche Strecken gegen geringe Vergütung zurückgelegt werden. ... Hinsichtlich der Entfernungen raten am zuverlässigsten die Briefträger; Förster unterschätzen die Strecken oft im eignen Reviere. Die Wegweiser nach den Wirtshäusern geben durchweg zu wenig Zeit an; aber auch auf andern finden sich manchmal die wunderbarsten Angaben" [133].

Albrechts klassische Bildung gab ihm den Blick für architektonische Details am Wegrand, lange bevor Georg Dehio sie erfasste. Stolz schrieb Albrecht, das gesamte Material beruhe "auf eigenster Anschauung des Verfassers, der seit mehr als 20 Jahren die Mark und die angrenzenden Gebiete auf zahllosen, oft sehr mühevollen Wanderungen immer von neuem durchstreift, dadurch allerdings auch viele früher wenig oder gar nicht bekannte Gegenden weiteren Kreisen erst erschlossen hat" [134]. Tatsächlich sind die Niederlausitz und das heute zu Polen gehörende Ostbrandenburg (mit dem Drage-Tal) erst durch Albrecht den Wanderern bekannt geworden. "Man darf getrost behaupten, dass alles, was später an Schriften auf diesem Gebiet entstanden ist, erst durch die von Albrecht geschaffene sichere Grundlage möglich geworden ist." [135]

Die Verlässlichkeit gibt Albrechts Büchern einen Quellenwert, der manchmal selbst von Historikern zitiert wird [136]. Der Unterschied wird deutlich, wenn man weitere Führer seiner Zeit heranzieht: abgesehen davon, dass manche nur einmal aufgelegt wurden (wie "Fontane's Führer durch die Umgegend Berlins", 1892-95 in fünf Bänden vom "Touristenklub für die Mark Brandenburg" erarbeitet [137]), andere die Wanderungen nacherzählen (wie Georg Siegerist: "100 Ausflüge um Berlin", Verlag Eli Spiro Berlin 1908, und Paula Foersters sechsbändiger "Märkischer Wanderkamerad" der 1920er Jahre), wieder andere jenseits der Vorstadtziele nur noch die Höhepunkte nennen (so das "Märkische Wanderbuch" von Ullstein & Co, Berlin 1911), legen weitere, wie "Straube's Märkisches Wanderbuch", den Schwerpunkt auf Kunstgeschichte, ohne bei Wegbeschreibungen hinreichend gründlich zu sein. Dazu drängt sich bei manchen Führern der Eindruck auf, dass einer vom anderen abschrieb.

Den älteren Westberlinern, die sich - eingemauert - nach dem Umland sehnten, blieben die alten Wanderbücher ein dankbares Mittel der Erinnerung. Der Westberliner Feuilletonist Hans Scholz (1911-1988) wurde 1975 in seinen "Wanderungen und Fahrten in der Mark Brandenburg" (Band 3, S. 112) von Lesern auf "Kießlings Wanderbuch" hingewiesen, woraus hervorgeht, dass Albrechts Werk im Westberlin der 1970er Jahre noch bekannt war. Und Wolf Jobst Siedler ziert vorderen und hinteren Vorsatz seiner Elegie "Wanderungen zwischen Oder und Nirgendwo, das Land der Vorfahren mit der Seele suchend" (1988) mit Karten, die er einem "Wanderbuch für die Mark Brandenburg, Berlin 1917" entnommen haben will - die Rheinsberg-Karte vor dem Titel ist mit den Karten des West-Umgebungs-Bandes der Auflagen von 1910 und 1920 identisch. [138] Der Wert der alten Bände wird erst gesunken sein, als nach dem Mauerfall aktuelle (wenn auch nicht immer bessere) Bücher den Markt zu füllen begannen.

Die späten Lebensjahre Albrechts waren von Krankheit überschattet. Schon der Jahresbericht 1895/96 seines Gymnasiums hatte berichtet: "Michaelis 1895 (zum 29. September, dem Halbjahreswechsel) musste Oberlehrer Albrecht, der schon längere Zeit an den Folgen von Überarbeitung litt, auf ein Vierteljahr zu einer gründlichen Kur beurlaubt werden, von der er wenigstens so weit geheilt zurückkehrte, dass er von Neujahr ab die Hälfte seiner Lehrthätigkeit wieder aufnehmen konnte." Im Bericht des Folgejahres heißt es: "Oberlehrer Albrecht, der wegen seines Nervenleidens schon von Michaelis bis Weihnachten 1895 beurlaubt war und dann bis Ostern 1896 (dem damaligen Schuljahreswechsel) nur einen Teil seiner Amtspflichten übernommen hatte, musste für das ganze Schuljahr zum Zweck einer gründlichen Kur beurlaubt werden. Der Verlauf derselben ließ uns lange zwischen Furcht und Hoffnung schweben, nahm aber schließlich in den Wintermonaten eine so günstige Wendung, dass wir zuversichtlich hoffen dürfen, von Ostern d. J. den lieben, hochverehrten Amtsgenossen wieder mit uns zu gemeinsamer Arbeit verbunden zu sehen." (Was der Burn-out für seinen Stand an der Schule bedeutet haben mag, lässt sich denken, wenn man liest, dass die Schulberichte seit 1880 keinen solchen Fall verzeichneten: preußische Lehrer standen buchstäblich bis zum Umfallen am Katheder! Erst nach 1903 wird häufiger über Lehrer berichtet, die den Schulalltag nicht verkrafteten. Zudem bezogen Lehrer, auch wenn sie natürlich besser als ein Arbeiter entlohnt wurden, ein aus bürgerlicher Sicht karges Gehalt, und Unterbrechungen wie diese schmälerten Alters- und Witwenpension.) In den Jahresberichten 1901/02 und 1905/06 lesen wir erneut von längeren oder kürzeren Krankheitsphasen, für das Winterhalbjahr 1907/08 bat Albrecht krankheitshalber um Beurlaubung (siehe dazu auch S. 12 und S. 13). Letztlich kam er erst Ende September 1908 wieder, jetzt aber nur noch für 14 Wochenstunden.

Das Wohnhaus Albrechts in der Wilhelm-Kuhr-Straße 3, Berlin-Pankow. Die gravierte Kanne im Türglas und die vom Flieder verdeckte Gedenktafel links am Eingang erinnern nicht an ihn, sondern an Reinhold Burger (1866-1954), den Erfinder der Röntgenröhre und der Thermosflasche, der sieben Jahre nach Albrechts Tod in dieses Haus zog.

Vielleicht hat Albrecht seine Wanderungen auch gebraucht, um der Enge des wilhelminischen Schulsystems zu entfliehen. Ob er wohl einmal Hesses "Unterm Rad" gelesen hat? Der Schorfheideförster Johannes Sieber (1874-1946) erinnerte sich im Alter an sein Berliner Gymnasium um 1890: "Die nüchterne staubige Schulstube, bilderlos und ohne jede Blume, hatte für uns nicht nur die Pforte zum Leben, zur Welt zu sein, sie war sogar das Leben selbst. Und die verknitterten spießbürgerlichen Männerchens, die dort ihre Existenz fanden, sollten dazu noch die menschlichen Vorbilder für unser Leben sein. ... Zu meiner Zeit gab es Landpartien mit der Schule so gut wie gar nicht. Unsere zum größten Teil sehr alten Lehrer waren entweder zu dürr, oder sie waren zu rundlich und jeder Körperbewegung abhold. Es war die Zeit der Stammkneipen für alle bürgerlichen Kreise, denen sich auch unsere Erzieher mit Eifer widmeten. ... Die Schularbeiten waren gewöhnlich recht umfangreich, und besonders für die großen Ferien sorgte jeder Lehrer dafür, dass durch ellenlange Aufsätze, Büffeln von Geschichtszahlen, lange Rechenaufgaben und vieles Auswendiglernen für alle Schüler und die sorgenden Mütter zumindest die letzten zwei Wochen sehr getrübt waren. ... Heutigen Schulfreunden ist es völlig unverständlich, dass damals kein Jugenderzieher die Dürre sah, der wir jungen Menschen ausgesetzt waren. Unsere einzige größere fünftägige Wanderung von Schülern mit zwei jungen Lehrkräften blieb mir stets unerfüllte Sehnsucht für weitere." [139]

Die Karikatur des Schulwesens in Heinz Rühmanns "Feuerzangenbowle" mag heute belächelt werden - zur Verdeutlichung der realen Verhältnisse sei eine Anweisung aus dem Schuljahresbericht 1892/93 des Berliner Friedrichs-Gymnasiums zitiert: "Der Besuch von Bierlokalen, Konditoreien und ähnlichen Örtern ist den Schülern ohne Begleitung ihrer Angehörigen nicht gestattet. Ebenso ist ihnen das Tabakrauchen auf den Straßen oder in öffentlichen Lokalen unbedingt untersagt. Zuwiderhandelnde werden unter Anzeige an die Angehörigen verwarnt und im Wiederholungsfalle von der Anstalt entfernt. ... Den Schülern ist es nicht gestattet, vor der festgesetzten Zeit in der Schule zu erscheinen oder in der Nähe derselben sich gruppenweise zusammenzuscharen. Das Öffnen der Klassenzimmer kann nicht früher als 15 Minuten vor Voll erfolgen. Die geehrten Eltern werden deshalb dringend ersucht, ihre Söhne so von zu Hause zu entlassen, dass sie nicht vor dieser Zeit beim Schulgebäude sich einfinden können." (Hervorhebung im Original) Solche Detailregeln (die streng überwacht wurden) betrafen keine Grundschüler, sondern Jugendliche bis hin zu Zwölftklässlern (Primanern)! Dressuren wie diese zeigen, wogegen Gruppen wie die Wandervögel rebellierten, die mit selbst gewählten Führern und ohne Aufsichtsperson ins Freie zogen und Albrechts Marschrouten dankbar aufgegriffen haben mögen.

Trotz seiner reichen Schreibtätigkeit bleibt das Bild des Menschen Emil Albrecht im Nebel. Während Autoren wie Friedrich Eduard Keller und Bernhard Kuhse immer wieder Streiflichter des eigenen Lebens einflechten, hält Albrecht seine Person ganz aus den Büchern heraus. Auch in Zeitschriftenartikel ließ er nur wenig Privates einfließen. Die Urkunden seiner Jugendzeit hat das Kriegsende 1945 verschlungen, und so bieten die Kurzbiographie seiner Dissertation, die trockenen Jahresberichte seiner Arbeitsstelle und seine Abhandlung "Wie Kießlings Wanderbuch entstand" in der Wanderzeitschrift "Die Mark", Heft 12/1920, S. 108 f., die wenigen biographischen Eckpunkte. Sie skizzieren einen Menschen, dessen Familienernährer starb, als er noch ein Kind war, und der sich vielleicht um sein Gymnasialgeld sorgen musste; der bereits in den ersten Jahren der Lehrtätigkeit nicht bei seiner Frau, sondern im Grunewald wandernd Erholung suchte [140]; der schon nach fünf Jahren Schultätigkeit erst ein halbes und dann noch einmal ein ganzes Jahr wegen eines "Nervenleidens" beurlaubt werden musste und auch in den Folgejahren mehrfach länger ausfiel; der im Sommer 1891 zum Erstellen seines Buches jedes Wochenende und alle Ferientage (!) jenseits von Berlin über Land wanderte [141]; der sich die Aufgabe stellte, einen flächendeckenden Wanderführer der Mark Brandenburg zu schreiben, für dessen Qualität er in den folgenden zwei Jahrzehnten "mit rastloser Hingabe" [142] durch die Mark zog.

Ob Albrecht auch Erholung zu Hause fand? Wenn er am Ende seines Lebens stolz vermerkt: "Alle beschriebenen Ortschaften wurden von mir selbst besucht, alle Wege selbst gemacht" [143], und wenn das bei der 567-Seiten-Auflage 1910/12 für das Land von Dömitz bis Spremberg, von Pasewalk bis Dessau gilt, dann muss er fast jedes freie Wochenende "auf Tour" statt daheim gewesen sein. Dem Biographen schält sich verschwommen das Bild eines in sich gekehrten Menschen heraus, der das Sammeln von Informationen, Vollständigkeit und Korrektheit als Lebensziel sah, dessen sensible Sinne sich in der freien Landschaft wohler fühlten als unter seinesgleichen, der in der eigenen Wohnung nicht Geborgenheit empfand und dem seine aufreibende Arbeit die Lebenskraft zehrte. Der Biograph gäbe viel darum, eine persönliche Notiz Albrechts aufzufinden.

Beruhte die 10. Auflage des Bandes "Nähere Umgegend Berlins" 1910 noch ausschließlich auf eigenen Recherchen, konnte Albrecht die 11. Auflage 1917 zwar noch redigieren, war aber beim Recherchieren schon auf die Zuarbeit seines Lehrerkollegen Bruno Graupe angewiesen, der im Jahre 1880 zum Kollegium gestoßen war, um im Jahr darauf als Griechischlehrer an die Königliche Realschule zu gehen [144]. Die Erneuerung des "Weitere Umgegend Berlins, Westliche Hälfte"-Bandes im April/Mai 1920 war ihm nur noch mit fremder Hilfe möglich. "Der Verfasser, der sonst fröhlich die Mark nach allen Richtungen durchzogen und überall nach dem Rechten gesehen hatte, war diesmal nicht in der Lage, selbst zum Wanderstabe zu greifen, sondern musste sich damit begnügen, den eingelieferten Stoff zu bearbeiten." [145] "Mit Betrübnis sahen die, welche ihm näher standen, wie der einst so rüstige Mann dahinsiechte." [146] Ein halbes Jahr später, kurz nachdem er sich hatte pensionieren lassen, erlöste der Tod am 14. Oktober 1920 den 64-jährigen von schwerem Leiden. Eine Frau Hedwig Albrecht, "Fachlehrerin a. D.", lebte danach noch vier Jahre lang im gleichen Haus einen Stock höher - seine Witwe?

Bei seinem Tode hatten Albrechts "Wanderbücher für die Mark Brandenburg" mit der "Näheren Umgebung Berlins" elf, der "Weiteren Umgegend Berlins, Westliche Hälfte" neun, der "Östlichen Hälfte" acht Auflagen erlebt. Im Gegensatz z. B. zu "Straube's Märkischem Wanderbuch", dessen vier Bände 1909/10 ihre 25. Auflage erlebten, scheint das wenig. Albrecht spottete, ihm sei ein "Märkisches Wanderbuch" gefolgt, "sogar mit gleichnamigem Verfasser (!)", und hielt den Ruf seiner Arbeit dagegen, die sich "nicht nur hinsichtlich der viel weiter gesteckten Grenzen des Arbeitsfeldes, sondern auch in der Art der Ausführung grundsätzlich unterscheidet." [147] (Im Unterschied zu Emil schrieb Gustav Albrecht im "Straube" nämlich nicht flächendeckend, sondern konzentrierte sich auf Nahziele und Fontanestätten, die von Berlin aus schnell zu erreichen waren, was wohl auch die Redigierung seiner vielen Auflagen ermöglichte.) In der Tat hat "Straube's Märkisches Wanderbuch" zwar gute Karten, ist aber nicht flächendeckend und erhebt in keinem der Auflagen-Vorworte Albrechts Qualitätsanspruch. Der Preis mag die Verbreitung des Straube-Buches begünstigt haben, da jeder der vier Bände von "Straube's Märkischem Wanderbuch" 1909/10 1 Mark kostete, während sich Emil Albrecht seine Arbeit an den 1912/13er Auflagen mit 1,50 - 3 Mark pro Band bezahlen ließ. Der Wert erschließt sich im Vergleich mit den damaligen Löhnen: ein Schlosser verdiente 1909 in der Woche etwa 20 Mark [148]. Die Packer, Lager-, Hilfs- und Transportarbeiter bei Siemens verdienten 1914 pro Woche 27,14 Mark, nach Abzug der Kranken- und Invaliditätsversicherung 26 Mark; ihre Wochenarbeitszeit betrug 59 Stunden [149]. Es ist denkbar, dass "Straube's Märkisches Wanderbuch" mehr von Wochenendausflüglern gekauft wurde, während "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg" eher unter Wandervögeln Verbreitung fand, jener aufblühenden Bewegung der Bürgertumssöhne [150], die der Sonntagnachmittags-Generation aus dem Weg gehen wollte und kreuz und quer durch die Mark Brandenburg zog. Ein Exemplar seines Wanderbuches schenkte Albrecht der eigenen Schulbibliothek [151]. Ob auch unter seinen Schülern Wandervögel waren?

Nach Albrechts Tod vergab man die Redaktion der einzelnen Bände an mehrere verschiedene Autoren. Die Arbeit an der "Näheren Umgegend Berlins" wurde von Bruno Graupe fortgeführt, der inzwischen seine bei Albrecht erworbenen Fähigkeiten für die Bearbeitung des "Berlin"-Baedekers eingesetzt und diesen über zwei Jahrzehnte auf neuestem Stand gehalten hatte [152]. Die letzten Auflagen des inzwischen auf vier Bände angewachsenen Albrecht-Werkes erschienen 1925/26 im Verlag Carl Flemming und C. T. Wiskott AG, der im Sommer 1922 den Verlag von Alexius Kießling übernommen hatte [153]. Spätere Auflagen sind weder bei Flemming & Wiskott noch beim Verlag für Heimatliche Kultur Willy Holz, der Flemming & Wiskott 1928 "schlucken" sollte, nachweisbar. Ob der Aufwand unrentabel wurde oder Willy Holz seinem eigenen Führer, "Das kleine Wanderbuch - 100 Beliebte Ausflüge und Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung von Berlin", den Vorzug gab, muss offen bleiben.

Persönliche Kontakte zwischen den Autoren Albrecht und Keller wird es nicht gegeben haben, da Albrecht nirgendwo Wassersport erwähnte und Keller, wenn überhaupt, für "Straube's Märkisches Wanderbuch" des eigenen Verlegers warb. Dennoch macht unser heutiges Geschichtsinteresse die Verbindung der beiden Bücher sinnvoll.

Gedenkstein an Emil-Albrecht, den "märkischen Wandersmann", im Thielpark in Berlin-Dahlem

Reprints der 12. Auflage von "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg", vermutlich vom Band "Nähere Umgegend Berlins", erschienen in letzter Zeit bei Nabu Press 2010, ISBN 978-1-172-30925-2, sowie bei Hardpress Publishing 2013, ISBN 978-1313316569, und bei Book on Demand Miami 2013, ISBN 978-5880186068. Die "Sorgfalt" der Neu-Herausgeber zeigt sich in der Angabe des Erscheinungsjahres, das wahlweise mit 1900, 1910 oder "before 1923" beziffert wird (im Original der 12. Auflage steht "1922"). Zum Geschäftsgebaren von Nabu Press siehe auch diese Meldung der FAZ vom 29.3. 2012; die Webseite von Nabu Press gibt keinerlei Informationen zu diesem Verlag frei, so dass manche Kunden selbst ermitteln. Die englische Wikipedia hat nur eine Kurznotiz zum Stamm-Buchhaus, doch mit aufschlussreicher Artikeldiskussion. Da die Lebensdaten des Bearbeiters der 12. Auflage, Bruno Graupe, nicht genau bekannt sind, ist auch die Gemeinfreiheit des Reprints nicht völlig sicher.

Für die Bearbeitung des Faltbootwiki wurde der Text der 1910 bis 1912 erschienenen Auflagen gewählt - die letzten, bei denen Emil Albrecht Alleinautor war. [154]

Im Gegensatz zu Keller ist von Albrechts Wirken eine Spur erhalten: ein Denkstein im Thielpark Berlin-Dahlem, "dem märkischen Wandersmann" gewidmet (ein Titel, den man vorher nur Fontane angetragen hatte). Emil Albrecht ist wohl der einzige Berliner Wanderbuchautor, dem diese Ehre widerfuhr. Welchen Wert die Zeitgenossen seinem Werk beimaßen, kann man daran sehen, dass ursprünglich der riesige Findling am U-Bhf. "Freie Universität" (bis 2016 U-Bhf. "Thielplatz") für die Ehrung vorgesehen war. [155] "Solche Lehrer hat die bürgerliche Gesellschaft in großer Zahl hervorgebracht, ähnlich den Pfarrern der Feudalzeit, und wir haben unsere Lehrer ... so überlastet, dass diese Art von Lehrern fast ausgestorben ist, Lehrer, die echt wissenschaftlich auf den verschiedensten Gebieten, zumeist mit lokaler Bindung, arbeiten." (Jürgen Kuczynski [156]) Der kurz vor Pfingsten, Mitte Mai 1923 eingeweihte Stein steht, in ein Muschelkalkmäuerchen eingelassen, am Nordhang des Teiches im Schwarzen Grund zwischen Bitterstraße und Gelfertstraße (Friedrich-Meinecke-Weg), nur wenige Minuten vom Campus der Freien Universität entfernt. Von Thuja überwachsen, wird er von Vorbeigehenden kaum wahrgenommen. "Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar wäre wie Denkmäler." (Robert Musil)


Werke von Emil Albrecht

  • "Der Dual in der griechischen Schulgrammatik." In: Zeitschr. f. Gymn. 1890.


Verschiedene Auflagen von "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg - Nähere Umgegend Berlin": die 6. Auflage 1903, die 10. Auflage 1912 und die postum erschienene 12. Auflage 1922.
  • "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg und angrenzende Gebiete, Erster Teil: Nähere Umgegend Berlins", Verlag von Alexius Kießling Berlin, Auflagen 1892, 1893, 1895, 1898, 1901, 1903, 1905, 1907, 1910, 1912, 1917; 12. Auflage (postum im Verlag Carl Flemming und C. T. Wiskott A. G. Berlin erschienen) 1922
  • "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg und angrenzende Gebiete, Zweiter Teil: Weitere Umgegend Berlins, Westliche Hälfte", Verlag von Alexius Kießling Berlin, Auflagen 1892 (noch als Gesamtausgabe für das westliche und östliche Umland von Berlin), 1895, 1898, 1901, 1904, 1907, 1910, 1913, 1920; 10. Auflage (postum im Verlag Carl Flemming und C. T. Wiskott A. G. Berlin erschienen) unter dem Titel "Westen und Norden" 1925
  • "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg und angrenzende Gebiete, Dritter Teil: Weitere Umgegend Berlins, Östliche Hälfte", Verlag von Alexius Kießling Berlin, Auflagen 1892 (noch als Gesamtausgabe für das östliche und westliche Umland von Berlin), 1895, 1898, 1901, 1904, 1907, 1910, 1914; 9. Auflage (postum in zwei Teilbänden "Nordosten" und Südosten" im Verlag Carl Flemming und C. T. Wiskott A. G. Berlin erschienen) 1925
  • "Führer durch Potsdam und Umgebung", Verlag von Alexius Kießling Berlin (Teilabdruck aus der 8. Auflage von "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg und angrenzende Gebiete, Erster Teil: Nähere Umgegend Berlins"), 1908


Quellen zu Emil Albrecht

  • Albrecht, Emil: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f. (Der bereits todkranke Albrecht beschrieb hier die Entstehungs- und Verlegergeschichte seines Buches. Dem Text sind mehrere Angaben entnommen.)
  • Melms, Carl Philipp: Chronik von Dahlem, 1217 bis 1945: Vom Rittergut zur städtischen Domäne. Arani-Verlag Berlin 1982, ISBN 3-7605-8528-0, S. 36-38 (Zur Geschichte des "Albrechtsteins" und wie er nach Dahlem kam; auf S. 33-35 steht auch die Geschichte des Findlings auf dem heutigen Thielplatz.)
  • Ein Erinnerungsstein für Prof. Dr. Emil Albrecht. In: "Der Märkische Wanderer, Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern in der Mark Brandenburg und den angrenzenden Gebieten", 9. Jahrgang, Nr. 8 / August 1923, S. 96
  • Nachrufe auf Emil Albrecht in: Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg und angrenzende Gebiete, Erster Teil: Nähere Umgegend Berlins. Bearbeitet von Prof. Dr. E. Albrecht, Neubearbeitung von Prof. Dr. B. Graupe. Carl Flemming und C. T. Wiskott A. G. für Verlag und Kunstdruck Berlin 1922, Einleitung S. IV; sowie im "Berliner Tageblatt", Montag, 25.10.1920, Abendausgabe S. 3; und in der "Vossischen Zeitung", Mittwoch, 27.10.1920, Morgenausgabe S. 7



Hans Rumland - ein rudernder Lehrer der Kaiserzeit (1853-1919)

Das Schülerbootshaus am Kleinen Wannsee in Berlin-Zehlendorf heute, nur wenige Schritte von Bahnhof Berlin-Wannsee entfernt. Hier starteten viele Touren Rumlands.

Hans Rumland wurde 2. November 1853 in Natzlaff, Kreis Schlawe (heute Nacław, Wojewodschaft Westpommern, Polen), als Sohn des Kreissparkassen-Controlleurs geboren. Die von ihm erhaltenen Texte lassen es möglich scheinen, dass der Junge in ein konservatives, kaisergläubiges Milieu hineingeboren wurde. Dafür spricht, dass die Bevölkerung Hinterpommerns von 1871 bis 1933 stets konservativ wählte (einzige Ausnahme ist die erste Nachkriegswahl 1919, die auf Druck der Sozialdemokraten erstmals frei, gleich und geheim ablief, worauf selbst Hinterpommern sozialdemokratisch wählte) [157]. Fontanes "Effi Briest" zeichnet die geistige Enge des hinterpommerschen Adels nach, und man fragt sich, weshalb ausgerechnet die Beamtenschaft davon verschont geblieben sein soll.

Hans Rumland besuchte das Domgymnasium zu Kolberg (Kołobrzeg), in dessen Jahresberichten er 1867 und 1874 genannt und im gleichen Jahr sogar abschließend mit einem Preis von 25 Thalern ausgezeichnet wurde. Danach studierte er von 1874 - 1879 in Jena und Berlin klassische Philologie. Das "Examen pro facultate docendi" bestand er am 29. Mai 1883. Von Michaelis (29. September) 1883 bis Michaelis 1884 leistete er am Königlichen Wilhelms-Gymnasium Berlin sein Referendariat, das pädagogische "Probejahr", ab. Dieses Gymnasium lag nahe des Potsdamer Platzes und wurde im 2. Weltkrieg zerstört; heute steht das Sony-Center an seiner Stelle. Nach Ablauf des Probejahres erhielt Rumland seine Anstellung als "wissenschaftlicher Hilfslehrer" [158]; Ostern 1892 wurde er zum ordentlichen Lehrer, 1906 zum Professor ernannt. Rumland unterrichtete Latein, Religion, Deutsch und Turnen. Im Jahre 1901 gründete er am Gymnasium einen Schülerruderverein. Anfangs zum Rennrudern neigend, unternahm Rumland mit seinen Schülern bald längere Wanderfahrten zwischen Moseltal und Königsberg, die Zeitgenossen als "vorbildlich" bezeichneten und mit denen er sich einen Namen machte [159]. 1907 schaffte er es, neben dem Bestand im Schülerbootshaus an der Spree in Niederschöneweide auch Boote im für 90.000 Goldmark [160] neu errichteten und bis heute bestehenden Schülerbootshaus am Kleinen Wannsee deponieren zu können. Bis ins Schuljahr 1914/15 (da war er 61jährig) ist er an der Schule nachweisbar; die Leitung des Schülerrudervereins "Wannsee" hatte er bis zu seinem Tode 1919 inne.

Neun Jahre nach Rumlands Tod verfasste Erinnerungen lassen (selbst nach so langer Zeit) autoritäre Züge durchschimmern. Wieviel davon Pochen auf die Rangordnung und wieviel Drangsal und Willkür war, muss offen bleiben. Sie zeigen zugleich, dass mindestens zwei Seelen in Rumlands Brust wohnten: "Die Jugend, die ihn von Quarta und Tertia her kannte und nun sein Wirken im Ruderverein erlebte, muss wohl von einer Überraschung in die andere gefallen sein. Der Schulmeister, der sie mit Latein schlecht und recht traktiert hatte, war ein Mann ganz anderer Prägung, ganz anderen Formats, als ihn der Junge bisher in der Großstadt kennengelernt hatte. Denn Rumlands Wesen vereinigte in sich Gegensätze von seltener Tiefe und Mannigfaltigkeit: bedürfnislos bis zur Kargheit - genussfroh im kleinen; grob wie ein alter Feldwebel - herzlich wie ein treuer Kamerad; schweigsam gleich einem ergrauten Fischer - mitteilsam gleich einem weinfrohen Zecher; tätig und behaglich zugleich, unbekümmert und gedankenlos wie ein Knabe und dann wieder voll Freude der heimatlichen Geschichte und Natur nachspürend.

Er war nicht abgeschliffen und geglättet wie ein Großstadtmensch. Erdgebunden lebte er täglich wieder auf, wenn er aus dem Dienst auf seinen kleinen Hausbesitz kam. Aber glücklich war er wohl nur im Boot, am Wasser. Ihm steckte die Jugend, die er an der hinterpommerschen Küste verlebt hatte, tief im Blut. Das Wasser trieb ihn immer wieder hinaus, mochte die Hausfrau ein schief Gesicht ziehen! Dort im Boot war er ganz er selbst. Und das fühlten die Jungens, besonders die, die ihn auf der Tour begleiten durften. [...]

Und wenn man abends unter der Hängelampe bei irgendeinem Wirt saß, müde und doch lebendig, wie es die Jugend gottlob ist, ein Spaß und Scherz sich am andern entzündete, dann konnte Rumi nicht nur mitlachen, nein, schlagfertig saß der kleine, dicke Fahrensmann unter seiner springlebendigen Mannschaft, und was er selbst zum Besten gab, darin blinkte schönster Humor. Geschichten von Rumi und über Rumi: oh, wie viele leben noch jetzt in der Erinnerung unserer alten Ruderer! ... Ohne ihn, ohne seine Wanderlust, seine Heimatkenntnis, wäre wohl kaum einer von den verwöhnten Jungen so oft und so weit in der Heimat herumgekommen." [161] Vielleicht brauchte auch der traktierende Schulmeister von Zeit zu Zeit das Erleben in freier Natur, um der Enge in Schule, Haus und in sich selbst zu entfliehen.

Die Boninstraße in Berlin - Lichterfelde Süd. In dieser ruhigen Vorstadtstraße verlebte Hans Rumland seine letzten Lebensjahre.

Aus Hans Rumlands Feder stammt neben den unten aufgeführten Fahrtberichten die Rede "Über die Bedeutung des Schülerruderns auf den höheren Lehranstalten", die er zur Feier des Kaisergeburtstags am 27.1. 1904 hielt und bei Trowitzsch & Sohn, Berlin 1905, drucken ließ. Die Kaisergläubigkeit, die strenge Unterordnung, der Ruf zu Militär und Kampf, der aus der Rede tönt, schlägt sich auch in seinen Fahrtberichten nieder; vielleicht gehörte Rumland zu jener Generation, der Erich Kästner in seinem Gedicht "Primaner in Uniform" und Remarque ("Im Westen nichts Neues") so bittere Vorhaltungen machen. Kurt Tucholsky, Schüler des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums 1903-1907, zieht in der Betrachtung "Ein Kind aus meiner Klasse" (1925) nüchtern Bilanz: "Die verlorenen Jahre ... Nein, gehauen hat man uns nicht. ... Langweilige Pedanten gab es überall, Unzulänglichkeiten der Lehrer, viele Fehler, wir waren auch nicht die Besten. Aber was hat man uns denn gelehrt - ? Was hat man uns beigebracht - ? Nichts. Nicht einmal richtig denken, nicht einmal richtig sehen, richtig gehen, richtig arbeiten - nichts, nichts, nichts. Wir sind keine guten Humanisten geworden und keine guten Praktiker - nichts. ... Unsre Lehrer waren nicht unintelligenter, fauler, fleißiger, klüger als andre Lehrer auch. Es war eine Schule, die etwas unter dem Durchschnitt lag, aber doch nahe am Durchschnitt. Und was lernten wir? Deutsch: Lächerliches Zerpflücken der Klassiker; törichte Aufsätze, schludrig und unverständig korrigiert; mittelhochdeutsche Gedichte wurden auswendig gelernt, niemand hatte einen Schimmer von ihrer Schönheit. ... Latein: Es wurde gepaukt. Ich habe nie einen lateinischen Schriftsteller lesen können. ... Schultragödien haben wir nie gehabt, furchtbare Missstände auch nicht. Aber schlechten Unterricht. ... Vielleicht werden es ganz gute Unteroffiziere werden oder Verzweifelte, die da herauskommen - gebildete Menschen, belehrte Menschen, instruierte Menschen sind es sicherlich nicht." [162] Wie mag sich Rumland selbst gesehen haben? In der Beschreibung der 1909er Fahrt "Von Berlin nach Königsberg" registriert er, dass die Schüler sich aus eigenem Antrieb täglich im Rudern mit dem "Chef" abwechselten, um nicht einen Einzelnen dauernd mit ihm fahren lassen zu müssen, und karikiert sich im gleichen Atemzug als "alten, grämlichen, nörgelnden Schulmeister, ... der einem fortwährend etwas am Zeuge zu flicken hat." Von anderen Fahrtenleitern wie Bernhard Kuhse ist kein solches Wort überliefert.

1890 wohnte Rumland in der Solmsstraße 45 (zwischen Gneisenau- und Fürbringerstraße im heutigen Kreuzberg); spätestens 1903 und weiter bis 1919 in Gr. Lichterfelde in der Boninstraße 7, Ecke Müllerstraße, nach damaligen Begriffen also "janz weit draußen" vor der Stadt (beide Häuser sind, wenn auch stark verändert, erhalten). Vom zehn Fußminuten entfernten Bahnhof Lichterfelde-Süd ist er zu der Zeit seiner Ruder-Großfahrten auf Arbeit "in die Stadt" gefahren.

Hans Rumland starb im Jahre 1919 [163]. 1921 bis 1933 verzeichnet das Adressbuch in demselben Haus noch die "Professorenwitwe Therese Rumland geb. Skrivanek".


Werke von Hans Rumland


NACHRUFE AUF HANS RUMLAND:

  • Dr. Walter Dietrich: Hans Rumland. In: Bernhard Haagen (Hrsg.), "Der Schülerruderverein 'Wannsee', sein Werden und Wirken", mit Beiträgen zu allgemeinen Fragen des Schülerruderns. (Festschrift zum 20jährigen Bestehen des Schülerrudervereins mit Chronik von 1884 bis 1928). Verlag des Wassersports, Berlin 1928, S. 82-84.


Nachwort


"Und nicht über und nicht unter andern Völkern wolln wir sein."

Brecht


Die Texte Hans Rumlands heben sich von den Berichten anderer Lehrer der Kaiserzeit, die ihre Schüler fürs Rudern begeistern wollten (Kuhse, Keller), ab. Sie spiegeln eine Denkweise, die mit den Worten und Taten der Generation Lothar-Günther Buchheims das Verhältnis Deutschlands zu seinen Nachbarn jahrzehntelang belastete. Der Biograph hat sich trotzdem entschlossen, die Berichte wieder zu veröffentlichen. Einmal aus Respekt vor der sportlichen Leistung der Schüler und ihres Lehrers, zum anderen, um zu zeigen, auf welcher Basis manche Reaktionen unserer Nachbarn noch heute wurzeln.



Alfred Dreyling (1877-1916) - Schülerrudern im Rheinland


... bis sie ihn dir weggenommen haben,

für den Graben, Mutter, für den Graben.


Kurt Tucholsky


Der Lehrer Alfred Dreyling hat kaum Spuren hinterlassen; die Erinnerung an ihn haben Schlachten und Bomben zweier Kriege ausgelöscht. Aber er hat eine Schülerfahrt geleitet, deren Bericht lange in Archiven schlief und heute im Faltbootwiki zu lesen ist. Um diesen Text herum sammeln sich die kargen Daten von Dreylings Leben. Manches lässt sich rekonstruieren, in Anderem sind wir auf Vermutungen angewiesen. Vieles ist aus dem Nebel der Vergangenheit nicht mehr hervorzuholen.

Alfred Dreyling wurde am 25. November 1877 in Deutz, heute ein Stadtteil von Köln, geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Sein Vater starb wohl in seiner Jugend, denn in den ersten Schulberichten bestand der Neunzehnjährige als "Petack genannt Dreyling, Alfred" unter der Vormundschaft eines Albert Leymann am Realgymnasium zu Elberfeld (heute ein Teil von Wuppertal) das Abitur. In den Schülerlisten vorangehender Schuljahre des Realgymnasiums wird der Schüler nur als "Alfred Dreyling" geführt. Als "Seminarkandidat Petack, genannt Dreyling" taucht er aber noch nach dem Studium in den Berichten des "Städtischen Progymnasiums mit wahlfreiem Englisch zu Kalk" auf [164]. Oder sollte das die Brandmarkung eines unehelichen Kindes sein, wie Adenauers Schlagwort von "Willi Brandt alias Frahm"? In diesem Fall hätte die Mutter Petack, der Vater (oder Adoptivvater) Dreyling geheißen. [165]. Dreylings Herkunft muss offen bleiben. Es fällt aber auf, dass er in seiner Kurzvita betont, katholisch zu sein, obwohl das bei seiner Kölner Herkunft eigentlich normal sein sollte. Eine Beteuerung?

Der Junge besuchte bis Herbst 1896 das Realgymnasium zu Elberfeld, wobei er bereits auf Geld der Schulstiftung angewiesen war. Das Einkommen seiner Familie bzw. seiner Mutter muss gering, seine Leistungen gut gewesen sein, denn als er an den Universitäten Münster und Bonn Germanistik und neuere Sprachen studierte, bezog er 1897-1900 Stipendien einer weiteren Stiftung [166].

Das alte Ludwigsgymnasium in Saarbrücken, Wirkungsstätte Alfred Dreylings 1905-1914.

Nach bestandenem Staatsexamen ging der junge Lehrer für sein Seminarjahr zu Ostern 1901 (Ostern war damals der Schuljahreswechsel) an das Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Köln, zeitweise als "Aushülfe" auch an das Städtische Progymnasium Kalk, das seinen Einsatz als "gedeihliche und dankenswerte Wirksamkeit" im Jahresbericht ausdrücklich lobt [167]. Dem folgte der Militärdienst, den er als "Einjährig-Freiwilliger" vom 1. April 1902 bis zum 1. April 1903 abdiente [168]. Sein Referendariat, das pädagogische "Probejahr", absolvierte der "Kandidat" darauf 1903/04 [169] am Königlichen Gymnasium zu Wesel, Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte und Erdkunde gebend. Zu Ostern 1904 wurde Dreyling an die Königliche Oberrealschule zu St. Johann (heute ein Stadtteil von Saarbrücken) versetzt und dort zum Oberlehrer ernannt. Er unterrichtete hier Deutsch, Englisch, Französisch und Turnen [170]. Vielleicht kam er jetzt erstmals mit Wassersport in Berührung, denn an dieser Schule bestand "eine freie Schülervereinigung für Turnen, Spiele und Rudern. ... Die Pflege des Ruderns wurde durch das freundliche Entgegenkommen des Rudervereins 'Saar' ermöglicht, welcher den Mitgliedern einer besonders gebildeten Ruderriege gegen einen mässigen Beitrag die Benutzung ihrer Rudergeräte gestattete" [171]. Ostern 1905 wechselte Dreyling an das Königliche Ludwigs-Gymnasium der rivalisierenden Nachbarstadt Saarbrücken, einem altberühmten Haus in der Hohenzollernstraße, das gerade erweitert worden war und später dem 2. Weltkrieg zum Opfer fallen sollte (heute steht die Marienschule an seiner Stelle) [172]. Wollte er aufsteigen? Die Leitung der Oberrealschule scheint ihn ungern verloren zu haben, denn sie dankte ihm beim Abschied ausdrücklich für "die Lust und Liebe, mit der er den schwierigen Anfangsunterricht im Französischen im letzten Tertial sogar in beiden Sexten betrieben hat" [173]. Wie tragisch dieser Satz aus der Rückschau anmutet, ahnte Dreyling noch nicht.

Am Ludwigs-Gymnasium sollte der 28-jährige schließlich bleiben. Er unterrichtete anfangs Deutsch, Französisch und Englisch, in späteren Jahren auch Turnen [174] und die Ruderausbildung [175].

Das Denkmal Kaiser Wilhelm I. auf der Alten Brücke zwischen den Städten St. Johann und Saarbrücken, wie es bis Ende des Zweiten Weltkriegs stand (Blickrichtung auf Saarbrücken).

Die preußischen Schulberichte verzeichnen wiederholt die teils mehrwöchige Einberufung des Reserveoffiziers zu "militärischen Dienstleistungen" und Offiziersübungen. Wie mag er Neigung und Pflicht in sich vereinbart haben? Als das Kaiserpaar am 14. Mai 1904 zur Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals nach St. Johann kam, hatte die Schule "am Eingang der Brücke Stellung genommen, um dem Einzug der Majestäten beiwohnen und dieselben begrüssen zu dürfen" [176], und natürlich wird auch Dreyling Spalier gestanden haben. Zugleich ist überliefert, dass er zur Feier des Kaisergeburtstags am 26. Januar 1906 die Festrede hielt - über die Reformen des Freiherrn vom Stein [177]! Dieser Staatsmann, der in anderthalb Jahren das Land in einer Weise reformierte, wie es Preußen in anderthalb Jahrhunderten nicht vollbracht hatte, eignet sich nur bedingt zur Huldigung des starren Denkens Wilhelm II. Im Winter 1910/11 weilte Dreyling "zu Studienzwecken" längere Zeit in Frankreich [178]; nach einer übertrieben wilhelminischen Haltung klingt das nicht. Sah er sich als Humanist? Man könnte es vermuten, führten die Schüler doch unter seiner (Mit)Leitung 1908 Gustav Freytags Theaterstück "Die Journalisten" auf [179]. Der Herr Lehrer hätte ein wilhelminisches Heldenstück einstudieren können; stattdessen entschloss er sich zu einer Satire, deren augenzwinkend-politischen Tiefgang man nicht herausheben muss, wohl aber kann. Kein Aufruf zur Revolution, aber einer zum Beachten von Hintergründen. Die Episode spricht dafür, dass Dreyling nicht nur lehren, sondern auch vermitteln konnte und sich Schüler (nicht nur die männlichen) von seinem Deutschunterricht anstecken ließen. Ob er wohl die riesige Schulbibliothek genutzt hat? - All dies sind nur Mutmaßungen auf der Suche nach Gründen, was Schüler und Lehrer veranlasst haben mag, miteinander auf Großfahrt zu gehen; denn die wenigen erhaltenen Dokumente sprechen vom Berufsweg, aber schweigen über den Menschen. Nicht einmal, ob und mit wem er verheiratet war, lässt sich ermitteln. Die persönlichen Züge im Bild Dreylings bleiben leer.

Deutsche Soldaten stehen in den ersten Wochen des Krieges an der Aisne, Herbst 1914.
Zerschossener deutscher Schützengraben nach der Schlacht an der Somme 1916.
Durch Granateinschlag zerstörtes deutsches MG-Nest nach der Schlacht an der Somme, 1916. Wahrscheinlich ist Alfred Dreyling so umgekommen.

Über die Pfingstferien des Schuljahres 1914/15, vom 30. Mai bis 4. Juni 1914, veranstaltete der Lehrer mit den Schülern seines nunmehrigen Gymnasial-Rudervereins "Hohenzollern" eine sechstägige, 365 km lange Fahrt von Saarbrücken auf der noch kaum verbauten Saar über die noch gänzlich unverbaute Mosel auf den Mittelrhein bis Bonn. Auf den ersten Blick erstaunt, dass der im Folgejahr erschienene Bericht nicht vom Fahrtenleiter, sondern von zwei teilnehmenden, namentlich nicht genannten Schülern stammt [180]. Sollte Dreyling selbst über einem Text gesessen haben, so zog der Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein paar Wochen später, "der ja größere und unersetzlichere Dinge in Menge zerschlagen hat" (Hermann Hesse [181]), einen dicken Strich hindurch.

Bei Kriegsausbruch, Anfang August 1914, wurde der 36-jährige "zu den Waffen gerufen" (und mit ihm noch 20 weitere Mitglieder seines Rudervereins, so dass dieser innerhalb von vier Wochen von 43 auf 23 Mitglieder schrumpfte und ohne Protektor dastand). Er marschierte gegen das Land, das ihm jahrelang ein Teil des Lebens gewesen war, in dem er gewohnt hatte und dessen Sprache er lehrte. Schon Anfang September 1914, wenige Wochen nach Kriegsausbruch, wurde Dreyling, im Range eines Leutnants stehend, bei Sedan verwundet und in der Folge mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Aus dem Feldlazarett Koblenz sind Grüße an seine Schule überliefert. Ob er in diesen Wochen den Bericht der Saar-Mosel-Rhein-Fahrt Korrektur las? Ahnte er, dass es seine letzte werden sollte? Im Oktober 1914 wieder zu seinem Truppenteil gekommen, "wurde er bald mit dessen Führung beauftragt und hatte seit Anfang Januar (1915) fast ununterbrochen schwere Kämpfe in Nordfrankreich zu bestehen; am 27. Januar wurde er zum Oberleutnant befördert und am 22. Februar mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet." [182] Da war er bereits bei der "M.-G.-Komp. Inf.-Rgt. 68", die er bis zuletzt befehligen sollte.

Weiteres ist nicht mehr zu ermitteln, da die Unterlagen der preußischen Armee 1945 verbrannten. Nur der Weg des Regimentes, in dem der Frontoffizier diente, zeichnet Details seines Lebens nach. Es stand, als Dreyling genesen war, im Verband der 7. deutschen Armee auf einem Höhenzug an der Aisne, der als "Chemine des Dames" traurige Berühmtheit erlangen sollte. Die Hügelkette im Département Aisne (sprich: "ään") zieht sich 50 km lang am Nordufer des gleichnamigen Flusses hin und überragt die Ufer um 80-100 m. Nach der Schlacht an der Marne hatten sich die deutschen Truppen hierher zurückgezogen, gruben Laufgräben auf dem Kamm und schossen von oben auf die nachdrängenden französischen Truppen am Südufer. Der Schriftsteller Ludwig Renn, im Herbst 1914 und im Winter 1915/16 wenige Kilometer südöstlich Dreylings stationiert, beschreibt Leben und Sterben an der Aisne in seinen Büchern "Krieg" (1928) und "Anstöße in meinem Leben" (1980) - ein Schlaglicht der Zeit, der der Oberleutnant ausgesetzt war.

In einem dieser Kämpfe endete auch Dreylings Leben. Selbst dafür widersprechen sich die Angaben:

Die Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes "50 Jahre Schülerrudern", 1931 in Kiel erschienen, listet auf der Ehrentafel Dr. phil. Alfred Dreylings Tod für den 16. August 1916 bei Pozières auf, einem Dorf 30 km nordwestlich von Amiens, das im Sommer 1916 im Zentrum der Schlacht an der Somme stand. Das war eine der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges, die mit einem sieben Tage langen Trommelfeuer auf die deutschen Stellungen begann und mit 600.000 gefallenen und verwundeten deutschen sowie 615.000 alliierten Soldaten endete. Niemand hat das Grauen des Granathagels besser eingefangen als Remarque in "Im Westen nichts Neues": "Wir haben alles Gefühl füreinander verloren, kennen uns kaum noch, wenn das Bild des anderen in unseren gejagten Blick fällt. ... Wir legen die Toten vorläufig in einen großen [Bomben]Trichter. Es sind bis jetzt drei Lagen übereinander." Das Dorf Pozières wurde in dieser Schlacht bis auf die Grundmauern zerschossen und sollte später zum völlig zerstörten Frontbereich, zur "Zone rouge", zählen.

Die Gefallenenliste der Offiziere des 6. Rheinischen Infanterieregimentes Nr. 68 verzeichnet seinen Tod für den gleichen Tag, jedoch für das Dorf La Ville-aux-Bois-lès-Pontavert am Chemine des Dames, 23 km nordwestlich von Reims. Laut Wikipedia war das Regiment zu dem Zeitpunkt aber schon von der Aisne in die Schlacht an der Somme umgezogen! Die offiziellen Verlustlisten des Ersten Weltkrieges veröffentlichten den Tod des "Oblt. d. R. Alfred Dreyling, Cöln-Deutz", zur Maschinengewehr-Kompanie des Regimentes gehörig, und seinen Männern am 14.9. 1916.

Eine Todesanzeige in der Ruderzeitschrift "Wassersport" gab es nicht. Mit Dreyling fielen allein aus seiner Kompanie an diesem Tag zwei weitere Männer, sieben blieben vermisst. Ob sie geborgen wurden und ein Grab bekamen, ist nicht bekannt.


Werke


Quellen



"Ruderprofessor" Bernhard Kuhse - Seemann, Lehrer, Wegbereiter


"Wenn wir heute mit Freude in den Sommerferien deutsche Ströme und Seen von fahrenden Schülern belebt sehen, so wollen die Freunde des Wanderruderns doch keineswegs gleichgesinnten Bestrebungen Abbruch tun. Ich denke dabei besonders an die 'Wandervögel', die ja, wie wir, ihren Bund über ganz Deutschland ausdehnen und entschieden die Frische unserer Jugend aufs beste fördern. Gleiche Ziele verfolgen wir; wenn wir auch getrennt marschieren, so bekämpfen wir doch denselben Feind: den Müßiggang, die Bummelei, zwecklosen Zeitvertreib, abgesehen von schlimmeren Ausschreitungen unserer Schuljugend, um anregend, stählend und erfrischend auf ihren Geist und Körper zu wirken."

Bernhard Kuhse [183]


Bernhard Kuhse hatte, als er aufs Rudern kam, schon ein bewegtes Leben hinter sich. Geboren am 22. Februar 1856 als Sohn eines Postsecretairs in Köln, besuchte er, mit der Familie ziehend, Gymnasien in Stettin (heute Szczecin in Polen) und Groß-Glogau (heute Głogów in Polen), das er 18jährig mit dem Zeugnis der Reife für Prima verließ, um – als Matrose auf dem Segler seines Onkels anzuheuern.

Bernhard Kuhse als junger Lehrer in Bromberg 1890

Kuhse brach also faktisch die Schule ab, um zur See zu fahren, wie es auch schon sein Onkel Otto getan hatte. Ob er ahnte, was ihn erwartete? Die gnadenlose Härte des Seemannslebens, die nur die Stärksten ertrugen, hat niemand besser geschildert als Joachim Ringelnatz, der nach bestandener Obersekundareife zwei Jahre lang als "knappgehaltener Schwerarbeiter" auf Seglern fuhr ("Was ein Schiffsjungentagebuch erzählt", "Gespräch im Sturm auf der Raa"). Auch bei Kuhse blitzt manchmal die Erinnerung auf: "Damals um das Kap der guten Hoffnung segelnd, hatte ich es miterlebt, dass wetterharte Seeleute mürbe und missmutig wurden, wenn sie an sechs Tagen der Woche von Sturm und Salzwasser durchpeitscht wurden und kein trockenes Stück Zeug mehr in der Schiffskiste zum Wechseln vorhanden war." Von den folgenden fünf Jahren war er drei auf See: vom Herbst 1874 bis 1877 segelte er durch die Gewässer Ostasiens, 1878-1879 war er zwischen den Karibischen Inseln und an den Küsten Brasiliens unterwegs. 1879 wechselte er auf die Königliche Navigationsschule zu Altona, um dort im Februar 1880 vor der Königl. Prüfungs-Commission die Prüfung zum "Steuermann auf Großer Fahrt" abzulegen. (Befähigungszeugnisse werden nach Küstenfahrt, Kleiner, Mittlerer und Großer Fahrt unterschieden. "Küstenfahrt" meint die Fahrt entlang der Ufer des deutschen Hoheitsgebietes. Die "Kleine Fahrt" geht schon darüber hinaus, bewegt sich jedoch nur in Nord- und Ostsee. Die "Mittlere Fahrt" umfasst alle europäischen Häfen außer Island, die Azoren und Spitzbergen. Die "Große Fahrt" befähigt zur Fahrt auf allen Meeren der Welt). Wenn man bedenkt, dass ein Steuermann der erste Mann nach dem Kapitän war und ihn im Ernstfall ersetzen konnte, sah Kuhse, gerade 24jährig, einer Marinekarriere entgegen. Doch sollte es dazu nicht kommen: "die für den seemännischen Beruf nicht ausreichende Sehschärfe meiner Augen" [184] zog einen Strich durch Kuhses Seetauglichkeit.

Was Kuhse empfand, als sein Lebenstraum zerbrach, ist nicht überliefert. Auch hier lassen die Erinnerungen Ringelnatz', den dasselbe Schicksal traf, ahnen, wie tief Kuhse dieser Schlag getroffen haben mag. Anders als Ringelnatz aber hat Kuhse schnell wieder Fuß gefasst. Er hielt sich an den Leitsatz, den er aus der Seefahrt mitgenommen hatte und den die Familienchronik Kuhse-Sturm festhielt: "Wer es begreift, gehört zur Elite, wer nicht, ist eben langsam und stumpf." (KUHSE 2003)

Das 1901 erbaute Bootshaus des Bromberger Schüler-Ruder-Vereins des Königlichen Realgymnasiums, den Bernhard Kuhse 1894 gründete; er selbst steht auf dem Steg ganz links.

Wie er selbst seine Fahrenszeit sah, zeigt die Formulierung seiner Kurzbiographie: "Er widmete sich dann 6 Jahre dem seemännischen Beruf, bestand die Prüfung zum 'Steuermann auf großer Fahrt' im Februar 1880 und die Reifeprüfung am Realgymnasium zu Bromberg." Die Reihenfolge mag nicht nur vom zeitlichen Ablauf diktiert sein. Mit 45 Jahren, lang schon als Oberlehrer tätig, sollte er seine Lebenserfahrung in für Akademiker ungewohnte Sätze packen: "Als Schiffsjunge an Bord eines deutschen Segelschiffes sammelte ich eigene praktische Erfahrungen, ich kann nur jedem jungen Manne wünschen eine recht frühzeitige Gewöhnung an körperliche Arbeit; nicht nur macht eine solche uns geschickter, sie verschafft uns auch eine richtige Wertschätzung derselben." [185]

Nach Ablegen des Abiturs (der "Reifeprüfung") studierte Kuhse an der Universität Königsberg Mathematik und Physik, später in Berlin und Halle auch Philosophie, und wurde 1886 Lehrer am Realgymnasium in Bromberg (heute Bydgoszcz in Polen). Kuhse unterrichtete in Bromberg Englisch, Mathematik, Physik und Sport; die Familie wohnte im Stadtzentrum in der Danziger Straße, der heutigen ul. Gdańska.

Kuhse sah seine Aufgabe aber nicht nur im Vermitteln von Wissen. 1894 gründete er am Realgymnasium einen Fußballverein, der zu den frühesten Schulsportvereins-Gründungen in Deutschland zählt. Dem "Reiz der Neuheit" (Kuhse) folgten schon zu Anfang 23 seiner Schüler. Es ist überliefert, dass Kuhse am 2. September 1894 (dem "Sedantag") auf einer Wiese beim heutigen Stadtteil Ostromecko das erste öffentliche Fußballspiel Brombergs anpfiff, das zwischen den Mannschaften "Blau" und "Rot" des Realgymnasiums ausgetragen wurde und mit 1:1 endete [186]. Das ist bemerkenswert, gab es doch zu dieser Zeit auch Rektoren, die ihren Schülern das Fußballspiel verboten.

Bootshaus des 1894 gegründeten Bromberger Ruder-Clubs "Frithjof", dem Bernhard Kuhse 1898-1904 vorstand (heute ein Restaurant).

Noch im gleichen Jahr dehnte Kuhse die Vereinsaktivitäten auf das Rudern aus. Als Ansporn diente den Schülern die Aussicht, bei einem Besuch des Kaisers (eines bekennenden Ruderfreundes) im Herbst des gleichen Jahres Spalier auf dem Wasser bilden zu dürfen.

Was mag Kuhse von seinen Reisen erzählt haben? Schon im Sommer des Folgejahres brachen Schüler und Lehrer aus dem Drill des preußischen Schulsystems heraus zu einer Fahrt auf, die Wasserwanderern heute als "Drewenz-Runde" bekannt ist, damals aber den Vorstoß eines jungen Sportes in ein völlig unbekanntes Gebiet bedeutete. Noch heute liest sich der Bericht darüber wie ein Abenteuer. Vermutlich hat diese Tour den Namen des "Ruderprofessors" unter Sportlern bekannt gemacht.

1904 zog Kuhse nach Berlin; sein alter Bromberger Schuldirektor war drei Jahre vor ihm hierher gekommen und hatte ihn empfohlen, und Ministerialdirektor Althoff, die graue Eminenz des Bildungswesens, der immer "gute Leute" suchte, hatte ihn an das Königliche Kaiser-Wilhelms-Realgymnasium berufen [187]. Bald darauf wurde Kuhse zum Professor ernannt. Die Familie lebte in Berlin in der Hagelberger Straße 10, "Riehmers Hofgarten", einem gutbürgerlichen, jetzt unter Denkmalschutz stehenden Straßenkarree vom Ende des 19. Jh. in Berlin-Kreuzberg, Yorckstraße Ecke Großbeerenstraße, nahe des heutigen U-Bahnhofs Mehringdamm.

Das erste Schülerbootshaus in Berlin-Niederschöneweide 1898.
Das neu und größer errichtete Schülerbootshaus Berlin-Niederschöneweide 1904, Wirkungsstätte Kuhses 1904-1917.
Der Standort des früheren Schülerbootshauses in Berlin-Niederschöneweide heute, vom Kaisersteg gesehen. Das Bootshaus stand auf Höhe der drei Pappeln rechts.
Standort des im Krieg zerstörten Schülerbootshauses in Berlin-Niederschöneweide, Schnellerstraße 103, von der Wasserseite aus (2016). An diesem Ort war Kuhses Schülerverein beheimatet. Zu DDR-Zeiten standen Schuppen hier, auch das kleine Hafenbecken ist DDR-Erbe. 2018/19 wurde das Grundstück neu bebaut.

Neben den schon in Bromberg ausgeübten Fächern unterrichtete Kuhse in Berlin auch Geographie. Dass er das Wanderrudern als Anschauungsunterricht sah, schreibt er selbst: "Die verschiedenen Phasen der Entwicklung unserer Flussläufe in ihren unzähligen Windungen, mit ihrer anfangs schwachen, dann stärkeren Strömung im Oberlauf, zunehmenden Breite im Mittellauf und ihrem trägen Hinschleichen im Unterlauf lernen wir praktisch kennen und verschaffen uns ein genaues Bild von der Mündung, oft weit genauer, als es die Karten geben. ... Von den Oberländischen Seen sind wir im Sommer 1895 in einem Schüler-Achter die Drewenz von der Quelle bis zur Mündung in die Weichsel bei Zlotterie hinuntergefahren. Den zwischen Schilfhalmen verborgenen Ausfluss aus dem Drewenz-See mussten die jungen Pfadfinder selbst suchen und auf dem schmalen Wasserfaden bei nur geringer Strömung sich mühsam vorwärtspaddeln. So erkannten sie, wie das Flüsschen, das später mit reißender Strömung zwischen waldigen Bergeshängen dahineilt, anfangs sich träge durch mooriges Wiesenterrain hindurch schlängelt. ... Eine Summe von Erfahrungen und Belehrungen verdankt der Wanderruderer dem Umstand, dass, abgesehen von größeren und kleineren Städten, die verschiedensten industriellen Werke, wie Holzschneidemühlen, Ziegeleien, Eisenwerke, Schiffswerften u. a. das Ufer unserer Wasserstraßen aufgesucht haben, um auf bequeme und vorteilhafte Weise ihre Erzeugnisse verfrachten und transportieren zu können. ... So bietet das Wanderrudern dem führenden Lehrer reichlich Gelegenheit zur Belehrung seiner jungen Reisegefährten." [188]

Denn das Wanderrudern führte Kuhse in Berlin nahtlos weiter: vom neu erbauten Schülerbootshaus in Berlin-Niederschöneweide in der jetzigen Schnellerstraße 102/103, in dem Rudervereine mehrerer Gymnasien ihr Heim hatten (und das später dem Krieg zum Opfer fiel), startete der "Ruderprofessor" mit den Jugendlichen seines eigenen Schulvereins "Kaiser Wilhelm" viele Wochenendfahrten. (Wettkampftraining organisierte er auch, gab aber "Weltanschauung durch Welt anschauen" den Vorzug.) Überliefert sind Fahrten auf den Mecklenburger Seen, eine große Fahrt "Im Schülerboot durch das nordwestliche Deutschland" 1907 von Berlin zum Nord-Ostsee-Kanal, eine Tour mit Bromberger Kollegen von Berlin nach Rügen 1908 (hier ausführlicher), eine Fahrt auf Donau, Moldau und Elbe von Ingolstadt bis Berlin 1910, die spätere Chronisten als erste Schülerruderfahrt auf der Donau datierten, eine Fahrt in den Pfingstferien 1911, über die er im Jahr darauf das Buch "Im Schülerboot nach dem Spreewald" schrieb, und auf Main, Rhein und Weser 1913 [189].

Die Begeisterung für Meer und freie Landschaft blieb Kuhse ein Leben lang erhalten: auf der Unterweichsel rudernd, empfand er "stets dasselbe Dehnen und sich Recken der Brust, das ich so manches mal in der Jugend empfunden habe, wenn die Ufer der Elbe zurücktraten und, so weit das Auge schweifte, nur Wasser und Himmel den Horizont begrenzte". Auch seine Weltoffenheit und der Respekt der Leistung des Anderen dürfte in der Fahrenszeit wurzeln. Doch ebenso pedantische Genauigkeit und das kompromisslose Fordern körperlicher Leistung, das auf den ersten Fahrten offenbar zur völligen Verausgabung von Teilnehmern geführt hat. Kuhse erwartete vollen Einsatz – und klare Aufgabenteilung. Rudern mit Prof. Kuhse war keine Erholungsfahrt!

Auf Touren späterer Jahre hielt er Maß, nahm sogar Mädchen mit auf Fahrt (was in der damaligen Zeit ein Verstoß gegen die gesellschaftlichen Regeln war [190]) und hatte unter jungen Ruderern hohes Ansehen: sein Nachfolger Victor Herold überliefert den Spitznamen "Papachen", und das im Besitz des Biographen befindliche Exemplar des Buches "Im Schülerboot nach dem Spreewald" trägt neben dem Autorennamen "Kuhse" stolz den handschriftlichen Zusatz "mein Lehrer in Bromberg". Beim Lesen seiner Texte scheint es, als läge ein Grund für die Wertschätzung darin, dass Kuhse – bei aller Hierarchie – seinen Schülern Vertrauen in die eigene Kraft gab und ihnen körperlichen wie geistigen Freiraum zugestand, was in der Kaiserzeit nicht selbstverständlich war. "Kuhse besaß die feste Seemannsfaust, die Selbstdisziplin, Straffheit und Organisationsfähigkeit in demselben Maße wie eine stets freudige Zuversicht und einen unermüdlichen Unternehmungseifer, ja jugendlichen Wagemut. ... Der fünfzigjährige Feuerkopf steckte voller Pläne, wollte Schule machen und - was das beste war, - er war frei von jeder traditionellen Bindung und konnte in jeder Hinsicht unbeeinflusst seinen Weg gehen." [191] Gleichzeitig aber stimmt nachdenklich, dass (lt. seinem Enkel Knut Kuhse) keiner seiner vier Söhne, obwohl vom Vater ausgebildet, als Erwachsener noch gerudert hat. Es fragt sich, ob sich die Wandervögel, die sich ja durch Fahrten, Lied, Kleidung (und fehlende Lehreraufsicht) bewusst von der Elternwelt abgrenzen wollten, mit Kuhses Energie vertragen hätten.

Seine Bücher und Artikel machten Kuhses Wirken in Sportlerkreisen weit bekannt. So planten Bromberger Kollegen noch Ruderfahrten mit ihm, als er schon Jahre in Berlin lebte, und andere auswärtige Lehrer wählten für ihre Tour nach Berlin unter den vielen Schülerrudervereinen bewusst Kuhses Schulverein als Standquartier.

Auch der Staat ehrte das Wirken des "Ruderprofessors": 1906 wurde er zum "Rat IV. Klasse" ernannt, und zwei Jahre später überreichte ihm Kaiser Wilhelm II. den Roten Adlerorden IV. Klasse, den zweithöchsten Orden Preußens. Schließlich wurde ihm der "Adler der Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollern" verliehen.

Vielleicht ist Kuhses Ansehen bei Schülern und Sportkollegen nicht nur seinen vielen Artikeln zum Rudersport, sondern auch dem Umstand des "Seiteneinsteigers" zuzuschreiben. Er hatte die Welt schon gesehen, bevor er in das wilhelminische Schulsystem eintrat, und auch das Rudern lernte er jenseits der Konventionen (in seiner Bromberger Zeit bekannte er anfangs, niemals einem Ruderverein angehört zu haben, und machte erst spät Karriere im Ruder-Club "Frithjof" [192]). So heben sich Kuhses Fahrten in Durchführung und Schreibstil von der Enge wilhelminischer Schulberichte ab. Auch der Dichter Christian Morgenstern (1871-1914), selbst Absolvent "jenes unseligen Erziehungssystems, das dem lechzenden Knaben- und Jünglings-Herzen Steine gibt statt Brot und in durstigen Lungen Staub wirbelt und abermals Staub, in verständnislosem Kaltsinn und verbrecherischem Dünkel" [193], zog bekanntlich ähnliche Schlüsse wie Kuhse, indem er sich dem Wassersport, dem "Reiz des Neuen", hingab und auf dem Berliner Müggelsee ruderte, segelte und – dabei dichtete.

Obwohl ihm ab Anfang 50 zunehmend ein Herzleiden zu schaffen machte, lebte Bernhard Kuhse stets aus dem Vollen und gönnte sich kaum eine Pause. Neben seiner Lehrtätigkeit - in manchem Jahr gab er 28 Wochenstunden - war er Protektor und Kassenwart des 1912 gegründeten "Schüler-Ruderverbands Niederschöneweide", am Ende sogar dessen Chef [194]. Dazu kam die Anleitung der im Schülerbootshaus Wannsee (zusammen mit Hans Rumland) veranstalteten Ruderlehrerkurse, Mitarbeit im "Unterausschuss für das Jugendrudern" im Deutschen Ruderverband, 1907-1914 die Arbeit des Fachreferenten für das Schülerrudern in der "Monatsschrift für das Turnwesen", das Abfassen zahlreicher Zeitschriftenartikel und sogar noch mehrerer Bücher [195]. Bis zum Schluss hatte er die Leitung der Berliner Schülerregatten inne [196]. Die Familie war auch noch da! All dies, dazu der Schlachtentod seines Sohnes Wilhelm 1916, wird dem Vielgeehrten und -beschäftigen an Energie gezehrt haben.

Bernhard Kuhse erlitt mit 61 Jahren am 10. Juli 1917 einen Herzschlag. Er ruht gemeinsam mit seiner Frau auf dem Friedhof der Christusgemeinde in Berlin-Mariendorf (an der Trabrennbahn, Mariendorfer Damm 227). Das Grab ist nicht mehr vorhanden.

Gebäude des ehemaligen Kabelwerks Oberspree in Berlin-Oberschöneweide. Kuhses Schüler haben diesen Blick beim Start aus dem Bootshaus oft fotografiert.

Sein Wirken aber wurde nicht vergessen: Wassersportbücher der Weimarer Republik zitieren ihn immer wieder. Bis in die 30er Jahre trugen die Berliner Schülervereine untereinander jährlich den "Kuhse-Gedächtnis-Vierer" aus [197]. Doch damit nicht genug: dem Olympiaruderer Achim Hill (1935-2015) fiel Anfang der 1980er Jahre "ein Buch über die Anfänge des Schülerruderns in Deutschland in die Hände. Da war zu lesen von starken Fahrten, die die Knaben unter der Leitung modern denkender Lehrkräfte bereits vor der Jahrhundertwende unternommen hatten. Unter anderem wird berichtet von Fahrten des Gymnasialrudervereins zu Bromberg im Dollenachter ... von Bromberg nach Berlin." Das Buch kann nur Kuhses "Schülerrudern - Geschichte und Betrieb" (1908), gewesen sein: "1896. Fahrt des Gymnasial-Rudervereins zu Bromberg im Dollenachter 'Hertha' und im Dollenvierer 'Werner' auf Rollsitz unter Führung des Oberlehrers Dr. Kuhse auf dem Bromberger Kanal bis Nakel, auf der Netze bis Czarnikau - Driesen - über Landsberg nach Küstrin; auf der Oder stromab bis zum Finowkanal bis Eberswalde - Oranienburg - Berlin; zurück auf der Spree und dem Oder-Spree-Kanal nach Müllrose - über Fürstenberg und Frankfurt a. O. nach Küstrin; Rückfahrt nach Bromberg. Ruderstrecke 700 km; Reisezeit 16 Tage, davon 6 Tage Aufenthalt in Berlin." (S. 133) Aus dieser Anregung heraus erwuchs eine Fahrt "700 Meilen westwärts", die 1984 auf abenteuerlichen Wegen von den Masurischen Seen nach Berlin führte (und die es unter den damaligen politischen Umständen gar nicht hätte geben dürfen!) Und auch das ist noch nicht alles: die Jugend des Ruderclubs Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow e. V., im gleichen Alter wie Kuhses Schüler damals, wiederholte im Sommer 2009 Hills Fahrt! Das Erbe Kuhses wirkt also weiter.


Grabstein von Bernhard und Margarete Kuhse mit Gedenken an den 1916 gefallenen Sohn Wilhelm, "ruhend in fremder Erde", auf dem Friedhof der Christusgemeinde in Berlin-Mariendorf, Aufnahme aus den 1950er Jahren. Das Grab ist nicht mehr vorhanden.

Werke von Bernhard Kuhse

Die vorliegende Bibliographie basiert auf der Auflistung der Schriften Kuhses in der Festschrift "50 Jahre Schülerrudern" des Preußischen Protektorenverbandes 1931 und wurde von Susanne und Stefan Hacker von der Rudersportsammlung Hacker, Berlin, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Über Bernhard Kuhse veröffentlichte sein Enkel Knut Kuhse 2016 eine ausführliche Biographie "'Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen' - Vom Schiffsjungen zum Professor". Interessierte können sich an Herrn Knut Kuhse, Weinbergen, kuhsekemperETTfreenet.de, wenden ("ETT" durch @ ersetzen).


  • Wettrudern der Gymnasiasten von Wongrowitz und Realgymnasiasten von Bromberg auf dem Lengower See, 28.6. 1896. In: "Zeitschrift für Turnen und Jugendspiele", 5. Jg., 1896, S. 188-190
  • Bromberg - Berlin. Eine Fahrt zur Gewerbe-Ausstellung. In: "Wassersport" 1896, Nr. 41 (S. 515-516), Nr. 43 (S. 535-536), Nr. 44 (S. 545) und Nr. 45 (S. 553-554)
  • Schülerrudern. In: "Wassersport" 1896, Nr. 1 (S. 3-4)
  • Im Schülerboot durch ostdeutsche Gewässer (1899 und 1900). In: "Wassersport" 1901, S. 558-560 und S. 570 f.
  • Deutsche Schülerruderer in Russland. In: "Wassersport" 1904, S. 554
  • Abschied von Bromberg. In: "Wassersport" 1904, S. 554
  • Winke und Ratschläge für die Vorbereitung zum Schülerwettrudern. In: "Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele", 15. Jahrgang 1906, S. 287-295, mit Diskussion Hugo Borrmanns in "Die Yacht" 15/1906, S. 459 und S. 460
  • Meine letzte Fahrt im Schülerboot durch ostdeutsche Gewässer. In: "Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele", 15. Jahrgang 1906, S. 303-326
  • Die Kunst des Ruderns und Schülerruderns in Berlin. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1907, S. 188-190.
  • Das Schülerrudern. In: "Wassersport" 1907, Nr. 44 (S. 689) und Nr. 45 (S. 701-702)
  • Stand des Schülerruderns an Deutschlands höheren Lehranstalten im Sommer 1907. In: "Monatsschrift für Höhere Schulen", VII. Jahrgang 1908, S. 21 und S. 161 (Siehe dazu die Rezension in "Die Yacht" 23/1907, S. 623: "Ueber den Stand des Ruderns an den höheren Lehranstalten hat Prof. Dr. Bernhard Kuhse - Berlin Erhebungen angestellt, die auf Zuverlässigkeit Anspruch machen. Das Ergebnis teilt er in der 'Monatsschrift für höhere Schulen' mit. Die Zusammenstellung ergibt, dass im Sommer 1907 in Preussen an 135 Anstalten von etwa 2800 Schülern gerudert wurde und dass an 15 Anstalten die Einführung des Ruderns für das Jahr 1908 in Aussicht genommen ist. Im Sommer 1902 hatte das Rudern erst 48 preussische Anstalten für sich gewonnen. Mithin hat sich die Zahl inzwischen fast verdreifacht. Eine nach abermals 5 Jahren anzustellende Erhebung dürfte kaum noch auf Anstalten stoßen, an denen zur Erholung und Freude der Jugend das Rudern nicht Eingang gefunden hätte, wenigstens soweit günstiges Fahrwasser vorhanden ist.")
  • Schülerrudern - Geschichte und Betrieb. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1908, rezensiert von R. Werner in "Wassersport" 1908, S. 301-302, ferner "Wassersport" 1908, S. 37, S. 63, "Die Yacht" 26/1907 vom 26. Juni 1908, S. 689, u. a.
  • Schülerrudern in England, Frankreich und Deutschland. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1908, S. 257-262 und S. 289-294
  • Wie ist das Schaurudern zu einem wahrhaft wertvollen Bestandteil des Schülerruderns zu gestalten? In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1909, S. 445
  • Von Berlin nach Rügen im Dollensechser. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1909, S. 26-29, S. 69-72, S. 104-109
  • Zur Geschichte des Schülerruderns. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1909, S. 181-183
  • Die Entschädigung der Leiter der Ruderübungen an den städtischen Lehranstalten Berlins. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1909, S. 181-183
  • Ausdehnung des Schülerruderns im Jahre 1908. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1909, S. 53-55, S. 102-104
  • Befreiung der Schülerboote von den Schifffahrtsabgaben auf unsern Wasserstraßen. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1910, S. 39
  • Das Herbstfest des Schülerrudervereins Wannsee. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1910, S. 483
  • Das Schülerrudern im Jahre 1909. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1910, S. 70
  • Das Schülerrudern im Jahre 1910. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1911, S. 189 f.
  • Ferienfahrt des Rudervereins "Kaiser Wilhelm" auf Donau, Moldau und Elbe im Sommer 1910. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1911, S. 25-34 und S. 62-67, dazu "Wassersport" 30/1910, S. 540 (Ingolstadt - Wien - Prag - Berlin)
  • Die Schülerregattafrage. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1911, S. 138
  • Das Schülerrudern im Jahre 1911. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1912, S. 189 f.
  • Das Schülerwettrudern im Jahre 1911. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1912, S. 191 f.
  • Im Schülerboot nach dem Spreewalde. Pfingstfahrt des Rudervereins "Kaiser Wilhelm". Hermann Paetel Verlag Berlin-Wilmersdorf 1912 (= Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften, Band 46), rezensiert in "Wassersport" Nr. 21/1912, S. 308
  • Das Schau- oder Stilrudern. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1912, S. 449-457
  • Das Schülerrudern im Jahre 1912. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1913, S. 67
  • Kaiser Wilhelm II. und das Rudern an den höheren Schulen Deutschlands. Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1912 (in Zusammenarbeit mit Hermann Wickenhagen), rezensiert in "Wassersport" 1913, S. 438
  • Huldigungsfahrt deutscher Schülerruderer vor S. M. dem Kaiser am 8. Juni 1913. In: "Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele", 23. Jahrgang 1914, S. 147 (Am 8. Juni 1913 feierte Wilhelm II. sein 25. Thronjubiläum mit einer Ruderparade.)
  • Main-Rhein-Weserfahrt des Schülerrudervereins "Kaiser Wilhelm" am Kgl. Kaiser Wilhelms-Realgymnasium zu Berlin. In: "Wassersport" 36/1913, S. 645 f.
  • Vom Berliner Schülerrudern. In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1914, S. 145
  • Vom Berliner Schülerrudern. In: "Wassersport" 1914, S. 120-122 und S. 139-140
  • Entwicklung und Bedeutung der Rudervereinigungen an den höheren Lehranstalten Großberlins. In: "Wassersport" 1914, S. 782-784


SCHRIFTEN ÜBER BERNHARD KUHSE:

  • N. N.: Der Ruderkursus für Oberlehrer. "Die Yacht" 23/1907, S. 615
  • N. N.: Das Ruderfest der Berliner Schülerrudervereine am 26. Und 27. Juni 1908 in Grünau. "Die Yacht" 1/1908 vom 3. Juli 1908, S. 14 und S. 15
  • Wickenhagen, Hermann (1849-1930): Prof. Dr. Bernhard Kuhse (Nachruf). In: "Wassersport" 29/1917, S. 245 f. (Die Wertschätzung Kuhses erkennt man an der Position des Nachrufs auf der Titelseite des Heftes. Wickenhagen, Begründer des deutschen Schülerruderns, leitete den Schüler-Ruder-Verband Berlin Wannsee. Sein Grab auf dem Friedhof Schöneberg-Stubenrauchstraße ist erhalten.)
  • Wickenhagen, Hermann: Bernhard Kuhse (Nachruf). In: "Monatsschrift für das Turnwesen" 1917, S. 353
  • Nachruf in "Der Rudersport" 1917, Nr. 8
  • Schmiedel, W.: Prof. Dr. Bernhard Kuhse. In: "Die junge Galeere", Amtliches Nachrichtenblatt, hrsg. von der Vereinigung von Alt-Herren-Gymnasial-Ruder-Riegen Groß-Berlin e. V., 1930, Nr. 3
  • Kuhse, Knut: "Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen" - Vom Schiffsjungen zum Professor. Biographie meines Großvaters Bernhard (1856-1917). Weinbergen 2016


Quellen

  • Kuhse, Bernhard: Der Begriff und die Bedeutung des Selbstbewusstseins bei Kant (Promotion). Plötz'sche Buchdruckerei (R. Nietschmann), Halle a. S. 1886, im Internet hier zu lesen, als Reprint neu aufgelegt bei Nabu Press (USA) 2010, ISBN 978- 1-173-12114-3
  • Kuhse, Knut: Das abenteuerliche Leben meines Onkels Bob. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2003, ISBN 3-936030-69-3
  • "Auf ins Feld! Wilhelm Kuhse 1897-1916". Dokumentarfilm Knut Kuhses von 2007, © Dokumentarfilmteam J & K
  • Kuhse, Knut: "Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen" - Vom Schiffsjungen zum Professor. Biographie meines Großvaters Bernhard (1856-1917). Weinbergen 2016



Danksagung

Herr Werner Philipp vom Wassersportmuseum Berlin-Grünau versorgte mir den Glückwunsch zum 70. Geburtstag Friedrich Eduard Kellers sowie den Nachruf auf ihn aus dem "Wassersport"-Jahrgang 1929, auf denen Teile der Beschreibung des Lebenslaufs Kellers beruhen.

Holger Hübner, Berlin, gab mir Hinweise zum "Albrechtstein" in Berlin-Dahlem und zum Findling auf dem Thielplatz und half bei der Zeitungsrecherche zum Leben Emil Albrechts.

Herr Knut Kuhse, Seebach / Thüringen, unterstützte mich mit Hinweisen zu seinem Großvater Bernhard Kuhse, gab mir Einblick in Teile der Familienchronik und machte mir Bernhard Kuhses Promotionsschrift, den Dokumentarfilm "Auf ins Feld! Wilhelm Kuhse 1897-1916" sowie den Vorabdruck seines Buches "'Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen' - Vom Schiffsjungen zum Professor" zugänglich.

Susanne und Stefan Hacker von der Rudersportsammlung Hacker, Berlin, erhellten und korrigierten Details zu Bernhard Kuhses Rudersportkarriere in Bromberg, überließen mir das Bild des Bootshauses vom Bromberger Schüler-Ruder-Verein, schickten mir die Bibliographie Kuhses, wie sie in der Festschrift "50 Jahre Schülerrudern" des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-1931, Kunstdruck- und Verlagsbüro, Kiel 1931, verzeichnet ist, und unterstützten mich mit dem Text eines 1928er Nachrufes auf Hans Rumland.

Darkey aus Groß Glienicke übersetzte die Kurz-Vita Emil Albrechts und half mir bei Details der lateinischen Sprache.

Für ihre freundliche Unterstützung sei ihnen herzlich gedankt.


Anmerkungen

  1. Das Lehrerseminar zu Petershagen 1831-1925. Festschrift zur Jahrhundertfeier 1931. Hrsg. im Auftrag des Festausschusses von Karl Großmann. Verlag Giese, Petershagen (Weser) 1931, im Netz unter http://gympet.de/wp-content/uploads/2016/07/festschrift_lehrerseminar_100.pdf , S. 22/24.
  2. F. Hamm: Naturkundliche Chronik Nordwestdeutschlands. Landbuch-Verlag GmbH Hannover 1976, ISBN 3-7842-0124-5, S. 163 (1868: Der dortige Hinweis "heißer Sommer" erlaubt den Rückschluss auf ein Weser-Niedrigwasser) und S. 166. Da heißt es über die Flut von 1870/71: "Um die Weihnachtszeit überflutet ein Weserhochwasser die Flussaue im Rintelner Talabschnitt. Anschließender, sehr scharfer Frost schafft eine erst im März weichende, dicke Eisdecke darauf." Der Weser-Eisaufbruch dürfte eindrucksvoll gewesen sein, denn zur Unterelbe berichtet Hamm für März 1871: "Plötzlich auftretendes Tauwetter erzeugt schwere Folgeschäden in Harburg." Nur wenige Monate später, im Juli des gleichen Jahres, ließ ein zweites schweres Weserhochwasser die Deiche brechen und verwüstete Städte und Dörfer in einem Ausmaß, wie es sommersüber erst wieder das Julihochwasser 1956 schaffen sollte.
  3. So nach http://www.pedocs.de/volltexte/2010/2555/pdf/Oelkers_Bildung_und_Gerechtigkeit_2008_D_A.pdf , S. 7 f. (= S. 25 f.) Vermutlich wurde Keller nicht schon 1870, wie dort angegeben, sondern erst im Zuge von Falks Amtsantritt 1872 nach Berlin berufen. Was hätte er vorher dort tun sollen? Die Festschrift zur Jahrhundertfeier 1931 des Petershagener Seminars lässt auf S. 22/24 Vater Keller bis 1871 Lehrer sein. - Der vollständige Name des Vaters, Friedrich Eduard Keller, ergibt sich aus der Titelseite seiner "Geschichte des preußischen Volksschulwesens". Als er sie herausgab, war er schon "Seminarlehrer a. D., Herausgeber der 'Deutschen Schulzeitung' und der 'Deutschen Schulgesetz-Sammlung'".
    Zu Adalbert Falks Rolle siehe auch seinen Artikel in der Deutschen Biographie!
  4. Adressbuch 1873: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1873/397/ ; Adressbuch 1877: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1877/400/
  5. Adressbuch 1878: "Keller, Fr. Eduard, Seminarlehrer a. D., Verlagsbuchhdlr., Redakt. d. 'Deutschen Schulzeitung', d. 'Deutschen Schulgesetz-Sammlung' und des 'Deutschen Schulmann', SO Michaelkirch Platz 7. II. 4-5" http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1878/451/
  6. Adressbuch 1880: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1880/463/
  7. Adressbuch 1884: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1884/505/
  8. Johannes Sieber: Tiere - Wälder - Junge Menschen. Petermänken-Verlag Schwerin o. J. (1951), S. 32, S. 36 und S. 76 f.
  9. Der Name von Kellers Gattin erschließt sich aus dem "Hermine-Preis", den Keller, wie in der Ruderfahrt Berlin-Teupitz des "Hip Hip Hurra" erzählt, 1890 fürs Dauerrudern stiftete. Schon sein erster Einskuller, 1884 auf der Wilhelm Rettigschen Bootswerft in Stralau erbaut, trug diesen Namen; lt. dem Glückwunsch Fritz Baldus' zum 70. Geburtstag hieß auch sein Zweier so; 1905/06 segelte Keller lt. "Die Yacht" 7/1905, S. 165, eine Jolle, 1906 lt. "Die Yacht" 8/1906, S. 252, eine Segelgig dieses Namens. Es liegt nahe, dass Keller Preis und Boote nach der Frau benannte, deren gemeinsame Ruderfahrten er noch im Alter stolz mit "Keller und Gemahlin" in Anspruch nahm. - Dass Keller auch anders konnte, belegt eine Notiz in "Die Yacht" 2/1908, S. 43, über eine Feier bei den "Touren-Ruderern" 1908, bei der Kellers bislang ungetaufter Gig-Neuling endlich den Namen "Hip Hip Hurra" bekam: "Als Heidenkind hat es sich schon zwei erste Preise ersegelt."
  10. Adressbuch 1887: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1887/510/ und Adressbuch 1888: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1888/528/ Von dem Gebäude hat nur das Fabrik-Hinterhaus den Krieg überstanden.
  11. Das Adressbuch 1889 verzeichnet einen "Keller, E., Städt. Lehrer, SO Mariannenufer 1a. III.": http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1889/568/ ebenso wie 1890 und 1891: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1891/624/ . 1892 http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1892/635/ und 1893 http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1893/647/ lautet die Benennung "Keller, E., Städt. Lehrer, SO Mariannenufer 1a. III. Sommer 12-1. Winter 1-2" – waren das seine Sprechstunden?
  12. Adressbuch 1903: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1903/833/ Die Klärung der Abkürzungen ist schwierig, zumal "Steuer-U. C. 99" unklar bleibt und der unsaubere Druck auch die Lesart "Parochial-B. v. St. Thomas" zulässt.
  13. Kellers Kurzbiographie im Jahresbericht 1907/08 des Andreas-Realgymnasiums in Berlin, http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5674903?query=Keller , weist ihn ab Ostern 1900 an der VII. Realschule aus. "Hilfslehrer" war in Preußen und im Deutschen Reich bis 1918 die Amtsbezeichnung für probeweise auf einem höheren Dienstposten gesetzte Lehrer im Höheren Dienst, also nicht Assistenten, sondern quasi "Beamte zur Anstellung".
  14. Siehe dazu Barz, Christiane: "Einfach. Natürlich. Leben. Lebensreform in Brandenburg 1890-1939", Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2015, ISBN 978-945256-23-7. Allerdings war die Kolonie Neu-Rahnsdorf nach Auskunft des "Museums Friedrichshagener Dichterkreis" (2015) kein Sitz einer Reformbewegung.
  15. So steht es in der 2. "Hip Hip Hurra"-Auflage 1909, S. 20 und 22. Mit den heutigen "Wasserfreunden Erkner" hat der alte Club nichts zu tun.
  16. Hans Scholz (1911-1988), Maler, Schriftsteller und Drehbuchautor in (West)Berlin, fuhr als Feuilletonchef des "Tagesspiegel" mit Tagesvisa in Dörfer und Städte des DDR-Umlandes und veröffentlichte seine Reportagen zwischen 1973 und 1984 als "Wanderungen und Fahrten in der Mark Brandenburg" in zehn Bänden. Heinz Knobloch (1926-2003), ein (Ost)Berliner Schriftsteller und bekannter Feuilletonist, setzte sich in Büchern und Artikeln anhand von "Details am Wegrand" mit deutscher Geschichte und Gegenwart auseinander und bezog sich dabei oft auf Fontane. Heinz Kinzelmann (1923-2005), wie Knobloch in Sachsen geboren, war ein begeisterter und belesener Berliner Ruderer, der in "Rudersport, Organ des Deutschen Ruder-Sport-Verbandes der DDR" vielfach das "Wanderrudern mit Fontane in der Hand" beschrieb.
  17. Der Wassersportler und Maler Otto Protzen beschreibt diesen Werdegang in seiner Autobiographie "Vierzig Jahre auf dem Wasser" (Quick Maritim Medien, Rechlin 2011, ISBN 978-9808910-4-2), S. 14-30, unübertrefflich am eigenen Beispiel. Allerdings kann Protzen frühestens 1880 auf Tour gegangen sein; da ruderte Keller längst schon im Verein. Und auch als Einzelkämpfer stand Protzen nicht mehr allein: In "Kanu-Sport" 28/1937, S. 536, blickt der alte Gustav Sumpf auf eine Winterpaddeltour zurück, die er "im von mir selbst erbauten flachbodigen Kanu, damals wohl das erste an der Oberspree", von Stralau bis Müggelheim und zurück absolvierte – mit noch nicht 19 Jahren, zu Weihnachten 1883! Das erste professionell gebaute Kanu entstand nach O. A. Keßler in "Kanu-Sport" 14/1938 bereits ein Jahr später in der Bootswerft Kluge in Sacrow.
  18. Horst Obstoj: 75 Jahre Deutscher Kanu-Verband e. V. 1914-1989. DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH Duisburg 1989, ISBN 3-924580-265-1, S. 236.
  19. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135
  20. "Wassersport", 2. Jahrg. Heft 22/1884, S. 261. Man beachte, dass selbst Gustav Linke (1861-1926), der 1887 mit dem "Berliner Touristenverein (Klub der Wanderfreunde)" die Berliner Wandertradition begründen sollte, erst 1880 den Vorläufer des "Wander- und Theatervereins v. Holtei" gesammelt hatte, der als Freundeskreis im Winter mimte und im Sommer wanderte!
  21. Friedrich Eduard Keller: Die gesundheitliche Bedeutung des Ruder- und Paddel-Sports. "Der Märkische Wanderer, Illustrierte Monatsschrift für Heimat und Wandern in der Mark, vereinigt mit Der Wanderpaddler, Illustriertes Blatt für Wandern im Kanu und Faltboot", 13. Jahrg. Dezember 1927, S. 142 f.
  22. http://www.wassersportmuseum-gruenau.de/?Geschichte_des_Wassersports
  23. Alle Angaben nach den jeweiligen Flussbeschreibungen in der letzten Auflage von "Hip Hip Hurra" (1929).
  24. Zitat: Wilhelm Greif: Siebzehn Jahre Ruderarbeit am Andreas-Realgymnasium. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1912, Seite 9 Zur Frühgeschichte des Berliner Rudersports siehe auch die Ausarbeitung Kurt Wernickes "Ministerbedenken gegen Ehrenpreis" von 1999!
  25. Gerhard Kutzsch: Berlin. Landschaft - Geschichte - Gegenwart - Kultur - Kunst - Volkstum. Verlag Glock und Lutz Heroldsberg 1986, ISBN 3-7738-1061-8, S. 174.
  26. Zur Teilnahme Kellers an der ersten Grünauer Ruderregatta siehe Fritz Baldus: Friedrich Eduard Keller 70 Jahre. In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728. Zur Einführung des Rollsitzes und der "Borussia"-Geschichte siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5675075 und http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5675076 .
  27. Zur Frühgeschichte dieses Vereins siehe die Schrift "25 Jahre Geschichte des Berliner Ruder-Vereins von 1876", o. O. (wahrscheinlich Berlin), 1901
  28. Siehe dazu Werner Philipp: Georg Wilhelm Büxenstein - Begründer des Berliner und Grünauer Wassersports. In: "Treptow-Köpenick 2004, ein Jahr- und Lesebuch", hrsg. von der Kunstfabrik Köpenick GmbH 2003, S. 124-128.
  29. Zum Vergleich: für ein Kilogramm Butter oder für 40 Eier mußte man 1882 knapp 2 Mark zahlen. (nach Tom Strohschneider: Was das Kapital kostet. In: "Neues Deutschland" 29./30. 4. 2017, S. 32)
  30. "75 Jahre Berliner Ruder-Club 1880-1955", Elsnerdruck Berlin 1955 S. 35.
  31. Zumindest erwähnt Keller den Regierungsbaumeister, Schöpfer des S-Bahn-Viadukts an der Jannowitzbrücke und der schönen Oberbaumbrücke, in der 1. Auflage von "Hip Hip Hurra" (1897) auf S. 2 als Baumeister seines Bootshauses. Ob beide im gleichen Verein waren oder Keller "auf Beziehungen baute", wäre zu recherchieren.
  32. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135
  33. Zu dem 35 Seiten starken Referat Wilhelm Greifs "Siebzehn Jahre Ruderarbeit am Andreas-Realgymnasium" (1912), hat Keller lt. Seite 8 f. zwar Informationen beigesteuert, wird aber nicht als Mitglied des Gymnasial-Rudervereins genannt.
  34. Adressbuch 1908: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1908/1192/
  35. Seit 31. August 1887 "Verein der Touren-Ruderer", siehe http://www.landesarchiv-berlin.de/lab-neu/anzeige_statisch.php?edit=337&anzeige=A%20Rep.%20232-32 .
  36. So im Werbeteil des Verlag Jul. Straube im Anhang der 1. Auflage 1897, S. 11.
  37. "Die Yacht" 16/1907, S. 440, wobei offen bleiben muss, ob Keller nicht vielleicht früher schon einmal zum Vorsitzenden gewählt worden ist. Dazu "Die Yacht" 5/1909, S. 125.
  38. Eine unscheinbare Notiz aus dem "Wassersport" 22/1884, S. 261, ist zu Hartung bemerkenswert: "Am Donnerstag, dem 22. Mai, feierte in Geschke's Waldschenke in kleinem Kreise die Bootsmannschaft der 'Prinzess Alice', die Herren Hartung, Grünbaum und Bischof, ihr zehnjähriges Ruderjubiläum. ... Vor zehn Jahren am genannten Tage fanden sie sich das Mal im Boot zusammen und fuhren bis 1878 in dem Zweiriems-Skiff 'Anna', machten die damals nur selten per Ruderboot unternommenen Fahrten nach Erkner, nach Potsdam, die Tour um Potsdam, die Umfahrt um den Seddinsee etc. öfters, und ein Mal im Jahre eine grössere Fahrt nach Teupitz. Laut Logbuch wurden per Jahr 90-100 deutsche Meilen [675-750 km] zurückgelegt. Umsomehr sind diese Touren beachtenswerth, als das Boot in der Stadt (an der Inselbrücke) lag und es an guter Bewirthung, wie sie jetzt den Wassersportsmen 'an den Ufern der Spree' geboten wird, damals noch recht sehr mangelte. Im Jahre 1878 kauften die Herren das ... Zweiriems-Skiff 'Prinzess Alice' ... Nunmehr siedelte man nach dem mit einem im Wasser stehenden Schutzdache für das Boot versehenen Bootsplatze an der Verbindungsbahn Treptow über und baute sich ein kleines, im Schweizerhausstil ausgeführtes Häuschen (um das Bootsmaterial beherbergen und grössere Bequemlichkeiten geniessen zu können). Ausser den gewöhnlichen Sonntagstouren von ca. 7-10 deutschen Meilen [52-75 km] wurden jährlich grössere, 5-6 Tage dauernde Touren nach dem Scharmützelsee, dem Spreewalde etc. unternommen und per Jahr die Meilenzahl 100-110 [750-825 km] erreicht. Auch an der I. Ruder-Regatta in Grünau im Jahre 1881 betheiligte sich die Mannschaft. [...]" Diese Besatzung, ein Grundstock von Kellers späterem Touren-Ruder-Verein, kam also über die gleichen Erlebnisse wie Keller zum Wanderrudern. Hartung, Mitarbeiter an Alfred Korns "Kanuführer" (1913), sollte noch jahrelang Mitglied des "Berliner Ruder-Clubs" bleiben. Erst als dieser 1920 seinen Schwerpunkt aus der bisherigen Gleichbehandlung von Renn-, Wander- und Jugendruderei heraus aufs Rennrudern verlegte, legte der Gründer des Clubs, der Millionär Georg Wilhelm Büxenstein, den Ehrenvorsitz nieder und verließ den Club grollend für den Rest seines Lebens, "und mit ihm die hochverdienten Mitglieder Baumeister Jacob und Hartung". ("75 Jahre Berliner Ruder-Club 1880-1955", Elsnerdruck Berlin 1955, S. 11-15). Interessant ist die Schilderung der Umstände, unter denen damals gerudert wurde, und auch die Sitte, nicht den Ruderer, sondern das Boot zuerst zu nennen. Ein Freundeskreis kreditierte oder ersparte sich damals ein Boot als große und wertvolle Anschaffung. Mit diesem Boot unternahm der Kreis Touren und Wettfahrten, so dass er zunächst unter "Falk", "Anna" oder "Prinzess Alice" bekannt wurde. Vereine, wie sie Sportfreunden heute eine ähnliche Klammer bilden, bildeten sich erst später. Eine Erinnerung aus dieser Frühzeit des Sports schimmert noch heute in der Sitte durch, ein einmal getauftes Boot auch nach Besitzerwechsel nicht umzubenennen. - Bemerkenswert ist auch, dass Hartungs Frau Maria nicht als Gattin ihres Mannes, sondern, wie ihre Todesanzeige in "Die Yacht" 14/1907, S. 391, beweist, als eigenständiges Vereinsmitglied galt. Wie weit der Verein seiner Zeit voraus war, zeigt sich daran, dass Paul Salbach bereits 1884 (lt. Horst Ueberhorst: Hundert Jahre Deutscher Ruderverband. Eine historisch-kritische Würdigung. Albrecht Philler Verlag Minden 1983, S. 92) den weiblichen Mitgliedern des Vereins "Ruderunterricht für Damen" gab und sportlich wie emanzipatorisch Neuland betrat. Mehr noch: dass der Touren-Ruder-Verein 1894 erstmals eine "Wanderfahrt für Damen im Paddelboot" ausrief, muss Sensation und Skandal zugleich gewesen sein. Erst 1930 sollte der Deutsche Ruderverband in seinen Reihen Frauenrudervereine zulassen!
  39. Zur Geschichte des Vereins siehe: Vom 25jährigen Jubiläum des Vereins der Tourenruderer in Berlin. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 540. Wie das 1921er Gründungsprotokoll des "Vereins Märkischer Wanderpaddler" zeigt, gehörte Paul Salbach zu den 15 Gründungsmitgliedern dieses Vereins. "Kanu-Sport" 44/1925 würdigt ihn auf S. 1200: "Paul Salbach 72 Jahre alt. Einer der ältesten noch aktiven Ruderer und Paddler, Herr Paul Salbach, Berlin, beging am 12. November in voller Frische und geistiger Rüstigkeit seinen 72. Geburtstag. Da er noch heute in beiden Bootsgattungen aktiv tätig ist, so dürfte er einer der ältesten ausübenden Wasser-Wanderer sein. Salbach war in der Gründungssitzung des Vereins der Touren-Ruderer anwesend; er ist also seit 1887 Mitglied. Wahrlich eine schöne Spanne Zeit. Aber die alten Touren-Ruderer scheinen alle dauerhaft und zähe zu sein! Sehen wir das Mitgliederverzeichnis durch, so finden wir die Namen: Keller, Salbach, Hartung, Bischoff und Kirchhoff, alle aus dem Jahre 1887; aber auch die Freundschaft verbindet diese Herren noch, ein Beweis des engen Zusammenschlusses in der Jugend; obschon viele Stürme im Vereinsleben über alle hinweggebraust sind. Den Rudersport betreibt Salbach seit 1882, den Paddelsport seit 1891. Brandenburg und Mecklenburg hat er in allen Himmelsrichtungen durchkreuzt. Größere Fahrten im Kanu hat er in seinem 'Flott' in Gesellschaft der Klubkameraden unternommen, u. a. 1892 Frankfurt-Antwerpen, 1893 Masurische Seen, 1894 Ulm-Wien, 1895 Hildburghausen-Bremen; Eutin-Kiel, 1896 Würzburg-Frankfurt, 1897 Emmerich-Rotterdam-Dordrecht-s'Gravendeel. Heute versieht Paul Salbach noch in gehobener Stellung in einem unserer Weltbankgeschäfte pünktlich seinen Dienst. Möge der alles verjüngende Sport ihn, wenn er sich zur Ruhe setzt, noch lange gesund und froh uns und unserem lieben Sport erhalten." Noch in "Kanu-Sport und Faltboot-Sport" 32/1933, S. 346, wird Salbach "der Paddler-Patriarch" genannt.
  40. Der Artikel erschien, wie viele andere, anonym. Das war eine Vorsichtsmaßnahme der Redaktion: schon damals musste ein Autor damit rechnen, bei Gegenmeinungen in einem Ton kritisiert zu werden, der dem heutiger Internetforen entspricht. Mal lese alte Jahrgänge der Zeitschrift "Wassersport" nach! Schon der Stil des Artikels, die Nennung des "Vereins der Touren-Ruderer" als Ausgangspunkt mitsamt dem Spruch zur Bootshausweihe 1891 die Aufzählung der Familienmitglieder, bestimmte Wendungen ("Der Steuermann ist einer der bewährtesten und ältesten, vielfach hat er seine Gig schon zum Siege geführt", "Mutter, welche bisher am Steuer gesessen hat, und No. 2, ihre Gehilfin") deuten auf Kellers Familie hin. Entscheidend ist aber das Zitat Matthäus 17,4: "Hier ist gut sein, hier lasst uns Hütten bauen!" beim Sichten eines guten Lagerplatzes, das der Religionslehrer noch Jahre später in gleicher Weise nutzen sollte (z. B. in "Der Märkische Wanderer" Heft 5/1927, S. 51, im Artikel "Wochenende im Faltboot und Zelt"). Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat der Artikel in "Die Yacht" daher Keller zum Verfasser.
  41. "Die Yacht", Heft 17/1907, S. 459 und S. 460.
  42. Artur Nikolaus: Vorgeschichte und Die ersten 25 Jahre. In: "50 Jahre Deutscher Kanuverband e. V. 1914-1964." hrsg. vom Deutschen Kanu-Verband e. V., Hannover 1964, S. 16.
  43. "Die Yacht", Heft 6/1909, S. 152.
  44. "Die Yacht", Heft 14/1907, S. 391.
  45. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135
  46. http://sonderklasse.org/bscgeschichte.html.
  47. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135, sowie Fritz Baldus: Friedrich Eduard Keller 70 Jahre. In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728
  48. "Die Yacht", 4. Jahrg. Heft 6/1907, S. 179, sowie Heft 16/1906, S. 488.
  49. "Die Yacht", Heft 8/1906, S. 251.
  50. "Die Yacht", 3. Jahrg. Heft 24/1906, S. 710.
  51. Alfred Dambitsch: Das alte und das neue Gigboot. In: "Die Yacht" 22/1912, S. 464. Im Lauf der Jahre schälte sich aber die Erkenntnis heraus, dass Paddelboot, Ruderboot und Segelboot, um jeweils gut voranzukommen, auch jeweils andere Rumpfformen brauchen. Der Traum der universalen 'Berliner Gig' scheiterte daran, dass diese Gig alles ein bisschen konnte, aber nichts richtig. Letztlich gab sogar "Die Yacht" (Heft 1/1928, S. 8) zu, dass sich "der Versuch der Gigsegler, sich ein Ruder- und Segelboot zu schaffen, letzten Endes als praktisch nicht lohnend erwiesen hat".
  52. "Die Yacht", Heft 10/1910, S. 272, und 12/1910, S. 314.
  53. "Die Yacht", Heft 30/1910, S. 741.
  54. "Die Yacht" 18/1914, S. 425. In dem Bootshaus residiert heute der "Yachtclub Wendenschloß".
  55. "Die Yacht", Heft 13/1912, S. 269. Keller gehörte lt. "Die Yacht" 9/1911, S. 223, zu den ersten Mitgliedern, die den frisch gegründeten Verband beitraten.
  56. "Die Yacht", Heft 22/1912, S. 474.
  57. "Die Yacht" 49/1919, S. 769 und S. 770 sowie Fritz Baldus: Friedrich Eduard Keller 70 Jahre. In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728
  58. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135; zu der Wettfahrt an sich, die unter Kellers Leitung stand, siehe den Bericht in "Die Yacht" 23/1909, S. 538, S. 539 und S. 540. Die Premiere der Regatta hatte Keller schon im Jahr zuvor organisiert.
  59. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135. Die Geschichte des Eissegelns in Berlin (allerdings ohne Keller zu nennen) findet sich unter dem Titel "Preisverteilung und Vortrag im Berliner Eissegelverbande" in "Die Yacht" 14/1919, S. 196 und S. 197.
  60. Artur Nikolaus: Vorgeschichte und Die ersten 25 Jahre. In: "50 Jahre Deutscher Kanuverband e. V. 1914-1964." hrsg. vom Deutschen Kanu-Verband e. V., Hannover 1964, S. 17. - Laut Artur Nikolaus ("Deutschlands Kanu-Wasserwanderer Nr. 1" in "Kanu-Sport" 1/1962, S. 6) widmete Walther v. Diest seinen 1911 im "Wassersport" erschienenen Fahrtbericht "Von Rügen nach Hamburg", der heute manchen Ausgaben seines Buches "Eine freie Rheinfahrt" beigegeben ist, Hartung mit der Widmung: "Herrn E. Hartung, dem treuen und sachverständigen Erbauer meines 'Salm', der dankbare Verfasser W. v. Diest".
  61. Straube's Hip Hip Hurra! Führer für Wasser-Wanderer auf den Wasserstraßen zwischen Elbe und Weichsel. 3. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1919, S. X
  62. Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer, 1. Teil: Märkische und Mecklenburgische Gewässer nebst Anhang: Fahrtanweisungen für Faltbootgewässer in der Mark Brandenburg. 5. Auflage, Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1925, S. IV
  63. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929, S. 147
  64. Fritz Baldus: Friedrich Eduard Keller 70 Jahre. In: "Wassersport, Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728
  65. Ein Berliner Jubilar. In: "Die Yacht", 27/1919, S. 402.
  66. Joachim Seyppel: Umwege nach Haus. Nachtbücher über Tage 1943 bis 1973. Aufbau Verlag Berlin und Weimar 1978, S. 452.
  67. Statistische Angaben nach Annemarie Lange: Berlin in der Weimarer Republik. Dietz Verlag Berlin (Ost) 1987, S. 637. Zur Sozialstruktur der Gegend um die Koppenstraße / Schlesischer Bahnhof in den 1920er Jahren siehe Hans-Rainer Sandvoß: Widerstand in Friedrichshain und Lichtenberg (= Band 11 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin 1933-1945), Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin 1998, S. 9 f.
  68. Hans Ostwald: Das Zillebuch. Paul Franke Verlag Berlin 1929, S. 358, zitiert nach Annemarie Lange: Berlin zur Zeit Bebels und Bismarcks. Dietz Verlag Berlin 1980, S. 34
  69. Alfred Döblin: Am Alexanderplatz. Zitiert nach: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte von Franz Biberkopf. Mit einer Dokumentation. Verlag Rütten & Loenig Berlin (Ost) 1986, S. 604 f.
  70. "Hip Hip Hurra", 6. Auflage 1929, Band 1, S. 375
  71. Nach einer Zuschrift des alten Friedrich Eduard Keller in "Die Yacht" 12/1927, S. 8, erfand Schlegel 1910 auch ein auf Deck lagerbares Beiboot, ein "Cockpit-Beiboot". Er hatte "mit seinem Bruder Adolf Schlegel ... mit dem Boote 'Wicking' eine Seereise Berlin-Travemünde-Kiel-Dievenow" unternommen, auf der ihm der Gedanke dazu gekommen war.
  72. Adressbuch 1914: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1914/2790/
  73. Adressbuch 1915: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1915/2759/ . Die Häuser Unionstraße 8 und Oldenburger Straße 22 sind, wenn auch stark verändert, erhalten.
  74. Adressbuch 1918: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1918/2479/
  75. Adressbuch 1920: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1920/2457/ . Die Stille Straße sollte drei Jahrzehnte später zum abgeschlossenen Wohngebiet der Regierung der jungen DDR gehören, das offiziell nach dem sowjetischem Vorbild (Городок / Gorodok) "das Städtchen", von den Bewohnern selbst wegen Zaun und Bewachung als "das Ghetto" bezeichnet wurde. Zu diesem Thema siehe kurzgefasst Hans-Michael Schulze, "Das Pankower Städtchen. Ein historischer Rundgang", Christoph Links Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-599-7, und ausführlich ders.: "In den Wohnzimmern der Macht. Das Geheimnis des Pankower 'Städtchens'", Berlin Edition 2001, ISBN 3-8148-0088-5, u. a. S. 132 und 135. Heute steht auf dem jetzigen Grundstück Stille Straße 11, mit Zaun und Bewachung umgeben, ein Ghetto der nächsten Generation von Machthabern.
  76. Bei der Einfahrt auf den Schwarzen See bei Flecken Zechlin staunt Keller: "Man glaubt sich plötzlich nach einem Teil Thüringens versetzt, so malerisch schön und romantisch ist dieser Ort gelegen." (Hip Hip Hurra 1929, Band I, S. 331). Auf dem Kalksee bei Binenwalde jubelt er: "Man sieht hier ein Stück Thüringen in der Mark!" (Hip Hip Hurra 1929, Band I, S. 320). Zum Glückwunsch siehe "Die Yacht" 27/1919, S. 402.
  77. Friedrich Eduard Keller: Die gesundheitliche Bedeutung des Ruder- und Paddel-Sports. "Der Märkische Wanderer, Illustrierte Monatsschrift für Heimat und Wandern in der Mark, vereinigt mit Der Wanderpaddler, Illustriertes Blatt für Wandern im Kanu und Faltboot", 13. Jahrg. Dezember 1927, S. 142 f.
  78. Eduard Keller jr.: Der Feldgraue, 8.10 m - Flossenkieler. In: "Die Yacht" 50/1916, S. 612 und S. 613. Die Ankündigung war bereits in Heft 27/1915, S. 332, zu lesen. Das weitere Schicksal des Bootes verliert sich in "Die Yacht" 32/1918, S. 311.
  79. So nach "Die Yacht" 33/1917, S. 395. Das Jahrbuch 1918 der "Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes" verzeichnet Eduard jun. auf S. 46 als Mitglied ("Bibliothekar, Charlottenburg 4, Leibnizstr. 35"), und lt. "Die Yacht" 14/1919, S. 198, verwaltete er in seiner Charlottenburger Wohnung die Bibliothek der "Kreuzer-Abteilung des D.S.V."
  80. "Die Yacht", Heft 10/1910, S. 272, und Berliner Adressbuch 1912: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1912/1406/ Das Haus ist nicht mehr vorhanden.
  81. "Die Yacht", 10. Jahrg. Heft 21/1913, S. 463, und http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1914/1459/ als "Vorschullehrer a. Andreas-Realgymnasium, SO 26, Bethanienufer 5 I." Das Haus, heute Bethaniendamm 61, ist eins der wenigen weitgehend original erhaltenen Wohnhäuser Kellers.
  82. "Die Yacht", 12. Jahrg. Heft 48/1915, S. 587.
  83. Adressbuch 1917: http://digital.zlb.de/viewer/image/10089470_1917/1352/
  84. "Die Yacht", 14. Jahrg. Heft 12/1917 vom 16.3. 1917, S. 142, und Jahrbuch 1918 der Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes, als Manuskript gedruckt bei J. S. Preuss, Kgl. Hofbuchdruckerei Berlin 1918, S. 13.
  85. Die Ermittlung der Wohnsitze wird dadurch erschwert, dass die Straßen des Ortsteils Wendenschloss 1939 neue Namen und teils auch neue Hausnummern erhielten. Die Rückertstraße ging 1939 in der Wendenschlossstraße auf, wobei die Hausnummern vereinheitlicht wurden. Das Grundstück Rückertstraße 31 dürfte nach dem Berliner Adressbuch von 1928 und dem Köpenicker Straßenverzeichnis der heutigen Wendenschlossstraße Nr. 453 oder 454 entsprechen.
  86. z. B. "Wassersport" vom 1. März 1928, S. 149, und "Der Märkische Wanderer, Illustrierte Monatsschrift für Heimat, Wandern u. Reise in der Mark Brandenburg u. angrenzenden Gebieten", 13. Jahrg. Heft 2, Februar 1927, S. 24.
  87. zitiert nach dem L. B. G. - Führer "Der Spreewald - die sagenhafte grüne Wendei, das Idealgewässer des Wassersportes", S. 5. Keller nannte seine Urheberschaft nur kurz, als er in "Der Märkische Wanderer und der Wanderpaddler" im März 1928 auf S. 38 f. das Haus vorstellte, und erwähnte auch in "Hip Hip Hurra" sein Daraufhinwirken nicht. Den Wassersportlern war Kellers Anteil wohlbekannt. Heinz Günther deutet sie in "Der Märkische Wanderer, Illustrierte Monatsschrift für Heimat, Wandern u. Reise in der Mark Brandenburg u. angrenzenden Gebieten", 13. Jahrg. Heft 4, April 1927, S. 46, an: "Ein alter Berliner Wanderruderer, einer der ältesten Spreewaldfahrer, hat mit Unterstützung des Magistrats in Lübbenau am Hauptlandungsplatze aus idealen Gründen und zum Besten des Wandersportes und der Jugendruderei ein Bootshaus errichtet, um vor allem der Jugend die Schönheit der Wendei zu erschließen." In der Ausgabe vom 1. März 1928 der Zeitschrift "Wassersport" wirbt Günter unter dem Titel "Spreefahrt" (S. 149) für die diesjährige Osterfahrt zum "Gorroschoa"-Bootshaus, indem er das Vorjahresprogramm herauskramt: "Die Osterfeier im vergangenen Jahre nahm einen glänzenden Verlauf und ist allen Teilnehmern noch in froher Erinnerung. Der Herr Bürgermeister Beling eröffnete den Kommers mit einer kernigen Rede, viele bekannte Vereine und Ruderkameraden nahmen an der fröhlichen Veranstaltung teil, u. a. auch unser Altmeister Ed. Friedr. Keller."
  88. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer, 2. Teil: Mecklenburg. 6. Auflage 1929, S. 57
  89. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929, S. IV
  90. "Die Yacht" 36/1922, S. 772.
  91. Lt. Fritz Baldus: "Friedrich Eduard Keller 70 Jahre" in "Wassersport" 28/1929, S. 728, zog das Ehepaar Anfang 1929 "aus Gesundheitsrücksichten" zur gemeinsamen Tochter.
  92. Wann genau das Bootshaus zerstört wurde, ist schwer zu klären. Die verdienstvolle Arbeit Dieter Wendts "Der organisierte Rudersport an Dahme und Spree in Berlin 1945-1990" (2013), deren Lektüre ausdrücklich empfohlen sei, nennt auf S. 26 für das angrenzende Bootshaus des "BRK Hellas" als Tag der Beschädigung den 23.11. 1943, für die endgültige Zerstörung den 1.2. 1945 (der Großangriff auf Berlin, "das Ende Kreuzbergs", fand aber eigentlich am 3.2. statt). Denkbar wäre eine Zerstörung auch beim schweren Bombenangriff am 26.2. 1945, der Treptow und Stralau vernichtete (zu diesem Angriff siehe Günter Wosch: "Mit dem Motorkahn auf der Flucht" in: "Navalis, Zeitschrift zur Geschichte der Binnenschifffahrt, des Binnenschiffbaues und der Wasserstraßen", 7. Jahrgang 2010 Nr. 1, S. 18 f.) Ein undatierter Stadtplan der Nachkriegszeit aus dem Falk-Landkartenverlag, "Patent-Stadtplan Berlin, verbesserte Ausgabe mit Darstellung aller Teil- und Totalzerstörungen", verzeichnet das Gebäude des Bootshauses als "teilzerstört". Die Trümmer dürften im Zuge der Nachkriegszeit abgeräumt worden sein.
  93. Hackers Ruderbuch: Verzeichnis der rudersportlichen Vereinigungen in Berlin und Umland von 1876 bis heute. Selbstverlag Rudersportsammlung Susanne und Stefan Hacker Berlin 2008, ISBN 978-3-00-025477-2, S. 158. Zur Lage des Erkneraner Bootshauses siehe "Hip Hip Hurra", 1. Auflage 1897, S. 10.
  94. Fritz Baldus: "Nachruf auf Friedrich Eduard Keller." In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 35, S. 908.
  95. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Märkische und Mecklenburgische Gewässer. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1925, S. 2
  96. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929, S. 161
  97. So im Werbeteil des Verlag Jul. Straube im Anhang der 1. Auflage 1897, S. 11.
  98. Zitat: "Die Yacht", 4. Jahrg. Heft 10/1907, S. 287. Dass die Erarbeitung der zweiten Auflage wenigstens ein Jahr dauerte, verrät eine Notiz in "Die Yacht" 14/1908, S. 321: "Eduard Keller, 1. Vorsitzender des 'Vereins der Touren-Ruderer', teilte uns (vermutlich dem Vereinskollegen Otto Protzen, Chefredakteur von "Die Yacht") gelegentlich eines Gespräches mit, dass er den vielfachen Aufforderungen nachkommen und eine Neubearbeitung von Hip Hip Hurra, Führer für Ruderer, Segler u.s.w. vornehmen will. Er beabsichtigt zwar nicht, das Werk in seinem ganzen bisherigen Umfange wieder herauszugeben, sondern nur die Mark Brandenburg mit den anschliessenden mecklenburger Gewässern neu zu bearbeiten. Auch sollen die Karten eine wesentliche Veränderung erfahren. [...] Wir freuen uns, dass Herr Keller sich zu der mühevollen Arbeit entschlossen hat, und richten an alle verehrten Sportkameraden die Bitte, Herrn Eduard Keller mit Rat und Tat zur Seite zu stehen; nur so kann wieder etwas Brauchbares und Vollkommenes zum Besten unseres Sportes entstehen." In Heft 2/1909, S. 47, konnte Keller stolz verkünden: "Bezugnehmend auf unsere Notiz 'Hip Hip Hurra' betreffend, teilt uns Herr Eduard Keller mit, dass die Arbeiten zur Neuherausgabe dieses Führers [...] im besten Gange sind und das Buch in diesem Jahre bestimmt erscheint." Die Rezension steht in Heft 22/1909, S. 519 und S. 520.
  99. Fritz Baldus: Friedrich Eduard Keller 70 Jahre. In: "Wassersport. Alleiniges amtliches Organ des Deutschen Ruderverbandes", 47. Jahrg. 1929, Nr. 28, S. 728
  100. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Brandenburg und Oder. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1929, S. IV
  101. Friedrich Eduard Keller: Hip Hip Hurra! Straube's Führer für Wasser-Wanderer 1. Teil: Märkische und Mecklenburgische Gewässer. Geographisches Institut und Landkarten-Verlag Jul. Straube, Berlin 1925, S. III
  102. Vereine berichten ... Vereinigung Märkischer Wanderpaddler e. V., Berlin. "Kanusport-Nachrichten" 5/1951, S. 68. Stelzers Adresse ist in einer Vereinsmitteilung der "Märkischen Wanderpaddler" in "Kanus-Sport" 7/1925, S. 195, überliefert; das Haus ist erhalten.
  103. So nach dem Dankschreiben des Verbandes in "Die Yacht" 15/1917, S. 178 und S. 179, das - für Segler unüblich - mit dem Ruderergruß "Hip Hip Hurra!" schließt, und nach der Anzeige in "Die Yacht" 12/1919, S. 168.
  104. "Die Yacht", 11. Jahrg. Heft 44/1914, S. 964, und Jahrbuch 1918 der Kreuzerabteilung des Deutschen Segler-Verbandes, als Manuskript gedruckt bei J. S. Preuss, Kgl. Hofbuchdruckerei Berlin 1918, S. 132 ff.
  105. Ein Berliner Jubilar. In: "Der Rudersport, Einzige rein rudersportliche, illustrierte Wochenschrift Deutschlands und des Auslandes", 1. Jahrg. Nr. 11, 13. März 1912, S. 135
  106. Dies ist die einzige Stelle seiner Autobiographie, in der Protzen direkt auf Keller hinweist, ein Zeichen, wie lose er die Verbindung zu ihm sah. - Das Flusswanderbuch des DKV zählt Protzen deshalb nicht mit auf, weil es erst Jahre nach seinem Tod herauskam.
  107. "Die Yacht", Heft 17/1907, S. 459 und S. 460.
  108. Werner Philipp: "15 Jahre Grünauer Wassersportmuseum - Rückblick und Ausblick." In: "Treptow-Köpenick 2005, ein Jahr- und Lesebuch", hrsg. von der Kunstfabrik Köpenick GmbH 2004, S. 137-140.
  109. "Das vorliegende Buch verdankt seine Entstehung einem Antrage des Hannoverschen Ruder-Clubs auf dem Rudertage in Hamburg 1908. Der Verfasser hat die Arbeit im Auftrage des Ausschusses des Deutschen Ruder-Verbandes ausgeführt und ist bei der Ausführung von der großen Mehrzahl der Verbandsvereine in der dankenswertesten Weise unterstützt worden." Oskar Ruperti (1877-1958): "Führer für Wanderruderer", 1. Auflage. "Wassersport"-Verlag Berlin 1910, S. 1
  110. Heinz A. Oehring: "Kanuwandern in Deutschland. 75 Jahre Wassersport im Deutschen Kanuverband e.V". DKV-Wirtschafts- und Verlags-GmbH, Duisburg 1989, ISBN 3-924580-17-0.
  111. "Hip Hip Hurra" fand interessante Nachahmer: im Verlag für heimatliche Kultur Willy Holz, Berlin, erschien ab 1911 "im Auftrage des Wanderrudervereins", so "Die Yacht" 18/1911, S. 462, in mehreren Auflagen das "Märkische Ruderbuch". Beim Lesen schimmern immer wieder Passagen der Textfassung durch, die "Hip Hip Hurra" ab der 2. Auflage besaß, und die der anonyme Autor offenbar umgeschrieben und erweitert hat.
  112. "Die Yacht" 29/1919, S. 441 und S. 442; die Schreibweise folgt dem Original.
  113. Siehe dazu Annemarie Lange: Berlin zur Zeit Bebels und Bismarcks. Dietz Verlag Berlin 1980, S. 328-334 und S. 552 f., sowie: Lichtkämpfer, Sonnenfreunde und wilde Nackte. Zur Geschichte der Freikörperkultur in Deutschland. Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Berlin 2000, S. 5-7.
  114. Die Wahrung der Moral war der Gesellschaft so wichtig, dass "Die Yacht" 29/1915, S. 354, detaillierte Badebekleidungs-Vorschriften abdruckte und selbst die Zeitschrift "Wassersport" Nr. 31 vom 3.8. 1916, S. 305, also mitten im Ersten Weltkrieg, noch Raum dafür fand: "Gegen das Nacktrudern hat der Regierungspräsident von Potsdam als Chef der Verwaltung der Märkischen Wasserstraßen ein Verbot erlassen, das kürzlich wieder in Erinnerung gebracht worden ist. Danach ist das Herumfahren von Personen in nacktem Zustande oder nur mit einer Badehose bekleidet, im Geltungsbereiche verboten. Die Verordnung erscheint durchaus angebracht gegenüber dem Bestreben mancher 'Luftfreunde' und '-Freundinnen', sich nicht nur an abseits gelegener Stelle eines Flusslaufes oder am Seeufer den Genuss eines Luftbades zu verschaffen, sondern mit gewollter Ungeniertheit die besuchteren Verkehrsstellen auf den Wasserwegen aufzusuchen und sich den Blicken aller Welt preiszugeben. In letzter Zeit, besonders kurz vor Ausbruch des Krieges, trieb dieser eigenartige Sport manchmal ganz absonderliche Blüten, und es gab Fälle, in denen sonst durchaus nicht prüde Gemüter ihr lebhaftes Missfallen äußerten." Dabei ist "nackt" relativ zu sehen: als "Die Yacht" 17/1907, S. 457, ein Muskelbild des Spitzenruderers Bernhard v. Gaza brachte, dessen große Unterhose heute jedermann als Bekleidung durchgehen lassen würde, beschwerte sich dieser in einer Zuschrift an die Redaktion über die Veröffentlichung der "Nacktaufnahme". Es sollte noch zwei Generationen dauern, bis sich die unbefangenen Moralvorstellungen der Spät-DDR auf märkischen Wasserstraßen durchsetzten.
  115. "Insbesondere ein Wasserwanderführer, 'Hip Hip Hurra' von Eduard Keller, Jhg. 1925, ermöglichte es mir, nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Spuren der Väter loszurudern." (Werner Philipp: "15 Jahre Grünauer Wassersportmuseum - Rückblick und Ausblick." In: "Treptow-Köpenick 2005, ein Jahr- und Lesebuch", hrsg. von der Kunstfabrik Köpenick GmbH 2004, S. 137-140.) – "Natürlich haben wir den genutzt." mündl. Mitteilung von Dr. Lothar Prahl, früherer Wanderwart des Landes-Kanu-Verbandes Brandenburg, 20.9. 2012.
  116. "'Ein kleines Nebenflüsschen der Mulde ist die Zschopau', schrieb 1922 Keller in seinem Führer für Wasserwanderer, und nicht mehr über sie." In: Rudolf Schnabel: Gute alte Zschopau. "Der Kanu-Sport, Informationsblatt der Sektion Kanu der Deutschen Demokratischen Republik", 3. Jahrgang Nr. 4/April 1956, S. 62
  117. Herbert Rittlinger: Die Neue Schule des Kanusports. Wasser, Sonne, Boot und Zelt. F.A. Brockhaus Verlag Wiesbaden 1977, S. 465
  118. Zu Polte siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5932495 ; zu Marg siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/6117427 . Ein Lebenslauf Poltes findet sich hier: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5932502 . Das Gymnasium war bis 1868 eine Realschule, siehe die Chronik von 1869. Zum Albrechts Besuch des Gymnasiums in Meseritz und der Universität sowie zur Einstellung am Gymnasium siehe auch http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/8282382 .
  119. So die Kurzbiographie seiner 1878er Dissertation https://archive.org/stream/delysiaeoratione00albr#page/n73/mode/2up .
  120. Der Nachruf nennt Prof. Dr. phil. Albrecht als Neu-Herausgeber des deutsch-griechischen Teils des Rostschen Wörterbuches, als Autor von Beiträgen zur Kritik der attischen Redner und zur Methodik des Griechischunterrichts. Seine Dissertation "De Lysiae oratione vigesima" ("Über die zwanzigste Rede des Lysias", bezogen auf die Rede des Lysias für Polystratos im Jahre 410 v.u.Z) und der Aufsatz "Zur Vereinfachung der griechischen Schulgrammatik" (= Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Friedrichsgymnasiums zu Berlin, Ostern 1894), R. Gaertners Verlagsbuchhandlung Berlin 1894, sind im Netz einsehbar.
  121. So nach der Anschrift im Vorwort der 3. Auflage des "Nähere Umgebung von Berlin"-Führers vom April 1895; die auf "Schlegelstraße 10" lautende 1895er Angabe des Adressbuches wurde also vermutlich schon 1894 erhoben.
  122. Die Begriffe "Mark Brandenburg" und "märkisch", bis 1989 Gemeingut für das Berliner Umland (siehe DDR-Duden von 1990, S. 301), werden seit 1990 von Politik und Medien nicht geprägt und von Wikipedia geradezu kritisiert; man orientiert auf "Land Brandenburg" und "brandenburgisch". Vielleicht hat der nordrhein-westfälische "Märkische Kreis" Restitutionsanspruch auf den Namen erhoben (NRW war in den Aufbaujahren das Partnerland Brandenburgs) oder sich der Campina-Konzern, der in Köln abgefüllte Milch als "Mark Brandenburg" verkaufte, den Begriff schützen lassen. Die Eingeborenen zwischen Wittstock und Cottbus bezeichnen sich auch heute als "Märker".
  123. "Der Märkische Wanderer, Monatsschrift des Verbandes Märkischer Touristenvereine", 2. Jahrg., Nr. 3 vom 1. März 1912, S. 15, und Nr. 4 vom 1. April 1912, S. 27, sowie 13. Jahrgang, Heft 3/1927, S. 29 f. Dazu Nachruf auf Gustav Linke in "Märkische Heimat", 4. Jahrg., März 1926, S. 26.
  124. Emil Albrecht: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f.
  125. Emil Albrecht: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f.
  126. Emil Albrecht: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f.
  127. Nachruf Prof. Dr. Graupes auf Emil Albrecht in "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 17 / November 1920, S. 156.
  128. Zu der Reise nach Griechenland siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4485082.
  129. B. Graupe im Nachruf im Vorwort der 12. Auflage der "Näheren Umgebung Berlins" 1922.
  130. Ein Erinnerungsstein für Prof. Dr. Emil Albrecht. In: "Der Märkische Wanderer, Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern in der Mark Brandenburg und den angrenzenden Gebieten", 9. Jahrgang, Nr. 8 / August 1923, S. 96
  131. Heinrich Wolfgang Seidel: Drei Stunden hinter Berlin. Briefe aus dem Vikariat. Hrsg. von Klaus Goebel, Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1998, ISBN 3-458-33858-6, Brief vom 20. April 1902 (S. 168).
  132. Bis 1920 war das Betretungsrecht in den Wäldern Preußens davon abhängig, wem sie gehörten. Während fiskalische, also staatliche Forsten nach dem Feld- und Forstpolizeigesetz von 1880, § 36, auf öffentlichen Wegen betreten werden durften, unterlagen Privatforsten dem alleinigen Verfügungsrecht des Eigentümers, der Wege nach Belieben öffnen oder schließen konnte. Die "Monatsblätter des Touristenklubs für die Mark Brandenburg" klagen mehrfach über Streits und Strafverfahren, mit denen Spaziergänger überzogen wurden, die auf "Verbotenen Wegen" in Privatforsten gestellt worden waren (Hefte 11/1904, 3/1905, 9/1905 u. a.) Und sie hatten noch Glück, wenn sie nach § 368 Nr. 9 Reichsstrafgesetzbuch nur Geldstrafen zahlen mussten; die Gutsfamilie Kähne in Petzow z. B. half dem Besitzrecht mit der Schrotflinte nach. 1920 wurden die restriktiven Bestimmungen aufgehoben und der "Zeltschein" eingeführt. Mit ihm erlaubte das jeweils zuständige Forstamt gegen Gebühr das Zelten an bestimmten Stellen. Der Zeltscheinbesitzer verpflichtete sich seinerseits, Auflagen beim Anlegen von Kochstellen, beim Graben und Einebnen von Wassergräben, beim Umgang mit Müll usw. zu befolgen. Welche Einstellung zum Wandern bis weit in die 1920er Jahre vorherrschte, zeigt eine Notiz in der Zeitschrift "Fluss und Zelt" 1928: "Der Wald auch für Wanderer. Das preußische Forstministerium hat an alle ihm unterstellten Dienstbehörden eine Dienstanweisung ergehen lassen, die einen überaus erfreulichen Wandel über die Bedeutung des Waldes als Heilfaktor erkennen lässt. Die Forstbehörden wurden angewiesen, den Wald nicht nur als Wirtschaftswald zu betrachten, sondern auch als Erholungsstätte für die Bevölkerung. Aus diesem Grunde sollte man den Wanderern und Erholungsuchenden im Walde soweit als möglich entgegenkommen und ihnen, sofern es die Dienstvorschriften irgendwie gestatten, den Aufenthalt in den Waldungen erleichtern und ermöglichen." ("Fluss und Zelt, Zeitschrift für Flusswandern, Freiluftleben und Kleinbootsegeln", 3. Jahrgang 1928/29, Heft 12 / 2. Septemberheft 1928, S. 376) Dass die heutigen Bundes- und Landeswaldgesetze allesamt das Recht der Bürger auf Betreten des Waldes festschreiben, ist bei den tausenden Hektar reprivatisierten Wäldern Ostdeutschlands keine leere Floskel.
  133. "Wanderbuch für die Mark Brandenburg, Zweiter Teil: Weitere Umgegend Berlins, Westliche Hälfte", 7. Auflage 1910, S. 8-10.
  134. Vorworte zu den Bänden "Weitere Umgegend Berlins, Westliche bzw. Östliche Hälfte", Berlin 1910
  135. Nachruf Prof. Dr. Graupes auf Emil Albrecht in "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 17 / November 1920, S. 156.
  136. In dieser Geschichte von Berlin-Saatwinkel wird in Anmerkung 10 Albrechts Wanderbuch zitiert. Auch Wikipedia bezieht sich in den Artikeln Spandauer Bock und Potsdamer Stadtschloss auf Angaben Albrechts.
  137. Siehe dazu "Touristenklub für die Mark Brandenburg, Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens 28. Mai 1886 - 28. Mai 1909", S. 72 f.
  138. In der Folge zitiert Siedler noch zweimal (S. 123 und S. 137) ohne besondere Genauigkeit "Kießlings Wanderbuch für die Mark Brandenburg, Berlin 1914", was auf Albrechts Band "Weitere Umgebung Berlins, Östliche Hälfte" hinausläuft. Man beachte, dass er weder Straubes vierbändiges "Märkisches Wanderbuch" noch andere populäre Werke dieser Zeit heranzieht!
  139. Johannes Sieber: Tiere - Wälder - Junge Menschen. Petermänken-Verlag Schwerin o. J. (1951), S. 69, S. 72 und S. 74.
  140. Ein Erinnerungsstein für Prof. Dr. Emil Albrecht. In: "Der Märkische Wanderer, Zeitschrift für Heimatpflege und Wandern in der Mark Brandenburg und den angrenzenden Gebieten", 9. Jahrgang, Nr. 8 / August 1923, S. 96
  141. Emil Albrecht: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f.
  142. So im Nachruf Prof. Dr. Graupes auf Emil Albrecht in "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 17 / November 1920, S. 156.
  143. Emil Albrecht: Wie Kießlings Wanderbuch entstand. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 12 / Mitte Juli 1920, S. 108 f.
  144. Zu Bruno Graupe siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/8282382 und http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/8282402 Bis 1937 ist Graupe im Berliner Adressbuch zu finden, danach nicht mehr.
  145. So im Vorwort der 9. Auflage des Bandes "Weitere Umgegend Berlins, Westliche Hälfte", geschrieben im April 1920. Für Albrecht übernahm der Berliner Dr. Hans Brendicke (1850-1925) "eine größere Anzahl von Reisen mit anerkennenswertem Eifer." Weitere Beiträge steuerte der Berliner Sanitätsrat und Hautarzt Dr. Max Brenning zu.
  146. B. Graupe: Nachruf auf Prof. E. Albrecht. In: "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVI. Jahrg., Heft 17 / November 1920, S. 156
  147. Zitat aus "Wanderbuch für die Mark Brandenburg, Zweiter Teil: Weitere Umgegend Berlins, Westliche Hälfte", 7. Auflage 1910, S. 8. "Straube's Märkisches Wanderbuch" war Albrecht genaugenommen nicht gefolgt, sondern vorangegangen: es wurzelt in den 1879 erschienenen, vielfach überarbeiteten "100 Nachmittags-Ausflügen in die Umgegend von Berlin" (später gar "200 Ausflüge") von Aloys Hennes (1827-1889), dem ältesten und ähnlich beliebten Berliner Wanderführer. Bearbeiter der kurz zuvor erschienenen 25. Auflage von "Straube's Märkischem Wanderbuch" war der 1865 geborene Bibliothekar und Landeskundler Dr. Gustav Albrecht. Nach Gustav Albrechts Tod (um 1911) erlebte das Straube-Buch bis 1929 nur noch drei weitere Auflagen.
  148. Nach Tom Strohschneider: Was das Kapital kostet. In: "Neues Deutschland" 29./30. 4. 2017, S. 32.
  149. So im "Vorwärts" vom 6.1. 1915, zitiert nach Dieter und Ruth Glatzer: Berliner Leben 1914-1918. Eine historische Reportage aus Erinnerungen und Berichten. Rütten & Loenig Berlin (Ost) 1983, S. 77.
  150. Ein Indiz für die Verbreitung des Buches unter Wandervögeln ist die dem Werk von Gerhard Ille und Günter Köhler "Der Wandervogel - Es begann in Steglitz" (Stapp Verlag Berlin (West) 1987) beigegebene Karte zu den beliebtesten Fahrtenzielen Berliner und Steglitzer Wandervögel 1902-1909. Die aus alten Fahrtenheften zusammengestellten Orte decken sich auffallend mit dem von Albrecht beschriebenen Gebiet, einschließlich der Niederlausitz und Ostbrandenburgs jenseits der Oder (dagegen nicht z. B. mit Straube's vierbändigem "Märkischem Wanderbuch"). In diese teils über 100 km von Berlin entfernten Landschaften werden die Jugendlichen kaum ohne Information und Ziel gewandert sein. Da es um 1900 von dort außer den (teuren) Generalstabskarten 1:100.000 eigentlich nur die mehrteiligen 1:300.000-Mitteleuropa-Karten des Verlags Ravenstein-Liebenow als Grundlage gab (aber keine Wanderkarten z. B. von der Uckermark), liegt der Gedanke nahe, dass die Gymnasiasten sich das Buch über jene Landschaften versorgten, die Albrecht erstbeschrieben hatte. – Die enge Beschränkung des Vorkriegswandervogels auf männliche Gymnasiasten erschließt sich aus deren Liederbibel, dem "Zupfgeigenhansl" (Reprint der 1913er Auflage im Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig 1982). Im Nachwort z. B. setzt Herausgeber Hans Breuer, selbst ein Fabrikantensohn, "Wandervogel" mit "sangesfrohen Bubenscharen" gleich; obwohl die Bewegung schon zwölf Jahre existierte, dachte er also nicht an wandernde Frauen (die deshalb kurzerhand den "Mädchenwandervogel" gründeten). Dass es auch Wandervereine anderer Bevölkerungskreise gab, gibt ein Artikel Erich Griebels 1925 zwar zu, ignoriert sie aber schon im nächsten Satz: "Die Berliner Wanderer treten mit vier Zeitungen vor die Berliner Oeffentlichkeit. Es sind dies: 'Die Mark', 'Der Märkische Wanderer', Die Märkische Heimat' und 'Der Heimatwanderer und Naturfreund'. Von der Arbeiterbewegung will ich hier aus bestimmten Gründen absehen." (Erich Griebel, "Ein offenes Wort an alles, was wandert". In: "Der Heimatwanderer und Naturfreund, Zeitschrift für Wandern, Volkstum, Heimatkunde und Naturschutz", Jahrgang 1925 Nr. 3, März 1925, S. 149 f. Die Arbeiterszene gab seit 1909 den "Wanderfreund" heraus, hier wanderten auch Mädchen und Jungen gemeinsam.) Die elitäre Selbstisolierung der Wandervögel wäre ein möglicher Grund dafür, dass sich Albrechts Bücher zwar gut verkauften, aber letztlich nie die Popularität anderer Führer erreichten.
  151. Albrecht stellte 1901 ein Exemplar der 5. bzw. 3. Auflage in die Regale der eigenen Schule: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4485682?query=Wanderbuch . Die in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf digitalisierten preußischen Jahresberichte der Höheren Schulen listen elf Nachweise des Wanderbuchs Emil Albrechts in Schulbibliotheken auf (u. a. in der Oberrealschule in Steglitz, dem Berliner Vorort, von dem der Wandervogel ausging), während "Straube's Märkisches Wanderbuch" nur dreimal genannt wird.
  152. Die 19. Auflage des "Berlin"-Baedekers (1921) lobt im Vorwort: "Zu unserer Freude erklärte sich Prof. Dr. Bruno Graupe, seit 1896 unser Mitarbeiter, auch diesmal wieder bereit, die Erneuerung des Buches zu übernehmen, und führte sie auf Grund eigener Beobachtungen und an zuverlässigen Stellen eingezogener Erkundigungen mit gewohnter Sorgfalt durch."
  153. Siehe dazu die Notiz "Achtung! Adressenänderung des Verlages" in "Die Mark, Illustrierte Zeitschrift für Heimatwandern und Landeskunde der Mark Brandenburg", XVIII. Jahrg., Heft 10 / August 1922, S. 70.
  154. Im Nachruf auf Emil Albrecht im Vorwort des Bandes "Nähere Umgegend Berlins", 12. Auflage 1922, gibt Prof. Dr. B. Graupe "achtjährige Mitarbeit an dem Aufbau des Werkes" an. Die 10. Auflage des Buches erschien 1912, die 11. Auflage 1917, die 12. Auflage 1922. Zudem hatte Graupe bereits am Erstellen der Erstauflage und am Aktualisieren der Folgeauflagen bis 1898 mitgewirkt und wird in diesen als gleichberechtigter Mitautor angegeben. "Nachdem Dr. Graupe seine Mitarbeit leider niedergelegt hatte, musste ich allein weiterarbeiten."
  155. Beim Bau des U-Bhfs. "Thielplatz" war 1911 ein gewaltiger Findling entdeckt worden, der nur mit großen Mühen aus der Baugrube zur Straße gerollt worden konnte. Das dauerte 14 Tage, die Vorbereitungen noch länger. Die Presse muss ausführlich berichtet haben, denn als Wanderfreunde und Kollegen 1922 nach einer Ehrung für Albrecht suchten, zielten sie nicht auf seine Wohnung in Pankow, sondern erinnerten sich dieses größten Findlings von Berlin und wollten ihm eine Inschrift eingravieren. Der Vorschlag wurde abgelehnt, doch stellte die "Kommission zur Aufteilung der Domäne Dahlem" der "Arbeitsgemeinschaft Wandern und Heimatpflege" kostenlos den Platz für einen eigenen Denkstein im frisch angelegten Thielpark zur Verfügung. Vielleicht ließ es die rasante Inflation der Nachkriegszeit geraten sein, das Geschenk anzunehmen, obwohl es weit von Albrechts Lebenskreis entfernt lag. – Näheres dazu bei Carl Philipp Melms, "Chronik von Dahlem", Arani-Verlag Berlin 1982. Melms behauptet übrigens, dass Albrecht auch als Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin lehrte; da das aber nicht einmal in Albrechts Nachrufen erwähnt wird, ist diese Angabe unwahrscheinlich.
  156. Jürgen Kuczynski: Wirklichkeit und Unwirklichkeit "Märkischer Forschungen". Offener Brief eines Wissenschaftlers an Günter de Bruyn. Zuerst erschienen als "Jürgen Kuczynski an Günter de Bruyn" in "Sinn und Form", Heft 4/1979; als Buch in: Jürgen Kuczynski, "Jahre mit Büchern", Aufbau-Verlag Berlin (Ost) und Weimar, 2. Auflage 1987, ISBN 3-351-00183-5, S. 145-148. Kuczynski charakterisiert den Lehrer Pötsch in de Bruyns Buch "Märkische Forschungen".
  157. Historischer und geographischer Atlas von Mecklenburg und Pommern Band 2: Mecklenburg und Pommern - das Land im Rückblick. Hrsg. im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern 1995, o. ISBN, S. 83; Atlas zur Geschichte Band 2: Von der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution 1917 bis 1976. Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha 1982, S. 23
  158. Siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/3996143?query=Rumland . "Hilfslehrer" war in Preußen und im Deutschen Reich bis 1918 die Amtsbezeichnung für probeweise auf einem höheren Dienstposten gesetzte Lehrer im Höheren Dienst, also nicht Assistenten, sondern quasi "Beamte zur Anstellung".
  159. Walter Dietrich: Prof. Wilhelm Rumland, Protektor des Schülerrudervereins am Wilhelmsgymnasium, gestorben 1920. In: "Der Schüler-Ruderverein 'Wannsee', sein Werden und Wirken." Im Auftrage des Vereins herausgegeben von Bernhard Haagen, Verlag des Wassersport, Berlin 1928, S. 82-84.
  160. "Die Yacht" 21/1906, S. 621.
  161. Walter Dietrich: Prof. Wilhelm Rumland, Protektor des Schülerrudervereins am Wilhelmsgymnasium, gestorben 1920. In: "Der Schüler-Ruderverein 'Wannsee', sein Werden und Wirken." Im Auftrage des Vereins herausgegeben von Bernhard Haagen, Verlag des Wassersport, Berlin 1928, S. 82-84. - Der Fehler beim Vornamen ("Wilhelm") lässt vermuten, dass man den Text Korrektur las, aber nicht die Überschrift besah. Der Biograph schenkt daher der Angabe "1919" als Todesjahr in der Festschrift "50 Jahre Schülerrudern" (von 1930) mehr Glauben.
  162. Erschienen unter dem Pseudonym Peter Panter in der "Weltbühne" 9/1925 (3.3. 1925), S. 315.
  163. "50 Jahre Schülerrudern", Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-31, Kunstdruck- und Verlagsbüro Kiel 1931, S. 247. Ein Nachruf war bisher nicht zu ermitteln, weil während des Ersten Weltkriegs und danach kaum noch Schuljahresberichte in Preußen gedruckt wurden. Verkündete Kultusminister August v. Trott zu Solz (oder gar der Kaiser?) im Dezember 1915 noch: "Der Anregung, von der Herausgabe gedruckter Jahresberichte für das Schuljahr 1914/15 abzusehen, vermag ich nicht zu entsprechen" (http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/3978185?query=Altena), sind für das Schuljahr 1515/16 und die folgenden nur noch verstreute Berichte einzelner Gymnasien überliefert - der Brauch war der Kriegswirtschaft zum Opfer gefallen. Erst weit nach 1923 sollten wieder einzelne preußische Gymnasien in unregelmäßigen Abständen Schuljahresberichte verfassen.
  164. z. B. hier http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5093478?query=Dreyling und dort http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5093502?query=Dreyling für das Schuljahr 1901-02.
  165. Zur Verwendung des Begriffs "genannt" siehe das Genealogie-Wiki: http://wiki-de.genealogy.net/Genannt . Ein Oberlehrer Dr. Dreyling wirkte im Schuljahr 1892-93 an der Gewerbeschule zu Barmen, siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/search/3860388?query=Dreyling ; das Lehrerlexikon der Gießener Elektronischen Bibliothek nennt für diesen Gustav jedoch 1864 als Geburtsjahr, so dass er nicht Alfreds Vater sein kann. Der gleich nachfolgend im Lehrerlexikon gelistete Philipp Dreyling war zur Geburt Alfred Dreylings zwar 25 Jahre alt, zeigt aber nirgends in der Biographie Hinweise auf eine Lebensstation in Köln, Barmen oder Elberfeld.
  166. Zu 1897 siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4594108?query=Dreyling , zu 1898 siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4594161?query=Dreyling , zu 1899 siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4594217?query=Dreyling , zu 1900 siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/4594349?query=Dreyling . Aus armen Verhältnissen kommend, setzte Dreyling wohl alles daran, das Abitur zu schaffen, denn in der Zeit wilhelminischen Standesdünkels sicherte ihm nur dessen Zeugnis einen Weg aus der Armut. "Das Abitur war als Bildungspatent Zugangsvoraussetzung wie Zugangsgarantie für öffentlich kontrollierte Ämter, für eine Beamtenlaufbahn und damit für einen eventuellen sozialen Aufstieg." (Erich Schön: Historische Ambivalenzen des Lesens. In: "Aus Politik und Zeitgeschichte" 12/2019, S. 15 ff.) Noch in der Bundesrepublik der 1950er Jahre war das Abitur nur etwa 5 % eines Geburtsjahrganges zugänglich.
  167. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5285400?query=Dreyling sowie http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5093502?query=Petack und http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/5093478?query=Petack . Dreyling war bei einem Personalengpass des Progymnasiums Kalk in die Lücke gesprungen, indem er schon eine Woche nach dem teilweisen Ausfall dreier Lehrer deren Französisch- und Deutschstundenpensum übernahm. Ungeachtet der Entlastung für die Schule sind solche lobenden Formeln in Schuljahresberichten eher selten und ungewöhnlich.
  168. Ein Einjährig-Freiwilliger oder "Einjähriger" war ein Gymnasiast, der sich nach bestandenem Abitur freiwillig zur Armee meldete. Während "gewöhnliche" 18-jährige für zwei Jahre einberufen wurden, beendete der Einjährig-Freiwillige seine Grundausbildung schon nach einem Jahr, um schneller ein Studium starten zu können. Die Einjährig-Freiwilligen-Berechtigung sparte Eltern wie Schülern Zeit und Geld. Dazu öffnete das "Einjährige" Schülern einfacher Herkunft, wenn sie den entsprechend guten Schulabschluss hatten, den Zugang zum gesellschaftlich geachteten Stand des Offiziers - im Preußen der Kaiserzeit "fing der Mensch erst beim Leutnant an" - den sie sonst nie erreicht hätten. "Ich glaube, dass es in Deutschland, sieht man vom Kaiser ab, traditionell nur zwei Autoritäten gab, nämlich das Militär und die Professorenschaft. Zwei Autoritäten, die sich, nebenbei bemerkt, gegenseitig nicht sonderlich gewogen waren." (Helmut Schmidt 2009 im Gespräch mit dem deutsch-amerikanischen Historiker Fritz Stern, in: "Unser Jahrhundert. Ein Gespräch", Verlag C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60132-3, S. 106.) Das "Einjährige", den Weg zu beiden Autoritäten bahnend, war den Gymnasiasten ein erstrebenswertes Ziel. Der Preis für den Aufstieg war die leise Herablassung höherer Kreise (so wie heute der Vergleich von Abitur mit "Abendschul-Abitur") und der Stand des Reserveoffiziers, der den Betreffenden jahrelang begleitete. Auch Dreyling wurde, wie die Schuljahresberichte bezeugen, mehrfach zu Manövern eingezogen.
  169. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/zoom/7468041?query=Dreyling
  170. Siehe dazu den Jahresbericht der Königlichen Oberrealschule zu St. Johann - Saarbrücken über das Schuljahr 1903-1904 von dem Direktor A. Maurer, S. 4, im Netz unter http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7126057?query=Dreyling .
  171. Siehe dazu S. 8 http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7126062?query=Dreyling und S. 9 http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7126063?query=Dreyling des Schuljahresberichtes 1903-04. Der Ruderclub Saar v. 1885 hatte sein Bootshaus damals in der Alleestraße 65, "oberhalb der Schleuse bei Einfahrt in die Stadt links ca. 30 m vom Ufer, Villenstil" ("Handbuch für Wanderruderer" 1910, S. 161).
  172. Siehe dazu "Ludwigsgymnasium Saarbrücken 1604-1979 – Erbe und Auftrag" (Festschrift zur 375-Jahr-Feier), hrsg. von Joachim Widera vom Schulverein des LG e.V., Saarbrücken 1979, und "400 Jahre Ludwigsgymnasium Saarbrücken. Kontinuität und Wandel" (Festschrift), hrsg. vom Ludwigsgymnasium, Saarbrücken 2004.
  173. Siehe dazu S. 12 http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7126066?query=Dreyling des Schuljahresberichtes 1903-04.
  174. Siehe dazu den Jahresbericht über das Ludwigs-Gymnasium und die Vorschule zu Saarbrücken für das Schuljahr 1905-1906 von dem Direktor Professor H. Neuber, im Netz unter http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/search/7096108?query=Dreyling.
  175. Siehe dazu den Jahresbericht über das Kgl. Ludwigs-Gymnasium und die Vorschule zu Saarbrücken für das Schuljahr 1907-1908 von dem Direktor Professor H. Neuber, S. 12, im Netz unter http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096219?query=Dreyling : "Am Rudern beteiligten sich 20 Schüler unter der Leitung des Professor Becker und des Oberlehrers Dreyling."
  176. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7126067?query=Dreyling
  177. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096187?query=Dreyling f.
  178. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096326?query=Dreyling. Ein Auslandsstipendium gewährte die preußische Schulverwaltung nicht jedem Lehrer, nicht einmal jedem Gymnasium. Die ehrfurchtsvolle Erwähnung in manchen Schuljahresberichten lässt annehmen, dass dies als besondere Auszeichnung galt.
  179. http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096228?query=Dreyling
  180. Zu den anonymen Autoren siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096494: "Außer einer Reihe von Ausflügen in die weitere Umgebung wurde in den Pfingstferien von einer Vierermannschaft mit 6 Schülern eine Wanderfahrt nach Bonn (365 km) unternommen, die 2 Teilnehmer, wie unten folgt, geschildert haben." Die Namen der Schüler sind nicht überliefert; Nachforschungen beim heutigen Ludwigsgymnasium Saarbrücken nach Mitgliederlisten oder Archivalien des alten Schulrudervereins, die den Bombenkrieg überstanden haben könnten, blieben erfolglos.
  181. So Hermann Hesse im Vorwort zum "Haus der Träume", einer gleichfalls durch den Kriegsausbruch unvollendet gebliebenen Dichtung.
  182. Zum Ruderverein siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096494 ; zum Schicksal Dreylings siehe http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096506 und http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ulbdsp/periodical/pageview/7096508 . Oberleutnant war der höchste Offiziersgrad, den ein Einjährig-Freiwilligen-Reservist erreichen konnte.
  183. Zitiert aus: Bernhard Kuhse, "Im Schülerboot nach dem Spreewalde. Pfingstfahrt des Rudervereins 'Kaiser Wilhelm'". Hermann Paetel Verlag Berlin-Wilmersdorf 1912, S. 11. Obwohl Schülerwanderrudern und Wandervogel verschiedene Grundlagen und Ziele hatten, gab es zwischen beiden Berührungspunkte. So war Studienrat Conradin Brinkmann aus Berlin (1873-1956), ein Lehrer am Zehlendorfer Gymnasium, nicht nur ab 1902 Protektor einer Zehlendorfer Wandervogelgruppe, sondern ab 1904 auch Mitglied (und später Protektor) der frisch gegründeten Rudervereinigung des Gymnasiums im Schülerbootshaus Wannsee. Es wäre reizvoll zu erfahren, wie der Sohn eines Komponisten, der nicht nur musisch war, sondern beim Wandern Geschichts- und Kulturwissen einfließen ließ, seine Schüler zu Ruderfahrten begeisterte. Siehe dazu Gerhard Ille und Günter Köhler (Hrsg.), "Der Wandervogel - Es begann in Steglitz", Stapp Verlag Berlin (West) 1987, ISBN 3-87776-9012, S. 19 f.
  184. Zitat aus dem Lebenslauf am Schluss seiner Dissertation 1886.
  185. Knut Kuhse: "'Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen.' Vom Schiffsjungen zum Professor. Eine Biographie meines Großvaters Bernhard", S. 7; Weinbergen 2016, erhältlich über den Autor Knut Kuhse, kuhsekemperETTfreenet.de .
  186. "Bromberger Tageblatt", 18. Jahrg., 6. September 1894, sowie den Jahresbericht 1894/95 des Königlichen Realgymnasiums zu Bromberg. Der "Sedantag" am 2. September wurde seit 1873 zu Ehren der Schlacht bei Sedan 1871, die den Sieg über Frankreich und die Proklamation des Deutschen Reiches ermöglichte, bis 1918 mit Schulfeiern und Sportfesten begangen - "der einzig populäre Nationalfeiertag, den es in Deutschland jemals gegeben hat" (Christian Graf von Krockow).
  187. Knut Kuhse: "'Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen.' Vom Schiffsjungen zum Professor. Eine Biographie meines Großvaters Bernhard", S. 77 und 79 f., sowie Victor Herold: "Niederschöneweide. Führer, Wege und Ziele des ältesten Verbandes", in: "50 Jahre Schülerrudern", Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-1931, Kunstdruck- und Verlagsbüro, Kiel 1931, S. 33-43.
  188. Bernhard Kuhse: Im Schülerboot nach dem Spreewalde. Pfingstfahrt des Rudervereins "Kaiser Wilhelm". Hermann Paetel Verlag Berlin-Wilmersdorf 1912, S. 12 ff.
  189. Zu den einzelnen Fahrten siehe ausführlich Knut Kuhse: "'Mit leichtem Beutel und fröhlichem Herzen.' Vom Schiffsjungen zum Professor. Eine Biographie meines Großvaters Bernhard", Weinbergen 2016.
  190. Bernhard Kuhse schreibt von "Lehrertöchtern", vermutlich seine eigenen. Angesichts dessen, dass man Jungen und Mädchen damals getrennt unterrichtete (erst 1930 wurden gemischte Klassen in vier Berliner Schulen "als Ausnahme" zugelassen), Angesichts dessen, daß man Jungen und Mädchen damals getrennt unterrichtete (erst 1930 wurden gemischte Klassen in vier Berliner Schulen "als Ausnahme" zugelassen), der Deutsche Ruderverband bis 1919 die Aufnahme von Frauen verweigerte und deutsche Frauen erst ab 1919 wählen gehen durften, muss seine Meinung "Wenn wir auch in Preußen noch nicht viel von der Koedukation wissen wollen, beim Rudern vertragen sich beide Geschlechter ganz gut zusammen" ein Skandal gewesen sein.
  191. Herold, Victor: Niederschöneweide. Führer, Wege und Ziele des ältesten Verbandes. In: "50 Jahre Schülerrudern", Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-1931, Kunstdruck- und Verlagsbüro, Kiel 1931, S. 33-43
  192. Die Aussage, er habe niemals einem Ruderverein angehört, tätigte Kuhse 1896, war aber dann lt. der Festschrift "30 Jahre Ruder-Club Frithjof in Wort und Bild" (1924) zwei Jahre später einer von zwei Beisitzern, von 1899 bis 1904 Erster Vorsitzender und ab 19.7. 1904 Ehrenmitglied des Bromberger Ruder-Clubs "Frithjof" (siehe Festschrift, S. 14 und S. 21). Vielen Dank an Susanne und Stefan Hacker, Rudersportsammlung Hacker, Berlin, für diesen freundlichen Hinweis.
  193. Klaus Schuhmann (Hrsg.): Christian Morgenstern - Ausgewählte Werke, Zweiter Band. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar 1985, S. 342
  194. Welches Taktieren und wieviel Arbeitsaufwand in dieser Stellung allein für die Geldbeschaffung nötig war, erhellt ein Artikel in "Die Yacht" 19/1907, S. 507, über "Die Berliner Stadtverordneten und das Schülerrudern".
  195. Herold, Victor: Niederschöneweide. Führer, Wege und Ziele des ältesten Verbandes. In: "50 Jahre Schülerrudern", Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-1931, Kunstdruck- und Verlagsbüro, Kiel 1931, S. 33-43. Welches Ansehen die Kurse und allgemein das Schülerrudern hatten, belegt "Die Yacht" 23/1907, S. 615, wonach "Seine Exzellenz der Herr Kultusminister persönlich dieser Schlussvorstellung beiwohnte". Die Auswirkung ließ nicht lange auf sich warten; in Heft 4/1909 registrierte "Die Yacht" (S. 99): "Propaganda für Schülerrudern. Der Kultusminister hat, wie aus Köln gemeldet wird, das Provinzschulkollegium in der Rheinprovinz angewiesen, in den höheren Lehranstalten der Provinz das Schülerrudern einzuführen. Der Oberlehrer Dr. Ottendorf aus Saarbrücken ist angewiesen worden, an den betreffenden höheren Lehranstalten der Rheinprovinz Vorträge mit Lichtbildern zu halten." Was andeutet, dass der Aufschwung des Schülerruderns um 1910 vielerorts nicht mehr, wie noch um 1890, "von unten" aus sich heraus, sondern auf Anweisung geschah.
  196. Hermann Wickenhagen berichtet im Nachruf im "Wassersport" 29/1917, S. 245 f., dass noch drei Tage vor seinem Tod unter Kuhses Federführung die Berliner Schülerregatta stattfand.
  197. Herold, Victor: Niederschöneweide. Führer, Wege und Ziele des ältesten Verbandes. In: "50 Jahre Schülerrudern", Festschrift des Preußischen Protektorenverbandes, Jahrbuch 1930-1931, Kunstdruck- und Verlagsbüro, Kiel 1931, S. 33-43.



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