Die richtige Ausrüstung für Kanu-Touristik-Fahrten (Henschke 1989)

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Inhaltsverzeichnis

Die richtige Ausrüstung für Kanu-Touristik-Fahrten


Für den Übungsleiter (II)


Vorbemerkung des Bearbeiters: Dieser Artikel entspricht dem Stand der Ausrüstung, wie er in den 80er Jahren verwendet wurde. Natürlich kann man auch damit fahren, aber Basketballschuhe, Gummihosen und Kentersocken in Wildwasserbooten sind z.B. heute nicht mehr gebräuchlich. Für die moderne Ausrüstung eines Kajaks bieten die Artikel der Kategorie:Outdoor/Ausrüstung viele Tips.


Zur Vermeidung von Unfällen und zum Schutze der Gesundheit ist es notwendig, dass jeder Kanu-Tourist entsprechend der geplanten Fahrstrecke, Gewässerart und Jahreszeit mit einer hinreichenden Ausrüstung versehen ist.


Allgemeine Ausrüstung

  • Persönliche Ausrüstung
    Während im Sommer bei Temperaturen über 20 Grad nur ein Sonnenschutz benötigt wird, ist schon bei Temperaturen darunter normale Kleidung, Pullover bzw. ein Trainingsanzug erforderlich. Nur reine Wolle garantiert auch bei Nässe einen guten Wärmeschutz. Zur weiteren Ausrüstung gehört unbedingt ein Regenanorak, und bei niedrigen Temperaturen ist auch eine Gummihose durchaus nicht überflüssig.
    Als Schuhe benutzt man am besten leichte, hohe Basketballschuhe, die auch bei eventuellen Kenterungen nicht verloren gehen. Ersatzkleidung, wasserdicht verpackt und sicher im Boot verstaut, sollte ebenfalls mitgeführt werden, wie auch Ausweispapiere, Kartenmaterial, Flussbeschreibungen u. ä. Mindestens ein Sportfreund der Gruppe sollte Verbandsmaterial im Boot mitführen.


  • Ausrüstung des Bootes
    Der verwendete Bootstyp muss sich nach der Art des Gewässers richten, das befahren werden soll, z. B. für Boddenfahrten der RZ 85 und der E 65, für Wildwasserfahrten der K I, C I, C II usw.
    Damit das Boot bei Kenterungen nicht sinken kann, ist es unbedingt mit Schwimmkörpern, Spitzenbeuteln u. ä. unsinkbar zu machen. Diese Schwimmkörper dürfen nicht zu klein sein. Sie sind sicher im Boot zu befestigen.
    Zum Boot gehört eine dichte und fest sitzende Spritzdecke. Sie soll sich einerseits bei der Durchfahrung von Schwallstrecken nicht von selbst lösen, anderseits muss sie im Fall einer Kenterung leichtes, schnelles und gefahrloses Aussteigen aus dem Boot sichern.
    Einige Sportfreunde der Gruppe sollten Ersatzpaddel mitführen. Das Mitnehmen von genügend Reparaturmaterial ist wichtig, sonst kann es geschehen, dass am nächsten größeren Hindernis die Fahrt schon zu Ende ist.
    Für Faltboote käme da etwas Nähzeug, Kielstreifen, Messer und zwei Kocher zum Schweißen, für Polyesterboote Klebeband oder entsprechendes Reparaturmaterial (Harz, Glasmatte usw.) infrage. Das Boot sollte mit einer festen und ausreichend langen Bootsleine versehen sein, di fest am Boot befestigt ist. Sie kann sich als äußerst wichtig bei der Befestigung des Bootes und beim Treideln erweisen. Zweckmäßig ist es, wenn sie auch am Heck des Bootes befestigt werden kann.


Ausrüstung bei Fahrten auf Wildwasser

  • Kleinflussfahrten, deren Schwierigkeiten in den engen Kurven, dem Busch- und Baumbestand und in den Strömungsverhältnissen liegen.
    Bei Fahrten auf kleinen, eventuell Hochwasser führenden Flüssen ist das Tragen eines Kopfschutzes (Sturzhelm) sehr zu empfehlen. Der Kopf ist dadurch gegen niedrige Äste, Brücken usw. ausreichend geschützt.
    Beim Tragen eines Regenanoraks sollte die Kapuze nach innen eingeschlagen sein, um ein Hängenbleiben an Ästen usw. zu vermeiden. Wenn kein Gummianzug getragen wird, ist Ersatzkleidung, wasserdicht verpackt, mitzunehmen.
  • Wildwasser
    Das verwendete Boot muss wildwasserfähig sein (K I, C I, C II, eventuell auch F I, möglichst GfP-Slalom). Das Boot sollte mit einer kräftigen Bootsleine, die günstigstenfalls am Heck des Bootes befestigt wird, ausgerüstet sein. Sie soll an ihrer Befestigungsstelle am Boot eine große Schlinge bilden, in die man mit der Hand gut hineinfassen kann. Wichtig an der Bootsleine ist ihr freies Ende, welches lose im Boot liegen soll und nur durch die Spritzdecke gehalten wird. So kann es im Falle einer Kenterung sofort wegschwimmen und ermöglicht die Bergung des Bootes von einem anderen Boot aus.
    Weit verbreitet ist auch das Anbringen von haltbaren Kenterschlaufen am Bug und Heck des Bootes. Hierbei das Anbringen von zusätzlichen Längsleinen empfohlen. Diese Längsleinen sind aber so zu spannen, dass beim Aussteigen nach Kenterungen nicht an ihnen bleibt.
    Vor allem bei Frühjahrsfahrten sollten wasserdichte oder Neoprenanzüge getragen werden. Außerdem ist wasserdicht verpackte Ersatzkleidung mitzuführen.
    Ab WW-Stufe III sollte ein Regenanorak in möglichst heller Farbe als Wärmeschutz getragen werden. Nie darf mit freiem Oberkörper gefahren werden, da das infolge der dabei unter Umständen auftretenden Unterkühlung lebensgefährlich sein kann.
    Das Tragen eines Schutzhelmes und einer Schwimmweste (ab WW-Stufe III) ist unbedingt erforderlich. Die Schwimmweste muss so beschaffen sein, dass sie beim Fahren nicht behindert. Entscheidend ist der Auftrieb der Schwimmweste. Der Gekenterte bleibt dadurch auch im bewusstlosen Zustand an der Wasseroberfläche. An den Füßen sind, wie bereits erwähnt, knöchelumschließende Basketballschuhe zu tragen.
    Die Gruppe sollte griffbereit im Boot ein oder zwei etwa 20 m lange Wurfleinen mit am Ende befestigten Schwimmkörpern mit sich führen.
    Das verwendete Paddel muss haltbar sein. Wichtig ist eine glatte Form. Die Enden sollten stabilisiert sein. Selbst geringe Aufbiegungen des Beschlages am Paddelende müssen beseitigt werden, sonst kann man zu leicht im verblockten Wildwasser an Hindernissen hängen bleiben und kentern bzw. aus dem Boot gezogen werden.
    Bei uns nicht weiter verbreitet, aber durchaus nützlich, kann die Verwendung eines Kentersackes sein. Das ist ein wasserdichter Gummisack, der so groß ist, dass man bequem in ihm sitzen kann. Er wird in die Sitzluke des Bootes eingelegt und am Süllrand festgemacht. Bei Kenterungen ins Boot eindringendes Wasser kann dadurch nicht weiter ins Bootsinnere. Das Boot behält seinen Auftrieb und ist leichter zu bergen. Dieser Kentersack muss im Boot so befestigt sein, dass er den Gekenterten nicht beim Aussteigen behindert. Er ist bei uns nur im Selbstbau erhältlich.


Zusätzliche Ausrüstung für das Befahren von großen Seen und bei Boddenfahrten (Minimalbedingungen)

Bei Boddenfahrten sollte nur der RZ 85 bzw. der E 65 verwendet werden. Der Kolibri ist dafür nicht geeignet.

Eine Schwimmweste ist mitzuführen. Es sei denn, man bewegt sich nur in der Nähe des Ufers. Eine Kopfbedeckung zum Schutz gegen starke Sonneneinstrahlung ist notwendig. Ebenfalls sollte eine Sonnenbrille mit UV -Schutz getragen werden. Kompass und Kartenmaterial gehören mit zur Ausrüstung.

Eine Rettungsleine, mit der Paddel und Fahrer mit dem Boot verbunden sind, ist zu empfehlen, damit vor allem bei einer Kenterung bei stürmischem Wetter ein Abtreiben verhindert wird. Trinkwasser und eine Notverpflegung sind ebenfalls immer mitzunehmen.

Näheres dazu in Heft 3/89.


Siehe auch:


Quelle

Dieser Artikel stammt von Uwe Henschke, Jena, und erschien in der Zeitschrift "Der Kanusport, Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Sport-Verbandes der Deutschen Demokratischen Republik", 36. Jahrgang Heft 2/1989, S. 4 f. Der Text wurde unverändert aus der Zeitschrift übertragen, lediglich die neue deutsche Rechtschreibung wurde berücksichtigt. Offenkundige Rechtschreibfehler wurden stillschweigend korrigiert.

Vielen Dank an Uwe Henschke für seine Genehmigung zur Veröffentlichung im Faltbootwiki.


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